
Die Transformation einer kompletten Infrastruktur: Container aus dem Hochregal, Micro-Hubs, Blockhain, Automation und Robotik – Bild: Xpert.Digital
Die Zukunft der globalen Logistik: Transformation einer kompletten Infrastruktur in den nächsten zehn Jahren
Mehr als nur LKW: Warum die Logistik vor ihrem größten Umbruch seit der Erfindung des Containers steht
Die Logistikbranche steht am Beginn einer fundamentalen Transformation, die in den kommenden zehn Jahren die Art und Weise, wie Waren produziert, transportiert und gelagert werden, grundlegend verändern wird. Diese Revolution umfasst sämtliche Bereiche der Supply Chain – von der Beschaffung über die Produktion bis zur finalen Zustellung beim Endkunden. Die Treiber dieser Entwicklung sind vielfältig: technologische Durchbrüche, veränderte Kundenerwartungen, Nachhaltigkeitsanforderungen und die Notwendigkeit resilienterer Lieferketten.
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Digitalisierung und Automatisierung als Fundament der neuen Logistik
Die Digitalisierung bildet das Rückgrat der zukünftigen Logistikwelt. Künstliche Intelligenz, Big Data und das Internet der Dinge werden zunehmend zu unverzichtbaren Werkzeugen für die Optimierung von Prozessen, die Senkung von Kosten und die Förderung der Nachhaltigkeit. Diese Technologien ermöglichen es Unternehmen, ihre Abläufe effizienter zu gestalten und gleichzeitig flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren.
Automatisierte Lager und Robotik werden die Effizienz steigern und Fehlerquoten minimieren. Autonome Systeme wie Roboter und Drohnen können die Lagerlogistik und die Auslieferung bis 2035 revolutionieren. Es wird erwartet, dass Lager nahezu vollautomatisch arbeiten, was zu einer erheblichen Senkung der Betriebskosten führen wird. Unternehmen setzen bereits heute auf Warehouse Management Systeme, die Waren und deren Transport überwachen, während tragbare RF-Scanner und sogar Drohnen für die Bestandsverfolgung eingesetzt werden.
Die KI-gesteuerte Routenoptimierung verbessert die Effizienz von Lieferrouten und spart Zeit sowie Treibstoff. Gleichzeitig sinkt der CO2-Ausstoß, was angesichts steigender Nachhaltigkeitsanforderungen entscheidend ist. Künstliche Intelligenz und Algorithmen werden komplexe Prozesse innerhalb und zwischen Unternehmen effizienter organisieren und automatisieren.
Autonome Fahrzeuge und die Neugestaltung des Transports
Autonome Fahrzeuge stehen kurz davor, die Logistikbranche zu revolutionieren. Der Einsatz von autonomen LKW kann die Logistikbranche dabei unterstützen, den Bedarf an Fahrzeugen und Fachkräften zu reduzieren. Diese Technologie ermöglicht es Fahrzeugen, rund um die Uhr zu fahren und so die Lieferzeiten erheblich zu verkürzen.
Besonders auf Autobahnen werden autonome LKW bereits getestet. Das Forschungs- und Entwicklungs-Projekt ATLAS-L4 zeigt seit 2022, dass der Einsatz von Level-4-automatisierten und damit fahrerlosen Fahrzeugen auf der Autobahn machbar ist. Die Integration autonomer Systeme in Logistikprozesse kann die Kosten senken, indem sie den Kraftstoffverbrauch optimieren und den Verschleiß der Fahrzeuge reduzieren.
Platooning-Technologie ermöglicht es LKW, eng hintereinander herzufahren und untereinander zu kommunizieren, um den Verkehrsfluss zu optimieren. Bremst der erste LKW, können die nachfolgenden Fahrzeuge in derselben Sekunde automatisiert in derselben Stärke bremsen und wieder beschleunigen. Dies reduziert die Staugefahr, erhöht den Verkehrsfluss und hält den Kraftstoffverbrauch niedrig.
Container-Hochregallager: Die Zukunft der Hafenlogistik
Eine besonders innovative Entwicklung sind Container-Hochregallager, die das Potenzial haben, die Hafenlogistik grundlegend zu transformieren. Diese Systeme ermöglichen es, Standard-Seecontainer in riesigen, vollautomatisierten Regalsystemen zu lagern, anstatt sie flach und nur wenige Lagen hoch zu stapeln.
