Die strategische Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Robotik für Russland (Lesezeit: 72 min / Keine Werbung / Keine Paywall)
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Veröffentlicht am: 29. Mai 2025 / Update vom: 29. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Die strategische Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Robotik für Russland – Bild: Xpert.Digital
Technologische Souveränität: Russlands Strategie in KI und Robotik
Wie Russland KI und Robotik für globale Machtpositionen nutzt
Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik haben sich weltweit als Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts etabliert. Sie treiben tiefgreifende Transformationen in Wirtschaft, Gesellschaft und im Militärwesen voran und sind zu einem zentralen Feld des internationalen Wettbewerbs sowie der strategischen Positionierung von Nationen geworden. Die Fähigkeit, diese Technologien zu entwickeln, zu adaptieren und effektiv einzusetzen, wird zunehmend als Maßstab für technologische Souveränität und globale Wettbewerbsfähigkeit betrachtet. In diesem globalen Kontext sind die Anstrengungen Russlands, seine Kapazitäten im Bereich KI und Robotik auszubauen, von erheblicher internationaler Bedeutung und Beobachtung.
Russlands Ambitionen und die nationale Priorität
Russland hat die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotik explizit zu strategischen Prioritäten für seine nationale Entwicklung und Sicherheit erklärt. Diese Technologien werden als entscheidend für die Modernisierung der Wirtschaft, die Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten und die Sicherung der technologischen Souveränität des Landes angesehen. Bereits im Jahr 2017 betonte Präsident Wladimir Putin die immense Bedeutung dieser Technologien mit der Aussage, dass derjenige, der die Führung im Bereich KI erringe, zum “Herrscher der Welt” werde. Diese Äußerung unterstreicht die hohe strategische Relevanz, die der Kreml der KI beimisst.
Diese Ambitionen manifestieren sich in zentralen strategischen Dokumenten. Die “Nationale Strategie für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bis 2030”, die ursprünglich 2019 verabschiedet und im Februar 2024 umfassend aktualisiert wurde, sowie die ebenfalls im Februar 2024 verabschiedete “Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung” bilden den politischen Rahmen. Diese Strategien zielen darauf ab, Russlands technologische Unabhängigkeit zu sichern und dem Land eine führende Rolle auf dem globalen KI-Markt zu verschaffen. Die starke Betonung der militärischen Anwendungen ist dabei nicht nur als Verteidigungsstrategie zu verstehen, sondern auch als ein Mittel zur Projektion von Macht und zur Kompensation möglicher Schwächen in anderen Bereichen, wie beispielsweise der demografischen Entwicklung oder der wirtschaftlichen Diversifizierung. Die KI-Entwicklung ist somit nicht nur ein technologisches, sondern ein zutiefst geopolitisches Projekt für Russland, das darauf abzielt, seine Position auf der Weltbühne zu festigen oder wiederzugewinnen.
Die ausgerufene “technologische Souveränität” steht jedoch in einem deutlichen Spannungsverhältnis zur Realität der globalen Technologie-Lieferketten und dem Erbe der technologischen Aufholjagd seit dem Ende der Sowjetunion. Die Abhängigkeit von ausländischer Hardware, insbesondere von Hochleistungsmikrochips, stellt eine fortwährende Herausforderung dar. Internationale Sanktionen haben diese Abhängigkeiten weiter verschärft und den Zugang zu westlicher Technologie erheblich erschwert. “Souveränität” ist daher weniger als vollständige Autarkie zu interpretieren, sondern vielmehr als strategisches Bestreben, kritische Abhängigkeiten zu reduzieren und gleichzeitig neue, potenziell kontrollierbarere Abhängigkeiten, beispielsweise von China, einzugehen oder eigene Nischenkompetenzen auszubauen.
Dieser Artikel analysiert umfassend die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotik in der Russischen Föderation. Er untersucht die politischen und strategischen Rahmenbedingungen, die wichtigsten Akteure in Forschung und Industrie sowie zentrale Anwendungsfelder im zivilen und militärischen Sektor. Darüber hinaus werden die Herausforderungen, insbesondere durch internationale Sanktionen und strukturelle Hemmnisse, beleuchtet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den internationalen Kooperationen, die Russland in diesem Bereich eingeht oder anzustreben versucht, sowie auf den ethischen und gesellschaftlichen Implikationen, die mit der fortschreitenden Implementierung dieser Technologien verbunden sind. Ziel des Artikels ist es, ein tiefgreifendes Verständnis der aktuellen Dynamiken, der staatlichen Lenkungsmechanismen und der zukünftigen Perspektiven von KI und Robotik in Russland zu vermitteln.
Nationale Strategien und Regierungsführung im Bereich KI und Robotik
Die russische Regierung hat eine Reihe von strategischen Dokumenten und institutionellen Mechanismen etabliert, um die Entwicklung von KI und Robotik voranzutreiben und zu lenken. Diese Initiativen spiegeln die hohe Priorität wider, die diesen Technologien für die nationale Agenda beigemessen wird.
Die Nationale Strategie zur Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bis 2030
Die “Nationale Strategie zur Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bis zum Jahr 2030” (im Folgenden: Nationale KI-Strategie) wurde ursprünglich per Präsidentenerlass im Oktober 2019 verabschiedet. Sie bildet das Fundament für staatliche Programme zur KI-Entwicklung und verfolgt das ambitionierte Ziel, dass russische KI-Technologien einen signifikanten Anteil am Weltmarkt einnehmen. Die Strategie definiert übergreifende Ziele und Hauptaufgaben, einschließlich Maßnahmen zur Nutzung von KI zum Schutz nationaler Interessen und zur Umsetzung strategischer nationaler Prioritäten. Schwerpunkte der Förderung umfassen die wissenschaftliche Forschung, die Entwicklung von KI-Software, die Verbesserung der Datenqualität und -verfügbarkeit, die Sicherstellung der Hardwarebasis, die Ausbildung qualifizierten Personals und den Aufbau eines integrierten Systems zur Erweiterung des russischen KI-Technologiemarktes.
Im Februar 2024 unterzeichnete Präsident Putin einen Erlass zur umfassenden Aktualisierung dieser Strategie, der rund 40 Seiten Änderungen und Ergänzungen umfasst. Diese Aktualisierung ist als direkte Reaktion auf die veränderten geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verstehen, insbesondere auf die seit 2022 verhängten internationalen Sanktionen und den dadurch erschwerten Zugang zu westlichen KI-Technologien und -Komponenten. Die überarbeitete Strategie setzt neue, teils sehr ehrgeizige Ziele:
- Steigerung des jährlichen Volumens von Dienstleistungen für die Entwicklung und Implementierung von KI-Lösungen auf 60 Milliarden Rubel bis 2030 (von 12 Milliarden Rubel im Jahr 2022).
- Erhöhung der Zahl der Hochschulabsolventen im Bereich KI von 3.000 auf 15.500 pro Jahr.
- Steigerung des öffentlichen Vertrauens in KI-Technologien von 55% (2022) auf mindestens 80% bis 2030.
- Erhöhung des Anteils prioritärer Wirtschaftszweige mit hoher Bereitschaft zur KI-Implementierung von 12% auf 95%.
- Erreichen einer kumulierten nationalen Rechenleistung von 6,2 Exaflops.
- Mobilisierung akkumulierter Unternehmensausgaben für KI in Höhe von circa 3,6 Billionen Rubel.
- Erzielung eines zusätzlichen Beitrags von KI zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 11,2 Billionen Rubel bis 2030.
- Positionierung Russlands unter den Top 5 Ländern weltweit bei wichtigen KI-Metriken bis 2030.
Die Nationale KI-Strategie ist somit das zentrale politische Dokument, das die Richtung und die Ambitionen Russlands im KI-Bereich vorgibt. Die Aktualisierung von 2024 signalisiert eine Anpassung an die veränderten Realitäten und eine Intensivierung der Bemühungen um technologische Souveränität.
Die Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung (Februar 2024)
Parallel zur Aktualisierung der KI-Strategie wurde durch Präsidentenerlass Nr. 145 am 28. Februar 2024 die neue “Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung” verabschiedet. Dieses Dokument soll die wissenschaftlich-technologische Ausrichtung Russlands bis weit in die 2030er Jahre prägen und wurde vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, weitreichender Sanktionen und eines sich verschärfenden globalen technologischen Wettlaufs formuliert. Sie spiegelt Russlands Absicht wider, seine technologischen Ambitionen trotz internationaler Isolation und wirtschaftlicher Herausforderungen zu verfolgen, wobei ein starker Fokus auf die Entwicklung von Partnerschaften mit ausgewählten Verbündeten und die Stärkung der nationalen Selbstversorgungskapazitäten gelegt wird.
Die Strategie identifiziert als eine der Prioritäten den “Übergang zu fortschrittlichen Produktionstechnologien, einschließlich intelligenter Fertigung, Robotik, Hochleistungsrechnen, neuer Materialien, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz”. Sie erkennt die Notwendigkeit an, den technologischen Rückstand gegenüber führenden Ländern zu verringern, benennt aber auch “anhaltend negative Trends” wie die geringe Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft für technologische Innovationen und die Konzentration des wissenschaftlich-technologischen Potenzials in nur wenigen Regionen des Landes. Eine explizit neu aufgenommene Aufgabe ist die “Integration künstlicher Intelligenz in Forschung und Entwicklung”. Diese übergreifende Strategie bettet die KI- und Robotik-Entwicklung somit in einen breiteren Rahmen der nationalen wissenschaftlich-technologischen Souveränität und Sicherheit ein und unterstreicht die Bedeutung dieser Technologien für die Überwindung der Isolation und die Modernisierung des Landes. Die zeitnahe Verabschiedung beider aktualisierter bzw. neuer Strategien Anfang 2024 deutet auf eine beschleunigte und dringlichere Anpassung der russischen Technologiepolitik hin, als Reaktion auf den erkannten Bedarf, technologische Rückstände schneller aufzuholen und die Abhängigkeit vom Westen zu reduzieren.
Das Nationale Projekt “Digitale Wirtschaft” und das Föderale Projekt “Künstliche Intelligenz”
Die Nationale KI-Strategie ist eng mit dem bereits länger laufenden Nationalen Projekt “Digitale Wirtschaft der Russischen Föderation” verknüpft. Innerhalb dieses umfassenden Programms wurde ein spezifisches Föderales Projekt mit dem Titel “Künstliche Intelligenz” formuliert und genehmigt. Dieses föderale Projekt dient als einer der Hauptumsetzungsmechanismen für die in der Nationalen KI-Strategie festgelegten Ziele. Die Finanzierung für spezifische KI-Entwicklungsmaßnahmen erfolgt teilweise über die Budgets dieses Projekts. Es ist jedoch anzumerken, dass ursprünglich geplante Mittelzuweisungen aufgrund externer Faktoren wie der COVID-19-Pandemie und später der veränderten Wirtschaftslage Anpassungen erfahren haben. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MoED) wurde als das federführende Organ für die Gestaltung der KI-Politik etabliert und ist maßgeblich für die Koordination der Bemühungen um den Aufbau einer robusten heimischen KI-Industrie zuständig. Diese Projekte und die damit verbundenen institutionellen Strukturen verdeutlichen die konkreten staatlichen Bemühungen zur Operationalisierung der strategischen Visionen.
Finanzierungsmechanismen und politische Rahmenbedingungen
Zur Realisierung ihrer ambitionierten Ziele im Bereich KI und Robotik hat die russische Regierung erhebliche finanzielle Mittel mobilisiert und spezifische politische Rahmenbedingungen geschaffen. Bis zum Jahr 2025 sollen insgesamt rund 5 Milliarden Euro für die Umsetzung der KI-Strategie bereitgestellt werden, wie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWiK) berichtet wurde, was auf frühere Planungen hindeutet. Ein substantieller Teil des staatlichen Budgets für wissenschaftliche Forschung wird explizit für KI-gestützte militärische Forschung und Entwicklung aufgewendet. Der stellvertretende Premierminister Dmitri Tschernyschenko kündigte an, dass 5% des staatlichen Forschungsbudgets direkt in die KI-Forschung fließen sollen, während weitere 15% für andere Forschungsbereiche unter Nutzung von KI-Werkzeugen vorgesehen sind.
Die Finanzierung erfolgt über verschiedene Kanäle: den föderalen Haushalt, Beiträge von Staatsunternehmen und außerbudgetäre Quellen, zu denen auch öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) zählen. Ein wichtiges Ziel der aktualisierten Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung ist es, dass bis 2035 die privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung mindestens so hoch sein sollen wie die öffentlichen. Staatseigene Unternehmen, allen voran die Sberbank, spielen eine Schlüsselrolle nicht nur bei der Umsetzung, sondern auch bei der Finanzierung von KI-Projekten. Sberbank wurde beispielsweise mit der Ausarbeitung wichtiger KI-Politikdokumente beauftragt und investiert massiv in den Technologiebereich, um sowohl die eigene Effizienz zu steigern als auch neue Geschäftsfelder zu erschließen. Diese Finanzierungsstruktur unterstreicht die dominante Rolle des Staates und staatlich kontrollierter Unternehmen, reflektiert aber auch die Bestrebung, private Kapitalgeber stärker in die Finanzierung technologischer Entwicklungen einzubinden.
Wichtige staatliche Akteure und deren Rollen
- Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MoED): Fungiert als das zentrale Organ für die Gestaltung der KI-Politik und die Koordination der Entwicklung einer nationalen KI-Industrie.
- Ministerium für digitale Entwicklung, Kommunikation und Massenmedien: Spielt eine wichtige Rolle im Rahmen des Nationalen Projekts “Digitale Wirtschaft” und der damit verbundenen föderalen Projekte.
- Verteidigungsministerium (MoD): Ist der Haupttreiber für die Entwicklung militärischer KI-Anwendungen. Es hat eine spezielle Abteilung für KI-Entwicklung eingerichtet und überwacht zahlreiche F&E-Projekte in diesem Bereich.
- ERA Technopolis (Anapa): Ein spezialisiertes militärisches Forschungs- und Entwicklungszentrum, das sich intensiv mit der Entwicklung von KI für militärische Zwecke befasst.
- Advanced Research Foundation (FPI): Gilt als das russische Pendant zur US-amerikanischen DARPA und ist an der Förderung und Durchführung fortschrittlicher Forschungsprojekte beteiligt, die auch den KI-Bereich umfassen.
- Russian Science Foundation (RSF): Unterstützt Grundlagenforschung und Entwicklungsprojekte in verschiedenen Wissenschaftsbereichen, einschließlich KI, und verfolgt dabei strategische Ziele, die bis 2030 reichen.
- Roskosmos: Die staatliche Raumfahrtorganisation ist ein wichtiger Akteur, der angewiesen wurde, sich bei der Ausarbeitung staatlicher Politik und der Regulierung im Bereich KI und Robotik an der “Konzeption zur Entwicklung der Regulierung von Beziehungen im Bereich KI und Robotik bis 2024” zu orientieren. Dies deutet darauf hin, dass die Raumfahrt als strategisch wichtiger Sektor für die Implementierung und Weiterentwicklung von KI und Robotik gesehen wird, möglicherweise mit einem Fokus auf Dual-Use-Technologien und die Stärkung der nationalen Kapazitäten in einem Hochtechnologiesektor, der traditionell hohen Prestigewert für Russland besitzt.
Die Identifizierung dieser Schlüsselakteure zeichnet das Bild einer institutionellen Landschaft, in der die Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der nationalen KI- und Robotik-Agenda klar verteilt sind, wobei eine starke Betonung auf staatlicher Kontrolle und strategischen Sektoren liegt. Die starke Zentralisierung und die dominierende Rolle des Staates und staatseigener Unternehmen könnten zwar eine schnelle Ressourcenmobilisierung für definierte Prioritäten, insbesondere im militärischen Sektor, ermöglichen. Diese Struktur birgt jedoch das Risiko, privatwirtschaftliche Innovation und Agilität zu hemmen, die für ein dynamisches und breit gefächertes KI-Ökosystem notwendig sind, was langfristig die globale Wettbewerbsfähigkeit einschränken könnte.
