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Europas KI-Aufholjagd: Eine eigene KI-Industrie mit der “Apply AI-Strategie” – Zwischen Souveränität und Wettbewerbsrealität

Europas KI-Aufholjagd: Eine eigene KI-Industrie mit der "Apply AI-Strategie" – Zwischen Souveränität und Wettbewerbsrealität

Europas KI-Aufholjagd: Eine eigene KI-Industrie mit der “Apply AI-Strategie” – Zwischen Souveränität und Wettbewerbsrealität – Bild: Xpert.Digital

Eine neue Strategie, die alte Abhängigkeiten aufbrechen will

1. Eine späte Kurskorrektur in bewegten Zeiten

Die Europäische Union steht an einem kritischen Wendepunkt ihrer digitalen Geschichte. Während sie jahrelang als Regulierungspionierin im Bereich der Künstlichen Intelligenz auftrat, wächst die Erkenntnis, dass die rein regulatorische Herangehensweise nicht ausreicht, um im globalen KI-Wettlauf bestehen zu können. Im Oktober 2025 stellte die EU-Kommission ihre neue “Apply AI-Strategie” vor, die einen fundamentalen Paradigmenwechsel markiert: Statt nur zu regulieren, will Europa nun endlich auch in die Offensive gehen und eine eigene KI-Industrie aufbauen.

Die Strategie kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Abhängigkeit Europas von amerikanischen und chinesischen Technologien dramatische Ausmaße angenommen hat. Mehr als drei Viertel der börsennotierten europäischen Unternehmen sind auf US-amerikanische Cloud-Dienste angewiesen, und bei den kritischen KI-Technologien hinkt Europa deutlich hinterher. Während die USA bei Quantencomputing und Künstlicher Intelligenz die Spitzenposition innehaben und China bei Halbleitern stark aufholt, rangiert Europa in allen drei Schlüsseltechnologien abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Die neue Strategie baut auf einer schmerzhaften Erkenntnis auf: Europa hat die digitale Revolution der vergangenen zwei Jahrzehnte weitgehend verpasst und droht nun auch bei der KI den Anschluss zu verlieren. Mit einer Milliarde Euro aus bestehenden Programmen will die EU-Kommission den Einsatz europäischer KI-Lösungen in acht strategischen Sektoren fördern – von Gesundheitswesen und Energie bis hin zu Verteidigung und Automobilindustrie. Das erklärte Ziel ist es, aus der Position einer “digitalen Kolonie” herauszufinden und technologische Souveränität zu erlangen.

2. Vom Regulierer zum Nachzügler: Europas digitale Odyssee

Die Ursprünge von Europas KI-Strategie reichen zurück in die Zeit, als die digitale Transformation noch in den Kinderschuhen steckte. Bereits in den 2000er Jahren erkannte die EU die Bedeutung digitaler Technologien, fokussierte sich jedoch primär auf den Aufbau rechtlicher Rahmenbedingungen. Während amerikanische Unternehmen wie Google, Amazon und Microsoft ihre Marktdominanz ausbauten und chinesische Konzerne wie Alibaba und Tencent rasant wuchsen, setzte Europa auf Regulierung und Datenschutz.

Der entscheidende Wendepunkt kam mit der Verabschiedung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018, die Europa als globalen Standard-Setzer etablierte. Diese Erfolgsgeschichte wiederholte sich mit dem AI Act, der als weltweit erstes umfassendes KI-Gesetz 2024 in Kraft trat. Der risikobasierte Ansatz des AI Acts stuft KI-Systeme in verschiedene Kategorien ein und unterwirft Hochrisiko-Anwendungen strengen Auflagen – von der Transparenzpflicht bis zur menschlichen Kontrolle.

