
Masse schlägt Klasse: Warum ukrainische 500-Dollar-Drohnen die US-Hightech-Waffen deklassieren – Bild: Xpert.Digital
Das Switchblade-Debakel: Die teure Lektion, die der Westen in der Ukraine lernt
Die Garagen-Armee: Wie ukrainischer Pragmatismus eine milliardenschwere Rüstungsindustrie bloßstellt
Die spektakuläre Enttäuschung amerikanischer Switchblade-Drohnen auf dem ukrainischen Schlachtfeld markiert mehr als nur ein technisches Versagen. Sie offenbart eine fundamentale Verschiebung in der ökonomischen Logik moderner Kriegsführung, die weitreichende Konsequenzen für die globale Verteidigungsindustrie, staatliche Beschaffungsstrategien und die Machtbalance zwischen etablierten Militärmächten und agilen Konfliktteilnehmern haben wird. Der Artikel aus dem Focus beschreibt ein Phänomen, das die Grundfesten der seit Jahrzehnten etablierten Verteidigungsökonomie erschüttert und eine neue Ära einläutet, in der nicht mehr technologische Exzellenz, sondern Verfügbarkeit, Anpassungsfähigkeit und Kosteneffizienz über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
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Die Anatomie eines systemischen Versagens
Als im Jahr 2022 eine Lieferung amerikanischer Switchblade-300-Drohnen in der Ukraine eintraf, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Diese Systeme galten als Inbegriff moderner Präzisionswaffen, entwickelt von AeroVironment, einem führenden Rüstungskonzern mit jahrzehntelanger Erfahrung. In Afghanistan und im Irak hatten sich die Switchblades als unverzichtbare Ausrüstung für Spezialeinheiten bewährt. Sie verkörperten das westliche Verteidigungsparadigma der vergangenen Jahrzehnte: hochwertig, präzise, technologisch überlegen und entsprechend kostspielig.
Die Realität auf ukrainischem Boden war jedoch ernüchternd. Mit Stückkosten zwischen 60.000 und 80.000 Dollar pro Einheit erwies sich die Switchblade-300 als hoffnungslos überfordert mit den Bedingungen eines Hochintensitätskonflikts. Die russische elektronische Kriegsführung störte die Systeme massiv. Der geringe Sprengkopf, gerade einmal so groß wie eine 40-Millimeter-Granate, erwies sich als wirkungslos gegen selbst leicht geschützte Ziele. Valery Borovyk, ein ukrainischer Drohnenentwickler, berichtet von Tests, bei denen eine Switchblade-Drohne zwar die Heckscheibe eines Kleinbusses traf, aber nicht einmal die Frontscheiben zum Bersten brachte. Für ein Waffensystem, das mehr als das Hundertfache einer ukrainischen FPV-Drohne kostet, ein vernichtendes Urteil.
Dieses Versagen ist jedoch nicht primär technischer, sondern ökonomischer und konzeptioneller Natur. Die Switchblade wurde für ein Einsatzprofil entwickelt, das den Realitäten des Konflikts in der Ukraine fundamental widerspricht. Sie entstand in einer Ära asymmetrischer Kriegsführung, in der westliche Streitkräfte gegen technologisch unterlegene Gegner operierten und sich Präzisionsschläge gegen hochwertige Einzelziele leisten konnten. Die Ukraine hingegen steht einem ebenbürtigen Gegner gegenüber, der über ausgefeilte elektronische Gegenmaßnahmen verfügt und eine Kriegsführung praktiziert, die auf Masse statt Klasse setzt.
Die ökonomische Revolution der Drohnenfertigung
Die ukrainische Antwort auf diese Herausforderung repräsentiert eine fundamentale Neuausrichtung der Verteidigungsökonomie. Innerhalb von weniger als drei Jahren hat die Ukraine eine Drohnenindustrie aus dem Boden gestampft, die in Produktionsvolumen und Innovationsgeschwindigkeit ihresgleichen sucht. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Von bescheidenen 1.200 produzierten Drohnen im Jahr 2022 steigerte das Land seine Fertigung auf 415.000 Einheiten im Jahr 2023 und erreichte 2024 die beeindruckende Marke von 1,7 Millionen Drohnen. Für 2025 peilt die ukrainische Regierung eine Produktionsmenge von 4,5 Millionen First-Person-View-Drohnen an, begleitet von über 385.000 elektronischen Kriegsführungssystemen.