Überblick der nationalen KI- und Robotik-Strategien Russlands
Russland verfolgt mehrere strategische Ansätze zur Entwicklung künstlicher Intelligenz und Robotik. Die Nationale Strategie zur Entwicklung der KI bis 2030, erstmals im Oktober 2019 verabschiedet und zuletzt im Februar 2024 aktualisiert, zielt darauf ab, einen signifikanten Anteil am globalen KI-Markt zu erreichen, technologische Führungspositionen zu sichern, den Beitrag von KI zum BIP zu steigern und weltweit unter die Top 5 bei KI-Metriken zu gelangen. Hauptakteure sind das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MoED), das Ministerium für digitale Entwicklung, das Verteidigungsministerium sowie die Sberbank, die bei der Ausarbeitung beteiligt war. Die Finanzierung erfolgt durch den föderalen Haushalt, Staatsunternehmen, öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) und das Föderale Projekt “KI”.
Die Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung, verabschiedet im Februar 2024, fokussiert sich auf technologische Souveränität, Selbstversorgung und die Entwicklung fortschrittlicher Produktionstechnologien wie KI und Robotik. Ziel ist die Integration von KI in Forschung und Entwicklung (F&E). Die Verantwortung liegt bei der russischen Regierung, dem Präsidialrat für Wissenschaft und Bildung sowie weiteren Ministerien wie dem MoED und dem Verteidigungsministerium. Finanzierungsquellen umfassen den föderalen und regionale Budgets, Staatsunternehmen und außerbudgetäre Mittel wie ÖPP, mit dem Ziel bis 2035 private und öffentliche Investitionen zu gleichen Teilen zu fördern.
Ein weiteres wichtiges Element ist das Nationale Projekt “Digitale Wirtschaft”, insbesondere das seit 2019 laufende Föderale Projekt “KI”, das den Aufbau einer stabilen KI-Industrie, die Implementierung von KI in Wirtschaft und Verwaltung sowie die Ausbildung von Fachkräften zum Ziel hat. Verantwortlich sind das MoED und das Ministerium für digitale Entwicklung. Die Finanzierung erfolgt größtenteils aus Mitteln des Nationalen Projekts “Digitale Wirtschaft”, wobei der Bundeshaushalt teilweise reduziert wurde.
Die Konzeption zur Entwicklung der Regulierung in den Bereichen KI und Robotik bis 2024, verabschiedet im August 2020, zielt auf die Transformation des regulatorischen Systems ab. Sie soll Anwendungen in KI und Robotik ermöglichen und rechtliche Barrieren identifizieren. Hauptakteure sind das MoED, Roskosmos und andere föderale Exekutivorgane. Indirekte Finanzierungsmechanismen werden durch die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Investitionen und die Entwicklung unterstützt.
Akteure und Ökosystem: Forschung, Staatsunternehmen und Privatwirtschaft
Die Entwicklung von KI und Robotik in Russland wird von einem komplexen Geflecht aus staatlich geförderten Forschungseinrichtungen, mächtigen Staatsunternehmen und einem aufstrebenden, aber mit Herausforderungen kämpfenden Privatsektor getragen.
Führende Forschungszentren und Universitäten
Russland baut auf einer soliden Tradition in der mathematischen und naturwissenschaftlichen Ausbildung auf, die eine wichtige Grundlage für die Heranbildung von KI-Talenten darstellt. Um die Forschungskapazitäten gezielt zu stärken und den Transfer in die Anwendung zu beschleunigen, hat die Regierung mehrere Wellen von spezialisierten KI-Forschungszentren initiiert und finanziell unterstützt.
Die erste Welle dieser Zentren wurde 2021 ins Leben gerufen. Sechs führende Organisationen – das Skolkowo-Institut für Wissenschaft und Technologie (Skoltech), die Innopolis Universität, die ITMO Universität, die Higher School of Economics (HSE), das Moskauer Institut für Physik und Technologie (MIPT) und das Institut für Systemprogrammierung der Russischen Akademie der Wissenschaften (ISP RAS) – erhielten staatliche Fördermittel in Höhe von insgesamt über 8 Milliarden Rubel für einen Vierjahreszyklus. Der Fokus dieser Zentren liegt auf der Entwicklung fortgeschrittener KI-Technologien, der Grundlagenforschung im Bereich starker KI, der Erforschung von Vorhersagetechnologien und der aktiven Kooperation mit Industriepartnern.
Eine zweite Welle folgte 2023, in der sechs weitere Zentren ausgewählt wurden. Darunter befinden sich spezialisierte medizinische Forschungseinrichtungen wie das N.N. Blokhin National Medical Research Center of Oncology sowie regionale Universitäten wie die Samara University, die Novosibirsk State University, die National Research Nuclear University MEPhI (MEPhI), die Lobachevsky State University of Nizhny Novgorod (NNSU) und die St. Petersburg State University. Diese Zentren erhalten bis 2026 eine Finanzierung von insgesamt 5 Milliarden Rubel (einschließlich außerbudgetärer Mittel) und sollen sich verstärkt auf angewandte KI-Lösungen in prioritären Sektoren wie dem Gesundheitswesen, dem Bauwesen, der Agrarindustrie sowie Transport und Logistik konzentrieren. Eine wichtige Bedingung für die Förderung ist die Einwerbung signifikanter Ko-Finanzierungsanteile aus außerbudgetären Quellen, was die Einbindung der Industrie sicherstellen soll. Für das Jahr 2025 ist bereits eine dritte Welle der Förderung geplant, bei der mindestens sechs weitere Forschungszentren mit rund 4,5 Milliarden Rubel unterstützt werden sollen, ebenfalls unter der Auflage einer substantiellen Ko-Finanzierung.
Die konkreten Forschungsbereiche dieser Zentren sind breit gefächert und umfassen Architekturen und Algorithmen des maschinellen Lernens, die Bereitstellung und Aufbereitung von Daten für KI-Anwendungen, die Entwicklung fundamentaler und generativer Modelle (einschließlich großer Sprachmodelle, deren staatliche Unterstützung Präsident Putin bis 2030 angewiesen hat), die Erforschung der Mensch-KI-Interaktion sowie angewandte Forschungsprojekte für Wissenschaft, Bildung und den sozialen Sektor.
Beispiele für die Forschungsaktivitäten und -ergebnisse dieser Zentren verdeutlichen die Bandbreite der Bemühungen:
- Die Higher School of Economics (HSE) betreibt ein umfangreiches KI-Forschungszentrum mit drei globalen Forschungsbereichen, an dem 13 HSE-Abteilungen und über 300 Mitarbeiter beteiligt sind. Zu den Projekten gehören die Automatisierung der Erstellung von Bildverarbeitungsmodellen (AutoOD), die Entwicklung von Wettervorhersagemodellen unter Einsatz von Graphen-Neuronalen Netzen (WRF fast) und der Aufbau einer eigenen MLOps-Plattform zur Optimierung von Machine-Learning-Prozessen. Als Partner fungieren führende russische Technologieunternehmen wie SBER, Yandex und MTS AI.
- Die South Ural State University (SUSU) hat in Kooperation mit dem Robot Plant (PAO ChKPZ) ein in Russland einzigartiges Industrie-Robotik-Zentrum etabliert, das Wissenschaft und Produktion eng miteinander verzahnt. Die Ziele umfassen die Ausbildung von Fachkräften für robotikintensive Unternehmen und die Umsetzung konkreter Industrieaufträge, beispielsweise durch die Entwicklung der RusRobot-Industrieroboter oder die Konzeption von “Dark Workshops” – vollautomatisierten Fabriken, die ohne menschliche Präsenz operieren.
- Skoltech entwickelte im Auftrag von Gazprom Neft eine Software zur präzisen Vorhersage von Eisbedingungen, während die Innopolis Universität für das Pharmaunternehmen ChemRar eine Software zur Vorhersage der Hemmaktivität von Molekülen entwickelte, was die Effizienz in der Medikamentenentwicklung steigern soll.
Die Publikationsaktivität russischer Forscher im KI-Bereich zeigt eine positive Dynamik. Die Anzahl der russischen Publikationen auf hochrangigen internationalen KI-Konferenzen (A*-Level) stieg zwischen 2019 und 2023 um 70%. Führende Institutionen in Bezug auf die Publikationszahlen sind Skoltech (30% der Beiträge) und die HSE (29%), wobei Moskau und St. Petersburg die wichtigsten regionalen Zentren dieser Forschungsaktivitäten darstellen.
Rolle staatseigener Unternehmen
Die russische Strategie zur Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weist eine Besonderheit auf: Sie wird in erheblichem Maße von staatseigenen Unternehmen (SOEs) vorangetrieben und nicht primär direkt von Regierungsbehörden oder dem Privatsektor. Der Kreml verfolgt hierbei die Strategie, die Planung und Implementierung von KI-Initiativen an vertrauenswürdige und kontrollierbare Staatskonzerne auszulagern.
- Sberbank: Die größte staatliche Bank Russlands, Sberbank (früher Sberbank of Russia), hat eine herausragende und zentrale Rolle bei der Gestaltung der nationalen KI-Politik eingenommen. Sie wurde mit der Ausarbeitung wichtiger strategischer Dokumente wie der KI-Roadmap, der Nationalen KI-Strategie und des Föderalen Projekts “Künstliche Intelligenz” betraut. Obwohl primär ein Finanzinstitut, hat Sberbank massiv in Technologie investiert, um die eigene operative Effizienz zu steigern und in neue, technologiegetriebene Produktlinien zu diversifizieren. Dies hat Sberbank zu einem der führenden Technologieunternehmen in Russland gemacht. Die IT-Tochtergesellschaft SberTech beschäftigt über 11.500 Mitarbeiter und arbeitet an hunderten Projekten. Sberbank hat zudem Russlands größtes Datenverarbeitungszentrum eröffnet und die Anzahl seiner “Big Data-Initiativen” seit 2016 exponentiell gesteigert. Das Unternehmen entwickelt aktiv eigene KI-gestützte Kundentechnologien, darunter die Sprachassistenten-Familie “Salyut”, die als Pendant zu Amazons Alexa konzipiert ist, sowie KI-gesteuerte Geldautomaten mit Gesichts- und Stimmerkennung. Jüngste Entwicklungen umfassen die generativen KI-Modelle GigaChat und Kandinsky, die eine beachtliche Nutzerzahl erreicht haben. Darüber hinaus investiert Sberbank in das breitere russische KI-Ökosystem durch Partnerschaften mit internationalen Akteuren wie 500 Startups zur Unterstützung russischer KI-Start-ups und Kooperationen, beispielsweise mit Cognitive Technologies im Bereich autonomes Fahren. Die Wahl der Sberbank als Speerspitze der KI-Entwicklung durch den Kreml ist einerseits auf ihre Reputation für technologische Effizienz und andererseits auf ihre Loyalität zurückzuführen, was den staatlichen Behörden Kontrolle ermöglicht, während die Bank kommerzielle Vorteile aus den Entwicklungen ziehen kann.
- Rostec: Der staatliche Rüstungs- und Technologiekonzern Rostec ist naturgemäß stark an KI-Anwendungen für neue Waffensysteme interessiert und profitiert von den allgemeinen KI-Entwicklungsbemühungen des Verteidigungsministeriums. Im Rahmen des Nationalen Projekts “Digitale Wirtschaft” wurde Rostec jedoch eher mit der Erstellung von Roadmaps für Technologien wie 5G-Telekommunikation, Blockchain und das Industrielle Internet der Dinge (IIoT) beauftragt, als mit direkter, federführender KI-Arbeit. In öffentlichen Diskussionen über Hochtechnologien priorisiert Rostec oft diese anderen Projekte gegenüber reinen KI-Vorhaben. Dennoch integriert Rostec KI sowohl in zivile als auch in militärische Plattformen. Im zivilen Sektor ist die Gesichtserkennungstechnologie, die über die Beteiligung an NtechLab (Entwickler der FindFace-Technologie) vorangetrieben wird, ein prominentes Beispiel. Im militärischen Bereich wird KI in neue und bestehende Systeme integriert, wie beispielsweise in das elektronische Kampfführungssystem RB-109A Bylina oder zur Verbesserung der Zielerfassung und Operationsführung in MiG-35 und Su-35 Kampfflugzeugen. Rostec nutzt KI auch zur Optimierung interner Herstellungsprozesse, beispielsweise durch KI-gestützte Fertigungssysteme oder zur Fehlererkennung in der Stahlproduktion.
Die Übertragung von Schlüsselrollen an mächtige Staatsunternehmen wie Sberbank und Rostec sichert dem Kreml ein hohes Maß an Kontrolle über die strategische Ausrichtung der KI-Entwicklung, insbesondere in sensiblen Bereichen und bei Technologien mit Dual-Use-Potenzial. Diese starke staatliche Lenkung kann zwar eine schnelle Mobilisierung von Ressourcen für definierte Prioritäten ermöglichen, birgt jedoch das Risiko, dass Innovation und Wettbewerb gehemmt werden, wenn diese Unternehmen nicht dem vollen Marktdruck ausgesetzt sind und privatwirtschaftliche Akteure an den Rand gedrängt werden.
Entwicklung des Privatsektors und Herausforderungen
Trotz der Dominanz staatlicher Akteure spielt der Privatsektor, insbesondere einige hochinnovative Unternehmen und ein wachsendes, wenn auch im internationalen Vergleich kleines, Start-up-Ökosystem, eine wichtige Rolle in der russischen KI- und Robotiklandschaft.
- Yandex: Als Russlands größtes und international bekanntestes Technologieunternehmen ist Yandex ein führender Akteur im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Das Unternehmen entwickelt kontinuierlich eine breite Palette von KI-basierten Produkten und Dienstleistungen. Dazu gehören der weit verbreitete Sprachassistent “Alice”, der einen Marktanteil von 77% in Russland hält, autonome Lieferroboter (Yandex.Rover) und fortschrittliche Technologien für unbemannte Fahrzeuge. Yandex setzt beispielsweise Transformer-Netzwerke für die Bewegungsplanung seiner autonomen Fahrzeuge ein, um ein natürlicheres und flexibleres Reagieren auf Verkehrssituationen zu ermöglichen. Trotz dieser technologischen Führungsrolle und Expertise spielt Yandex in der offiziellen KI-Strategie der Regierung eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu Staatsunternehmen wie Sberbank. Der Kreml betrachtet Yandex aufgrund seiner privaten Eigentümerstruktur und früherer internationaler Verbindungen mit einem gewissen Misstrauen. In der Vergangenheit hat die russische Regierung Yandex zu Änderungen in seiner Unternehmensführungsstruktur gezwungen, um dem Staat mehr Kontrolle zu ermöglichen. Dieses Misstrauen und die Bevorzugung staatlich kontrollierter Entitäten stellen ein grundlegendes Dilemma dar: Das Streben nach technologischer Führerschaft erfordert die Einbindung der besten Talente und innovativsten Unternehmen, während das politische System gleichzeitig auf Kontrolle und die Begünstigung loyaler Staatsakteure setzt. Dies könnte zu suboptimalen Ergebnissen führen, wenn politische Loyalität über technologische Exzellenz gestellt wird.
- Start-up-Ökosystem: Das russische KI-Start-up-Ökosystem ist im Vergleich zu globalen Zentren wie den USA oder China deutlich kleiner. Berichte nennen Zahlen von 193 bis zu 420 KI-Unternehmen. Dennoch gibt es staatliche Unterstützungsprogramme, beispielsweise im Rahmen des “Digital Economy National Project”, die darauf abzielen, die Gründung und Entwicklung von KI-Start-ups zu fördern. Russland hat das Ziel formuliert, bis 2030 ein führender globaler Standort für Start-ups zu werden, und sieht Potenzial für deren Entwicklung, gestützt auf die traditionell starke naturwissenschaftliche und mathematische Ausbildung im Land. Private Unternehmen und Start-ups sehen sich jedoch erheblichen Herausforderungen gegenüber. Dazu gehören ein über ein Jahrzehnt anhaltendes geringes Wirtschaftswachstum, ein ungünstiges Umfeld für Risikokapitalfinanzierungen und eine Justiz, die als politisch beeinflussbar gilt. Diese Faktoren dämpfen private Investitionen und behindern die Entwicklung eines dynamischen, privatwirtschaftlich getriebenen KI-Sektors, wie er in den USA und China zu beobachten ist. Die starke Fokussierung auf staatlich gelenkte Forschungszentren und die Dominanz von SOEs könnten dazu führen, dass die KI-Entwicklung stark auf nationale (Sicherheits-)Interessen und die Bedürfnisse großer Staatskonzerne ausgerichtet ist, während disruptive Innovationen und die Agilität des Start-up-Ökosystems möglicherweise zu kurz kommen. Dies könnte die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in schnelllebigen globalen KI-Märkten einschränken.
