EU-Indien-Freihandelsabkommen – Chancen und Vorteile für deutsche Unternehmen – Ambitioniertes Abkommen für 2025 geplant
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Veröffentlicht am: 3. März 2025 / Update vom: 3. März 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
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EU-Indien-Freihandelsabkommen – Chancen und Vorteile für deutsche Unternehmen – Ambitioniertes Abkommen für 2025 geplant – Bild: Xpert.Digital
Freihandelsabkommen EU-Indien: Ein Weg zur wirtschaftlichen Resilienz?
Freihandelspakt zwischen EU und Indien: Ambitioniertes Abkommen für 2025 geplant
Die Europäische Union und Indien haben Ende Februar 2025 ihre Absicht bekräftigt, noch in diesem Jahr ein umfassendes Freihandelsabkommen abzuschließen. Bei einem hochrangigen Besuch der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Neu-Delhi wurden konkrete Zeitpläne für den Abschluss der Verhandlungen festgelegt. Dieses Abkommen, das von der Leyen als “das größte dieser Art in der Welt” bezeichnet, gewinnt vor dem Hintergrund zunehmender globaler Handelsspannungen und der Suche nach verlässlichen Partnerschaften besondere Bedeutung. Der bilaterale Handel zwischen der EU und Indien hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht und erreichte im vergangenen Jahr einen Warenwert von 120 Milliarden Euro. Mit der Initiative reagieren beide Seiten auf die protektionistische Politik der USA unter Donald Trump und streben eine Stärkung ihrer wirtschaftlichen Resilienz an.
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Historischer Kontext und neue Dynamik
Die Geschichte der Freihandelsverhandlungen zwischen der EU und Indien ist von zahlreichen Unterbrechungen geprägt. Die ursprünglichen Gespräche begannen bereits im Jahr 2007, wurden jedoch zwischen 2013 und 2022 für fast ein Jahrzehnt eingefroren. Erst vor etwa drei Jahren kam wieder Bewegung in die Verhandlungen, als beide Seiten angesichts veränderter geopolitischer Realitäten ein erneutes Interesse an einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit bekundeten. Diese lange Phase des Stillstands macht den jetzigen ambitionierten Zeitplan umso bemerkenswerter, denn nun soll innerhalb eines Jahres erreicht werden, was in fast zwei Jahrzehnten nicht gelungen ist.
Die neue Dynamik in den Verhandlungen wird von höchster politischer Ebene getragen. Bei ihrem Besuch in Neu-Delhi Ende Februar 2025 betonte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen die strategische Bedeutung der Partnerschaft: “Ich bin mir bewusst, dass es nicht einfach sein wird, aber ich weiß auch, dass Timing und Entschlossenheit zählen und dass diese Partnerschaft für uns beide zum richtigen Zeitpunkt kommt”. Diese Einschätzung wurde vom indischen Premierminister Narendra Modi geteilt, der erklärte: “Wir haben eine Blaupause für die Zusammenarbeit erstellt” und hinzufügte, dass die Teams beider Seiten den Auftrag haben, bis Ende des Jahres ein für beide Seiten vorteilhaftes Freihandelsabkommen abzuschließen.
Die Wiederbelebung der Verhandlungen erfolgt in einem völlig veränderten internationalen Umfeld. Die zunehmenden protektionistischen Tendenzen in der Weltwirtschaft, insbesondere die von US-Präsident Trump angedrohten Zölle gegen sowohl die EU als auch Indien, haben die beiden Handelspartner näher zusammenrücken lassen. Diese externe Bedrohung dient als Katalysator für eine Beschleunigung der Verhandlungen, die vorher über Jahre hinweg nur schleppend vorankamen.
Wirtschaftliche Bedeutung des Abkommens
Die wirtschaftliche Bedeutung des angestrebten Freihandelsabkommens kann kaum überschätzt werden. Die EU ist bereits Indiens größter Handelspartner mit einem bilateralen Handelsvolumen von 120 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Diese Summe stellt eine Verdreifachung innerhalb eines Jahrzehnts dar und zeigt das enorme Wachstumspotenzial der Handelsbeziehungen. Ein erfolgreiches Abkommen würde diesen Trend weiter verstärken und neue Märkte für Unternehmen auf beiden Seiten erschließen.
