Mega-Deal vor Abschluss: Weltweit größte Freihandelszone – Das EU-Mercosur-Abkommen
Xpert Pre-Release
Sprachauswahl 📢
Veröffentlicht am: 4. September 2025 / Update vom: 4. September 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Mega-Deal vor Abschluss: Weltweit größte Freihandelszone – Das EU-Mercosur-Abkommen – Bild: Xpert.Digital
Europas Antwort auf Trumps Zölle: Wie dieser Pakt die globalen Machtverhältnisse verschiebt
### 4 Mrd. Euro pro Jahr: Warum deutsche Autofirmen jetzt auf den Mercosur-Deal hoffen ### Billigeres Fleisch gegen teurere Autos? So wirkt sich der Mercosur-Handelspakt direkt auf Sie aus ### Klimakiller oder Green Deal für zwei Kontinente? Die Wahrheit über das umstrittene EU-Abkommen ###
Riesen-Chance oder Ausverkauf? Der erbitterte Streit um das Mercosur-Abkommen
Nach über 25 Jahren zäher Verhandlungen steht die Weltwirtschaft vor einem historischen Wendepunkt: Das EU-Mercosur-Abkommen, das eine Freihandelszone mit über 715 Millionen Menschen schaffen würde, steht kurz vor der Ratifizierung. Doch dieses Abkommen ist weit mehr als nur ein Handelsvertrag. Es ist ein geopolitisches Statement, eine gigantische wirtschaftliche Chance und gleichzeitig Gegenstand heftiger Kontroversen, die Europa spalten.
Auf der einen Seite verspricht der Pakt enorme Vorteile: Durch den Wegfall von Zöllen könnten europäische Exporteure jährlich rund 4 Milliarden Euro sparen, insbesondere Schlüsselindustrien wie der Automobil-, Maschinenbau- und Chemiesektor in Deutschland würden massiv profitieren. Strategisch positioniert sich die EU damit als Verfechterin des freien Handels und schafft ein Gegengewicht zum Protektionismus der USA und zur wachsenden Abhängigkeit von China.
Auf der anderen Seite steht der erbitterte Widerstand von Landwirten und Umweltschützern. Sie warnen vor unfairem Wettbewerb durch billigere Agrarimporte aus Südamerika und befürchten eine beschleunigte Abholzung des Amazonas-Regenwaldes für Rinderweiden und Sojafelder. Während das Abkommen zwar Nachhaltigkeitskapitel enthält, zweifeln Kritiker an deren Wirksamkeit. Dieser Text beleuchtet die weitreichenden Chancen, die tiefen Gräben und die entscheidenden Fragen, die nun auf dem Tisch liegen: Gelingt Europa der Spagat zwischen wirtschaftlichem Wachstum, strategischer Unabhängigkeit und nachhaltiger Verantwortung?
Passend dazu:
- Strategische Neuausrichtung der Lieferketten und Logistik: Ein Gebot der Stunde – kurzfristig, mittelfristig und langfristig
Was bedeutet das EU-Mercosur-Abkommen für die Weltwirtschaft?
Mit der Billigung des EU-Mercosur-Abkommens durch die Europäische Kommission steht die Welt vor der Entstehung einer der größten Freihandelszonen der Geschichte. Was genau verbirgt sich hinter diesem historischen Handelsdeal und welche Auswirkungen wird er auf die globale Wirtschaftsordnung haben?
Das Abkommen zwischen der Europäischen Union und den südamerikanischen Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay würde eine Freihandelszone mit mehr als 715 Millionen Einwohnern schaffen. Diese wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte ihrer Art und stellt damit einen bedeutsamen Gegenentwurf zur protektionistischen Handelspolitik der USA unter Präsident Donald Trump dar.
Die Verhandlungen über dieses Abkommen dauerten über 25 Jahre an. Bereits 1999 begann die EU mit den ersten Gesprächen mit den Mercosur-Staaten, wobei die Verhandlungen über die handelsbezogenen Teile ursprünglich im Juni 2019 abgeschlossen wurden. Die finalen politischen und kooperativen Teile wurden dann im Juni 2020 ausverhandelt, bevor die Kommission am 3. September 2025 die Vorschläge für Ratsentscheidungen zur Unterzeichnung und zum Abschluss des Abkommens annahm.
