
Der Erfolg des EDEN Defense Security Safety Clusters: Lektionen für Deutschland – Bild: Xpert.Digital
Strategische Allianzen: Der Schlüssel zum Wettbewerbsvorteil in der Verteidigungs- und Sicherheitsbranche
Was ist der EDEN Defense Security Safety Cluster und wie ist er entstanden?
Der EDEN Cluster (European Defense Economic Network) ist eine französische Unternehmensvereinigung, die 2008 von sechs Unternehmern aus der Region Rhône-Alpes mit Unterstützung der Handelskammer Lyon und der französischen Generaldirektion für Rüstung (DGA) gegründet wurde. Als erster französischer KMU-Cluster im Bereich Verteidigung, Sicherheit und Gefahrenabwehr hat EDEN ein innovatives Modell für den Austausch und die Bündelung von Stärken entwickelt.
Der Cluster entstand aus der Erkenntnis heraus, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Verteidigungssektor nur durch Zusammenschluss ihre Sichtbarkeit erhöhen, ihr Know-how erweitern und ihre Wettbewerbsposition auf französischen und internationalen Märkten verbessern können. Diese Philosophie des “gemeinsamen Jagens im Rudel” prägt bis heute die Arbeitsweise des Clusters.
Welche Dimensionen und Strukturen kennzeichnen den EDEN Cluster heute?
Heute bringt der EDEN Cluster ein beeindruckendes Ökosystem von etwa 130 KMU zusammen, die insgesamt 9.000 Arbeitsplätze repräsentieren und einen Jahresumsatz von nahezu einer Milliarde Euro erwirtschaften, wovon über die Hälfte auf den Export entfällt. Diese Unternehmen decken vier komplementäre Tätigkeitsbereiche ab: Ausrüstung für Luft-, See- und Landfahrzeuge; Erkennung, Schutz und Überwachung; Ingenieurwesen und Testing; sowie persönliche Schutzausrüstung.
Der Cluster ist als nationale Föderation organisiert und verfügt über regionale Vertretungen in verschiedenen französischen Regionen, darunter Auvergne-Rhône-Alpes, Bretagne, Ost-Frankreich, Île-de-France und die Region Sud. Diese territoriale Struktur wird durch Vizepräsidenten und regionale Delegierte koordiniert, was eine dezentralisierte aber kohärente Führung ermöglicht.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell des EDEN Clusters?
Das Erfolgsmodell von EDEN basiert auf vier strategischen Säulen:
Informationsaustausch und -teilung
In einem so kritischen Bereich wie Verteidigung und Sicherheit sind Kommunikation und Informationsaustausch unerlässlich. Der EDEN Cluster fördert diesen Austausch sowohl horizontal zwischen den Mitgliedern als auch vertikal zwischen den Vereinsmitgliedern und ihren Kunden.
Gemeinsame Repräsentation
Der Cluster gewährleistet eine starke Vertretung seiner Mitglieder bei großen internationalen Veranstaltungen, Fachmessen sowie vor nationalen und internationalen Gremien und stärkt damit ihre Sichtbarkeit und ihren Einfluss.
Strategische Überwachung
EDEN führt eine kontinuierliche offensive und defensive Überwachung durch, um neue Chancen und Bedrohungen zu identifizieren. Diese Wachsamkeit führt zur Umsetzung von institutionellen Beziehungsaktionen, die darauf abzielen, die Interessen der Mitglieder zu schützen und zu fördern.
Forschung und Entwicklung
Der Cluster fördert Forschung und Entwicklung im Verteidigungsbereich und unterstützt damit Innovation und technologischen Fortschritt im Dienste der nationalen und internationalen Sicherheit.
Was sind die konkreten Erfolge und Leistungen des EDEN Clusters?