Für die europäische Wirtschaft bietet der indische Markt mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern enorme Absatzchancen. Deutsche Wirtschaftsvertreter wie Andre Eckholt von der Hettich Unternehmensgruppe erhoffen sich von einem Abkommen konkrete Vorteile: einen leichteren Marktzugang für Waren und Dienstleistungen in Indien, niedrigere Zölle sowie mehr Mobilität für indische Fachkräfte. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) betrachtet die Initiative als “das richtige Zeichen zur richtigen Zeit” und betont, dass Handelsverträge eines der wichtigsten Elemente zur Stärkung von Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit bleiben, “erst recht in diesen Zeiten”.
Die indische Seite sieht ihrerseits große Chancen, ihre Exportmöglichkeiten in den europäischen Markt zu erweitern. Indien hat in den letzten Jahren bereits Handelsabkommen mit Australien und den Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz) abgeschlossen. Dies zeigt die zunehmende Bereitschaft Indiens, sich in die globale Wirtschaft zu integrieren und seine Handelspolitik zu diversifizieren.
Geopolitische Dimensionen des Freihandelsabkommens
Die Bestrebungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien stehen in einem breiteren geopolitischen Kontext. Sie sind Teil einer strategischen Neuausrichtung beider Partner in einer zunehmend unsicheren Weltordnung. Die EU sucht gezielt nach neuen Handelspartnern als Reaktion auf den eskalierenden Handelskonflikt mit den USA. Die Drohung Donald Trumps, neue Zölle auf europäische Waren zu erheben, hat in Brüssel die Dringlichkeit erhöht, alternative Handelsbeziehungen zu stärken.
Gleichzeitig spielt auch die Abhängigkeit von China eine wichtige Rolle in den strategischen Überlegungen. Das angestrebte Abkommen wird als ein Baustein im “De-Risking der Lieferkette von China” betrachtet, wie es Andre Eckholt ausdrückt. In einer Zeit, in der die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Märkten als zunehmendes Risiko gesehen wird, gewinnt der Standort Indien “vor dem geopolitischen Hintergrund weiter an Bedeutung”. Diese Diversifizierungsstrategie ist sowohl für die EU als auch für Indien von Vorteil, da beide Partner nach stabilen und verlässlichen Wirtschaftsbeziehungen streben.
Die strategische Partnerschaft geht jedoch weit über den Handel hinaus. Wie bei dem Besuch von der Leyens in Neu-Delhi deutlich wurde, wollen beide Seiten auch in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung enger zusammenarbeiten. Der indische Premier Modi betonte: “Unsere wachsende Zusammenarbeit in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen ist ein Symbol für unser gegenseitiges Vertrauen. Wir werden unsere Zusammenarbeit in den Bereichen Cybersicherheit, maritime Sicherheit und Terrorismusbekämpfung vorantreiben”. Diese umfassende Annäherung unterstreicht den strategischen Charakter der Partnerschaft in einer Zeit geopolitischer Umbrüche.
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Zentrale Streitpunkte und gegenseitige Forderungen
Trotz des politischen Willens zum Abschluss eines Abkommens bestehen weiterhin erhebliche Hürden, die in den kommenden Monaten überwunden werden müssen. Die EU wünscht sich von Indien vor allem eine Senkung von Importsteuern auf Autos, Wein und Spirituosen. Diese Produkte sind für europäische Exporteure von besonderer Bedeutung, stoßen aber in Indien auf vergleichsweise hohe Handelsbarrieren.
Indien fordert im Gegenzug einen besseren Zugang zum EU-Markt für seine Pharmazeutika, Textilien und Chemikalien. Der indische Pharmaziemarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem globalen Akteur entwickelt und strebt nun einen vereinfachten Zugang zu europäischen Verbrauchern an. Auch bei Textilien, einem traditionell starken Exportsektor Indiens, werden Erleichterungen angestrebt.
Als besonders schwierig in den Verhandlungen wird das Thema Landwirtschaft eingeschätzt. Die Landwirte in der EU befürchten unlauteren Wettbewerb durch nichteuropäische Importeure. Gleichzeitig ist das Thema auch für Indien heikel, da die landwirtschaftliche Produktion dort hauptsächlich auf kleinen Betrieben beruht. Die Balance zwischen dem Schutz der heimischen Landwirtschaft und der Öffnung der Märkte stellt eine zentrale Herausforderung dar.