Wie ist der Mercosur organisiert und welche wirtschaftliche Bedeutung hat er?
Der Mercosur, dessen vollständiger Name “Mercado Común del Sur” oder “Gemeinsamer Markt des Südens” lautet, ist eine internationale Wirtschaftsorganisation in Lateinamerika, die 1991 durch den Vertrag von Asunción gegründet wurde. Die Organisation umfasst derzeit vier Vollmitglieder: Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, wobei Venezuela seit 2016 dauerhaft suspendiert ist. Bolivien trat 2023 als neuestes Vollmitglied bei.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 2,4 Billionen US-Dollar und einem Außenhandelsvolumen von rund 400 Milliarden US-Dollar bei den Exporten und 330 Milliarden US-Dollar bei den Importen stellt der Mercosur nach der EU und der NAFTA den drittgrößten Markt der Welt dar. Das Gesamthandelsvolumen des Mercosur im Warenhandel betrug 2023 rund 668,7 Milliarden US-Dollar, wobei sich die Exporte auf etwa 378,8 Milliarden US-Dollar und die Importe auf rund 290 Milliarden US-Dollar beliefen.
Die Region verfügt über bedeutende Rohstoffvorkommen, die für Europas Klimawende wichtig sind, darunter Lithium, Nickel und seltene Erden. Europa wiederum ist ein zentraler Lieferant von Automobilen, Maschinen und Chemikalien für die Mercosur-Staaten.
Welche konkreten Handelserleichterungen bringt das Abkommen mit sich?
Das Herzstück des EU-Mercosur-Abkommens bildet der weitgehende Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren. Für 91 Prozent aller zwischen der EU und dem Mercosur gehandelten Waren sollen die Zölle abgeschafft werden. Nach Berechnungen der Europäischen Kommission ergeben sich durch den Zollabbau für europäische Exporteure jährliche Einsparungen in Höhe von 4 Milliarden Euro.
Besonders drastisch sind die aktuellen Zollsätze, die wegfallen würden: Der Mercosur erhebt derzeit teilweise die höchsten Außenzölle weltweit, beispielsweise 35 Prozent auf Autos, 14 bis 20 Prozent auf Maschinen und bis zu 18 Prozent auf Chemikalien. Diese hohen Zölle stellen erhebliche Handelshemmnisse dar, die europäische Unternehmen beim Export in die Region behindern.
Das Abkommen würde nicht nur Zölle abbauen, sondern auch geographische Herkunftsbezeichnungen von 350 europäischen Nahrungsmitteln im Mercosur schützen, darunter traditionelle Produkte wie Münchener Bier oder Tiroler Speck. Dies ist die größte Anzahl von geographischen Angaben, die jemals in einem EU-Abkommen geschützt wurde.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen werden für die EU erwartet?
Die EU-Kommission prognostiziert erhebliche positive wirtschaftliche Effekte durch das Abkommen. Die jährlichen EU-Exporte nach Südamerika könnten um bis zu 39 Prozent oder 49 Milliarden Euro steigen und damit mehr als 440.000 Arbeitsplätze in ganz Europa unterstützen. 2024 betrug das Handelsvolumen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten bereits 112,3 Milliarden Euro.
Besonders profitieren würden mehrere Schlüsselindustrien der EU: Die Automobilindustrie könnte von der Abschaffung der 35-prozentigen Zölle auf Fahrzeugimporte erheblich profitieren. Der Maschinenbau, für den derzeit Zölle zwischen 14 und 20 Prozent erhoben werden, würde ebenfalls stark entlastet. Die Pharmabranche, die aktuell mit Zöllen bis zu 14 Prozent belastet wird, hätte bessere Exportchancen.