- Roboterhersteller und -integratoren: In Russland gibt es eine wachsende Anzahl einheimischer Hersteller von Industrierobotern, darunter Unternehmen wie Grinik Robotics, Android Technika, Aripix Robotics und das Robot Plant (ChKPZ) in Tscheljabinsk. Promobot hat sich als bekannter Hersteller von Servicerobotern etabliert, die KI für Interaktion und spezifische Aufgaben nutzen und auch international exportiert werden. Neben den Herstellern gibt es einen Markt für Systemintegratoren, die Roboterlösungen in Produktionsumgebungen implementieren. Vor den Sanktionen hatten viele internationale Roboterhersteller wie KUKA, FANUC und ABB Niederlassungen oder Vertriebspartner in Russland. Der Zugang zu deren Technologien und Know-how ist seit 2022 stark eingeschränkt. Die Kooperation zwischen Universitäten und der Industrie, wie im Fall des Industrie-Robotik-Zentrums an der SUSU, ist ein positives Signal für den Praxistransfer und die Ausbildung von Fachkräften. Die Skalierbarkeit solcher Modelle und ihre Ausweitung über einzelne Regionen oder Sektoren hinaus wird jedoch entscheidend sein für eine breitenwirksame Modernisierung der russischen Industrie durch KI und Robotik.
Führende russische KI-Forschungszentren und deren Schwerpunkte
Führende russische KI-Forschungszentren und deren Schwerpunkte zeigen ein breit gefächertes Engagement in der KI-Forschung. Das Skolkowo-Institut für Wissenschaft und Technologie (Skoltech), gegründet in der ersten Welle 2021, setzt seinen Fokus auf starke KI, Vorhersagetechnologien, maschinelles Lernen und angewandte KI-Lösungen mit Partnern wie Gazprom Neft. Es ist Teil der über 8 Milliarden Rubel umfassenden Gesamtfinanzierung für die erste Welle. Die Innopolis Universität konzentriert sich ebenfalls auf ähnliche Bereiche und kooperiert mit ChemRar, während die ITMO Universität ebenfalls in der ersten Welle gegründet wurde, jedoch keine spezifischen Industriepartner nennt. Die Higher School of Economics (HSE) arbeitet an Bildverarbeitung, Wettervorhersage, MLOps-Plattformen, maschinellem Lernen und Mensch-KI-Interaktion, unterstützt von Partnern wie SBER, Yandex und MTS AI, und entwickelt prädiktive Marketinganalysen für die Hotelbranche.
Das Moskauer Institut für Physik und Technologie (MIPT) sowie das Institut für Systemprogrammierung der RAS (ISP RAS) fokussieren sich ebenfalls auf starke KI und Vorhersagetechnologien, gehören zur ersten Welle und profitieren von der gleichen Finanzierung. Für spezifische Anwendungen im Gesundheitswesen steht das N.N. Blokhin National Medical Research Center of Oncology, das in der zweiten Welle 2023 gegründet wurde und eine Finanzierung von 5 Milliarden Rubel bis 2026 mit zusätzlicher Kofinanzierung erhält. Schließlich sticht das Industrie-Robotik-Zentrum der South Ural State University (SUSU) hervor, das auf Industrierobotik, Ausbildung und „Dark Workshops“ spezialisiert ist, in Zusammenarbeit mit Robot Plant (PAO ChKPZ) und durch staatliche Unterstützung sowie Industrieaufträge gefördert wird.
Schlüsselakteure in der russischen KI- und Robotik-Industrie (Staatlich vs. Privat)
Schlüsselakteure in der russischen KI- und Robotik-Industrie (Staatlich vs. Privat) – Bild: Xpert.Digital
Schlüsselakteure in der russischen KI- und Robotik-Industrie sind sowohl staatliche als auch private Unternehmen. Die Sberbank, ein staatseigenes Unternehmen (SOE), konzentriert sich auf Finanzdienstleistungen, KI-Plattformen, Sprachassistenten und generative KI mit bekannten Produkten wie Salyut, GigaChat und KI-Geldautomaten. Sberbank spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung von KI-Politiken und bietet KI-Dienste für eine große Nutzerbasis. Ein weiterer staatlicher Akteur, Rostec, ist in den Bereichen Rüstung, Hochtechnologie und Gesichtserkennung aktiv, mit Projekten wie RB-109A Bylina und NtechLab (FindFace), und eine zentrale Figur bei Dual-Use-Technologien. Auf privater Seite ist Yandex führend in Suchmaschinen, Sprachassistenten, autonomem Fahren und Cloud-Diensten, mit Produkten wie Alice, die 77 % Marktanteil hält. Obwohl Yandex weniger in offiziellen Strategien berücksichtigt wird, überzeugt es durch hohe KI-Expertise. Robot Plant, in Verbindung mit dem SUSU-Zentrum, ist auf Industrierobotik und “Dark Workshops” spezialisiert und will Russland bis 2030 unter die Top 25 bei der Roboterdichte bringen. Promobot hat sich einen Namen durch Servicerobotik und KI für Museumsführer gemacht und tritt international auf. Gazprom Neft, ein weiteres SOE, nutzt KI zur Effizienzsteigerung in der Rohstoffindustrie, während Rosatom, der Kernenergie-Riese, mit Industrierobotern 50 % des russischen Marktes anstrebt. Diese Akteure prägen gemeinsam die Entwicklung der russischen KI- und Robotik-Industrie.
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Mehr dazu hier:
Technologische Visionen: Russlands KI- und Robotik-Entwicklung im Überblick
Marktlandschaft und Anwendungsfelder von KI und Robotik
Die Entwicklung von KI und Robotik in Russland manifestiert sich in einer wachsenden Marktlandschaft und einer zunehmend breiteren Palette von Anwendungsfeldern, die sowohl zivile Industrien als auch den militärischen Sektor und die Raumfahrt umfassen.
Marktgröße, Wachstumstreiber und Segmentierung des russischen Robotikmarktes
Der russische Robotikmarkt, obwohl im globalen Vergleich noch relativ klein, zeigt ein signifikantes Wachstumspotenzial. Im Jahr 2024 wurde der Marktwert auf 389,37 Millionen USD geschätzt. Prognosen der IMARC Group gehen davon aus, dass der Markt bis 2033 auf 1.132,95 Millionen USD anwachsen wird, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 12,35% im Zeitraum von 2025 bis 2033 entspricht.
Die Hauptantriebskräfte für dieses Wachstum sind vielschichtig. Ein zentraler Faktor ist die fortschreitende industrielle Automatisierung und die verstärkte Integration von KI-Technologien. Russische Unternehmen setzen zunehmend auf maschinelles Lernen, Computer Vision und das Internet der Dinge (IoT), um intelligente Roboter zu entwickeln, die in Echtzeit Entscheidungen treffen können. Staatliche Unterstützung und technologische Fortschritte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Nationale Initiativen zielen darauf ab, die industrielle Automatisierung, die KI-Integration und die Entwicklung einheimischer Technologien zu fördern. Russland verfolgt das ehrgeizige Ziel, die Anzahl der im Land eingesetzten Roboter von rund 10.000 im Jahr 2024 auf 95.000 zu erhöhen, um sich als wichtiger globaler Akteur in diesem Bereich zu etablieren. Hinzu kommt eine steigende Nachfrage nach Robotiklösungen in Schlüsselindustrien wie der Fertigung, dem Gesundheitswesen, der Verteidigung und der Logistik. Diese Sektoren erkennen zunehmend das Potenzial der Robotik zur Steigerung der Produktivität, zur Senkung der Betriebskosten, zur Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz und zur Kompensation von Arbeitskräftemangel.
Der russische Robotikmarkt lässt sich nach Produkttypen und Regionen segmentieren:
- Nach Produkttyp:
- Industrierobotik: Dieser Bereich umfasst Gelenkarmroboter (eingesetzt in der Automobilindustrie und komplexen Fertigungsprozessen), kartesische Roboter (für Präzisionsaufgaben in der Elektronik und Verpackung), SCARA-Roboter (in der Pharma- und Lebensmittelindustrie für Pick-and-Place-Aufgaben) und Zylinderroboter (in der Materialhandhabung und Metallverarbeitung).
- Servicerobotik: Hier wird unterschieden zwischen persönlichen und häuslichen Robotern (z.B. für Reinigung und Unterhaltung) und professionellen Servicerobotern. Letztere finden Anwendung im Gesundheitswesen (chirurgische Robotik, Rehabilitation), in der Logistik (automatisierte Lagerhaltung, Lieferdrohnen), im Verteidigungssektor (autonome Drohnen, Überwachungsroboter), in der Infrastruktur (automatisierte Bau- und Inspektionsroboter) und in der Landwirtschaft.
- Nach regionaler Analyse:
- Der Zentrale Bezirk, insbesondere Moskau, ist ein prominenter Hub für den Robotikmarkt, getrieben durch Regierungsinitiativen, Unternehmensinvestitionen und fortschrittliche Forschungseinrichtungen. Die Region profitiert von einer starken industriellen Basis.
- Der Wolga-Bezirk ist aufgrund seiner fortschrittlichen Industrie- und Fertigungssysteme von Bedeutung, wobei große Automobil-, Luft- und Raumfahrt- sowie Maschinenbauunternehmen Robotik integrieren.
- Der Ural-Bezirk unterstützt den Markt durch seine Bergbau-, Metallurgie- und Schwermaschinenindustrien, in denen Robotik zur Optimierung von Betriebsabläufen eingesetzt wird.
- Der Nordwestliche Bezirk, insbesondere St. Petersburg, ist ein weiteres wichtiges Zentrum für die Robotikentwicklung und profitiert von universitärer Forschung und internationalen Kooperationen.
- Der Sibirische Bezirk entwickelt sich zu einem aufstrebenden Markt, angetrieben durch rohstoffreiche Industrien und einen expandierenden Technologiesektor, mit Investitionen in Robotik für Bergbau, Energie und industrielle Automatisierung.
Diese Marktcharakteristika deuten auf eine dynamische Entwicklung hin, die sowohl von technologischen Möglichkeiten als auch von wirtschaftlichen Notwendigkeiten und staatlicher Förderung geprägt ist. Die regionale Konzentration der Robotik-Hubs spiegelt die bestehende industrielle und wissenschaftliche Infrastruktur Russlands wider und zeigt, wo die Schwerpunkte der Entwicklung und Anwendung liegen.
Zivile Anwendungen
Die Implementierung von KI und Robotik in zivilen Sektoren Russlands schreitet voran, wobei insbesondere die Industrie, das Gesundheitswesen und die Logistik von diesen Technologien profitieren.
- Industrie und Fertigung: In der russischen Industrie ist ein klarer Trend zur Automatisierung und zum Einsatz von KI-gestützten Robotiklösungen zu beobachten, um Effizienz, Präzision und Produktivität zu steigern. Die Implementierung von Konzepten wie “Smart Factories” gewinnt an Bedeutung. Zahlreiche russische Großunternehmen aus der Schwerindustrie haben bereits konkrete KI- und Robotikprojekte umgesetzt und berichten von quantifizierbaren Erfolgen. So hat beispielsweise Severstal, einer der größten Stahlhersteller, KI zur Optimierung von kontinuierlichen Beizanlagen eingesetzt, was zu einer Produktivitätssteigerung von 5% und einer Mehrproduktion von 80.000 Tonnen Stahl pro Jahr führte. Ein weiteres KI-System zur Qualitätskontrolle von Schweißnähten konnte die Anzahl unentdeckter Defekte um 30% reduzieren und die Produktivität der Kontrolle um 40% steigern. Das Magnitogorsker Metallurgische Kombinat (MMK) nutzt ein KI-System zur Steuerung seiner Hochöfen, wodurch der Koksverbrauch um 5 kg pro Tonne Roheisen gesenkt und die Produktivität um 2,5% erhöht werden konnte. Zudem optimiert MMK die Routen seines innerbetrieblichen Transports mittels KI, was zu einer Reduktion der Fahrstrecken um 7% und einer Kraftstoffeinsparung von 5% führte. Auch das Nowolipezker Metallurgische Kombinat (NLMK) setzt auf prädiktive Diagnosesysteme auf Basis von maschinellem Lernen, um ungeplante Anlagenstillstände um 20% zu reduzieren und Reparaturkosten um 15% zu senken. Eine KI-gestützte Kontrolle der Erzverladung in Waggons ermöglichte eine Steigerung des transportierten Erzvolumens um 2%. Im Energiesektor nutzt Gazprom Neft prädiktive Analysesysteme für Pumpenausrüstung, die Ausfälle bis zu drei Monate im Voraus prognostizieren und so ungeplante Stillstände um 20% reduzieren sowie jährliche Reparaturkosten um 100 Millionen Rubel senken konnten. KI-Systeme zur automatisierten Qualitätskontrolle von Ölprodukten erreichen eine Genauigkeit von bis zu 97% und beschleunigen den Kontrollprozess um das Sechsfache. Das Chemieunternehmen Sibur verwendet maschinelles Lernen zur Prognose der Personalfluktuation mit einer Genauigkeit von 85%. Der Staatskonzern Rosatom setzt KI zur Bewertung der Mitarbeitereffizienz ein, was die Objektivität der Bewertung um 30% gesteigert hat, und plant, 50% des russischen Marktes für Industrierobotik zu erobern, wofür bereits die Serienproduktion aufgenommen wurde. Auch Rostec nutzt KI, beispielsweise bei seiner Tochtergesellschaft “RT-Techpriemka” zur automatischen Qualitätskontrolle von Stahl für die Luftfahrtindustrie, was die Kontrollgeschwindigkeit versechsfacht hat. Ein herausragendes Beispiel für die Integration von Wissenschaft und Produktion ist das Industrie-Robotik-Zentrum an der South Ural State University (SUSU), das in Kooperation mit dem Robot Plant (PAO ChKPZ) betrieben wird. Hier werden nicht nur Fachkräfte ausgebildet, sondern auch schlüsselfertige Roboterkomplexe für die Industrie entwickelt und implementiert, wie die RusRobot-Manipulatoren. Ein ambitioniertes Ziel ist die Entwicklung sogenannter “Dark Workshops” – vollautomatisierter Fabriken, die ohne menschliche Anwesenheit operieren. Diese Initiativen sind Teil des nationalen Ziels, bis 2030 den 25. Platz weltweit bei der Roboterdichte zu erreichen. Diese detaillierten Anwendungsbeispiele zeigen, dass KI und Robotik in der russischen Schwerindustrie nicht nur als Zukunftsvisionen betrachtet, sondern bereits konkret zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung und Qualitätsverbesserung eingesetzt werden. Dieser pragmatische, ergebnisorientierte Ansatz bei der Implementierung deutet darauf hin, dass die Akzeptanz und Integration dieser Technologien stark von der Demonstration praktischer Vorteile abhängt.
- Gesundheitswesen: Das russische Gesundheitswesen ist ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld für KI und Robotik, insbesondere im Bereich der Diagnostik und zunehmend auch in der Chirurgie und Rehabilitation. KI-Systeme werden intensiv zur Analyse medizinischer Bilder (CT, MRT, Mammographie) eingesetzt, um Krankheiten wie Krebs, COVID-19-Pneumonie, Osteoporose und ischämische Herzkrankheiten frühzeitig zu erkennen. Die Stadt Moskau nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, indem sie medizinische Datensätze für KI-Entwickler öffnet und KI-Systeme flächendeckend in Polikliniken implementiert. So konnte die Verarbeitungsgeschwindigkeit von CT-Scans durch KI in Moskauer Polikliniken um 70% gesteigert und die Genauigkeit bei der Erkennung von COVID-19-Pneumonie auf 94% erhöht werden. Bis Mai 2024 unterstützten KI-Systeme Moskauer Therapeuten bei 14 Millionen Diagnosestellungen. Zu den bekannten Akteuren und Projekten im russischen KI-Gesundheitswesen gehören SberMedII, eine Tochtergesellschaft der Sberbank, die mobile Diagnosekomplexe (“Digital FAP”), Algorithmen zur Analyse von CT-Lungenaufnahmen (MDDC-Plattform) und einen medizinischen Diagnoseassistenten (GigaDoc) entwickelt. Botkin.AI war ein weiteres bekanntes Unternehmen, dessen medizinisches KI-System jedoch aufgrund von Sicherheitsbedenken von der Gesundheitsaufsichtsbehörde Roszdravnadzor vorübergehend aus dem Verkehr gezogen wurde. Zahlreiche weitere Start-ups wie “Webiomed” (Entscheidungsunterstützungssysteme), “Цельс” (Celsus, Bildanalyse) und “Третье Мнение” (Third Opinion, Analyse von Röntgenbildern) prägen die Landschaft. Zudem werden nationale Standards (GOST) für KI in der Medizin entwickelt, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Im Bereich der chirurgischen Robotik und Rehabilitation werden professionelle Serviceroboter eingesetzt, um Präzision zu erhöhen und neue Behandlungsmethoden zu ermöglichen. Das Kompetenzzentrum für Roboterchirurgie von Medsi ist ein Beispiel für solche spezialisierten Einrichtungen, auch wenn detaillierte Informationen zu spezifischen russischen Robotersystemen in diesem Bereich begrenzt sind.
