Mit Sonnenstrom zur Energiewende – Das Eine-Million-Dächer-Programm – 100 Prozent des Stroms bis 2030 aus erneuerbaren Energien – Eine Million Dächer mit Photovoltaik für Österreich
Das österreichische Klimaschutzministerium (BMK) will mit dem künftigen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) auch die Förderung für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern vereinfachen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler präsentierte am Donnerstag, dem 10. September, Details zu den geplanten Maßnahmen: Ab 2021 werden im Rahmen des neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) auch die Förderungen für Photovoltaik (PV) wesentlich effizienter gestaltet. Zusätzliche Ansätze, mehr Transparenz und ein übersichtlicheres sowie besser zugängliches Fördersystem stehen dabei im Zentrum.
Eine Million Dächer
PV-Anlagen sollen vorrangig auf Gebäuden oder baulichen Anlagen (z.B. Parkplätzen, Lärmschutzwänden, Betriebsanlagen) installiert werden. Der große Vorteil liegt in der bereits vorhandenen Infrastruktur, etwa für Netzanschlüsse. Viele Dachflächen sind jedoch noch nicht für PV geeignet. In diesem Sinne ist ein entsprechendes Begleitprogramm zur Verbesserung der Mobilisierung von Dachanlagen vorgesehen. Zusätzlich wird ab nächstem Jahr ein Förderprogramm für innovative Anlagen (Dachintegrierte Anlagen, gebäudeintegrierte Anlagen usw.) bereitgestellt.
Das Eine-Million-Dächer-Programm
- Zubau von 11 GW Photovoltaik bis 2030 und umgerechnet 11 TWh Stromerzeugung.
- Langfristig besteht bei Gebäuden ein PV-Potential von rund 8 TWh – mindestens 50 % davon sollen bis 2030 realisiert werden.
- Ein Dach entspricht einer Referenz-PV-Anlage eines „typischen“ Einfamilienhauses mit einer Anlagenleistung von rund 4 kWp.
- Ziel: Sonnenstrom für alle.
- Dies entspricht dem heutigen Äquivalent von rund einer Million Dächer
Das ambitionierte Eine-Million-Dächer-Programm soll es einfacher machen, Dächer und Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten. Dank moderner Photovoltaik-Anlagen verwandeln sich immer mehr Dächer und Gebäude in nachhaltige Energielieferanten. Zusätzliche Anreize und effektivere Fördermöglichkeiten treiben den Ausbau nun weiter voran.
„Die Energiewende ist eines der wichtigsten Projekte in den nächsten zehn Jahren. Dazu müssen wir alle an einem Strang ziehen. Mit einem guten Fördersystem und stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen sorgen wir dafür, dass in Zukunft auf einer Million Dächern Sonnenstrom produziert werden kann“, sagt Gewessler.
Nachhaltige Investitionen in die Photovoltaik leisten einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und bringen Österreich näher an das langfristige Ziel heran, 100 Prozent des Stroms bis 2030 aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.
„Das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz wird dafür eine wichtige Grundlage sein. Damit schaffen wir ein neues Fördersystem mit kontinuierlicher Förderung. Und wir sorgen dafür, dass jeder Haushalt zumindest so viel Strom produzieren darf, wie er verbraucht“, so Gewessler weiter.
Mehr Planungssicherheit und Transparenz
Derzeit sind zwei verschiedene Stellen für die Förderung von PV-Anlagen zuständig – der Klima- und Energiefonds sowie die Ökostromabwicklungsstelle. Das neue EAG konzentriert sich hingegen auf eine einzelne neue Förderabwicklungsstelle (EAG-Abwicklungsstelle). Diese wird an mehreren Terminen pro Jahr Fördermittel bereitstellen und so dafür sorgen, dass kontinuierlich gefördert werden kann. Darüber hinaus wird der Zugang zum Netz erleichtert: Die Anschlussbedingungen für kleine Anlagen sehen vor, dass der gesamte Strombedarf des Haushalts durch Photovoltaik gedeckt werden kann, ohne dass Mehrkosten entstehen.
Des Weiteren sind ein jährliches Monitoring und weitreichende Verordnungsmöglichkeiten vorgesehen. Auch die nötige Transparenz seitens der Netzbetreiber wird im EAG verankert werden. Um den Fokus verstärkt auf Gebäude und Deponieflächen, versiegelte oder anderweitig degradierte Flächen zu richten, ist ein Abschlag von rund 30 Prozent für Anlagen auf Grün- und Agrarflächen vorgesehen. Der gesammelte Ausbaufortschritt österreichischer Photovoltaikanlagen wird auch online über eine Website offen, nachvollziehbar und transparent ersichtlich sein.
