Innovatives Förderprogramm der Europäischen Union (EUDIS): Chancen für Maschinenbau und Logistik | EU Defence Innovation Scheme
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Veröffentlicht am: 24. Juli 2025 / Update vom: 24. Juli 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Europäisches Innovationszentrum für Verteidigung (EUDIS): Chancen für Maschinenbau und Logistik | EU Defence Innovation Scheme – Kreativbild: Xpert.Digital
Strategische Autonomie: Wie KMU und Start-ups Europas Verteidigungsfähigkeiten transformieren
Was ist das EU Defence Innovation Scheme (EUDIS)?
Das EU Defence Innovation Scheme (EUDIS) ist ein innovatives Förderprogramm der Europäischen Union, das speziell darauf ausgelegt ist, die Verteidigungsinnovation zu stärken und kleineren sowie mittleren Unternehmen den Zugang zum europäischen Verteidigungsmarkt zu erleichtern. EUDIS wurde 2022 als Teil des Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) ins Leben gerufen und stellt ein entscheidendes Instrument zur Förderung der strategischen Autonomie Europas dar.
Das Programm verfügt über ein Budget von 336,6 Millionen Euro für das Jahr 2025, was etwa 31 Prozent des gesamten EDF-Budgets entspricht. Diese beträchtlichen Mittel zielen darauf ab, die Barrieren für den Eintritt kleinerer Akteure in den Verteidigungsbereich zu senken und dabei den Fokus auf technologische Bereitschaft und Marktreife zu legen.
EUDIS richtet sich primär an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups und andere nicht-traditionelle Akteure im Verteidigungsökosystem. Nach der EU-Definition gelten Unternehmen als KMU, wenn sie weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und entweder einen Jahresumsatz von hözielen oder eine Jahresbilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro aufweisen.
Mehr dazu hier:
- Förderung für Dual-Use-Technolgien von KMU und Startups: EUDIS – EU Defence Innovation Scheme und das Europäische Verteidigungsfonds (EVF)
Warum wurde EUDIS gegründet und welche Ziele verfolgt es?
Die Entstehung von EUDIS ist eng mit den geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre verbunden. Das Programm wurde als direkte Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa entwickelt, insbesondere nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die EU erkannte die Notwendigkeit, ihre strategische Autonomie zu stärken und weniger abhängig von externen Akteuren zu werden.
Historischer Hintergrund
Der Europäische Verteidigungsfonds wurde bereits 2016 von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vorgeschlagen und 2017 etabliert. Die Initiative brach mit der langjährigen Tradition, dass Verteidigungsinvestitionen ausschließlich nationale Angelegenheit waren. Mit der EU-Globalstrategie von 2016 wurde erstmals das Konzept der strategischen Autonomie in den Mittelpunkt der europäischen Sicherheitspolitik gerückt.
EUDIS selbst wurde im Mai 2022 offiziell im Rahmen des Verteidigungspakets der Europäischen Kommission angekündigt. Das Programm entstand als Antwort auf die Erkenntnis, dass Europa eine reaktionsfähige und resiliente Technologische und Industrielle Verteidigungsbasis (EDTIB) benötigt, um den Bedarf der europäischen Streitkräfte zu decken und technologische Souveränität zu sichern.
Strategische Autonomie als Leitprinzip
Das Konzept der strategischen Autonomie steht im Zentrum von EUDIS. Strategische Autonomie wird definiert als die Fähigkeit, eigene außen- und sicherheitspolitische Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen, sowie die institutionellen, politischen und materiellen Voraussetzungen, um diese in Kooperation mit Dritten oder, falls notwendig, eigenständig umzusetzen.
Für Europa bedeutet strategische Autonomie nicht Autarkie oder Abschottung, sondern vielmehr die Stärkung der Handlungsfähigkeit und die Reduzierung kritischer Abhängigkeiten. In der Verteidigungspolitik manifestiert sich dies durch den Aufbau eigener Fähigkeiten und die Förderung einer europäischen Verteidigungsindustrie, die weniger auf Importe aus Drittländern angewiesen ist.
Kernziele von EUDIS
EUDIS verfolgt mehrere zentrale Ziele, die alle darauf ausgerichtet sind, das europäische Verteidigungsökosystem zu stärken:
Erstens zielt das Programm darauf ab, die Eintrittsbarrieren für kleinere Akteure und Innovatoren in den Verteidigungsbereich zu senken. Traditionell wurde der europäische Verteidigungsmarkt von großen Systemintegratoren dominiert, während KMU oft nur als Zulieferer in der zweiten oder dritten Reihe agieren konnten. EUDIS soll diese strukturelle Benachteiligung überwinden.
Zweitens fördert das Programm die Innovation durch die Unterstützung disruptiver Technologien. Besonderer Fokus liegt auf Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologie, Cybersicherheit, Robotik und autonomen Systemen. Diese Technologiefelder gelten als entscheidend für die zukünftige Verteidigungsfähigkeit Europas.