- Weitere Sektoren: Neben Industrie und Gesundheitswesen finden KI und Robotik auch in anderen zivilen Bereichen Anwendung. In der Logistik werden automatisierte Lagerhaltungssysteme und Lieferdrohnen erprobt und eingesetzt. Im Finanzwesen bieten Banken zunehmend KI-gestützte Lösungen an, beispielsweise für Kreditbewertungen oder Kundeninteraktion. Obwohl sich die Informationen in den Snippets primär auf deutsche KI-Campus-Initiativen beziehen, ist die Ausbildung von KI-Fachkräften auch in Russland ein erklärtes Ziel, um den Einsatz von KI in der Bildung und anderen Sektoren voranzutreiben. Die Landwirtschaft ist ein weiterer Sektor, in dem der Einsatz von Robotern zunimmt, um Effizienz zu steigern und dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Ein kontroverseres Anwendungsfeld ist die weit verbreitete Nutzung von KI-basierter Gesichtserkennung und Überwachungssystemen, die oft mit staatlicher Finanzierung implementiert werden und Fragen des Datenschutzes und der bürgerlichen Freiheiten aufwerfen.
Militärische Anwendungen
Der militärische Sektor ist einer der Haupttreiber und ein vorrangiges Anwendungsfeld für KI und Robotik in Russland. Die russische Militärführung betrachtet KI als eine Schlüsseltechnologie für die moderne Kriegsführung, die entscheidende taktische und strategische Vorteile verspricht. Die Erfahrungen aus dem Konflikt in der Ukraine haben die Bedeutung von KI im militärischen Kontext nochmals unterstrichen und Russlands Bemühungen in diesem Bereich beschleunigt. Erhebliche staatliche Mittel fließen in die militärische KI-Forschung und -Entwicklung. Das russische Verteidigungsministerium (MoD) gab im August 2023 bekannt, an über 500 KI-bezogenen Projekten zu arbeiten, von denen 222 bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sollten. Die Schlüsselbereiche der militärischen KI-Anwendung umfassen:
- Unbemannte Systeme/Drohnen: Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von KI in Drohnen, wie beispielsweise die ZALA Lancet. Diese sollen befähigt werden, autonom Ziele zu suchen, zu identifizieren und zu bekämpfen, auch im Schwarmverbund. Ein Ziel ist die Entwicklung von Drohnen, die gegen Maßnahmen der elektronischen Kriegsführung (EW) immun sind.
- Autonome Waffensysteme (LAWS): Russland treibt die Entwicklung autonomer Panzer und anderer Waffensysteme voran und hat den potenziellen Einsatz von LAWS bisher nicht verurteilt.
- Kommando, Kontrolle, Kommunikation, Computer, Nachrichten, Überwachung und Aufklärung (C4ISR): KI wird zur Sammlung, Verarbeitung und Systematisierung großer Datenmengen eingesetzt, um schnellere und fundiertere Entscheidungen auf dem Gefechtsfeld zu ermöglichen.
- Elektronische Kriegsführung (EW): Die Integration von KI in EW-Systeme, wie das RB-109A Bylina-System, zielt darauf ab, die eigene Entscheidungsfindung zu beschleunigen und die Fähigkeiten des Gegners zu stören.
- Luft- und Raketenabwehr (PVO-PRO): KI-gestützte Feuerleitsysteme in Systemen wie Pantsir S-1, S-300 und S-400 sollen die Ortung und Zerstörung feindlicher Flugobjekte verbessern.
- Informationskriegsführung/Cyberkriegsführung: KI wird für Operationen im Informationsraum eingesetzt, beispielsweise zur Infiltration sozialer Netzwerke, zur automatisierten Erstellung und Verbreitung von Desinformation (einschließlich Deepfakes) und zur Störung gegnerischer Kommunikationssysteme.
Für die Entwicklung von KI für militärische Zwecke sind spezielle Organisationen wie die Military Technopolis “Era” in Anapa, das Staatsunternehmen JSC Ruselectronics und der Flugzeughersteller The PJSC United Aircraft Corporation zuständig. Der Ukraine-Konflikt dient dabei als Testfeld und Katalysator: Er liefert nicht nur reale Einsatzdaten, sondern schafft auch einen unmittelbaren Bedarf, der die Entwicklung in bestimmten Nischen (Drohnen, EW, Luftverteidigung) rasant vorantreiben kann. Diese Fokussierung auf unmittelbare militärische Notwendigkeiten könnte jedoch Ressourcen von langfristiger Grundlagenforschung oder breiteren zivilen KI-Anwendungen abziehen.
Raumfahrt (Roskosmos)
Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ist ebenfalls ein wichtiger Akteur und Anwendungsbereich für KI und Robotik. Die “Konzeption zur Entwicklung der Regulierung von Beziehungen im Bereich KI und Robotik bis 2024” weist Roskosmos explizit an, diese bei der Ausarbeitung staatlicher Politik und Regulierung zu berücksichtigen. Die Digitalisierung und der Einsatz von KI sind zentrale Elemente der Modernisierungsstrategie von Roskosmos. Anwendungsbereiche für KI und Robotik in der russischen Raumfahrt umfassen:
- Die thematische Verarbeitung von Satellitenbildern und die On-Board-Datenverarbeitung auf Raumfahrzeugen.
- Die Kontrolle, Diagnose und das Management des technischen Zustands von Raumfahrzeugen.
- Die autonome Steuerung von einzelnen Raumfahrzeugen und ganzen Multi-Satelliten-Konstellationen.
- Intelligente Systeme zur Unterstützung von Designentscheidungen und die Erstellung digitaler Zwillinge von Raketen- und Raumfahrttechnik.
- Die Nutzung des Navigationssystems GLONASS, von Systemen für technisches Sehen und KI, um eine führende Rolle bei unbemannten Technologien im Weltraum zu erlangen.
- Die umfassende Digitalisierung aller Prozesse, von der Raketenentwicklung und der Simulation von Abläufen bis hin zur Finanzverwaltung der beteiligten Unternehmen.
Konkrete Projekte und Entwicklungen illustrieren diese Bestrebungen. So implementiert beispielsweise NPO Energomash, ein führender Raketentriebwerkshersteller, ein Projekt namens “Technologien für digitale Konstruktion und Produktion”, das Product Lifecycle Management (PLM)-Module für das Management von Engineering-, Konstruktions- und Technologiedaten umfasst. Der humanoide Roboter F-850, auch bekannt als “Fjodor”, wurde im Rahmen von Experimenten zur Internationalen Raumstation ISS geschickt. Das neue russische Forschungsmodul “Nauka” für die ISS ist mit dem europäischen Roboterarm ERA ausgestattet, der den russischen Teil der Station mit fortschrittlicher Roboterunterstützung für Außenbordeinsätze versieht. Darüber hinaus entwickelt Roskosmos auch Roboter für spezifische Aufgaben wie Brandbekämpfung im Weltraum sowie für die Suche und Rettung von Verunglückten bei Weltraummissionen. Die Raumfahrt ist für Russland ein traditionell starker Hochtechnologiesektor, und der Einsatz von KI und Robotik zielt darauf ab, die Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und neue Missionsprofile zu ermöglichen. Diese Entwicklungen haben oft auch Dual-Use-Potenzial und können sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen, was im Einklang mit Russlands Streben nach technologischer Souveränität und nationaler Sicherheit steht.
Anwendungsbeispiele und Auswirkungen von KI/Robotik in der russischen Industrie
Anwendungsbeispiele und Auswirkungen von KI/Robotik in der russischen Industrie – Bild: Xpert.Digital
Die Anwendung von KI und Robotik hat in der russischen Industrie bereits erhebliche Fortschritte und messbare Auswirkungen erzielt. Im Bereich der Metallurgie optimiert Severstal die Beizanlage und überprüft Schweißnähte mithilfe von KI und neuronalen Netzen, was zu einer Produktivitätssteigerung um 5 % und einer Reduzierung unbeobachteter Defekte um 30 % führte. MMK verbessert mit KI-gesteuerter Hochofensteuerung und Routenoptimierung die Effizienz des internen Transports, wodurch der Koksverbrauch um 5 kg/t gesenkt, die Produktivität um 2,5 % gesteigert und die Fahrstrecke um 7 % verkürzt werden konnte. NLMK setzt maschinelles Lernen in der prädiktiven Diagnostik von Anlagen und bei der Kontrolle der Erzverladung ein, was ungeplante Stillstände um 20 % und Reparaturkosten um 15 % reduzierte, während gleichzeitig das Transportvolumen von Erz um 2 % anstieg.
In der Öl- und Gasindustrie verwendet Gazprom Neft prädiktive Analysen zur Wartung von Pumpen und KI-basierte Bildanalysen zur Qualitätskontrolle von Ölprodukten. Dies führte zu einer Kostenreduktion von 100 Millionen RUB pro Jahr durch geringere Reparaturkosten und einer Genauigkeit von bis zu 97 %, bei einer sechsmal schnelleren Kontrolle. Im Chemiesektor erzielt Sibur durch maschinelles Lernen eine 85-prozentige Treffergenauigkeit bei der Vorhersage der Personalfluktuation für einen Zeitraum von drei Monaten. Auch die Kernenergiewirtschaft und der Maschinenbau, vertreten durch Rosatom, nutzen KI und neuronale Netze, um die Mitarbeitereffizienz besser zu bewerten. Gleichzeitig arbeiten diese an einer Serienproduktion von Industrierobotern, mit dem Ziel, einen Marktanteil von 50 % zu erreichen und Bewertungen um 30 % objektiver zu gestalten.
Im Maschinenbau und der Rohrproduktion setzt ChKPZ in Zusammenarbeit mit Robot Plant verstärkt auf Roboterkomplexe und sogenannte „Dark Workshops“ mit Automatisierungslösungen, um eine weltweite Spitzenposition im Bereich Robotik zu erreichen. Die Rüstungs- und Hochtechnologiesparte, insbesondere vertreten durch Rostec, steigert mithilfe von KI und Computer Vision die Genauigkeit bei der Qualitätskontrolle von Stahlteilen für die Luftfahrt auf bis zu 97 %, wobei die Kontrollen sechsmal schneller durchgeführt werden können.
Zusammenfassend zeigt dies, wie breit und erfolgreich KI und Robotik in verschiedenen Branchen der russischen Industrie eingesetzt werden, um Produktivität zu steigern, Kosten zu senken und Effizienz nachhaltig zu verbessern.
Herausforderungen und Hemmnisse für die Entwicklung
Trotz der ambitionierten Ziele und der staatlichen Förderung sehen sich die Entwicklung und Implementierung von KI und Robotik in Russland mit erheblichen Herausforderungen und Hemmnissen konfrontiert. Diese reichen von den Auswirkungen internationaler Sanktionen über strukturelle Probleme im Inland bis hin zu Finanzierungsbeschränkungen.
Auswirkungen internationaler Sanktionen
Die internationalen Sanktionen, die insbesondere nach 2014 und massiv seit 2022 gegen Russland verhängt wurden, haben tiefgreifende Auswirkungen auf den Hochtechnologiesektor, einschließlich KI und Robotik.
- Zugang zu westlicher Hochtechnologie: Russland war und ist in erheblichem Maße von ausländischer Hardware, insbesondere von Hochleistungsmikrochips (GPUs) und anderer spezialisierter Elektronik aus den USA, Taiwan und Südkorea, für das Training und den Betrieb von KI-Algorithmen abhängig. Die Sanktionen haben den direkten Zugang zu diesen kritischen Komponenten drastisch erschwert oder unterbunden. Dies betrifft nicht nur Hardware, sondern auch spezialisierte Software. Programme wie MATLAB/Simulink, die in der russischen Luftfahrt- und Hochtechnologieindustrie als De-facto-Industriestandard galten, sind kaum noch zugänglich. Ähnliches gilt für Softwarelösungen von internationalen Konzernen wie Siemens, KUKA, ABB und Bosch, die vor den Sanktionen wichtige Technologiepartner waren. Die Sanktionen zielen explizit darauf ab, Russland den Zugang zu ausländischen Technologien zu verwehren und so die Kosten, insbesondere für militärische Anwendungen, in die Höhe zu treiben. Dies führt zu Engpässen bei elektronischen Bauteilen, Software und optischen Linsen, die für Hightech-Waffensysteme, aber auch für zivile KI-Anwendungen benötigt werden. Unternehmen, die auf Sanktionslisten stehen, können US-Technologien nur noch mit speziellen Lizenzen beziehen, für die jedoch eine grundsätzliche Ablehnungsvermutung gilt; diese Regelungen erstrecken sich auch auf Tochtergesellschaften sanktionierter Firmen. Als Reaktion versucht Russland, die Sanktionen durch Parallelimporte, beispielsweise über Drittländer wie die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate oder China, zu umgehen und die Zusammenarbeit mit als “befreundet” eingestuften Ländern zu intensivieren. Analysen deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit der Sanktionen dadurch begrenzt wird, dass Russland weiterhin Wege findet, an westliche Hochtechnologie zu gelangen, teilweise auch über Tochtergesellschaften von EU-Unternehmen in Drittstaaten.
- Lieferketten für Komponenten und Importsubstitution: Vor 2022 war der russische Markt für Industrieroboter zu 95-100% von Importen abhängig. Nach dem Rückzug westlicher Marken wie KUKA, FANUC und ABB haben chinesische Hersteller wie EFORT, CRP und Estun versucht, diese Lücke zu füllen. Die Lokalisierung der Produktion von Robotern und kritischen Komponenten stellt jedoch eine immense Herausforderung dar. Selbst führende einheimische Hersteller erreichten 2024 bei Schlüsselkomponenten wie Servomotoren, Reduktoren und Steuerelementen oft nur einen Lokalisierungsgrad von durchschnittlich 35-40%. Die hohen Kosten für die Eigenentwicklung und die Beschaffung von Einzelteilen auf dem Weltmarkt machen russische Robotikprodukte häufig nicht wettbewerbsfähig gegenüber den oft günstigeren Analogprodukten aus China. Zudem sind die Integrationskosten für Roboter in Russland mit bis zu 50% der Roboterkosten vergleichsweise hoch (international ca. 10%). Es gibt zwar staatliche Programme zur Förderung der Importsubstitution und Lokalisierung, wie die Aufnahme der Serienproduktion von Promobot M13 Manipulatoren in Perm oder die Entwicklung von Software für die visuelle Qualitätskontrolle von Radioelektronik durch “Radar mms”. Trotz pessimistischer Prognosen einiger Analysten, die von einem starken Markteinbruch im Jahr 2022 ausgingen, deuten Importdaten darauf hin, dass der Konsum von Robotik dank der Umorientierung auf neue Lieferanten auf dem Niveau von 2021 gehalten werden konnte.
Die Sanktionen wirken somit als zweischneidiges Schwert: Einerseits behindern sie massiv den Zugang zu kritischen Technologien und internationalem Know-how, was kurz- bis mittelfristig das Entwicklungstempo drosselt und die technologische Kluft zu den führenden Nationen potenziell vergrößert. Andererseits erzwingen sie eine stärkere Fokussierung auf Eigenentwicklungen und die Suche nach alternativen Partnern, insbesondere China. Dies könnte langfristig zu einer resilienteren, wenn auch möglicherweise technologisch abweichenden und in Teilen abhängigen, heimischen Industrie führen.
