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Trotz Rekordgewinnen, die EZB schlägt Alarm: Warum die Risikolage für Banken jetzt „historisch beispiellos“ ist

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Veröffentlicht am: 18. November 2025 / Update vom: 18. November 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Trotz Rekordgewinnen, die EZB schlägt Alarm: Warum die Risikolage für Banken jetzt „historisch beispiellos“ ist

Trotz Rekordgewinnen, die EZB schlägt Alarm: Warum die Risikolage für Banken jetzt „historisch beispiellos“ ist – Bild: Xpert.Digital

Warnung aus Frankfurt: Ende der Stabilität trotz voller Kassen? Wenn die Zeitenwende das Finanzsystem trifft

„Inverser Stresstest“: Bereitet sich die Aufsicht auf den Ernstfall vor? Handelskrieg und Zölle – Die unterschätzte Gefahr für Ihr Geldinstitut

Auf den ersten Blick wirkt die europäische Bankenlandschaft so robust wie seit Jahren nicht mehr: Die Kassen sind gefüllt, die Zinswende hat den Instituten Traumrenditen beschert und die Kapitalpuffer übersteigen die gesetzlichen Anforderungen deutlich. Doch hinter dieser glänzenden Fassade braut sich laut der Europäischen Zentralbank (EZB) ein „perfekter Sturm“ zusammen.

Die Wächter des Euro haben ihre Tonlage drastisch verschärft und warnen vor einer „historisch beispiellosen Risikoakkumulation“. Es ist eine Warnung, die aufhorchen lässt, denn sie bricht mit der üblichen Zurückhaltung der Aufseher. Die Gefahr droht diesmal nicht primär aus den Bilanzen selbst, sondern durch eine neuartige Verflechtung externer Schocks: Geopolitische Spannungen, ein drohender globaler Handelskrieg, die Krise am Gewerbeimmobilienmarkt und die unkalkulierbaren Folgen des Klimawandels bilden eine toxische Mischung, die das System an seinen empfindlichsten Stellen treffen könnte.

Während die Institute noch ihre Rekordgewinne feiern, bereitet die Aufsicht bereits radikale Maßnahmen vor – von neuartigen „inversen Stresstests“ bis hin zu strikten Kapitalvorgaben für Klimarisiken. Die folgende Analyse taucht tief in diese Paradoxie ein: Sie beleuchtet, warum die aktuelle Stärke trügerisch sein kann, wie geopolitische Konflikte plötzlich zu Kreditausfällen führen und warum die größte Herausforderung für Europas Banken erst noch bevorsteht. Erfahren Sie, was passiert, wenn die Zeitenwende auf das Finanzsystem trifft.

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Europas Banken im Würgegriff einer historischen Risikoakkumulation

Die Europäische Zentralbank hat mit ihrer jüngsten Warnung eine bemerkenswerte Botschaft an die europäische Bankenlandschaft gesendet. Die Risikolage für das Finanzsystem habe ein historisch beispielloses Niveau erreicht. Diese Einschätzung markiert einen bedeutsamen Wendepunkt in der Kommunikation der Bankenaufseher und verdient eine eingehende ökonomische Analyse jenseits üblicher Krisenwarnungen.

Die Aufsichtsbehörden in Frankfurt haben ihre Bewertung auf eine ungewöhnlich breite Palette struktureller Belastungsfaktoren gestützt. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, einer fundamental veränderten Handelspolitik, klimabedingten Naturkatastrophen, demografischen Verschiebungen und technologischen Umwälzungen schaffe strukturelle Schwachstellen im System, die sich gegenseitig verstärken würden. Diese Aufzählung ist bemerkenswert, weil sie über die klassischen finanziellen Risikofaktoren hinausgeht und systemische Verwundbarkeiten adressiert, die tief in der Transformation der globalen Wirtschaftsordnung verwurzelt sind.

Die Bewertung, dass das Risiko extremer Ereignisse so hoch sei wie nie zuvor, bedarf dabei einer präzisen Kontextualisierung. Die Formulierung impliziert nicht zwingend, dass die Wahrscheinlichkeit individueller Schocks gestiegen ist, sondern vielmehr, dass die Gleichzeitigkeit und wechselseitige Verstärkung verschiedener Risikokanäle eine neue Qualität erreicht hat. Es handelt sich um eine Risikoakkumulation, bei der Einzelereignisse kaskadierende Effekte auslösen können, die sich über traditionelle Grenzen hinweg fortpflanzen.

Die Paradoxie der robusten Oberfläche

Das Spannungsverhältnis zwischen der akuten Risikowarnung und der gleichzeitigen Feststellung, dass die Banken derzeit gut dastehen, offenbart eine fundamentale Herausforderung der modernen Finanzaufsicht. Die Institute im Euroraum präsentieren sich mit robusten Kapitalpuffern, stabiler Liquidität und einer historisch hohen Profitabilität. Die Eigenkapitalrendite stieg im zweiten Quartal des Jahres auf mehr als zehn Prozent, ein Wert, der die Institute in eine komfortable Position versetzt. Die harte Kernkapitalquote liegt bei über sechzehn Prozent, deutlich oberhalb der regulatorischen Mindestanforderungen. Die Quote notleidender Kredite verharrt bei niedrigen neunzehn Zehntel Prozent.

