Genormte Obst & Gemüse Mehrwegbehälter – Der nächste intralogistische Schritt für Auto-E-Logistik und E-Food
Veröffentlicht am: 23. Februar 2021 / Update vom: 23. Februar 2021 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Das Marktvolumen für frisches Obst und Gemüse in Deutschland liegt bei 14,9 Mrd. € im Jahr. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland mit Obst ist bei 22 % und mit Gemüse bei 36 %. Gemüse wird in Deutschland von etwas weniger als 6.000 Betrieben im Freiland und knapp 1.700 Betrieben unter Glas angebaut.
Auf dem deutschen Lebensmittelmarkt kaufen die Verbraucher knapp die Hälfte aller Umsätze an Obst und Gemüse in Discountern ein.
Neben der Produktion ist die Verarbeitung von Obst und Gemüse ein wichtiger Wirtschaftszweig und zählt als eine Subbranche der Lebensmittelindustrie. Sie umfasst auch die Herstellung von Frucht- und Gemüsesäften. Ihre rund 250 Betriebe beschäftigen mehr als 30.000 Mitarbeiter und setzen rund elf Milliarden Euro um.
Deutsche Verbraucher bevorzugen den Einkauf in den zahlreichen Lebensmittel-Discountern des Landes. Das Filialnetz der Discounter zählt zu den größten im deutschen Lebensmittelhandel.
Die Marktanteile im Lebensmittelhandel sind für den deutschen Markt seit Jahren konstant verteilt. Die vier großen Player Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl/Kaufland) und Aldi haben einen summierten Marktanteil von rund 70 Prozent.
Obst und Gemüse ist nicht nur ein großer Umsatzmarkt, es trägt auch maßgeblich zum Image für Frische und Qualität bei.
Passend dazu:
Warum Mehrwegbehälter?
CO2 Einsparung und Ressourcen-Schonung durch Mehrwegtransportverpackungen? Mit Mehrwegbehälter werden Rohstoffe gespart und hilft Umweltschäden zu vermeiden.
Die ganzjährige Bereitstellung von Obst und Gemüse erfordert eine komplexe und umfangreiche logistische Infrastruktur. Hauptsächlich kommen Kunststoff-, Holz- und Kartonkisten zum Einsatz. Kunststoffkisten kommen dabei als Mehrwegbehälter und Kartonkisten als Einwegbehälter zur Verwendung.
Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) kommt es bei Kartonkisten zu 35-mal (4,2 %) höheren Behälterschäden (Verpackungsbruch) als bei Mehrwegbehältern (0,12 %).
Ein auf Kunststoff basierendes Mehrwegsystem ist den Einweg-Kartonbehältern nicht nur wirtschaftlich und ökologisch überlegen, es ist auch die wirtschaftlichste Form logistischen Handelns mit Obst und Gemüse. Zu diesem Ergebnis kam die Studie „Nachhaltigkeit von Verpackungssystemen für Obst- und Gemüsetransporte in Europa – basierend auf einer Lebenszyklusanalyse“. Dies wurde im Auftrag der Stiftung Initiative (SIM) 2009 vom Institut für ganzheitliche Bilanzierung erarbeitet. Es ist an das Fraunhofer Institut für Bauphysik und die Universität Stuttgart angegliedert.
Warum genormt?
Obst und Gemüse gehören zum aufwendigsten Stückgut der Logistik. Sie sind hochsensibel, schnell verderblich und temperaturgeführt. Kostendruck und die Einhaltung der Qualitätsanforderungen spielen dabei ebenso eine sehr wichtige Rolle. Da bereits knapp 50 % des Umsatzes an Obst und Gemüse über Discounter erfolgt, ist in dieser wichtigen Warengruppe eine Weiterentwicklung in jeglicher Form von hohem Interesse. Sei es in der Ausweitung der Marktanteile, der Steigerung in der Kundenakzeptanz (Image) oder Weiterentwicklung des zukünftigen Marktes.
