Das PESCO LogHub-Netzwerk und seine strategische Bedeutung fĂŒr Europas Verteidigungslogistik
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Veröffentlicht am: 16. Juli 2025 / Update vom: 16. Juli 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Das PESCO LogHub-Netzwerk und seiner strategischen Bedeutung fĂŒr Europas Verteidigungslogistik – Bild: Xpert.Digital
Europas unsichtbares RĂŒckgrat: Wie ein neues Logistik-Netzwerk unsere Verteidigung revolutioniert
Roboter und KI fĂŒr die Truppe: Europas MilitĂ€r baut das âAmazon der Verteidigungâ – Diese Branchen profitieren vom neuen Logistik-Netzwerk
In einer Zeit, in der die sicherheitspolitische Landschaft Europas fundamentalen VerĂ€nderungen unterliegt, entsteht im Hintergrund ein Projekt von weitreichender strategischer Bedeutung: das PESCO-Projekt “Network of LogHubs in Europe and Support to Operations”. Weit mehr als nur eine Ansammlung von Lagerhallen, bildet dieses Netzwerk die entstehende logistische WirbelsĂ€ule fĂŒr die Verteidigungs- und HandlungsfĂ€higkeit der EuropĂ€ischen Union. Die Kernidee ist ebenso einfach wie genial: Anstatt dass jeder Mitgliedstaat eigene, teure Logistikketten fĂŒr multinationale EinsĂ€tze unterhĂ€lt, werden bestehende nationale MilitĂ€rbasen zu einem europaweiten, intelligenten Netzwerk verknĂŒpft.
Gesteuert von einem zentralen Koordinationszentrum in Wilhelmshaven und getragen von mittlerweile 15 EU-Nationen, zielt das Projekt darauf ab, die strategische Autonomie Europas zu stĂ€rken, die Effizienz militĂ€rischer Operationen zu maximieren und durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen erhebliche Kosten zu sparen. Seine Praxistauglichkeit hat das Netzwerk bereits bei der UnterstĂŒtzung von NATO-Missionen an der Ostflanke eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch das LogHub-Netzwerk ist auch ein gewaltiger Modernisierungsmotor. Mit Investitionen in Milliardenhöhe werden die beteiligten Logistikzentren schrittweise zu hochautomatisierten âSmart Warehousesâ ausgebaut, in denen Roboter, kĂŒnstliche Intelligenz und digitale Systeme den Materialfluss optimieren. Dieses Projekt ist bewusst kein Konkurrenzprojekt zur NATO, sondern eine komplementĂ€re StĂ€rkung, die auch fĂŒr Partner wie Kanada offensteht und eng mit NATO-Strukturen kooperiert. Damit schafft es nicht nur die physische Grundlage fĂŒr die Initiative âMilitary Mobilityâ, sondern eröffnet auch immense GeschĂ€ftschancen fĂŒr die europĂ€ische Industrie und legt den Grundstein fĂŒr zukĂŒnftige gemeinsame Beschaffungsvorhaben. Das LogHub-Netzwerk ist somit ein Paradebeispiel fĂŒr pragmatische und zukunftsweisende europĂ€ische Zusammenarbeit, die abstrakte sicherheitspolitische Ziele in greifbare, operative RealitĂ€t umsetzt.
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1. Was genau ist das PESCO LogHub-Netzwerk und welches ĂŒbergeordnete Ziel verfolgt die EuropĂ€ische Union mit diesem Projekt?
Das Projekt “Network of LogHubs in Europe and Support to Operations”, kurz LogHub-Netzwerk, ist eine der zentralen Initiativen im Rahmen der StĂ€ndigen Strukturierten Zusammenarbeit (PESCO) der EuropĂ€ischen Union. Es stellt einen fundamentalen Baustein zur StĂ€rkung der europĂ€ischen Verteidigungslogistik und damit der strategischen Autonomie der EU dar.
Im Kern handelt es sich um die Schaffung eines europaweiten, integrierten Netzwerks von militĂ€rischen Logistikzentren, den sogenannten “LogHubs”. Diese LogHubs sind keine neu errichteten Basen, sondern in der Regel bereits bestehende nationale militĂ€rische Logistikeinrichtungen, die durch dieses Projekt miteinander vernetzt und fĂŒr multinationale Zwecke geöffnet werden. Die Grundidee ist, die vorhandenen KapazitĂ€ten und Ressourcen der teilnehmenden Nationen intelligent zu bĂŒndeln, um Synergien zu schaffen und die Effizienz militĂ€rischer Operationen signifikant zu steigern.
Das ĂŒbergeordnete strategische Ziel ist vielschichtig:
StĂ€rkung der HandlungsfĂ€higkeit der EU: Durch ein robustes und reaktionsschnelles Logistiknetzwerk wird die FĂ€higkeit der EU verbessert, militĂ€rische Missionen und zivile KrisenreaktionseinsĂ€tze (GSVP-Missionen) effektiv zu planen, durchzufĂŒhren und zu versorgen. Dies reicht von der UnterstĂŒtzung von Ăbungen ĂŒber humanitĂ€re HilfseinsĂ€tze bis hin zu robusten MilitĂ€roperationen.
Erhöhung der strategischen Autonomie: Eine eigenstĂ€ndige, leistungsfĂ€hige Logistik ist die Voraussetzung fĂŒr eine glaubwĂŒrdige europĂ€ische Verteidigungspolitik. Das LogHub-Netzwerk verringert die AbhĂ€ngigkeit von externen, nicht-europĂ€ischen Logistikdienstleistern und -strukturen, insbesondere in kritischen Situationen. Es ermöglicht Europa, eigenstĂ€ndiger zu handeln.
Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung: Anstatt dass jede Nation ihre eigenen, oft redundanten Logistikketten fĂŒr multinationale EinsĂ€tze aufbaut, ermöglicht das Netzwerk die gemeinsame Nutzung von LagerkapazitĂ€ten, Transportmitteln und logistischem Know-how. Dies fĂŒhrt zu erheblichen Kosteneinsparungen und einer besseren Auslastung der vorhandenen Infrastruktur. Material muss nicht mehr ĂŒber weite Strecken aus dem Heimatland transportiert werden, sondern kann aus einem strategisch gĂŒnstig gelegenen LogHub im Netzwerk abgerufen werden.
Verbesserung der InteroperabilitĂ€t: Durch die Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Netzwerk werden die teilnehmenden Nationen gezwungen, ihre Verfahren, IT-Systeme und Standards anzugleichen. Dies fördert die InteroperabilitĂ€t zwischen den europĂ€ischen StreitkrĂ€ften, was eine grundlegende Voraussetzung fĂŒr den Erfolg jeder multinationalen Operation ist.