Der EDEN Cluster hat sich als äußerst erfolgreich bei der Internationalisierung seiner Mitgliedsunternehmen erwiesen. Auf internationalen Messen wie der Eurosatory, DSEI oder Milipol tritt EDEN mit großen gemeinschaftlichen Ständen auf, die fast so groß sind wie die des französischen Verteidigungsministeriums. Diese gemeinsamen Auftritte ermöglichen es selbst kleinen Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, auf internationaler Ebene sichtbar zu werden.
Bei der Milipol 2015 beispielsweise präsentierten sich 21 EDEN-Unternehmen gemeinsam, darunter Aéro Surveillance, Bollé Safety, Emitech, Novadem, Sofradir und viele weitere. Jean-Luc Logel, der damalige Präsident des EDEN Clusters, betonte: “Mitglied von EDEN zu sein ist eine Garantie für Glaubwürdigkeit und Professionalität als Qualitätslabel. Durch die Bündelung von Expertise und die Kostensenkung bei Ausstellungen können kleine Unternehmen mit großen Ideen ihre Präsenz auf internationalen Märkten verstärken”.
Ein konkretes Beispiel für den Erfolg ist das Unternehmen SAIB Connectique, das durch seine EDEN-Mitgliedschaft seit 2014 seinen militärischen Marktanteil von null auf 20% seiner Aktivitäten steigern konnte. Das Unternehmen investierte 300.000 Euro in einen technologischen Roboter und plant, seine Militärproduktion von 15.000-20.000 Stück pro Jahr auf 30.000 Stück zu erhöhen.
Welche innovativen Ansätze verfolgt EDEN bei der Unterstützung seiner Mitglieder?
EDEN hat innovative Kooperationsmodelle entwickelt, die über traditionelle Cluster-Ansätze hinausgehen. Der Cluster arbeitet eng mit seinen europäischen Homologen zusammen, insbesondere mit deutschen Partnern wie der GSW NRW e.V. (Gesellschaft der sicherheitstechnischen Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen). Diese europäische Vernetzung ermöglicht es den französischen KMU, von deutschen Erfahrungen bei der Neuorientierung aus der reinen Verteidigungsbranche hin zur zivilen Sicherheit zu profitieren.
Der Cluster hat auch Partnerschaften mit technischen Clustern wie Techtera entwickelt, um Innovation in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit zu fördern. Diese branchenübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht es, textile Innovationen für militärische und zivile Sicherheitsanwendungen zu entwickeln.
Besonders bemerkenswert ist EDENs Ansatz zur Diversifizierung: Während durchschnittlich 20% der Aktivitäten der Mitgliedsunternehmen auf militärische Anwendungen entfallen, unterstützt der Cluster sie dabei, ihre Abhängigkeit von Verteidigungsmärkten zu reduzieren und neue zivile Geschäftsfelder zu erschließen. Diese Dual-Use-Strategie macht die Unternehmen widerstandsfähiger gegen Marktzyklen.
Wie unterstützt EDEN den Export und die internationale Expansion?
Die Exportunterstützung ist eine der Kernambitionen von EDEN. Der Cluster ermutigt seine Unternehmen, ihre Aktivitäten im Ausland zu entwickeln, und stützt sich dabei auf mehrere Pfeiler:
Erfahrungs- und Netzwerkteiling
Die Mitglieder teilen ihre Erfahrungen bezüglich Subunternehmertum, lokaler Partner und Marktkenntnisse. Dies ermöglicht es neuen Exporteuren, von den Fehlern und Erfolgen ihrer Kollegen zu lernen.
Partnerschaftsunterstützung
EDEN arbeitet mit Partnern zusammen, um die Mitglieder bei Finanzierungsfragen, industriellen Kompensationen, Compliance, geistigem Eigentum, Regulierung und Transport zu unterstützen.
Europäische Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit europäischen Homologen (estnische, deutsche, britische Verteidigungscluster) erweitert das Netzwerk und die Marktchancen für französische Unternehmen.
