EU: Müllverbrennung ist Erneuerbare Energie
Veröffentlicht am: 27. September 2020 / Update vom: 7. August 2021 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Eine Gruppe von NGOs und Unternehmen aus den Recycling-, Forst- und chemischen Industrien fordern das Verbrennen von nicht-recycelbarem Müll zur Energiegewinnung nicht mehr als Erneuerbare Energie anzusehen.
Aktuell herrscht Unverständnis über den derzeitigen Beschluss des Bundeskabinetts zum EEG-Entwurf (Solarbremse geplant). Denn 97 Prozent der Solarunternehmen warnen vor einem Rückgang der Solardach-Nachfrage.
Wieder einmal stehen kritische Zeiten für die Solarbranche bevor. Erst vor kurzem war das langwierige Drama um die Deckelung der Solarförderung beendet worden, packt ohne Not Peter Altmaier, der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, die nächste Keule aus.
Es sollen u.a. nur noch neu in Betrieb genommene Photovoltaikanlagen gefördert werden, wenn der erzeugte Strom ohne Eigenverbrauch direkt ins Netz gelangt. Die Logik dahinter: Jeder Krümel muss eingesammelt werden, damit man annähernd an das ambitionierte Zielt heranreicht: 55 Prozent CO2-Emissionen Einsparung durch Erneuerbare Energien.
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Es gibt aber einen weiteren Aspekt, der völlig aus dem Blickwinkel geraten ist: Die Müllverbrennung.
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Nicht erneuerbare Energie kann man nur einmal verwenden. Sie ist begrenzt vorhanden und nicht beliebig verfügbar. Dazu gehört auch die Atomkraft. Für die Atomkraftwerke wird angereichertes Uran benötigt, das erst industriell hergestellt werden muss. Als Abfallprodukt fällt abgereichertes Uran an. Was mit diesem und mit den bei der Kernspaltung verursachten Spaltprodukte, sprich hochgiftiger radioaktiver Abfall, passiert, ist ein anderes Thema. Dagegen wiederum verursachen fossile Energieträger die Umweltverschmutzung und die Klimaerwärmung durch Freisetzung der Treibhausgase.
Bis dahin ist alles logisch nachvollziehbar: Erneuerbare Energie ist beliebig verfügbar und schaden nicht der Umwelt.
Aus welchen Gründen auch immer ist das beim Thema Müllverbrennung anders.
So schreibt EURACTIV: „Eine Gruppe von NGOs und Unternehmen aus den Recycling-, Forst- und chemischen Industrien hat die europäischen Gesetzgeber in einem Brief aufgefordert, das Verbrennen von nicht-recycelbarem Müll zur Energiegewinnung nicht mehr als ‚erneuerbare‘ Energie anzusehen.“
Des Weiteren exportiert Deutschland Kunststoffmüll ins Ausland, in „nachweislich“ zertifizierten Anlagen für Recycling. Somit kann dieser Müll in die Berechnung der Recyclingquoten integriert werden.
Die Nachweis- und Kontrollsysteme sind nicht mit dem Standard zu vergleichen, wie wir es bei uns in Deutschland anwenden. Das betrifft auch die Recycling-Infrastruktur der Zielländer. Es ist nach unseren Verhältnissen und Anspruch oftmals mangelhaft, darüber wird aber geflissentlich hinweggesehen. Tatsächlich wird nur ein Teil der Abfälle recycelt.
Vieles ist Augenwischerei und die Mär vom Green Deal der EU hat eine dunkle Seite.
Was bei uns nicht verbrannt wird, geht ins Ausland. Seit 2000 hat sich die Menge der verbrannten Abfälle in Deutschland vervierfacht.
Müllverbrennung in Deutschland
In Deutschland sind die Anlagen teilweise entsprechend der Besiedlungsdichte verteilt. Ein Teil von industriellen Abfällen und von Siedlungsabfall muss jedoch über weitere Strecken transportiert werden. Eine Übersichtskarte mit Basisdaten der meisten Anlagen findet sich bei der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland e. V.