Jede Zeiteinsparung vom Lieferanten bis zum Verbraucher ist daher sehr wichtig. Während sich unsere Logistik von der First, Middle und Last Mile stetig weiterentwickelt, bedarf es ebenso eine Weiterentwicklung in der Optimierung des Supply Chain.
Passend dazu:
Genormte Mehrwegbehälter sorgen nicht nur für eine schnelle und schonende Anlieferung, sie lassen sich auch besser für logistische Prozesse digitalisieren und den gesamten Bestand zentral kontrollieren.
Genormte Mehrwegbehälter spielen ihre kompletten Vorteile in Kombination mit einem Hub-Lagersystem in Schnelligkeit, Flexibilität und Organisation voll aus.
Warum Hub-System?
Ob Kopflager oder Cross-Docking. Sie sind genau genommen dem Hub-System gleich, wie es bei Micro-Hubs im Bereich Micro-Fulfillment zum Einsatz kommt. Micro-Hubs gelten als die Schlüssellösung der Zukunft für den E-Commerce und dem stationären Einzelhandel im Verbund, den autonomen Retail Systemen (ARS).
Passend dazu:
Wie in einem Hub, aus dem Englischen für Drehscheibe oder zentraler Anlaufpunkt bzw. Hauptumschlagbasis, werden alle Obst und Gemüse Produkte an eine zentrale Stelle von den Lieferanten angeliefert. Von diesem Zentrallager aus wird die Ware auf die einzelnen Standorte verteilt. So sollen Transportwege und Lagerzeiten reduziert werden.
Durch diesen beschleunigten Prozess wird die Frische von Obst und Gemüse besser genutzt, weil die Ware schneller auf den Markt kommt. Mussten bisher weite Teile in den Regionallägern vorrätig gehalten werden, ist das nunmehr nur noch im Hub zentral kontrolliert erforderlich.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Geringere Durchlaufzeiten.
- Zeitgerechte Anlieferung.
- Bessere bedarfsgerechte Mengen- und Zeitplanung.
- Die vorrätig gehaltene Menge an Obst und Gemüse sinkt (Reduzierung des Bestands), was zu einer Qualitätssteigerung beiträgt, Lagerplatz minimiert und Lagerkosten senkt.
- Aufgrund einer zentralen Datenerfassung und breiteren Datenbasis lassen sich filialgerechte Mischpaletten besser an regionale Unterschiede zusammenstellen.
- Eine zentrale und umfassende Qualitätsprüfung ist nun möglich und senkt Kosten.
- Über einen separaten Lauf können Einwegbehälter zu Mehrwegbehälter umgepackt werden. In weiteren Schritten können die Lieferanten zu den genormten Mehrwegbehältern „erzogen“ werden, bis der separate Lauf für den Behälterwechsel nur noch in Ausnahmefällen notwendig ist. Am besten lässt es sich mit der Qualitätsprüfung verbinden.
- So lässt sich mit genormten Mehrwegbehältern im Obst und Gemüse Segment eine autonome wie automatisierte Steuerung des Warenflusses umsetzen. Das führt zu weiteren Kostensenkungen bis Zeitgewinn, was sich auf die Qualität und Frische der Ware auswirkt. Darüber hinaus werden Ressourcen geschont und Verpackungsbruch minimiert.
- In einem weiteren Schritt lassen sich nun Obst und Gemüse über eine KI und RFID oder ähnlichen Techniken die Qualitätskontrolle und Warensteuerung optimal beschleunigen.
2005 bündelte Lidl seine temperaturgeführte Ware in Cross-Docking Lager. Jedoch waren Obst und Gemüse davon nicht betroffen. 2014 nahm REWE das erste Kopflager für Obst und Gemüse in Leipzig in Betrieb.
Was ist Auto-E-Logistik?
Logistik 4.0 ist die Grundlage von Industrie 4.0. Die Logistik ist nicht nur das Rückgrat der Industrie und Schlüsselindustrien, sondern auch für den Handel und arbeitet folglich interdisziplinär. Kennzeichnend für die Logistik 4.0 ist die Schnelligkeit und Flexibilität in der Erfassung und Bereitstellung der Daten sowie Umsetzung in den Ergebnissen.