Die Mitglieder führen gemeinsame Prospektionskampagnen im Ausland durch, teilen ihre Handelsvertreter, tauschen Markt- und Geschäftsinformationen aus und entwickeln gemeinsam Marketing- und Kommunikationspläne. Diese koordinierte Herangehensweise an internationale Märkte ist besonders für KMU von Vorteil, die individuelle Markterschließung oft nicht finanzieren können.
Was ist die aktuelle Marktlage und Zukunftsaussicht für EDEN?
Die aktuelle Lage des EDEN Clusters ist ausgesprochen positiv. Nathalie Barat-Vandamme, Präsidentin des EDEN Clusters Bretagne, berichtete 2025 von einer beispiellosen Geschäftssituation: “Wir haben Unternehmen mit enormen Arbeitsvolumen, aber auch andere, für die es schwieriger ist, insbesondere solche, die von der Automobilindustrie und Luftfahrt, die rückläufig sind, zur Verteidigung pivotieren möchten”.
Für Unternehmen in der Basis industrielle et technologique de défense (BITD) gab es noch nie so viele Anfragen von Großauftraggebern. Manche Unternehmen sprechen sogar von Überaktivität. “Die Aufträge für die Verteidigung sind da. Wir sollten für 7 bis 10 Jahre Arbeit haben”, so Barat-Vandamme.
Ihr eigenes Unternehmen Obsam, spezialisiert auf Obsoleszenzmanagement und -überwachung, verzeichnete in einem Quartal 80% des Jahresumsatzes in Bestellungen und strebt für 2025 drei Millionen Euro Umsatz an. Diese Zahlen illustrieren den aktuellen Boom im Verteidigungssektor, von dem EDEN-Mitglieder profitieren.
Welche strukturellen Vorteile hat das französische System gegenüber Deutschland?
Das französische System um den EDEN Cluster weist mehrere strukturelle Vorteile auf, die Deutschland als Lernmöglichkeiten dienen können:
Staatliche Unterstützung und klare Strategie
EDEN genießt starke Unterstützung der DGA und ist in die nationale Verteidigungsstrategie eingebunden. Frankreich stellt durch Programmgesetze verbindlich für jeweils fünf Jahre Ausgaben für militärische Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro pro Jahr fest. Diese Planungssicherheit ermöglicht es Unternehmen, langfristig zu investieren und zu wachsen.
Zentrale Koordination bei dezentraler Umsetzung
EDEN funktioniert als nationale Föderation mit regionalen Vertretungen. Diese Struktur ermöglicht es, lokale Besonderheiten zu berücksichtigen, während eine kohärente nationale Strategie verfolgt wird.
Frühe Dual-Use-Orientierung
Während Deutschland erst in den letzten Jahren die Bedeutung von Dual-Use-Technologien erkannt hat, verfolgt EDEN seit seiner Gründung eine Strategie der Diversifizierung zwischen militärischen und zivilen Märkten. Dies macht die französischen Unternehmen widerstandsfähiger gegen Marktschwankungen.
Systematische Exportförderung
EDEN hat von Anfang an den Export als zentralen Wachstumstreiber erkannt und entsprechende Strukturen aufgebaut. Die gemeinsamen Messeauftritte und koordinierte Marktbearbeitung sind beispielhaft für eine effektive KMU-Exportförderung.
Welche Schwächen weist das deutsche System im Vergleich auf?
Deutschland zeigt im Vergleich zum französischen EDEN-Modell mehrere strukturelle Schwächen:
Fragmentierung der Clusterlandschaft
Während Frankreich mit EDEN einen nationalen Cluster hat, ist die deutsche Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft auf verschiedene regionale Cluster und Verbände verteilt. Die GSW NRW e.V., verschiedene Landesclustern und Branchenverbände agieren oft unkoordiniert.
Fehlende langfristige Planungssicherheit
Deutschland verfügt nicht über die französische Praxis verbindlicher Mehrjahresprogramme für Verteidigungsausgaben. Die Haushaltsplanung erfolgt jährlich, was langfristige Investitionsplanung für KMU erschwert.
