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Kommissioniertechniken im Vergleich

Pick-by-Light vs. Pick-by-Voice - Bild: Monkey Business Images|Shutterstock.com

Pick-by-Light vs. Pick-by-Voice – Bild: Monkey Business Images|Shutterstock.com

Kommissioniertechniken im Vergleich

In Zeiten eines sich verschärfenden nationalen und internationalen Wettbewerbsumfelds für Unternehmen gewinnt auch in der Logistik der Druck zu Produktivitätssteigerungen stetig an Raum. Dieser macht auch vor der Intralogistik nicht halt, in der besonders der Bereich der Kommissionierung im Fokus der Bemühungen steht: Immer mehr Waren, Bauteile oder Rohstoffe müssen gelagert und bewegt werden – und dies am besten immer schneller, kostengünstiger und ressourcenschonender. Kein Wunder, dass unter diesem Eindruck die Automatisierung in immer mehr Betrieben Einzug hält. Dynamische Lagerlösungen wie Shuttlesysteme oder horizontale Karusselllager, sind da eine Möglichkeit, die Produktivität im Lager zu steigern.

Doch auch der umfassende Einsatz solcher Geräte erfordert menschliche Arbeitskräfte, die all die Artikel kommissionieren; auch wenn sich ihr Anteil mit zunehmender Automatisierung immer weiter verringert. Um den Beschäftigten im Lager die Arbeit zu erleichtern und den Durchsatz zu steigern, gibt es eine Reihe von Werkzeugen, die den Menschen mit Hilfe optischer oder akustischer Signale anleiten.

Doch welches System wann und für wen besser ist, ist stark situationsabhängig. Je nach Lagerstruktur, Artikelart, Geräuschpegel weist das eine oder das andere Kommissioniersystem Vor- und Nachteile auf.

Pick-by-Light

Bei Pick-by-Light werden die Lagerarbeiter anhand optischer Signale zum Lagerfach oder Auftragsbehälter geleitet. Dort befindet sich eine Signallampe samt Display, welches den Mitarbeitern alle für den Kommissioniervorgang relevanten Informationen anzeigt. Mit diesem System sind Ein- und Auslagerung von Artikeln möglich: Entweder entnehmen die Mitarbeiter Artikel aus dem Lagerfach oder sie verteilen die Warenmenge auf verschiedene Plätze. Danach bestätigt der Beschäftigte den Abschluss des Kommissioniervorgangs per Quittiertaste, die ebenfalls an dem Display angebracht ist. Diese Informationen werden sodann in Echtzeit an das ERP-System weitergeleitet.

Vorteile

Nachteile

Pick-by-Light eignet sich besonders, wenn eine hohe Kommissioniergeschwindigkeit erforderlich ist. Oft wird das System in Kombination mit automatisierten Lagerlösungen eingesetzt, bei denen die Artikel nach dem Ware-zur-Person-Prinzip bereitgestellt werden. Beispiele wären die Kommissionierung von Kleinteilen, die Kommissionierung von Bauteilen für die Montage oder die Aufteilung großer Warenmengen auf kleine Versandeinheiten.

Pick-by-Voice

Pick-by-Voice gehört inzwischen zu den bewährtesten Kommissioniermethoden. Kein Wunder, gewährleistet das System doch maximale Bewegungsfreiheit und Flexibilität für den Kommissionierer, da er stets Hände und Blick für die Bearbeitung des Auftrags frei hat.

Statt eines Handscanners trägt der Lagerarbeiter ein Headset, über welches er die Aufträge per Computerstimme erhält. Die Aufträge werden vom Lagerverwaltungssystem über Funk gesendet und später auf gleichem Wege direkt an das System zurückgemeldet. Ist ein Auftrag ausgeführt, so quittiert der Beschäftigte dies über eine bestätigende Spracheingabe.

Vorteile

Nachteile

Vergleich

Die vorgestellten Methoden haben spezifische Vor- und Nachteile und eignen sich jeweils für bestimmte Artikelarten und Anwendungsbereiche:

Größe und Gewicht
Bei großen und schweren Gütern erlauben Pick-by-Voice-Systeme eine größere Flexibilität und leichtere Bedienbarkeit, wohingegen Pick-by-Light bei großen und schweren Gütern an seine Grenzen stößt. Seine Vorteile kann Pick-by-Light vor allem auf kleinen Lagerplätzen oder in Verbindung mit automatisierten Lagersystemen ausspielen.