Rund 70 Prozent der 12.500 deutschen Unternehmen, die in den Mercosur exportieren, sind kleine und mittlere Unternehmen. Diese würden durch ein gesondertes Kapitel im Abkommen berücksichtigt, etwa durch Förderprogramme und Unterstützung bei der Markterschließung.
Wie reagiert die EU auf die protektionistische US-Handelspolitik?
Das EU-Mercosur-Abkommen wird auch als strategische Antwort auf die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump verstanden. Seit seinem Amtsantritt hat Trump eine Reihe von Zusatzzöllen eingeführt, die den internationalen Handel belasten. Dazu gehören ein universeller Zoll von 10 Prozent auf Importe über 800 US-Dollar, erhöhte Zölle auf Stahl und Aluminium von bis zu 50 Prozent sowie länderspezifische Zusatzzölle.
Die EU positioniert sich bewusst als verlässlicher, regelbasierter und berechenbarer Handelspartner als Gegenmodell zu protektionistischen Reflexen. Inmitten globaler Unsicherheit kann die EU zum Anker für verlässliche Handelspolitik werden und so nicht nur eine Eskalation verhindern, sondern auch aktiv zur Stabilisierung der Weltwirtschaft beitragen.
Das Mercosur-Abkommen ist Teil einer breiteren EU-Strategie zur Diversifizierung der Handelsbeziehungen und zum Abbau kritischer Abhängigkeiten, insbesondere von China. Länder wie Deutschland und Spanien unterstützen das Abkommen ausdrücklich, da sie es als wichtig ansehen, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren.
Passend dazu:
Welche Branchen würden besonders vom Abkommen profitieren?
Das EU-Mercosur-Abkommen würde verschiedene Wirtschaftssektoren unterschiedlich stark beeinflussen. Auf der europäischen Seite stehen mehrere Branchen im Fokus, die von den hohen aktuellen Zöllen besonders betroffen sind.
Die Chemieindustrie, die 14,1 Prozent der EU-Exporte in die Mercosur-Staaten ausmacht, würde von der Abschaffung der bis zu 18-prozentigen Zölle profitieren. Die Mercosur-Länder sind wichtige Abnehmer für Agrar- und Industriechemikalien, weshalb europäische Hersteller erheblich entlastet würden.
Der Maschinenbau, der 21,5 Prozent der EU-Exporte stellt, leidet derzeit unter Zöllen zwischen 14 und 20 Prozent, die zu den höchsten Zöllen weltweit gehören. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau sieht in dem Abkommen eine wichtige Chance, den großen brasilianischen Markt besser zu erschließen.
Die Automobilindustrie würde von der schrittweisen Abschaffung der 35-prozentigen Zölle auf Fahrzeuge und der 14- bis 18-prozentigen Zölle auf Autoteile profitieren. Dies ist besonders wichtig, da der Wettbewerbsdruck in Südamerika durch den Markteinstieg chinesischer Autobauer massiv steigt.
Für die Pharmabranche, die 12,4 Prozent der EU-Exporte ausmacht, würden die aktuellen Zölle bis zu 14 Prozent wegfallen. Allerdings erhalten europäische Hersteller keinen freien Zugang zu Aufträgen des öffentlichen Gesundheitswesens.
Welche Vorteile entstehen für die europäische Landwirtschaft?
Das EU-Mercosur-Abkommen eröffnet auch der europäischen Landwirtschaft neue Exportmöglichkeiten. Die EU exportierte 2024 Agrarlebensmittel für 3,3 Milliarden Euro in den Mercosur, und diese Exporte sollen durch das Abkommen zunehmen.
Besonders profitieren würden Exporteure von Olivenöl, für das derzeit 10 Prozent Zoll erhoben werden, von Wein mit Zöllen bis zu 35 Prozent, von Getränken außer Wein mit Zöllen bis zu 35 Prozent und von Schokolade mit 20 Prozent Zoll. Für einige Milcherzeugnisse würden die Zölle für bestimmte Kontingente nach und nach ganz abgeschafft, darunter 30.000 Tonnen Käse, 10.000 Tonnen Milchpulver und 5.000 Tonnen Säuglingsfertignahrung, die derzeit mit 28 beziehungsweise 18 Prozent Zoll belastet sind.
