Intralogistik 2015 – Innovationen und Trends
Veröffentlicht am: 23. März 2015 / Update vom: 25. November 2018 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Die Stimmung unter Intralogistikern ist auch in 2015 gut und im Vergleich sogar noch besser als in den Vorjahren. Dies ist das Ergebnis einer Intralogistik-Studie der Ulmer IWL AG, die unter Vertretern der Branche durchgeführt wurde und bei der knapp 80 Prozent die Zukunftsaussichten als äußerst positiv (15 Prozent) und tendenziell positiv (64 Prozent) sahen. Die zum Großteil dem gehobenen Management angehörigen Adressaten (75 Prozent) führten als Hauptgründe für die guten Gesamtaussichten zum einen ein Absatzplus durch die gestiegene Anzahl von Kundenaufträge und der Erschließung neuer Märkte, sowie zum anderen produktionssteigernden Effekten aus internen Umstrukturierungen und dem Abbau von Hierarchien an.
Auf diese, besonders durch Innovationen erzielten Effekte, gehen wir im Folgenden näher ein. Schwerpunkt der Untersuchung war die Beantwortung der Frage, welchen Stellenwert Innovationen in den Unternehmen einnehmen und welche Trends die Befragten für die nahe Zukunft als richtungsweisend ansehen.
In der Studie wird deutlich, dass auch bei Intralogistikern das Schlagwort Industrie 4.0 als aktuell wichtigstes und zukunftsweisendes Innovationsthema angesehen wird. Dabei ist dieses Thema für mittlere und große Firmen mit 68, beziehungsweise 63 Prozent Zustimmung besonders interessant, wobei es keine relevanten Unterschiede zwischen Familienunternehmen und Konzernen gibt. Dieses Ergebnis steht jedoch – noch – im Gegensatz zur Umsetzung. Hier geben lediglich knapp 30 Prozent der Befragten an, dass dieses Thema in ihrem Unternehmen angegangen, beziehungsweise bereits umgesetzt wurde.
Hinsichtlich der Innovationspotentiale werden von 50 Prozent fortschrittliche Applikationen als wichtigsten Punkt für die Intralogistik identifiziert. Ein Ergebnis, welches bei einem derart prozessgesteuerten Bereich wie der Intralogistik nicht verwundert. Gerade in den äußerst heterogenen Arbeitsabläufen der vielschichtigen, mit Intralogistik in Kontakt kommenden Branchen lassen sich mit Hilfe von modernen Softwarelösungen oft große Fortschritte in der Produktivität erzielen. Als Beispiele seien hier nur Lösungen für die optimale Pufferung von Versandaufträgen oder eine effiziente Lösung für das Handling von SMD-Rollen in der Elektroindustrie genannt.
Weiterhin werden große Potentiale in der Weiterentwicklung der Kommissioniertechnik gesehen. Mit Hilfe von automatisierten Lagersystemen und einer sie effizient steuernden Software lassen sich demzufolge in diesem Bereich weitere Produktivitätsfortschritte erzielen. Und gerade auf diese Verbesserungen bei Prozessen und der letztendlich damit verbundenen Kostenstruktur zielen die im harten Wettbewerbsumfeld operierenden Unternehmer.
Auch deswegen steht eine Mehrheit der Befragten (60 Prozent) dem Einsatz von Robotern in der Kommissionierung äußerst offen gegenüber; sinken doch mit zunehmendem Automatisierungsgrad sowohl Fehlerquote als auch Lohnkosten. Dem ROI (Return on Investment) kommt in diesem Zusammenhang als Entscheidungskriterium besondere Bedeutung zu.
Die durch die Rationalisierung hervorgerufene Kostensenkung ist Hauptmotivation für die Investition in Automatisierungstechnik, wobei auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Kommissionierstationen angestrebt wird. Denn 88 Prozent legen einen großen Wert auf die hohe Ergonomie am Arbeitsplatz, was zumindest teilweise der steigenden Altersstruktur der Beschäftigten und einem auf dem Markt herrschenden Fachkräftemangel resultiert. Aus diesem Grund – und trotz wachsendem Automatisierungsgrad – messen 68 Prozent der Befragten der Ergonomie wachsende Bedeutung zu.
Nicht jede Innovation von Belang
So offen Intralogistiker auch für neue Techniken sind, so stehen sie doch nicht allen technischen Neuerungen uneingeschränkt positiv gegenüber. Zwiespältig wird beispielsweise die Nutzung von Cloud-Lösungen in der Intralogistik angesehen. Während knapp die Hälfte der Befragten durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten in der Nutzung externer Serverleistung sieht, stehen den Befürwortern eine Reihe von Skeptikern gegenüber. Als Hauptargument für den Einsatz wird die gesteigerte Flexibilität gesehen (44 Prozent). Dazu kommt das Einsparpotential durch die Auslagerung dieses Geschäftsbereichs, der bei den meisten nicht zum Unternehmenskern gehört. Die Hauptgründe der Skeptiker sind Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes (33 Prozent) und eine tendenziell ablehnende Haltung gegenüber derartiger Innovationen aufgrund der eigenen Firmenphilosophie.
Als weniger wichtig für die Intralogistik wird der Studie zufolge die Nutzung von Social Media-Kanälen empfunden. Hier geben lediglich sechs Prozent der Befragten an, häufig über soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing zu kommunizieren, während 56 Prozent dies Medium noch nie genutzt haben. Wenn, dann werden die Kanäle hauptsächlich für Imagewerbung und Recruitung verwendet. Als direkter Vertriebskanal hat Social Media keine Bedeutung, was sicher der Komplexität der im Intralogistikbereich gehandelten Güter geschuldet ist.
Problem: Fachkräftemangel
Die Studie fördert auch eines der größten Probleme, mit dem sich Intralogistiker konfrontiert sehen, zutage: einem aus dem allgemeinen Geburtenrückgang resultierenden Fachkräftemangel, von dem sich bereits zwanzig Prozent der Unternehmen betroffen sehen.
Als Lösungen werden die beschriebene Prozessoptimierung (26 Prozent Zustimmung), die Automatisierung der Abläufe (13 Prozent) sowie eine gesteigerte Ergonomie am Arbeitsplatz (8 Prozent) gesehen. Im Kampf um die rarer werdenden Mitarbeiter werden die Unternehmen jedoch gefordert sein, zusätzliche Wege im Recruiting zu gehen. In diesem Zusammenhang sollte den momentan stiefmütterlich behandelten Social Media-Kanälen wieder stärker Beachtung geschenkt werden; sind sie es doch, über die die umworbene, junge Zielgruppe heutzutage kommuniziert.
Fazit
So positiv die Grundstimmung in der Intralogistik aufgrund der guten Auftragslage auch ist, es besteht weiterhin der Zwang zu stetiger Prozessoptimierung. Innovationen bei Hard- und Software werden von den Firmen gerne gesehen und eingefordert. Zusätzlich müssen sich die Unternehmen einem wachsenden Fachkräftemangel stellen. Denn ohne qualifizierte Mitarbeiter findet jeder Aufschwung früher oder später sein Ende.
Weitere Informationen zu den Studienergebnissen erhalten Sie bei der IWL AG.