Im Gegensatz zu traditionellen Container-Yards, in denen Container mit Kränen oder Portalhubwagen übereinandergestapelt werden, weist ein Hochregallager jedem einzelnen Container ein festes, individuelles Regalfach zu. Der Transport der Container in und aus diesen Fächern erfolgt vollautomatisch durch schienengeführte Regalbediengeräte oder andere spezialisierte Robotersysteme.
Das erste Container-Hochregallager der Welt wurde bereits erfolgreich getestet. Im Hafen von Dubai hat das vom deutschen Anlagenbauer SMS Group konzipierte System namens Boxbay den Praxistest bestanden. Die Anlage bietet mehr als das Dreifache an Lagerkapazität auf gleicher Fläche verglichen mit konventionellen Lösungen. Das System besteht aus einem automatischen Hochregallager mit 11 Lagerebenen und flexiblen Schnittstellen für die seeseitige und landseitige Verladung.
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Nachhaltige Logistik und Dekarbonisierung
Die Nachhaltigkeit wird zu einem zentralen Treiber der Logistikentwicklung. Unternehmen suchen nach innovativen Wegen, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, was zu einer verstärkten Nutzung alternativer Kraftstoffe und kohlenstoffarmer Verpackungslösungen führt.
Wasserstoff-Technologie gewinnt als Alternative zu Dieselantrieben an Bedeutung. Wasserstofffahrzeuge können größere Entfernungen als Elektrofahrzeuge zurücklegen, verschmutzen die Umwelt nicht und können einfach in wenigen Minuten nachgefüllt werden. Unternehmen wie BAUHAUS und EDEKA Nord haben bereits erste Wasserstoff-LKW in Betrieb genommen, die eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer erzielen und dabei nur Wasserdampf als Emission erzeugen.
Elektromobilität etabliert sich parallel als wichtige Säule der nachhaltigen Logistik. Die Entwicklung batterieelektrischer LKW schreitet voran, wobei diese durch eigene Ladeinfrastruktur an Lagern kostenwettbewerbsfähig und betriebswirtschaftlich rentabel werden.
Künstliche Intelligenz im Supply Chain Management
Künstliche Intelligenz revolutioniert das Supply Chain Management durch präzisere Bedarfsprognosen, verbesserte Bestandsverwaltung und optimierte Logistik. KI-Algorithmen analysieren riesige Datensätze, um Bedarfsprognosen zu erstellen, wodurch Unternehmen ihre Produktionspläne anpassen und überschüssige Lagerbestände reduzieren können.
Predictive Analytics ermöglicht es Unternehmen, zukünftige Trends und mögliche Engpässe vorherzusagen, wodurch Risiken minimiert und die Effizienz maximiert werden. Die Analyse großer Datenmengen hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen, die die gesamte Supply Chain optimieren. Predictive Analytics wird für das Supply Chain Management immer wichtiger, um Prozesse genauer, zuverlässiger und kostengünstiger zu gestalten.
Blockchain und IoT für Transparenz und Verfolgbarkeit
Die Kombination von Blockchain und Internet of Things eröffnet neue Möglichkeiten für die Überwachung und Nachverfolgbarkeit von Produkten in der Logistik. Blockchain-Technologie erhöht die Transparenz in Lieferketten, hilft Fälschungen zu verhindern und ermöglicht die Nachverfolgung von Transportwegen in Echtzeit.
IoT-Geräte bieten unvergleichliche Echtzeit-Sichtbarkeit und Datenerfassungsmöglichkeiten. Sie verbessern das Echtzeit-Tracking und -Monitoring, was für die Optimierung von Logistik und Lieferkettenoperationen unerlässlich ist. IoT ermöglicht ständige Konnektivität und Echtzeit-Entscheidungsfindung sowie vorausschauende Wartung.
Tracking-Systeme verwenden kleine Sensoren, die an Materialien oder Produkten befestigt sind, um genaue und aktuelle Inventare jederzeit zu gewährleisten. Diese intelligenten Inventare können eine Fülle von Informationen über die Produkte selbst, ihre vorherigen Standorte und wie lange sie an einer Einrichtung vorhanden waren, enthalten.
Ihre Container-Hochregallager- und Container-Terminal-Experten
Container-Hochregallager und Container-Terminals: Das logistische Zusammenspiel – Experten Beratung und Lösungen - Kreativbild: Xpert.Digital
Diese innovative Technologie verspricht, die Containerlogistik grundlegend zu verändern. Anstatt Container wie bisher horizontal zu stapeln, werden sie in mehrstöckigen Stahlregalkonstruktionen vertikal gelagert. Dies ermöglicht nicht nur eine drastische Erhöhung der Lagerkapazität auf gleicher Fläche, sondern revolutioniert auch die gesamten Abläufe im Containerterminal.