Das Abkommen schützt zudem rund 344 Lebensmittel und Getränke aus der EU in den Mercosur-Ländern vor Nachahmungen durch den Schutz geografischer Herkunftsangaben. Dadurch können sich diese Erzeugnisse stärker von anderen abheben, und die Hersteller können ihre Marktposition in den Mercosur-Ländern stärken und zu höheren Preisen verkaufen.
Wie werden die Interessen der EU-Landwirtschaft geschützt?
Trotz der Öffnung für südamerikanische Agrarprodukte sieht das Abkommen umfassende Schutzmaßnahmen für die europäische Landwirtschaft vor. Die EU wird für Importe von Agrarlebensmitteln nur einen sehr begrenzten Marktzugang gewähren.
Bei sensiblen Waren wie Rindfleisch, Geflügel oder Zucker bleibt der Zugang zum EU-Markt durch schrittweise einzuführende Kontingente dauerhaft eingeschränkt. Zusätzlich kann eine bilaterale Schutzklausel angewandt werden, wenn zunehmende Importe aus dem Mercosur die betreffenden EU-Sektoren ernsthaft schädigen oder auch nur zu schädigen drohen.
Für Rindfleisch aus dem Mercosur wird kein zollfreier Zugang gewährt. Lediglich 99.000 Tonnen können mit einem reduzierten Zollsatz von 7,5 Prozent auf den EU-Markt gelangen, was nur 1,5 Prozent der gesamten Rindfleischproduktion in Europa entspricht und weniger als die Hälfte der derzeitigen Einfuhren aus dem Mercosur ausmacht.
Die EU-Kommission hat zusätzlich robuste Schutzmaßnahmen für sensible Agrarprodukte versprochen und einen zusätzlichen Rechtsakt angekündigt, in dem Aktivierung und Kontrolle der Schutzmaßnahmen detailliert geklärt werden sollen.
Welcher politische Widerstand besteht gegen das Abkommen?
Das EU-Mercosur-Abkommen stößt trotz seiner wirtschaftlichen Vorteile auf erheblichen politischen Widerstand in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten. Frankreich galt lange als größter Kritiker des Abkommens und drohte zusammen mit Polen und anderen Ländern, eine Ratifizierung zu blockieren.
Präsident Emmanuel Macron begründete die französische Opposition mit dem Schutz der eigenen Landwirte, insbesondere vor billigerem Geflügel oder Rindfleisch aus Südamerika. Auch Polen und Italien forderten einen Ausgleich für die Landwirtschaft. Österreichs Nationalrat hat sich gegen das Abkommen ausgesprochen, wobei eine Änderung der Position theoretisch noch möglich ist.
Allerdings zeigen sich inzwischen positive Signale aus einigen bisher kritischen Ländern. Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat ein Einlenken angedeutet, wobei er zusichern möchte, dass die EU bei Marktverzerrungen Abwehrmaßnahmen einleiten könne. Es gilt als wahrscheinlich, dass die EU-Kommission genau diese Zusicherung geben wird.
Die Agrarlobby bleibt jedoch weiterhin skeptisch gegenüber dem Abkommen, da sie negative Auswirkungen auf die heimischen Produzenten befürchtet.
Unsere Empfehlung: 🌍 Grenzenlose Reichweite 🔗 Vernetzt 🌐 Vielsprachig 💪 Verkaufsstark: 💡 Authentisch mit Strategie 🚀 Innovation trifft 🧠 Intuition
In einer Zeit, in der die digitale Präsenz eines Unternehmens über seinen Erfolg entscheidet, stellt sich die Herausforderung, wie diese Präsenz authentisch, individuell und weitreichend gestaltet werden kann. Xpert.Digital bietet eine innovative Lösung an, die sich als Schnittpunkt zwischen einem Industrie-Hub, einem Blog und einem Markenbotschafter positioniert. Dabei vereint es die Vorteile von Kommunikations- und Vertriebskanälen in einer einzigen Plattform und ermöglicht eine Veröffentlichung in 18 verschiedenen Sprachen. Die Kooperation mit Partnerportalen und die Möglichkeit, Beiträge bei Google News und einem Presseverteiler mit etwa 8.000 Journalisten und Lesern zu veröffentlichen, maximieren die Reichweite und Sichtbarkeit der Inhalte. Dies stellt einen wesentlichen Faktor im externen Sales & Marketing (SMarketing) dar.
