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„Made in Germany“ am Ende? Warum in diesem Land nichts mehr passt – Wie Deutschland seine Umsetzungskompetenz verlor

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Veröffentlicht am: 29. Dezember 2025 / Update vom: 29. Dezember 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

„Made in Germany“ am Ende? Warum in diesem Land nichts mehr passt – Wie Deutschland seine Umsetzungskompetenz verlor

„Made in Germany“ am Ende? Warum in diesem Land nichts mehr passt – Wie Deutschland seine Umsetzungskompetenz verlor – Bild: Xpert.Digital

Deutschlands strukturelle Wirtschaftskrise: Wenn Intermediäre die Infrastruktur ersetzen

Deutschland steckt in einer Vertrauenskrise: Wenn Serviceverträge die Lösung ersetzen und Verwaltung das Handwerk erstickt.

Es ist ein schleichendes Gefühl, das viele Bürger und Unternehmer beschleicht: In Deutschland „passt“ nichts mehr. Was früher als operative Exzellenz und das verlässliche Versprechen von „Made in Germany“ galt, weicht zunehmend einer frustrierenden Realität aus Warteschleifen, nicht lieferbaren Ersatzteilen und bürokratischen Hürden. Doch dies ist keine bloße Anhäufung von Einzelfällen – es ist das Symptom eines tiefgreifenden systemischen Wandels.

Intermediäre sind Vermittler, die zwischen Akteuren stehen und Austausch organisieren — dabei gewinnen sie häufig Macht, Daten und Kontrolle über Zugänge. Sie können Märkte verzerren (Gebühren, Bevorzugung), Abhängigkeiten schaffen und als Gatekeeper entscheiden, was sichtbar oder möglich wird. Ihre Interessen sind nicht immer transparent und können mit denen der Beteiligten kollidieren. Kurz: Sie erleichtern zwar Transaktionen, erzeugen aber zugleich Abhängigkeit, Kosten und Einflusskonzentration.

🌐 Wirtschaft

Intermediäre (z. B. Plattformen, Banken, Makler) erleichtern Transaktionen — kontrollieren aber oft den Zugang zu Märkten. Sie kassieren Gebühren, sammeln Daten, bevorzugen teils eigene Angebote und können Anbieter abhängig machen. Effizienz entsteht — aber auch Machtkonzentration und Intransparenz.

📰 Medien

Mediale Intermediäre (z. B. Verlage, Suchmaschinen, soziale Netzwerke) filtern Informationen und entscheiden, was sichtbar wird. Das ordnet Vielfalt — kann aber Debatten verzerren, Algorithmen bevorzugen Aufregung, und Desinformation verbreitet sich schneller. Gatekeeping und Profitlogik beeinflussen die öffentliche Meinung.

🏛 Politik

Politische Intermediäre (Parteien, Interessenverbände, Lobbygruppen) strukturieren Beteiligung — kanalisieren aber Interessen und können privilegierten Akteuren mehr Einfluss verschaffen. Bürgernähe entsteht nur teilweise; Verhandlungsmacht und Zugang sind ungleich verteilt.

Der folgende Artikel analysiert schonungslos, wie sich die deutsche Wirtschaft strukturell gewandelt hat: Weg vom pragmatischen „Macher-Tum“, hin zu einer Ökonomie der Intermediäre, in der Probleme nicht gelöst, sondern in lukrative Service-Abos und Beratungsstunden umgemünzt werden. Anhand konkreter Beispiele – von der ausgefallenen Viessmann-Heizung und Wärmepumpe im Winter bis zum defekten Trockner – wird aufgezeigt, wie die einstige Umsetzungskompetenz durch Anreizverzerrungen und Lock-in-Modelle erodiert.

Wir blicken hinter die Fassade einer Wirtschaft, die durch Rekord-Steuerlasten und überbordende Bürokratie gelähmt wird, während der Fachkräftemangel das Handwerk austrocknet. Es ist eine Abrechnung mit einem System, das Kundenbindung mit Knebelverträgen verwechselt und Verwaltung über Wertschöpfung stellt – und eine Warnung davor, was passiert, wenn eine Industrienation vergisst, wie man Dinge einfach erledigt.

