Schnelligkeit und Flexibilität sind die Taktgeber
Die Logistik kommt nicht zur Ruhe. Eine Herausforderung jagt die andere. Lageroptimierung, Prozessbeschleunigung, Kosteneffizienz, CO2-Reduktion, Automatisierung und Wettbewerbsdruck. Treiber dieser Entwicklung sind der E-Commerce und Amazon. Amazon ist nicht nur einer der größten Online-Händler der Welt, er ist auch Treiber und Innovator vieler technischer Neuerungen, die es ohne Amazon heute noch nicht geben würde. Der Weg vom Online-Buchhändler im Jahre 1994 bis heute zum E-Commerce-Giganten ist atemberaubend.
Die Frage ist nur, wann die nächste Ebene, das Plateau, erreicht sein wird, wo sich die Dinge konsolidieren und man sich der Entwicklung angemessen korrigieren kann?
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Giganten wie Amazon scheinen den Markt überrollt zu haben und keine Chance für den Wettbewerb zu lassen. Ausgerechnet die Corona-Pandemie bescherte den Großen der E-Commerce Branche einen Marktzuwachs, während andere mit heftigen Einbußen zu kämpfen haben und momentan desillusioniert in die Zukunft schauen. Die Logistik bzw. Intralogistik hat ihr Bestmögliches getan, aber gegen die Restriktionen und pandemiebedingte Zwangsschließungen ist auch sie machtlos, wenn der stationäre Verkauf ausfällt.
Während die einen ihre Kapazitäten zurückfahren, indem sie Schließungen und Personalabbau planen, bauen auf der anderen Seite die Gewinner der Pandemie ihre Marktanteile aus. Bereits 2018 wurden lt. Analysten 68 % des Umsatzes im gesamten deutschen E-Commerce Markt über Amazon Marketplace und Amazon Vendor umgesetzt.
Media Markt, das Schreckensgespenst der Radio-Fernseh-Händler von einst
Im Jahr 1979 eröffnete in München der erste Media Markt. Media Markt expandierte schnell. Das Geschäftsmodell war einfach wie simpel: großflächige Fachmärkte mit einem breiten und stets aktuellen Sortiment zu Dauertiefpreisen unter Berücksichtigung regionaler Nachfrage.
Das zwang viele kleinere Radio-Fernseh-Fachhändler zur Aufgabe, die preislich und mit den Leistungsangeboten von Media Markt nicht mithalten konnten. Viele Geschäfte verschwanden über die Jahre aus dem Stadtbild.
Es schien, als konnte Media Markt aus den vollen Schöpfen. Ähnlich wie bei Amazon heute, nur dass es damals noch kein Internet gab, waren zu den Anfängen der 90’er alle topaktuellen Produkte nahezu immer vorrätig und konnten gleich mitgenommen werden, während der einfache Radio-Fernseh-Fachhändler die Ware erst bestellen musste. Meist umständlich über den Großhandel oder das Partner-Vertriebsnetzwerk.
Der Erfolg ist vor allem auf die logistische Modernisierung der Warenbereitstellung zurückzuführen. Die Frage war nicht mehr, ob die Ware überhaupt vorrätig und lieferbar ist. Es waren die Anfänge, wie schnell und flexibel die Logistik auf regionale und lokale Nachfrage reagieren konnte. Denn das war zum damaligen Zeitpunkt die große Stärke von Media Markt.
Schnelligkeit und Flexibilität sollten die Richtungsweiser der Zukunft werden und bleiben.
Mit der schier unendlichen Auswahlmöglichkeit und Schnelligkeit aus dem Internet kann nun ausgerechnet Media Markt Saturn mit seinem stationären Handel auf großer Fläche nicht mehr mithalten. Er macht in allen Warengruppen weniger Umsatz. Ein Experte zeichnet eine düstere Prognose, wenn Media Markt Saturn nicht entscheidend in die Entwicklung eingreift.
Denn Media Markt hatte völlig übersehen, dass mit dem Internet und E-Commerce etwas Neues auf dem Markt auftauchte, das schneller und effizienter war als seine bisherigen Bemühungen. Der einstige Online-Buchhändler Amazon startete 1994 und zeigte, wie es geht.
