Resilienz durch Diversifizierung: Strategische Neuausrichtung globaler Lieferketten im geopolitischen Spannungsfeld
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Veröffentlicht am: 8. April 2025 / Update vom: 8. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Resilienz durch Diversifizierung: Strategische Neuausrichtung globaler Lieferketten im geopolitischen Spannungsfeld – Bild: Xpert.Digital
Zukunft der Logistik: Standortentscheidungen in Zeiten globaler Unsicherheiten
In einer Zeit zunehmender geopolitischer Unsicherheiten und Handelskonflikte gewinnt die strategische Neupositionierung von Lieferketten und Logistikstandorten entscheidend an Bedeutung. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass Unternehmen verstärkt auf Diversifizierung setzen, um Abhängigkeiten zu reduzieren und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Störfaktoren zu erhöhen. Gleichzeitig findet eine Neubewertung traditioneller Logistikstandorte statt, wobei strategische Vorteile wie zentrale Lage innerhalb Europas, optimale Verkehrsanbindung und Kundennähe zu den Hauptkriterien zählen. Der Fall des neuen GROHE-Logistikzentrums in Porta Westfalica verdeutlicht exemplarisch, wie Unternehmen durch strategische Standortverlagerungen ihre Lieferketten optimieren und Wettbewerbsvorteile schaffen.
Geopolitische Unsicherheiten als Treiber für Lieferketten-Resilienz
Die aktuellen geopolitischen Spannungen zwischen der Europäischen Union und den USA illustrieren eindrücklich die Notwendigkeit resilienter Lieferketten. Als Reaktion auf die jüngste Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf europäischen Stahl und Aluminium zu erheben, plant die EU Vergeltungszölle von 25 Prozent auf ausgewählte US-Produkte. Diese Zölle könnten bereits am 16. Mai in Kraft treten und eine breite Warenpalette betreffen. EU-Kommissar Maroš Šefčović betonte zwar die Präferenz für Verhandlungen, signalisierte jedoch gleichzeitig die Bereitschaft, jedes Mittel einzusetzen, um die EU vor den Auswirkungen der US-Zölle zu schützen.
Wirtschaftsexperten prognostizieren infolge dieses sich abzeichnenden Handelskonflikts einen schwächeren Handelsaustausch und steigende Preise. Die EU-Kommission bereitet sich auf gezielte Gegenmaßnahmen vor, die US-Produkte im Wert von bis zu 28 Milliarden US-Dollar betreffen könnten. Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie schnell sich Handelsbedingungen ändern können und welche gravierenden Auswirkungen dies auf globale Lieferketten haben kann.
Das Konzept der mehrdimensionalen Lieferketten-Diversifizierung
Angesichts dieser Volatilität suchen immer mehr Unternehmen nach Möglichkeiten, ihre Abhängigkeiten zu reduzieren. Ein strategischer Ansatz hierfür bietet das 4-Dimensionen-Modell zur Diversifizierung der Lieferkette:
Volatilität, Störungen, Unterbrechungen – vergangene, gegenwärtige und zukünftige Krisen belasten die Lieferketten. Zahlreiche Unternehmen haben erkannt, dass eine Abhängigkeit von einem bestimmten Land, einer einzigen Handelsroute oder einer singulären Bezugsquelle das Risiko für die Lieferketten erhöht.
Diese Erkenntnis führt zu einer Abkehr von linearen Lieferkettendesigns zugunsten mehrdimensionaler Strukturen. Das von DHL entwickelte 4-Dimensionen-Modell unterstützt Unternehmen bei der strategischen Bewertung ihrer Lieferketten und hilft bei der Entwicklung sowohl taktischer als auch strategischer Szenarien. Dabei kann das Modell auf einzelne Produktlieferketten, komplette Lieferkettennetzwerke und ganze Geschäftseinheiten oder Märkte angewendet werden.
Passend dazu:
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Return on Investment durch Diversifikation
Die Investition in diversifizierte Lieferketten bietet Unternehmen einen signifikanten Return on Investment. Durch optimierte Prozesse und reduzierte Ausfallzeiten können Betriebskosten gesenkt und der Umsatz gesteigert werden. Moderne Logistiklösungen ermöglichen eine flexible Multi-Channel-Logistik und individuell angepasste Fulfillment-Optionen, was zu einer effizienteren Lagerung, Kommissionierung und Versand von Produkten führt.
Durch die strategische Verteilung von Risiken auf verschiedene Lieferanten und Transportwege können Unternehmen Engpässe vermeiden und ihre Lieferfähigkeit selbst in Krisenzeiten sichern. Diese Agilität verschafft ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend unvorhersehbaren globalen Marktlandschaft.
Strategische Verlagerung von Logistikstandorten
Die Wahl des richtigen Logistikstandorts ist ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg und wird durch die geopolitischen Veränderungen zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Von der Entscheidung für den richtigen Logistik-Standort hängt wie so oft das Mithalten mit dem Wettbewerb ab. So führt die zunehmende Globalisierung zu neuen Distributionsstrukturen, die sich nicht mehr an Länderzonen und einmal getätigten Investitionen orientieren.
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Europäische Top-Logistikstandorte im Wandel
Logistik-Hotspots in Europa: Die Top 5 im Überblick
Eine Umfrage unter Nutzern von Distributionszentren hat die begehrtesten Logistikstandorte in Europa ermittelt. Der Logistikmarkt Venlo im Südosten der Niederlande nahe der deutschen Grenze belegt dabei den ersten Platz, gefolgt vom Großraum Antwerpen-Brüssel in Belgien und Rotterdam. Die deutsche Rhein-Ruhr-Region und Madrid komplettieren die Top-Fünf-Standorte.