Mit Nonfood hat die Logistik im Bereich E-Business bzw. E-Commerce eine atemberaubende Entwicklung hingelegt. Digitale Plattformen wie z.B. Amazon sind die großen Gewinner dieser Entwicklung.
Mit Auto-E-Logistik ist nicht der E-Auto-Handel gemeint.
E-Logistik beschreibt die Planung, Lösung und Kontrolle logistischer Aufgaben unter Nutzung des Internets sowie anderer Informations- und Kommunikationssysteme und ist Teil des elektronischen Handels.
Technische und organisatorische Voraussetzung zur Implementierung von E-Logistik sind:
- Die Integration der internetbasierten Systeme in die vorhandenen IT-Systeme.
- Die Weiterentwicklung von organisatorischen Abläufen und Prozessen.
- Fokussierung auf die Überwindung von Informationsbarrieren der einzelnen Partner der Wertschöpfungskette.
- Eine realistische Einschätzung und Bewertung bei der Komplexität der Integration von E-Logistik-Lösungen.
- Bereitschaft zur unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit.
Auto-E-Logistik ist die erweiterte Form für autonome wie automatisierte E-Logistik. Von der autonomen Teilsteuerung bestimmter Bereiche und Prozesse mithilfe der KI bis hin zur Vollautomatisierung der Logistik.
Schon seit längerem wird auf den wichtigen Zusammenhang von Logistik/Intralogistik und den Omni-Channel Commerce hingewiesen. Der beste E-Commercehandel nützt nichts, wenn die Logistik nicht passend funktioniert. Ebenso umgekehrt. Die Auto-E-Logistik ist ein Zwischenschritt von der Erfassung und Vereinheitlichung der Daten und der Automatisierung wichtiger logistischer Schritte, hin zum Unified Commerce, oder auch No-Line-Commerce genannt.
Passend dazu:
E-Food
„Mit großen Marktanteilen alleine können sich die großen Frische-Logistiker das Geschäft nicht mehr sichern“, so kommentiere 2004 ein Logistik-Experte die Veränderungen im Lebensmitteleinzelhandel.
2004 war auch das Jahr von UMTS, den Mobilfunk der dritten Generation (3G), Vorläufer von LTE (4G) und 5G. Der E-Commerce steckte noch in den Kinderschuhen.
Die Entwicklung des E-Commerce kann man am besten in der Umsatzentwicklung von Amazon ablesen. Machte Amazon 2004 noch 6,02 Milliarden US-Dollar Umsatz, ist es 16 Jahre später um das 56-fache gestiegen.
„Mit großen Marktanteilen“ kann sich der Lebensmitteleinzelhandel das Geschäft nicht mehr sichern“, so muss man die Zahlen von den großen E-Commerce Anbietern deuten, die wie einst 2004 im E-Commerce Markt nun den E-Food-Bereich angehen.
E-Food ist sozusagen der letzte weiße Fleck auf der Karte der digitalen Plattformen und quasi die Königsdisziplin des Online-Handels. Vor allem der Markt für Obst und Gemüse, wo knapp 50 % des Marktes in den Händen der Discounter liegt, ist in den Fokus des E-Commerce gerückt.
So ist exemplarisch der E-Commerce Markt für Unterhaltungselektronik vorerst zu Gunsten für Amazon entschieden. Im Lebensmittel- und Drogerie-Segment hat Amazon auch schon die Nase vorn. Gegenüber shop.rewe.de ist Amazon bereits um das 3,6-fache voraus.
Bei Genauerem hinsehen muss das aber so nicht bleiben. Dafür gibt es gute Gründe.
Mehr dazu hier:
Die Discounter haben sich bisher an das E-Commerce Thema herangewagt und ausgelotet, ohne aber ihre Stärken und Vorteile gegenüber Amazon auszuspielen.
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