Zusammengefasst ist das LogHub-Netzwerk also weit mehr als nur eine Ansammlung von LagerhĂ€usern. Es ist ein strategisches Instrument, das die logistische “WirbelsĂ€ule” fĂŒr europĂ€ische Verteidigungsanstrengungen bildet und einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer handlungsfĂ€higeren und autonomeren EuropĂ€ischen Union im Bereich der Sicherheit und Verteidigung darstellt.
2. Wer sind die treibenden KrÀfte hinter dem Projekt und wie ist es organisatorisch aufgebaut und gesteuert?
Das LogHub-Projekt wurde im Rahmen von PESCO initiiert und wird von einer Gruppe engagierter EU-Mitgliedstaaten vorangetrieben. Die Koordination des Projekts liegt in den HĂ€nden von drei LĂ€ndern: Deutschland, Frankreich und Zypern. Diese koordinierenden Nationen ĂŒbernehmen eine FĂŒhrungsrolle bei der strategischen Ausrichtung und Weiterentwicklung des Netzwerks. Mittlerweile ist die Zahl der teilnehmenden Nationen auf 15 angewachsen, was die breite UnterstĂŒtzung und die wahrgenommene Notwendigkeit dieses Projekts innerhalb der EU unterstreicht.
Die organisatorische Struktur ist so konzipiert, dass sie eine zentrale Koordination mit dezentraler AusfĂŒhrung verbindet, um sowohl Effizienz als auch nationale SouverĂ€nitĂ€t zu wahren:
Joint Coordination Centre (JCC): Das HerzstĂŒck der Steuerung ist das Joint Coordination Centre, das im Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven angesiedelt ist. Das JCC fungiert als zentraler Koordinator und “Trusted Agent” fĂŒr das gesamte Netzwerk. Seine Aufgaben umfassen die zentrale Annahme von UnterstĂŒtzungsanfragen, die Zuweisung von Aufgaben an die geeigneten LogHubs im Netzwerk, die Ăberwachung der Materialströme und die Sicherstellung eines reibungslosen Ablaufs. Es ist die zentrale Anlaufstelle, die den Ăberblick ĂŒber die verfĂŒgbaren KapazitĂ€ten und Ressourcen im gesamten Netzwerk behĂ€lt.
National Access Points (nAP): Jede teilnehmende Nation benennt einen nationalen Zugangspunkt (national Access Point). Diese nAPs sind die direkten Ansprechpartner fĂŒr das JCC in den jeweiligen LĂ€ndern. Sie fungieren als Schnittstelle zwischen der nationalen Logistikstruktur und dem multinationalen Netzwerk. Wenn eine Nation UnterstĂŒtzung anfordert oder anbietet, lĂ€uft die Kommunikation ĂŒber ihren nAP an das JCC. Umgekehrt leitet das JCC Anfragen und Koordinationsanweisungen ĂŒber die nAPs an die nationalen LogHubs weiter. Dieses System stellt sicher, dass die nationalen Befehlsstrukturen respektiert werden und gleichzeitig eine nahtlose Integration in das europĂ€ische Gesamtnetzwerk erfolgt.
Steuergruppe (Steering Group): Auf der strategischen Ebene gibt es eine Steuergruppe, in der Vertreter aller 15 teilnehmenden Nationen sitzen. Dieses Gremium trifft sich regelmĂ€Ăig, um die strategische Weiterentwicklung des Projekts zu diskutieren, ĂŒber die Aufnahme neuer Partner zu entscheiden und die grundlegenden Regeln und Verfahren (wie die Standing Operating Procedures) festzulegen. Die koordinierenden LĂ€nder (Deutschland, Frankreich, Zypern) haben hierbei eine besondere FĂŒhrungsrolle.
Diese dreistufige Struktur â strategische Steuerung durch die Steuergruppe, zentrale operative Koordination durch das JCC und nationale Anbindung ĂŒber die nAPs â ermöglicht eine flexible und gleichzeitig hochgradig koordinierte Funktionsweise. Sie gewĂ€hrleistet, dass das Netzwerk als einheitliches System agieren kann, wĂ€hrend die Kontrolle ĂŒber die nationalen Ressourcen bei den jeweiligen Mitgliedstaaten verbleibt.
3. Das Netzwerk existiert nicht nur auf dem Papier. Wo und wie hat es seine FunktionsfÀhigkeit bereits in der Praxis unter Beweis gestellt?
Ein entscheidender Faktor fĂŒr den Erfolg und die Akzeptanz des LogHub-Netzwerks ist seine praktische Erprobung in realen Szenarien. Das Projektteam hat von Anfang an darauf Wert gelegt, das Netzwerk nicht nur theoretisch zu konzipieren, sondern es aktiv zu nutzen und zu testen. Es gibt mehrere beeindruckende Beispiele, die die FunktionsfĂ€higkeit und den Mehrwert des Systems belegen:
UnterstĂŒtzung der NATO-Mission “Enhanced Forward Presence” (eFP): Dies war einer der ersten und wichtigsten Praxistests. Die NATO-Mission eFP dient der Sicherung der Ostflanke des BĂŒndnisses im Baltikum. Um die multinationalen Battlegroups in Litauen zu versorgen, wurde das LogHub-Netzwerk aktiviert. Konkret wurde Material ĂŒber den deutschen LogHub in das Netzwerk eingespeist und anschlieĂend ĂŒber den litauischen LogHub an die Truppen vor Ort verteilt. Dieser Einsatz demonstrierte eindrucksvoll, wie das Netzwerk grenzĂŒberschreitend funktioniert und die logistische Kette fĂŒr eine hochpriorisierte NATO-Operation erheblich vereinfachen und beschleunigen kann.
UnterstĂŒtzung der NATO-Mission “Forward Air Policing”: Auch bei dieser Mission, die der Sicherung des Luftraums an der NATO-Ostflanke dient, kam das Netzwerk zum Einsatz. Hierbei wurde zusĂ€tzlich der polnische LogHub aktiviert, um die eingesetzten LuftwaffenkrĂ€fte zu unterstĂŒtzen. Dies zeigte die FlexibilitĂ€t des Netzwerks, verschiedene Arten von Missionen (Land- und LuftstreitkrĂ€fte) zu versorgen und dabei unterschiedliche LogHubs je nach geographischer Lage und Bedarf zu nutzen.