Diese Kennzahlen zeichnen das Bild eines widerstandsfähigen Sektors, der die Phase steigender Zinsen nicht nur überstanden, sondern davon sogar profitiert hat. Die Institute konnten nach dem Ende der Nullzinsphase erhebliche Zinsüberschüsse erwirtschaften und gleichzeitig von den starken Börsen durch höhere Provisionen im Wertpapiergeschäft profitieren. Die annualisierte Rendite auf das Eigenkapital erreichte Mitte des Jahres einen Wert von gut zehn Prozent, womit die europäischen Banken erstmals seit Jahren nachhaltig profitable Geschäftsmodelle vorweisen können.

Doch diese oberflächliche Robustheit kann irreführend sein. Die Profitabilität der Institute basiert wesentlich auf günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen, die sich rasch ändern können. Die Zinsüberschüsse werden mit fortschreitenden Zinssenkungen schrumpfen, während die Refinanzierungskosten zunächst auf höherem Niveau verharren. Gleichzeitig ist die Qualität der Vermögenswerte zwar stabil, aber in einzelnen Segmenten bereits erkennbaren Belastungen ausgesetzt. Die Quote notleidender Kredite in Deutschland ist seit Mitte des vergangenen Jahres von eineinhalb auf vierzehn Zehntel Prozent gestiegen, während sie in südeuropäischen Ländern tendenziell sank. Diese divergierende Entwicklung deutet auf unterschiedliche konjunkturelle Dynamiken hin, die das vermeintlich homogene Bild des robusten europäischen Bankensektors differenzieren.

Geopolitik als systemischer Risikotreiber

Die Einordnung geopolitischer Risiken als zentrale Bedrohung für die Finanzstabilität markiert einen Paradigmenwechsel in der Bankenaufsicht. Über Jahrzehnte fokussierte sich die Regulierung auf quantifizierbare finanzielle Risiken wie Kredit-, Markt- und Liquiditätsrisiken. Geopolitische Faktoren wurden zwar in Stresstests berücksichtigt, galten aber eher als externe Schocks denn als eigenständige Risikokategorie. Diese Perspektive hat sich fundamental gewandelt.

Geopolitische Risiken wirken auf Banken über multiple, oft schwer prognostizierbare Kanäle. Sie können sich in erhöhten Kreditausfällen manifestieren, wenn geopolitische Spannungen Lieferketten unterbrechen oder Exportmärkte wegbrechen. Sie beeinflussen Marktrisiken durch abrupte Kapitalströme und Währungsturbulenzen. Operationelle Risiken steigen durch die Bedrohung durch Cyberangriffe mit geopolitischen Motiven. Liquiditätsrisiken können entstehen, wenn internationale Refinanzierungsmärkte einfrieren. Und nicht zuletzt beeinflussen geopolitische Verwerfungen die Geschäftsmodelle der Institute selbst, wenn sich Handelsmuster verschieben oder regulatorische Fragmentierung zunimmt.

Die aktuelle geopolitische Konstellation ist durch eine bisher nicht gekannte Vielschichtigkeit charakterisiert. Der Krieg in der Ukraine hat die europäische Energiesicherheit fundamental in Frage gestellt und Sanktionsmechanismen aktiviert, die weitreichende Folgen für grenzüberschreitende Finanzströme haben. Der Konflikt im Nahen Osten birgt das Potenzial für weitere Ölpreisschocks und regionale Instabilität. Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China manifestieren sich in einem Technologiekonflikt, der die globalen Wertschöpfungsketten neu ordnet. Handelskonflikte zwischen wichtigen Wirtschaftsblöcken drohen, Jahrzehnte der Handelsliberalisierung rückgängig zu machen.

Für die europäische Industrie, die traditionell stark auf globale Handelsintegration angewiesen ist, ergeben sich daraus existenzielle Herausforderungen. Die Automobilindustrie, die Chemieindustrie und die Pharmaindustrie gehören zu den Sektoren, die am stärksten von protektionistischen Tendenzen betroffen sein könnten. Die amerikanische Handelspolitik hat im Verlauf des Jahres eine beispiellose Eskalation erfahren, mit Zöllen von fünfundzwanzig Prozent auf Automobile und Fahrzeugteile sowie einem Basiszollsatz von fünfzehn Prozent auf den Großteil der europäischen Exporte in die Vereinigten Staaten. Für Stahl und Aluminium wurden sogar Zölle von fünfzig Prozent verhängt.

Der Handelskrieg als makroökonomischer Stressfaktor

Die Auswirkungen dieser Handelspolitik auf die europäische Wirtschaft und damit mittelbar auf die Banken sind erheblich. Modellrechnungen verschiedener Institutionen prognostizieren Wachstumseinbußen für Deutschland und den Euroraum in der Größenordnung von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts über einen Zeitraum von zwei Jahren. Für einzelne stark exportorientierte Volkswirtschaften wie Irland könnten die Effekte noch deutlicher ausfallen, mit Rückgängen von bis zu zwölftel Prozentpunkten des Bruttoinlandsprodukts.

