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Micro-Fulfillment – Krisen kommen selten allein

Zumeist kommen große Krisen nicht einfach so aus heiterem Himmel. Es gibt Vorboten, unheilvolle Entwicklungen und vertane Chancen, rechtzeitig einzulenken. Es ist meist auch der Komplexität der Zusammenhänge geschuldet, dass das Unausweichliche passiert: Die Wirtschaftskrise oder wenn wieder mal eine Blase platzt. Vor großen Unglücken und Katastrophen blieb die westliche Welt seit dem II. Weltkrieg bisher verschont. Der Brexit selbst galt als handlebar, ohne dass die EU in größere Nöte fallen sollte.

Micro-Fulfillment – Krisen kommen selten allein – Bild: Victor Runov|Shutterstock.com

Corona-Krise

Mit Corona-Pandemie hat sich das schlagartig geändert. Bereits bestehende Probleme und Engpässe machten sich vor allem in der Logistik bemerkbar. Lieferketten wurden unterbrochen, die Versorgung der Bevölkerung konnte nur mit logistischen Notlösungen aufrechterhalten werden. Für die Versandlogistik war das Jahr 2020 nahezu ein ganzjähriges Leistungsaufkommen wie zu Weihnachten sonst.

So langsam wird es wohl jedem klar, dass die aktuelle Situation keine vorübergehende ist. Dass die bereits vollzogenen Veränderungen von Dauer sein werden und zum Standard übergehen.

Bei manchen aber scheint noch die verzweifelte Hoffnung vorzuliegen, dass das nur ein Gewitter ist, das vorüber gehen und dann alles wie bisher weiterlaufen wird. Wer so denkt, der irrt und verliert wertvolle Zeit gegenüber dem Wettbewerb.

Passend dazu:

Vor allem die Großen, allen voran Amazon, sind die großen Gewinner und Profiteure dieser Krise. Der E-Commerce Mittelstand gerät immer mehr in Abhängigkeit digitaler Plattformen. Viele generieren fast ausschließlich nur noch über solche digitalen Plattformen und den großen Social Media Channels ihre Leads, anstatt auf mehrere digitale Vertriebswege zu setzen. SEO wird schon lange nur noch stiefmütterlich behandelt. Es wird verstärkt in die Automatisierung der Leads-Bearbeitung investiert, anstatt das Performance Marketing auszubauen. Neue eigene Akzente werden nicht mehr gesetzt oder gar gesucht. Der eigene digitale Mikrokosmos geht verloren. Schlimm genug auch zu sehen, dass gestandene Branchen das ganze Jahr über sich gegenseitig mit 20-30% Rabattaktionen überschlagen, um an Neu- wie Bestandskunden heranzukommen.

Marketing-Krise

Budgets wandern vermehrt in Richtung Bezahl-Ads zu Google & Co. Wer ehrlich ist, weiß, dass ein ROAS (Return on Advertising Spendings) von 600 % im Bereich Social Media für viele Utopie ist. Wenn Agenturen einen ROAS von 150 % als Erfolg feiern, dann ist das Augenwischerei.

Wenn ich mit einem Werbeeinsatz von 5.000 Euro einen Umsatz von 7.500 Euro erziele (150 % ROAS), dann sind da nun mal noch nicht die Kosten der Ads-Werbagentur darin einberechnet, ebenso die eigenen weiteren Kosten wie Löhne, Miete, Einkauf etc. Selbst ein ROAS von 300 % ist unbefriedigend. Alles darüber ist schwer zu finden. Die großen Gewinner „unserer“ Werbekampagnen und Kontaktanbahnungen sind letztendlich die Social Media Giganten Facebook & Co.

Erschreckend ist auch zu sehen, dass viele ihr Marketing über Social Media verstärken, ihre Kunden dahin leiten. Was nichts anderes bedeutet, dass man seine Kunden mit Facebook & Co. teilt und somit auch dem Wettbewerb preisgibt. Viele sind sich diesen Fehler nicht bewusst und betreiben das Funnel-Marketing genau falsch herum. Viele vergessen, dass genau diese Daten, die Kundendaten und deren Kontakte, deren Verhalten und Interaktionen das Kapital ist, das die Social Media Global Players optimal für sich zu nutzen wissen: Mit Werbung, auch mit Werbung unserer Wettbewerber.