Doch der Fokus auf Regulierung hatte seinen Preis. Während Europa Gesetze schrieb, bauten andere Kontinente Unternehmen auf. Der Mario Draghi-Bericht von September 2024 brachte diese Misere schonungslos auf den Punkt: Europa müsse erheblich innovativer werden, um im Wettbewerb mit den USA und China mitzuhalten. Die EU sei in einer statischen Industriestruktur gefangen, in der nur wenige neue Unternehmen aufsteigen, um bestehende Industrien zu transformieren oder neue Wachstumsmotoren zu entwickeln.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur vier der 50 größten Technologieunternehmen der Welt sind europäisch. Bei KI-Investitionen fließen 61 Prozent der weltweit als “bemerkenswert” eingestuften Machine-Learning-Modelle aus den USA, gefolgt von der EU mit 21 Prozent und China mit 15 Prozent. Die EU investierte 2024 nur 6 Prozent der weltweiten KI-Startup-Finanzierung von über 35 Milliarden US-Dollar. Diese ernüchternden Realitäten führten zu einem Umdenken in Brüssel: Regulierung allein reicht nicht aus – Europa braucht eine industriepolitische Antwort auf die KI-Herausforderung.

3. Die Bausteine der neuen KI-Offensive

Die neue Apply AI-Strategie der EU ruht auf mehreren strategischen Säulen, die gemeinsam ein kohärentes Ökosystem für europäische KI-Innovation schaffen sollen. Im Zentrum steht die Transformation der bestehenden 151 European Digital Innovation Hubs (EDIHs) zu spezialisierten “Erfahrungszentren für KI”. Diese Hubs sollen kleinen und mittleren Unternehmen privilegierten Zugang zum EU-KI-Innovationsökosystem verschaffen und dabei helfen, die digitale Kluft zwischen Großkonzernen und KMUs zu überbrücken.

Das Herzstück der technischen Infrastruktur bilden die KI-Fabriken und geplanten Gigafactories. Die EU hat bereits 19 Standorte für KI-Fabriken ausgewählt und plant sechs weitere in Tschechien, Litauen, Polen, Rumänien, Spanien und den Niederlanden. Diese Einrichtungen sollen Start-ups, KMUs und der Industrie direkten Zugang zu KI-optimierten Supercomputern bieten. Die Investitionen belaufen sich auf über 500 Millionen Euro allein für die neuen Standorte, wobei die ambitionierteren Gigafactories mit einem Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro geplant sind.

Eine zentrale Komponente ist die neu geschaffene Apply AI Alliance, ein Koordinierungsforum, das Industrie, öffentlichen Sektor, Wissenschaft, Sozialpartner und Zivilgesellschaft zusammenbringt. Diese Allianz soll als zentrale Schnittstelle zwischen KI-Stakeholdern und der Kommission fungieren und den Dialog über KI-Politik in strategischen EU-Sektoren vorantreiben. Parallel dazu wird die Frontier AI-Initiative ins Leben gerufen, die Europas führende industrielle und akademische Akteure zusammenbringt, um den Fortschritt bei Frontier-KI-Fähigkeiten zu beschleunigen.

Die Strategie identifiziert acht prioritäre Sektoren für die KI-Implementierung: Gesundheitswesen und Pharmazeutika, Mobilität und Transport, Robotik, Fertigung und Ingenieurwesen, Klima und Umwelt, Energie, Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Verteidigung und Sicherheit. Besonders im Gesundheitswesen setzt die EU auf konkrete Anwendungen wie KI-gestützte Screening-Zentren, die genauere Diagnosen bei bildgebenden Verfahren ermöglichen sollen. In der Wissenschaft wird das virtuelle europäische Institut RAISE geschaffen, das KI-Ressourcen für die Entwicklung und Anwendung von KI in der Forschung bündeln soll.

4. Zwischen Ambitionen und Realitäten

Die Umsetzung der Apply AI-Strategie findet in einem herausfordernden Umfeld statt, das von geopolitischen Spannungen und technologischen Abhängigkeiten geprägt ist. Aktuell nutzen nur 37 Prozent der deutschen Unternehmen KI-Technologien, wobei große Unternehmen mit 66 Prozent deutlich aktiver sind als kleine Betriebe mit 36 Prozent. Europaweit liegt die KI-Nutzung bei lediglich 13,5 Prozent der Unternehmen, während die EU bis 2030 eine Quote von 75 Prozent anstrebt.