Umschlagshäufigkeit
Bei häufiger zu kommissionierenden Schnelldrehern kann mit Pick-by-Voice in der Regel nur eine mittlere Pickleistung erzeugt werden. Pick-by-Light hingegen punktet hier mit seiner hohen Pickleistung.

Speziell im Vergleich zu Pick-by-Light weist die Voice-Lösung Vorteile bei Vielseitigkeit, Flexibilität und einer höheren Präzision auf. Dafür müssen Abstriche bei der Geschwindigkeit gemacht werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kommissionierer neben ihren Händen auch den Blick frei haben und dieser nicht durch Lampen oder Displays abgelenkt wird. So können sie sich besser auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Dazu wird die Fehlerrate weiter reduziert, weil Informationen nicht nur von der Steuerung empfangen, sondern auch dahin zurückgegeben werden können. Dies ermöglicht eine effiziente Kontrolle und im Bedarfsfall sofortige Fehlerkorrektur. Werden Mindermengen erkannt, so lassen sich Nachbestellungen anstoßen.

So erfreut sich die Pick-by-Voice-Technik einer immer größeren Beliebtheit unter Intralogistikern. Doch es gibt auch Gegenbeispiele. So hat der Büroartikelhändler Soennecken die Kommissionierprozesse für Kleinteile in seinem Logistikzentrum von Pick-by-Voice auf Pick-by-Light umgestellt. Nach Angaben des Unternehmens konnten durch die Umrüstung die Arbeitsbedingungen in der Kommissionierung verbessert und die Pickleistung um 10 Prozent gesteigert werden. Ausgangspunkt für den Wechsel waren Klagen der Beschäftigten, welche die optischen Signale des Pick-by-Voice-Systems zunehmend als belastend empfanden. Die Umrüstung fand im laufenden Betrieb statt, woraufhin sich die Arbeitsbedingungen nach Aussage von Soennecken schlagartig deutlich verbesserten.

Pick-by-Vision: Kombination der Vorteile

Eine der neueren Methoden zur Erleichterung der Kommissionierung ist Pick-by-Vision, welches die Vorteile von Pick-by-Voice und Pick-by-Light in einem System vereint. Bei diesem von der TU München mitentwickelten Ansatz arbeitet der Beschäftigte mit einer Datenbrille, in deren Display in Echtzeit relevante Daten zum aktuellen Auftrag eingespielt werden. Mit ihnen wird der Kommissionierer step-by-step durch den Auftrag gelotst. So wird er über eine Navigationsfunktion direkt zum Lagerort des zu kommissionierenden Artikels geführt, wo ihm über eine optische Einblendung der entsprechende Lagerplatz samt erforderlicher Pickzahl angezeigt wird. Optional kann die Datenbrille um eine Kamera für die Erfassung von Barcodes erweitert werden. Der sonst übliche Handscanner wird damit überflüssig.

Der Vorteil der Datenbrille (auch head-mounted display, kurz HMD genannt) ist, dass der Nutzer neben den auf das Display projizierten Daten weiterhin störungsfrei die Umgebung wahrnehmen kann und beide Hände frei hat, um den Auftrag zu bearbeiten. Auf diese Weise ist der Beschäftigte permanent über Art und Beschaffenheit der zu pickenden Artikel oder deren Standort informiert. Darüber hinaus erhält er umgehend Rückmeldung, wenn ihm ein Kommissionierfehler unterlaufen ist.

Doch die Datenbrille ist keine Einbahnstraße, auf der der Lagerarbeiter damit beschäftigt ist, die ihm vorgegebenen Aufgaben abzuarbeiten. Stattdessen kann der Kommissionierer durch Sprachsteuerung selbst in Interaktion mit dem Steuerungssystem treten und Änderungen vornehmen. Noch steckt diese innovative Methode in den Kinderschuhen, doch mit fortschreitender Entwicklung derartiger Kommunikationssysteme ist davon auszugehen, dass die Brillen in naher Zukunft in immer mehr Logistikeinrichtungen anzutreffen sein werden.

 

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