Ein anderes Paradebeispiel über die Vermessenheit, was Schnelligkeit und Flexibilität angeht: „Wir sollten uns keine Sorgen machen. Sowohl qualitativ als auch preislich steht die digitale Fotografie mindestens für zehn, zwanzig Jahre nicht in direkter Konkurrenz zu der klassischen.“ 9 Jahre nach dieser Aussage ist AGFA 2005 zahlungsunfähig. Nur der Markenname lebt noch weiter.
Analysten sehen heute Amazon im deutschen E-Commerce Markt bereits bei einem Marktanteil von 68 %. Tendenz steigend.
Laut Prognosen soll der Anteil des E-Commerce am Einzelhandelsumsatz bis 2024 bei 15 % liegen. Das Rennen um die Zukunft des Marktes und des Einzelhandels hat also erst begonnen, auch wenn auf dem ersten Blick Amazon unaufholbar auf Platz 1 zu stehen scheint.
Denn bis in absehbarer Zeit ist Amazon weiterhin von der logistischen Infrastruktur Dritter abhängig. So wie auch der gesamte E-Commerce Bereich in Deutschland.
Je tiefer es in den regionalen und lokalen Markt geht, umso unflexibler werden überregionale Logistizentren. Sowohl Zentrallager wie bei Amazon oder Fulfillment-Dienstleister. Aktuell hat Amazon 11 Logistikzentren in Deutschland.
Media Markt + Saturn wiederum haben über 425 Märkte in Deutschland regional verteilt.
Auch wenn ein direkter Vergleich schwierig ist, so ist ersichtlich, dass der eine etwas hat, was dem anderen fehlt: Logistische Breite sowie E-Commerce.
Um Schnelligkeit und Flexibilität steigern zu können, ist eine gute logistische Infrastruktur (regional & lokal) in die Tiefe sowie ein gut aufgestellter E-Commerce Grundvoraussetzung.
Darüber hinaus stehen 11.235 Aldi Filialen (Nord & Süd), 3.300 REWE Märkte, 3.200 LIDL Märkte, 4.273 Netto Märkte, 2.200 Rossmann Filialen, über 800 Müller Filialen, 410 Expert Elektrofachhandel Standorte, um nur ein paar Beispiele zu nennen, den 11 Amazon Logistikzentren in Deutschland gegenüber.
Schnelligkeit und Flexibilität sind die Taktgeber
Schnelligkeit
Die vorrätig lagernde Ware muss näher beim Kunden sein. Je näher z.B. in der Stadt, desto schneller ist eine Anlieferung möglich. Same-Day-Delivery oder sogar Sofortlieferung per Fahrradkurier.
Flexibilität
Ware auf Abholung, rund um die Uhr. Abholung bzw. Lieferung zu jeder Zeit und vieles mehr sind die logischen Schlussfolgerungen. Die Beschränkung des Warensortiments, wie man es bisher von den Tankstellen her kennt, fallen somit weg.
E-Commerce
Vorbestellung, Mobilbestellung, flexibler Warenkauf und Bezahlung, in Kombination mit den unter Flexibilität genannten Punkten.
Automatisierung
Schnelligkeit und Flexibilität gehen mit hohen Kosten für Lager und Logistik einher. Die weitgehende Kostenreduktion ist nur über die Automatisierung der Lagerung, Verwaltung und Verteilung der Ware möglich.
Autonomisierung
CO2 Reduktion durch autonome Stromversorgung ist ein weiterer Punkt, welche die Logistik in ihre Planung miteinbeziehen muss. Vor allem Photovoltaik-Anlagen werden als die günstigste Alternative angesehen. Wer nicht rechtzeitig plant und investiert, wird mit zusätzlichen Kosten, wie z.B. Steuer für nicht erneuerbare Energien, rechnen müssen.
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Sind Micro-Hubs die Lösung?