Unzureichende KMU-Exportförderung
Während Deutschland insgesamt eine starke Exportnation ist, sind deutsche KMU weniger exportorientiert als französische. Bei deutschen KMU liegt der Exportanteil bei durchschnittlich 30%, während französische KMU traditionell stärker auf den Binnenmarkt fokussiert sind. Allerdings zeigt EDEN, wie systematische Exportförderung diese Situation umkehren kann.
Regulatorische Hürden
Die im europäischen Vergleich strengeren deutschen Rüstungsexportbestimmungen und ihre Handhabung benachteiligen deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Dies schreckt potentielle internationale Partner von Kooperationen mit deutschen Unternehmen ab.
Hub für Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.
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Was kann Deutschland konkret vom EDEN-Modell lernen?
Deutschland kann mehrere konkrete Lektionen aus dem Erfolg von EDEN ziehen:
Schaffung eines nationalen Clusters
Deutschland sollte die Schaffung eines nationalen Clusters für die Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft nach dem EDEN-Vorbild erwägen. Dies würde die aktuell fragmentierte Landschaft aus regionalen Initiativen koordinieren und eine kohärente nationale Strategie ermöglichen.
Systematische KMU-Förderung
Das französische Modell zeigt, wie KMU durch gemeinsame Messeauftritte, koordinierte Exportaktivitäten und Wissenstransfer gestärkt werden können. Deutschland könnte ähnliche Programme entwickeln, insbesondere für KMU, die neu in den Verteidigungsmarkt einsteigen wollen.
Dual-Use-Strategie
Deutschland sollte systematischer Dual-Use-Potentiale identifizieren und fördern. Die französische Erfahrung zeigt, dass Unternehmen, die sowohl militärische als auch zivile Märkte bedienen, widerstandsfähiger und innovativer sind.
Europäische Vernetzung stärken
Die bestehende Kooperation zwischen deutschen Clustern wie der GSW NRW e.V. und EDEN sollte ausgeweitet und systematisiert werden. Dies könnte zu einem europäischen Netzwerk von Verteidigungsclustern entwickelt werden.
Verbindliche Mehrjahresplanung
Deutschland sollte das französische Modell verbindlicher Mehrjahresprogramme für Verteidigungsausgaben übernehmen. Dies würde Unternehmen die Planungssicherheit geben, die für langfristige Investitionen notwendig ist.
Wie könnte ein deutsches EDEN-äquivalent aussehen?
Ein deutsches Äquivalent zum EDEN Cluster könnte als “Deutsches Netzwerk für Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft” (DNSVW) konzipiert werden. Dieses würde folgende Strukturelemente umfassen:
Nationale Koordination mit regionalen Hubs
Aufbauend auf bestehenden regionalen Stärken könnte ein nationales Netzwerk entstehen, das regionale Cluster in Bayern (mit seinem starken Luft- und Raumfahrtsektor), Nordrhein-Westfalen (mit traditionellen Industrieunternehmen), Baden-Württemberg (mit seiner innovativen Mittelstandslandschaft) und anderen Regionen koordiniert.
Branchenübergreifende Integration
Das deutsche System könnte die bestehenden Stärken in der Cybersicherheit (wie das Cluster im Ruhrgebiet), der Automobilindustrie mit ihren Dual-Use-Potentialen und der chemischen Industrie systematisch integrieren.
Public-Private-Partnership
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bundesministerien (BMVg, BMWi, BMBF), Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer-Instituten und der Industrie könnte nach französischem Vorbild institutionalisiert werden.
Internationale Orientierung
Von Anfang an sollte das deutsche Netzwerk international ausgerichtet sein und systematische Kooperationen mit europäischen Partnern, insbesondere mit EDEN, aufbauen.
Welche politischen Rahmenbedingungen müsste Deutschland schaffen?