Fachkräftemangel und Abwanderung von Fachkräften
Ein weiteres gravierendes Hemmnis für die KI- und Robotikentwicklung in Russland ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften und die Abwanderung von Talenten ins Ausland. Es besteht ein Defizit an Personen, die KI studieren, neue Methoden erforschen oder KI-Algorithmen in der Praxis einsetzen. Trotz des historischen Erbes des sowjetischen Bildungssystems in den MINT-Fächern rangiert Russland bei Indikatoren für Hochtechnologieforschung und der Anzahl technologiebasierter Hochschulabschlüsse international oft deutlich hinter anderen entwickelten Nationen. Viele russische Hochschulabsolventen mit KI-relevanten Qualifikationen suchen aufgrund der deutlich attraktiveren Gehälter und besseren Karriereperspektiven nach Möglichkeiten im Ausland, insbesondere im Westen. Berichten zufolge verdienen russische Entwickler im Durchschnitt nur etwa ein Viertel ihrer US-amerikanischen Kollegen. Jährlich verlassen über 100.000 Russen das Land, ein hoher Prozentsatz davon verfügt über Hochschulabschlüsse. Der plötzliche Rückzug großer internationaler IT- und Hochtechnologieunternehmen aus Russland nach Februar 2022, verbunden mit einer beschleunigten Abwanderung von IT-Spezialisten, könnte die heimische KI-Forschungs- und Entwicklungslandschaft auf Jahre hinaus empfindlich schwächen. Dieser “Brain Drain” ist nicht nur ein Verlust von Individuen, sondern auch ein Verlust von Innovationspotenzial, unternehmerischen Initiativen und internationalen Netzwerken, der die Entwicklung einer lebendigen KI-Community und den Wissenstransfer erschwert. Selbst massive staatliche Investitionen in neue Bildungs- und Forschungszentren können diesen qualitativen Verlust an erfahrenen Spitzenkräften und international vernetzten Forschern nur schwer kompensieren. Im Bereich der Industrierobotik herrscht ebenfalls ein gravierender Mangel an qualifizierten Fachkräften, darunter Programmieringenieure, Einrichter und Systemintegratoren; bis zu 30% der offenen Stellen in der industriellen Automatisierung bleiben unbesetzt.
Abhängigkeit von ausländischer Hardware und Software
Die bereits erwähnte starke Abhängigkeit von importierter Hardware, insbesondere von Hochleistungsmikrochips und GPUs, sowie von spezialisierter ausländischer Software bleibt eine Achillesferse der russischen KI- und Robotik-Ambitionen. Die heimische Elektronikindustrie ist vergleichsweise klein und primär auf spezifische militärische Anwendungen ausgerichtet, weniger auf die Massenproduktion generalisierter Komponenten, die für eine breite KI-Entwicklung notwendig wären. Die Lokalisierung von Software, beispielsweise von SCADA-Systemen, Computer-Vision-Modulen oder digitalen Zwillingen, ist zwar ein erklärtes Ziel und ein neues Entwicklungsfeld, steht aber noch am Anfang. Die Unmöglichkeit, auf etablierte internationale Softwarepakete wie MATLAB/Simulink zuzugreifen, stellt für ganze Industriezweige, wie die Luftfahrt, eine erhebliche Herausforderung dar, da diese Programme tief in die Entwicklungs- und Produktionsprozesse integriert waren. Die Abhängigkeit von chinesischer Technologie als Ersatz für westliche Importe könnte zwar kurzfristig helfen, Sanktionslücken zu schließen, birgt aber das Risiko neuer, langfristiger Abhängigkeiten. Dies könnte Russlands Fähigkeit einschränken, eine wirklich souveräne und diversifizierte Technologiebasis aufzubauen, und es potenziell den strategischen Interessen und der Technologie-Roadmap Chinas unterordnen.
Finanzierungsbeschränkungen und Investitionsklima
Obwohl der russische Staat erhebliche Mittel für strategische KI-Projekte bereitstellt, gibt es auch Finanzierungsbeschränkungen und strukturelle Probleme im Investitionsklima. Die staatlichen Ausgaben für Technologieentwicklung, insbesondere im Verteidigungssektor für KI-Forschung, werden im internationalen Vergleich als eher gering eingeschätzt (angeblich nur 12-36 Millionen USD jährlich für KI-Forschung im Verteidigungsministerium, verglichen mit Milliardenbeträgen in den USA und China). Der Privatsektor, der in vielen Ländern ein wichtiger Motor für KI-Innovationen ist, leidet in Russland unter einem Jahrzehnt geringen Wirtschaftswachstums, einem ungünstigen Umfeld für Risikokapital und einer als politisch beeinflussbar wahrgenommenen Justiz. Diese Faktoren dämpfen private Investitionen und erschweren die Entstehung eines dynamischen Start-up-Ökosystems. Die COVID-19-Pandemie hatte zusätzlich zu einer Reduzierung der ursprünglich geplanten staatlichen Mittel für KI-Projekte geführt. Im Bereich der Industrierobotik begrenzen die hohen initialen Projektkosten die Nachfrage von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Der Zugang zu Krediten und staatlichen Subventionen ist für Unternehmen, die noch keine hohe digitale Reife aufweisen, oft eingeschränkt. Die Diskrepanz zwischen den ambitionierten Zielen der nationalen Strategien (z.B. eine Top-5-Position weltweit in KI-Metriken) und den realen Herausforderungen (Sanktionen, Fachkräftemangel, Finanzierungslücken) deutet auf eine erhebliche Umsetzungslücke hin. Der Erfolg der russischen KI- und Robotik-Agenda wird maßgeblich davon abhängen, wie effektiv die staatlichen Maßnahmen diese tiefgreifenden strukturellen Probleme adressieren können und ob es gelingt, ein innovationsfreundlicheres Umfeld auch für private Akteure zu schaffen.
Hauptherausforderungen für die KI- und Robotikentwicklung in Russland und deren Auswirkungen
Hauptherausforderungen für die KI- und Robotikentwicklung in Russland und deren Auswirkungen – Bild: Xpert.Digital
Die Entwicklung von KI und Robotik in Russland steht vor vielfältigen Herausforderungen, die sich in mehreren Bereichen bemerkbar machen. Sanktionen, insbesondere der eingeschränkte Zugang zu Hardware wie GPUs, Mikrochips und Spezialelektronik, führen zu einem Anstieg der Kosten und erschweren den Fortschritt in der KI-Forschung, der militärischen KI, der Industrierobotik sowie der Hightech-Produktion. Um dem entgegenzuwirken, setzt Russland auf Maßnahmen wie Parallelimporte, Importsubstitution und die Zusammenarbeit mit China sowie anderen “befreundeten” Ländern. Auch auf Softwareebene behindern Sanktionen den Zugang zu Standardsystemen wie MATLAB und Siemens-Produkten, was vor allem die Luftfahrt, die Hochtechnologie-Industrie, Forschung und Entwicklung sowie die Industrierobotik beeinflusst. Russland reagiert mit der Entwicklung eigener Software-Alternativen, der Nutzung von Open-Source-Lösungen und Kooperationen mit China, jedoch sind Programme wie SimInTech als Ersatz für Simulink bislang wenig etabliert.
Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel, der durch die Abwanderung von hochqualifizierten IT-Spezialisten und Forschern verschärft wird. Dies betrifft das gesamte KI- und Robotik-Ökosystem, von der Grundlagenforschung bis zur praktischen Implementierung. Gegenmaßnahmen wie staatliche Bildungsprogramme, die Förderung von KI-Studiengängen sowie Rückkehranreize zeigen bislang nur begrenzte Wirkung. Ergänzend erschwert die Abhängigkeit von Importkomponenten die Lokalisierung der Produktion und führt zu hohen Kosten bei Eigenentwicklungen. Russische Hersteller von Industrierobotern und Systemintegratoren leiden unter Wettbewerbsnachteilen gegenüber Ländern wie China. Dem begegnet der Staat mit Förderprogrammen zur Lokalisierung und dem Aufbau eigener Produktionskapazitäten, etwa durch Unternehmen wie Robot Plant und Promobot.
Auch die nationalen Finanzierungsbedingungen stellen ein Hindernis dar: Private Risikokapitalinvestitionen bleiben gering, während hohe Kosten insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) belasten und staatliche Mittel aufgrund wirtschaftlicher Krisen reduziert wurden. Dies betrifft vor allem KI-Start-ups, KMU im Bereich Robotik sowie die zivile KI-Forschung. Russland versucht, diese Hürden durch staatliche Zuschüsse, Subventionen sowie die Zusammenarbeit mit Staatsbanken wie der Sberbank zu überwinden und setzt vermehrt auf öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP). Nicht zuletzt mangelt es an einer schnellen Innovationsaufnahme in der Wirtschaft. Konservative Unternehmenskulturen und eine langsame Adoption neuer Technologien auf breiter Basis, besonders innerhalb der KMU, bremsen den Fortschritt. Um diesem Problem zu begegnen, werden staatliche Programme zur digitalen Transformation und die Förderung von Kompetenzzentren ins Leben gerufen.
Internationale Kooperationen und Wettbewerb
Die Entwicklung von KI und Robotik in Russland ist untrennbar mit der internationalen Landschaft verbunden, die sowohl von intensivem Wettbewerb als auch von strategischen Kooperationen geprägt ist. Die geopolitische Lage hat dabei zu einer signifikanten Neuausrichtung der russischen Partnerschaften geführt.
Russlands Position im globalen KI- und Robotik-Wettbewerb
Russland wird im globalen Diskurs als ein Schlüsselakteur im Wettbewerb um die Führungsrolle im Bereich KI und Robotik wahrgenommen, insbesondere neben den dominanten Mächten USA und China. Diese Wahrnehmung wird durch Moskaus aktive Rhetorik und erklärte Priorisierung sowohl der zivilen als auch der militärischen KI-Entwicklung gestützt. Die Nationale KI-Strategie formuliert das klare Ziel, dass russische KI-Technologien einen signifikanten Anteil am globalen Markt erobern sollen und Russland bis 2030 zu den Top 5 Ländern weltweit bei wichtigen KI-Metriken aufsteigen soll. Trotz dieser ambitionierten Ziele und einiger Fortschritte, beispielsweise im Bestreben, die Anzahl der im Land eingesetzten Industrieroboter deutlich zu erhöhen, erkennen auch russische Experten an, dass das Land in Bezug auf die breiten technologischen Fähigkeiten und die Innovationskraft des Ökosystems derzeit hinter den USA und China zurückliegt. Herausforderungen wie die Abhängigkeit von ausländischer Hochleistungshardware, ein vergleichsweise kleines und unterfinanziertes Startup-Ökosystem sowie der anhaltende “Brain Drain” von Fachkräften beeinträchtigen die globale Wettbewerbsposition Russlands nachhaltig. Die tatsächliche Position Russlands im globalen KI-Wettbewerb ist daher eher die eines “Nischen-Players” mit spezifischen Stärken in staatlich priorisierten, oft militärisch relevanten Bereichen, als die eines umfassenden globalen Konkurrenten, der in der Breite der KI-Technologien und -Anwendungen mit den USA oder China mithalten kann.
Strategische Partnerschaften und deren Neuausrichtung
Angesichts der geopolitischen Konfrontation mit dem Westen und der daraus resultierenden Sanktionen hat Russland eine deutliche Neuausrichtung seiner internationalen wissenschaftlich-technischen Kooperationen vorgenommen. Diese Entwicklung ist weniger eine rein strategische Wahl als vielmehr eine Reaktion auf äußeren Druck, mit dem Ziel, die negativen Folgen der Isolation abzumildern und alternative Quellen für Technologie und Know-how zu erschließen.
- China: Die Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China im Bereich KI, Robotik und anderer Hochtechnologien hat für Russland eine überragende, ja existentielle Bedeutung erlangt, insbesondere nach 2014 und verstärkt seit 2022. Eine “Roadmap für die russisch-chinesische Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technologie und Innovation für den Zeitraum 2020–2025” identifiziert digitale Technologien, Big Data, KI und Telekommunikation als prioritäre Kooperationsfelder. Die gemeinsame russisch-chinesische Arbeitsgruppe für Hochtechnologien und Innovationen hat KI als einen Schwerpunkt für gemeinsame Forschungsprojekte festgelegt (Stand Juni 2023). Konkrete Kooperationsformen umfassen gemeinsame Forschungsprojekte, die Einrichtung gemeinsamer wissenschaftlicher Zentren und Labore (z.B. das Russisch-Chinesische Forschungszentrum für digitale Wirtschaft), einen intensivierten akademischen Austausch und die Gründung gemeinsamer Hochschulprogramme und -institutionen. Beispiele für Kooperationsprojekte sind die Entwicklung des Elektroautos “Atom” unter Einbeziehung chinesischer Partner und Laborkapazitäten, die geplante Zusammenarbeit im Rahmen der Internationalen Arktisstation “Schneeflocke” in Bereichen wie Robotik und KI sowie das ambitionierte Projekt einer gemeinsamen bemannten Mondstation, die mit einem Kernreaktor ausgestattet sein soll. Zur Finanzierung solcher Vorhaben wurden auch gemeinsame Fonds initiiert, wie der “Russisch-Chinesische Wissenschafts- und Technologie-Innovationsfonds”. Allerdings wird diese Partnerschaft von Beobachtern als zunehmend asymmetrisch zugunsten Chinas bewertet. Russland ist in vielen Technologiebereichen stärker auf China angewiesen als umgekehrt. Zudem müssen chinesische Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit russischen Partnern das Risiko von Sekundärsanktionen durch westliche Staaten abwägen, was insbesondere Kooperationsprojekte in der digitalen Wirtschaft und bei sensiblen Technologien erschweren kann. Die langfristige strategische Autonomie Russlands könnte durch diese neue, starke Abhängigkeit von China potenziell gefährdet werden.
- Indien und BRICS-Staaten: Neben China sucht Russland aktiv die technologische Zusammenarbeit mit Indien und den anderen BRICS-Staaten (Brasilien, Südafrika und den neueren Mitgliedern). Ein Abkommen mit Indien über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit trat im Januar 2024 in Kraft. Die russische Organisation “Innopraktika” plant die Eröffnung eines Hubs für russische IT-Unternehmen in Indien, um Kooperationen zu fördern und den Zugang zum indischen Markt zu erleichtern. Das Potenzial für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Moskau und Neu-Delhi in zukunftsträchtigen Bereichen wie KI und Quantencomputing wird von beiden Seiten betont. Es gibt bereits gemeinsame Projekte mit Indien im Bereich der Meeresforschung, beispielsweise bei der Entwicklung eines Moduls für mikroseismische Sondierungen. Die BRICS-Gruppe insgesamt strebt eine stärkere wirtschaftliche und technologische Kooperation an, auch mit dem Ziel, die Abhängigkeit vom US-Dollar im internationalen Handel zu verringern (“Entdollarisierung”), wobei KI und digitale Technologien eine wichtige Rolle spielen.
- Belarus und andere GUS-Staaten: Die aktualisierte wissenschaftlich-technologische Strategie Russlands nennt explizit die beschleunigte Zusammenarbeit mit Belarus, den Staaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und anderen als “befreundet” eingestuften ausländischen Staaten als Ziel. Mit Belarus existiert eine Roadmap zur Entwicklung additiver Technologien (3D-Druck), und es gibt Pläne für ein gemeinsames Kompetenzzentrum. Der russische Staatskonzern Rosatom kooperiert mit Belarus im Bereich Robotik und 3D-Druck und unterstützt die Ausbildung belarussischer Studenten in Russland. Gemeinsame Projekte im Bereich digitaler Lösungen, wie beispielsweise die Entwicklung mathematischer Simulatoren für Kraftwerke, sind ebenfalls im Gange.
- Weitere “befreundete Länder”: Russland bemüht sich aktiv um den Ausbau technologischer Kooperationen mit einer Reihe weiterer Länder, darunter autoritär regierte Staaten wie Iran, Ägypten und Kuba, sowie mit Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion (z.B. Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan) und einigen ASEAN-Staaten wie Vietnam und Malaysia. Zur Förderung dieser Kooperationen wurden spezielle “digitale Attachés” in den russischen Botschaften in diesen Ländern eingesetzt.