Diese realen EinsĂ€tze waren von unschĂ€tzbarem Wert. Sie haben nicht nur die technische und prozedurale FunktionsfĂ€higkeit bestĂ€tigt, sondern auch das Vertrauen der teilnehmenden Nationen in das System gestĂ€rkt. Der Leitsatz, den Generalmajor Volker Thomas, Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, formulierte â “Ein Netzwerk zu haben, ist kein Selbstzweck, es muss auch genutzt werden” â wird hier konsequent umgesetzt. Jeder Einsatz liefert wertvolle Erkenntnisse, die zur weiteren Optimierung der Prozesse und zur Verbesserung der Standing Operating Procedures (SOPs) genutzt werden. Die AnfangsbefĂ€higung (“Initial Operational Capability”) wurde bereits erreicht, und das Projekt befindet sich auf dem klaren Weg zur VollbefĂ€higung (“Full Operational Capability”) bis 2024.
4. Wie ist das Netzwerk geographisch aufgestellt und welche technischen Mittel werden zur Vernetzung und Koordination eingesetzt?
Die geographische Verteilung der LogHubs ist ein entscheidender strategischer Vorteil des Netzwerks. Es erstreckt sich mittlerweile ĂŒber fast den gesamten europĂ€ischen Kontinent und deckt wichtige strategische Verlegerouten ab. Die Verteilung reicht von Spanien im Westen bis nach Litauen im Osten und von den Niederlanden im Norden bis nach Zypern im SĂŒden.
Von den 15 teilnehmenden Nationen haben bereits 14 mindestens einen nationalen Logistikstandort als LogHub fĂŒr das Netzwerk angemeldet. Insgesamt stehen dem System damit 26 logistische Einrichtungen zur VerfĂŒgung. Diese breite geographische Streuung ermöglicht es, Truppen und Material sehr flexibel und zeitgerecht zu unterstĂŒtzen, unabhĂ€ngig davon, wo in Europa eine Operation oder Ăbung stattfindet. Anstatt Material ĂŒber Tausende von Kilometern aus dem Heimatland zu verlegen, kann auf einen nahegelegenen LogHub zurĂŒckgegriffen werden, was Zeit, Kosten und TransportkapazitĂ€ten spart.
Um diese 26 Hubs in 14 LÀndern effektiv zu koordinieren, sind standardisierte Verfahren und moderne IT-Systeme unerlÀsslich:
Standing Operating Procedures (SOPs): Das Fundament der Zusammenarbeit bilden verbindliche, gemeinsam erarbeitete Standardverfahrensanweisungen. Diese SOPs legen exakt fest, wie Anfragen gestellt, wie Material ĂŒbergeben, wie Lagerung dokumentiert und wie der Transport koordiniert wird. Sie sorgen fĂŒr eine einheitliche Arbeitsweise und harmonisierte Prozesse in allen LogHubs, unabhĂ€ngig davon, in welchem Land sie sich befinden. Dies ist die Grundlage fĂŒr die InteroperabilitĂ€t im Netzwerk.
Multinationale FĂŒhrungs- und Informationssysteme (LOGFAS): FĂŒr den Austausch von Informationen, insbesondere von sensiblen logistischen Daten, setzt das Netzwerk auf bewĂ€hrte multinationale IT-Lösungen. Ein zentrales System ist hierbei LOGFAS (Logistic Functional Area Services). LOGFAS ist ein von der NATO entwickeltes und genutztes Softwarepaket zur UnterstĂŒtzung der logistischen Planung und DurchfĂŒhrung von Operationen. Die Nutzung eines etablierten Systems wie LOGFAS hat den Vorteil, dass viele Nationen bereits damit vertraut sind und die notwendigen Sicherheitsstandards fĂŒr den Austausch von Verschlusssachen erfĂŒllt werden. Es ermöglicht eine quasi-Echtzeit-Transparenz ĂŒber MaterialbestĂ€nde, Transportstatus und verfĂŒgbare KapazitĂ€ten im gesamten Netzwerk.
Die Kombination aus einer breiten geographischen Abdeckung, standardisierten Verfahren (SOPs) und einem leistungsfĂ€higen, sicheren IT-RĂŒckgrat (LOGFAS) macht das LogHub-Netzwerk zu einem hochmodernen und effektiven Instrument der multinationalen Logistik.
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5. Welche Rolle spielen technologische Innovationen aus der zivilen Intralogistik fĂŒr die Zukunft des LogHub-Netzwerks?
Das LogHub-Netzwerk ist nicht nur ein organisatorisches, sondern auch ein technologisches Projekt. Um die Effizienz, Geschwindigkeit und PrĂ€zision der logistischen Prozesse zu maximieren, profitiert das Netzwerk stark von modernsten technologischen Entwicklungen, die oft aus der hochinnovativen zivilen Intralogistik stammen. Die Vision ist, die LogHubs schrittweise zu hochautomatisierten und digitalisierten “Smart Warehouses” auszubauen.
Zu den SchlĂŒsseltechnologien, die eine zentrale Rolle spielen oder spielen werden, gehören:
Automatisierte Lagersysteme: Statt manueller Ein- und Auslagerung kommen zunehmend automatisierte Systeme zum Einsatz. Dazu gehören RegalbediengerĂ€te (RBGs) in Hochregallagern fĂŒr Palettenware sowie hochdynamische Shuttle-Systeme oder autonome mobile Roboter (AMR) fĂŒr Kleinteilelager (AKL). Diese Systeme arbeiten rund um die Uhr mit höchster PrĂ€zision, reduzieren Fehlerquoten und maximieren die Lagerdichte.
Intelligente Materialflusssteuerung: Die Koordination aller automatisierten und manuellen Transporte innerhalb eines LogHubs erfolgt durch einen Materialflussrechner (MFR). Dieser agiert wie das “Gehirn” des Lagers und steuert Fördertechnik, Roboter und Fahrzeuge so, dass EngpĂ€sse vermieden und Durchlaufzeiten minimiert werden.
Digitalisierung und Warehouse Management Systeme (WMS): Ein modernes WMS ist das digitale HerzstĂŒck jedes LogHubs. Es verwaltet alle BestĂ€nde, LagerplĂ€tze, AuftrĂ€ge und Prozesse in Echtzeit. Durch die Integration von Technologien wie RFID (Radio-Frequency Identification) oder Barcode-Scannern wird eine lĂŒckenlose Nachverfolgung (Track & Trace) jedes einzelnen Artikels von der Anlieferung bis zum Versand ermöglicht. Dies schafft vollstĂ€ndige Transparenz ĂŒber die MaterialflĂŒsse.
KĂŒnstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning: ZukĂŒnftig werden KI-basierte Algorithmen eine noch gröĂere Rolle spielen. Sie können beispielsweise zur Optimierung der Einlagerungsstrategie (“chaotische Lagerhaltung”), zur Vorhersage von Nachfragespitzen (predictive analytics) oder zur prĂ€diktiven Wartung (predictive maintenance) der automatisierten Anlagen eingesetzt werden, um AusfĂ€lle zu vermeiden.
