Was verstehst Du unter Digitalisierung?
Veröffentlicht am: 8. April 2019 / Update vom: 8. April 2019 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Unter Digitalisierung verstehen manche die bloße Überarbeitung der Website (Relaunch) mit integrierter Marketing Automation.
Diese Annahme ist jedoch ungenügend und zu kurz gegriffen. Der Begriff Digitalisierung bezeichnet im ursprünglichen Sinn das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate. Die Digitalisierung hat hier eine lange Entwicklung hinter sich.
Die Digitalisierung als Ursprung hatte den Zweck, Informationen digital zu speichern und für die elektronische Datenverarbeitung verfügbar zu machen. Sie begann historisch meist mit einem analogen Medium (z.B. Tonbandaufnahme, Schallplatte).
In der Wissenschaft jedoch wurde die Digitalisierung im Sinne der Veränderung von Prozessen (Prozessdigitalisierung) und Abläufen aufgrund des Einsatzes digitaler Technologien (Digitale Revolution, Digitale Transformation) ein querschnittliches Thema in vielen Disziplinen.
Schnittstellen in die physische Welt
Im Hinblick auf die Prozessdigitalisierung sind insbesondere Schnittstellen zur Außenwelt von entscheidender Bedeutung: Digitale Informationen werden auf analogen Geräten ausgegeben oder an physischen Gütern angebracht, um von Menschen oder von der gleichen Maschine zeitversetzt, oder von anderen Maschinen, erneut gelesen werden zu können.
Hierzu zählen neben klassischen Techniken wie der Ausgabe digitaler Informationen auf Trägermaterialien wie Papier mittels menschenlesbaren Buchstaben und Ziffern (und deren Rückverwandlung durch OCR) auch spezialisierte Techniken wie Strichcodes, 2D-Code (z. B. QR-Codes) oder drahtlose, ohne Sichtkontakt oder elektrische Verbindung auslesbare Informationsträger (z. B. RFID, „radio-frequency identification“).
Zur Digitalisierung von Verkehr und Logistik zählen beispielsweise digital gesteuerte Lagertechnik, fahrerlose Transportsysteme, das autonome Fahren, Navigationssysteme und digitale Verkehrsleitsysteme.
Ob Digitalisierung in der Messtechnik, Gesundheitswesen oder Produktionstechnik (z. B. mit Hilfe von CNC-Maschinen oder 3D-Druck), die grundlegenden Vorteile der Digitalisierung liegen in der Schnelligkeit und Universalität der Informationsverbreitung. Bedingt durch kostengünstige Hard- und Software zur Digitalisierung und der immer stärkeren Vernetzung über das Internet entstehen deshalb in hohem Tempo neue Möglichkeiten.
Gründe für die Digitalisierung
- Digitale Daten erlauben die Nutzung, Bearbeitung, Verteilung, Erschließung und Wiedergabe in elektronischen Datenverarbeitungssystemen
- Digitale Daten können maschinell und damit schneller verarbeitet, verteilt und vervielfältigt werden
- Sie können (auch wortweise) durchsucht werden
- Der Speicherplatzbedarf ist heute deutlich geringer
- Auch bei langen Transportwegen und nach vielfacher Bearbeitung sind Fehler und Verfälschungen (z. B. Rauschüberlagerungen) im Vergleich zur analogen Verarbeitung gering oder können ganz ausgeschlossen werden
- Langzeitarchivierung
Je mehr man sich mit der Digitalisierung beschäftigt, umso deutlicher wird die Komplexität des gesamten Themas. Die große Herausforderung ist, die Digitalisierung im gesamten zu erfassen und umzusetzen => Digitale Transformation. Werden nur Teilbereiche der Digitalisierung berücksichtigt oder weggelassen, dann findet in Wirklichkeit keine echte digitale Transformation statt und ihre positiven Effekte wie auch ihre Vorteile können verpuffen.
Ohne das Hinterfragen der bestehenden Geschäftsmodelle, ohne Planung in Prozessen (Digitalisierungsgrad der jeweiligen Bereiche) und nicht komplett durchdachte Schritte in der Digitalisierung von Gütern und Dienstleistungen wird die digitale Technologie die digitale Transformation von alleine nicht stemmen können.
Um auf das Beispiel vom Anfang zurückzukommen: Ohne weiterführende Suchmaschinenoptimierung und andere Marketingmaßnahmen wird man mit einer neuen Website und Marketing Automation keinen zusätzlichen Lead generieren! Es hilft, den Prozess zu vereinfachen, schneller zu machen und für Dritte einfacher zu verarbeiten. Ohne weiterführende Maßnahmen und Integrationen, wie z.B. in ein Warenwirtschaftssystem, bleibt es dennoch eine Trockenübung und somit alles beim Alten.
Digitale Business Transformation
Die digitale Transformation (auch „digitaler Wandel“) bezeichnet einen fortlaufenden, in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, der als Digitale Revolution die gesamte Gesellschaft und in wirtschaftlicher Hinsicht speziell Unternehmen betrifft. Basis der digitalen Transformation sind digitale Technologien, die in einer immer schneller werdenden Folge entwickelt werden und somit den Weg für wieder neue digitale Technologien ebnen.
Im engeren Sinne wird als digitale Transformation häufig der durch digitale Technologien oder darauf beruhenden Kundenerwartungen ausgelöste Veränderungsprozess innerhalb eines Unternehmens bezeichnet (Digital Business Transformation). Die digitale Transformation geht aber viel weiter und darüber hinaus. Sie ist ein Veränderungsprozess, der eine Vielzahl von Aspekten unserer Gesellschaft betrifft und nicht bei den Unternehmen endet.
Die Digitale Business Transformation verändert durch die Möglichkeiten und Potenziale digitaler Medien und des Internets nachhaltig das Fundament jedes Unternehmens in seiner Strategie, Struktur, Kultur und seinen Prozessen. Es wirkt sich in der Organisation über das Change Management (ist ein Themengebiet aus der IT Infrastructure Library – ITIL) aus. Mit Digital Business Transformation begegnen Unternehmen den Veränderungen des Digitalzeitalters, dem Digital Age. Als begriffliche Weiterentwicklung leitet sich Digital Business Transformation vom englischen Begriff “Business Transformation”, der Erschließung neuer Geschäftschancen sowie die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle durch ein Unternehmen, ab.
Digital Business Transformation befasst sich zudem mit der Planung, Steuerung, Optimierung und Umsetzung der Wertschöpfungskette eines Unternehmens in der digitalen Ära. Im Zentrum steht die Identifikation von Auswirkungen der Digitalisierung auf bestehende Geschäftsmodelle, die Umsätze, Erlösströme und Differenzierungsmerkmale eines Unternehmens im Markt.
Es gibt keine einheitliche Definition für digitale Geschäftsmodelle. Im weitesten Sinne sind es Geschäftsmodelle, deren wertschöpfende Aktivitäten sich auf digitale Technologien stützen. Oliver Gassmann definiert sie etwas enger als „internetbasierte Werteversprechen auf Grundlage intelligenter Wertketten“. Durch den ständigen Fortschritt in den digitalen Technologien und/oder aufgrund der sich ändernden Erwartungen verändern sich auch die möglichen digitalen Geschäftsmodelle fortlaufend.
Diese immer schneller werdenden und fortlaufenden Veränderungen der Geschäftsmodelle und ihren Prozessen samt der jeweiligen Digitalisierungsgrade machen die Notwendigkeit des Rückgriffs auf Experten mit umfassendem Know-how in der digitalen Walt von morgen (oder: Branchen-Know-how) aus.