Diese beispiellose Skalierung basiert auf einer radikal anderen Fertigungsphilosophie als jener westlicher Verteidigungskonzerne. Die ukrainische Drohnenindustrie hat sich von Anfang an auf Kostenminimierung, Modularität und schnelle Iterationszyklen konzentriert. Eine durchschnittliche ukrainische FPV-Drohne kostet etwa 500 Dollar in der Herstellung. Die Blyskavka, eine dem russischen Modell Molniya nachempfundene Starrflügler-Drohne, wird aus den billigsten verfügbaren Materialien gefertigt und kostet lediglich 800 Dollar pro Einheit, kann aber acht Kilogramm Sprengstoff über eine Distanz von 40 Kilometern transportieren. Im Vergleich zu den 60.000 bis 80.000 Dollar für eine Switchblade-300 bedeutet dies ein Kostenverhältnis von 120:1 beziehungsweise 75:1.
Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Kostendifferenz wird erst richtig deutlich, wenn man die investierten Summen gegenüberstellt. Die USA haben zwischen 42 und 56 Millionen Dollar für rund 700 Switchblade-Drohnen ausgegeben, die sich als weitgehend ineffektiv erwiesen. Für dieselbe Summe hätten zwischen 84.000 und 112.000 ukrainische FPV-Drohnen beschafft werden können – eine 120- bis 160-fache Menge. Diese simple Rechnung offenbart die fundamentale ökonomische Überlegenheit des ukrainischen Ansatzes in einem Konflikt, in dem die schiere Verfügbarkeit von Waffensystemen über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Das Paradigma der verfügbarkeitsorientierten Kriegsführung
Der ukrainisch-russische Konflikt hat ein neues Kriegsführungsparadigma etabliert, das Eduard Lysenko von der staatlichen Verteidigungstechnologie-Abteilung Brave-1 treffend mit der Metapher vom BMW und dem Škoda Octavia beschreibt. Ein BMW mag schneller und komfortabler sein, aber wenn die Aufgabe darin besteht, allen Menschen ein Auto zur Verfügung zu stellen, ist der Škoda die wirtschaftlich rationale Wahl. Diese Analogie trifft den Kern der neuen Verteidigungsökonomie: In einem Hochintensitätskonflikt zählt nicht die technische Perfektion des Einzelsystems, sondern die Fähigkeit, ausreichende Mengen einsatzfähiger Systeme bereitzustellen.
Russland hat dies früh erkannt und verfolgt eine Spam-Strategie, bei der Drohnen massenhaft eingesetzt werden, um Verteidigungssysteme zu überwältigen. Die Zahlen sind eindrucksvoll: Während Russland im März und April 2024 etwa 250 FPV-Drohnen pro Tag einsetzte, liegt diese Zahl mittlerweile bei 1.000 bis 1.200 Einheiten täglich, mit Spitzenwerten von rund 30.000 Drohnen im Monat August. Diese Volumina sind mit hochpreisigen westlichen Systemen weder militärisch noch wirtschaftlich zu kontern.
Die Konsequenzen dieser verfügbarkeitsorientierten Kriegsführung sind dramatisch. Viktor Dolgopiatov, Leiter von Burevii, einem Konstruktionsbüro für unbemannte Bodensysteme, berichtet, dass eine durchschnittliche Bodendrohne in der Ukraine eine Lebenserwartung von nur einer Woche hat. Multipliziert mit den über 2.000 Kilometern Frontlinie, wird das Ausmaß des Verbrauchs deutlich. Westliche Bodensysteme, die Hunderttausende Dollar kosten, können in diesem Umfeld nicht wirtschaftlich eingesetzt werden, wenn ukrainische Pendants für 10.000 bis 20.000 Dollar verfügbar sind.
Die strukturellen Mängel der westlichen Verteidigungsindustrie
Das Versagen der Switchblade-Drohnen ist symptomatisch für tiefer liegende strukturelle Probleme der westlichen Verteidigungsindustrie. Diese Industrie hat sich über Jahrzehnte in einem Umfeld entwickelt, das durch wenige Großkunden – in erster Linie staatliche Verteidigungsministerien – und lange Entwicklungszyklen gekennzeichnet ist. Die Anreizstrukturen dieses Systems favorisieren nicht Kostenminimierung und schnelle Anpassungsfähigkeit, sondern die Maximierung der Komplexität und der damit verbundenen Entwicklungs- und Produktionskosten.
Traditionelle Verteidigungskonzerne operieren mit Gewinnmargen von sieben bis neun Prozent auf den Umsatz, wie eine Studie des Pentagon aus dem Jahr 2023 belegt. Angesichts begrenzter Stückzahlen und hoher Forschungs- und Entwicklungskosten ist die Industrie darauf angewiesen, die Preise pro Einheit zu maximieren. Dies führt zu einem Teufelskreis: Je komplexer und teurer ein System, desto weniger Einheiten können beschafft werden, was wiederum höhere Stückkosten zur Folge hat. Kritiker wie der leitende Ingenieur der Blyskavka werfen der westlichen Konkurrenz vor, sich auf überdimensionierte Produkte mit enormen Gewinnspannen zu konzentrieren, um kleine Stückzahlen und hohe Forschungs- und Entwicklungskosten zu rechtfertigen.