Die Abo-Falle: Warum Serviceverträge das echte Handwerk verdrängen – Die Umsetzungskompetenz verschwindet und Abo-Systeme regieren

Deutschland befindet sich in einer tief verwurzelten wirtschaftlichen Transformation, die nicht unmittelbar aus den Makrozahlen ersichtlich wird, aber in der alltäglichen Realität für Unternehmen und Bürger spürbar ist. Die deutsche Wirtschaft hat sich graduell von einer Wertschöpfung durch operative Exzellenz zu einem System entwickelt, in dem Intermediäre, Servicevertragssysteme und Lock-in-Modelle die Infrastruktur dominieren. Dies ist nicht das Ergebnis bewusster Entscheidungen, sondern die logische Folge von Anreizverzerrungen, regulatorischen Lasten und einer fundamentalen Verschiebung davon, wer verdient und wer arbeitet.

Das zentrale Phänomen lässt sich mit einer präzisen Analogie beschreiben: Wie an einer modernen Tankstelle, wo die Gewinne nicht aus dem Kerngeschäft – dem eigentlichen Tanken – entstehen, sondern aus dem Nebengeschäft – den Snacks, Getränken und Impulskäufen – hat sich auch die deutsche Wirtschaft umstrukturiert. Die Schlüsselfunktionen, die gesellschaftlich und wirtschaftlich kritisch sind, sind nicht mehr der funktionierende Lebensnerv der Infrastruktur-Wirtschaft. Stattdessen dominiert die Ablenkung und der Lärm drumherum, auf das man gerade wohlgemerkt verzichten könnte. Dies ist nicht nur ein Phänomen einzelner Branchen, sondern ein systemisches Problem, das das gesamte wirtschaftliche Ökosystem erfasst hat.

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Die Erosion der Umsetzungskompetenz

Umsetzungskompetenz ist das, was Dinge tatsächlich funktioniert. Es ist die Fähigkeit eines Handwerkers, einen Fehler schnell zu diagnostizieren und zu beheben. Es ist die Leistung eines Ingenieurs, ein Problem zu lösen, ohne erst einen vierwöchigen Beratungsprozess zu durchlaufen. Es ist die Bereitschaft eines Unternehmens, schnell zu liefern und dann schnell nachzubessern, wenn etwas nicht funktioniert. Umsetzungskompetenz ist in Deutschland zunehmend eine Mangelware geworden, und dies ist systemisch begründet.

Das Problem beginnt mit den wirtschaftlichen Anreizen. Länder und Unternehmen verdienen mittlerweile nicht mehr primär Geld durch effektive Umsetzung. Sie verdienen Geld durch strukturelle Abhängigkeiten, durch Servicevertragsbindungen, durch Beratungshonorar und durch die Verwaltung von Abhängigkeitsverhältnissen. Eine deutsche Firma mit hoher Beratungskompetenz und massiven Lock-in-Effekten ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell – solange sie ihre Clients nicht ganz verliert. Der klassische Handwerker, der schnell repariert und dann verschwindet, hinterlässt weniger Spuren in den Gewinnmargen des Unternehmens. Eine Beratung, die auf einer Abo-Basis funktioniert und den Kunden dauerhaft an sich bindet, ist deutlich lukrativer.

Dies wird besonders deutlich in den Daten zur Servicebranche. B2B-Unternehmen, die ihren Service-Fokus massiv erhöht haben, erzielen regelmäßig Margen von 35 bis 50 Prozent im Geschäft mit Wartung, Reparaturen und ergänzenden Dienstleistungen. Dies ist ein enormer Anreiz, um das Servicegeschäft über das Produktgeschäft hinauszutreiben. Ein Bestandskunde, dessen Wechselquote um fünf Prozent sinkt, erhöht die Profitabilität des Unternehmens um bis zu 25 Prozent. Das ist eine sehr starke wirtschaftliche Kraft, die in die Richtung von Kundenbindung statt Kundenzufriedenheit drängt.

Aber diese Struktur hat einen Haken. Sie funktioniert nur, solange der Kunde noch da ist. Sie funktioniert nicht, wenn der Kunde so unglücklich mit der Servicequalität ist, dass er wechselt, oder wenn ein Wettbewerber mit echter Umsetzungskompetenz auftaucht. Genau dies passiert aktuell in Deutschland. Chinesische und amerikanische Firmen, die mit höherer Geschwindigkeit und geringeren Kosten arbeiten, erodieren kontinuierlich Deutschlands Marktanteile. Deutschlands Weltmarktanteile sind kontinuierlich zurückgegangen. Das Land ist über ein Jahrzehnt lang im globalen Wettbewerb unter Druck geraten, und dies ist nicht zufällig.

