Globale Lieferketten am Limit
Die deutsche Industrie stellt sich wegen eines Schiffsstaus im weltgrößten Containerhafen in Shanghai auf möglicherweise schwerwiegende Folgen ein
Vor dem Hafen der chinesischen Metropole Shanghai stauen sich viele Fracht- und Containerschiffe. Das zeigt die Grafik auf Basis eines aktuellen Kartenausschnitts von Fleetmon, einem Online- Trackingportal für Schiffe. Grund für den Stau ist der harte Lockdown, den die chinesische Regierung über die Stadt verhängt hat. Von diesem sind auch die Hafenmitarbeiter betroffen, weswegen der größte Hafen der Welt derzeit mit deutlich weniger Personal auskommen muss.
Die deutsche Industrie stellt sich wegen eines Schiffsstaus im weltgrößten Containerhafen in Shanghai auf möglicherweise schwerwiegende Folgen ein. Industriepräsident Siegfried Russwurm sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Die deutsche Industrie befürchtet in den kommenden Wochen gestörte Produktionsabläufe. Getroffen sind vor allem Branchen, die auf Rohstoff- oder Bauteillieferungen sowie den Versand ihrer Fertigprodukte über Seetransporte angewiesen sind.“
Gemessen am Containerumschlag ist der Hafen in Shanghai der größte Hafen der Welt. 47 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, Maßeinheit für Containergrößen) wurden im vergangenen Jahr dort umgeschlagen. Der größte europäische Hafen befindet sich in Rotterdam – dort wurden 15,3 Millionen TEU umgeschlagen. In Deutschland verzeichnete der Hamburger Hafen den größten Güterumschlag. Rund 111 Millionen Tonnen Güter wurden dort 2021 umgeschlagen. Damit liegt der Hamburger Hafen deutlich vor den Häfen von Bremerhaven und Wilhelmshaven. Einen Überblick über die größten Frachthäfen der Welt gibt die Grafik unten.
Fleetmon nutzt zur Darstellung des Verkehrsaufkommens die Automatic Identification Systems (AIS) Signale der Schiffe. Diese werden in der Schiffahrt zum Austausch von Navigationsdaten via Funk genutzt. Jedes Schiff über 20m muss ein AIS Signal ausstrahlen. Es sendet unter anderem Rufnamen, Schiffstyp, GPS-Position, Abmessungen und ähnliche Daten.
Die Grafik zeigt Fracht- und Tankschiffe im Hafengebiet von Shanghai am 28. April 2022
English Version: China | Fragile global supply chains and no end in sigh - ship congestion off Shanghai
German industry is bracing itself for potentially serious consequences due to a shipping jam at the world’s largest container port in Shanghai
Many cargo and container ships are jammed up in front of the port of the Chinese metropolis Shanghai. This is shown in the graphic based on a current map section from Fleetmon, an online tracking portal for ships. The reason for the congestion is the tough lockdown imposed on the city by the Chinese government. This also affects port employees, which is why the world’s largest port currently has to manage with significantly fewer staff.
German industry is bracing itself for potentially serious consequences due to a shipping jam at the world’s largest container port in Shanghai. Industry President Siegfried Russwurm told the Deutsche Presse-Agentur in Berlin: „German industry fears disrupted production processes in the coming weeks. Particularly affected are industries that rely on raw material or construction component deliveries as well as the shipment of their finished products via sea transport.“
In terms of container throughput, the port in Shanghai is the largest port in the world. 47 million TEUs (Twenty-foot Equivalent Unit, unit of measure for container sizes) were handled there last year. The largest European port is in Rotterdam – 15.3 million TEU were handled there. In Germany, the Port of Hamburg recorded the largest cargo throughput. Around 111 million tons of goods were handled there in 2021. This puts the Port of Hamburg well ahead of the ports of Bremerhaven and Wilhelmshaven. The chart below provides an overview of the world’s largest cargo ports.
Fleetmon uses Automatic Identification Systems (AIS) signals from ships to display traffic volumes. These are used in shipping to exchange navigational data via radio. Every vessel over 20m must transmit an AIS signal. It transmits, among other things, call name, vessel type, GPS position, dimensions and similar data.
Handlungsbedarf für weiterhin funktionierende Lieferketten
Die globalen Lieferketten sind immer noch durch die Pandemie belastet. Viele Länder haben zahlreiche Anti-Pandemie-Maßnahmen eingeführt, die starke Verzögerungen in den Wertschöpfungs- und Lieferketten ausgelöst haben. So haben etwa Kontroll- und Quarantänezonen in logistischen Knotenpunkten zu Lieferstaus von Waren geführt. In der Folge waren viele Zuliefererbetriebe in ihrer Produktion behindert und konnten ihren Lieferverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen. Und fehlende Zulieferteile können Produktionsabläufe schnell massiv beeinträchtigen. Hinzu kommen der Ausfall von Arbeitskräften durch Krankheit oder Reisebeschränkungen.
Supply Chain am Abgrund? Die Lieferschwierigkeiten und Lösungen
Erst kürzlich haben wir darüber geschrieben: „Wie bereits unzählige Male schon beschrieben, hat die Globalisierung die Lieferketten-Struktur stark strapaziert und sie für außerhalb ihres Einflussbereiches stehende wie unerwartete Krisen empfindlich gemacht. Ebenso aber auch in der verhältnismäßig kurzen Zeit strategisch nicht sensibilisiert. Das heißt, dass auch in Zukunft keine Entspannung entlang der Lieferkette in Logistik wie Intralogistik in Sicht ist.“
Nun heißt es handeln. Wer es jetzt erst tut, der ist spät dran – und das sind nicht wenige! Bereits 2012 gaben in einer Umfrage 16,2 % der befragten Unternehmen an, dass sie keine Lösungen und Strategien im Supply-Chain-Risikomanagement haben. Spätestens jetzt sollte eine Reaktion erfolgen, denn die aktuelle Lage wird anhalten. Und was viele noch gar nicht bedenken: die Gefahr einer Kettenreaktion und möglichen Folgen weiterer daraus resultierenden Krisen sind real. Kann jemand ernsthaft sagen, das war es jetzt?
Logistik Bibliothek (PDF)
In regelmäßigen Abständen werden Daten gesichtet und auf ihre Relevanz geprüft. Meist kommen hier einige interessante Informationen und Dokumentationen zusammen, die wir in eine PDF-Präsentation zusammenfassen: Eigene Datenanalysen und Marketing Intelligence sowie externe Marktbeobachtungen.
Fragile globale Lieferketten und kein Ende: Schiff-Stau vor Europas Häfen Rotterdam und Antwerpen
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