Skype for Business & Co
Veröffentlicht am: 2. Juni 2015 / Update vom: 26. November 2018 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Videokommunikation in Industrie 4.0 & Logistik
Videotelefonie ist nicht nur bei privaten Konversationen seit Jahren ein viel und gern genutztes Mittel. Doch auch bei geschäftlichen Anlässen werden wichtige Gespräche, Meetings und Präsentationen immer öfter online abgehalten – besonders wenn zwischen den Teilnehmern weite Distanzen zu überbrücken sind. Die Vorteile hinsichtlich Kosten- und Zeitersparnis liegen auf der Hand. Daneben sprechen jedoch noch weitere Gründe für die Nutzung dieses digitalen Kommunikationswegs im täglichen Business.
Skype 4 Business – Microsofts Antwort auf den Trend
Mit seinen eine Milliarde Nutzern (2013) und prognostizierten knapp zwei Milliarden in 2021 ist Skype der mit Abstand größte Player in dem Bereich. Inzwischen werden Schätzungen zufolge ein Drittel aller internationalen Telefonate über den 2011 von Microsoft für 8,65 Milliarden Dollar gekauften Dienst abgewickelt. Ein Großteil der Kommunikation verläuft bisher auf privater Ebene. Etwas, das Microsoft ändern will. Aus diesem Grund legten sie vor kurzem ihr Kommunikationsnetzwerk Lync, eines der am weitesten verbreiteten Systeme für geschäftliche Videotelefonie und -konferenzen mit Skype zusammen und tauften es Skype for Business.
Da besonders im geschäftlichen Verkehr der Sicherheitsaspekt der Kommunikation Im Vordergrund steht, ist Microsoft im Vergleich zur Standard-Skype-Version bemüht, die Chats besonderes zu schützen. Dies geschieht mit einer mehrstufigen Authentifizierung und Verschlüsselung. Unternehmen sollen zudem in der Lage sein, für ihre Mitarbeiter Konten zu verwalten, in denen sich einzelne Funktionen separat freischalten lassen.
Skype for Business ist in Office 365 und den dazugehörigen Servern integriert, wovon sich Microsoft zusätzliche Sicherheit verspricht. Optional können Firmen den Dienst aber auch in einer hybriden Cloudlösung aufsetzen. Natürlich ist die Skype-Lösung nicht die einzige Alternative, tummelt sich doch eine große Anzahl weiterer, ebenfalls auf die geschäftliche Kommunikation zielender Anbieter. Erleichtert wird dies durch den Internet-Standard WebRTC, welcher Videokonferenzen direkt zwischen den Anwendern von Webbrowsern ermöglicht, ohne dass die Nutzer zuvor einen speziellen Client von beispielsweise Skype samt der dazugehörigen Dienste von Microsoft installieren, beziehungsweise kaufen müssen. Es sind nicht zuletzt diese plattformunabhängigen, cloudbasierten Lösungen, die für die zunehmende Verbreitung der Technik sorgen.
Vorteile
Der am häufigsten genannte Grund für den Einsatz interaktiver Videokommunikation ist das Einsparpotential bei Zeit und Geld. Doch bereits 2007 kam der Branchenanalyst IDC in der Studie „Seeing Is Believing: The Value of Video Collaboration“ über den Einsatz von Video in Unternehmen zu folgenden Ergebnissen:
- Durch die Beschleunigung von Entscheidungsprozesse steigern Unternehmen ihre Produktivität um durchschnittlich 30 Prozent
- Die Zusammenarbeit zwischen durch Video verbundenen Abteilungen steigt um 35 Prozent, da die Videokommunikation z. B. den standortübergreifenden Kontakt verbessert und sich Mitarbeiter stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden fühlen
- Konflikte werden zu 75 Prozent schneller gelöst, da die sich Kommunikation durch den nonverbalen Anteil deutlich verbessert
In der verarbeitenden Industrie geht die Entwicklung inzwischen jedoch oft noch weiter. Denn hier geht das Interesse weit über die bloße Durchführung standortübergreifender Meetings hinaus und greift direkt in die betrieblichen Produktions- und Abstimmungsprozesse ein. Anwendungsfelder wären beispielsweise:
- Mit Hilfe von Videokommunikation können Herstellungsprozesse standortübergreifend visuell überwacht und Arbeitsschritte vermittelt oder optimiert werden. Unter Angestellten hat dabei besonders der Lerneffekt durch den verbesserten Einblick in die Arbeitsweise räumlich getrennter Teams motivations- und akzeptanzstiftende Wirkung.
- Aufgaben wie eine oberflächliche Qualitätskontrolle können von einem zentralen Arbeitsplatz erledigt werden.
- Für Branchen, die mit vielen, teils entlegenen Standorten operieren (beispielsweise in der Öl- und Gasförderung) können hinzugeschaltete Experten bei der Lösung von Problemen, der Diagnostik oder der Optimierung von Prozessen unterstützend und gleichzeitig kontrollierend eingreifen.
- Im Bereich Forschung & Entwicklung und in der Pharmaindustrie allgemein können Experimente, Produkttests und -neuentwicklungen simultan an unterschiedlichen Standorten durchgeführt und die Ergebnisse anschaulich verglichen werden.