- Internationale Organisationen: Vor der massiven Verschärfung der Sanktionen im Jahr 2022 strebte Russland eine aktive Beteiligung an der Entwicklung internationaler Normen und Standards im Bereich KI und Robotik in Organisationen wie der OECD, dem Europarat und den Vereinten Nationen an. Diese Möglichkeiten sind nun stark eingeschränkt.
Die Betonung der Zusammenarbeit innerhalb von Blöcken wie BRICS und der Eurasischen Wirtschaftsunion im Bereich KI und Robotik ist auch als ein Versuch zu werten, alternative technologische Standards und Ökosysteme zu etablieren, die weniger von westlich dominierten Normen und Plattformen abhängig sind. Dies ist Teil einer breiteren russischen Strategie zur Schaffung einer “multipolaren” Weltordnung, die sich auch im technologischen Bereich manifestieren soll.
Auswirkungen der geopolitischen Lage auf wissenschaftliche Zusammenarbeit
Die drastisch veränderte geopolitische Lage seit Februar 2022 hat tiefgreifende Auswirkungen auf Russlands internationale wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit.
- Bruch mit dem Westen: Die Invasion der Ukraine und die darauf folgenden umfassenden Sanktionen haben zu einem weitgehenden Abbruch der wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit mit westlichen Ländern geführt. Dies betrifft den Zugang zu westlichen Technologien, fortschrittlicher Software, kritischen Komponenten und etablierten Forschungskooperationen. Dieser Bruch stellt eine erhebliche Zäsur dar, da westliche Länder zuvor wichtige Partner für Technologietransfer und gemeinsame Forschung waren.
- Boykotte und Isolation: Russische Wissenschaftler und Institutionen sehen sich zunehmend mit Boykotten und einer wachsenden Isolation im internationalen Wissenschaftsbetrieb konfrontiert. Russische Teams wurden beispielsweise von der Teilnahme an einigen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen, wie im Fall des Robotik-Wettbewerbs durch litauische Schülerteams dokumentiert. Auch die Zusammenarbeit bei großen internationalen Projekten wie der Internationalen Raumstation (ISS) ist komplexer und politisch aufgeladener geworden, obwohl sie in Teilen und unter veränderten Bedingungen fortbesteht.
- Fokus auf Selbstversorgung und neue Partner: Als direkte Konsequenz aus der Isolation und den Sanktionen betont die neue russische Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung die Notwendigkeit der Selbstversorgung (“technologische Souveränität”) und den Aufbau von Partnerschaften mit einer ausgewählten Gruppe von als “befreundet” geltenden Staaten. Diese strategische Neuausrichtung ist ein Versuch, die negativen Auswirkungen der westlichen Sanktionen zu kompensieren und neue Wege für den Technologie- und Wissenserwerb zu finden.
- Verlust von “Soft Power” und Attraktivität: Die zunehmende Isolation im wissenschaftlich-technischen Bereich führt zu einem spürbaren Verlust von “Soft Power” für Russland. Die Attraktivität des Landes als internationaler Kooperationspartner in Forschung und Entwicklung hat für viele Nationen abgenommen, was langfristig die Innovationsfähigkeit und den Anschluss an globale Technologietrends erschweren könnte.
Russlands internationale Kooperationen im Bereich KI und Robotik: Partner und Schwerpunkte
Russlands internationale Kooperationen im Bereich KI und Robotik: Partner und Schwerpunkte – Bild: Xpert.Digital
Russlands internationale Kooperationen im Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik erstrecken sich über verschiedene Partnerländer und Organisationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und strategischen Zielsetzungen. China ist hierbei der wichtigste Partner, insbesondere zur Kompensation der westlichen Sanktionen, und bietet Russland Zugang zu Technologien und Märkten. Die Zusammenarbeit umfasst gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Technologietransfer, Ausbildung, Standardsetzung sowie Investitionen in digitale Technologien, Big Data, KI, Telekommunikation und Raumfahrt-KI. Projekte wie die Roadmap 2020-2025, das Elektroauto „Atom“, die internationale Arktisstation „Schneeflocke“ oder das russisch-chinesische Forschungszentrum für digitale Wirtschaft verdeutlichen die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft, während Russland gleichzeitig die Risiken der Abhängigkeit berücksichtigt.
Indien und die BRICS-Staaten sind ebenfalls wichtige Akteure, wobei der Fokus auf Kooperationen in den Bereichen KI, Quantencomputing und Meeresforschung liegt. Multilaterale Initiativen wie die „Entdollarisierung“ und der Aufbau alternativer Technologie-Ökosysteme sollen sowohl politische als auch wirtschaftliche Unabhängigkeit fördern. Projekte wie das Abkommen Russland-Indien sowie der Innopraktika Hub in Indien zeigen die Diversifizierung Russlands hin zu neuen Märkten.
Innerhalb der GUS-Staaten, insbesondere Belarus, liegt der Schwerpunkt auf Regionen naher Zusammenarbeit wie 3D-Druck, Robotik und digitalen Lösungen für den Energiesektor. Gemeinsam erarbeitete Roadmaps und die Ausbildung belarussischer Studenten durch Rosatom stärken regionale Allianzen und dienen als Testfeld für gemeinsame Standards.
Schließlich sucht Russland die Zusammenarbeit mit weiteren „befreundeten Ländern“, darunter Iran, Ägypten, Kuba, EAWU und ASEAN-Staaten, um Märkte zu erschließen, Sanktionen zu umgehen und politische Unterstützung zu sichern. Die Projekte, oft in spezifischen Nischenbereichen, sind weniger öffentlich bekannt, tragen jedoch zur strategischen Ausweitung technologischer Kooperationen bei.
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Ethische und gesellschaftliche Dimensionen
Die rasante Entwicklung und Implementierung von Künstlicher Intelligenz und Robotik in Russland wirft eine Reihe komplexer ethischer und gesellschaftlicher Fragen auf. Der russische Staat und verschiedene Akteure haben begonnen, sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen, indem sie rechtliche Rahmenbedingungen schaffen und ethische Richtlinien entwickeln.
Gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen
Russland hat in den letzten Jahren eine Reihe von Gesetzen und Konzepten verabschiedet, um die Entwicklung und Anwendung von KI und Robotik zu regulieren und zu fördern. Ein zentrales Dokument ist die “Konzeption zur Entwicklung der Regulierung von Beziehungen im Bereich Technologien der künstlichen Intelligenz und Robotik bis 2024”, die per Regierungsverordnung Nr. 2129-r am 19. August 2020 verabschiedet wurde. Diese Konzeption zielt darauf ab, das regulatorische System so zu transformieren, dass die Schaffung und Anwendung von KI- und Robotik-Technologien ermöglicht wird. Sie soll Grundlagen für die rechtliche Regelung neuer gesellschaftlicher Beziehungen schaffen und rechtliche Barrieren identifizieren, die der Entwicklung im Wege stehen.
Zu den Kernprinzipien der Konzeption gehören die Stimulierung der technologischen Entwicklung als Hauptvektor, ein risikoorientierter und interdisziplinärer Ansatz bei der Regulierung, die Erweiterung von Instrumenten der Co-Regulierung und Selbstregulierung, ein stark menschenorientierter Ansatz (Human-Centric AI), das Streben nach technologischer Souveränität und die Unterstützung des Wettbewerbs. Die Konzeption erkennt explizit die Notwendigkeit an, ein Gleichgewicht zwischen den Anforderungen des Datenschutzes und der Notwendigkeit der Nutzung von Daten für das Training von KI-Systemen zu finden. Ein wichtiger Mechanismus zur Förderung von Innovationen bei gleichzeitiger Risikokontrolle ist die Schaffung von experimentellen Rechtsregimen (ELRs), oft als “regulatorische Sandkästen” bezeichnet. Entsprechende Gesetze wurden 2020 verabschiedet, um die Erprobung neuer Technologien im Testmodus unter erleichterten regulatorischen Bedingungen zu ermöglichen. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MoED) wurde als das federführende Organ für die Gestaltung der KI-Politik und die Umsetzung dieser regulatorischen Ansätze etabliert. Auch die staatliche Raumfahrtorganisation Roskosmos sowie andere föderale Exekutivorgane sind angehalten, sich bei ihrer Politikgestaltung und Regulierungstätigkeit an dieser Konzeption zu orientieren.
Über diese Konzeption hinaus bilden die Nationale KI-Strategie bis 2030 und die Strategie für die Entwicklung der Informationsgesellschaft 2017-2030 übergeordnete Rahmenwerke. Flankiert werden diese durch föderale Projekte wie “Künstliche Intelligenz” und “Regulatorischer Rahmen für die digitale Umgebung”, die Teil des Nationalprogramms “Digitale Wirtschaft” sind. Besondere regulatorische Aufmerksamkeit gilt dem Schutz personenbezogener Daten, dem geistigen Eigentum, moralischen Rechten (wie dem Recht am eigenen Bild und der eigenen Stimme), spezifischen Regelungen für KI-generierte Werbung und dem Verbot der Verbreitung bestimmter Informationen mittels KI. Das russische Datenschutzgesetz wurde 2022 um eine extraterritoriale Bestimmung erweitert, die ausländische Entitäten bei der Verarbeitung von Daten russischer Bürger der russischen Gesetzgebung unterwirft, wenn dies auf Basis eines Vertrags oder einer Einwilligung geschieht. Ein wichtiges Prinzip ist das Verbot, Entscheidungen mit erheblichen rechtlichen Konsequenzen für eine Person allein auf Basis automatisierter Datenverarbeitung ohne deren explizite schriftliche Zustimmung zu treffen. Für Schäden, die durch den Einsatz von KI-Systemen verursacht werden, gilt grundsätzlich das allgemeine Delikthaftungsprinzip: Die Verantwortung liegt bei der Person (oder Entität), die den Schaden verursacht hat, sofern die Handlung einen zivilrechtlichen Verstoß darstellt. Im Bereich der Standardisierung werden ebenfalls Anstrengungen unternommen. So wurden beispielsweise GOST-Standards für spezifische KI-Anwendungen entwickelt, wie GOST R 70255-2022 für die Erkennung von Verkehrszeichen durch unbemannte Fahrzeugsysteme und GOST R 70256-2022 für Spurhaltesysteme.
Russischer Ethikkodex für KI und dessen Implementierung
Parallel zur rechtlichen Regulierung hat Russland einen Nationalen Ethikkodex für den Bereich der Künstlichen Intelligenz entwickelt und dessen Implementierung vorangetrieben.
- Annahme und Unterzeichner: Der Nationale Kodex für Ethik im Bereich KI wurde am 26. Oktober 2021 im Rahmen eines internationalen Forums feierlich angenommen. Zu den Erstunterzeichnern gehörten führende russische Technologieunternehmen und Staatskonzerne wie SBER, Yandex, MTS, Mail.ru Group (jetzt VK) und Rostelecom. In den folgenden Jahren traten zahlreiche weitere Organisationen, darunter auch Bundesbehörden, dem Kodex bei, was seine breite Akzeptanz und Verbindlichkeit unterstreichen soll.
- Kernprinzipien des Kodex: Der Kodex basiert auf einer Reihe von Kernprinzipien, die einen verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherstellen sollen:
- Menschenorientierung und Humanismus: Der Schutz der Interessen, Rechte und Freiheiten des Menschen sowie sein Wohlergehen haben oberste Priorität bei der Entwicklung und Anwendung von KI.
- Respekt vor Autonomie und Willensfreiheit: KI-Systeme sollen die Autonomie und Entscheidungsfreiheit des Menschen nicht untergraben.
- Gesetzeskonformität: Entwicklung und Einsatz von KI müssen im Einklang mit geltendem Recht stehen.
- Nichtdiskriminierung: KI-Systeme dürfen nicht zu Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Alter oder anderen Merkmalen führen.
- Risikobewertung und Folgenabschätzung: Potenzielle Risiken und humanitäre Auswirkungen von KI-Systemen müssen sorgfältig bewertet werden.
- Verantwortung: Bei der Schaffung und Nutzung von KI ist ein hohes Maß an Verantwortung geboten. Dies beinhaltet einen risikoorientierten Ansatz, Vorsicht und das Prinzip der Schadensvermeidung.
- Transparenz und Identifizierbarkeit: Wenn Menschen mit KI-Systemen interagieren, sollte dies transparent gemacht werden (Identifizierung der KI).
- Datensicherheit und Informationssicherheit: Der Schutz von Daten und die Gewährleistung der Informationssicherheit sind essenziell.
- Freiwillige Zertifizierung: Die Einhaltung der Kodex-Bestimmungen kann durch freiwillige Zertifizierungsverfahren überprüft werden.
- Kontrolle der Selbstverbesserung: Mechanismen zur Kontrolle der rekursiven Selbstverbesserung von KI-Systemen (insbesondere starker KI) sind vorzusehen.
- Menschliche Verantwortung: Ein zentrales Prinzip ist, dass die Verantwortung für die Folgen des KI-Einsatzes letztendlich immer beim Menschen (Entwickler, Betreiber, Anwender) liegt.
- Zweckbindung und Nutzenstiftung: KI-Technologien sollen entsprechend ihrem vorgesehenen Zweck und dort eingesetzt werden, wo sie den Menschen und der Gesellschaft einen klaren Nutzen bringen.
- Vorrang der Entwicklungsinteressen vor Wettbewerb: Die Interessen der Weiterentwicklung von KI-Technologien sollen über reinen Wettbewerbsinteressen stehen, was Kooperation und Wissensaustausch fördern soll.
- Implementierung und Aufsicht: Zur Überwachung der Einhaltung und Weiterentwicklung des Ethikkodex wurde eine spezielle Kommission für Ethik im Bereich KI eingerichtet. Diese Kommission entstand im Mai 2022 aus einem allgemeinen Treffen von Ethikbeauftragten und Unterzeichnern des Kodex. Sie setzt sich aus Vertretern führender Technologieunternehmen (wie Yandex, MTS), Universitäten (Innopolis) und anderer Organisationen zusammen. Die Kommission arbeitet in verschiedenen Arbeitsgruppen, die für die ethische Regulierung von KI in spezifischen Sektoren zuständig sind. Sie genehmigt auch neue Unterzeichner des Kodex und überwacht die Einhaltung der ethischen Prinzipien. Es gibt auch einen russischen Ausschuss für Fragen der KI-Ethik, der als spezialisiertes Beratungsgremium für die Koordination der russischen Ansätze zur internationalen Zusammenarbeit im Bereich KI auf der UNESCO-Plattform dient.
- Internationale Foren und Diskussionen: Russland organisiert regelmäßig internationale Foren zum Thema KI-Ethik, wie das Forum “Ethik der Künstlichen Intelligenz: Beginn des Vertrauens” (2021) oder “Ethik der Künstlichen Intelligenz: GPT-Generation. Rote Linien” (2023). Diese Veranstaltungen dienen dem Austausch von Best Practices, der Diskussion aktueller ethischer Dilemmata und der Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens. Im Rahmen dieser Foren werden auch Initiativen zur Verbesserung der ethischen und regulatorischen KI-Rahmenbedingungen entwickelt und Vorschläge für die Aktualisierung der Nationalen KI-Entwicklungsstrategie erarbeitet. Für Oktober 2024 ist ein weiteres Forum geplant, das als Plattform zur Präsentation der russischen Expertenmeinung zu ethischen Dilemmata gegenüber der internationalen Gemeinschaft dienen soll.
Die Entwicklung und Implementierung eines umfassenden Ethikkodex sowie die Einrichtung einer dedizierten Kommission deuten auf ein ernsthaftes Bemühen Russlands hin, einen Rahmen für eine verantwortungsvolle KI-Entwicklung zu schaffen. Die starke Betonung des “menschenorientierten” Ansatzes im Kodex steht jedoch möglicherweise in Spannung zu staatlichen Interessen, insbesondere im Bereich der Überwachung und bei militärischen Anwendungen. Die tatsächliche Wirksamkeit dieser ethischen Leitplanken wird sich in der praktischen Umsetzung und im Umgang mit konkreten ethischen Konfliktfällen erweisen müssen.
Öffentlicher Diskurs und gesellschaftliche Akzeptanz
Die gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz von KI und Robotik ist ein wichtiger Faktor für deren erfolgreiche Integration. Umfragen und Studien geben Einblicke in die Hoffnungen und Befürchtungen der russischen Bevölkerung.