Diese makroökonomischen Belastungen würden sich über verschiedene Kanäle auf die Bankbilanzen übertragen. Zunächst würde die Kreditnachfrage leiden, da Unternehmen in einem unsicheren Umfeld Investitionen zurückstellen. Gleichzeitig würde die Fähigkeit bestehender Kreditnehmer, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, geschwächt. Dies gilt insbesondere für mittelständische Unternehmen in exportorientierten Sektoren, die weniger diversifiziert sind als Großkonzerne und geringere finanzielle Puffer aufweisen.

Besonders prekär ist die Situation in der Automobilzulieferindustrie. Zwei Drittel der befragten Zulieferer berichteten bereits vor der jüngsten Zolleskalalation von erschwerten Zugängen zu Bankfinanzierungen. Die Banken verlangen höhere Zinssätze, umfangreichere Sicherheiten, strengere Vertragsbedingungen und kürzere Laufzeiten. Diese Entwicklung trifft die Unternehmen in einer Phase, in der sie massive Investitionen in die Transformation hin zur Elektromobilität tätigen müssen, während gleichzeitig ihre Margen historisch niedrig sind. Die Gefahr einer Zunahme der Insolvenzen in diesem Sektor ist real und würde die Banken über steigende Kreditausfälle belasten.

Die Deutsche Bank hat in ihrer Analyse zur amerikanischen Handelspolitik darauf hingewiesen, dass für Ford und General Motors Kostenbelastungen von über zehn Milliarden Dollar entstehen könnten, mit einem Einbruch des operativen Gewinns von vier bis sieben Milliarden Dollar jährlich. Auch wenn diese Zahlen sich auf amerikanische Hersteller beziehen, verdeutlichen sie die Dimension der Verwerfungen, die durch Zölle entstehen können. Europäische Hersteller sind ähnlichen Risiken ausgesetzt, zumal sie in den Vereinigten Staaten einen erheblichen Marktanteil haben und die Produktion nicht kurzfristig verlagern können.

Das Gewerbeimmobilien-Dilemma

Ein weiterer kritischer Risikobereich, den die Bankenaufsicht intensiv beobachtet, sind Kredite für Gewerbeimmobilien. Dieses Segment macht zwar nur etwa zehn Prozent der gesamten Bankkredite im Euroraum aus, hat aber eine überproportionale Bedeutung für die Finanzstabilität. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde meldete, dass sich der Anteil ausfallgefährdeter Gewerbeimmobilienkredite innerhalb von zwölf Monaten von zweikommazwei auf fünf Prozent mehr als verdoppelt hat, in absoluten Zahlen ein Anstieg von sechskommezwei auf vierzehnkommezwei Milliarden Euro.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und struktureller Natur. Das Umfeld hoher Zinsen hat die Schuldendienstkosten für bestehende Kreditnehmer dramatisch erhöht, insbesondere bei variabel verzinslichen Krediten und auslaufenden Zinsbindungen. Gleichzeitig hat sich die Rentabilität vieler Gewerbeimmobilien verschlechtert, da strukturelle Veränderungen wie der Trend zum Home Office die Nachfrage nach Büroflächen reduzieren. Die Inflation verteuert Mieten, Bewirtschaftungskosten und Baukosten, was die Kapitalpolster der Eigentümer schmälert.

Die Europäische Zentralbank hat in gezielten Prüfungen eine Reihe von Mängeln bei der Wertermittlung und Wertüberwachung durch die Banken festgestellt. Statt einer marktnahen Bewertung unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung zeige sich, dass Kreditinstitute auf mögliche Zukunftswerte oder gar auf Werte zurückgreifen, die nicht die aktuelle Marktlage widerspiegeln würden. Diese mangelnde Konservativität bei der Bewertung der Sicherheiten birgt das Risiko, dass die tatsächlichen Verluste bei Kreditausfällen höher ausfallen als antizipiert.

Die Situation bei Gewerbeimmobilien ist deshalb besonders heikel, weil sie einen potentiellen Verstärkereffekt in Krisen haben kann. Wenn mehr Kredite ausfallen und Immobilien auf den Markt kommen, führt das zu einem weiteren Preisverfall und auch der Wert der Sicherheiten für alle Gewerbeimmobilienkredite sinkt. Dieser Rückkopplungsmechanismus zwischen Kreditausfällen und Vermögenswertverlusten war ein zentrales Merkmal der Finanzkrise von zweitausendacht und könnte sich, wenngleich in abgeschwächter Form, wiederholen.