Micro-Hubs werden eine Schlüsselrolle im Bereich Zukunftsmarkt und Smart Cities zugeschrieben. Überhaupt alles, was in Zusammenhang mit Smart steht, sei es Smart Factory, Smart Grid und andere. Es behandelt das Zukunftsthema, wie wir zukünftig mit den Ressourcen unserer Erde und mit uns selbst umgehen. Industrie 4.0, Internet of Things, Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz sind hier Teile von einem Ganzen.
Bei Smart City geht es um die Umsetzung digitaler Technologien im urbanen Raum, welche die Vernetzung von Verwaltung, Versorgern, Haushalten, Unternehmen und kommunalen Einrichtungen bestmöglich und energieeffizient umsetzt.
Den Micro-Hubs werden hier großes Potenzial zugetraut, weil hier die Versorgung der Menschen im urbanen Raum mit materiellen Gütern hierüber am effizientesten gebündelt werden können. Vor allem durch die kurzen Versorgungswege ist eine energieeffiziente und umweltschonende Verteilung dank digitaler Prozesse möglich.
Nicht der Mensch zur Ware, sondern optional die Ware zum Menschen lässt eine optimale logistische Verteilung organisieren. Wie die Ware letztlich beim Kunden (Last Mile) ankommt, ist sekundär. Es sollen nicht wie seit Jahrzehnten üblich, z.B. durch ein völlig überdimensioniertes Auto für einen kleinen Einkauf Energie-Ressourcen missbraucht werden.
Was ist überhaupt ein Hub? Und was ist ein Micro-Hub?
Hubs werden im Transportwesen und in der Informationstechnik benutzt. Allgemein ist damit gemeint, dass die Verbindung zwischen zwei Endknoten A und B nicht direkt, sondern über einen Zentralknoten Z geführt wird.
Hub kommt aus dem Englischen und bedeutet Drehscheibe oder zentraler Anlaufpunkt. Eingedeutscht: Hauptumschlagbasis.
Es gibt verschiedene Transport- und Vernetzungsmöglichkeiten
- Beim Point to Point (Direktverbindung) System muss das Transportvolumen groß genug sein, um einen direkten Transport zu ermöglichen.
- Das Liner- (auch Pendel- oder Linien-) System ist eine klassische Art der Bündelung von Ladung. Geeignet für maritime und kontinentale Warenströme.
- Unter Hub and Spoke versteht man im Transportwesen eine sternförmige Anordnung von Transportwegen, wobei diese alle auf einen beziehungsweise von einem zentralen Knotenpunkt in alle Himmelsrichtungen verlaufen, um die Fläche bedienen zu können (Sterntopologie).Von Bedeutung ist dieses System bei fast allen Verkehrsmitteln:Straßengüterverkehr bei allen Sammelgutspeditionsunternehmen, um in Deutschland einen 24-h- und europaweit einen 48-h-Transport (Sammelgutverkehr) anbieten zu können.Ein weiteres Anwendungsgebiet stellen Paketdienstleister dar. Hierbei werden die im Nebenlauf in den Depots eingesammelten Pakete im sogenannten Hauptlauf konsolidiert und über einen Hub umgeschlagen. Die Speichen (Spoke) stellen somit die Verbindungen des Hubs zu den Depots dar. Meist findet man aber eine Mischform der beiden Netzwerkalternativen vor, Depots mit einer hohen wechselseitigen Beziehung durch ein hohes Paketaufkommen zwischen den beiden werden meist durch Point-to-Point Verbindungen, auch Direktverkehre genannt, miteinander verbunden. Über den Hub laufen vor allem jene Pakete, deren Absender- oder Empfängerdepots keine kompletten Lkw-Ladungen ausmachen.Overnight-Service der Stadtkurierdienste: Seit Wegfall des Termindienstangebots der Deutschen Bundesbahn 1990 organisieren sich seitdem regionale Stadtkurierdienste in verschiedenen Kooperationen (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kurierdienste, Ilonex, KEP AG, OPS, GO!) und betreiben zentral in Deutschland nähe Bad Hersfeld jeweils ihren Zentralumschlag (HUB). Sie profitieren dabei von den schnellen „Sprinter“-Kleintransportern und dem deutschen Autobahnnetz (Spoke/Speichen).Auch Systeme mit mehreren Hubs, die untereinander wieder mittels Direktverkehren verbunden sind, sind möglich. Ein Beispiel hierfür ist das Netzwerk von GLS Germany. Das Unternehmen bezeichnet die Hubs als „zentrale Umschlagspunkte“ (ZUP).