Das Vertrauensdefizit in der Praxis

Das mit der Viessmann-Heizung erlebte Szenario ist nicht anekdotisch. Es ist ein symptomatischer Fall, der die strukturellen Probleme dieser Wirtschaft aufdeckt. Die Ölheizung war in die Jahre gekommen. Alles war rechtzeitig geplant und vorbereitet. Handwerker haben den Umbau zur Wärmepumpe für Oktober zugesagt. Alles kein Problem. Der Umbau dauert nur wenige Tage, hieß es. Tatsächlich zieht sich der Umbau nun bis Anfang Februar hin. Im früheren Deutschland hätte es so etwas nicht gegeben. Handwerkerversprechen?

Nun passiert kurz vor Jahreswechsel genau das Worst-Case-Szenario. Die Heizung geht nicht mehr. Fällt ständig aus. Es handelt sich um eine Viessmann-Heizung. Qualität. Made in Germany. Überall und tausendfach sind im Internet unzählige Serviceanbieter aufgelistet, die angeblich helfen. Achtzig Prozent sind nicht erreichbar, da bis zum 7. Januar Betriebsruhe herrscht. Die wenigen erreichbaren Anbieter wimmeln am Telefon ab: Man sei kein Vertragskunde. Viessmann-Heizung. Qualität. Made in Germany. War das was?

Warum kein Vertragskunde? Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Erstens, weil längst eine Wärmepumpe hätte installiert sein sollen, bei der ein Servicevertrag mit dabei gewesen wäre. Zweitens handelt es sich um eine Uralt-Heizung, bei der Heizungsmonteure bei Beratungsgesprächen erst eine neue Heizung installieren wollten, um dann gleich einen Servicevertrag zu unterbreiten. Braucht man wirklich einen Servicevertrag, wenn das Ding neu ist und die nächsten Jahre ohne Probleme laufen sollte? Oder braucht man einen Servicevertrag, damit der Vertragspartner leichter gutes Geld verdient?

Das ist die Gretchenfrage. Geht es um Nepp oder Service? Geht es um Kundenbindung durch Vertrauen oder Vertragsknebelung durch Abhängigkeit? Das ist es, was gemeint ist: In diesem Land passt nichts mehr.

Ein zweites Beispiel zeigt dieselbe Pathologie. Wäschetrockner in einem 5-Personen-Haushalt. Vor einem Jahr gekauft, nun defekt. Handwerker war vor Ort. Konnte nichts machen, weil neben dem Heizstab auch das Modul davon betroffen und defekt war. Lieferzeit für das Modul-Ersatzteil? Sechs Wochen. Die Familie musste beim Vertragspartner aktiv nachfragen, was jetzt passiert. Es wurde mitgeteilt, dass der Hersteller Daewoo eine beschleunigte Lieferung des Ersatzteils eingeleitet habe. Nächste Woche wäre es da. Kann man das glauben? Tatsächlich nein. Zwei Wochen später wurde nochmals reklamiert. Es handelt sich um einen 5-Personen-Haushalt, der den Trockner nicht als Anschauungsobjekt für eine Vernissage gekauft hat. Nun wurde mitgeteilt, dass man selbst nichts machen könne und die Familie sich am 31. Dezember nochmals melden solle, falls bis dahin nichts passiert sei. Wer ahnt und fühlt es? Es wird bis nach dem 7. Januar auch nichts weiter passieren, da alle noch Betriebsruhe haben. Und dann geht das Lotteriespiel wieder von vorne los.

Daher die ehrliche Frage: Wozu Serviceverträge, wenn ein Garantieversprechen von zwei Jahren vorliegt? Wenn am Ende doch jeder macht, was er in seine Verträge hineininterpretiert? Wenn nichts mehr passt. Wenn nur noch Verkäufer und Optimierer das Land dominieren und Macher und Problemlöser auf der Strecke bleiben? Die falschen Prioritäten wurden gesetzt. Die Struktur der Kundenbindung liegt nicht in mangelnder Kompetenz. Sie liegt im System selbst. Wenn nur Vertragskunden Vorrang haben, entsteht ein Mechanismus, in dem diejenigen, die am dringendsten Hilfe brauchen, automatisch hintenanstehen. Dies ist kein Fehler des Systems. Dies ist das System. Der Anreiz ist nicht, den Kunden zufriedenzustellen. Der Anreiz ist, ihn zum Abschluss eines Servicevertrags zu zwingen.

