Veröffentlicht am: 21. Mai 2025 / Update vom: 21. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Stromgestehungskosten im Vergleich: Ist Atomstrom wirklich teurer als erneuerbare Energien? – Bild: Xpert.Digital
Photovoltaik: Warum Freiflächenanlagen die Zukunft der Energie sind
Stromkostenvergleich: Photovoltaik schlägt Kernenergie deutlich
Photovoltaik-Freiflächenanlagen gehören tatsächlich zu den kostengünstigsten Stromerzeugungsformen in Deutschland, während Kernenergie deutlich teurer ist. Dies wird durch aktuelle Studien bestätigt.
Aktuelle Stromgestehungskosten im Überblick
Nach aktuellen Analysen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) stellen sich die Stromgestehungskosten wie folgt dar:
- Photovoltaik-Freiflächenanlagen: 4,1 bis 6,9 Cent/kWh
- Windenergie an Land: 4,3 bis 9,2 Cent/kWh
- Braunkohlekraftwerke: 15,1 bis 25,7 Cent/kWh
- Steinkohlekraftwerke: 17,3 bis 29,3 Cent/kWh
- Gaskraftwerke (GuD): 10,9 bis 18,1 Cent/kWh
- Kernkraftwerke (Neubau): 13,6 bis 49,0 Cent/kWh
Erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik und Windkraft, sind heute die kostengünstigsten Stromerzeugungstechnologien in Deutschland.
Passend dazu:
Warum ist Atomstrom teurer als oft dargestellt?
1. Hohe Investitions- und Baukosten
Die Investitionskosten für Kernkraftwerke machen etwa 56-72% der Gesamtkosten aus. Diese Kosten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, während die Kosten für erneuerbare Energien stark gesunken sind. In Frankreich schätzte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, dass allein für die bestehenden Kernkraftwerke bis 2030 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro erforderlich seien, und für den Bau neuer Reaktoren sogar 500 Milliarden Euro.
2. Lange Bauzeiten und Finanzierungskosten
Kernkraftwerke haben typischerweise sehr lange Bauzeiten, oft mehr als 10 Jahre. Diese langen Bauzeiten führen zu hohen Finanzierungskosten durch Zinszahlungen, die in die Gesamtkosten einfließen. Bei erneuerbaren Energien sind die Bauzeiten deutlich kürzer, was die Finanzierungskosten reduziert.
3. Betriebskosten und Wartung
Obwohl die Brennstoffkosten für Kernkraftwerke relativ niedrig sind, sind die Kosten für Wartung, Instandhaltung und Sicherheitsmaßnahmen erheblich. Diese machen etwa 10-17% der Gesamtkosten aus.
4. Externe Kosten und Rückbau
Die in den Stromgestehungskosten für Kernkraft angegebenen Werte enthalten oft nicht alle externen Kosten. Die Kosten für den Rückbau von Kernkraftwerken und die Endlagerung des radioaktiven Abfalls sind schwer zu kalkulieren und werden häufig unterschätzt oder nur teilweise berücksichtigt.
5. Wirtschaftliche Entwicklung
Während die Stromgestehungskosten für Kernenergie über die letzten 12 Jahre um 33 Prozent gestiegen sind, sind die Kosten für Solarenergie zwischen 2010 und 2021 um fast 90 Prozent zurückgegangen. Dieser gegenläufige Trend verstärkt den Kostenunterschied weiter.
6. Staatliche Förderung und Subventionen
Ein wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird: Atomkraft war historisch nur dank massiver staatlicher Subventionen wirtschaftlich darstellbar. Die tatsächlichen Kosten der Kernenergie wurden und werden somit nicht vollständig in den Strompreisen abgebildet.
Günstiger Strom ab 3 Cent: Die Vision der Photovoltaik
Bis 2045 könnten die Stromgestehungskosten für Photovoltaik-Freiflächenanlagen laut Fraunhofer ISE weiter auf 3,1 bis 5,0 Cent pro kWh sinken. Für kleine PV-Dachanlagen werden Kosten zwischen 4,9 und 10,4 Cent pro kWh prognostiziert. Diese fortschreitende Kostensenkung verstärkt den wirtschaftlichen Vorteil erneuerbarer Energien gegenüber konventionellen Kraftwerken und Kernenergie weiter.