Da bei der Verbrennung des Mülls nicht bekannt ist, welche Inhaltsstoffe in welchen Mengen zu einem bestimmten Zeitpunkt verbrannt werden (kritisch sind beispielsweise PVC, Batterien und elektronische Bauteile, Lacke etc.), variiert die Zusammensetzung des Rauchgases und der Asche. Bei der Verbrennung entstehen neben Kohlendioxid und Wasser auch Kohlenmonoxid, Schwefeloxide, Stickoxide, aber auch Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) und Fluorwasserstoff (Flusssäure) sowie Quecksilber und schwermetallhaltige Stäube. In sehr geringen Konzentrationen entstehen auch hochtoxische Stoffe wie polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane.
In der Vergangenheit wurde für die Ausbreitung der letztgenannten Stoffe in der Umwelt die Müllverbrennung ursächlich verantwortlich gemacht, jedoch teilte das Bundesumweltministerium in einer Pressemeldung 2005 mit, dass diese Aussage nicht mehr aktuell sei („Kamen 1990 ein Drittel aller Dioxinemissionen aus Müllverbrennungsanlagen, waren es im Jahr 2000 weniger als 1 %“).
- Allerdings wurde Kritik an dieser Sichtweise laut, weil die Abgasmessungen an Müllverbrennungsanlagen angeblich einen systematischen Fehler machen: Dioxin ist hydrophob, und da viel Wasserdampf in den Abgasen enthalten ist, drängen sich die Dioxinmoleküle an die mit ausgestoßenen Staubpartikel. Gemessen werde allerdings nur die Dioxinkonzentration in der Luft. Dem wurde entgegengesetzt, dass die Schadstoffe gemessen würden, indem regelmäßig Rauchgasproben mitsamt allen Partikeln ausgeschleust und dann die enthaltenen Stoffe bestimmt werden.
Die genaue Zahl und Vielfalt der in der Müllverbrennung entstehenden und von ihren freigesetzten Schadstoffen ist so oder so tatsächlich nicht bekannt. Grenzwerte gibt es lediglich für 40 bekannte luftgetragene Schadstoffe. Die Gefahr liegt darin, dass bei der Verbrennung von Müll sehr viele verschiedene Stoffe vorhanden sind. Aufgrund der Vielzahl der Stoffe kann die Gefährlichkeit einzelner nur im Spurenbereich auftretender Verbindungen kaum ermittelt werden
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Müllexport nach China
Man ist geneigt zu sagen: Die Quote muss stimmen. Einerseits zeigen wir mit dem Finger auf China, es würde die Umwelt ohne Rücksicht verschmutzen, andererseits verschifften wir unseren Müll exorbitant ohne Scham dorthin, auch wenn es hauptsächlich Industriemüll war. War?
Lange Zeit war China der größte Importeur von Kunststoffabfällen, bis es Ende Dezember 2017 einen Einfuhrstopp verhängte.
Malaysia neue Drehscheibe für Kunststoffabfälle nach Marktaustritt Chinas
Nach dem Stopp durch China waren schnell neue Müll-Handelswege gefunden. Malaysia entwickelte sich nach Chinas Entscheidung, die Einfuhr von Kunststoffabfällen Anfang 2018 zu verbieten, zu einer neuen wichtigen Drehscheibe für die Einfuhr von Kunststoffabfällen. Die vier größten Exporteure von Kunststoffabfällen, Deutschland, Großbritannien, die USA und Japan, verschifften insgesamt etwa 650.000 Tonnen in den nur 330.000 Quadratkilometer großen südostasiatischen Staat.