Energiegemeinschaften
Ein weiterer wichtiger Hebel für den Ausbau von PV-Anlagen auf Dächern werden sogenannte „Erneuerbare Energiegemeinschaften“ sein. Sie ermöglichen die gemeinsame Nutzung von lokal produzierter erneuerbarer Energie – etwa in der Nachbarschaft oder in der Siedlung. Zum Beispiel kann mit der PV-Anlage am Dach der Feuerwehr die Schule vor Ort mit Strom versorgt werden.
Photovoltaik-Ausbau auf Dächern braucht Verpflichtung und weitere Adaptierungen auf Landesebene
Der Bundesverband Photovoltaic Austria fordert eine Photovoltaik-Pflicht für Neubauten. Der „Eine-Million-Dächer-Programm“ kann wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten. Der Photovoltaik-Ausbau auf Dächern braucht Verpflichtung und weitere Adaptierungen auf Landesebene.
Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria (PVA) war bei der Pressekonferenz mit dabei und repräsentierte die Stimme der Branche: „Wir begrüßen das vorgestellte ‚Eine-Million-Dächerprogramm‘ zur Forcierung des Ausbaus auf Österreichs Dächern. Um den notwendigen PV-Boom zu erreichen, müssen wir die Bremse lösen und brauchen dazu neben dem Bund auch Länder und Gemeinden mit an Bord. Dort liegen wesentliche Kompetenzen, um Gebäude- und Flächennutzung erst zu ermöglichen. Hier gilt es entsprechende Maßnahmen zur Solar-Revolution zu setzen.“
Nutzung des Dachpotenzials braucht PV-freundliche Rahmenbedingungen
Das „Eine-Million-Dächerprogramm“ ist ein deutlicher Handlungsauftrag an die Bundesländer, um hier wichtige weitere Schritte zu setzen. Zwar verfügt Österreich mit 2,4 Mio. Gebäude vermeintlich über genug Dachflächen zur Produktion von Sonnenstrom mittels Photovoltaik(PV)-Anlagen, dennoch zeigt eine aktuelle Analyse von Hubert Fechner, dass von dem Gebäudebestand unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen nur ein Teil – nämlich knapp 20 Prozent – auch tatsächlich nutzbar ist. Technische, wirtschaftliche, ökologische, soziale und vor allem bürokratische Faktoren reduzieren das Dachpotential dramatisch. Folgend kann nur jedes fünfte Gebäude mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann damit gerade einmal die Hälfte des „Eine-Million-Dächerprogramms“ umgesetzt werden. Das entspricht einer installierten PV-Leistung von vier Gigawatt (GW) bzw. 36 % des angestrebten PV-Zubaus von 11 GW bis 2030. Damit das grundsätzlich hohe Potential an Dachflächen in Österreich auch nutzbar wird, müssen bestehende Rahmenbedingungen „entstaubt“ und PV- freundlicher sowie bessere Informationsgrundlagen geschaffen werden. Ein konsequenter Abbau von Barrieren auf Landesebene ist unerlässlich. „Die Dachpotenziale sind in jedem Fall vollständig auszuschöpfen und die restlichen Kapazitäten werden wir mit anderen Flächen erschließen müssen. Dazu braucht es eine verstärkte Doppelnutzung von Standorten wie Verkehrs- oder Freiflächen sowie den Einsatz innovativer PV-Anwendungen auf Lärmschutzwänden oder als schwimmende PV“, erläutert Paierl die umfassenden Einsatzmöglichkeiten der PV. Das geplante Begleitprogramm zur Verbesserung der Mobilisierung von Dachanlagen, spezielle Fördertöpfe für innovative Anlagen sowie ein jährliches Monitoring sind daher wichtige Maßnahmen zur Zielerreichung.
PV-Verpflichtung würde weitere 20 Prozent des Zubaus schaffen
Ohne einer verpflichtenden Errichtung von PV-Anlagen auf neu errichteten Gebäuden, sind die Ziele des „Eine-Million-Dächer-Programms“ daher kaum erreichbar. „Ähnliche Vorschriften, wie der Anschluss an die Wasser- bzw. Abwasserversorgung oder die Einhaltung eines gewissen Baustandards, bestehen bereits für den Gebäudeneubau. Diese Vorgaben sind mit der verpflichtenden PV- Anlagenerrichtung zu vervollständigen. Wien geht hier mit gutem Beispiel voran“, bringt es Paierl auf den Punkt. In den nächsten 10 Jahren werden 250.000 neue Gebäude errichtet (Annahme: Fortsetzung des bisherigen Trends). Allein mit einer österreichweiten PV-Verpflichtung im Neubau kann bis 2030 eine PV-Leistung von 2,1 GWp installiert werden, immerhin entspricht das 20 % des notwenigen PV- Zubaus bis 2030.