Ein weiterer potenzieller Streitpunkt sind die europäischen Umweltvorschriften, insbesondere das Europäische CO₂-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM), das für Einfuhren in die EU gilt. Während die EU diese Maßnahmen als “fair” und “mit der WTO vereinbar” betrachtet, könnten sie von indischer Seite als protektionistisch wahrgenommen werden. Ein hoher EU-Beamter erklärte dazu: “Dies sind unberechtigte Bedenken, die wir bereit sind, auszuräumen”. Die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Handelsliberalisierung wird einen wichtigen Aspekt der Verhandlungen darstellen.
Aktuelle Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen
Die politische Unterstützung für das Abkommen ist auf beiden Seiten derzeit stark ausgeprägt. Der Besuch von der Leyens in Indien Ende Februar 2025, bei dem sie von einem Großteil ihrer Brüsseler Kommissarinnen und Kommissare begleitet wurde, unterstreicht die Bedeutung, die die EU dieser Partnerschaft beimisst. Es handelt sich um ihre dritte Reise nach Indien, was als “deutliches Zeichen für die wachsende strategische Bedeutung der Beziehungen zwischen der EU und Indien” interpretiert wird.
Auch Premierminister Modi zeigte sich bei dem Treffen überzeugt von der Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit: “Die strategische Partnerschaft zwischen Indien und der EU ist natürlich und organisch. Ihr Kern beruht auf Vertrauen, dem gemeinsamen Glauben an demokratische Werte und dem gegenseitigen Engagement für Wohlstand und Fortschritt”. Diese Betonung gemeinsamer Werte und Interessen bildet eine solide Grundlage für die anstehenden Verhandlungen.
Die EU-Kommissionspräsidentin sprach von einer “Bereitschaft auf der indischen Seite, mit uns mehr zusammenzuarbeiten”. Sie führte weiter aus: “In einer Welt, die unsicherer und fragmentierter geworden ist, sucht auch Indien nach verlässlichen Partnern – und die findet man in Europa”. Diese gegenseitige Wahrnehmung als vertrauenswürdige Partner in schwierigen Zeiten könnte dazu beitragen, auch komplizierte Verhandlungsfragen zu überwinden.
Der BGA-Präsident Dr. Dirk Jandura fordert die EU-Kommission auf, diesen Weg konsequent weiterzugehen und nennt neben Indien auch “Indonesien, Thailand und Australien” als wichtige potenzielle Handelspartner für die EU. Gleichzeitig mahnt er an, dass das Abkommen “nicht mit unrealistischen Forderungen im Nachhaltigkeitsbereich überladen” werden sollte, um eine schnelle Umsetzung zu ermöglichen.
Politischer Wille und handelspolitische Spannungen treiben EU-Indien-Abkommen voran
Die Aussichten für einen erfolgreichen Abschluss des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Indien noch im Jahr 2025 sind trotz der verbleibenden Herausforderungen durchaus positiv zu bewerten. Der politische Wille auf höchster Ebene und der externe Druck durch die handelspolitischen Spannungen mit den USA bilden starke Anreize für beide Seiten, Kompromisse zu finden und die Verhandlungen zügig abzuschließen.
Die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Abkommens wären für beide Partner erheblich. Für die EU würde sich der Zugang zu einem der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt verbessern, während Indien seine Integration in die globale Wirtschaft vertiefen und seine Exportmöglichkeiten erweitern könnte. Die strategische Dimension geht jedoch weit über die rein wirtschaftlichen Aspekte hinaus und umfasst auch eine engere Zusammenarbeit in Bereichen wie Sicherheit, Verteidigung und Technologie.
Letztlich könnte das angestrebte Abkommen auch eine Signalwirkung für die internationale Handelspolitik haben. In einer Zeit zunehmender protektionistischer Tendenzen würde es ein klares Bekenntnis zu offenen Märkten und multilateraler Zusammenarbeit darstellen. Wie von der Leyen in Anlehnung an eine besondere Planetenkonstellation am Himmel formulierte: “Die Planeten stehen in einer Reihe – und Europa und Indien auch”. Diese metaphorische Aussage unterstreicht die Überzeugung, dass der Moment für eine vertiefte Partnerschaft zwischen der EU und Indien gekommen ist.