Diese Priorisierung reflektiert die hohe Bedeutung einer exzellenten Verkehrsinfrastruktur für Logistikentscheidungen. Deutschland punktet dabei besonders im Bereich Infrastruktur und wird eine entscheidende Rolle als strategischer Logistikstandort zugeschrieben. Die zunehmende Konzentration auf wenige, aber größere Produktionsstätten erfordert gleichzeitig eine Überprüfung bestehender Distributionsstrukturen.
Fallstudie GROHE: Optimierung durch Standortverlagerung
Ein anschauliches Beispiel für die strategische Verlagerung von Logistikstandorten bietet das neue Logistikzentrum von LIXIL für die Marke GROHE in Porta Westfalica. Mit dem Neubau, ausgestattet mit modernster Lagerhaltungstechnik, können Sanitärsysteme wesentlich effizienter als bisher umgeschlagen werden.
Der Standort bietet mehrere strategische Vorteile:
Ein großer Vorteil des neuen Logistikzentrums ist die Nähe zum Werk. Bisher mussten aufgrund der hohen Umschlagsvolumina verschiedene externe Lagerhallen in der Umgebung genutz werden. Durch das neue Gebäude fällt dieser Pendelverkehr weg.
Das moderne Logistikgebäude mit rund 29.500 Quadratmetern Hallenfläche – fast viermal so viel wie beim bestehenden Warenumschlagsgebäude von 1994 – ermöglicht höhere Umschlagsvolumina sowie gesteigerte Effizienz und Flexibilität. Die neue Regal- und Fördertechnik inklusive vollautomatisierter Verbringung von Paletten sowie modernste Software tragen maßgeblich zu dieser Effizienzsteigerung bei.
Jonas Brennwald, LIXIL EMENA, hebt hervor, dass das Logistikzentrum eine bedeutende Investition in GROHE Professional darstellt. Er erklärt, dass weiterhin großes Wachstum in diesem Bereich erwartet wird. Mit dem neuen Gebäude und den perfekt aufeinander abgestimmten Prozessen sei das Unternehmen optimal für die Zukunft aufgestellt.
Entscheidungskriterien für Logistikstandorte
Bei der Wahl eines Logistikstandorts sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Zu den wichtigsten Entscheidungskriterien zählen:
- Absatzgebiete und Kundenpotenziale: Die Lage der Produktionsstandorte (Quellen) und Kunden (Senken) ist entscheidend für die Positionierung eines Distributionszentrums.
- Personalverfügbarkeit: Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte in der jeweiligen Region stellt ein weiteres wichtiges Kriterium dar.
- Verkehrsinfrastruktur: Die Qualität des Straßen-, Schienen-, Wasser- und Luftverkehrsnetzes ist für das Transportgewerbe das wichtigste Kriterium bei der Standortanalyse.
- Strategische Überlegungen: Hierzu zählen die Festlegung der Anzahl der Lager- und Distributionsstufen, der Lageranzahl, der Lagerstandorte sowie der Größe und Funktion der Lager.
Gesamtgesellschaftliche Dimension der Lieferketten-Resilienz
Die Resilienz von Lieferketten hat mittlerweile nicht nur eine betriebswirtschaftliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche und sicherheitspolitische Bedeutung erreicht. Brigadegeneral Ralf Lungershausen vom Logistikkommando der Bundeswehr unterstrich diesen Punkt und hob hervor, dass von der Industrie erwartet wird, sich aktiv den Gefahren zu stellen. Dies beinhalte einerseits den Aufbau widerstandsfähiger Strukturen, andererseits die Sicherung von Supply-Chains sowie den Schutz gegen Cyberangriffe. Diese Aussage macht deutlich, dass es bei der Sicherstellung resilienter Lieferketten um weit mehr geht als um unternehmerische Interessen – es handelt sich um eine volkswirtschaftliche und sicherheitspolitische Notwendigkeit. In diesem Kontext wird der „Operationsplan Deutschland“ als eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe beschrieben, die politische und operative Aspekte der äußeren und inneren Sicherheit miteinander verbindet.
Passend dazu:
Strategische Neuausrichtung als Wettbewerbsvorteil
Die zunehmenden geopolitischen Spannungen und Handelskonflikte zwingen Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und resilient zu gestalten. Die Abkehr von linearen Lieferkettendesigns hin zu mehrdimensionalen Strukturen ermöglicht eine flexiblere Reaktion auf externe Störfaktoren und reduziert kritische Abhängigkeiten.
Gleichzeitig gewinnt die strategische Wahl von Logistikstandorten an Bedeutung. Faktoren wie zentrale Lage, optimale Verkehrsanbindung und Kundennähe sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. Das Beispiel des neuen GROHE-Logistikzentrums in Porta Westfalica zeigt, wie Unternehmen durch geschickte Standortwahl und modernste Technologie ihre Effizienz steigern und Wettbewerbsvorteile erzielen können.
In einer Welt, die von “ständigen Veränderungen und globalen Krisen geprägt ist”, wird die Fähigkeit zur strategischen Neuausrichtung von Lieferketten und Logistikstandorten zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Unternehmen, die diese Herausforderung frühzeitig annehmen und ihre Lieferketten entsprechend diversifizieren, werden langfristig von erhöhter Resilienz, Effizienz und Kundenzufriedenheit profitieren.
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