Die Europäische Zentralbank hat daher die Institute aufgefordert, ihre Rahmenwerke für das Kreditrisikomanagement bei Gewerbeimmobilien zu verbessern und eine engmaschigere Überwachung der Immobilienbewertungen sicherzustellen. Bei den Vor-Ort-Prüfungen wird besonderes Augenmerk auf die Datenbasis bei der Wertermittlung und die Berücksichtigung aktueller Marktentwicklungen gelegt. Institute, bei denen signifikante Mängel festgestellt werden, müssen mit aufsichtlichen Maßnahmen rechnen.

Die Stresstestarchitektur als Frühwarnsystem

Angesichts der Unvorhersehbarkeit der skizzierten Risiken hat die Europäische Zentralbank eine bemerkenswerte methodische Innovation angekündigt. Im Jahr zweitausendsechsundzwanzig wird erstmals ein sogenannter inverser Stresstest zu geopolitischen Risiken durchgeführt. Bei dieser Methodik geben die Aufseher den Banken nicht wie üblich ein Szenario vor, auf das diese reagieren müssen, sondern definieren einen bestimmten Vermögensverlust oder Kapitalabbau und fordern die Institute auf, selbst plausible Szenarien zu entwickeln, die zu diesem Ergebnis führen würden.

Diese Umkehrung der Perspektive ist aus mehreren Gründen aufschlussreich. Erstens zwingt sie die Banken, sich intensiv mit ihren spezifischen Vulnerabilitäten auseinanderzusetzen. Jedes Institut hat aufgrund seines Geschäftsmodells, seiner geografischen Präsenz und seiner Kundschaft unterschiedliche Risikoprofile gegenüber geopolitischen Schocks. Ein inverser Stresstest deckt diese institutsspezifischen Schwachstellen auf. Zweitens fördert die Methodik kreatives Risikomanagement. Während vorgegebene Szenarien tendenziell bekannte Risiken abbilden, können selbst entwickelte Szenarien auch weniger offensichtliche oder neuartige Bedrohungen erfassen. Drittens liefert die Aggregation der Szenarien aller Institute den Aufsehern wertvolle Informationen über die Diversität und Konzentration systemischer Risiken im Bankensektor.

Der inverse Stresstest ergänzt die regulären Stresstests, die die Europäische Bankenaufsichtsbehörde und die Europäische Zentralbank im zweijährlichen Rhythmus durchführen. Der jüngste Stresstest im Sommer ergab, dass vierundsechzig Banken aus siebzehn EU- und EWR-Staaten, die zusammen rund fünfundsiebzig Prozent der Bankaktiva in der EU repräsentieren, auch unter einem schweren hypothetischen Wirtschaftsabschwung widerstandsfähig bleiben. Das simulierte Szenario umfasste eine scharfe Verschlechterung des globalen makrofinanziellen Umfelds, getrieben durch ein Wiederaufflammen geopolitischer Spannungen, verstärkte Handelsfragmentierung einschließlich Zollerhöhungen und persistente Angebotsschocks.

Trotz Verlusten von fünfhundertsiebenundvierzig Milliarden Euro würden die Banken starke Kapitalpositionen aufrechterhalten und ihre Fähigkeit, die Wirtschaft weiter zu unterstützen, behalten. Die harte Kernkapitalquote fiele im Durchschnitt um dreihundertsiebzig Basispunkte auf zwölf Prozent. Diese Kapitalreduktion fällt geringer aus als noch im Stresstest von zweitausenddreiundzwanzig, was als Zeichen gestiegener Profitabilität und effizienterer Risikosteuerung interpretiert wird.

Allerdings sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Stresstests basieren auf Annahmen und Modellen, die immer nur Approximationen der Realität sein können. Die tatsächliche Krisenrealität ist typischerweise komplexer, dynamischer und von Rückkopplungseffekten geprägt, die in statischen Modellen nur unzureichend abgebildet werden. Zudem zeigen Stresstests die Widerstandsfähigkeit unter der Annahme, dass die Institute ihre Geschäftsmodelle nicht fundamental ändern. In realen Krisen passen Banken jedoch ihre Strategien an, was zu unerwarteten Verhaltensweisen und systemischen Effekten führen kann.

Klimarisiken als langfristige Bedrohung

Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, Klimarisiken in ihre Aufsichtspraxis zu integrieren. Diese Risiken wirken über zwei Hauptkanäle auf Banken ein. Physische Risiken entstehen durch die direkten Auswirkungen des Klimawandels wie Extremwetterereignisse, die Vermögenswerte beschädigen oder Geschäftstätigkeiten beeinträchtigen. Transitionsrisiken resultieren aus der notwendigen Transformation hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, die bestimmte Geschäftsmodelle obsolet macht und erhebliche Umschichtungen in der Wirtschaftsstruktur erfordert.

Die Bankenaufsicht hat im Jahr zweitausendundzwanzig einen Leitfaden veröffentlicht, der ihre Erwartungen an die Institute im Umgang mit Klima- und Umweltrisiken formuliert. Seitdem hat sie die Umsetzung dieser Erwartungen systematisch überwacht und bei festgestellten Mängeln zunächst Verbesserungsauflagen erteilt. Im Jahr zweitausendvierundzwanzig hat die Europäische Zentralbank angekündigt, dass sie bei anhaltenden Defiziten auch Geldstrafen verhängen wird. Mehrere Institute im Euroraum haben bereits Warnungen für ihren unzureichenden Umgang mit Umwelt- und Klimarisiken erhalten.

