Verschärfung der Klimaziele – bis 2030 um 55 Prozent
Veröffentlicht am: 16. September 2020 / Update vom: 27. Februar 2021 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Bisher waren 40 % das offizielle Ziel, die Treibhausgase der Europäischen Union bis 2030 zu senken. Nun die angekündigte Verschärfung. Das neue EU-Klimaziel legte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihre Rede zur Lage der Europäischen Union in Brüssel vor.
55 Prozent CO2-Emissionen sollen nun bis zum Jahr 2030 eingespart werden. Dieses Ziel sei „ehrgeizig, aber machbar“, so Ursula von der Leyen.
Sie fordert, die Treibhausgase der Europäischen Union bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu bringen. Die drastische Verschärfung des EU-Klimaziels schlug von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union in Brüssel vor.
Die Verschärfung soll helfen, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten und die gefährliche Überhitzung der Erde zu stoppen. Das neue Ziel muss aber in den nächsten Wochen noch mit dem EU-Parlament und den EU-Staaten geklärt werden.
Bei der Klimapolitik ist in Deutschland zwischen den Maßnahmen des Bundes, der Länder und den Kommunen zu unterscheiden.
Deutschland hat sich verpflichtet, den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 zu senken, bis 2030 um 55 %, bis 2040 um 70 % und bis 2050 um 80 % bis 95 %.
Dieses Ziel wird jedoch allen Prognosen zufolge verfehlt, soweit nicht größere politische Anstrengungen unternommen werden. In einer Metaanalyse von elf Studien stellte das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (2015) fest, dass bei Fortsetzung des bisherigen Trends bis 2020 nur eine Senkung um 33 % bis 34 % erreicht werden würde. Auch ein Allianz-SE-Report (2016) sowie eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin (2016) bestätigten, dass Deutschland seine Klimaziele verfehlen wird. Grund sei der zu langsame Ausbau der erneuerbaren Energien.
Kann Deutschland sein Klimaziel für 2020 noch halten? Das Umweltbundesamt hatte im März seinen Klimaschutzbericht 2019 vorgelegt. Laut der vorläufigen Bilanz konnte die Bundesrepublik ihre Treibhausgasemissionen 2019 um rund 54 Millionen Tonnen – 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr – senken. Grund dafür war vor allem ein Rückgang der Emissionen in der Energiewirtschaft durch den Abbau von Kohlekraftwerken und den Ausbau von alternativen Energiequellen. Das Ziel, die Emissionen in diesem Jahr auf 751 Millionen Tonnen CO²-Äquivalente zu reduzieren, rückte dadurch plötzlich doch noch in greifbare Nähe.
Um die Erderwärmung nicht höher als 1,5 Grad zu halten, was bereits drastische Auswirkungen für die Umwelt hätte, müsste Deutschland jedoch bis 2035 klimaneutral werden. Der Ausbau der Windkraft war in letzter Zeit ins Stocken geraten, zudem steht die Bundesregierung in der Kritik, noch immer viel zu wenig gegen den Klimawandel zu unternehmen.
Ausgerechnet durch COVID-19 könnte sich das ändern: Durch die Lahmlegung des öffentlichen Lebens während des Corona Lockdowns nahmen Verkehr und Industrieproduktion ab, weniger CO2 wurde freigesetzt.
Den größten Anteil an den Emissionen in Deutschland verursacht weiterhin die Energiewirtschaft, vor allem durch die Kohle-Verbrennung. Die Industrie verursacht den zweitgrößten Anteil, gefolgt vom Verkehrssektor und der Landwirtschaft.
Passend dazu:
Am 11. Dezember 2019 wurde mit dem European Green Deal (Europäischer Grüner Deal) von der Europäischen Kommission unter Ursula von der Leyen ein Konzept vorgestellt mit dem Ziel, bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. Europa soll als erster Kontinent klimaneutral werden.
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