Fulfillment-Krise bei Amazon

Einzelbestellungen und -auslieferungen sind kostenintensiv, zeitaufwendig und kaum rentabel, wenn man nicht darauf spezialisiert ist. Daher lagern viele ihr E-Commerce Geschäft aus und nehmen Fulfillment-Dienstleister in Anspruch. Aber Fulfillment ist nicht gleich Fulfillment. Große bekannte Fulfillment Dienstleistungsunternehmen wie Amazon, Arvato, DHL, Fiege, Hermes, XPO Logistics oder Kühne + Nagel unterscheiden sich in ihren Schwerpunkten.

Amazon z. B. liefert mit seiner gleichnamigen digitalen Plattform einen Verkaufskanal gleich mit. Vor allem im Retourenmanagement ist Amazon sehr großzügig, besonders auf Kosten seiner Partner. Für Fehler im Versand wird grundsätzlich der Partner und Händler in Verantwortung gezogen.

Es kann auch passieren, dass Amazon die Auszahlungskonditionen einseitig und eigenständig verlängert, bestimmte Artikel und bereits eingegangene Zahlungen sperrt und aus dem Angebot rausnimmt. Über eine aufwendige Prozedur kann (muss nicht) i. d. R. die Freischaltung der Ware im Angebot auf der Amazon-Plattform wieder erreicht werden.

Jeder muss sich im Klaren sein, auf was er sich da einlässt und inwieweit er sich in Abhängigkeit von Fulfillment-Dienstleistungen begibt.

Bei Amazon muss man sich auch im Klaren sein, in welche Nachbarschaft man sich befindet. Auf Amazon werden chinesische Online-Händler immer dominanter. Auch auf dem deutschen Amazon-Marktplatz steigt die Zahl der China-Händler deutlich. Laut einer aktuellen Analyse des US-Unternehmens Marketplace Pulse sind zum ersten Mal chinesische Online-Händler auf Amazon.com in der Überzahl. Unter den 10.000 Top Sellern auf Amazon sind 49 Prozent in China beheimatet und nur 47 Prozent in den USA.

Auch in Deutschland ist die Zahl der China-Händler auf Amazon um 10 Prozent gestiegen. Derzeitiger Anteil: 38 %. Im Vorjahr waren es noch 28 %. Unter den Top 100.000 aber haben die Chinesen mit 41 % die deutschen Anbieter mit 33 % bereits überholt. In Frankreich liegt der Anteil unter den 10.000 Top Sellern bei 55 %, in Italien bei 53 % und in Spanien bei 58 %. Tendenz steigend.

Ein Problem ist nicht nur, dass nicht alle chinesischen Produkte den europäischen bzw. deutschen Bestimmungen genügen, es ist auch nicht ersichtlich, inwieweit entsprechend die anfallende Steuer auch korrekt abgeführt wird.

Amazon schwächelt. Aus diesem Hintergrund, aber nicht allein, lässt sich auch erklären, warum Amazon in der Liefertreue und dem Kundenservice augenscheinlich nachgelassen hat. Die Corona-Pandemie hat sicherlich wesentlich dazu beigetragen und Amazon stemmt sich mit aller Kraft, u. a. mit einem neuen Micro-Fulfillment Projekt dagegen.

Passend dazu:

Fulfillment-Probleme

Schon vor Corona-Pandemie machte sich eine neue Entwicklung bemerkbar. Dank dem technologischen Fortschritt und den wachsenden Anforderungen an den E-Commerce durch seine „ungeduldigen“ Kunden ist das Same-Day-Delivery Konzept immer mehr in den Fokus gerückt. Ebenso die Machbarkeit. Same-Day-Delivery ist eine Form eines Kurier-Express-Paket-Dienstes, der Pakete schneller im Idealfall innerhalb eines Kalendertages oder in einem geplanten Zeitfenster zustellt. Obwohl Same-Day-Delivery in Westeuropa bis 2020 ein Volumen von drei Milliarden Euro prognostiziert wird, wird aufgrund der höheren Kosten und der Sparsamkeit der Kunden bis jetzt noch nur ein Nischenmarkt erwartet. Durch die Corona-Pandemie wird sich das jedoch nachhaltig ändern und beschleunigen.

So hat die Corona-Pandemie z. B. mit Videokonferenzen den entscheidenden Schritt nach vorne „erzwungen“. In den Unternehmen findet ein Umdenken statt. Je länger Geschäftsreisen vor allem im internen internationalen Bereich durch Video-Meetings ersetzt und erlernt werden, umso mehr wird sich auch die Notwendigkeit von Fernflügen verringern.