Ein entscheidender Schritt erfolgte im Jahr zweitausendfünfundzwanzig, als die Europäische Zentralbank ankündigte, Klima- und Naturrisiken dauerhaft in ihre Aufsichtspraxis zu integrieren und erstmals in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess einzubeziehen. Dies bedeutet, dass Klimarisiken künftig eigenständige Säule-zwei-Kapitalzuschläge auslösen können, wenn die Risikosteuerung der Institute als unzureichend bewertet wird. Zudem wird die sogenannte Übergangsplanung ein verbindlicher Teil der Aufsicht. Banken müssen systematisch bewerten, wie gut ihre Kreditnehmer den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft meistern.

Diese Integration von Klimarisiken in die kapitalwirksame Bankenaufsicht markiert den Übergang von freiwilligem Dialog zu verbindlicher Regulierung. Sie ist das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses, der mit ersten Selbstbewertungen der Banken begann, durch einen Klimastresstest vertieft wurde und nun in regulatorische Konsequenzen mündet. Die Bankenbranche hat diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits erkennt sie die Relevanz von Klimarisiken an und hat bereits erhebliche Fortschritte bei deren Integration in die Risikosteuerung erzielt. Andererseits warnt sie vor überzogenen Kapitalanforderungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnten.

Die Herausforderung bei der Quantifizierung von Klimarisiken liegt in ihrer langfristigen Natur und Unsicherheit. Im Gegensatz zu klassischen Finanzrisiken, die auf historischen Daten basieren können, erfordern Klimarisiken Forward-Looking-Analysen über Jahrzehnte hinweg. Die Modellierung ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, da sie Annahmen über technologische Entwicklungen, politische Maßnahmen und gesellschaftliche Präferenzen treffen muss. Dennoch ist die Berücksichtigung dieser Risiken unerlässlich, da ihre potentiellen Auswirkungen auf die Finanzstabilität erheblich sein könnten.

 

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Systemische Risiken erkennen und meistern: Die EZB im Fokus

Cyber-Resilienz als existenzielle Notwendigkeit

Neben Klima- und geopolitischen Risiken rückt die Cyber-Resilienz zunehmend in den Fokus der Bankenaufsicht. Die fortschreitende Digitalisierung macht Finanzinstitute abhängiger von Informationstechnologie und gleichzeitig verwundbarer gegenüber Cyberangriffen. Die Bedrohung reicht von kriminellen Aktivitäten wie Ransomware-Attacken bis hin zu staatlich gesteuerten Angriffen mit geopolitischen Motiven.

Die Europäische Zentralbank hat im Jahresbericht ihrer Bankenaufsicht betont, dass die Digitalisierung für Banken wesentlich sei, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber mit einem soliden Risikomanagement einhergehen müsse, das Themen wie die übermäßige Abhängigkeit von IT-Dienstleistern und die anhaltende Bedrohung durch Cyberangriffe adressiere. Die Aufsichtsbehörde hat angekündigt, ihre Arbeit in diesem Feld zu intensivieren.

Die jüngsten Stresstests zur Cyber-Resilienz haben gezeigt, dass die Banken zwar im Allgemeinen gut vorbereitet seien, aber auch ihre Cyber-Resilienz verbessern müssten, was sehr kostspielig sei. Diese Feststellung verdeutlicht das Dilemma, in dem sich die Institute befinden. Einerseits müssen sie erheblich in ihre technologische Infrastruktur und Sicherheitssysteme investieren, um sich gegen Cyberbedrohungen zu wappnen. Andererseits stehen sie unter dem Druck ihrer Aktionäre, die kurzfristige Dividendenerwartungen haben. Die Abwägung zwischen langfristigen Investitionen in die Widerstandsfähigkeit und kurzfristigen Ausschüttungen ist entscheidend für nachhaltiges Wachstum.

Mit der Digital Operational Resilience Act, die ab dem Jahr zweitausendfünfundzwanzig vollständig anwendbar ist, hat die Europäische Union einen umfassenden Regulierungsrahmen geschaffen, der die digitale operationale Widerstandsfähigkeit von Finanzinstituten stärken soll. Die Umsetzung dieser Anforderungen erfordert von den Banken erhebliche organisatorische und technische Anpassungen. Die Aufsicht wird im Jahr zweitausendfünfundzwanzig gezielt prüfen, inwiefern Finanzinstitute ihre IT-Risiken tatsächlich im Griff haben und ihre Richtlinien nicht nur auf dem Papier existieren, sondern in den Geschäftsprozessen verankert sind.