Drittens strebt EUDIS die Förderung der Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Bereichen an. Durch sogenannte Spin-in-Calls sollen zivile Forschungsergebnisse für militärische Anwendungen nutzbar gemacht werden. Diese Dual-Use-Ansätze ermöglichen es, die Innovationskraft der gesamten europäischen Industrie für Verteidigungszwecke zu nutzen.
In welchen Bereichen können Maschinenbau und Logistik besonders punkten?
Der Maschinenbau und die Logistik bieten erhebliche Potenziale für eine Beteiligung an EUDIS-Programmen. Diese Branchen verfügen über Kernkompetenzen, die für moderne Verteidigungsanwendungen von zentraler Bedeutung sind.
Chancen für den Maschinenbau
Der Maschinenbau kann in verschiedenen Bereichen der Verteidigungstechnologie wichtige Beiträge leisten. Autonome Systeme und Robotik stehen dabei im Mittelpunkt. Unternehmen, die Erfahrungen mit der Entwicklung von Industrierobotern, automatisierten Fertigungsanlagen oder Präzisionsmaschinenbau haben, können diese Kompetenzen auf militärische Anwendungen übertragen.
Besonders relevant sind Entwicklungen im Bereich der Drohnen- und Robotertechnologie. Europäische Unternehmen entwickeln bereits KI-gestützte autonome Systeme für militärische Aufklärungs- und Kampfmissionen. Die Integration von KI, Embedded Systems und IoT-Technologien in sicherheitskritische Anwendungen erfordert die spezifische Expertise des Maschinenbaus.
Die additive Fertigung und der 3D-Druck eröffnen weitere Möglichkeiten. Diese Technologien ermöglichen die Herstellung komplexer Geometrien und gewichtsoptimierter Strukturen, die für Verteidigungsanwendungen von großem Interesse sind. Mobile Fertigungslösungen, wie sie für militärische Einsätze in entlegenen Gebieten benötigt werden, stellen einen weiteren Anwendungsbereich dar.
Der Bereich der Materialwissenschaften und fortgeschrittenen Werkstoffe bietet ebenfalls erhebliche Chancen. Hochfeste und leichte Materialien, wie sie im Automobilbau und Maschinenbau entwickelt werden, lassen sich auf gepanzerte Fahrzeuge oder tragbare Schutzausrüstung übertragen. Unternehmen mit Expertise in der Umformtechnik und Präzisionsbearbeitung können Komponenten aus hochfesten Werkstoffen für kritische Verteidigungsanwendungen herstellen.
Hub für Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.
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Potenziale der Logistikbranche
Die Logistikbranche steht vor einer besonderen Chance, da militärische Logistik zunehmend automatisiert und digitalisiert wird. Autonome Transportsysteme, wie sie bereits in der zivilen Logistik entwickelt werden, finden verstärkt Anwendung in militärischen Kontexten.
Drohnengestützte Logistiklösungen stellen einen besonders vielversprechenden Bereich dar. Die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) hat bereits konkrete Ausschreibungen für autonome Systeme in der militärischen Logistik gestartet, mit einem Fokus auf Luft- und Landdomänen. Diese Ausschreibungen umfassen verschiedene Kategorien von unbemannten Luft- und Bodensystemen mit Budgets zwischen 200.000 und 500.000 Euro pro Los.
Unbemannte Flugsysteme (UAS) für kostengünstige und schwerlastige Anwendungen werden besonders nachgefragt. Die Entwicklung von VTOL-Drohnen (Vertical Take-Off and Landing) für den Transport schwerer Lasten eröffnet neue Märkte. Solche Systeme können in schwer zugänglichen Gebieten oder bei zeitkritischen Lieferungen eingesetzt werden, wo herkömmliche Transportmittel an ihre Grenzen stoßen.
Die Lagerlogistik profitiert von Entwicklungen in der autonomen Inventarisierung und Überwachung. Drohnenbasierte Lösungen für die Lagerverwaltung, wie sie bereits von Unternehmen wie Geodis entwickelt werden, zeigen Potenziale für militärische Anwendungen. Diese Systeme ermöglichen eine vollautomatisierte Bestandsführung ohne zusätzliches Personal und reduzieren gleichzeitig Fehlerquellen.
Supply-Chain-Management und Logistiksysteme stehen im Fokus der militärischen Modernisierung. Europa investiert in strategische Transportkapazitäten und die Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur für militärische Mobilität. Unternehmen mit Expertise in der Optimierung von Lieferketten und der Entwicklung von Logistikplanungssoftware können von diesen Investitionen profitieren.
Schlüsseltechnologien und Fördergebiete
EUDIS fördert spezielle Technologiebereiche, die für Maschinenbau und Logistik besonders relevant sind. Dazu gehören Medizintechnik und Biowissenschaften, Quantencomputing und Sensorik, Kommunikation und Konnektivität, Robotik und autonome Systeme, Halbleiter, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Cybersicherheit, Weltraum und Satelliten, fortgeschrittene Materialien und Nanotechnologie sowie Photonik.
Die Integration von KI in militärische Systeme bietet erhebliche Möglichkeiten für Unternehmen mit entsprechender Expertise. KI-gestützte Predictive Analytics und Entscheidungshilfesysteme verbessern die Effizienz von Managementsystemen auf dem Schlachtfeld. Autonome Systeme für Aufklärungs- und Logistikaufgaben werden zunehmend nachgefragt.