Auf die vier größten Exporteure entfielen laut der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen rund 50 Prozent der weltweiten Exporte von Kunststoffabfällen im Jahr 2018. Nur etwa 240.000 Tonnen landeten in China und Hongkong, da die Importe schrittweise eingestellt wurden. Andere asiatische Länder, darunter Indien, Thailand, Vietnam und Indonesien, waren ebenfalls beliebte Exportziele, kamen aber nicht annähernd an die Zahlen Malaysias heran. Viele chinesische Recyclingbetriebe verlegten ihren Betrieb in das Land, das laut der South China Morning Post eine beträchtliche chinesischsprachige Bevölkerung hat. Der Handel mit Kunststoffabfällen ist weltweit sehr vielfältig, wobei die großen Exporteure eine Vielzahl verschiedener Partner in Industrie- und Entwicklungsländern nutzen.
Die Käufer von Kunststoffabfällen verarbeiten das Material in der Regel zu Pellets, die dann an die Hersteller weiterverkauft und wieder zu Kunststoffprodukten verarbeitet werden können. Leider verbrennen Verarbeitungsbetriebe oft minderwertige Kunststoffe, die sie nicht verwenden können, wodurch Giftstoffe in die Luft freigesetzt werden. In anderen Fällen deponierten rücksichtslose Unternehmen die Kunststoffabfälle illegal, wie die Süddeutsche Zeitung im malaysischen Bezirk Jenjarom beobachtet hat. So berichten die Bewohner aus Malaysia über wachsende Müllberge und giftigen Dämpfen.
Südkoreas Abfall-Dilemma
Auch andere asiatische Länder, wie z.B. Südkorea sind sehr wohl bestrebt, die Müllverbrennung zu reduzieren, die eine gängige Methode der Energieerzeugung im Lande ist.
Die Regierung in Südkorea verschärfte 2017 die Vorschriften zur Luftverschmutzung, um den Smog zu reduzieren, was auch die Müllverbrennungsanlagen betraf. Ihre Zahl sank von 611 im Jahr 2011 auf 395 im Jahr 2018. Südkorea versucht, die problematische Müllverbrennung bis 2035 auf 30 Prozent der erneuerbaren Energien zu reduzieren, so dass der Sektor der Erneuerbaren Energien seinen Titel auch verdient.
Windenergie, Photovoltaik und thermische Energie sollen eine größere Rolle spielen.
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Ursprünglich wurde überschüssiger Müll nach China exportiert, aber da China wie oben bereits erwähnt, die Vorschriften für den Import von ausländischem Abfall verschärft hat, kann der Müll aus Südkorea da auch nicht mehr hin. Das machte illegale und halb-illegale Deponien populär, die zu gegebener Zeit „spontan“ in Flammen aufgehen.
Was ist der Green Deal von Ursula von der Leyen noch wert?
Es ist entlarvend, mit was für einer Doppelmoral unsere Regierenden in der EU sich positionieren. Es ist nicht alles grün, was glänzt. Es hat nicht mal im Ansatz den Wert. Der Green Deal eine Farce?
Natürlich wäre es jetzt zu einfach, mit dem Finger auf unsere Politiker zu zeigen. Wir alle stecken mit im Boot und wir alle sind Verursacher dieser Entwicklung. Wir müssen mit der Selbst-Lüge aufhören, der Schönrechnerei, der Arroganz, ein besseres Umweltbewusstsein zu haben als andere.
Aber immerhin. Es hat ein Umdenken stattgefunden. Nur sollten wir ehrlicher und demütiger zu uns selbst sein.
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Welche Länder exportieren und importieren Kunststoffabfälle?
Der globale Kampf darüber, wer mit dem Abfall der Welt umgehen soll, tobt weiter. Nachdem China den Import von Kunststoffabfällen verboten hat, haben andere asiatische Länder in den Sektor expandiert, der das inhärente Risiko der Luft-, Land- und Meeresverschmutzung birgt.
Während das Recycling von ausländischem Plastikabfall lukrativ sein kann, haben mangelnde Vorschriften und Aufsicht in den Empfängerländern eine Vielzahl von Problemen verursacht. Nachdem China einen Rückzieher gemacht hatte, wurden Vietnam und Malaysia zu einigen der größten Importeure von Kunststoffabfällen in Asien, während die Türkei auch als Nettoimporteur von europäischen Kunststoffabfällen auf der Bildfläche erschien. Die meisten Kunststoffe, die in Asien ankommen, werden über Hongkong geleitet.