Dual-Use-Konzepte in der Technologie: Ein besonders innovativer Ansatz ist die Entwicklung von Dual-Use-Technologien. Ein Beispiel sind Routenzugsysteme, die sowohl im manuellen Modus von einem Fahrer als auch im autonomen, fahrerlosen Modus betrieben werden können. Dies ermöglicht eine schrittweise und flexible Transformation zur Vollautomatisierung. In einem robusten MilitÀreinsatz kann der manuelle Modus von Vorteil sein, wÀhrend im Routinebetrieb im Lager der autonome Modus maximale Effizienz bietet.
Die Integration dieser Technologien macht die LogHubs nicht nur schneller und effizienter, sondern auch resilienter und flexibler. Der Ausbau des deutschen LogHubs in Pfungstadt, in den bis 2028 rund 210 Millionen Euro investiert werden, ist ein klares Bekenntnis zu dieser technologischen Modernisierung und zeigt die Richtung, in die sich das gesamte Netzwerk entwickeln wird.
Hub fĂŒr Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub fĂŒr Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstĂŒtzen, ihre Rolle in der europĂ€ischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stĂ€rken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und WettbewerbsfĂ€higkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende BrĂŒcke zwischen KMU und europĂ€ischer Verteidigungsstrategie.
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6. Ist das LogHub-Netzwerk ein rein europÀisches Projekt oder können sich auch Nicht-EU-Staaten beteiligen? Welche Bedeutung hat das?
Das PESCO LogHub-Netzwerk ist im Kern zwar ein EU-Projekt, das primĂ€r der StĂ€rkung der europĂ€ischen VerteidigungsfĂ€higkeiten dient, es ist jedoch bewusst offen fĂŒr die Beteiligung von Drittstaaten konzipiert. Diese Ăffnung ist von erheblicher strategischer Bedeutung, da sie die BrĂŒcken zur NATO und anderen wichtigen Partnern stĂ€rkt und die globale Relevanz des Netzwerks unterstreicht.
Die Möglichkeit zur Beteiligung von Drittstaaten wurde wÀhrend der deutschen EU-RatsprÀsidentschaft 2020 durch einen Kompromissvorschlag formalisiert. Dieser legt die Bedingungen fest, unter denen Nicht-EU-Mitglieder an PESCO-Projekten teilnehmen können.
Ein prominentes Beispiel fĂŒr das Interesse von Drittstaaten ist Kanada. Das Land hat offiziell Interesse an einer Nutzung des Netzwerks bekundet und wurde formell zur Teilnahme eingeladen. Die Beteiligung Kanadas wĂ€re ein starkes Signal fĂŒr die StĂ€rkung der transatlantischen Zusammenarbeit. Kanadische StreitkrĂ€fte sind regelmĂ€Ăig bei Ăbungen und Missionen in Europa prĂ€sent. Die Möglichkeit, das LogHub-Netzwerk zu nutzen, wĂŒrde ihre operative Effizienz erheblich steigern und die logistische Kooperation zwischen EU und NATO weiter vertiefen.
Die Teilnahme von Drittstaaten erfolgt auf einer entgeltlichen Basis, was bedeutet, dass sie fĂŒr die Nutzung der Dienstleistungen des Netzwerks bezahlen. In den Steuergremien des Projekts erhalten sie einen Beobachterstatus ohne Stimmrecht. Dieser Ansatz ist ein kluger Kompromiss: Er ermöglicht eine enge und pragmatische Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern, stellt aber gleichzeitig sicher, dass die strategische Kontrolle und die Entscheidungsfindung ĂŒber die Weiterentwicklung des Projekts bei den EU-Mitgliedstaaten verbleiben.
Die Ăffnung fĂŒr Drittstaaten wie Kanada oder potenziell auch das Vereinigte Königreich und Norwegen zeigt, dass das LogHub-Netzwerk nicht als Konkurrenz zu NATO-Strukturen, sondern als komplementĂ€res und anschlussfĂ€higes System verstanden wird.
7. Wie ist die Zusammenarbeit mit der NATO konkret ausgestaltet und warum ist die Vermeidung von Doppelstrukturen so wichtig?
Die Kooperation zwischen dem EU-gefĂŒhrten LogHub-Netzwerk und der NATO ist ein zentrales Element der Projektstrategie und essenziell fĂŒr die europĂ€ische Sicherheitsarchitektur. Eine enge Verzahnung wird aktiv angestrebt, um Redundanzen zu vermeiden und die vorhandenen Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Das Leitprinzip hierbei ist das Konzept des “Single Set of Forces” (einziger Satz von KrĂ€ften).
Dieses Prinzip besagt, dass die meisten europĂ€ischen Nationen nur ĂŒber einen einzigen Satz an StreitkrĂ€ften und FĂ€higkeiten verfĂŒgen. Diese KrĂ€fte mĂŒssen sowohl fĂŒr EU-Missionen als auch fĂŒr NATO-Operationen einsetzbar sein. Folglich mĂŒssen auch die unterstĂŒtzenden Logistikstrukturen so konzipiert sein, dass sie beiden Organisationen dienen können. Eine Konkurrenz zwischen EU- und NATO-Logistik wĂ€re ineffizient, kostspielig und operativ unsinnig.
Ein konkretes Beispiel fĂŒr die angestrebte enge Verzahnung ist die geplante Kooperation mit dem Joint Support and Enabling Command (JSEC) in Ulm. Das JSEC ist ein operatives NATO-Hauptquartier, das fĂŒr die Sicherstellung der schnellen Verlegung und Versorgung von Truppen in ganz Europa (Rear Area Operations) zustĂ€ndig ist. Es ist quasi die logistische Drehscheibe der NATO fĂŒr Europa.
Eine Zusammenarbeit zwischen dem LogHub-Netzwerk (als ausfĂŒhrendem Netzwerk) und dem JSEC (als planendem und fĂŒhrendem NATO-Kommando) ist daher absolut logisch und synergetisch. Das LogHub-Netzwerk kann dem JSEC die notwendige Infrastruktur und die koordinierten Dienstleistungen bereitstellen, um NATO-Verlegeoperationen â wie beispielsweise die massive Ăbung “Steadfast Defender” â effektiv zu unterstĂŒtzen.
Diese Zusammenarbeit verdeutlicht, dass das PESCO-Projekt kein Schritt weg von der NATO ist, sondern vielmehr ein Beitrag der europĂ€ischen VerbĂŒndeten zur StĂ€rkung der gemeinsamen Sicherheit. Indem Europa seine logistischen FĂ€higkeiten verbessert und diese sowohl der EU als auch der NATO zur VerfĂŒgung stellt, stĂ€rkt es seine Rolle als fĂ€higer und verlĂ€sslicher Sicherheitspartner.