Verschärft wird diese Problematik durch die extrem langen Beschaffungszyklen der westlichen Verteidigungsindustrie. Während kommerzielle Technologieunternehmen Produkte innerhalb von Monaten zur Marktreife bringen, dauern Militärprogramme oft Jahre oder Jahrzehnte. Das F-35-Programm von Lockheed Martin beispielsweise ist mehr als ein Jahrzehnt verzögert und 165 Milliarden Dollar über den ursprünglichen Plänen. Im Jahr 2024 wurden alle ausgelieferten F-35-Kampfjets mit durchschnittlich 238 Tagen Verspätung abgeliefert. Diese Trägheit ist in einem technologischen Umfeld, das sich rapide wandelt, zunehmend problematisch.
Ein weiteres strukturelles Problem ist die begrenzte Innovationsfähigkeit etablierter Verteidigungskonzerne. Obwohl diese Unternehmen in den Jahren 2010 bis 2019 ihre Gewinnmargen und Cashflows verbesserten, sank gleichzeitig der Anteil der Ausgaben für interne Forschung und Entwicklung sowie Kapitalinvestitionen. Stattdessen erhöhten sich die Ausschüttungen an Aktionäre durch Dividenden und Aktienrückkäufe um 73 Prozent. Diese Fokussierung auf kurzfristige Aktionärsrenditen geht auf Kosten langfristiger Innovationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit.
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Der ukrainische Innovationsmotor und sein Erfolgsrezept
Im direkten Gegensatz zum westlichen Modell steht die ukrainische Verteidigungstechnologie-Industrie, die ein beeindruckendes Beispiel für beschleunigte Innovation unter Extrembedingungen darstellt. Das staatlich geförderte Programm Brave1, das im April 2023 ins Leben gerufen wurde, fungiert als Katalysator dieses Innovationsökosystems. Mit einem Budget von umgerechnet 39 Millionen Dollar für 2024 hat Brave1 über 3.500 Entwicklungen registriert, mehr als 260 nach NATO-Standards kodifiziert und über 470 Fördermittel in Höhe von insgesamt 1,3 Milliarden Hrywnja vergeben.
Das Erfolgsrezept der ukrainischen Drohnenindustrie basiert auf mehreren Säulen. Erstens herrscht eine unmittelbare Nähe zwischen Entwicklern und Endnutzern. Drohnenhersteller testen ihre Produkte nicht in sterilen Laborumgebungen, sondern unter realen Gefechtsbedingungen. Das Feedback der Frontsoldaten fließt innerhalb von Tagen, nicht Monaten oder Jahren, in Produktverbesserungen ein. Diese Iterationsgeschwindigkeit ist für westliche Verteidigungskonzerne, die strenge Zulassungs- und Zertifizierungsprozesse durchlaufen müssen, unerreichbar.
Zweitens hat die Ukraine konsequent auf Lokalisierung und Importsubstitution gesetzt. Während zu Beginn des Konflikts noch chinesische Komponenten dominierten, werden mittlerweile etwa 70 Prozent der Komponenten bei führenden Herstellern wie Vyriy domestisch produziert. Ukrainische Startups wie Odd Systems produzieren Wärmebildkameras für 250 Dollar, die 20 Prozent günstiger sind als chinesische Äquivalente und speziell auf die Bedürfnisse von FPV-Drohnenoperatoren zugeschnitten wurden. Diese Unabhängigkeit von ausländischen Lieferketten, die durch politische Entscheidungen – etwa Chinas Exportrestriktionen auf Drohnenkomponenten – gestört werden können, ist ein strategischer Vorteil.
Drittens zeichnet sich das ukrainische Modell durch eine bemerkenswerte Flexibilität in der Produktionsskalierung aus. Die monatliche FPV-Produktionskapazität stieg von 20.000 Einheiten im Januar 2024 auf 200.000 im Dezember desselben Jahres – eine Verzehnfachung innerhalb eines Jahres. Für Ende 2025 wird eine monatliche Produktionsrate von über 500.000 FPV-Drohnen angestrebt, was einer 25-fachen Steigerung gegenüber dem Ausgangspunkt entspricht. Diese Skalierungsfähigkeit ist in der traditionellen Verteidigungsindustrie ohne Beispiel.