Experten gehen davon aus, dass sich die Ströme von Kunststoffabfällen, die aus den Industrienationen exportiert werden, weiter in Länder verlagern werden, in denen es (noch) keine Regulierung gibt. Der größte Teil der Kunststoffabfälle stammt aus Ländern wie Japan, den Vereinigten Staaten und Deutschland, die 2019 die größten Nettoexporteure von Kunststoffabfällen und -abfällen waren. Nach Daten, die von der UN Comtrade-Plattform abgerufen wurden, hat Japan im vergangenen Jahr mehr als 550.000 Tonnen ins Ausland verbracht, während es fast keine ausländischen Kunststoffabfälle importierte, was zu Nettoexporten von rund 530.000 Tonnen führte. Deutschland war für einen Nettoexport von 413.000 Tonnen verantwortlich, während die USA mehr als 317.000 Tonnen einführten.
Kunststoffrecycling hat noch einen langen Weg vor sich
Das Zentrums für internationales Umweltrecht hat 2019 die Umweltauswirkungen der Kunststoffproduktion und -verbrennung untersucht. Es kam zu dem Ergebnis, dass der Lebenszyklus von Kunststoffen der Atmosphäre in diesem Jahr 850 Millionen Tonnen Treibhausgase zufügen wird, was den Emissionen von 189 500 Megawatt-Kohlekraftwerken entspricht. Die Emissionen aus Kunststoff bedrohen die Weltgemeinschaft, ihre Kohlenstoffemissionsziele zu erreichen. Die Untersuchung verfolgte auch den Weg der Kunststoffabfälle und stellte fest, dass nur 9 Prozent aller Kunststoffe, die seit 1950 in den USA weggeworfen wurden, recycelt wurden, während 12 Prozent verbrannt wurden.
Der Kunststoff, der in unseren Ozeanen schwimmt, unsere Kanäle verstopft und auf unseren Bürgersteigen herumliegt, erhält zu Recht die meiste Aufmerksamkeit von Aktivisten, aber sein Schicksal im Abfallbeseitigungssystem wird oft übersehen. Die folgende Grafik zeigt die Gesamtmenge an Plastik, die seit den 60er Jahren jährlich erzeugt wird, und was mit ihm geschieht, wenn es in den Müll gelangt. Wenn man bedenkt, wie wenig über die Jahre hinweg recycelt wurde, überrascht es wenig, dass der größte Teil davon auf der Deponie landet. Im Jahr 2015 wurden in den USA 34,5 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle erzeugt und 26 Millionen Tonnen deponiert. 5,4 Millionen Tonnen wurden zur Energiegewinnung verbrannt, während nur 3,1 Millionen Tonnen recycelt wurden.
Warum wird angesichts des Ausmaßes der globalen Aktivitäten gegen Plastik so wenig davon recycelt? Kunststoffverpackungen sind bekanntermaßen schwer zu recyceln, und sie machen 40 Prozent der Gesamtproduktion von Kunststoffprodukten aus. Selbst wenn Kunststoff wiederverwertet werden kann, umfasst der Prozess in der Regel viele Schritte, die eine getrennte Sammlung, Langstreckentransport, Verarbeitung und erneute Herstellung erfordern. Das führt dann zu hohen Kosten und einem geringen Wert des recycelten Produkts, was bedeutet, dass das Verfahren selten rentabel ist und großzügige staatliche Subventionen benötigt. Eine Unmenge an Plastik wird falsch gehandhabt, hauptsächlich durch Umweltverschmutzung und offener Verbrennung. Obwohl die Missmanagementrate in den USA im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern relativ niedrig ist, gilt sie immer noch ebenso als einer der Hauptverantwortlichen für die Meeresverschmutzung.
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