8. Welche strategische Bedeutung kommt der NATO-SĂŒdflanke zu und welche Rolle spielt Kroatien bei deren StĂ€rkung?
Die geopolitische Lage an der SĂŒdflanke der NATO, also im Mittelmeerraum und in Nordafrika, hat sich in den letzten Jahren dramatisch verĂ€ndert und an strategischer Bedeutung gewonnen. Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei:
Russlands verstĂ€rkte PrĂ€senz: Russland hat seinen militĂ€rischen und politischen Einfluss in der Region massiv ausgebaut, insbesondere durch seine Interventionen in Syrien und Libyen sowie durch engere militĂ€rische Kooperationen mit LĂ€ndern wie Algerien. Dies gibt Russland die FĂ€higkeit, den Zugang zum Mittelmeer zu kontrollieren und die sĂŒdlichen NATO-Staaten unter Druck zu setzen.
Chinas wachsender Einfluss: China verfolgt mit seiner “Belt and Road Initiative” massive wirtschaftliche Interessen in Afrika und im Mittelmeerraum. Dies geht einher mit einem wachsenden politischen und potenziell auch militĂ€rischen Einfluss, der die strategische Landschaft verĂ€ndert.
Andere Bedrohungen: Die Region ist zudem von InstabilitÀt, Staatszerfall, Terrorismus und Migrationskrisen geprÀgt, die eine direkte Auswirkung auf die Sicherheit Europas haben.
In diesem komplexen und herausfordernden Umfeld gewinnt die logistische Absicherung der SĂŒdflanke enorm an Bedeutung. Hier kommt Kroatien eine SchlĂŒsselrolle zu. Das Land hat seine strategische Lage an der Adria erkannt und befindet sich in einer Transformation zu einer Dual-Use-Logistikdrehscheibe fĂŒr SĂŒdosteuropa.
Diese Transformation stĂŒtzt sich auf zwei wesentliche SĂ€ulen:
Hafen Split: Der Hafen von Split beherbergt mit dem MarinestĂŒtzpunkt “Lora” das Hauptquartier der kroatischen Kriegsmarine. Er ist ein etablierter militĂ€rischer Hafen und von zentraler Bedeutung fĂŒr Marineoperationen in der Adria.
Hafen Rijeka: Der Hafen von Rijeka wird massiv ausgebaut und modernisiert. Mit seinem neuen, tiefwasserfĂ€higen Containerterminal (“Rijeka Gateway”) entwickelt er sich zu einem der wichtigsten zivilen UmschlagplĂ€tze in der nördlichen Adria. Diese Infrastruktur ist ideal fĂŒr groĂe militĂ€rische Transporte und kann als primĂ€rer Anlandungshafen (Sea Port of Debarkation – SPOD) fĂŒr NATO- und EU-KrĂ€fte dienen.
Durch die Entwicklung dieser HĂ€fen zu multifunktionalen, zivil-militĂ€rischen (Dual-Use) Logistikzentren positioniert sich Kroatien als unverzichtbarer logistischer Knotenpunkt im Mittelmeer. Diese Infrastruktur ist von entscheidender Bedeutung fĂŒr die UnterstĂŒtzung von NATO-Operationen wie “Sea Guardian”, die der Ăberwachung und Sicherung des Seeverkehrs im Mittelmeer dient. Kroatiens Integration in das LogHub-Netzwerk wĂŒrde somit die gesamte SĂŒdflanke der EU und der NATO erheblich stĂ€rken.
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9. Wie manifestiert sich Kroatiens Engagement in der europĂ€ischen Verteidigungskooperation ĂŒber das LogHub-Thema hinaus?
Kroatiens Engagement fĂŒr die europĂ€ische Sicherheit ist tiefgreifend und zeigt sich in mehreren konkreten Kooperationsprojekten, die weit ĂŒber die reine Bereitstellung von Hafeninfrastruktur hinausgehen. Diese multilaterale Zusammenarbeit stĂ€rkt die regionale VerteidigungsfĂ€higkeit und die InteroperabilitĂ€t mit wichtigen Partnern wie Deutschland und Ungarn.
UnterstĂŒtzung der EU-Battlegroup 2025: Ein herausragendes Beispiel fĂŒr die enge Zusammenarbeit ist die geplante Beteiligung Kroatiens an der deutsch gefĂŒhrten EU-Battlegroup, die ab 2025 einsatzbereit sein soll. Eine kroatische Logistikkompanie wird die deutschen LogistikkrĂ€fte verstĂ€rken. Dies ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern ein hochgradig praktischer Beitrag zur StĂ€rkung der schnellen EingreifkrĂ€fte der EU. Es zeigt das Vertrauen in die FĂ€higkeiten kroatischer Soldaten und die enge Verzahnung der deutschen und kroatischen Verteidigungsplanung.
Kooperation mit Ungarn und Deutschland in der Logistik: Kroatien arbeitet eng mit Ungarn und Deutschland im Bereich der MilitĂ€rlogistik zusammen. Das Land nimmt bereits als Beobachter an gemeinsamen deutsch-ungarischen LogistikĂŒbungen teil. Ziel ist die vollstĂ€ndige Integration kroatischer Einheiten in die Structured Partnership in Logistics (SPiL) ab dem Jahr 2025.
Diese kroatisch-ungarisch-deutsche Kooperation ist strategisch besonders wertvoll. Sie kombiniert die kontinentalen LogistikfĂ€higkeiten Ungarns (als Drehscheibe fĂŒr Landtransporte von West nach Ost) mit den maritimen FĂ€higkeiten Kroatiens (als Anlandungshafen an der Adria). Zusammen schaffen diese LĂ€nder ein redundantes und resilientes Logistiknetzwerk in SĂŒdosteuropa. Sollte eine Route (z.B. ĂŒber die NordseehĂ€fen) blockiert oder ĂŒberlastet sein, bietet die “SĂŒdroute” ĂŒber Kroatien und Ungarn eine strategische Alternative fĂŒr die Versorgung von KrĂ€ften an der NATO-Ost- und SĂŒdostflanke. Diese Kombination aus maritimen und kontinentalen FĂ€higkeiten schafft eine strategische Tiefe, die fĂŒr die europĂ€ische Verteidigungsarchitektur von unschĂ€tzbarem Wert ist.
10. Trotz der positiven Entwicklungen â welchen Herausforderungen und Hindernissen steht die weitere Expansion des LogHub-Netzwerks, insbesondere in LĂ€ndern wie Kroatien, gegenĂŒber?