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Der demografische Wandel als schleichende Transformation

Ein weiterer struktureller Faktor, den die Europäische Zentralbank in ihrer Risikoanalyse nennt, ist der demografische Wandel. Dieser wirkt über verschiedene Kanäle auf das Finanzsystem ein. Die alternde Bevölkerung in Europa führt zu Veränderungen in der Nachfrage nach Finanzdienstleistungen, zu Anpassungen in den Geschäftsmodellen der Institute und zu Verschiebungen in den Vermögensportfolios.

Für die Banken bedeutet die Alterung der Gesellschaft zunächst, dass sich die Kundenstruktur verschiebt. Ältere Kunden haben andere Bedürfnisse als jüngere: Sie sind weniger an Konsumkrediten interessiert, dafür mehr an Vermögensverwaltung und Altersvorsorge. Der Grossteil der Vermögen gehört der älteren Generation, weshalb sie für Finanzinstitute eine interessante Kundengruppe darstellt. Gleichzeitig stellt die alternde Belegschaft die Banken vor personalpolitische Herausforderungen, insbesondere beim Wissenserhalt und der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte.

Makroökonomisch reduziert die demografische Entwicklung das Potenzialwachstum der Volkswirtschaften, da weniger Personen im arbeitsfähigen Alter vorhanden sind. Dies dämpft die Kreditnachfrage und erschwert die Ertragsgenerierung der Banken. Zudem könnte die alternde Bevölkerung eher dazu tendieren, Vermögenswerte abzubauen statt neue anzusammeln, was Auswirkungen auf die Kapitalmärkte und die Finanzierung von Investitionen haben könnte. Einige Analysten befürchten, dass wenn die Babyboomer-Generation ihr angespartes Vermögen und ihre erworbenen Häuser verkaufen möchte, es viele Verkäufer von Vermögensgegenständen gibt, aber relativ wenige Käufer aus der jungen Generation, was zu einem Abschmelzen der Vermögenswerte führen könnte.

Wettbewerbsdruck durch Digitalisierung und Nichtbanken

Die Finanzlandschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der durch Digitalisierung und das Aufkommen neuer Wettbewerber getrieben wird. Fintech-Unternehmen und Neobanken wie N26 oder Revolut setzen neue Standards in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit und Agilität. Sie konzentrieren sich auf digitale Kundenerlebnisse, niedrige Gebühren und schnelle Produkteinführungen und gewinnen insbesondere bei jüngeren Zielgruppen Marktanteile.

Für traditionelle Banken bedeutet dies einen intensivierten Wettbewerb, der ihre etablierten Geschäftsmodelle in Frage stellt. Die Digitalisierung ist für sie keine Option mehr, sondern eine existenzielle Notwendigkeit. Institute, die Vorreiter in puncto Digitalisierung sind, übertreffen mit einer Eigenkapitalrendite von achtkommsieben Prozent den Wettbewerb deutlich und haben zudem eine höhere Kundenloyalität. Die Bankentransformation erfordert jedoch erhebliche Investitionen in Technologie und eine kulturelle Neuausrichtung, was für viele traditionelle Häuser eine Herausforderung darstellt.

Neben den Fintechs gewinnen auch sogenannte Schattenbanken oder Nichtbanken-Finanzintermediäre an Bedeutung. Diese Unternehmen betreiben bankähnliche Geschäfte wie Kreditintermediation, Investmentgeschäft und Risikoabsicherung, ohne eine Banklizenz zu besitzen und unterliegen daher nicht der vollständigen Bankenregulierung. Das Schattenbanksystem ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen und macht mittlerweile einen beträchtlichen Teil des Finanzsystems aus.

Die Regulierungsbehörden betrachten diese Entwicklung mit Sorge, da Schattenbanken aufgrund ihrer geringeren Regulierung möglicherweise risikoreichere Entscheidungen treffen und gleichzeitig über Verflechtungen mit dem traditionellen Bankensektor systemische Risiken schaffen können. Die Finanzkrise von zweitausendacht hat gezeigt, wie Probleme im Schattenbanksystem auf das reguläre Bankensystem übergreifen und eine globale Finanzkrise auslösen können. Die mangelhafte Regulierung von Schattenbanken wird daher von vielen Experten als eine der wichtigsten ungelösten Herausforderungen für die Finanzstabilität angesehen.

Die Europäische Zentralbank hat in ihrem Finanzstabilitätsbericht im November zweitausendvierundzwanzig betont, dass die wachsenden Verflechtungen zwischen Banken und Nichtbanken-Finanzintermediären ein erhöhtes systemisches Risiko darstellen. Die Institute agierten weiter in einem schwierigen Umfeld, das von erhöhten geopolitischen Risiken und neuen Wettbewerbsmustern wegen der Digitalisierung und der Konkurrenz durch Nicht-Banken geprägt sei. Dies erfordere vorausschauende Risikobewertungen und eine ausreichende Widerstandsfähigkeit.

Regulatorische Anpassungen und Kapitalanforderungen

Die regulatorische Landschaft für Banken befindet sich in kontinuierlicher Weiterentwicklung. Mit der Umsetzung von Basel III in europäisches Recht durch die Capital Requirements Regulation III und die Capital Requirements Directive VI kommen auf die Institute weitere Anpassungen bei den Eigenkapitalanforderungen zu. Die Reformen zielen darauf ab, eine risikosensitivere Eigenkapitalunterlegung zu erreichen und die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors weiter zu stärken.