Bürokratie als Wettbewerbswaffe des Status quo

Bürokratie ist nicht nur ein nerviges Verwaltungsproblem. Sie ist ein wirtschaftlicher Mechanismus, der funktionierenden Unternehmen Kosten auferlegt und etablierte Unternehmen mit bestehender Compliance-Infrastruktur schützt. Dies ist in Deutschland besonders ausgeprägt.

Die direkten Bürokratiekosten belaufen sich nach konservativen Schätzungen auf rund 65 Milliarden Euro pro Jahr. Wenn man indirekte Effekte – entgangene Wachstumschancen, Innovationsbremsen – einrechnet, summiert sich die Gesamtbelastung auf bis zu 146 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist nicht eine marginale Reibung. Das ist ein struktureller Lähmungsfaktor.

Besonders problematisch ist, dass diese Lasten klein und mittelständische Unternehmen überproportional treffen. Rund 80 Prozent der Betriebe berichten, dass ihre Bürokratiekosten in den letzten drei Jahren gestiegen sind. Über die Hälfte berichtet von sinkender Produktivität. Das ist nicht konjunkturell. Das ist strukturell.

Die Probleme entstehen durch eine Ansammlung von EU-Vorgaben (die Deutschland oft noch strenger umsetzt) und nationalen Gesetzesverschärfungen – im Bereich Datenschutz, Lieferkettensorgfalt, Arbeitsrecht, Nachhaltigkeit. Jedes einzelne ist für irgendeinen Zweck sinnvoll. In der Summe erzeugen sie ein Labyrinth, das kleine Unternehmen lähmt und große Unternehmen mit dedizierten Compliance-Abteilungen favorsiert. Ein Start-up mit fünf Mitarbeitern kann sich nicht fünf Compliance-Mitarbeiter leisten. Ein etabliertes Großunternehmen hat diese bereits.

Das Steuerrecht ist zusätzlich eines der komplexesten weltweit. Die E-Rechnungspflicht, erweiterte Prüfstandards, Berichtsverpflichtungen – dies treibt Unternehmensressourcen in die Verwaltung statt in die Wertschöpfung. Ein Mittelständler, der in Deutschland steuert und wachsen will, verschenkt wertvollen Fokus an Formulare.

Dies ist das, was gemeint ist, wenn man sagt, dass Nepp und Service nicht mehr zu unterscheiden sind. Ein Beratungsunternehmen, das neue Regularien erklärt und Compliance-Prozesse aufbaut, verdient enormes Geld – nicht weil es echten Wert schafft, sondern weil es Regelwerkskomplexität navigieren hilft. Dies ist nicht nutzlos, aber es ist auch nicht die Art von Wertschöpfung, die eine Wirtschaft nach vorne bringt. Es ist defensive Wertschöpfung.

 

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52,6 Prozent Abgaben: Wie der deutsche Staat die eigene Wirtschaft lähmt – Das Ende von Made in Germany – Ein Vertrauensbruch mit fatalen Folgen

Der Fachkräftemangel und das Handwerk-Desaster

Deutschland verliert eine kritische Säule seiner Wirtschaft: das Handwerk. Dies ist nicht wegen mangelnder Nachfrage. Dies ist wegen mangelndem Angebot. Im Handwerk fehlen bundesweit 113.000 Fachkräfte. Ein Drittel aller Handwerksberufe ist aktuell ein Engpassberuf. Besonders dramatisch ist es in der Bauelektrik (18.300 fehlende Fachkräfte), in der Kraftfahrzeugtechnik (16.300) und in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (12.200).

Das Problem ist nicht, dass es keine Ausbildungsplätze gibt. Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen im Handwerk lag bei 38 Prozent – deutlich höher als in Industrie und Handel (31 Prozent). Die Nachfrage übersteigt das Angebot, und dies wird sich verschärfen. Die demographische Entwicklung bedeutet, dass ältere Unternehmer häufiger werden, während der Nachwuchs fehlt.