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Wirtschaftliche Chancen durch das EU-Indien-Freihandelsabkommen für deutsche Unternehmen
Strategische Chancen: Das Freihandelsabkommen EU-Indien im Fokus
Das seit Jahren verhandelte Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien verspricht erhebliche wirtschaftliche Vorteile für deutsche Unternehmen. Nach langen Verhandlungsphasen und mehreren Unterbrechungen seit 2007 befinden sich beide Seiten wieder in intensiven Gesprächen, um die verbliebenen Hürden zu überwinden. Die deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen könnten durch ein solches Abkommen deutlich gestärkt werden, was angesichts der geopolitischen Entwicklungen und der Notwendigkeit zur Diversifizierung von Lieferketten von besonderer strategischer Bedeutung ist.
Wirtschaftliches Wachstumspotenzial und BIP-Effekte
Ein erfolgreiches Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien würde der deutschen Wirtschaft signifikante Wachstumsimpulse verleihen. Laut einer Studie des Ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung könnte Deutschland mit einem um jährlich 4,6 Milliarden Euro höheren Bruttoinlandsprodukt rechnen. Diese Zahl zeigt das enorme wirtschaftliche Potenzial eines solchen Abkommens und unterstreicht die Bedeutung Indiens als Handelspartner für Deutschland.
Diese positiven Effekte sind besonders bemerkenswert im Kontext der aktuellen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Studie platziert Deutschland an zweiter Stelle in der EU hinsichtlich der zu erwartenden wirtschaftlichen Vorteile, nur knapp hinter Großbritannien, das aufgrund seiner Kolonialgeschichte besondere Beziehungen zu Indien pflegt. Die prognostizierten Wachstumseffekte würden nicht nur kurzfristige Konjunkturimpulse liefern, sondern könnten auch längerfristig zur Stärkung der deutschen Wirtschaftskraft beitragen.
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Sektorbezogene Vorteile für die deutsche Industrie
Nicht alle Wirtschaftssektoren würden gleichermaßen von einem Freihandelsabkommen profitieren. Besonders positiv wären die Auswirkungen für deutsche Hersteller von Kraftfahrzeugen, Maschinen und Ausrüstungen. Diese Branchen, die traditionell zu den Stärken der deutschen Exportwirtschaft zählen, könnten ihre Wertschöpfung um bis zu 1,5 Milliarden Euro pro Jahr steigern. Der erleichterte Zugang zum indischen Markt würde es deutschen Unternehmen ermöglichen, ihre Exportaktivitäten auszubauen und neue Marktanteile zu gewinnen.
Für die Automobilindustrie ist dies von besonderer Bedeutung, da der indische Markt derzeit durch hohe Zollbarrieren abgeschirmt ist. Wer fertig montierte Pkw nach Indien einführt, zahlt dafür zuletzt je nach Größe des Fahrzeugs Aufschläge von bis zu 100 Prozent. Eine Reduzierung oder schrittweise Abschaffung dieser Zölle würde die Wettbewerbsposition deutscher Automobilhersteller erheblich verbessern und könnte zu signifikanten Umsatzsteigerungen führen.
Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass nicht alle Branchen profitieren würden. Insbesondere die deutsche Dienstleistungsbranche sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie müssten mit einem erwarteten Minus von jeweils mehreren Hundert Millionen Euro rechnen. Dies ist vor allem auf den Wettbewerbsvorteil zurückzuführen, den Indien in diesen Bereichen aufgrund niedrigerer Lohnkosten besitzt.
Abbau von Handelshemmnissen und verbesserte Marktbedingungen
Ein zentraler Vorteil eines Freihandelsabkommens wäre der Abbau von bestehenden Handelshemmnissen, die derzeit den Marktzugang für deutsche Unternehmen erschweren. Nach Angaben der deutschen Auslandshandelskammer in Indien fordern Unternehmen vor allem die umfassende Senkung der Zölle (59%), flexible Ursprungsregeln (46%), transparente und vorhersehbare Zollverfahren (45%) sowie den Abbau von nicht-tarifären Handelshemmnissen (33%). Diese Verbesserungen würden die Handelskosten deutlich reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte auf dem indischen Markt stärken.