- In der Logistik lassen sich Teile des Supply Chain-Managements mit Hilfe der Videotechnik steuern und kontrollieren. Besonders die Beschaffenheit von Rohstoffen, Vor- und Fertigprodukten auf ihrem teils beträchtlichen Weg von den Erzeugern über Distributionslager bis zum Endkunden lässt sich so leichter kontrollieren. Beim Auftritt eine Fehlers kann rasch eingeschritten werden und muss beispielsweise bei Abnahme von Produkten aus Fernost nicht gewartet werden, bis die Artikel im Zielland eintreffen und es für eine Rückrufaktion gegebenenfalls bereits zu spät ist.
Und falls es Probleme mit der Fremdsprache gibt: Zur Unterstützung mehrsprachiger Unterhaltungen bieten unter anderem Microsoft/Skype inzwischen Simultanübersetzer zum besseren Verständnis an.
Durchblick in der Produktion mit Smart Glasses
Die Technik zur Übertragung von Videos muss dabei nicht immer an statischen Apparaten oder in den Kameras von Computern untergebracht sein, was besonders in der mobilen Nutzung einer deutliche Beeinträchtigung gleichkommt.
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie hat eine intelligente Datenbrille entwickelt, die in der Produktion dabei helfen kann, Maschinen zu bedienen, Paletten richtig zu stapeln oder direkten Kontakt mit Experten aufzunehmen. Der Vorteil der Datenbrille (auch head-mounted display, kurz HMD) ist, dass der Nutzer neben den auf das Display projizierten Daten weiterhin so gut wie störungsfrei die Umgebung wahrnehmen kann und beide Hände für andere Tätigkeiten zur Verfügung hat. Die Software des Fraunhofer-Instituts kann Industrieunternehmen in Zukunft dabei unterstützen, wertschöpfende Prozesse zu beschleunigen und Informationen über Standortgrenzen hinweg in Echtzeit zu teilen – ganz im Sinne der global vernetzten Industrie 4.0.
Die Datenbrille umfasst eine Kamera für Video- und Bildaufnahmen sowie ein Display. Dadurch ist sie in der Lage, sämtliche Arbeitsschritte schnell und direkt am Arbeitsplatz zu darzustellen und daneben eine Kommunikation via Video zu ermöglichen.
Einsatzgebiete für die mit der neuen Software versehenen Datenbrillen liegen nach Meinung der Fraunhofer-Forscher vor allem in der Industrie, wo sich der Einsatz besonders bei komplexen Arbeitsabläufen lohnt. Außerdem können Mitarbeiter im laufenden Prozess auf weitere nützliche Hilfsmittel zugreifen: Beispielsweise müssen Verbesserungsvorschläge am Produkt oder Fehlermeldungen nicht mehr aufwändig schriftlich dokumentiert werden, sondern können direkt an Ort und Stelle durch Bild-, Video- und Sprachaufzeichnung erfasst werden. Auch ein direkter Kontakt mit Entwicklern oder anderen Bereichen ist über Videotelefonie ist möglich, sodass akute Probleme unmittelbar gemeinsam gelöst werden können.
Nutzung von Smart Glasses in der Logistik
Doch nicht nur in der Produktion macht der Einsatz der handlichen Geräte Sinn. In der Intralogistik kann dem Lagerarbeiter eine Datenbrille zur Verfügung gestellt werden, in deren Display in Echtzeit relevante Daten zu seinem aktuellen Auftrag angezeigt werden. Daneben können über das Sichtfeld auch Videos eingespielt werden, die den Beschäftigten unterstützen und ihm gleichzeitig erlauben, mit seinem Gesprächspartner zu interagieren. Ein weiterer Schritt hin zur vernetzten Logistik 4.0.
Anwendungen sind beispielsweise:
- Einspielung von Standort, Artikelnummer und Anzahl der zu greifenden Teile
- Prüfung des gegriffenen Artikels und Zuweisung für Kommissionierung
- Videofunktion zur Kommunikation/Unterstützung des Mitarbeiters
Neben einer Steigerung von Präzision und Geschwindigkeit der Arbeitsleistung hat das System jedoch den Nachteil, dass es dem Beschäftigten eine gewisse Gewöhnungszeit und die Bereitschaft, sich auf diesen technologischen Wandel einzulassen, abfordert. Die bisher noch recht unhandliche Größe und das Gewicht der Geräte könnten sich dabei negativ auf die Akzeptanz auswirken.
Doch mit fortschreitender Entwicklung der Kommunikationssysteme ist, wie beim Einsatz der Videotechnologie allgemein und nicht zuletzt durch Vorarbeit von Internetgiganten wie Google, Microsoft oder Amazon davon auszugehen, dass die Technik in Zukunft eine bedeutende Rolle in der vernetzten Industrie 4.0 spielen wird. Sicher ist, dass die notwendige Technik sich laufend weiterentwickelt. Wer weiß, vielleicht sind wir in ein paar Jahren soweit, dass Videotelefonate auf dem Weg ins Büro oder vom Café aus mit Hilfe von Smartwatches durchgeführt werden.