Viertens hat die Ukraine den klassischen Technologietransfer vom militärischen zum zivilen Bereich umgekehrt. Statt teure Militärtechnologie für kommerzielle Anwendungen zu adaptieren, wurden kommerzielle Technologien für den militärischen Einsatz umfunktioniert. Dieser Ansatz minimiert Entwicklungskosten und -zeiten, da auf bereits existierende Technologien zurückgegriffen wird. Kritiker merken an, dass ein Großteil dieser Technologien leicht nachbaubar ist, was die langfristige Wirtschaftlichkeit in Frage stellt. Kurzfristig ermöglicht dieser Ansatz jedoch eine beispiellose Reaktionsgeschwindigkeit auf sich wandelnde Bedrohungsszenarien.
Die elektronische Kriegsführung als Technologie-Equalizer
Ein zentraler Faktor für das Versagen westlicher Hochpreissysteme in der Ukraine ist die intensive elektronische Kriegsführung, die beide Seiten betreiben. Russland setzt massiv Störsender ein, die auf den Frequenzbereichen von 400 bis 1100 Megahertz sowie 2,4 und 5,8 Gigahertz operieren – genau jenen Frequenzen, auf denen auch viele westliche Drohnensysteme funken. Die Konsequenzen sind verheerend: Drohnen verlieren die Verbindung zum Operator, GPS-Signale werden gestört oder gefälscht, Videodatenübertragungen brechen ab.
Die Switchblade-300 erwies sich als besonders anfällig für diese elektronischen Gegenmaßnahmen. Unter Störbedingungen kam es zu Fehlfunktionen, die die Drohnen unbrauchbar machten. AeroVironment hat zwar mittlerweile eine verbesserte Version entwickelt, die unter begrenzten Störbedingungen mit einigermaßen gutem Erfolg eingesetzt wird, doch das grundlegende Problem bleibt bestehen: Ein System, das 60.000 bis 80.000 Dollar kostet und durch einen 1.000-Dollar-Störsender neutralisiert werden kann, stellt keine wirtschaftlich tragfähige Lösung dar.
Die ukrainische Antwort auf diese Herausforderung ist vielschichtig. Einerseits werden zunehmend faseroptische Drohnen eingesetzt, die über ein physisches Kabel mit dem Operator verbunden sind und somit gegen Funkstörungen immun sind. Diese Systeme haben zwar reichweitentechnische Limitierungen aufgrund der Kabelverbindung, sind aber in stark gestörten Umgebungen operabel. Andererseits investieren ukrainische Hersteller massiv in KI-gestützte Terminalführungssysteme, die es Drohnen ermöglichen, auch nach Verlust der Verbindung zum Operator autonom ins Ziel zu fliegen.
Unternehmen wie das deutsche Helsing, das 1.950 HF-1-Kamikaze-Drohnen mit KI-Ausstattung an die Ukraine geliefert hat und weitere 6.000 HX-2-Drohnen produziert, demonstrieren die Richtung der technologischen Entwicklung. Diese Systeme können Ziele verriegeln und trotz aller gegnerischen Gegenmaßnahmen im elektromagnetischen Spektrum verriegelt bleiben. Der entscheidende Unterschied zu westlichen Entwicklungen: Diese Fähigkeiten werden in Systemen implementiert, die massenproduzierfähig und deutlich kostengünstiger sind als klassische westliche Waffensysteme.
Die Investitionsdynamik und ihre Implikationen
Die Investitionsströme in die ukrainische Verteidigungstechnologie-Industrie haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch beschleunigt. Während bis 2024 insgesamt etwa 90 Millionen Dollar über die Brave1-Plattform in ukrainische Defense-Tech-Unternehmen flossen, wurden allein beim Defense Tech Valley Summit im September 2025 über 100 Millionen Dollar an Investitionszusagen verkündet. Die durchschnittliche Investitionssumme pro Transaktion ist dabei von 300.000 auf eine Million Dollar gestiegen, was die zunehmende Reife und Attraktivität des Sektors signalisiert.
Besonders bemerkenswert ist die Zusage der Europäischen Union, sieben Milliarden Dollar aus Zinserträgen eingefrorener russischer Vermögenswerte für die ukrainische Drohnenindustrie bereitzustellen. Diese Summe übersteigt die bisherigen Investitionen um ein Vielfaches und könnte der ukrainischen Industrie ermöglichen, ihre bereits beeindruckende Produktionskapazität weiter zu steigern. Präsident Zelenskyy hat erklärt, dass die Ukraine die Kapazität besitze, acht Millionen Drohnen jährlich zu produzieren, es aber an der Finanzierung mangele. Mit den angekündigten EU-Mitteln könnte diese Lücke geschlossen werden.