Für den Erfolg eines deutschen EDEN-äquivalents wären mehrere politische Weichenstellungen notwendig:
Legislative Reformen
Deutschland müsste seine Haushalts- und Vergabevorschriften modernisieren, um innovative Finanzierungsmodelle wie Public-Private-Partnerships zu ermöglichen. Die bestehenden Regelungen erschweren oft flexible Lösungsansätze, die für moderne Verteidigungsprojekte notwendig sind.
Exporterleichterungen
Die deutschen Rüstungsexportbestimmungen müssten harmonisiert und ihre Anwendung vereinfacht werden, um deutschen Unternehmen faire Wettbewerbschancen zu geben. Dies ist besonders wichtig für die Bildung europäischer Konsortien.
Forschungsförderung
Deutschland sollte seine bereits starken Programme wie “KMU-innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit” ausweiten und systematischer mit der Verteidigungsforschung verknüpfen. Die Verbindung zwischen ziviler Sicherheits- und Verteidigungsforschung sollte institutionalisiert werden.
Bildung und Qualifizierung
Nach dem französischen Vorbild sollten spezielle Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramme für die Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft entwickelt werden. Dies könnte die bestehenden Programme der Industrie- und Handelskammern ergänzen.
Welche Erfolgsaussichten hätte ein deutsches EDEN-Modell?
Die Erfolgsaussichten für ein deutsches EDEN-äquivalent sind grundsätzlich gut, da Deutschland über mehrere strukturelle Vorteile verfügt:
Starke Mittelstandslandschaft
Deutschland hat mit 3,1 Millionen KMU eine der stärksten mittelständischen Landschaften Europas. Diese Unternehmen sind traditionell innovativ, exportorientiert und technologisch führend – ideale Voraussetzungen für ein Sicherheits- und Verteidigungscluster.
Exzellente Forschungsinfrastruktur
Die deutsche Forschungslandschaft mit ihren Universitäten, Max-Planck-Instituten, Fraunhofer-Instituten und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen bietet eine ideale Basis für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung.
Technologische Führerschaft
Deutschland ist in vielen für die Sicherheitstechnik relevanten Bereichen technologisch führend, von der Automobilindustrie über den Maschinenbau bis zur Chemie. Diese Kompetenzen könnten systematisch für Sicherheits- und Verteidigungsanwendungen genutzt werden.
Europäische Integration
Deutschland steht im Zentrum Europas und kann als Brückenbauer zwischen verschiedenen europäischen Verteidigungsmärkten fungieren. Die bereits bestehenden Kooperationen mit Frankreich könnten ausgebaut und auf andere Partner erweitert werden.
Was sind die größten Herausforderungen für Deutschland?
Trotz der guten Voraussetzungen stehen einem deutschen EDEN-äquivalent mehrere Herausforderungen entgegen:
Kulturelle Vorbehalte
Deutschland hat aufgrund seiner Geschichte teilweise noch Vorbehalte gegenüber der Rüstungsindustrie. Diese müssen überwunden werden, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für ein nationales Sicherheits- und Verteidigungscluster zu erreichen.
Föderale Struktur
Die föderale Struktur Deutschlands macht die Koordination zwischen verschiedenen Ebenen komplexer als im zentralistischen Frankreich. Länderinteressen müssen koordiniert und Doppelstrukturen vermieden werden.
Bürokratische Hürden
Die deutschen Verwaltungsstrukturen sind oft komplexer und langwieriger als notwendig. Dies könnte innovative und agile Unternehmen abschrecken, sich an einem nationalen Cluster zu beteiligen.
Finanzierungslücken
Während Frankreich über etablierte Mechanismen zur Förderung seiner Verteidigungsindustrie verfügt, müsste Deutschland neue Finanzierungsinstrumente entwickeln oder bestehende adaptieren.
Wie könnte die Umsetzung erfolgen?