Der Aufbau und die Modernisierung eines so komplexen multinationalen Netzwerks sind mit erheblichen Herausforderungen verbunden, die sowohl infrastruktureller als auch politischer Natur sein können. Das Beispiel Kroatien illustriert diese KomplexitÀt sehr gut:
Infrastrukturelle Herausforderungen: Die Modernisierung der SeehĂ€fen Split und Rijeka ist nur ein Teil der Gleichung. Um eine vollwertige Logistikdrehscheibe zu werden, muss die Anbindung der HĂ€fen an das Hinterland gewĂ€hrleistet sein. Hier liegt die gröĂte Herausforderung fĂŒr Kroatien: die Modernisierung der Schieneninfrastruktur. Viele wichtige Eisenbahnprojekte, die fĂŒr den schnellen und kapazitĂ€tsstarken Abtransport von GĂŒtern aus den HĂ€fen ins Landesinnere und weiter nach Mitteleuropa entscheidend sind, kommen nur schleppend voran. Obwohl erhebliche EU-Fördermittel aus dem KohĂ€sionsfonds und dem Finanzinstrument “Connecting Europe Facility” (CEF) zur VerfĂŒgung stehen, verzögern bĂŒrokratische HĂŒrden und PlanungsengpĂ€sse die Umsetzung. Ohne eine leistungsfĂ€hige Schienenanbindung bleibt das Potenzial der HĂ€fen ungenutzt.
Politische Hindernisse: Neben den infrastrukturellen Problemen können auch innenpolitische Faktoren die internationale Zusammenarbeit erschweren. In Kroatien fĂŒhrte beispielsweise der politische Konflikt zwischen der Regierung und PrĂ€sident Zoran MilanoviÄ zeitweise zur Blockade der Entsendung kroatischer Offiziere zu wichtigen NATO-AktivitĂ€ten. Solche politischen Spannungen und Unsicherheiten können die strategische Planbarkeit untergraben und das Vertrauen internationaler Partner beschĂ€digen. Sie senden widersprĂŒchliche Signale und könnten langfristig die Position Kroatiens als verlĂ€sslicher Partner schwĂ€chen.
Finanzierung von Dual-Use-Projekten: Die Modernisierung von Infrastruktur fĂŒr zivile und militĂ€rische Zwecke (Dual-Use) ist extrem kostspielig. Zwar gibt es EU-Fördertöpfe, aber die nationale Kofinanzierung und die erfolgreiche Beantragung dieser Mittel stellen fĂŒr viele LĂ€nder eine HĂŒrde dar. Deutschland hat hier vorgemacht, wie es gehen kann, und innerhalb von drei Jahren ĂŒber 296 Millionen Euro an EU-Fördermitteln fĂŒr Dual-Use-Projekte eingeworben. Andere LĂ€nder mĂŒssen Ă€hnliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Infrastruktur an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen und vollumfĂ€nglich am LogHub-Netzwerk partizipieren zu können.
Diese Herausforderungen zeigen, dass der Erfolg des Netzwerks nicht nur von militÀrischer und technologischer, sondern auch von politischer und administrativer Tatkraft abhÀngt.
11. Welche konkreten GeschĂ€ftschancen ergeben sich aus dem Aufbau und der Modernisierung des LogHub-Netzwerks fĂŒr die Industrie, insbesondere fĂŒr den Maschinenbau und Intralogistik-Spezialisten?
Das LogHub-Netzwerk ist ein riesiger Modernisierungs- und Investitionstreiber, der erhebliche GeschĂ€ftschancen fĂŒr eine breite Palette von Industrieunternehmen eröffnet. Die Transformation der 26 Logistikzentren in hochmoderne, automatisierte Einrichtungen erfordert spezialisiertes Know-how und innovative Technologien.
Hersteller schlĂŒsselfertiger Intralogistik-Systeme: Unternehmen, die komplette, integrierte Lagerlösungen anbieten, sind hier Hauptprofiteure. Dies umfasst die Planung, den Bau und die Inbetriebnahme von automatisierten Hochregallagern, Kleinteilelagern (AKL), Fördertechnikanlagen und Sortiersystemen. Firmen wie SSI SchĂ€fer, Dematic, Knapp oder TGW sind hier globale MarktfĂŒhrer.
Anbieter von Automatisierungstechnik und Robotik: Die Nachfrage nach spezifischen Automatisierungskomponenten wird massiv steigen. Dazu gehören Shuttle-Systeme (z.B. von Exotec oder Bosch Rexroth), autonome mobile Roboter (AMR) fĂŒr den flexiblen Warentransport, robotergestĂŒtzte Kommissionierstationen (“Goods-to-Person”-Systeme) und automatisierte RoutenzĂŒge (z.B. von 4am/Scio Automation).
Software- und IT-Unternehmen: Die digitale Vernetzung erfordert leistungsstarke Software. Gefragt sind Warehouse Management Systeme (WMS), die auf militĂ€rische Anforderungen (z.B. Umgang mit Gefahrgut, Chargenverfolgung von Munition) zugeschnitten sind, sowie Materialflussrechner (MFR) und Schnittstellen-Software zur Anbindung an ĂŒbergeordnete Systeme wie LOGFAS oder SAP.
Spezialfahrzeughersteller und RĂŒstungsindustrie: Ăber die Intralogistik hinaus profitieren auch Hersteller von militĂ€rspezifischen Logistiklösungen.
Manitou beispielsweise ist spezialisiert auf gelĂ€ndegĂ€ngige Gabelstapler und Teleskoplader, die fĂŒr den Materialumschlag unter widrigsten Bedingungen im Feld unerlĂ€sslich sind.
Rheinmetall und andere Hersteller militĂ€rischer Nutzfahrzeuge (z.B. Daimler Truck) liefern die hochmobilen und oft geschĂŒtzten LKW-Systeme (z.B. die HX-Serie), die den Transport zwischen den LogHubs und den Einsatzorten sicherstellen.
Zarges und andere bieten spezialisierte BehĂ€ltersysteme fĂŒr den sicheren Transport und die Lagerung empfindlicher GĂŒter an.
Die Entwicklung von Dual-Use-Technologien eröffnet dabei zusĂ€tzliche MĂ€rkte. Eine Technologie, die sowohl zivil als auch militĂ€risch nutzbar ist, hat ein viel gröĂeres Absatzpotenzial und ermöglicht es Unternehmen, von zivilen Innovationen auch im Verteidigungssektor zu profitieren. Das LogHub-Netzwerk fungiert somit als Katalysator fĂŒr technologische Innovation an der Schnittstelle von ziviler und militĂ€rischer Logistik.