Dies hat Konsequenzen. Betriebe müssen Aufträge absagen. Rund 40 Prozent der betroffenen KMU halten es für wahrscheinlich, dass sie perspektivisch weniger Aufträge anzunehmen können. Rund 30 Prozent planen eine Reduktion der Produktion, der Öffnungszeiten oder der Erreichbarkeit. Mit anderen Worten: Das Handwerk zieht sich zurück.

Warum ist dies passiert? Erstens: Handwerk ist anstrengend. Es ist nicht prestigeträchtig in einer Wissensgesellschaft. Zweitens: Handwerk ist unter extremem Druck. Die Energiekosten sind durch die Ukraine-Krise massiv angestiegen. Die Steuerlast ist auf einem hohen Niveau. Die Bürokratie ist erdrückend. Ein junger Mensch muss heute nicht nur handwerklich gut sein, sondern auch den Verwaltungsapparat managen – Datenschutz, Buchhaltung, Meldepflichten, Compliance. Das ist kein attraktives Wertversprechen mehr.

Drittens: Ohne Fachkräfte können Handwerksbetriebe nicht schnell und zuverlässig arbeiten. Genau dies ist die Umsetzungskompetenz, die Deutschland fehlt. Ein Elektriker, der tausend Aufträge in der Schlange hat, wird nicht schnell werden. Ein Handwerk, das unterbesetzt ist, wird langsamer, teurer und unzuverlässiger. Und in einem globalen Wettbewerb, in dem Schnelligkeit und Zuverlässigkeit entscheidend sind, ist dies ein tödliches Handicap.

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Die Energielast und Steuerbelastung

Deutschland ist eines der Länder mit der höchsten Gesamt-Steuer- und Abgabenbelastung. Die Einkommensbelastungsquote lag 2024 bei 52,6 Prozent – mehr als die Hälfte des Bruttoeinkommens fließt in Steuern und Abgaben. Dies ist eine lähmende Last für ein Land, das Wachstum braucht.

Besonders schwerwiegend ist die Energiebelastung. Nach der russischen Invasion der Ukraine stiegen die Energiepreise dramatisch. Während diese mittlerweile etwas gefallen sind, liegen sie immer noch deutlich über dem früheren Niveau. Ein energieintensives Unternehmen in Deutschland zahlt nicht nur für die Energie, sondern auch Steuern und Umlagen darauf. Die Energiesteuer, CO2-Abgaben und weitere Lasten machen den Strom für deutsche Produzenten deutlich teurer als für Konkurrenten in den USA, Frankreich oder Asien.

Dies ist nicht nur eine Belastung für große Industrieunternehmen. Dies ist auch eine Belastung für Handwerksbetriebe, die heizen müssen, für Dienstleistungen, die auf Energie angewiesen sind. Es ist ein permanentes Wettbewerbshandicap.

Ein Wärmepumpen-Umbau, wie erwähnt, ist zeitgemäß und notwendig. Aber wenn die staatliche und private Infrastruktur für schnelle Umsetzung nicht vorhanden ist, wird selbst diese zeitgemäße Entscheidung zu einem Albtraum. Ein Umbau, der wenige Tage dauern sollte, zieht sich über Monate hin. Der Grund ist nicht Sabotage, sondern strukturelle Kapazitätsengpässe gepaart mit mangelnder Koordination.

Der kontinuierliche Verlust von Marktanteilen

Dies alles ereignet sich nicht im Vakuum. Deutschland verliert kontinuierlich an Marktanteilen im globalen Wettbewerb. Dies ist nicht eine kurzfristige Schwäche. Dies ist ein jahrzehntelanger Trend. Deutschland verliert weltweit in fast allen Bereichen. Gewichtigster Treiber ist die Automobilindustrie, die unter extremem Druck steht, weil sie zentrale Zukunftstrends – alternative Antriebe – zu spät aufgegriffen hat.

Dies ist gepaart mit hohen Produktionskosten, Abhängigkeiten von internationalen Zulieferketten und geringer Flexibilität bei digitalen Geschäftsmodellen. US- und asiatische Anbieter agieren deutlich dynamischer. Sie können schneller reagieren auf neue Technologien, neue Märkte, neue Geschäftsmodelle. Deutschland, belastet durch Bürokratie, Fachkräftemangel und etablierten Incumbents-Strukturen, kann nicht folgen.