Systemintegration und Flexibilität
In einem Energiesystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energien wären Kernkraftwerke wirtschaftlich im Nachteil, da sie schwer regelbar sind und die flexible Zusammenarbeit mit erneuerbaren Energien technisch nur eingeschränkt möglich ist. Diese mangelnde Flexibilität führt zu zusätzlichen Systemkosten, die in den reinen Stromgestehungskosten nicht enthalten sind.
Die Zukunft der Energie: Kostenvorteile von Wind- und Solarenergie
Die Behauptung, dass Atomstrom günstiger sei als erneuerbare Energien, wird durch aktuelle Studien nicht gestützt. Im Gegenteil: Photovoltaik und Windkraft sind heute die kostengünstigsten Stromerzeugungstechnologien in Deutschland, mit Stromgestehungskosten deutlich unter denen von Kohle, Gas und Kernkraft. Die wirtschaftlichen Vorteile der erneuerbaren Energien dürften sich in Zukunft durch weitere Kostensenkungen noch verstärken.
Atomstrom in der medialen Darstellung: Zwischen Mythos und Realität
Die Wahrnehmung von Atomstrom als vermeintlich günstige Energiequelle ist ein Phänomen, das tief in historischen Narrativen, wirtschaftlichen Interessen und strategischer Kommunikation verwurzelt ist. Obwohl aktuelle Studien eindeutig belegen, dass erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft deutlich kosteneffizienter sind, hält sich das Bild des „billigen Atomstroms“ hartnäckig. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von lobbygesteuerter Rhetorik bis hin zur Komplexität energiewirtschaftlicher Modelle.
Passend dazu:
- Rekord-Kosten, Rekord-Zeit: Europas teuerstes Atomkraftwerk ‘Flamanville 3’ geht in Frankreich nach 17 Jahren endlich ans Netz
Historische Prägung und politische Rhetorik vom “billigen” Atomstrom
Frühe Subventionen und staatliche Förderung
Seit den 1950er Jahren wurde die Atomenergie in Deutschland massiv subventioniert. Bis 2010 summierten sich die staatlichen Förderungen auf mindestens 210 Milliarden Euro (nominal), was inflationsbereinigt etwa 287 Milliarden Euro entspricht. Diese Finanzspritzen ermöglichten niedrige Strompreise, die jedoch nicht die tatsächlichen Kosten der Atomkraft widerspiegelten. Politiker:innen und Medien griffen dieses Narrativ auf, um Atomenergie als „wirtschaftliche Notwendigkeit“ zu framen – etwa durch Aussagen wie die des CDU-Politikers Fuchs 2011: „Jeder muss sich darüber im Klaren sein, dass der Strompreis steigen wird, wenn der Atomausstieg beschleunigt wird.“
Gezielte PR-Strategien der Atomlobby
Dokumente wie das „Kommunikationskonzept Kernenergie“ der PR-Agentur PRGS (2008) offenbaren systematische Bemühungen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Kern der Strategie war die Verknüpfung von Atomkraft mit Klimaschutz und Versorgungssicherheit, um einen „Schulterschluss“ mit erneuerbaren Energien vorzutäuschen. Medien wurden gezielt mit atomfreundlichen „Experten“ versorgt, während kritische Stimmen marginalisiert wurden. Dies zeigt sich in Artikeln der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder Wirtschaftswoche, die wiederholt Pro-Atom-Positionen vertraten.
