Was Fehlpicks kosten
Veröffentlicht am: 24. November 2016 / Update vom: 24. November 2018 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Und wie teure Kommissionierfehler verhindert werden
Fehlpicks sind ärgerlich, verzögern Prozesse und kosten Logistikunternehmen jährlich Unsummen. Studien zufolge verlieren Distributionszentren durchschnittlich über 290.000 Euro jährlich durch Kommissionierungsfehler. Aus diesem Grunde ist eine präzise Kommissionierung ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg von Distributionsunternehmen. Aus diesem Grund müssen die Arbeitsprozesse so reibungslos wie möglich ablaufen.
Von daher steht eine Null-Fehler-Kommissionierung bei vielen Logistikern ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch, wie kann sie erreicht werden? Um die Leistung in Distributionszentren zu verbessern, ist der Einsatz moderner Technologie unausweichlich. Doch neben Auswahl und Einbau geeigneter technischer Systeme ist eine gelungene praktische Umsetzung durch die Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg der Maßnahme. Um zu funktionieren, muss die Technologie intuitiv und einfach durch das Lagerpersonal zu bedienen sein. Nur so entsteht in der Belegschaft die nötige Akzeptanz. Und eben die ist unabdingbar, wenn die Technik erfolgreich implementiert und die aus Kommissionierfehlern resultierenden Kosten nachhaltig gesenkt werden sollen.
Was kostet die unpräzise Kommissionierung?
Jeder Logistiker weiß, dass ihm durch Fehlpicks Kosten entstehen. Trotzdem wissen noch längst nicht alle Unternehmen, um welchen Betrag es sich tatsächlich handelt. Vielleicht resultiert daraus das Unverständnis vieler Logistikmanager, wenn es um die Investition in modernere Lagersysteme geht. Was also kosten Fehlpicks genau? Den Ergebnissen der Studie zufolge liegt der Aufwand für einen einzelnen Kommissionierungsfehler bei durchschnittlich etwa 17 Euro.
Ein Betrag, der auf den ersten Blick gering erscheinen mag. Nehmen wir jedoch an, dass in einem Distributionszentrum auf einer Linie stündlich 60 Aufträge bearbeitet werden, welche jeweils drei Teile beinhalten. Diese stündlich 180 Teile, multipliziert mit den acht Stunden einer Schicht, ergeben insgesamt 1.440 Artikel pro Tag, bei denen es zu Fehlpicks kommen kann. Bei einer angenommenen Präzisionsrate von 99% ergibt dies immerhin 14,4 Fehler pro Tag. Wenn jeder Fehlgriff mit je 17 Euro berechnet wird, ergeben sich daraus vermeidbare Kosten in Höhe von 245 Euro. Aufs Jahr (300 Arbeitstage) gerechnet summiert sich dies auf den stattlichen Betrag von 73.400 Euro, welche bei einer Präzisionsrate von 99 Prozent anfallen. Und das bei nur einer Kommissionierstation. In großen Distributionszentren werden jedoch ganz andere Stückzahlen umgeschlagen, woraus schnell Beträge von mehreren hunderttausend Euro jährlich entstehen, die mit höherer Präzision vermieden werden könnten. So gesehen macht die Investition in modernere Lagergeräte schnell Sinn.
Weniger Fehler mit automatisierten Systemen
Neben der automatisierten Bereitstellung der Artikel sind Zusatzfeatures der Geräte bei der Kommissionierung der Hauptgrund für die gesteigerte Präzision. Indem Sie Lagerarbeitern die zu greifenden Artikel per Lichtsignal anzeigen, erleichtern besonders Pick by Light-Systeme ihnen ihre Tätigkeit und sorgen für präzisere sowie schnellere Zugriffe. Ein derartiges System unterstützt den Kommissionierer durch
- Anzeige des Artikels im Lagerbehältnis
- Angabe der Anzahl der zu entnehmenden Artikel
- Platzierung des Artikels im richtigen Auftragsbehälter
- Bestätigung der korrekten Beendigung des Auftrags
Bei jedem dieser vier Kommissionerschritte können Fehler entstehen, die durch die digitale Anzeige wirksam verhindert werden. Die dafür nötigen LED- oder Laserpointer können zumeist optional und kundenindividuell in die Geräte integriert werden.
Gegenüber dem fehleranfälligeren manuellen Kommissionieren aus herkömmlichen Regallagern steigern diese Hilfsmittel beim Einsatz der automatisierten Bereitstellungslösungen die Zugriffsgenauigkeit auf 99,9 Prozent und mehr. Durch den Einsatz einer modernen Softwaresteuerung und zusätzliche Identifikationsmethoden wie RFID oder Barcode lässt sich die Genauigkeit der Geräte auf annähernd 100 Prozent steigern.
Angewendet auf unser Beispiel ergibt diese annähernde Null-Fehler-Kommissionierung ein Einsparpotential von knapp 70.000 Euro pro Station jährlich. Rechnet man hier noch die Kosteneinsparungen durch den geringeren Personaleinsatz sowie Effizienzsteigerungen aufgrund kürzerer Bearbeitungszeiten hinzu, rechnet sich die Anschaffung einer solchen Anlage für das Distributionszentrum schon nach relativ kurzer Zeit.