Die größte Herausforderung liegt in der strukturellen Abhängigkeit von ausländischen Technologien. Etwa 75 Prozent der europäischen Unternehmen verlassen sich auf amerikanische Cloud-Anbieter, und bei kritischen KI-Komponenten wie Halbleitern oder KI-Chips dominieren US- und asiatische Anbieter den Markt. Diese Abhängigkeit wird durch geopolitische Entwicklungen verschärft: Die Trump-Administration hat mit ihrer AI Action Plan-Strategie das Ziel formuliert, “globale technologische Dominanz” zu erreichen und Verbündete strukturell von US-Technologie abhängig zu machen.

Europa steht vor dem Dilemma, dass seine KI-Strategie in einem Markt umgesetzt werden muss, der bereits von anderen dominiert wird. Selbst vielversprechende europäische KI-Unternehmen wie das französische Mistral sind auf ausländische Zulieferer für Hardware, Software und kritische Mineralien angewiesen. Mistral, das als Hoffnungsträger für europäische Large Language Models gilt, ist mit knapp zwölf Milliarden Euro bewertet, während direkte US-Konkurrenten wie OpenAI, Anthropic und xAI auf Hunderte von Milliarden Dollar geschätzt werden.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Europa als Stärke vermarktet, werden von der Industrie zunehmend als Innovationshemmnis wahrgenommen. Der AI Act wird von Kritikern als “bürokratisches Monster” bezeichnet, das besonders für kleine und mittlere Unternehmen hohe Compliance-Kosten verursacht. Rechtsexperten sprechen von einem “absoluten Compliance-Overkill” bei Hochrisiko-KI-Anwendungen, der Innovation ersticken könnte. Diese Kritik wird durch die Tatsache verstärkt, dass nur elf Prozent der 383 Empfehlungen aus dem Draghi-Bericht bisher umgesetzt wurden.

 

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5. Erfolgsgeschichten und Lernbeispiele aus der Praxis

Trotz der strukturellen Herausforderungen gibt es bereits heute bemerkenswerte Beispiele für erfolgreiche KI-Implementierung in europäischen Unternehmen, die zeigen, was möglich ist, wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Siemens AG hat ihre Digital Lighthouse-Fabrik in Erlangen zu einem Paradebeispiel für industrielle KI-Anwendungen entwickelt. Durch den Einsatz von KI, digitalen Zwillingen und Robotik in über 100 Anwendungsfällen konnte das Unternehmen eine Produktivitätssteigerung von 69 Prozent und eine Energieeinsparung von 42 Prozent über vier Jahre erreichen.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel liefert Zalando, das mit seinem “Algorithmic Fashion Companion” 29 Millionen Kunden ein personalisiertes Einkaufserlebnis bietet. Das digitale Outfit-Empfehlungstool basiert auf KI und maschinellem Lernen und optimiert nicht nur das Kundenerlebnis, sondern auch interne Prozesse wie Lieferketten und Betrugsprävention. Besonders während der Cyber Week ermöglicht KI dem Unternehmen, ein vorbildliches Kundenerlebnis mit flexiblen Zahlungs- und Lieferoptionen sowie wochenspezifischen Rabatten zu schaffen.

Im Bereich der kleineren Unternehmen zeigt das Beispiel von Kaput Podcasts, wie generative KI-Technologien kreative Prozesse revolutionieren können. Das Unternehmen konnte die Zeit für repetitive Aufgaben bei der Podcastproduktion um 75 Prozent reduzieren, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Diese Fallstudie demonstriert das enorme Potenzial von KI für Content-Creation und Medienproduktion – Bereiche, in denen Europa traditionell stark ist.

Diese Erfolgsgeschichten verdeutlichen auch die strategischen Vorteile, die Europa im KI-Wettbewerb ausspielen kann. Im Gegensatz zu reinen Software-Anwendungen verfügt Europa über tiefes industrielles Know-how und hochwertige Domänendaten. Durch die Einbettung dieser Expertise in KI-gestützte Anwendungen in Bereichen wie Operations, Beschaffung oder Finanzen kann europäische Komplexität in europäische Wettbewerbsfähigkeit verwandelt werden. Besonders bei tabellarischen Modellen, die auf strukturierten Daten trainiert werden, können Hersteller ihre Daten effizient nutzen – ein Vorteil, der besonders wertvoll ist, wo Nachprüfbarkeit essentiell ist.