Mehr dazu hier:
Geopolitisches Signal: Wie das Abkommen Europas Handelsmacht stärkt
Wie verläuft das Ratifizierungsverfahren?
Das EU-Mercosur-Abkommen besteht aus zwei separaten Teilen, die unterschiedliche Ratifizierungsverfahren durchlaufen müssen. Für das Inkrafttreten des reinen Handelsteils würde bereits die Zustimmung von EU-Rat und Europäischem Parlament ausreichen, da die Handelszuständigkeit bei der EU liegt und nicht bei den Mitgliedstaaten.
Dies betrifft den größten Teil des Abkommens und ermöglicht eine schnellere Umsetzung der handelsbezogenen Bestimmungen. Den allgemeinen politischen Fragen müssen dann auch die nationalen Parlamente zustimmen.
Die EU-Kommission hat am 3. September 2025 Vorschläge für Ratsentscheidungen zur Unterzeichnung und zum Abschluss von zwei parallelen Rechtsinstrumenten angenommen: das EU-Mercosur-Partnerschaftsabkommen und das Interims-Handelsabkommen. Das Interims-Handelsabkommen wird aufgehoben und durch das Partnerschaftsabkommen ersetzt, sobald letzteres vollständig ratifiziert und in Kraft getreten ist.
Die Brüsseler Behörde hofft, dass EU-Rat und Europäisches Parlament spätestens bis Jahresende zustimmen und damit den endgültigen Abschluss des Abkommens ermöglichen.
Passend dazu:
- Resilienz durch Diversifizierung: Strategische Neuausrichtung globaler Lieferketten im geopolitischen Spannungsfeld
Welche Umwelt- und Klimaschutzbedenken gibt es?
Das EU-Mercosur-Abkommen steht im Zentrum einer intensiven Debatte über seine Umweltauswirkungen. Umweltorganisationen wie Greenpeace bezeichnen das Abkommen als klimaschädlich und befürchten, dass es zu einer verstärkten Abholzung der Wälder in Südamerika führen würde.
Die Mercosur-Länder würden durch das Abkommen mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse und Rohstoffe verkaufen, die oft aus Waldgebieten wie dem Amazonas stammen. Etwa 21 bis 37 Prozent der weltweiten Entwaldung sind bereits jetzt auf den globalen Handel zurückzuführen. Kritiker befürchten, dass steigende Importe von Agrarprodukten wie Rindfleisch, Soja für Tierfutter und Bioethanol aus Zuckerrohr die Abholzung der Regenwälder beschleunigen könnten.
Eine Studie von Greenpeace und Misereor zeigt, dass die Importquoten für Rind- und Hühnerfleisch durch das Abkommen um die Hälfte vergrößert würden, während bei Bio-Ethanol sogar eine Versechsfachung gegenüber bisherigen Importmengen erwartet wird. Der Amazonas-Regenwald, aber auch andere wichtige Ökosysteme wie die Trockenwälder des argentinischen Gran Chaco und die Savannenwälder des brasilianischen Cerrado würden verstärkt für weitere Rinderweiden und Sojafelder geopfert.
Welche Umweltschutzbestimmungen enthält das Abkommen?
Das EU-Mercosur-Abkommen enthält durchaus Bestimmungen zum Umweltschutz, die jedoch aus Sicht von Nichtregierungsorganisationen nicht ausreichend verbindlich sind. Das ambitionierte Kapitel zur nachhaltigen Entwicklung enthält verbindliche Regelungen zu Arbeit, Umwelt und Klima.