Interessanterweise bleibt trotz dieser Investitionen etwa 40 Prozent der ukrainischen Drohnenproduktionskapazität ungenutzt. Dies reflektiert das zentrale Dilemma der ukrainischen Verteidigungsindustrie: Während die technologische Kompetenz und Produktionsinfrastruktur vorhanden sind, fehlt es an finanziellen Mitteln zur vollständigen Auslastung. Westliche NATO-Staaten erhöhen derzeit ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wovon 3,5 Prozent für harte Verteidigung vorgesehen sind. Ein Großteil dieser Investitionen fließt jedoch weiterhin an europäische und amerikanische Rüstungskonzerne, die Technologien herstellen, welche für die Herausforderungen des Ukraine-Krieges ungeeignet sind.
Diese Fehlallokation von Ressourcen hat weitreichende strategische Implikationen. Während westliche Regierungen Milliarden in Waffensysteme investieren, die sich möglicherweise als obsolet erweisen könnten, bleibt eine kampferprobte, kosteneffiziente und hochskalierbare Industrie chronisch unterfinanziert. Die wirtschaftliche Irrationalität dieser Situation ist offensichtlich, wird aber durch politische Faktoren – nationale Industriepolitik, Arbeitsplatzerwägungen, etablierte Lobbystrukturen – perpetuiert.
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Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.
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Risiken und Limitierungen des ukrainischen Modells
Bei aller Begeisterung für die ukrainischen Erfolge dürfen die inhärenten Risiken und Limitierungen dieses Modells nicht übersehen werden. Investitionen in die ukrainische Drohnenindustrie sind mit erheblichen Risiken behaftet. Das Land bietet nur schwachen Schutz geistigen Eigentums, die Rechtsstaatlichkeit ist fragwürdig, und während des Krieges sind Waffenexporte weitgehend beschränkt. Diese Faktoren schrecken institutionelle Investoren ab, die Planungssicherheit und Rechtssicherheit benötigen.
Die langfristige Wirtschaftlichkeit der ukrainischen Drohnenindustrie ist ebenfalls fraglich. Wie erwähnt, ist ein Großteil der entwickelten Technologien leicht nachbaubar. Die Ukraine profitiert derzeit von einem natürlichen Monopol als Testlabor für Militärtechnologie unter realen Gefechtsbedingungen. Sollte der Konflikt enden, könnte diese einzigartige Wettbewerbsposition verlieren. Andere Länder – allen voran China, aber auch westliche Nationen – könnten die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um eigene Produktionskapazitäten aufzubauen und den ukrainischen Marktvorteil zu neutralisieren.
Ein weiteres strukturelles Problem ist die extreme Abhängigkeit von chinesischen Komponenten. Trotz Lokalisierungsbemühungen bezog die Ukraine im ersten Halbjahr 2024 immer noch 89 Prozent ihrer drohnenbezogenen Importe nach Wert aus China. Nahezu 97 Prozent der ukrainischen Drohnenhersteller identifizieren China als primäre Bezugsquelle. Diese Abhängigkeit stellt eine strategische Verwundbarkeit dar, die China jederzeit ausnutzen könnte. Bereits 2024 und 2025 hat Peking Exportrestriktionen auf Drohnenkomponenten wie Flugsteuerungen, Motoren und Navigationskameras verhängt, was die ukrainische Produktion erheblich beeinträchtigte.
Die Frage der Skalierbarkeit jenseits der Kriegsökonomie ist ebenfalls offen. Die ukrainische Drohnenindustrie operiert unter Bedingungen extremer Nachfrage und staatlicher Unterstützung. Unternehmen können ihre Produkte sofort an der Front testen und erhalten unmittelbares Feedback. Diese Bedingungen sind in Friedenszeiten nicht replizierbar. Ob das ukrainische Modell in einem normalen Marktumfeld wettbewerbsfähig bleibt, ist ungewiss.
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Die strategischen Implikationen für westliche Verteidigungspolitik
Die Erkenntnisse aus dem Ukraine-Konflikt stellen fundamentale Annahmen westlicher Verteidigungspolitik in Frage. Jahrzehntelang basierte die westliche Militärstrategie auf der Überzeugung, dass technologische Überlegenheit quantitative Unterlegenheit kompensieren könne. Hochwertige, präzise Waffensysteme sollten es ermöglichen, mit geringeren Stückzahlen gegen zahlenmäßig überlegene Gegner zu bestehen. Der Ukraine-Konflikt demonstriert die Grenzen dieser Doktrin.
In einem Hochintensitätskonflikt gegen einen ebenbürtigen Gegner mit ausgefeilten elektronischen Gegenmaßnahmen und eigenen Produktionskapazitäten erweist sich das westliche Hochpreis-Modell als nicht nachhaltig. Die schiere Verfügbarkeit von Waffensystemen wird zum entscheidenden Faktor. Ein System, das hervorragend funktioniert, aber nur in begrenzten Stückzahlen verfügbar ist, verliert gegen ein System, das gut genug funktioniert und in großen Mengen verfügbar ist.
