Die multipolare Welt ist ein Mythos? Das macht sie so gefĂ€hrlich fĂŒr uns alle
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Veröffentlicht am: 28. August 2025 / Update vom: 28. August 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Die multipolare Welt ist ein Mythos? Das macht sie so gefĂ€hrlich fĂŒr uns alle – Bild: Xpert.Digital
StabilitĂ€t statt Chaos: Warum die Welt einen starken AnfĂŒhrer braucht â und wer das sein könnte
### Weltkriege und Chaos: Steuern wir auf eine Katastrophe zu? Diese 9 Jahre alte Analyse ist erschreckend aktuell ### Vergesst MultipolaritĂ€t: Ein provokanter Text erklĂ€rt, warum nur eine Supermacht wirklich Frieden schafft ### Die groĂe Illusion: Warum der Traum von einer gerechten Weltordnung zu neuen Kriegen fĂŒhren könnte ### Hegemonie als Heilsbringer?
Eine brisante Theorie zur Weltlage im Faktencheck: Was dafĂŒr spricht und was dagegen
Angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, wachsender Spannungen im indopazifischen Raum und einer allgemeinen Zunahme globaler InstabilitÀt scheint die Welt aus den Fugen zu geraten. Viele Beobachter sprechen von einer neuen multipolaren Weltordnung, in der mehrere Machtzentren wie die USA, China, Russland und Indien um Einfluss ringen. Doch was, wenn diese Vorstellung nicht die Lösung, sondern die Ursache des Problems ist?
Eine fast erschreckend prophetisch wirkende Analyse lieferte bereits 2015 der Politikwissenschaftler Matthias Kennert in seinem Arbeitspapier
herausgegeben von der Bundesakademie fĂŒr Sicherheitspolitik (BAKS Arbeitspapier 5/2015). Seine provokante Kernthese: MultipolaritĂ€t ist kein stabiler Zustand, sondern eine hochgefĂ€hrliche Ăbergangsphase, die zwangslĂ€ufig zu Krisen und Konflikten fĂŒhrt. Wahre StabilitĂ€t, so Kennert, wird historisch nicht durch ein Gleichgewicht vieler MĂ€chte, sondern durch die Dominanz einer einzelnen Hegemonialmacht geschaffen.
Diese radikale Perspektive stellt den Wunsch nach einer “gerechteren” Weltordnung auf den Kopf. Aber wie viel Wahrheit steckt in dieser Theorie, wenn man sie auf die heutige fragile Weltlage anwendet? Wir nehmen Kennerts Thesen unter die Lupe und analysieren, was im Licht der aktuellen Ereignisse zutrifft, wo seine Argumentation ĂŒberzeugt und an welchen Stellen sie möglicherweise zu kurz greift oder kritisch hinterfragt werden muss.
Passend dazu:
Analyse des Artikels zur MultipolaritÀt und Hegemonie im Kontext der aktuellen Weltlage
Ăbereinstimmungen mit der aktuellen Forschung: MultipolaritĂ€t als InstabilitĂ€tsphase
Der Artikel von Matthias Kennert identifiziert korrekt ein zentrales Merkmal der aktuellen Weltlage: Die MultipolaritÀt ist tatsÀchlich mit erhöhter InstabilitÀt und KrisenanfÀlligkeit verbunden. Diese Bewertung wird durch aktuelle Daten bestÀtigt:
- 2024 verzeichneten internationale Organisationen ĂŒber 170.700 TodesfĂ€lle durch bewaffnete Konflikte, mit Prognosen von ĂŒber 230.000 bis Ende 2024
- Neun aktive Kriege wurden 2023 registriert (Ukraine, Gaza, Sudan, Myanmar, Burkina Faso, Nigeria, Somalia, Ăthiopien, Syrien)
- Mehr als 122 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt
Hegemoniale Transformation als erkennbares Muster
Die These des hegemonialen Ăbergangs findet in der aktuellen Forschung BestĂ€tigung. Das Friedensgutachten 2025 bestĂ€tigt “fundamentale Machtverschiebungen in der internationalen Staatenwelt”, wĂ€hrend aktuelle Analysen zeigen, dass China systematisch US-Hegemonie untergraben will, ohne selbst globale Dominanz anzustreben.
Historische Parallelen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Kennerts Vergleich mit der Situation um 1900 ist analytisch zutreffend. Damals wie heute charakterisieren Àhnliche Faktoren die Weltlage:
- Aufstieg neuer MĂ€chte (damals Deutschland/USA, heute China/Indien)
- Abstieg des etablierten Hegemons (GroĂbritannien/USA)
- Enge wirtschaftliche Verflechtung bei gleichzeitiger politischer Konkurrenz
Hub fĂŒr Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub fĂŒr Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstĂŒtzen, ihre Rolle in der europĂ€ischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stĂ€rken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und WettbewerbsfĂ€higkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende BrĂŒcke zwischen KMU und europĂ€ischer Verteidigungsstrategie.