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Die Weltwirtschaft durchlebt derzeit einen fundamentalen Wandel, einen Epochenbruch, der die Grundpfeiler der globalen Logistik erschĂŒttert. Die Ăra der Hyper-Globalisierung, die durch das unerschĂŒtterliche Streben nach maximaler Effizienz und das âJust-in-Timeâ-Prinzip geprĂ€gt war, weicht einer neuen RealitĂ€t. Diese ist von tiefgreifenden strukturellen BrĂŒchen, geopolitischen Machtverschiebungen und einer fortschreitenden wirtschaftspolitischen Fragmentierung gekennzeichnet. Die einst als selbstverstĂ€ndlich angenommene Planbarkeit internationaler MĂ€rkte und Lieferketten löst sich auf und wird durch eine Phase wachsender Unsicherheit ersetzt.
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12. Welche wirtschaftlichen Dimensionen hat das Projekt im Hinblick auf gemeinsame Beschaffung und welche Rolle spielt die EU bei deren Förderung?
Die wirtschaftlichen Dimensionen des LogHub-Netzwerks gehen ĂŒber die reine Infrastrukturinvestition hinaus und umfassen auch die intelligente Beschaffung von MilitĂ€rausrĂŒstung. Die Zusammenarbeit im Logistikbereich schafft Vertrauen und legt die Grundlage fĂŒr gemeinsame Beschaffungsprojekte (Joint Procurement).
Die Vorteile der gemeinsamen Beschaffung sind immens:
Kostenersparnis: Durch gröĂere Bestellmengen können bei den Herstellern deutlich bessere Preise erzielt werden (Skaleneffekte).
Erhöhte InteroperabilitÀt: Wenn mehrere Nationen dasselbe Material beschaffen (z.B. Panzer, LKW, Munition), sind die Systeme von vornherein kompatibel. Dies vereinfacht Wartung, Ausbildung und die gemeinsame Logistik im Einsatz erheblich.
StĂ€rkung der europĂ€ischen Verteidigungsindustrie: Gemeinsame Projekte bĂŒndeln die Nachfrage und geben der europĂ€ischen Industrie Planungssicherheit und Anreize fĂŒr Innovation.
Ein aktuelles Beispiel, das als Modell dienen kann, ist die gemeinsame Beschaffung des Kampfpanzers Leopard 2A8, an der sich neben Deutschland auch andere Nationen, potenziell auch Kroatien und Ungarn, beteiligen. Solche Kooperationen könnten auf andere Bereiche der MilitÀrlogistik ausgeweitet werden.
Die EuropĂ€ische Union fördert solche gemeinsamen Beschaffungsvorhaben aktiv mit finanziellen Instrumenten. Das wichtigste Instrument ist hier EDIRPA (European Defence Industry Reinforcement through common Procurement Act). EDIRPA wurde als Reaktion auf den Ukraine-Krieg geschaffen, um die durch Lieferungen an die Ukraine geleerten LagerbestĂ€nde der Mitgliedstaaten wieder aufzufĂŒllen.
Budget: EDIRPA ist mit einem Budget von 300 Millionen Euro ausgestattet.
Ziel: Es fördert Projekte, bei denen mindestens drei EU-Mitgliedstaaten gemeinsam VerteidigungsgĂŒter beschaffen, die gröĂtenteils auf dem europĂ€ischen Kontinent hergestellt werden.
Umsetzung: Bereits 20 Mitgliedstaaten haben sich fĂŒr die gemeinsame Beschaffung angemeldet. FĂŒnf konkrete Beschaffungsvorhaben werden realisiert, darunter in den Bereichen Luft- und Raketenabwehr, gepanzerte Fahrzeuge und Munition verschiedener Kaliber.
Diese EU-Initiativen schaffen einen finanziellen Anreiz fĂŒr die Nationen, ihre Beschaffung zu koordinieren. Das LogHub-Netzwerk ist hierfĂŒr der ideale operative Rahmen, da es die logistischen Voraussetzungen schafft, um gemeinsam beschafftes Material effizient zu lagern, zu verwalten und zu verteilen.
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13. Welche weitreichenden strategischen Implikationen hat das LogHub-Netzwerk fĂŒr die europĂ€ische Sicherheitsarchitektur und die Initiative “Military Mobility”?
Das PESCO LogHub-Netzwerk hat strategische Implikationen, die weit ĂŒber die reine Logistik hinausgehen. Es ist ein KernstĂŒck der BemĂŒhungen, die europĂ€ische Sicherheits- und Verteidigungspolitik handlungsfĂ€higer und resilienter zu machen.
StĂ€rkung der strategischen Autonomie Europas: Dies ist der wichtigste Punkt. Durch den Aufbau eines eigenen, leistungsfĂ€higen und redundanten Logistiknetzwerks reduziert Europa seine AbhĂ€ngigkeit von externen Akteuren. In einer Krise, in der politische Interessen auseinanderlaufen, könnte die EU gezwungen sein, ohne die UnterstĂŒtzung von VerbĂŒndeten zu handeln. Eine eigene LogistikkapazitĂ€t ist die unabdingbare Voraussetzung fĂŒr eine solche autonome HandlungsfĂ€higkeit.
Beitrag zur Initiative “Military Mobility”: Das LogHub-Netzwerk ist ein entscheidender praktischer Beitrag zur ĂŒbergeordneten EU-Initiative “Military Mobility”. Diese Initiative zielt darauf ab, die zĂŒgige und nahtlose Bewegung von militĂ€rischem Personal und Material innerhalb und auĂerhalb der EU sicherzustellen. Military Mobility hat zwei Hauptkomponenten:
Die “weiche” Komponente: Vereinfachung und Standardisierung von grenzĂŒberschreitenden Genehmigungsverfahren, ZollformalitĂ€ten und Transportvorschriften.
Die “harte” Komponente: Physische ErtĂŒchtigung der Verkehrsinfrastruktur (StraĂen, BrĂŒcken, Schienen, HĂ€fen, FlughĂ€fen), damit diese den Anforderungen militĂ€rischer Schwertransporte standhĂ€lt (Dual-Use-Ausbau).
Das LogHub-Netzwerk ist die stationĂ€re Komponente, die diese MobilitĂ€t erst ermöglicht. Die LogHubs sind die Knotenpunkte, an denen Material fĂŒr den Weitertransport vorbereitet, umgeschlagen oder zwischengelagert wird. Deutschland, die Niederlande und Polen entwickeln beispielsweise im Rahmen eines PESCO-Projekts einen grenzĂŒberschreitenden Musterkorridor fĂŒr den MilitĂ€rverkehr von Westen nach Osten. Die LogHubs entlang dieser Route sind fĂŒr dessen Funktionieren essenziell.