Die EU führt derzeit 31 offizielle Handelshemmnisse in Indien auf, die europäische Unternehmen belasten. Für die deutsche Wirtschaft sind darunter insbesondere die teils sehr hohen Importzölle, Import- und Exportrestriktionen, Lokalisierungsvorgaben sowie abgeschottete Beschaffungs- und Dienstleistungssektoren relevant. Ein Freihandelsabkommen würde diese Barrieren systematisch abbauen und somit den Marktzugang für deutsche Unternehmen erheblich erleichtern.
Zudem würde ein Abkommen die gegenseitige Anerkennung von Standards und Zertifizierungen verbessern. Häufig werden innerhalb der EU verwendete internationale Standards, wie das CE-Kennzeichen, einige ISO und IEC Standards sowie EU-Kraftfahrzeugsrichtlinien nicht vollständig in Indien übernommen und akzeptiert. Das Abkommen könnte durch regulatorische Kooperation Abhilfe schaffen und somit den regulatorischen Aufwand für exportierende Unternehmen reduzieren.
Diversifizierung von Lieferketten und strategische Vorteile
In einer Zeit zunehmender geopolitischer Unsicherheiten gewinnt die Diversifizierung von Lieferketten immer mehr an Bedeutung. Ein Freihandelsabkommen mit Indien würde deutschen Unternehmen dabei helfen, ihre Abhängigkeit von anderen Märkten, insbesondere von China, zu reduzieren. Für Deutschland gilt Indien als Schlüssel, um die starke Abhängigkeit der Industrie von China zu verringern. Diese Diversifizierungsstrategie entspricht dem Konzept des “De-Risking”, das in der deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Angesichts der Größe und Dynamik der indischen Wirtschaft und Bevölkerung sind enge institutionelle Beziehungen der EU mit Indien im strategischen Interesse der deutschen Wirtschaft. Indien wird als “neue Wachstumsstory Asiens” bezeichnet, mit prognostizierten wirtschaftlichen Wachstumsraten von über 6 Prozent für die Jahre 2023 und 2024, also deutlich höher als im Falle Chinas. Diese wirtschaftliche Dynamik macht Indien zu einem attraktiven Zukunftsmarkt für deutsche Unternehmen.
Die geopolitischen Veränderungen und die zunehmenden protektionistischen Tendenzen in der Weltwirtschaft unterstreichen die Bedeutung von verlässlichen Handelspartnerschaften. Ein Abkommen mit Indien würde ein starkes Signal für offene Märkte, regelbasierten Handel und gegen Protektionismus und Abschottung senden. Dies ist besonders wichtig in Zeiten, in denen über die Hälfte des EU-Außenhandels nur durch WTO-Regeln abgesichert ist, darunter bisher auch der Handel mit Indien.
Rechtssicherheit und Investitionsschutz
Ein wesentlicher Vorteil eines umfassenden Handelsabkommens wäre die verbesserte Rechtssicherheit für deutsche Unternehmen, die in Indien tätig sind oder dort investieren möchten. Angesichts der Erosion der WTO-Streitschlichtung bietet ein bilaterales Abkommen mit durchsetzbaren Vereinbarungen wichtige Planungssicherheit für die deutsche Wirtschaft. Dies ist besonders relevant angesichts der Tatsache, dass 53% der Unternehmen Bürokratie als zentrale Belastung in Indien nennen und 47% Korruption als Hindernis anführen.
Zum Schutz der Investitionen deutscher Unternehmen sollten hohe Schutzvorgaben im Investitionsschutzabkommen vereinbart werden, welche den Unternehmen Planungs- und Rechtssicherheit gewährleisten. Dies würde das Vertrauen deutscher Investoren in den indischen Markt stärken und könnte zu einer Zunahme von Direktinvestitionen führen.
Auch der Schutz geistigen Eigentums würde durch ein umfassendes Abkommen verbessert werden. Die EU sollte sich für einen stärkeren Schutz geistigen Eigentums in Indien einsetzen, einschließlich des Schutzes von geografischen Herkunftsangaben. Dies ist insbesondere für innovative deutsche Unternehmen von Bedeutung, die auf den Schutz ihrer Patente und Marken angewiesen sind.