- Micro-Hubs stellen eine Erweiterung bzw. Ergänzung der bisherigen Hub and Spoke Variante und Mischform mit der Point-to-Point Verbindung.Genaugenommen stellen Micro-Hubs einen Mini- bzw. Micro-Pufferlager des Hub and Spoke Netzwerkes dar, dessen Schwerpunkt nicht in der optimalen Zwischenlagerung der Waren liegt, sondern in den vielfältigen digitalen wie physikalischen Schnittstellen zum Endverbraucher: Es ist die fehlende Komponente und Lösung der „Last Mile“ Hürde.
Micro-Hub
Ein Micro-Hub ist der nächste logischer Schritt in der Entwicklung und Optimierung logistischer Prozesse. Es schließt die Etappe von der Verschmelzung von Online und Offline ab, hin zum Unified Commerce.
Die technische Umsetzung solcher Micro-Hubs stellen heute kein Problem dar. Einen solchen Micro-Hub hat Daifuku schon als Autonomes Retail System (ARS) für E-Mart, das größte Einzelhandelsunternehmen in Südkorea, bereitgestellt.
Mehr dazu hier:
Generell sind uns die Japaner in dieser Entwicklung einige Schritte voraus, was nicht von ungefähr kommt, denn die japanische Gesellschaft gilt schon mit knapp 92 % der Gesamtbevölkerung als urbanisiert!
Passend dazu:
Die Voraussetzungen für Micro-Hubs sind in Deutschland bereits gegeben!
Die Umwandlung der Zentrallager von Einzelhandelsunternehmen oder Logistikzentren in Micro-Hubs wäre ohne große Probleme möglich. Für den Anfang genügt auch nur einen Teilbereich für das Micro-Fulfillment auszubauen und über Skalierung-Lösungen an den Markt anzupassen. So können zum Beispiel auch bestehende Lebensmittelketten in Micro-Hubs umgewandelt bzw. ein Teilbereich davon als Micro-Fulfillment Lösung umgebaut werden.
Mehr dazu hier:
Epilog
Um an die Geschichte mit Media Markt anzuknüpfen: Kommen jetzt wieder die „kleinen“ Elektromärkte als „Elektro-Microhubs“ zurück in die Städte, die einst wegen Media Markt aufgeben mussten? Erscheint aus diesem Blickwinkel die Renaissance der Innenstädte möglich zur Entlastung der benötigen Grün- bzw. Brachflächen außerhalb der Städte, die bisher für Logistik- und Industriezentren verbaut wurden? Ist mit den Micro-Hubs eine verkehrspolitische Beruhigung der Innenstädte wie Autobahnen möglich?
„Jein“, denn es ist ein sehr komplexes Thema und wir werden noch sehr viel Lehrgeld dafür bezahlen. Es ist aber ein machbares Konzept, wo bisher viele Städteplaner schier verzweifelten.
Wenn wir den Markt der 90’er Jahre mit heute vergleichen, so hat sich in den letzten 30 Jahren wahnsinnig viel verändert. Wir können davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahrzehnten ebenso sein wird. Die Welt ist in ständiger Bewegung und wir haben machbare Lösungen in unserer Hand.
Xpert.Plus – Ihr Beratungspartner für Micro-hub Lagersysteme und Lösungen: Smarte voll-automatisierte Kleinteilelager wie Hochregallager mit Industrie 4.0 – IoT Technologie
Xpert.Plus ist ein Projekt von Xpert.Digital. Wir haben langjährige Erfahrung im Support und Beratung von Lagerlösungen und in der Lageroptimierung, die wir unter Xpert.Plus in einem großen Netzwerk bündeln.
Gerne stehe ich Ihnen als persönlicher Berater zur Verfügung.
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Ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.
Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein
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