6. Strukturelle Hindernisse und systemische Schwächen

Die Umsetzung der europäischen KI-Strategie wird durch eine Reihe struktureller Probleme erschwert, die tief in der DNA des europäischen Innovationsökosystems verwurzelt sind. Das gravierendste Problem ist das Fehlen der komplementären Märkte, die für ein erfolgreiches KI-Geschäft erforderlich sind. Europa mangelt es an großen Geschäftsabnehmern für Frontier-Generative-KI-Modelle, die ausreichende Umsätze generieren könnten, um die enormen fixen Kosten für das Modelltraining zu decken. Ebenso fehlen hyperscale Cloud-Computing-Infrastrukturen und Private-Equity-Finanzierungen für KI-Start-ups im europäischen Maßstab.

Die Kosten für das Aufholen mit führenden Big-Tech-KI-Computing-Zentren sind bereits prohibitiv für EU-Budgets und werden voraussichtlich noch weiter steigen. Während die EU auf den Ausbau eines bestehenden Supercomputer-Netzwerks mit mehr KI-Hardware setzt, ist diese Computing-Infrastruktur nicht für KI-Modellierung angepasst. Die Hardware-Fokussierung übersieht die fehlenden EU-Märkte für komplementäre Dienstleistungen, die für den Aufbau eines erfolgreichen KI-Geschäfts erforderlich sind.

Ein weiteres systemisches Problem liegt in der fragmentierten Struktur des europäischen Binnenmarkts. Trotz theoretischer Harmonisierung müssen Unternehmen in der Praxis immer noch mit unterschiedlichen nationalen Implementierungen und bürokratischen Hürden kämpfen. Diese Fragmentierung wird durch den AI Act noch verstärkt, da verschiedene Mitgliedstaaten unterschiedliche Interpretationen der Vorschriften entwickeln können. Doppelregulierungen zwischen AI Act, Data Act und DSGVO schaffen zusätzliche Komplexität, die besonders kleinere Unternehmen überfordern kann.

Die Abhängigkeit von ausländischen Technologien wird durch das Handelsabkommen zwischen EU und USA noch weiter verfestigt. Während Europa jährlich digitale Dienstleistungen im Wert von mehr als 300 Milliarden Euro aus den USA importiert, versäumt es die EU weiterhin, eine einheitliche Digitalsteuer auf die Umsätze der US-Tech-Giganten auf dem europäischen Markt zu erheben. Gleichzeitig lenkt das Abkommen erhebliche Investitionen aus Europa in die US-Industrie, auf Kosten des Aufbaus europäischer Kapazitäten. Die Situation wird durch die erratische Politik der Trump-Administration verschärft, die Europa als potenzielle “Datenkolonie” behandelt und digitalen Imperialismus durch den Export des gesamten amerikanischen AI-Stacks fördern will.

7. Szenarien für die europäische KI-Zukunft

Die Zukunft der europäischen KI-Strategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich in unterschiedlichen Szenarien niederschlagen können. Im optimistischsten Szenario gelingt es Europa, seine industrielle Expertise und regulatorische Kompetenz zu einer einzigartigen Marktposition zu verbinden. Das “Trusted AI”-Modell könnte sich als globaler Standard etablieren, ähnlich wie die DSGVO die weltweite Datenschutzregulierung beeinflusst hat. In diesem Szenario würden europäische KI-Lösungen als besonders vertrauenswürdig und ethisch vermarktet, was ihnen Zugang zu sensiblen Bereichen wie Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen verschafft.

Ein wahrscheinlicheres mittleres Szenario sieht Europa als erfolgreichen “Anwendungsweltmeister”, der zwar nicht bei Frontier-Modellen konkurriert, aber bei spezialisierten industriellen KI-Anwendungen führend wird. In diesem Modell konzentriert sich Europa auf KI-Anwendungen unterhalb der Technologie-Frontier, die weit weniger Rechenkapazität und niedrigere Investitionskosten erfordern. Durch die Förderung der Übernahme von KI-Anwendungsdiensten in einer breiten Palette von Industrien könnte Europa das Produktivitätswachstum erheblich stimulieren, ohne in den prohibitiv teuren Frontier-Wettlauf einzusteigen.