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Resilienz und Risikomanagement in Lieferketten
Die Pandemie und politische Unsicherheiten haben gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sind. Bis 2035 werden viele Unternehmen verstärkt auf Reshoring setzen, also die Rückverlagerung von Produktionsstandorten näher an die Verbrauchszentren, um Risiken zu minimieren.
Resiliente Lieferketten definieren sich durch ihre Fähigkeit zur Widerstandsfähigkeit und Wiederherstellung. Sie können Störungen in der Lieferkette abfedern beziehungsweise ihre Auswirkungen erheblich begrenzen. Das primäre Ziel von Supply Chain Risikomanagement ist es, die Lieferkette so zu gestalten, dass sie Störungen erfolgreich bewältigen kann und proaktive Maßnahmen zur Risikominimierung integriert.
Diversifikation von Lieferketten wird zur Notwendigkeit. Unternehmen werden gezwungen sein, ihre Lieferketten zu diversifizieren und alternative Produktions- und Transportnetzwerke aufzubauen, um das Risiko von Unterbrechungen durch geopolitische Spannungen oder Naturkatastrophen zu minimieren.
Urbane Logistik und Mikro-Hubs
Die urbane Logistik steht vor großen Herausforderungen durch zunehmenden Lieferverkehr, der die Straßen verstopft und oft nicht effizient gestaltet ist. Mikro-Hubs stellen eine Lösung dar: kleine, strategisch platzierte Verteilzentren, die so nah wie möglich an den Endkunden rücken.
Diese Zwischenstationen fungieren als Schnittstelle zwischen großvolumiger Warenanlieferung und feinverzweigter Endkundenbelieferung. Statt dass ein Lieferfahrzeug aus einem weit entfernten Depot durch den gesamten Stadtverkehr fährt, endet seine Tour am Mikro-Hub. Von dort übernehmen kleinere, oft emissionsfreie Transportmittel die Zustellung auf der letzten Meile.
Mikro-Hubs verkürzen primär den Weg zu den Empfängern und wirken als Reichweitenverlängerer, um den Einsatz von Lastenrädern und elektrischen Leichtfahrzeugen für die Zustellung in Stadtgebiete auszuweiten. Sie erlauben es, lokal emissionsfreie, umweltfreundliche Fahrzeuge für eine ressourcenschonende, stadtverträgliche und effiziente Abwicklung von Transporten auf der letzten Meile einzusetzen.
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Drohnen in der Logistik
Drohnen revolutionieren die letzte Meile der Zustellung. Der bundesweit erste kommerzielle Linienflugbetrieb mit Drohnen wurde bereits in Nordrhein-Westfalen gestartet. Eine Transportdrohne soll im Rahmen der Last-Mile-Delivery Pakete auf einer definierten Route bis zum Zielort fliegen und dort absetzen.
Besonders hervorgehoben wird, dass nicht jede Drohne einzeln von einem Piloten gesteuert werden muss. In einer Art Zentrale kann ein geschulter Mitarbeiter zehn bis zwölf Drohnen gleichzeitig beobachten und bei Abweichungen eingreifen. Die Drohne kann ein Lastgewicht von etwa 6,5 Kilogramm transportieren und schafft bis zu 45 Minuten Flugdauer.
Der Einsatz von Drohnen in der Logistik wird hauptsächlich in drei Bereichen getestet oder bereits umgesetzt: Überwachung und Inspektion, Kommissionierung und Bestandsmanagement sowie Zustellung auf der letzten Meile. Mit Kameras und Scantechnik ausgestattete Drohnen können im Lager viel Personal sparen, indem sie Barcodes erfassen und an das Lagerverwaltungssystem senden.
Additive Fertigung und 3D-Druck
Der 3D-Druck verspricht eine Revolution der Supply Chain durch dezentrale Produktion und On-Demand-Herstellung. Diese Technologie ermöglicht die Herstellung von Produkten Schicht für Schicht aus verschiedenen Materialien und eröffnet neue Horizonte in der Lieferkette durch agilere und flexiblere Methoden.
Der 3D-Druck macht die Supply Chain digital, dezentral und flexibel. Anstatt Ersatzteile über weite Strecken zu transportieren und in großen Mengen zu lagern, können sie direkt vor Ort hergestellt werden – genau in den Stückzahlen, die gerade benötigt werden. Dies reduziert Transportkosten, verkürzt Lieferzeiten und verringert die Kapitalbindung in Lagerbeständen.