Verbesserung der Zivil-MilitĂ€rischen Zusammenarbeit: Das Projekt fördert die Integration von zivilen und militĂ€rischen Planungsstrukturen. Der Dual-Use-Ansatz bei Infrastruktur und Technologie erfordert eine enge Abstimmung zwischen Verteidigungs-, Verkehrs- und Wirtschaftsministerien. Dies fĂŒhrt zu einer ganzheitlicheren und effizienteren nationalen Sicherheitsvorsorge. Deutschland hat hier mit seiner Rolle als logistische Drehscheibe fĂŒr NATO-Verlegungen bereits eine Vorreiterrolle eingenommen.
Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, dass das LogHub-Netzwerk die physische Grundlage fĂŒr eine glaubwĂŒrdige europĂ€ische Verteidigung schafft. Es macht strategische Konzepte wie “Autonomie” und “MobilitĂ€t” greifbar und umsetzbar.
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14. Was sind die nĂ€chsten Meilensteine fĂŒr das Projekt und wie sieht die Vision fĂŒr seine vollstĂ€ndige BefĂ€higung aus?
Das LogHub-Netzwerk hat bereits beeindruckende Fortschritte gemacht und seine AnfangsbefĂ€higung (“Initial Operational Capability”) durch erfolgreiche EinsĂ€tze unter Beweis gestellt. Der Weg zur VollbefĂ€higung (“Full Operational Capability”), die bis Ende 2024 angestrebt wird, ist klar vorgezeichnet und umfasst mehrere Schritte:
Weitere Expansion des Netzwerks: Der nÀchste Schritt besteht darin, das Netzwerk weiter zu verdichten. Dies beinhaltet die Integration zusÀtzlicher LogHubs von den bereits teilnehmenden Nationen sowie die Anbindung weiterer EU-Mitgliedstaaten, die bisher noch nicht teilnehmen. Auch die formale Aufnahme von Drittstaaten wie Kanada steht auf der Agenda.
Kontinuierliche Nutzung und Erprobung: Wie von Generalmajor Thomas betont, muss das Netzwerk kontinuierlich genutzt werden, um es am Leben zu erhalten und zu verbessern. ZukĂŒnftige multinationale Ăbungen (wie die NATO-Ăbungsreihe “Steadfast Defender” oder die VerlegeĂŒbung “Quadriga” der Bundeswehr) werden systematisch genutzt, um die Prozesse weiter zu erproben, die SOPs zu verfeinern und das Zusammenspiel zwischen dem JCC und den nationalen Hubs zu trainieren.
Technologische Modernisierung: Die Vision ist die schrittweise Transformation der LogHubs in “Smart Warehouses”. Dies erfordert erhebliche Investitionen. Das Beispiel des deutschen LogHubs in Pfungstadt, in dessen Ausbau und Modernisierung bis 2028 rund 210 Millionen Euro investiert werden, ist hier wegweisend. Solche Investitionen in Automatisierung, Digitalisierung und moderne IT werden auch in anderen Hubs des Netzwerks notwendig sein, um ein einheitlich hohes technologisches Niveau zu erreichen.
VollstĂ€ndige IT-Integration: Ein entscheidender Schritt zur VollbefĂ€higung ist die Schaffung standardisierter Schnittstellen und Protokolle, die eine nahtlose digitale Kommunikation zwischen allen nationalen WMS-Systemen und der zentralen Koordinationsplattform (basierend auf LOGFAS) ermöglichen. Das Ziel ist ein gemeinsames, in Echtzeit aktualisiertes Lagebild ĂŒber alle logistischen Ressourcen im Netzwerk.
Die Vision fĂŒr das voll befĂ€higte Netzwerk ist ein hochgradig reaktionsfĂ€higes, resilientes und intelligentes Logistiksystem, das auf Knopfdruck die notwendigen GĂŒter und Dienstleistungen fĂŒr jede Art von EU- oder NATO-Operation in Europa und dessen Peripherie bereitstellen kann. Es wĂ€re das logistische RĂŒckgrat, das es Europa ermöglicht, schnell, effizient und autonom auf Krisen zu reagieren.
15. wie wichtig ist das PESCO LogHub-Netzwerks fĂŒr die europĂ€ische Verteidigungslogistik?
Das PESCO LogHub-Netzwerk ist zweifellos einer der bedeutendsten und praktischsten Fortschritte in der europÀischen Verteidigungskooperation der letzten Jahre. Es ist ein wegweisendes Projekt, das auf brillante Weise eine einfache, aber wirkungsvolle Idee umsetzt: die intelligente Vernetzung und gemeinsame Nutzung vorhandener nationaler Ressourcen anstelle des kostspieligen Aufbaus neuer, redundanter Strukturen.
Seine strategische Bedeutung lÀsst sich auf mehreren Ebenen zusammenfassen:
Operativ: Es steigert die Effizienz, Geschwindigkeit und FlexibilitĂ€t militĂ€rischer Operationen erheblich, indem es die Logistikketten verkĂŒrzt und die Reaktionszeiten verringert.
Strategisch: Es ist ein entscheidender Baustein zur StĂ€rkung der strategischen Autonomie Europas und ein Motor fĂŒr die Initiative “Military Mobility”. Es stĂ€rkt die HandlungsfĂ€higkeit der EU und leistet gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur kollektiven Verteidigung im Rahmen der NATO.
Politisch: Es ist ein Paradebeispiel fĂŒr erfolgreiche europĂ€ische Zusammenarbeit, das Vertrauen zwischen den Mitgliedstaaten schafft und die Grundlage fĂŒr weitere Kooperationsprojekte, beispielsweise in der gemeinsamen Beschaffung, legt. Die Ăffnung fĂŒr Drittstaaten stĂ€rkt zudem die transatlantische Partnerschaft.
Wirtschaftlich und Technologisch: Es fungiert als Katalysator fĂŒr Investitionen in moderne, dual-nutzbare Logistiktechnologien und eröffnet erhebliche GeschĂ€ftschancen fĂŒr die europĂ€ische Industrie, insbesondere im Bereich der Intralogistik und des Maschinenbaus.
Das LogHub-Netzwerk zeigt eindrucksvoll, wie durch koordinierte Zusammenarbeit und pragmatische Lösungen strategische FĂ€higkeiten aufgebaut werden können, die allen Beteiligten zugutekommen. Es ist nicht nur ein logistisches, sondern ein zutiefst politisches und strategisches Projekt, das einen unverzichtbaren Beitrag zur Zukunft der europĂ€ischen Sicherheit und Verteidigung leistet. Es ist ein Modell dafĂŒr, wie die EuropĂ€ische Union ihre Ambitionen im Verteidigungsbereich in konkrete, greifbare RealitĂ€t umsetzen kann.
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