Ein zentrales Element der neuen Regelungen ist der sogenannte Output Floor, der den Nutzen aus der Anwendung interner Ratings beziehungsweise Risikomodelle begrenzt. Banken, die interne Modelle verwenden, müssen künftig zusätzlich die risikogewichteten Aktiva nach Standardansätzen für ihr gesamtes Portfolio berechnen. Die Gesamtkapitalanforderungen dürfen nicht unter einen bestimmten Prozentsatz der nach Standardansätzen berechneten risikogewichteten Aktiva fallen. Dieser Floor wird schrittweise bis zum Jahr zweitausenddreißig eingeführt.

Für deutsche Finanzinstitute führen die Basel-III-Reformen bis zum Jahr zweitausenddreiunddreißig zu einem erwarteten Anstieg der Mindestkapitalanforderungen in der Größenordnung von acht Prozent, was in absoluten Zahlen einem Anstieg der Tier-1-Kapitalanforderungen von dreißig Milliarden Euro entspricht. Im Vergleich dazu ist aktuell hartes Kernkapital in Höhe von etwa einhundertfünfundsechzig Milliarden Euro oberhalb der Anforderungen vorhanden, so dass der Sektor insgesamt gut positioniert erscheint. Allerdings variiert die Betroffenheit zwischen den Instituten erheblich, und für einige könnte die Erfüllung der neuen Anforderungen herausfordernd werden.

Die Europäische Zentralbank belässt die Kapitalanforderungen für das Jahr zweitausendsechsundzwanzig weitgehend stabil, was die derzeitige Robustheit des Sektors widerspiegelt. Für einzelne Institute wie die Deutsche Bank wurden die Anforderungen sogar leicht reduziert. Die Säule-zwei-Anforderungen und die kombinierte Kapitalpufferanforderung bleiben aber auf einem Niveau, das den Instituten wenig Spielraum für zusätzliche Dividenden oder Aktienrückkäufe lässt, sofern sie nicht über substanzielle Kapitalüberschüsse verfügen.

Die Kunst der Kapitalalllokation in unsicheren Zeiten

Eine zentrale Herausforderung für die Banken besteht in der Allokation ihres Kapitals zwischen verschiedenen konkurrierenden Verwendungszwecken. Die Institute müssen ausreichende Puffer vorhalten, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und Krisen zu überstehen. Gleichzeitig erwarten ihre Aktionäre angemessene Renditen in Form von Dividenden und Aktienkursgewinnen. Zudem müssen die Banken in ihre Infrastruktur, Technologie und Mitarbeiter investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Chefin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank hat betont, dass die Banken gut beraten seien, die derzeitigen Gewinne in die Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit zu investieren. Es sei eine gute Nachricht, dass die Banken profitabler seien, aber es werde dringend gefordert, diese Gelegenheit zu nutzen, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken. Die Abwägung zwischen kurzfristigen Dividendenerwartungen der Aktionäre und langfristigen Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Banken sei entscheidend für nachhaltiges Wachstum.

Diese Mahnung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass einige Institute ihre Ausschüttungsquoten erhöhen wollen. Die Deutsche Bank hat angekündigt, ab dem Jahr zweitausendsechsundzwanzig sechzig Prozent des auf die Aktionäre entfallenden Gewinns auszuschütten, gegenüber bisher fünfzig Prozent. Zudem sieht die Bank Potenzial, überschüssiges Kapital für zusätzliche Ausschüttungen zu nutzen. Solche Strategien sind aus Sicht der Aktionäre attraktiv, werfen aber aus aufsichtlicher Perspektive die Frage auf, ob die Institute ausreichend Kapital für zukünftige Krisen vorhalten.

Die Herausforderung besteht darin, dass sich die Risiken im Vorfeld einer Krise oft nicht klar abzeichnen. Banken, die in guten Zeiten zu viel Kapital ausschütten, können in schlechten Zeiten in Schwierigkeiten geraten. Die Finanzkrise von zweitausendacht hat gezeigt, wie schnell sich scheinbar solide Institute in Existenznot befinden können, wenn unerwartete Schocks eintreten. Die höheren Kapitalanforderungen und aufsichtlichen Kapitalempfehlungen der Nachkrisenjahre zielen genau darauf ab, solche Situationen zu vermeiden.

Systemische Ansteckungskanäle und Fragmentierungsrisiken

Ein oft unterschätzter Aspekt der Finanzstabilität sind die Ansteckungskanäle zwischen Instituten und über Ländergrenzen hinweg. Banken sind über verschiedene Mechanismen miteinander verbunden: über den Interbankenmarkt, über gemeinsame Exponierungen gegenüber bestimmten Vermögensklassen, über Derivatemärkte und über Vertrauenseffekte. Wenn ein Institut in Schwierigkeiten gerät, können sich diese Probleme über diese Kanäle auf andere Institute übertragen.