Passend dazu:
Zwischen Hegemonie und MultipolaritÀt: Die fragile Machtbalance der Gegenwart
Kritische EinwÀnde und SchwÀchen
Vereinfachte Darstellung der G20
Kennerts Charakterisierung der G20 als “schwach in sicherheitspolitischen Fragen” wird durch aktuelle Daten relativiert: Die G20-LĂ€nder sind fĂŒr 82% der weltweiten MilitĂ€rausgaben verantwortlich und besitzen 98% aller Atomsprengköpfe. Dies deutet darauf hin, dass die G20 durchaus sicherheitspolitische Relevanz besitzt, auch wenn sie nicht als kollektiver Hegemon agiert.
Einseitige Bewertung multipolarer Institutionen
Der Artikel unterschĂ€tzt die KomplexitĂ€t neuer multipolarer Strukturen. Beispielsweise expandierten die BRICS-Staaten 2024 von fĂŒnf auf elf Mitglieder und entwickeln alternative Wirtschaftsstrukturen zur “Entdollarisierung” des SĂŒd-SĂŒd-Handels. Diese Entwicklungen zeigen, dass multipolare Ordnungen durchaus institutionelle StabilitĂ€t entwickeln können.
UnvollstÀndige Analyse der NATO-Hegemonie
WĂ€hrend Kennert die NATO als Beispiel erfolgreicher hegemonialer Ordnung anfĂŒhrt, zeigen aktuelle Entwicklungen erhebliche Spannungen innerhalb der Allianz. Das Strategische Konzept von 2022 musste auf massive Bedrohungen reagieren, und Europa entwickelt zunehmend “sicherheitspolitische EigenstĂ€ndigkeit” unabhĂ€ngig von den USA.
Passend dazu:
Bewertung im Kontext der aktuellen fragilen Weltlage
Zutreffende Krisendiagnose
Kennerts Analyse der gegenwÀrtigen InstabilitÀt wird durch aktuelle Ereignisse bestÀtigt:
- Ukraine-Krieg: Russland diktierte 2024 weitgehend das Kriegsgeschehen und stellt Maximalforderungen fĂŒr Friedensverhandlungen
- Nahost-Konflikte: Der Gaza-Krieg kostete ĂŒber 53.000 Menschen das Leben
- Systemische Bedrohungen: AutoritĂ€re Staaten wie Russland und China bilden zunehmend eine “autoritĂ€re Allianz”
Problematische normative Implikationen
Der Artikel zeigt jedoch eine problematische PrĂ€ferenz fĂŒr hegemoniale Ordnungen. Die realistischen Theorien der internationalen Beziehungen, auf die sich Kennert stĂŒtzt, werden zunehmend kritisch hinterfragt. Alternative AnsĂ€tze betonen:
- Multilateralismus als moderne Form der SouverÀnitÀt statt Bedrohung
- Institutionalismus als praktikabler Mittelweg zwischen Realismus und Idealismus
- Demokratischer Frieden als Alternative zu hegemonialer StabilitÀt
UnberĂŒcksichtigte Faktoren der Gegenwart
Kennerts Analyse vernachlÀssigt entscheidende Charakteristika der aktuellen Krise:
- Klimawandel als systemische Bedrohung: Die Kombination aus AufrĂŒstung und Klimakrise fĂŒhrt zu einer “gefĂ€hrlicheren Situation als in der Hochphase des Kalten Krieges”
- Technologische Disruption: China verfolgt durch “Made in China 2025” eine systematische technologische Transformation, die traditionelle Machtbegriffe verĂ€ndert
- Neue Formen der KriegfĂŒhrung: Cyberkrieg, Desinformation und hybride Bedrohungen erfordern andere StabilitĂ€tsmechanismen als klassische hegemoniale Ordnungen
Matthias Kennerts Artikel bietet eine grundsÀtzlich zutreffende Analyse der aktuellen InstabilitÀt und identifiziert korrekt die Merkmale einer hegemonialen Transformationsphase. Seine historischen Parallelen und die Diagnose multipolarer InstabilitÀt werden durch aktuelle Daten bestÀtigt.
Jedoch die einseitige PrĂ€ferenz fĂŒr hegemoniale Ordnungen vernachlĂ€ssigt sowohl die Problematik historischer Hegemonien als auch die Potentiale neuer multipolarer Institutionen. Die aktuelle Weltlage ist komplexer als das binĂ€re Schema “Hegemonie vs. MultipolaritĂ€t” suggeriert.
Die fragile Weltlage von 2024/25 bestĂ€tigt Kennerts InstabilitĂ€tsdiagnose, widerlegt aber seine normative Schlussfolgerung: Statt einer RĂŒckkehr zur hegemonialen Ordnung braucht es innovative institutionelle Arrangements, die sowohl die RealitĂ€ten multipolarer Machtverteilung als auch die Erfordernisse globaler Kooperation bei Klimawandel, Pandemien und anderen grenzĂŒberschreitenden Herausforderungen berĂŒcksichtigen.
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Chairman SME Connect Defence Working Group
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