Diese Erkenntnis hat tiefgreifende Konsequenzen für Beschaffungsstrategien. Westliche Verteidigungsministerien müssen sich von der Fixierung auf technische Exzellenz lösen und stattdessen Verfügbarkeit, Kosteneffizienz und schnelle Iterationsfähigkeit priorisieren. Das bedeutet nicht, dass Hochtechnologie irrelevant wird – für bestimmte Fähigkeiten wie strategische Raketenabwehr, U-Boot-Kriegsführung oder Weltraumoperationen bleiben komplexe, teure Systeme unverzichtbar. Aber für den Großteil der taktischen Kriegsführung an der Front müssen neue Beschaffungsmodelle entwickelt werden.
Einige westliche Akteure haben diese Lektion bereits internalisiert. Der US-Verteidigungsminister Dan Driscoll kündigte im Oktober 2025 an, das Beschaffungssystem grundlegend zu reformieren und die Abhängigkeit von großen Verteidigungskonzernen zu reduzieren. Die Armee werde zu einem Silicon-Valley-Ansatz übergehen, der Venture Capital und Mentoring mit Startup-Kultur kombiniert. Beschaffungen sollen künftig nicht mehr in Jahren und Milliarden, sondern in Monaten und Tausenden gemessen werden. Das System, das die Armee jahrzehntelang zurückgehalten und die Taschen der Primes gefüllt habe, werde komplett durchbrochen.
Diese Rhetorik muss sich jedoch noch in konkreten Handlungen manifestieren. Die strukturellen Anreize des militärisch-industriellen Komplexes favorisieren nach wie vor etablierte Großkonzerne. Kleinere, innovative Unternehmen haben Schwierigkeiten, an Aufträge zu kommen, da sie nicht über die etablierten Beziehungen, Zertifizierungen und Produktionskapazitäten verfügen. Die jüngste Milliarden-Dollar-Vereinbarung der US-Armee mit AeroVironment für Switchblade-300- und Switchblade-600-Drohnen im August 2024 zeigt, dass traditionelle Beschaffungsmuster fortbestehen.
Die globale Neuordnung der Verteidigungsindustrie
Der Ukraine-Konflikt katalysiert eine Neuordnung der globalen Verteidigungsindustrie, deren Konturen erst allmählich sichtbar werden. Die traditionelle Trennung zwischen kommerzieller und militärischer Technologieentwicklung verschwimmt zunehmend. Unternehmen wie Anduril und Helsing, die aus dem Silicon Valley beziehungsweise dem europäischen Technologiesektor stammen, bringen kommerzielle Entwicklungspraktiken – agile Methoden, schnelle Iterationszyklen, Nutzerorientierung – in den Verteidigungsbereich ein.
Gleichzeitig entstehen neue Knotenpunkte der Verteidigungsinnovation jenseits der etablierten Zentren. Die Ukraine positioniert sich als globaler Testplatz für Militärtechnologie und versucht, diese temporäre Rolle in eine dauerhafte industrielle Basis zu transformieren. Präsident Zelenskyy kündigte im September 2025 an, dass die Ukraine ihre Waffenexportbeschränkungen lockern werde. Unter Kriegsrecht seit 2022 verboten, sollen künftig kontrollierte Exporte ermöglicht werden, insbesondere bei Sedrohnen und anderen bewährten Systemen. Dies könnte die Ukraine zu einem bedeutenden Waffenexporteur machen, wobei der einzigartige Verkaufspunkt die Kampferprobung der Systeme ist.
Die etablierten Verteidigungsmächte reagieren unterschiedlich auf diese Herausforderung. Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich intensivieren die Zusammenarbeit mit ukrainischen Drohnenherstellern, teils durch Investitionen, teils durch Joint Ventures zur gemeinsamen Produktion. Quantum Systems, ein deutsches Unternehmen, das Aufklärungs-Drohnen herstellt, hat frühzeitig eine lokale Präsenz in der Ukraine aufgebaut und profitiert nun von der Nähe zum Markt. Rheinmetall, BAE Systems, Thales, KNDS und Kongsberg Defence & Aerospace planen laut ukrainischen Regierungsdokumenten Joint Ventures mit ukrainischen Herstellern.
Diese Kooperationen könnten zu einer partiellen Technologietransfer von der Ukraine in den Westen führen – eine historische Umkehrung der üblichen Richtung. Westliche Unternehmen und Armeen könnten erheblich davon profitieren, sich stärker auf das Drohnen-Know-how der Ukraine zu stützen, wie Valery Borovyk anmerkt. Sein Rat an Rüstungsunternehmen ist eindeutig: Wer sich heute nicht intensiv mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetze, sei morgen auf dem Weg in den Bankrott.