- Umfragen zur Wahrnehmung von KI:
- Laut Umfragen des Allrussischen Meinungsforschungszentrums (WZIOM) ist das Bewusstsein für KI-Technologien in der russischen Bevölkerung hoch: 94% der Russen geben an, in unterschiedlichem Maße über KI informiert zu sein. Der Anteil derjenigen mit einem fokussierten Wissen stieg von 36% im Jahr 2022 auf 50%.
- Jeder zweite Befragte (52%) deklariert ein Vertrauen in KI-Technologien. Mehr als die Hälfte der Russen (55%) äußert den Wunsch, in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Weiterbildung im Bereich KI zu absolvieren.
- Bezüglich des Einsatzes von KI in Schulen sehen 30% der Eltern die Anwendung bei einzelnen Fächern als zulässig an, während 10% bereits eine Nutzung durch ihre Kinder im Lernprozess feststellen. Als Hauptrisiken werden eine Reduktion der geistigen Anstrengung (36%), das Fehlen “lebendiger” Kommunikation (31%) und ein Rückgang der Lernmotivation (27%) genannt.
- Die Nationale KI-Strategie (aktualisierte Version 2024) setzt das Ziel, das Vertrauen der Bürger in KI-Technologien bis 2030 auf mindestens 80% zu steigern (von 55% im Jahr 2022).
- Diskussionen über soziale und wirtschaftliche Auswirkungen:
- Arbeitsmarkt: Russische Forschungsarbeiten weisen auf die duale Wirkung von KI auf den Arbeitsmarkt hin: Einerseits führt Automatisierung zu potenziellen Entlassungen, insbesondere in Routinetätigkeiten, andererseits entstehen neue Arbeitsplätze und die Anforderungen an die Qualifikation von Spezialisten steigen. Schätzungen zufolge sind über 20 Millionen Arbeitnehmer in Russland von Automatisierung bedroht, was 45,5% der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl entspricht und Umschulung, Weiterbildung oder einen Wechsel des Arbeitsmarktes erfordert. Besonders betroffen sind Sektoren wie das Hotel- und Gaststättengewerbe (73% der Beschäftigten), die verarbeitende Industrie (60%) und die Landwirtschaft (58%). Weniger automatisierbar erscheinen Bildung (27%), IKT und wissenschaftliche Forschung (35%) sowie das Gesundheitswesen (36%).
- Ungleichheit: Es wird befürchtet, dass KI die wirtschaftliche Ungleichheit verschärfen könnte, da hochqualifizierte Fachkräfte von den neuen Technologien profitieren, während geringer qualifizierte Arbeitskräfte einem höheren Automatisierungsrisiko ausgesetzt sind.
- Notwendigkeit von Anpassung: Die rasante Entwicklung von KI erfordert von Arbeitnehmern eine Anpassung durch Weiterbildung und Umschulung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies beinhaltet den Erwerb von KI-bezogenen Fähigkeiten sowie von Kompetenzen in Bereichen, in denen KI den Menschen (noch) nicht ersetzen kann, wie Kreativität, soziale Intelligenz und komplexes Denken.
- Spezifische ethische Problemfelder:
- Autonome Fahrzeuge: Die Entwicklung autonomer Fahrzeuge wirft auch in Russland komplexe ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf unausweichliche Unfallszenarien (“Trolley-Problem”). Diskussionen umfassen Kriterien wie die Rettung von mehr Leben, den Schutz von Kindern oder die Frage, ob das Verhalten von Verkehrsteilnehmern (z.B. das Überqueren der Straße bei Rotlicht) bei Entscheidungen der KI berücksichtigt werden soll. Universelle Lösungen für diese moralischen Dilemmata sind schwer zu finden.
- Datenschutz und Privatsphäre: Der Einsatz von KI, insbesondere bei Systemen zur Gesichtserkennung und Überwachung, sowie die Notwendigkeit großer Datenmengen für das Training von KI-Modellen werfen erhebliche Datenschutzbedenken auf. Die russische Gesetzgebung versucht, hier durch Anpassungen des Datenschutzgesetzes und die Betonung der informationellen Selbstbestimmung entgegenzuwirken.
- Verantwortlichkeit und Haftung: Die Frage der Verantwortlichkeit bei Fehlentscheidungen oder Schäden durch KI-Systeme ist ein zentrales Thema. Das russische Recht hält am Prinzip fest, dass die Verantwortung letztlich beim Menschen liegt. Bei experimentellen Rechtsregimen sind Mechanismen zur Untersuchung von Schadensfällen und zur Anpassung der Regime vorgesehen.
Ethische und regulatorische Kernaspekte von KI in Russland
Ethische und regulatorische Kernaspekte von KI in Russland zeigen unterschiedliche Herausforderungen und Ansätze. Die gesetzliche Regulierung umfasst das „Konzept zur Entwicklung der Regulierung bis 2024“, die Nationale KI-Strategie sowie Gesetze zu experimentellen Rechtsregimen (ELRs) und Datenschutzgesetze. Ziel ist es, eine Balance zwischen Innovationsförderung und Risikomanagement zu schaffen, wobei die Anpassung an die schnelle technologische Entwicklung und die Durchsetzung extraterritorialer Datenschutzansprüche im Fokus stehen. Der Ethikkodex für KI, 2021 von führenden Unternehmen und Behörden unterzeichnet, betont Menschenorientierung, Nichtdiskriminierung, Verantwortung und Transparenz. Herausforderungen ergeben sich jedoch aus der Verbindlichkeit und Durchsetzbarkeit des Kodex sowie potenziellen Konflikten zwischen ethischen Prinzipien und staatlichen bzw. wirtschaftlichen Interessen, wie Überwachung. Beim Thema Datenschutz und Privatsphäre zeigt sich, dass der Bedarf an Daten für das KI-Training im Konflikt steht mit dem Schutz der Privatsphäre, insbesondere beim Umgang mit biometrischen Daten wie Gesichtserkennung. Die gesetzliche Grundlage ist die Erweiterung des Datenschutzgesetzes 2022, die automatisierte Entscheidungen ohne Zustimmung verbietet. In Bezug auf Verantwortung und Haftung gilt das Prinzip der menschlichen Verantwortung für KI-Schäden, wobei Regelungen im Rahmen von ELRs für Schadensfälle eine zentrale Rolle spielen. Die Klärung der Haftungskette bei komplexen autonomen Systemen sowie die Entwicklung von Versicherungslösungen für KI-Risiken bleiben kritisch. Im Arbeitsmarkt birgt KI Potenzial zur Automatisierung von über 20 Millionen Arbeitsplätzen, schafft jedoch auch neue Berufe und Qualifikationsanforderungen. Die Nationale KI-Strategie stellt Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme in den Mittelpunkt, um den Strukturwandel sozial abzufedern und eine digitale Kluft sowie eine „Ökonomie der Ignoranz“ zu vermeiden, während das Bildungssystem sich entsprechend anpassen muss. Schließlich zeigt die öffentliche Akzeptanz eine Mischung aus hoher Aufmerksamkeit für KI (94%) und Skepsis (Vertrauen bei 52%), wobei das Ziel gesetzt wurde, das Vertrauen auf 80% bis 2030 zu steigern. Informationskampagnen und Umfragen sollen Ängste wie Arbeitsplatzverlust und Überwachung überwinden sowie mehr Transparenz und Erklärbarkeit von KI-Systemen fördern.
Forschungs- und Entwicklungstrends
Die Stoßrichtung der russischen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) im Bereich KI und Robotik wird maßgeblich von den nationalen Strategien, den verfügbaren Ressourcen und den identifizierten Anwendungsbedarfen geprägt. Eine Analyse der Schwerpunkte und der wissenschaftlichen Publikationslandschaft gibt Aufschluss über die aktuellen Trends.
Identifizierte Schlüsselbereiche der KI-Forschung
Die russische Regierung und assoziierte Institutionen haben spezifische Bereiche innerhalb der KI-Forschung als prioritär identifiziert, um die nationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und technologische Durchbrüche zu erzielen.
- Vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung definierte Prioritäten (Mai 2024):
- Architekturen und Algorithmen des maschinellen Lernens.
- Berechnungen und Datenmanagement für KI-Anwendungen.
- Fundamentale und generative Modelle (z.B. große Sprachmodelle).
- Mensch-KI-Interaktion und kollaborative Systeme.
- Angewandte Forschung für Wissenschaft, Bildung und die soziale Sphäre.
- Schwerpunkte der staatlich geförderten KI-Forschungszentren:
- Entwicklung von “Elementen starker KI” (Artificial General Intelligence – AGI).
- Systeme für Management, Entscheidungsfindung und (multi-)agentenbasierte Systeme.
- Weiterentwicklung fundamentaler und generativer Modelle.
- Präsident Putin hat explizit angewiesen, KI-Zentren bis 2030 mit einem Schwerpunkt auf Algorithmen des maschinellen Lernens und der Entwicklung großer Sprachmodelle (LLMs) staatlich zu unterstützen.
- Angewandte KI-Lösungen in prioritären Sektoren (insbesondere im Fokus der zweiten Welle der KI-Zentren):
- Gesundheitswesen
- Bauwesen und städtische Umwelt
- Agrarindustrieller Komplex
- Transport und Logistik
- Digitale Industrie
- Telekommunikation
- Ökologie und Umweltmanagement
- Tourismus
- Elektrizitätswirtschaft
- Kohleindustrie
Diese Schwerpunktsetzung deutet auf einen pragmatischen Ansatz hin, der sowohl Grundlagenforschung in strategisch wichtigen KI-Teilbereichen als auch die schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in konkrete Anwendungen in volkswirtschaftlich relevanten Sektoren anstrebt. Die starke Betonung von maschinellem Lernen und generativen Modellen spiegelt globale Technologietrends wider, während der Fokus auf angewandte Lösungen in spezifischen Industrien den nationalen Modernisierungsbedarf adressiert.
Führende wissenschaftliche Schulen und Institutionen
Obwohl eine detaillierte Auflistung aller führenden wissenschaftlichen Schulen im Bereich KI und Robotik den Rahmen dieses Berichts sprengen würde, lassen sich einige Kerninstitutionen und Netzwerke identifizieren, die eine zentrale Rolle in der russischen F&E-Landschaft spielen.
- Universitäten und Forschungsinstitute mit KI-Exzellenzzentren: Wie in Abschnitt III.A detailliert, bilden Institutionen wie Skoltech, HSE, MIPT, ITMO Universität, Innopolis Universität und ISP RAS die Speerspitze der akademischen KI-Forschung, oft mit spezialisierten Zentren, die im Rahmen staatlicher Förderprogramme etabliert wurden. Diese Zentren sind nicht nur Forschungsstätten, sondern auch wichtige Ausbildungsorte für den dringend benötigten KI-Nachwuchs. Das Institut für Künstliche Intelligenz der Lomonossow-Universität Moskau (MSU) nennt als thematische Schwerpunkte optimale Steuerung, diskrete und kontinuierliche Optimierung, Statistik, maschinelles Lernen und Anwendungen sowie mathematische Modellierung. Das RTU MIREA (Moskauer Technologische Universität) beherbergt ebenfalls ein Institut für Künstliche Intelligenz mit zahlreichen Laboratorien, z.B. für digitale und additive Technologien im Maschinenbau oder Lasertechnologien.
- Branchenspezifische Forschungseinrichtungen: Neben den universitären Zentren gibt es spezialisierte Forschungsinstitute, die KI-Forschung für bestimmte Sektoren betreiben, z.B. im Gesundheitswesen (N.N. Blokhin National Medical Research Center of Oncology, Almazov National Medical Research Center) oder im militärisch-industriellen Komplex (ERA Technopolis).
- Industrienahe Forschung und Unternehmenslabore: Große Technologieunternehmen wie Sberbank und Yandex betreiben eigene umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die maßgeblich zur Entwicklung anwendungsorientierter KI-Lösungen beitragen. Der “Allianz im Bereich der Künstlichen Intelligenz”, der führende Unternehmen wie Sber, Gazprom Neft, Yandex, VK und andere vereint, spielt eine Rolle bei der Förderung der KI-Entwicklung und Kooperation mit wissenschaftlichen Zentren.
- Nationales Zentrum für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (NCRI / НЦРИИ): Angesiedelt bei der Regierung der Russischen Föderation und oft in Verbindung mit der HSE genannt, spielt dieses Zentrum eine Rolle bei der Koordination, Analyse und Popularisierung von KI. Es erstellt beispielsweise Berichte zur Publikationsaktivität und zum allgemeinen Entwicklungsstand von KI in Russland.
Die russische F&E-Landschaft im Bereich KI und Robotik ist durch eine Mischung aus traditionell starken mathematisch-naturwissenschaftlichen Schulen, neu gegründeten spezialisierten KI-Zentren und den F&E-Aktivitäten großer (Staats-)Unternehmen gekennzeichnet. Es gibt eine erkennbare Tendenz, die Forschung stärker auf angewandte Probleme und nationale Prioritäten auszurichten, was teilweise durch die staatliche Finanzierungslogik und den Druck zur schnellen Kommerzialisierung und Implementierung bedingt ist. Die internationale Isolation könnte jedoch langfristig die Qualität und Breite der Grundlagenforschung beeinträchtigen, wenn der Austausch mit der globalen wissenschaftlichen Community eingeschränkt bleibt.
Analyse der Publikationsaktivität und Patentanmeldungen
Die wissenschaftliche Publikationsaktivität und die Anzahl der Patentanmeldungen sind wichtige Indikatoren für die Forschungsintensität und Innovationskraft eines Landes im Bereich KI und Robotik.
- Publikationsaktivität:
- Ein Bericht des Nationalen Zentrums für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (NCRI) vom Juli 2024 zeigt, dass die Anzahl der Publikationen russischer Autoren auf internationalen KI-Konferenzen der höchsten Kategorie (A*) im Zeitraum von 2019 bis 2023 um 70% gestiegen ist. Im Jahr 2023 verfassten 276 russische Autoren solche Publikationen. Bemerkenswert ist auch, dass die Zahl der mit russischen Organisationen affiliierten ausländischen Autoren im Jahr 2023 im Vergleich zu 2019 um das Sechsfache auf 18 Personen gestiegen ist.
- Geografisch gesehen sind Moskau und St. Petersburg traditionell die führenden Zentren für KI-Publikationen in Russland. Unter den Organisationen, die KI-Forschungszentren betreiben, weisen Skoltech (30% der A*-Publikationen) und die Higher School of Economics (HSE) (29%) die höchste Publikationsaktivität auf.
- Die wissenschaftliche elektronische Bibliothek eLibrary.Ru, die 1998 mit Unterstützung des Russischen Fonds für Grundlagenforschung (RFFI) gegründet wurde, dient als wichtige Plattform für russische wissenschaftliche Publikationen, auch im Bereich KI und Robotik.
- Ein Bericht des Instituts für statistische Studien und Wirtschaft des Wissens der HSE (“Künstliche Intelligenz in Russland: Technologien und Märkte”, veröffentlicht 2025 für den Zeitraum 2022-2024) analysiert ebenfalls Forschungs- und Erfindungsaktivitäten sowie typische Anwendungsfälle und Implementierungsbarrieren.
- Patentanmeldungen:
- Obwohl spezifische aggregierte Daten zu russischen Patentanmeldungen im Bereich KI und Robotik in den bereitgestellten Materialien begrenzt sind, wird die Patentaktivität als wichtiger Indikator für Innovation genannt.
- Im militärischen Bereich wird die Bedeutung von Patenten für neue KI-gestützte Waffensysteme impliziert.
- Internationale Vergleiche zeigen, dass China und die USA weltweit führend bei KI-Patentanmeldungen sind. Russland strebt an, seine Position hier zu verbessern.
- Es gibt Hinweise auf eine Konzentration von “digitalen” Patenten bei wenigen großen Akteuren in Russland. So entfallen beispielsweise rund 76% der aktiven russischen Patente für Erfindungen im digitalen Bereich und fast 95% der Patente für Industriedesigns in diesem Sektor auf die drei führenden Unternehmen Yandex, Kaspersky Lab und Sber.