Die Vertragsparteien verpflichten sich, die grundlegenden und weitere relevante Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation zu ratifizieren und multilaterale Umweltübereinkommen inklusive des Pariser Klimaschutzabkommens effektiv umzusetzen. Für die Mercosur-Staaten gelten auch spezifische Bestimmungen gegen Entwaldung.
Das Pariser Klimaschutzabkommen ist nun ein wesentlicher Bestandteil des Abkommens, wodurch die Möglichkeit besteht, das Abkommen bei Nicht-Einhaltung der Verpflichtungen zu suspendieren. Brasilien hat sich beispielsweise verpflichtet, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2025 gegenüber dem Stand von 2005 um 37 Prozent zu verringern sowie Maßnahmen zur Beendigung der illegalen Abholzung von Wäldern zu ergreifen.
Zusätzlich wird ab Ende 2025 die EU-Entwaldungsverordnung in Kraft treten, die sicherstellen soll, dass nur noch entwaldungsfreie Produkte auf den EU-Markt gelangen. Dies betrifft Sojabohnen, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao, Kaffee und Kautschuk und gilt auch für Importe auf der Grundlage des EU-Mercosur-Partnerschaftsabkommens.
Bestehen Bedenken über die Wirksamkeit der Umweltschutzmaßnahmen?
Kritiker bezweifeln die Wirksamkeit der im Abkommen enthaltenen Umweltschutzbestimmungen. Eine aktuelle Studie von Brot für die Welt, Misereor und Powershift warnt, dass die aktuelle Fassung den Mercosur-Staaten ein Klagerecht gegen Europas Gesetze zu Nachhaltigkeit einräumt, die Teil des Green Deal sind.
Der neu geschaffene Ausgleichsmechanismus sei im zentralen Schiedsgerichtsverfahren verankert und gewähre den Staaten ein Recht auf Kompensationen, wenn EU-Gesetze wie die Entwaldungsverordnung ihre Handelsvorteile einschränken sollten. Kritiker befürchten, dass die EU sich beim Klimaschutz dauerhaft Fesseln anlegen würde.
Die EU-Waldschutzverordnung schützt zudem nur Wälder und klammert andere Ökosysteme wie Savannen und Moore aus, die ebenfalls für Agrarflächen zerstört werden. Das EU-Mercosur-Abkommen fördert auch Produkte, die nicht in der EU-Waldschutzverordnung enthalten sind, wie Hühnerfleisch und Zuckerrohr.
Erfahrungen mit anderen Handelsabkommen zeigen bereits negative Umweltauswirkungen. Bei dem EU-Anden-Abkommen führte die stärkere Nachfrage nach Agrarprodukten zu einer Ausweitung der Anbauflächen, für mehr als ein Drittel wurde in den ersten vier Jahren Wälder abgeholzt.
Wie positioniert sich das Abkommen gegenüber anderen globalen Handelsblöcken?
Das EU-Mercosur-Abkommen ist nicht nur ein bilateraler Handelsdeal, sondern auch ein strategisches Signal an andere große Wirtschaftsmächte. Mit der Schaffung einer Freihandelszone von über 715 Millionen Menschen würde Europa seine Position als größter Handelsblock der Welt zementieren.
Das Abkommen wird explizit als Antwort auf die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump verstanden. Während die USA unter Trump ihre Zölle erheblich erhöht haben – beispielsweise universelle 10-Prozent-Zusatzzölle und bis zu 50 Prozent auf Stahl und Aluminium –, setzt die EU auf Handelsliberalisierung und Marktöffnung.
Gleichzeitig dient das Abkommen als Instrument zur Diversifizierung der Handelsbeziehungen und zur Reduzierung der Abhängigkeit von China. Für den Abbau kritischer Abhängigkeiten und die Gestaltung resilienter Lieferketten ist die Diversifizierung von Handelsbeziehungen essenziell.