Wirtschaftliche Fehleinschätzungen und Marktmechanismen
Fokussierung auf variable Kosten
Ein zentraler Trick besteht darin, nur die variablen Kosten bestehender AKWs zu betrachten, die tatsächlich niedrig sind (20–25 €/MWh). Diese Sichtweise ignoriert jedoch:
- Fixkosten für Neubau: Bis zu 49 Cent/kWh für neue AKWs
- Rückbau und Endlagerung: Geschätzte 500 Milliarden Euro für die Entsorgung des deutschen Atommülls
- Externe Kosten: Umwelt- und Gesundheitsfolgen, die nicht im Strompreis enthalten sind
Merit-Order-Effekt und Preisdämpfung
Atomkraftwerke mit niedrigen Grenzkosten drücken im Merit-Order-System kurzfristig die Börsenpreise, da sie vor teureren Gaskraftwerken eingesetzt werden. Dieser Effekt wurde medial oft isoliert betrachtet, ohne die systemischen Kosten zu erwähnen – etwa den notwendigen Netzausbau oder Reservekraftwerke für fluktuierende Erneuerbare.
Mediale Verzerrungen und selektive Berichterstattung
Saisonale Preiseffekte
Beispielsweise suggerierte der Bayerische Rundfunk 2023, der Atomausstieg habe die Strompreise gesenkt. Tatsächlich waren die Preissenkungen jedoch hauptsächlich auf saisonale Faktoren wie erhöhte Solarproduktion und gesunkene Gasnachfrage zurückzuführen. Atomkraftgegner:innen und -befürworter:innen instrumentalisieren solche Kurzzeiteffekte gleichermaßen für ihre Narrative.
Vernachlässigung von Subventionsrealitäten
Während die EEG-Umlage für Erneuerbare (2 Cent/kWh) transparent diskutiert wurde, blieben Atom-Subventionen oft unerwähnt. Allein die Steuervergünstigungen für AKW-Betreiber beliefen sich auf 4,3 Cent/kWh – mehr als das Doppelte der EEG-Förderung.
Psychologische Faktoren und öffentliche Wahrnehmung
Kognitive Dissonanz und Status-quo-Bias
Die Atomkraft prägte über 60 Jahre lang die Energieversorgung. Dies schuf eine mentale Verankerung, die durch Bestätigungsfehler verstärkt wird: Medienberichte, die Atomstrom als „günstig“ darstellen, werden eher geglaubt, wenn sie bestehende Überzeugungen stützen.
Komplexitätsreduktion in der Berichterstattung
Energiewirtschaftliche Zusammenhänge wie Stromgestehungskosten vs. Systemkosten werden selten differenziert. Während Erneuerbare mit vollständigen Kosten (Netzintegration, Speicher) dargestellt werden, erscheint Atomstrom in vereinfachten Darstellungen oft als „Basislaster“ ohne Kontext zu versteckten Subventionen.
Ein teures Narrativ mit langem Schatten
Die mediale Darstellung von Atomstrom als kostengünstig ist kein Zufall, sondern Resultat historischer Weichenstellungen, gezielter Lobbyarbeit und ökonomischer Halbwahrheiten. Während die Stromgestehungskosten neuer AKWs (13,6–49 Cent/kWh) längst über denen von Wind (4,3–9,2 Cent/kWh) und Solar (4,1–14,4 Cent/kWh) liegen, dominieren veraltete Narrative die Debatte. Die eigentliche Frage ist nicht, warum Atomstrom als günstig gilt, sondern warum es trotz klarer Datenlage so schwerfällt, dieses Bild zu korrigieren. Eine Antwort liefert vielleicht das PRGS-Strategiepapier: „Erfolg ist, wenn Kernkraft als unverzichtbarer Partner der Erneuerbaren wahrgenommen wird – auch wenn dies faktisch nicht haltbar ist.“
Passend dazu:
Neuartige Photovoltaik-Lösung zur Kostensenkung und Zeitersparnis
Mehr dazu hier:
Ihr Partner für Business Development im Bereich Photovoltaik und Bau
Von Industriedach-PV über Solarparks bis hin zu größeren Solarparkplätzen
☑️ Unsere Geschäftssprache ist Englisch oder Deutsch
☑️ NEU: Schriftverkehr in Ihrer Landessprache!
Gerne stehe ich Ihnen und mein Team als persönlicher Berater zur Verfügung.
Sie können mit mir Kontakt aufnehmen, indem Sie hier das Kontaktformular ausfüllen oder rufen Sie mich einfach unter +49 89 89 674 804 (München) an. Meine E-Mail Adresse lautet: wolfenstein∂xpert.digital
Ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.