Chinas Doppelspiel: Lieferant, Beobachter und strategische Bedrohung
China nimmt in dieser globalen Neuordnung eine paradoxe Rolle ein. Einerseits ist das Land der unverzichtbare Lieferant für Komponenten sowohl der ukrainischen als auch zunehmend der russischen Drohnenproduktion. Die überwiegende Mehrheit der in der Ukraine und in Russland eingesetzten Drohnen enthält chinesische Chips, Motoren, Kameras und Batterien. Diese doppelte Abhängigkeit verleiht Peking erheblichen strategischen Einfluss, den es auch ausübt, wie die Exportrestriktionen aus den Jahren 2024 und 2025 zeigen.
Andererseits profitiert China enorm vom technologischen Lernprozess, der sich im Ukraine-Konflikt abspielt. Chinesische Beobachter studieren intensiv die taktischen Lektionen der Drohnenkriegführung, die elektronische Kriegsführung und die Massenproduktion militärischer Systeme. Diese Erkenntnisse fließen in die chinesische Militärdoktrin und Rüstungsplanung ein. Angesichts der Tatsache, dass China über ungleich größere industrielle Kapazitäten als die Ukraine verfügt, könnte das Land im Konfliktfall in der Lage sein, Drohnen in noch gewaltigeren Stückzahlen zu produzieren.
Die westliche Abhängigkeit von chinesischen Komponenten für Verteidigungssysteme stellt ein kaum zu überwindendes strategisches Dilemma dar. Einerseits sind chinesische Komponenten oft konkurrenzlos günstig und verfügbar, was ihre Integration in westliche und verbündete Waffensysteme attraktiv macht. Andererseits schafft diese Abhängigkeit Verwundbarkeiten, die im Konfliktfall – beispielsweise um Taiwan – katastrophal sein könnten. Die Bemühungen zur Diversifizierung der Lieferketten und zum Aufbau eigener Produktionskapazitäten für kritische Komponenten laufen, sind aber langwierig und kostspielig.
Systemische Transformation oder temporäres Phänomen
Die zentrale Frage ist, ob die im Ukraine-Konflikt beobachtbaren Phänomene eine dauerhafte systemische Transformation der Kriegsführung und Verteidigungsökonomie darstellen oder ob es sich um ein temporäres, kontextspezifisches Phänomen handelt. Mehrere Faktoren sprechen für eine dauerhafte Verschiebung. Die Demokratisierung militärischer Technologie durch kommerzielle Komponenten ist unumkehrbar. Die Verfügbarkeit von Drohnen, elektronischen Komponenten und KI-Systemen auf dem kommerziellen Markt ermöglicht es auch kleineren Akteuren, relativ leistungsfähige Waffensysteme zu entwickeln.
Die Proliferation dieser Technologien verändert die strategische Landschaft fundamental. Präsident Zelenskyy warnte in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung im September 2025, dass mittlerweile Zehntausende von Menschen professionell mit Drohnen töten können. Früher seien Drohnen teuer und komplex gewesen, nur die stärksten Länder hätten sie einsetzen können. Heute könnten selbst einfache Drohnen Tausende Kilometer weit fliegen. Diese Entwicklung sei der destruktivste Rüstungswettlauf der Menschheitsgeschichte.
Gleichzeitig gibt es Faktoren, die gegen eine vollständige Transformation sprechen. Für bestimmte militärische Fähigkeiten – strategische Bomber, Flugzeugträger, ballistische Raketen-U-Boote, Luftüberlegenheitsjäger – gibt es keine kostengünstigen Massenalternativen. Die Dominanz in diesen Bereichen sichert weiterhin die militärische Überlegenheit der Großmächte. Der Ukraine-Konflikt ist zudem in mehrfacher Hinsicht atypisch: ein Hochintensitätskonflikt zwischen ebenbürtigen Gegnern mit ausgeprägter Frontlinie und massivem Materialeinsatz. Viele andere Konfliktszenarios – Counterinsurgency, Friedenserzwingung, begrenzte Interventionen – könnten andere technologische Anforderungen stellen.
Dennoch deutet die Evidenz auf eine fundamentale Verschiebung hin. Die Verfügbarkeit wird zur neuen Währung militärischer Macht. Die Fähigkeit, Waffensysteme schnell zu entwickeln, in Masse zu produzieren und kontinuierlich zu verbessern, wird wichtiger als die technische Überlegenheit einzelner Plattformen. Dies favorisiert Akteure mit flexiblen, dezentralen Produktionsstrukturen und kurzen Entscheidungswegen gegenüber schwerfälligen bürokratischen Systemen.