Dies ist besonders dramatisch in der Halbleiter- und Computertechnik, wo Deutschland ohnehin schwach ist. Es ist auch dramatisch in dem, wofür Deutschland noch stehen sollte: hochwertige Maschinenbau, Automobilkomponenten, Spezialchemie. In diesen Sektoren verliert Deutschland Marktanteile gegen China, USA und Südkorea.

Gleichzeitig hat Deutschland keine neue Säule entwickelt, auf die es sich stützen könnte. Der deutsche Finanzsektor ist schwach. Die deutschen Tech-Unternehmen sind global unbedeutend. Der deutsche Biotech-Sektor ist überschaubar. Was bleibt, ist Engineering-Excellence – und diese wird von höheren Kosten, Bürokratie und Fachkräftemangel erodiert.

Das Kern-Vertrauensdefizit

Das tiefere Problem ist nicht technisch. Es ist psychologisch und strukturell. Es ist das Defizit von Vertrauen. Wenn ein Deutscher ein Produkt kauft und es geht kaputt, sollte er erwarten können, dass es schnell und unkompliziert repariert wird. Das ist historisch das Versprechen von „Made in Germany” gewesen. Quality that lasts.

Heute ist dieses Versprechen gebrochen. Ein Kunde bekommt stattdessen einen Servicevertrag angeboten – nicht weil es nötig ist, sondern weil dies das neue Geschäftsmodell ist. Er wird hingehalten, wird hin- und hergeschoben zwischen Installateur und Hersteller, wird mit Betriebsruhetermine konfrontiert (von denen es immer mehr gibt), wird verwirrt durch Komplexität, wird schließlich frustriert und gibt auf.

Dies ist das Symptom einer Wirtschaft, die sich selbst nicht mehr traut. Sie vertraut nicht darauf, dass schnelle Reparatur rentabel ist. Sie vertraut nicht darauf, dass Kundenzufriedenheit langfristig profitabel ist. Sie vertraut nicht darauf, dass Handwerker schnell und zuverlässig arbeiten können. Also baut sie Strukturen ein, die dies alles auf den Kopf stellen.

Gleiches ist an mehreren anderen Ecken zu beobachten. Versicherungen, Telekom-Anbieter, Banken – sie alle haben sich zu Lock-in-Modellen transformiert. Ein Wechsel wird bewusst schwer gemacht, nicht weil ein neuer Anbieter nicht besser wäre, sondern weil die etablierte Struktur es so eingerichtet hat. Das ist keine Innovation. Das ist der Versuch, Wettbewerb durch Verwaltung zu ersetzen.

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Das systemische Problem

Dies ist das, was hier gemeint ist, wenn man sagt: In diesem Land passt nichts mehr. Es ist nicht, dass einzelne Produkte schlecht sind. Die Viessmann-Heizung, wenn sie funktioniert, ist eine gute Heizung. Der Daewoo-Wäschetrockner, wenn er läuft, ist ein brauchbares Gerät. Das Problem ist, dass die Systeme darum herum nicht funktionieren.

Und dieses Problem ist systemisch. Es entsteht nicht aus böser Absicht. Es entsteht aus rationalen Anreizen, die falsch konstruiert sind. Wenn Unternehmen verdienen können durch Lock-in und Kundenbindung statt durch echte Leistung, werden sie dies tun. Wenn die Bürokratie es großen, etablierten Unternehmen leichter macht zu überleben, während sie kleine, agile Unternehmen stranguliert, werden die großen überleben und die kleinen verschwinden. Wenn der Fachkräftemangel weit verbreitet ist, werden die Arbeitsbedingungen für die restlichen Fachkräfte besser – aber die Gesamtqualität sinkt, weil weniger Qualität verfügbar ist.

Dies ist nicht durch einzelne Regulierungen zu beheben. Dies ist nicht durch einzelne Unternehmens-Reformen zu lösen. Dies braucht eine systemische Neuausrichtung.

Die notwendigen Prioritäten

Was wird es brauchen, um hier einen Weg aus dieser Sackgasse zu finden? Vier grundsätzliche Dinge sind notwendig.

Erstens muss die Bürokratie nicht marginal reduziert, sondern radikal vereinfacht werden

Eine 25-Prozent-Reduktion, wie aktuell geplant, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Es braucht eine Reduktion um 50 Prozent oder mehr. Dies ist nicht möglich durch einzelne Entbürokratisierungsgesetze. Dies braucht eine fundamentale Neuausrichtung. Welche Regulierungen sind echte Notwendigkeiten? Welche sind historische Artefakte? Welche können durch Marktmechanismen ersetzt werden? Dies muss systematisch durchgegangen werden.