Die steigende Anzahl von Publikationen auf hochrangigen Konferenzen deutet auf eine wachsende Forschungsaktivität und eine verbesserte Qualität der russischen KI-Forschung hin. Die Konzentration der Publikationen auf wenige führende Institutionen und städtische Zentren spiegelt jedoch die bereits erwähnte regionale Konzentration des wissenschaftlich-technologischen Potenzials wider. Die relativ geringe Anzahl ausländischer Ko-Autoren, auch wenn sie gestiegen ist, könnte ein Indikator für die noch begrenzte internationale Vernetzung oder die Auswirkungen der geopolitischen Isolation sein. Umfassende Daten zur Patentaktivität speziell im Bereich KI und Robotik wären notwendig, um ein vollständigeres Bild der Innovationsleistung zu erhalten. Der Fokus auf angewandte Forschung und Entwicklung, getrieben durch nationale Strategien und die Bedarfe von Staatsunternehmen, könnte zu einer stärkeren Ausrichtung auf inkrementelle Innovationen und spezifische Problemlösungen führen, während disruptive Grundlagenforschung möglicherweise weniger im Vordergrund steht.
Publikationsaktivität russischer KI-Spezialisten (A-Konferenzen, 2019-2023)
Die Publikationsaktivitäten russischer KI-Spezialisten auf A-Konferenzen haben zwischen 2019 und 2023 einen Anstieg von 70 % verzeichnet. Im Jahr 2023 lag die Anzahl der russischen Autoren bei 276, während die Zahl der affiliierten ausländischen Autoren, mit einem sechsfachen Anstieg seit 2019, 18 erreichte. Zu den führenden Institutionen zählen Skoltech mit einem Anteil von 30 % und die HSE mit 29 %. Die Publikationen konzentrierten sich 2023 vor allem in den Regionen Moskau und St. Petersburg.
KI und Robotik in Russland: Zwischen technologischem Aufbruch und internationalen Restriktionen
Die zukünftige Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotik in Russland wird von einer komplexen Gemengelage aus ambitionierten nationalen Zielen, den Auswirkungen internationaler Sanktionen, den Bemühungen um technologische Souveränität und der Neuausrichtung internationaler Partnerschaften geprägt sein.
Offizielle Regierungsziele und Prognosen
Die aktualisierte Nationale KI-Strategie bis 2030 und die Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung bis in die 2030er Jahre stecken ehrgeizige Ziele für den KI- und Robotiksektor ab. Dazu gehören, wie bereits in Abschnitt II.A detailliert:
- Eine massive Steigerung des Marktvolumens für KI-Lösungen (auf 60 Mrd. Rubel bis 2030).
- Eine Verfünffachung der Anzahl jährlicher KI-Hochschulabsolventen (auf 15.500).
- Eine nahezu flächendeckende KI-Implementierung in prioritären Wirtschaftszweigen (von 12% auf 95%).
- Ein signifikanter Beitrag von KI zum nationalen BIP (11,2 Billionen Rubel bis 2030).
- Die Positionierung Russlands unter den Top 5 Ländern weltweit bei wichtigen KI-Metriken.
Im Bereich Robotik strebt Russland an, die Anzahl der eingesetzten Industrieroboter von 10.000 (2024) auf 95.000 zu erhöhen und bis 2030 den 25. Platz weltweit bei der Roboterdichte zu erreichen. Bis Ende 2025 wird eine Steigerung auf 16.000-17.000 in Betrieb befindliche Industrieroboter und eine Roboterdichte von 25-30 Einheiten pro 10.000 Arbeiter prognostiziert. Diese offiziellen Ziele signalisieren einen starken politischen Willen, KI und Robotik als zentrale Modernisierungs- und Wachstumstreiber zu etablieren. Die Realisierung dieser Ziele hängt jedoch maßgeblich von der Überwindung der in Abschnitt V diskutierten Herausforderungen ab.
Expertenanalysen und Einschätzungen von Think Tanks
Unabhängige Experten und Think Tanks zeichnen ein differenzierteres Bild der Zukunftsaussichten.
- Marktwachstum Robotik: Analysten von MarketsandMarkets prognostizieren für den globalen Markt für Industrieroboter ein jährliches Wachstum von 11,7% bis 2029, wobei Industrie-, Lager- und Medizinroboter am beliebtesten bleiben dürften. Für Russland spezifisch wird erwartet, dass die Nachfrage nach Industrierobotern trotz Sanktionen weiter steigen wird, getrieben durch staatliche Unterstützung, Lokalisierungsbemühungen und die Notwendigkeit, Arbeitskräftemangel auszugleichen und die Produktivität zu steigern. Das Zentrum für Makroökonomische Analyse und Kurzfristprognose (ZMAKP) schlägt zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums eine Aktivierung der Industrierobotisierung vor und verweist auf den erheblichen Rückstand Russlands (11 Roboter pro 10.000 Arbeiter in 2023) gegenüber Ländern wie Südkorea (1012), China (470) oder den USA (295).
- KI-Markt Russland: Der russische KI-Markt zeigte 2023 laut Analysen des Kompetenzzentrums “Künstliche Intelligenz” des MIPT ein Wachstum von 37% auf ein Volumen von 900 Mrd. Rubel, wobei staatliche Finanzierung 9,2 Mrd. Rubel betrug. Venture-Capital-Investitionen blieben jedoch mit 10 Mio. USD gering. Andere Schätzungen, wie von Statista, sehen den russischen KI-Markt bei 5 Mrd. USD, was von einigen Experten als realistischer eingeschätzt wird, da die MIPT-Analyse möglicherweise nicht direkt KI-bezogene Umsätze einbezieht. Für 2024 wurde ein Anstieg der Investitionen in KI-Start-ups auf 33 Mio. USD verzeichnet. Der Gesamtmarkt für Big Data und KI in Russland erreichte 2024 laut der Assoziation für Big Data (ABD) ein Volumen von rund 320 Mrd. Rubel. Experten erwarten für 2025 weiteres Wachstum durch Staatsaufträge und große Unternehmensimplementierungen, betonen aber die Abhängigkeit von makroökonomischer Stabilität und die Notwendigkeit stärkerer privater Kapitalbeteiligung.
- Auswirkungen der Sanktionen: Die Sanktionen und der “Brain Drain” haben erhebliche Auswirkungen auf die russische Hightech-Wirtschaft, deren Effekte jahrelang anhalten könnten. Der Zugang zu Halbleitern und Mikroprozessoren ist stark eingeschränkt, was die militärische Hightech- und KI-F&E beeinträchtigt. Obwohl die russische Regierung versucht, die Branche mit Subventionen und legislativer Unterstützung zu stützen, könnten die Auswirkungen der Isolation und des Fachkräfteabzugs für das noch wachsende KI-Ökosystem schwerwiegend sein. Die Abkopplung von internationaler Kooperation mit westlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen wird als besonders schmerzhaft empfunden, da diese zuvor als wichtiger Treiber für die heimische F&E galt. Dennoch wird erwartet, dass russische Unternehmen KI und Robotik verstärkt einsetzen, um die Produktivität trotz Sanktionen und Arbeitskräfteengpässen zu steigern.
- Technologische Kompetenzen: Experten der Higher School of Economics (HSE) sehen bis 2030 einen stark wachsenden Bedarf an Kompetenzen im Bereich energieintensiver, autonomer Stromquellen und drahtloser Ladetechnologien (+40 Prozentpunkte) sowie im Verständnis der Nutzung von Nanotechnologien in der Robotik (+35 Prozentpunkte).
Die Expertenanalysen deuten auf eine Zukunft hin, die von einer Spannung zwischen ambitionierten Zielen und erheblichen strukturellen sowie externen Herausforderungen geprägt ist. Die Fähigkeit Russlands, eine wirklich souveräne und global wettbewerbsfähige KI- und Robotikindustrie aufzubauen, wird stark von der Effektivität der Importsubstitutionspolitik, der Entwicklung eigener Hardwarekapazitäten, der Bindung und Ausbildung von Fachkräften und der Tiefe der technologischen Partnerschaften mit nicht-westlichen Ländern, insbesondere China, abhängen.
Potenzielle Auswirkungen aktueller Trends
Mehrere übergreifende Trends werden die Entwicklung von KI und Robotik in Russland in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen:
- Fortgesetzte Sanktionen und technologische Isolation vom Westen: Dieser Trend wird Russland zwingen, den Kurs der technologischen Selbstständigkeit und der Kooperation mit alternativen Partnern weiter zu verfolgen. Dies könnte zu einer “Inselentwicklung” führen, bei der russische Technologien und Standards sich von globalen Trends abkoppeln oder spezifische Nischenlösungen entstehen, die auf die heimischen Bedürfnisse und die der kooperierenden Länder zugeschnitten sind. Die Gefahr besteht, dass die technologische Lücke zu den weltweit führenden Nationen eher größer als kleiner wird, insbesondere in Bereichen, die stark von globaler Zusammenarbeit und dem Zugang zu Spitzenhardware profitieren.
- Vertiefung der Partnerschaft mit China: Die technologische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China wird für Russland im Bereich KI und Robotik voraussichtlich noch wichtiger werden. Dies bietet Zugang zu Technologien, Komponenten und Märkten, birgt aber auch das Risiko einer zunehmenden Abhängigkeit und einer potenziellen Ausrichtung der russischen Entwicklungen an chinesischen Standards und strategischen Interessen. Die Dynamik dieser Partnerschaft wird ein Schlüsselfaktor für die Zukunft der russischen Hochtechnologie sein.
- Fokus auf militärische und Dual-Use-Anwendungen: Angesichts der geopolitischen Lage und der Prioritätensetzung der Regierung ist davon auszugehen, dass militärische Anwendungen und Technologien mit doppeltem Verwendungszweck weiterhin einen Schwerpunkt der KI- und Robotik-F&E bilden werden. Dies könnte zu Fortschritten in spezifischen militärischen Nischen führen, aber möglicherweise Ressourcen von breiteren zivilen Anwendungen und Grundlagenforschung abziehen. Die Erfahrungen aus realen Konfliktszenarien werden weiterhin als wichtiger Treiber für Innovationen in diesem Sektor dienen.
- Staatliche Lenkung versus privatwirtschaftliche Dynamik: Das Spannungsverhältnis zwischen starker staatlicher Lenkung und der Notwendigkeit privatwirtschaftlicher Initiative und Innovation wird fortbestehen. Während der Staat Ressourcen mobilisieren und strategische Richtungen vorgeben kann, hängt die Entstehung eines wirklich dynamischen und wettbewerbsfähigen KI-Ökosystems von der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für private Unternehmen und Start-ups ab. Die Überwindung struktureller wirtschaftlicher Probleme und die Verbesserung des Investitionsklimas bleiben hier kritische Faktoren.
- Gesellschaftliche Auswirkungen und ethische Debatten: Mit der zunehmenden Verbreitung von KI und Robotik werden auch in Russland die Debatten über deren gesellschaftliche Folgen, wie Arbeitsplatzveränderungen, Datenschutz und ethische Implikationen, an Bedeutung gewinnen. Die Fähigkeit des Staates und der Gesellschaft, diese Transformationsprozesse sozialverträglich zu gestalten und das Vertrauen der Bevölkerung in die neuen Technologien zu stärken, wird entscheidend für deren nachhaltigen Erfolg sein.
Globale Isolation, lokale Lösungen: Russlands Weg in der KI-Entwicklung von der Raumfahrt bis Militär
Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotik in Russland ist ein Unterfangen von hoher strategischer Priorität, das von der politischen Führung des Landes energisch vorangetrieben wird. Angetrieben von dem Ziel, technologische Souveränität zu erlangen, die nationale Sicherheit zu stärken und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, hat Russland umfassende nationale Strategien aufgelegt und erhebliche staatliche Mittel mobilisiert. Die Nationale KI-Strategie bis 2030, insbesondere in ihrer aktualisierten Fassung von 2024, sowie die neue Strategie für wissenschaftlich-technologische Entwicklung zeugen von dem Willen, trotz internationaler Isolation und wirtschaftlicher Herausforderungen eine führende Rolle in diesen Schlüsseltechnologien anzustreben.
Die Analyse der Akteurslandschaft offenbart eine starke Dominanz staatlicher und staatseigener Unternehmen wie Sberbank und Rostec, die zentrale Rollen bei der Formulierung und Umsetzung der KI-Agenda spielen. Parallel dazu existiert ein, wenn auch im internationalen Vergleich kleinerer, Privatsektor mit innovativen Unternehmen wie Yandex und einem aufstrebenden Start-up-Ökosystem, dessen volles Potenzial jedoch durch strukturelle Hemmnisse und das politische Umfeld möglicherweise eingeschränkt wird. Die staatlich geförderten KI-Forschungszentren an führenden Universitäten und Instituten bilden das Rückgrat der wissenschaftlichen Bemühungen und zielen darauf ab, sowohl Grundlagenforschung zu betreiben als auch anwendungsorientierte Lösungen für prioritäre Sektoren zu entwickeln.
Im Bereich der Anwendungen zeigen sich bereits konkrete Fortschritte. Insbesondere die russische Schwerindustrie setzt KI und Robotik zunehmend zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung und Qualitätsverbesserung ein, oft mit messbaren Ergebnissen. Auch im Gesundheitswesen, vor allem in der bildgestützten Diagnostik, und im Dienstleistungssektor gewinnen KI-Lösungen an Boden. Eine herausragende Rolle spielt der militärische Sektor, der als einer der Haupttreiber für KI- und Robotik-Innovationen in Russland fungiert, beschleunigt durch die Erfahrungen aus aktuellen Konflikten und das Streben nach technologischem Vorsprung. Die Raumfahrt, traditionell ein Stärkefeld Russlands, wird ebenfalls durch den Einsatz von KI und Robotik modernisiert.
Trotz dieser Fortschritte und Ambitionen steht die russische KI- und Robotikentwicklung vor erheblichen Herausforderungen. Internationale Sanktionen haben den Zugang zu westlicher Hochtechnologie, insbesondere zu kritischer Hardware wie Mikrochips und spezialisierter Software, drastisch eingeschränkt. Dies behindert die Entwicklung und Produktion und erzwingt eine kostspielige und oft langwierige Importsubstitution sowie eine Neuausrichtung der Lieferketten. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften, verschärft durch einen anhaltenden “Brain Drain”, stellt ein weiteres gravierendes Hindernis dar. Finanzierungsbeschränkungen, insbesondere für den Privatsektor, und ein schwieriges Investitionsklima bremsen die Innovationsdynamik zusätzlich.
Als Reaktion auf die Isolation vom Westen hat Russland seine internationalen Kooperationen neu ausgerichtet und intensiviert die Zusammenarbeit mit China, Indien, den BRICS-Staaten sowie Belarus und anderen als “befreundet” geltenden Ländern. Die Partnerschaft mit China ist dabei von zentraler Bedeutung, birgt jedoch das Risiko neuer Abhängigkeiten. Diese Neuausrichtung ist auch Teil eines umfassenderen Bestrebens, alternative technologische Standards und Ökosysteme zu etablieren.
Die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen von KI und Robotik werden in Russland zunehmend diskutiert. Es wurden rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und ein nationaler Ethikkodex für KI verabschiedet. Die praktische Umsetzung dieser Richtlinien und der Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen wie Arbeitsplatzveränderungen und Datenschutzbedenken werden für die langfristige Akzeptanz und den Erfolg dieser Technologien entscheidend sein.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Russland erhebliche Anstrengungen unternimmt, um im globalen Wettlauf um KI und Robotik nicht den Anschluss zu verlieren und seine nationalen Interessen zu wahren. Die stark staatlich gelenkte Entwicklung, der Fokus auf sicherheitsrelevante Anwendungen und die erzwungene technologische Neuausrichtung prägen den aktuellen Kurs. Ob es Russland gelingen wird, die ambitionierten Ziele seiner Strategien zu erreichen und eine nachhaltig wettbewerbsfähige KI- und Robotikindustrie aufzubauen, hängt maßgeblich von seiner Fähigkeit ab, die bestehenden strukturellen Herausforderungen zu überwinden, technologische Abhängigkeiten zu managen und ein innovationsfreundliches Umfeld zu schaffen, das sowohl staatliche Prioritäten als auch privatwirtschaftliche Dynamik berücksichtigt. Der eingeschlagene Weg deutet auf eine Zukunft hin, in der Russland in spezifischen Nischen Fortschritte erzielen könnte, aber eine umfassende technologische Führungsrolle im globalen Maßstab angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen schwer erreichbar scheint.
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