Die EU versucht damit, ihre Rolle als verlässlicher, regelbasierter Handelspartner zu stärken und sich als Alternative zu protektionistischen Ansätzen zu positionieren. Dies ist besonders wichtig, da die WTO-zentrierte multilaterale Handelsordnung erodiert und der Protektionismus weltweit zunimmt.
Welche Auswirkungen hat das Abkommen auf kleinere und mittlere Unternehmen?
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Auswirkungen des EU-Mercosur-Abkommens auf kleine und mittlere Unternehmen, die einen erheblichen Anteil der Exporteure ausmachen. Etwa 70 Prozent der 12.500 deutschen Unternehmen, die in den Mercosur exportieren, sind kleine und mittlere Unternehmen.
Diese Unternehmen werden in einem gesonderten Kapitel des Abkommens berücksichtigt, das Förderprogramme und Unterstützung bei der Markterschließung vorsieht. Durch die Abschaffung hoher Zölle und die Vereinfachung von Handelsprozeduren können gerade kleinere Unternehmen erheblich entlastet werden, da sie oft weniger Ressourcen haben, um komplexe Handelsbarrieren zu überwinden.
Das Abkommen sieht auch verbesserten Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen vor, von dem europäische Unternehmen profitieren werden. EU-Dienstleister erhalten besseren Marktzugang in den Bereichen Informationstechnologie, Telekommunikation und Verkehr.
Allerdings bestehen kulturelle und sprachliche Barrieren sowie die Zeitverschiebung, die den Marktzugang für deutsche Unternehmen erschweren. Aktuell orientiert sich Deutschland bei Geschäften eher in Richtung Asien, Europa oder USA, während Lateinamerika oft als zu weit entfernt gilt.
Wie beeinflusst das Abkommen die globale Lieferkettenstruktur?
Das EU-Mercosur-Abkommen wird erhebliche Auswirkungen auf die globalen Lieferketten haben. Durch den Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren werden neue Handelsströme entstehen und bestehende verstärkt. Dies ist besonders relevant vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Spannungen und der Notwendigkeit, Lieferketten zu diversifizieren.
Das Abkommen trägt zur Sicherung der nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen für den grünen und digitalen Wandel der EU bei und sorgt für mehr Sicherheit und Berechenbarkeit in der Lieferkette. Die Mercosur-Region verfügt über wichtige Rohstoffvorkommen wie Lithium, Nickel und seltene Erden, die für die europäische Energiewende unerlässlich sind.
Durch das Handelsabkommen werden auch die Zölle auf wichtige Rohstoffe und Folgeprodukte gesenkt. Dies reduziert die Abhängigkeit Europas von anderen Lieferanten, insbesondere von China, und schafft alternative Beschaffungsquellen.
Gleichzeitig werden auch Ursprungsregeln wichtiger, um zu bestimmen, woher Güter stammen. Diese Regeln sind gerade in der Ära der globalen Wertschöpfungsketten wichtig, in der ein erheblicher Teil des Wertes europäischer Erzeugnisse durch ausländische Teilkomponenten oder Dienstleistungen entsteht.
Welche langfristigen strategischen Implikationen ergeben sich?
Das EU-Mercosur-Abkommen hat weitreichende strategische Implikationen, die über die unmittelbaren Handelseffekte hinausgehen. Es signalisiert Europas Bekenntnis zu einer regelbasierten, multilateralen Welthandelsordnung in einer Zeit zunehmender handelspolitischer Spannungen.
Durch die Schaffung der weltweit größten Freihandelszone würde die EU ihre Position als führende Handelsmacht stärken und gleichzeitig ein Gegengewicht zu protektionistischen Tendenzen bilden. Dies ist besonders wichtig, da die Welthandelsorganisation unter Druck steht und bilaterale sowie regionale Handelsabkommen an Bedeutung gewinnen.
Das Abkommen könnte auch als Modell für andere Handelsverhandlungen dienen, insbesondere hinsichtlich der Integration von Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbestimmungen. Die Verbindung von Handelsliberalisierung mit verbindlichen Umwelt- und Sozialstandards könnte wegweisend für zukünftige Abkommen werden.