Cybersicherheit und elektronische Kriegsführung stellen weitere wichtige Bereiche dar. Unternehmen, die Lösungen für den Schutz kritischer Infrastrukturen entwickeln, können ihre Technologien für militärische Kommunikations- und Führungssysteme adaptieren.
Die Entwicklung von Dual-Use-Technologien wird besonders gefördert. Technologien, die sowohl zivile als auch militärische Anwendungen haben, können schneller und kostengünstiger entwickelt werden, da bereits bestehende industrielle Kapazitäten genutzt werden können. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie autonome Fahrzeuge, Sensortechnologie und Kommunikationssysteme.
Konkrete Fördermöglichkeiten
EUDIS bietet verschiedene Fördermechanismen, die für Maschinenbau und Logistik relevant sind. Die Innovation Test Hubs ermöglichen es Konsortien, Cascade-Funding an KMU und Start-ups zu verteilen. Einzelne Unternehmen können bis zu 60.000 Euro für sechsmonatige Beschleunigungsprogramme erhalten.
Technological Challenges bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lösungen in wettbewerbsorientierten Testumgebungen zu demonstrieren. Diese Programme fördern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Technologieanbietern und ermöglichen den direkten Vergleich mit Konkurrenzlösungen.
Der EUDIS Business Accelerator unterstützt ausgewählte Start-ups und Scale-ups mit einem achtmonatigen Programm, das Bootcamps, Mentoring und Networking umfasst. Teilnehmer erhalten zusätzlich einen Seed-Finanzierungsgutschein in Höhe von 65.000 Euro.
Disruptive Technologies Calls fördern bahnbrechende Forschung mit bis zu 100 Prozent Förderung. Diese nicht-thematischen Ausschreibungen sind besonders für innovative Unternehmen interessant, die völlig neue Ansätze entwickeln.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Trotz der erheblichen Chancen stehen Unternehmen aus Maschinenbau und Logistik vor spezifischen Herausforderungen. Die Komplexität der Vergabeverfahren und die hohen Compliance-Anforderungen können kleinere Unternehmen abschrecken. EUDIS adressiert diese Probleme durch vereinfachte Antragsverfahren und Business Coaching für KMU.
Die Bildung von strategischen Allianzen wird für KMU zu einer Notwendigkeit, um die strukturellen Nachteile gegenüber Großkonzernen zu kompensieren. Das EUDIS Matchmaking-Programm unterstützt die Vernetzung zwischen Start-ups, KMU, Investoren und Endnutzern.
Der Fachkräftemangel, insbesondere in Hochtechnologiebereichen wie KI und Cybersicherheit, stellt eine weitere Herausforderung dar. Unternehmen müssen mit der zivilen Tech-Industrie um qualifizierte Mitarbeiter konkurrieren.
Die erfolgreiche Teilnahme an EUDIS-Programmen erfordert ein tiefes Verständnis der militärischen Anforderungen und Endnutzerbedürfnisse. Unternehmen müssen bereit sein, ihre zivilen Technologien an die spezifischen Anforderungen des Verteidigungsbereichs anzupassen.
EUDIS: Der Milliarden-Masterplan für europäische Technologieunternehmen
Das EU Defence Innovation Scheme (EUDIS) stellt eine historische Chance für europäische KMU aus Maschinenbau und Logistik dar. Mit einem Budget von über 2 Milliarden Euro bis 2027 und speziell auf kleinere Unternehmen zugeschnittenen Fördermechanismen eröffnet EUDIS neue Märkte und Geschäftsmöglichkeiten.
Die Programme entstanden aus der strategischen Notwendigkeit, Europas Verteidigungsfähigkeiten zu stärken und die Abhängigkeit von externen Akteuren zu reduzieren. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat diese Notwendigkeit verstärkt und zu erheblichen Investitionen in die europäische Verteidigungsindustrie geführt.
Maschinenbau und Logistik können in verschiedenen Schlüsselbereichen punkten: von autonomen Systemen und Robotik über additive Fertigung bis hin zu drohnengestützten Logistiklösungen. Die Förderung von Dual-Use-Technologien ermöglicht es Unternehmen, ihre zivilen Kompetenzen für militärische Anwendungen zu nutzen.
Der Erfolg hängt jedoch von der Bereitschaft der Unternehmen ab, sich mit den spezifischen Anforderungen des Verteidigungsbereichs auseinanderzusetzen und strategische Partnerschaften einzugehen. EUDIS bietet dafür umfassende Unterstützung durch Business Coaching, Matchmaking und vereinfachte Antragsverfahren.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob EUDIS sein Ziel erreicht, ein stärkeres europäisches Verteidigungsökosystem zu schaffen und die strategische Autonomie Europas zu stärken. Für innovative Unternehmen aus Maschinenbau und Logistik bietet das Programm jedenfalls einmalige Chancen, an der Gestaltung der europäischen Verteidigungszukunft mitzuwirken.
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Head of Business Development
Chairman SME Connect Defence Working Group
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