In der Finanzkrise spielten zwei Ansteckungsmechanismen eine zentrale Rolle. Erstens waren Banken über gegenseitige Interbankkredite miteinander verbunden, so dass die Krise einer Bank zum Kreditausfall und zu Verlusten bei anderen Banken führte. Zweitens sahen sich Banken mit Liquiditätsproblemen gezwungen, rasch Vermögenswerte zu veräussern, was die Preise an den Kapitalmärkten drückte und weitere Banken in Schwierigkeiten brachte. Diese Verstärkereffekte führten dazu, dass aus lokalen Problemen systemische Krisen wurden.

Die geopolitische Fragmentierung und protektionistische Handelspolitik könnten neue Ansteckungskanäle schaffen oder bestehende verstärken. Wenn Handelsbarrieren die grenzüberschreitenden Kapitalflüsse behindern oder politische Spannungen das Vertrauen in bestimmte Finanzplätze untergraben, können sich Finanzströme abrupt verschieben. Dies kann zu Liquiditätsproblemen bei einzelnen Instituten führen und über Ansteckungseffekte systemische Dimensionen annehmen.

Die Europäische Zentralbank warnt, dass die Finanzmärkte nicht gefeit seien vor plötzlichen Turbulenzen. Die Märkte seien besonders anfällig für weitere Schocks, und die hohe Bewertung vieler Vermögensklassen in Kombination mit einer ausgeprägten Risikokonzentration erhöhe die Gefahr abrupter Korrekturen. Ein EZB-Rat warnte, dass eine politisch abhängige Federal Reserve zu Turbulenzen an den Finanzmärkten und in der Weltwirtschaft führen könnte. Man habe bereits genug Turbulenzen aufgrund geopolitischer Spannungen wie dem Krieg in der Ukraine und Handelsspannungen.

Navigieren in der Polykrise

Die umfassende Warnung der Europäischen Zentralbank vor einem historisch hohen Risikoniveau für Banken-Schocks ist keine isolierte Alarmsirene, sondern Ausdruck einer fundamentalen Veränderung der Rahmenbedingungen für das Finanzsystem. Die europäischen Banken befinden sich in einer Polykrise, in der geopolitische Verwerfungen, handelspolitische Umbrüche, klimatische Transformationen, demografische Verschiebungen und technologische Disruptionen zusammenwirken und sich gegenseitig verstärken.

Die gegenwärtige Robustheit der Institute in Bezug auf Kapital, Liquidität und Profitabilität darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Stabilität auf Rahmenbedingungen beruht, die sich rasch ändern können. Die Profitabilität basiert wesentlich auf dem Zinsumfeld, das sich bereits wieder normalisiert. Die Qualität der Vermögenswerte ist in einzelnen Segmenten unter Druck, insbesondere bei Gewerbeimmobilien und exportorientierten Branchen. Die operationelle Resilienz gegen Cyberbedrohungen muss kontinuierlich verbessert werden.

Die Herausforderung für die Banken besteht darin, ihre Widerstandsfähigkeit in einer Phase scheinbaren Wohlstands zu stärken. Dies erfordert eine vorausschauende Risikosteuerung, die nicht nur bekannte Risiken managt, sondern auch auf unerwartete Schocks vorbereitet ist. Die Investitionen in Risikomanagement, technologische Infrastruktur und Mitarbeiterqualifikation müssen Priorität haben gegenüber kurzfristigen Gewinnmaximierungen.

Für die Aufsichtsbehörden bedeutet die komplexe Risikolage, dass sie ihre Instrumente kontinuierlich weiterentwickeln müssen. Der inverse Stresstest zu geopolitischen Risiken ist ein innovativer Ansatz, der die institutsspezifischen Vulnerabilitäten besser erfasst als standardisierte Szenarien. Die Integration von Klimarisiken in die kapitalwirksame Aufsicht setzt wichtige Anreize für langfristiges Risikomanagement. Die intensivierte Überwachung der Cyber-Resilienz adressiert eine der drängendsten operationellen Bedrohungen.

Die makroprudenzielle Politik steht vor der Aufgabe, systemische Risiken zu identifizieren und präventiv zu adressieren, ohne die Fähigkeit der Banken zu beeinträchtigen, die Wirtschaft zu finanzieren. Die Balance zwischen ausreichenden Kapitalpolstern und der Kreditvergabefähigkeit ist schwierig zu finden und erfordert eine kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Umstände.

Letztlich wird die Widerstandsfähigkeit des europäischen Finanzsystems in den kommenden Jahren auf eine Probe gestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer oder mehrere der identifizierten Risikofaktoren materialisieren, ist nicht gering. Entscheidend wird sein, wie gut die Institute und die Aufsichtsbehörden vorbereitet sind und wie effektiv die Krisenreaktionsmechanismen funktionieren. Die historische Risikoakkumulation erfordert eine ebenso historische Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft aller Beteiligten im Finanzsystem.

 

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