Zweitens muss die Steuerlast und Energielast deutlich reduziert werden

Ein Land, das 52 Prozent der Einkommen in Steuern und Abgaben nimmt, wird es schwer haben, dynamisch zu sein. Besonders die Unternehmenssteuerbelastung – die in Deutschland bei fast 30 Prozent liegt – muss auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent oder darunter sinken. Die Energiebelastung muss durch massiven Ausbau erneuerbarer Energien reduziert werden.

Drittens muss das Vertrauen in echte Umsetzungskompetenz wieder hergestellt werden

Das bedeutet: Transparente Servicequalität statt versteckten Lock-in. Es bedeutet: Schnelle Problemlösung statt Zeit-Dehnung. Es bedeutet: Bewertungssysteme, die echte Kundenzufriedenheit messen statt versteckte Retention. Es bedeutet auch: Rechtliche Konsequenzen für Unternehmen, die systematisch Kundenbeschwerde-Prozesse obstruieren.

Viertens muss das Handwerk wieder attraktiv gemacht werden

Das bedeutet bessere Bezahlung, aber auch bessere Arbeitsbedingungen und ein gesellschaftlich höheres Ansehen. Es bedeutet, dass der Staat den Handwerk-Ausbildungsmarkt aktiv reguliert – beispielsweise durch Zuschüsse für Ausbildungsbetriebe. Es bedeutet auch, dass Regulierungen speziell kleine und handwerkliche Betriebe nicht überproportional belasten dürfen.

Dies sind nicht radikale Maßnahmen. Dies sind die Maßnahmen, die eine funktionierende Industrienation ergreifen würde, wenn sie sich selbst erhalten will.

Vertrauen als Fundament

Das größere Problem ist vertrauens-basiert. Deutschland war auf einem Gedanken gebaut: Wenn wir hochwertige Produkte machen, wenn wir zuverlässig sind, wenn wir schnell reagieren, dann werden wir erfolgreich sein. Dies war ein funktionierendes Geschäftsmodell für viel von Deutschlands Nachkriegs-Geschichte.

Heute ist dieses Modell erodiert. Die Kosten für hohe Qualität und Zuverlässigkeit sind gestiegen, durch Bürokratie, Steuern und Energie. Die Fachkräfte, die dies ermöglichen, sind knapp. Der Wettbewerb aus Ländern mit niedrigeren Kosten und neuer Energie ist brutal. Und schlimmer noch: Die deutschen Unternehmen selbst haben aufgehört, an dieses Modell zu glauben.

Stattdessen haben sie sich zu Modellen bewegt, die Vertrauen untergraben: Lock-in, Komplexität, Kundenbindung statt Kundenzufriedenheit. Dies ist wirtschaftlich verständlich. Psychologisch und strategisch ist es selbstzerstörerisch. Weil es das Vertrauen erodiert, das die einzige nachhaltige Quelle von Wettbewerbsvorteil ist.

Der Weg zurück zu einer funktionierenden Wirtschaft führt nicht durch noch mehr Beratung, noch mehr Verträge, noch mehr Bürokratie. Er führt durch die Wiederherstellung von echtem Vertrauen, echter Leistung und echter Umsetzungskompetenz. Dies erfordert unpopuläre Entscheidungen: Regulierungen abbauen, Steuern senken, Energiekosten reduzieren. Dies erfordert auch, dass etablierte Spieler ihre Defensiv-Positionen aufgeben und zurück zu echtem Wettbewerb zurückkehren.

Die Frage für Deutschland ist nicht technisch. Die Frage ist: Will das Land die falschen Fünfziger (Beratung, Verträge, Verwaltung) hinwegfegen und zurück zum echten Handwerk, zur echten Umsetzung, zur echten Leistung gehen? Oder wird es den langsamen Niedergang akzeptieren, während Konkurrenten mit Energie und Niedrigkosten-Vorteilen vorbeigehen? Die Antwort muss radikal sein. Die halbherzigen Reformen der Vergangenheit haben nicht funktioniert. Vollständige Neuausrichtung ist notwendig.

 

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