Die Umsetzung eines deutschen EDEN-äquivalents könnte in mehreren Phasen erfolgen:
Phase 1 – Vernetzung bestehender Strukturen
In einem ersten Schritt sollten die bereits existierenden regionalen Cluster und Verbände systematisch vernetzt werden. Die GSW NRW e.V., bayerische Initiativen und andere regionale Akteure könnten in einer nationalen Koordinationsplattform zusammengebracht werden.
Phase 2 – Pilotprojekte und Demonstratoren
Durch gemeinsame Projekte zwischen verschiedenen regionalen Clustern könnten erste Erfahrungen mit nationaler Koordination gesammelt werden. Internationale Messeauftritte nach EDEN-Vorbild könnten als Pilotprojekte dienen.
Phase 3 – Institutionalisierung
Nach erfolgreichen Pilotprojekten könnte eine formale Struktur geschaffen werden, die nationale Koordination mit regionaler Flexibilität verbindet. Diese könnte als eingetragener Verein oder als Public-Private-Partnership organisiert werden.
Phase 4 – Internationale Expansion
Das etablierte deutsche Netzwerk könnte systematisch internationale Kooperationen ausbauen und sich als zentraler Akteur im europäischen Verteidigungsmarkt positionieren.
Welche Rolle könnte Deutschland in einem europäischen Kontext spielen?
Deutschland könnte als Brückenbauer zwischen verschiedenen europäischen Ansätzen fungieren. Während Frankreich mit EDEN ein zentralistisches Modell verfolgt und Großbritannien eher marktliberale Ansätze bevorzugt, könnte Deutschland ein föderales, aber koordiniertes Modell entwickeln, das für andere europäische Länder attraktiv wäre.
Die deutsche Wirtschaftskraft und technologische Kompetenz könnten dazu beitragen, europäische Standards in der Sicherheits- und Verteidigungstechnik zu setzen. Besonders in zukunftsweisenden Bereichen wie Cybersicherheit, autonomen Systemen und künstlicher Intelligenz könnte Deutschland eine Führungsrolle übernehmen.
Die bestehenden Kooperationen mit Frankreich über EDEN und deutsche Partner zeigen bereits den Weg auf. Diese könnten zu einem umfassenderen europäischen Netzwerk ausgebaut werden, das kleinere europäische Länder systematisch einbindet und deren spezifische Kompetenzen nutzt.
Der Weg nach vorn
Der Erfolg des französischen EDEN Clusters zeigt eindrucksvoll, wie systematische Clusterpolitik die Wettbewerbsfähigkeit von KMU in der Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft stärken kann. Mit seinem Fokus auf gemeinsame Marktbearbeitung, koordinierte Exportaktivitäten, Dual-Use-Strategien und europäische Vernetzung bietet EDEN ein Vorbild, von dem Deutschland lernen kann und sollte.
Deutschland verfügt über die notwendigen Voraussetzungen – eine starke Mittelstandslandschaft, exzellente Forschungsinfrastruktur und technologische Führerschaft –, um ein eigenes erfolgreiches Modell zu entwickeln. Die Herausforderungen sind überwindbar, wenn der politische Wille zur systematischen Förderung der Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft vorhanden ist.
Ein deutsches EDEN-äquivalent könnte nicht nur die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie stärken, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur europäischen strategischen Autonomie leisten. In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen ist dies wichtiger denn je. Deutschland sollte diese Chance nutzen und vom französischen Erfolgsmodell lernen, ohne dessen Ansatz einfach zu kopieren, sondern ihn an die deutschen Besonderheiten anzupassen und zu einem eigenen, erfolgreichen Modell zu entwickeln.
Die Zeit ist reif für eine deutsche Initiative in diesem Bereich. Die sicherheitspolitische Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, die wachsende Bedeutung der Cybersicherheit und die Notwendigkeit europäischer strategischer Autonomie schaffen ein günstiges Umfeld für ein nationales deutsches Sicherheits- und Verteidigungscluster. Deutschland sollte diese historische Chance nutzen und vom Erfolg des EDEN Clusters lernen.
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