Fachkräftemobilität und Arbeitskräftepotential
Ein weiterer wichtiger Aspekt eines Freihandelsabkommens wäre die erleichterte Mobilität von Fachkräften zwischen Deutschland und Indien. Für Fachkräfte und Geschäftsreisende sollte die temporäre Einreise zu Berufszwecken erleichtert werden. Abkommen, die die Mobilität von Fachkräften vereinfachen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung deutscher Unternehmen, gerade mit Blick auf den Dienstleistungssektor.
Diese Mobilität ist auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Deutschland von Bedeutung. In einer Umfrage der AHK Indien werden die Verfügbarkeit von Arbeitskräften (56%) und Arbeitskosten (45%) als wichtigste positive Faktoren für das Indiengeschäft genannt. Deutsche Unternehmen könnten von dem großen Pool an qualifizierten Arbeitskräften in Indien profitieren, insbesondere in technischen und IT-bezogenen Berufen.
Bestehende wirtschaftliche Beziehungen und Zukunftspotential
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Indien sind bereits heute substanziell und bieten eine solide Grundlage für eine weitere Vertiefung. Mehr als 2.000 deutsche Unternehmen sind bereits in Indien vertreten und beschäftigen insgesamt über 500.000 Mitarbeiter. Das deutsch-indische Handelsvolumen betrug 2022 29,9 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 28% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die EU ist Indiens drittgrößter Handelspartner und zweitwichtigster Exportmarkt sowie der größte Investor in Indien. Etwa 6.000 europäische Unternehmen schaffen direkt und indirekt rund fünf Millionen Arbeitsplätze im Land. Diese Zahlen verdeutlichen die wirtschaftliche Verflechtung zwischen der EU, Deutschland und Indien, die durch ein Freihandelsabkommen weiter gestärkt würde.
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Herausforderungen und offene Verhandlungspunkte
Trotz der vielversprechenden Aussichten eines Freihandelsabkommens gibt es nach wie vor erhebliche Herausforderungen und offene Verhandlungspunkte. Als große Hürden für ein Abkommen gelten der Automobil- und der Pharmasektor. Während die EU die hohen indischen Zölle auf importierte Fahrzeuge reduzieren möchte, sieht Indien darin eine Gefahr für die heimische Produktion.
Auch im Agrarsektor bestehen Schwierigkeiten, da in Indien ein deutlich größerer Teil der Bevölkerung in diesem Bereich arbeitet als in Deutschland. Das Thema Landwirtschaft wird als besonders schwierig in den Verhandlungen eingeschätzt, da die Landwirte in der EU unlauteren Wettbewerb durch nichteuropäische Importeure befürchten.
Im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz könnten ebenfalls Konflikte entstehen. Der BGA-Präsident Dr. Dirk Jandura mahnt an, dass das Abkommen “nicht mit unrealistischen Forderungen im Nachhaltigkeitsbereich überladen” werden sollte, um eine schnelle Umsetzung zu ermöglichen.
EU-Indien Handelspakt: Strategische Vorteile für deutsche Unternehmen
Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien würde der deutschen Wirtschaft zahlreiche Vorteile bieten, von der BIP-Steigerung über verbesserten Marktzugang bis hin zur Diversifizierung von Lieferketten und erhöhter Rechtssicherheit. Besonders die deutschen Schlüsselindustrien wie Automobil- und Maschinenbau könnten von einem solchen Abkommen profitieren.
Trotz der bestehenden Herausforderungen in den Verhandlungen sprechen sowohl wirtschaftliche als auch geopolitische Gründe für einen erfolgreichen Abschluss des Abkommens. Die politische Unterstützung ist auf beiden Seiten vorhanden, wie die Aussagen von Bundeskanzler Scholz zeigen, der für “rasche Fortschritte und schnelle Ergebnisse” plädiert und betont, dass es “eher in Monaten geschehen” könnte “als in Jahren”.
Die strategische Bedeutung Indiens für Deutschland und die EU wird in Zukunft weiter zunehmen, insbesondere vor dem Hintergrund der prognostizierten wirtschaftlichen Entwicklung Indiens. Als aufstrebende Wirtschaftsmacht mit einer jungen, wachsenden Bevölkerung bietet Indien langfristig enorme Chancen für deutsche Unternehmen. Ein Freihandelsabkommen würde diese Chancen erheblich erweitern und könnte einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung der deutschen Wirtschaft leisten.
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