Das pessimistischere Szenario sieht Europa als permanenten Nachzügler, der strukturell von amerikanischen und chinesischen Technologien abhängig bleibt. Die drei globalen AI-Strategien – das US-Frontier-Rennen, Europas regulatorischer Pfad und Chinas Bodenanwendungen – könnten sich so entwickeln, dass Europa zwischen den Stühlen sitzt. Während die USA durch private Investitionen und waghalsige Innovation die technologische Spitze halten und China durch staatlich koordinierte Massenanwendung den praktischen Nutzen maximiert, könnte Europa mit seinem regulatorischen Ansatz sowohl Innovation als auch Adoption behindern.

Die geopolitischen Entwicklungen werden entscheidend sein. Falls sich die USA und China in einem neuen Kalten Krieg der Technologien einrichten, könnte Europa gezwungen sein, sich für eine Seite zu entscheiden oder versuchen, eine neutrale Position zu halten. Die “Balance zwischen Großmächten” könnte Europa durchaus Vorteile bringen, wenn es geschickt zwischen den Lagern navigiert und dabei seine eigenen technologischen Nischen ausbaut. Alternativ könnte Europa auch versuchen, mit Ländern wie Indien, Japan oder Südkorea eine “Allianz der mittleren Mächte” zu bilden, um gemeinsam den Großmächten entgegenzutreten.

8. Wendepunkt oder Wendeschein: Eine kritische Einordnung

Die Apply AI-Strategie der Europäischen Union markiert zweifellos einen wichtigen Wendepunkt in der europäischen Technologiepolitik. Nach Jahren der primär regulatorischen Herangehensweise signalisiert die Strategie den Willen, endlich auch als technologischer Akteur aufzutreten. Die Milliarde Euro an Fördergeldern, der Aufbau von KI-Fabriken und die Transformation der Digital Innovation Hubs zeigen, dass Europa seine Hausaufgaben erkannt hat.

Dennoch bleiben erhebliche Zweifel, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die strukturellen Defizite zu überwinden. Die finanzielle Ausstattung von einer Milliarde Euro wirkt bescheiden im Vergleich zu den 58,5 Milliarden Dollar, die allein die USA 2024 in KI-Venture-Capital investiert haben. Selbst die ambitionierteren 20 Milliarden Euro für die Gigafactories sind ein Bruchteil dessen, was für eine echte Aufholjagd notwendig wäre. Mario Draghis Forderung nach zusätzlichen jährlichen Investitionen von 750 bis 800 Milliarden Euro macht deutlich, in welchen Dimensionen Europa denken müsste.

Die größte Herausforderung liegt nicht in der Technologie selbst, sondern in den Marktstrukturen und Geschäftsmodellen. Solange europäische KI-Start-ups gezwungen sind, mit US-Big-Tech-Firmen zu kooperieren, um Zugang zu Rechenkapazitäten, Daten und Märkten zu erhalten, bleibt die Abhängigkeit bestehen. Die Apply AI-Strategie adressiert diese fundamentalen Probleme nur oberflächlich und setzt zu stark auf staatliche Intervention in einem Bereich, der primär durch private Innovation und Risikokapital getrieben wird.

Europas beste Chance liegt möglicherweise nicht im direkten Wettbewerb mit den USA und China um Frontier-KI, sondern in der geschickten Nutzung seiner spezifischen Stärken. Die Kombination aus industriellem Know-how, hochwertigen Daten und vertrauenswürdiger Regulierung könnte eine einzigartige Marktposition schaffen. Wenn es Europa gelingt, KI zu einem selbstverständlichen Werkzeug in seinen traditionellen Stärkefeldern – vom Maschinenbau über die Chemieindustrie bis zur Automobilindustrie – zu machen, könnte es eine profitable Nische im globalen KI-Ökosystem finden.

Die Apply AI-Strategie ist ein notwendiger, aber nicht hinreichender Schritt. Sie zeigt, dass Europa die Herausforderung verstanden hat, lässt aber die Frage offen, ob der politische Wille und die finanziellen Ressourcen ausreichen, um die Vision in die Realität umzusetzen. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche europäische KI-Strategie schließt sich rapide – aber es ist noch nicht ganz geschlossen.

 

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