Langfristig trägt das Abkommen zur wirtschaftlichen Integration zwischen Europa und Lateinamerika bei und stärkt die politischen Beziehungen zwischen beiden Regionen. Dies kann strategische Vorteile in einer multipolaren Weltordnung bieten, in der verschiedene Wirtschaftsblöcke um Einfluss konkurrieren.
Passend dazu:
- Mehrweg-Logistik und effizientes Mehrweg-Management – Die Optimierung von Logistikprozessen und Lieferketten
Wie reagieren Wirtschaftsverbände und Industrie auf das Abkommen?
Die Reaktionen der Wirtschaftsverbände und Industrie auf das EU-Mercosur-Abkommen sind überwiegend positiv. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen bezeichnete das Abkommen als historisch und äußerte sich “überglücklich” über den erfolgreichen Abschluss. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages nannte die Einigung eine “überaus positive Nachricht in einem ansonsten eher trüben weltwirtschaftlichen Umfeld”.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sprach angesichts des Beginns der Ratifizierung von einem “längst überfälligen Meilenstein”. Sie betonte, dass 12.500 deutsche Unternehmen in die Region exportieren, von denen 72 Prozent kleine und mittlere Betriebe sind.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau drängt besonders auf eine Ratifizierung des Abkommens. Oliver Richtberg, Leiter der VDMA-Außenwirtschaftsabteilung, begrüßte die Entscheidung, den Handelsteil separat zu behandeln. Er verwies darauf, dass die durchschnittliche Zollbelastung auf europäische Exporte im Maschinenhandel mit den Mercosur-Staaten bei rund elf Prozent liegt und das Abkommen vorsieht, diese Zölle in fast allen Bereichen schrittweise auf null zu senken.
Auch der Automobilverband sieht erhebliche Chancen durch das Wegfallen der hohen Zölle auf Fahrzeuge und Autoteile. Die chemische Industrie und die Pharmabranche erwarten ebenfalls deutliche Erleichterungen durch den Abbau der aktuell hohen Handelsbarrieren.
Was sind die nächsten Schritte im Ratifizierungsprozess?
Der Ratifizierungsprozess für das EU-Mercosur-Abkommen befindet sich nun in einer entscheidenden Phase. Die EU-Kommission hat am 3. September 2025 die juristisch überprüften Vertragstexte an die Regierungen der EU-Staaten und das Europäische Parlament weitergeleitet.
Als nächstes müssen der Rat der EU-Länder und das Europäische Parlament zustimmen, damit das Abkommen in Kraft treten kann. Die Brüsseler Behörde hofft, dass diese Zustimmung spätestens bis Jahresende erfolgt und damit der endgültige Abschluss des Abkommens ermöglicht wird.
Ein wichtiger Aspekt ist, dass das Abkommen in zwei Teile aufgeteilt wurde: Für den reinen Handelsteil reicht die Zustimmung von EU-Rat und Europäischem Parlament aus, da die Handelszuständigkeit bei der EU liegt. Dies betrifft den größten Teil des Abkommens und ermöglicht eine schnellere Umsetzung.
Für den politischen und kooperativen Teil müssen zusätzlich die nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Diese Aufteilung soll das Ratifizierungsverfahren beschleunigen und das Risiko einer Blockade durch einzelne Mitgliedstaaten reduzieren.
Das Abkommen könnte frühestens 2026 vorläufig in Kraft treten. Die Kommission arbeitet daran, bis dahin alle notwendigen rechtlichen und politischen Voraussetzungen zu schaffen.
Ihr globaler Marketing und Business Development Partner
☑️ Unsere Geschäftssprache ist Englisch oder Deutsch
☑️ NEU: Schriftverkehr in Ihrer Landessprache!
Gerne stehe ich Ihnen und mein Team als persönlicher Berater zur Verfügung.
Sie können mit mir Kontakt aufnehmen, indem Sie hier das Kontaktformular ausfüllen oder rufen Sie mich einfach unter +49 89 89 674 804 (München) an. Meine E-Mail Adresse lautet: wolfenstein∂xpert.digital
Ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.