Wirtschaftspolitische Konsequenzen und Handlungsempfehlungen
Die beschriebenen Entwicklungen erfordern tiefgreifende Anpassungen westlicher Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik. Erstens müssen die Beschaffungsprozesse radikal beschleunigt werden. Mehrdekadische Entwicklungszyklen sind im aktuellen technologischen Umfeld nicht mehr tragbar. Stattdessen sind iterative Entwicklungsmodelle notwendig, die mit funktionalen Minimalversionen beginnen und diese kontinuierlich verbessern. Dies erfordert eine Abkehr vom Perfektionismus und die Akzeptanz von Risiken und gelegentlichen Fehlschlägen.
Zweitens muss die Diversifizierung der Lieferantenbasis vorangetrieben werden. Die Konzentration auf wenige Großkonzerne schafft Inflexibilität und begrenzt Innovationspotenziale. Kleinere, agile Unternehmen müssen systematisch in Beschaffungsprozesse eingebunden werden, auch wenn dies zusätzlichen administrativen Aufwand bedeutet. Die verstärkte Nutzung von alternativen Vergabeinstrumenten wie Other Transaction Authorities in den USA ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Drittens erfordert die neue Realität massive Investitionen in inländische Produktionskapazitäten für kritische Komponenten. Die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten muss reduziert werden, auch wenn dies kurzfristig mit höheren Kosten verbunden ist. Die EU-Initiative zur Stärkung der europäischen Halbleiterproduktion ist ein Beispiel für solche strategischen Industriepolitiken. Ähnliche Programme sind für Batterien, Sensoren und andere Schlüsselkomponenten notwendig.
Viertens sollten westliche Regierungen die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Verteidigungsindustrie systematisch ausbauen. Die Ukraine bietet nicht nur kampferprobte Technologien, sondern auch wertvolle Erkenntnisse über moderne Kriegsführung. Joint Ventures, Technologietransfer und gemeinsame Forschungsprogramme können westlichen Streitkräften helfen, den Anschluss zu halten. Die angekündigten sieben Milliarden Dollar der EU für die ukrainische Drohnenindustrie sind ein wichtiger Schritt, müssen aber mit systematischem Wissenstransfer einhergehen.
Fünftens muss in Ausbildung und Doktrinentwicklung investiert werden. Die neuen Technologien erfordern neue taktische Konzepte und Einsatzformen. Streitkräfte müssen lernen, mit Massen von Einwegsystemen umzugehen, elektronische Kriegsführung zu meistern und dezentrale, netzwerkbasierte Operationen durchzuführen. Dies erfordert umfassende Umstrukturierungen in Ausbildung, Organisation und Führung.
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Die unumkehrbaren Lektionen des Drohnenkrieges
Die Enttäuschung über amerikanische Switchblade-Drohnen in der Ukraine ist weit mehr als eine technische Anekdote. Sie symbolisiert das Scheitern eines jahrzehntealten Paradigmas, das technologische Exzellenz über Verfügbarkeit, Komplexität über Einfachheit und Kostenmaximierung über Kosteneffizienz stellte. Die ukrainische Verteidigungsindustrie hat in bemerkenswerter Geschwindigkeit ein alternatives Modell entwickelt, das auf Masse, Anpassungsfähigkeit und rapiden Iterationszyklen basiert. Dieses Modell erweist sich im Kontext eines Hochintensitätskonflikts als überlegen.
Die strategischen und ökonomischen Implikationen dieser Verschiebung sind tiefgreifend. Etablierte Verteidigungskonzerne sehen sich gezwungen, ihre Geschäftsmodelle grundlegend zu überdenken. Regierungen müssen Beschaffungsstrategien anpassen und in neue industrielle Kapazitäten investieren. Die globale Machtbalance verschiebt sich zugunsten jener Akteure, die schneller lernen und sich anpassen können. Die Büchse der Pandora billiger, massenproduzierbarer Militärtechnologie ist geöffnet. Jede Armee, die darauf nicht vorbereitet ist, droht von der Entwicklung überrollt zu werden.
Valery Borovyks Warnung an die Rüstungsindustrie ist eindringlich: Niemand auf dieser Welt wisse, welche Bedrohungen in der Zukunft erwarten, kein einziger Analyst, kein einziger General. Wer sich heute nicht intensiv mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetze, sei morgen auf dem Weg in den Bankrott. Diese Aussage trifft nicht nur auf Unternehmen zu, sondern auf Staaten und ihre Verteidigungsstrategien insgesamt. Die Lektionen des Ukraine-Krieges müssen gelernt werden, bevor es zu spät ist. Die Alternative ist, im nächsten Konflikt mit überteuerten, unzureichend verfügbaren Systemen konfrontiert zu werden, während Gegner mit kostengünstigen Massen überrollen. Die Ökonomie der modernen Kriegsführung hat sich fundamental verändert. Wer dies ignoriert, tut es auf eigene Gefahr.
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