Künstliche Intelligenz – Steuert die KI bald auch das Lager?
Veröffentlicht am: 10. Februar 2018 / Update vom: 9. September 2018 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Künstliche Intelligenz – Steuert die KI bald auch das Lager?
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Große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Bill Gates, seines Zeichens Microsoft-Gründer und IT-Vordenker, prognostiziert bereits für die nächsten 20 Jahre eine KI-Revolution, welche den Arbeitsmarkt komplett umwälzt. Tätigkeiten, die heutzutage noch von Menschen erledigt werden, können dann von Robotern oder Softwaresystemen übernommen werden. Das bezieht sich beileibe nicht nur auf die Fahrer von Taxen oder LKW, die in naher Zukunft durch autonome Fahrsysteme abgelöst werden könnten. Auch Berufsfelder wie Sachbearbeiter, Steuerberater, Rechtsanwälte oder gar Ärzte drohen von den Umwälzungen erfasst zu werden. Zur Zeit können nicht einmal Forscher oder IT-Experten vorhersagen, in welchem Tempo und Ausmaß uns die neue digitale Revolution erreicht. Kein Wunder, dass in Anbetracht der Prognosen die Verunsicherung groß ist. Dabei ist es jedoch wichtig, den Menschen die Angst vor der Künstlichen Intelligenz zu nehmen; werden doch mit ihrer Hilfe viele wirtschaftliche Abläufe und Prozesse verbessert und verschlankt.
Logistikbranche kann von KI stark profitieren
Sicher ist, dass die ersten größeren sichtbaren Auswirkungen von KI die Transportlogistik betreffen, wenn die ersten LKW selbstfahrend über die Autobahnen steuern. Das bedeutet nicht, dass die Fahrer damit obsolet geworden sind. Im Gegenteil, verspricht die Entwicklung doch eine außerordentliche Chance, dass sich ihr Job zukünftig vielfältiger gestaltet. Statt wie bisher mit Tempo 90 über die Autobahnen zu lenken, können sie nun während der Fahrt administrative Tätigkeiten übernehmen und die KI kontrollieren. Auch die Branche profitiert insgesamt, denn die KI-Algorithmen sorgen für eine optimale Auslastung der LKW, die Vermeidung von Leerfahrten und transparente Preise für die Kunden. Schlafpausen reduzieren sich, was zu weiteren Kostensenkungen führt. So können nachts mehr Fahrten durchgeführt werden, was den Verkehrsfluss verbessert und die Last von den stark genutzten Zeiten am Tage verringern hilft. Das verbesserte Management wird dazu führen, dass Staus künftig besser vermieden werden, wovon im Endeffekt alle Autofahrer profitieren.
KI sorgt im Lager für sichere Prognosen
Doch nicht nur die Transportlogistik wird von der KI betroffen. Auch im Lager bahnen sich mit der Künstlichen Intelligenz bahnbrechende Neuerungen an. Bisher werden selbst in modernen Lagern mit automatisierten Bereitstellungssystemen, Lagerliften und -shuttles trotz allem Softwareeinsatz noch relativ fest definierte Abläufe organisiert. Es gibt zwar mehr und mehr autonom operierende führerlose Transportsysteme (FTS), die eigenständig mit ihren Lasten durchs Lager kurven, doch mit Einsatz von KI könnte die gesamte Prozesskette in der Intralogistik revolutioniert werden. Das ist auch nötig, denn getrieben durch den stetig wachsenden E-Commerce sind immer flexiblere und schnellere Systeme gefragt, um die wachsenden Herausforderungen zu bewältigen. Hier kommt die KI zum Zuge, denn sie analysiert anhand der Massen an vorliegenden Daten die Prozesse und fahndet nach Wegen, wie sich die Abläufe optimal organisieren lassen.
Das Funktionsprinzip der KI
- Sämtliche Informationen und Ist-Zustände werden in der KI-Datenbank erfasst
- Über integrierte Filter wird extrem schnell auf unvorstellbare Mengen an Echtzeit-Informationen zugegriffen
- Diese werden nach eigenen (programmierten) Maßstäben kategorisiert
- Informationen werden nicht mehr anhand ihrer Inhalte, sondern anhand ihrer Muster erkannt und analysiert
- Aufgrund der Datenbasis organisiert KI Antworten und entscheidet über Aktionen
- Je mehr neue Daten einfließen, desto mehr „lernt“ das System (Deep Learning)
In der Intralogistik wird die möglichst präzise Prognose von Eintrittswahrscheinlichkeiten eine der Hauptaufgaben der KI sein. Aus der Analyse des Bestellverhaltens schließt das KI-System auf künftige Einkäufe, was zu einem schnelleren Versandprozess führt. Die Folge: Eingehende Kundenaufträge werden bereits vor ihrem Bestelleingang kommissioniert und versandfertig gemacht. Amazon experimentiert bereits seit Jahren an der Verfeinerung dieser Technik, die besonders in Zeiten der Same Day Delivery sehr hoch im Kurs steht, will man die Bestellungen rechtzeitig beim Kunden haben. Auch sollen künftige Schwankungen der Nachfrage besser vorhersagbar sein und die Lagersysteme entsprechend auf steigende oder sinkende Mengen vorbereitet werden.
KI unterstützt zudem die predictive Maintenance mit Prognosen über die restliche Lebensdauer und optimale Wartungszeitpunkte von Maschinen oder Geräteteilen, was sich positiv auf die Produktivität im Lager auswirken wird. Denn auf diese Weise können Reparatur oder Austausch frühzeitig geplant und so gelegt werden, dass sie die regulären Einlagerungs- und Bereitstellungsprozesse nicht behindern. Was bisher zur Abschaltung ganzer Systeme in der Tagschicht führte, kann somit künftig in einem präzise determinierten Zeitabschnitt mit geringer Lageraktivität durchgeführt werden.
KI wird in Zukunft dazu führen, dass die Systeme weniger programmiert, stattdessen aber verstärkt darin trainiert werden, aus den Daten und ihrem Verhalten stetig besser zu lernen.
Wer jetzt denkt, dass der Mensch bald im Lager überhaupt nichts mehr verloren hat, kann beruhigt sein. Denn trotz aller Intelligenz müssen die Systeme überwacht werden. Dazu ist es noch nicht so weit, dass die Lagereinrichtungen absolut vollautomatisch gemanagt werden können, da beispielsweise die Robotik beim Thema Greifen noch nicht so weit ist. Dass KI auch in der Intralogistik eine prägende Rolle spielen wird, kann trotzdem als sicher gelten. Die entscheidende Frage lautet, wann sie dazu in der Lage ist. Die von Bill Gates prognostizierten 20 Jahre scheinen angesichts der rasanten technologischen Entwicklung da sogar ein wenig lang.