Die Vorteile umfassen eine erhöhte Flexibilität bei der Produktgestaltung, schnellere Prototypenerstellung und die Möglichkeit, komplexe Geometrien zu realisieren, die mit herkömmlichen Fertigungsmethoden nicht möglich wären. Besonders in der Ersatzteillogistik zeigt sich das Potenzial: Teile können nach Bedarf produziert werden, ohne dass sie jahrelang gelagert werden müssen.
Kreislaufwirtschaft in der Logistik
Die Circular Economy bringt der Logistik neue Chancen und verändert oder erweitert deren Geschäftsfelder. Logistik wird zum Motor der Kreislaufwirtschaft, in der es nicht nur um die traditionelle Zustellung geht, sondern auch um Rückführung, Wiederverwertung und damit verbundene Services.
Reverse Logistics bezeichnet sämtliche Prozesse, bei denen Güter vom Ort einer Nutzung in der Supply Chain weiterlaufen. Dies kann Retourenmanagement, Prozesse des Um- und Austauschs, Reparaturen von Waren sowie den Austausch von Paletten und Mehrweggebinden umfassen. Diese Weiterführungslogistik transformiert lineare Lieferketten in Kreislauflieferketten.
Die Kreislaufwirtschaft führt zu neuen Märkten, beispielsweise für Ersatzteile oder Pay-per-Use-Modelle, mit denen neue Kundengruppen adressiert werden können. Logistiker können sich vom Dienstleistungsunternehmen zum wertschöpfenden Mitglied in der Lieferkette weiterentwickeln. Gleichzeitig entstehen neue logistiknahe Geschäftsfelder wie die individuelle Zerlegung, Aufbereitung oder Reparatur zurückgeführter Waren.
Vernetzung und Plattformökonomie
Die Zukunft der Logistik liegt in vernetzten Systemen und Plattformlösungen. Multimodale Plattformen ermöglichen eine interaktive verkehrsträger- und unternehmensübergreifende Vernetzung aller Akteure und den datenschutzkonformen Austausch von Daten, Diensten und Erfahrungen. Diese Plattformen bieten die Möglichkeit, logistische Angebote verkehrsträgerübergreifend darzustellen und nach verschiedenen Kriterien optimierte Transportleistungen zu organisieren.
Deutschland entwickelt ein multimodal ausgerichtetes Verkehrssystem für den nationalen und internationalen Güterverkehr. Je nach Gut, Menge, Zeitbedarf und Strecke können Transporte auf den jeweils effizientesten Verkehrswegen abgewickelt werden. Alle Akteure verfügen über vielfältige und aktuelle, ihre Gütertransporte betreffende Informationen.
Der Kombinierte Verkehr gewinnt als unverzichtbarer Bestandteil an Bedeutung. Auf langen Strecken werden überwiegend umweltfreundliche Güterbahnen und Binnenschiffe genutzt, die ihren Anteil am Modal Split kontinuierlich erhöht haben.
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Agile Lieferketten: Der Schlüssel zum Wettbewerbsvorteil von morgen
Die Transformation der globalen Logistik in den nächsten zehn Jahren wird nicht ohne Herausforderungen verlaufen. Die Einführung neuer Technologien erfordert erhebliche Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und Umstellung bestehender Prozesse. Gleichzeitig müssen regulatorische Rahmenbedingungen angepasst werden, um den Einsatz autonomer Fahrzeuge, Drohnen und anderer innovativer Technologien zu ermöglichen.
Die Fähigkeit, sich schnell an veränderte Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse anzupassen, wird für Logistikunternehmen entscheidend sein. Agile Lieferketten und Flexibilität werden zum Schlüssel für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. Unternehmen, die ihre Lieferketten schnell anpassen können, werden im Wettbewerb die Nase vorn haben.
Die nächsten zehn Jahre werden zeigen, wie sich diese technologischen und strategischen Entwicklungen in der Praxis bewähren und welche neuen Innovationen entstehen werden. Sicher ist jedoch, dass die Logistikbranche eine grundlegende Transformation durchlaufen wird, die alle Bereiche von der Produktion über den Transport bis zur finalen Zustellung betrifft. Container aus dem Hochregal werden dabei nur ein sichtbares Symbol dieser umfassenden Veränderung sein, die eine völlig neue Art des globalen Warenaustauschs ermöglichen wird.
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