Auch Homeoffice ist ein gutes Beispiel. Was davor kaum möglich war, wurde plötzlich selbstverständlich und man fragt sich, warum nur hat das so lange gedauert? Es ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt, aber dennoch eine Erweiterung und Erleichterung an Möglichkeiten, die Arbeitswelt flexibel zu gestalten.

Passend dazu:

Vor allem die geschlossenen Läden während der Pandemie haben sehr schnell gezeigt, wo die großen Schwachpunkte unseres E-Commerce liegen. Während viele Dinge des Alltags zwar online bestellbar sind, sind diese aber noch lange nicht auch im „schnellen“ Versand verfügbar. Mehrere Tage sind keine Seltenheit. Auch ein Abholservice vor Ort ist, wenn, dann zum größtenteils nur rudimentär vorhanden. Ob Drive-In, Click & Collect oder Verkaufsautomaten, alles musste in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft werden. Nicht immer klappte das. Ein Schuhhändler bei mir vor Ort hatte ungenehmigterweise an seiner Haustüre ein paar Schuhe an einen Kunden in der Nachbarschaft verkauft. Er wurde dabei gesehen und der Polizei gemeldet. Eine Geldstrafe wird folgen. Finanziell wird sich das in keinem Fall gelohnt haben, auch wenn man davon ausgehen kann, dass hier die schnelle Hilfe im Vordergrund stand.

Mit den bisherigen Fulfillment-Lösungen lassen sich

  1. a) Kleinstbestellungen und
  2. b) schnelle Lieferungen (Same Day Delivery)

nicht optimal kostenreduziert bewerkstelligen.

Vor allem im Lebensmittelbereich, wo die Verderblichkeit der Ware eine schnelle Lieferung erforderlich macht, ist Micro-Fulfillment der nächste notwendige Schritt.

Micro-Fulfillment

Daifuku, Weltmarktführer in der Intralogistik, hat solch ein System bereits erfolgreich umgesetzt:

Generell ist hier uns Japan mit ein paar Schritten bereits voraus. Mehr dazu hier:

Grundvoraussetzung hierfür ist ein automatisiertes Lagersystem. In Micro-Fulfillment Lagern kommen sich Picker und Kundschaft nicht gegenseitig in die Quere. Die automatisierten Picker (Roboter) sind rund um die Uhr, das ganze Jahr im Einsatz.

Faktor Mensch ist wichtig

Weil Micro-Fulfillment sehr kostenintensiv ist, muss dies durch Automatisierung, Automatisierungsprozesse und Robotik aufgefangen werden. Ein autonomes Lager allein wird nicht funktionieren. Beratung und Serviceleistungen sind entscheidend für Akzeptanz und Erfolg.

Es geht nicht allein darum, nur wegen der Corona-Pandemie den Kontakt zwischen Verkaufspersonal und Kunden zu verringern.

Es geht um die absolute Entscheidungsfreiheit, ob die Ware vor Ort, Mobil oder zu Hause bestellt werden kann. Ob und wohin die Ware geliefert oder wenn gewünscht abgeholt und sogar als Einkauf vor Ort fortgesetzt werden kann.

Flexibilität in den Möglichkeiten ist ein Wesensmerkmal heutigen wirtschaftlichen Denkens.

Es ist kein Fortschritt, wenn wir kundenbetreute Stores in autonome Verkaufs-Hubspot verwandeln, wo es für zwischenmenschliche Fragen und Beratung, Reklamationen und viele weitere Serviceleistung wie Brief- und Paketaufgabe kein Raum mehr ist und das daher einen eklatanten Rückschritt darstellt.

Bedingungen an ein Micro-Fulfillment aus der Sicht des Kunden

Home-Shopping

Mobile-Shopping

Hub-Shopping

Bezahlsysteme

Besonderheiten

Für kompetenten Austausch und Beratung ist das Business Development von Daifuku ein sehr guter Anlaufpunkt. Marktführer, langjährige Erfahrung und persönlicher Kontakt sind wichtige Faktoren für das Daifuku Team, um die Sorgen und Probleme seiner Kunden zu verstehen und hieraus Lösungen anzubieten.

Oder hier einfach das Kontaktformular ausfüllen:

 

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