Der Schlüssel zu ‘Rearm Europe’ ist die automatisierte, militärische (Intra-)Logistik
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Veröffentlicht am: 1. August 2025 / Update vom: 1. August 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Der Schlüssel zu ‘Rearm Europe’ ist die automatisierte, militärische (Intra-)Logistik – Bild: Xpert.Digital
Zukünftige Verteidigung: Warum Europas Sicherheit von smarter, automatisierter Intralogistik abhängt
“Rearm Europe”: So baut die EU auf Digitalisierung und Automatisierung in der Verteidigung
Die europäische Aufrüstungsinitiative “Rearm Europe” steht vor einer grundlegenden Herausforderung: Wie kann Europa seine Verteidigungsfähigkeiten in der gebotenen Geschwindigkeit und Effizienz aufbauen, um den geopolitischen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen? Die Antwort liegt nicht allein in der Beschaffung neuer Waffensysteme oder der Erhöhung der Verteidigungsbudgets, sondern vielmehr in der revolutionären Transformation der militärischen Logistik durch fortschrittliche Automatisierung und künstliche Intelligenz.
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Die neue Dimension der militärischen Logistikherausforderung
Die Initiative “Rearm Europe” oder “Readiness 2030”, wie sie nach diplomatischen Diskussionen umbenannt wurde, repräsentiert Europas Antwort auf die veränderte Sicherheitslage seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit einem geplanten Volumen von über 800 Milliarden Euro bis 2030 ist dies die größte europäische Aufrüstungsinitiative seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch die schiere Größe der finanziellen Mittel allein garantiert noch keinen Erfolg.
Die europäische Verteidigungslogistik steht vor komplexen strukturellen Problemen. Nationale Fragmentierung, mangelnde Interoperabilität der Systeme und eine unzureichende industrielle Basis haben Europa in eine strategische Abhängigkeit von außereuropäischen Partnern gebracht. Gleichzeitig zeigt der Konflikt in der Ukraine deutlich, dass moderne Kriegsführung nicht mehr allein durch traditionelle “Heavy Metal”-Ansätze – also Panzer, Artillerie und konventionelle Systeme – gewonnen wird, sondern durch die intelligente Integration und Vernetzung aller verfügbaren Ressourcen.
Automatisierung als Kern der strategischen Neuausrichtung
Die entscheidende Komponente für den Erfolg von “Rearm Europe” liegt in der umfassenden Automatisierung der militärischen Intralogistik. Diese umfasst nicht nur die physischen Transportvorgänge, sondern die gesamte Versorgungskette von der Beschaffung über die Lagerung bis zur Verteilung an die Endverbraucher. Automatisierte Systeme können dabei helfen, die chronischen Schwächen der europäischen Verteidigungslogistik zu überwinden.
Moderne militärische Operationen erzeugen einen enormen logistischen Bedarf. Ein einzelner Kampfpanzer benötigt täglich zwischen 400 und 600 Liter Treibstoff, dazu kommen Munition, Ersatzteile und Verpflegung für die Besatzung. Bei größeren Operationen mit mehreren tausend Fahrzeugen und zehntausenden Soldaten entstehen logistische Anforderungen, die ohne automatisierte Unterstützung kaum zu bewältigen sind. Hier zeigt sich das transformative Potenzial der Automatisierung: Sie kann nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Reaktionszeiten drastisch verkürzen und die Fehlerquote minimieren.
Die Automatisierung der Intralogistik umfasst verschiedene Technologieebenen. Auf der operativen Ebene ermöglichen fahrerlose Transportsysteme und autonome Fahrzeuge den Transport von Nachschub auch in gefährlichen Gebieten, ohne menschliches Personal zu gefährden. Intelligente Lagersysteme mit automatischen Regalbediengeräten und robotergestützter Kommissionierung können die Bearbeitungszeiten um bis zu 70 Prozent reduzieren und gleichzeitig die Genauigkeit erhöhen.
Künstliche Intelligenz als Enabler intelligenter Logistiknetzwerke
Der zweite entscheidende Baustein ist der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Optimierung der gesamten Versorgungskette. KI-Systeme können massive Datenmengen in Echtzeit verarbeiten und daraus präzise Vorhersagen für den Materialbedarf ableiten. Dies ermöglicht eine vorausschauende Logistik, bei der Nachschub bereits unterwegs ist, bevor er angefordert wird.
Besonders relevant ist dabei die prädiktive Wartung militärischer Ausrüstung. Moderne Waffensysteme und Fahrzeuge sind mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die kontinuierlich Betriebsdaten sammeln. KI-Algorithmen können aus diesen Daten Muster erkennen und Ausfälle vorhersagen, bevor sie auftreten. Dies ermöglicht es, Ersatzteile und Wartungsteams genau dann und dort bereitzustellen, wo sie benötigt werden. Studien zeigen, dass prädiktive Wartung die Verfügbarkeit von Ausrüstung um 10 bis 20 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Wartungskosten um 5 bis 10 Prozent senken kann.
Die Integration von KI in die militärische Logistik geht weit über einfache Optimierungsalgorithmen hinaus. Moderne Systeme können komplexe multimodale Transportketten planen, alternative Routen bei Störungen berechnen und sogar die Auswirkungen feindlicher Aktionen auf die Versorgungssicherheit simulieren. Dies schafft eine resiliente Logistikarchitektur, die auch unter schwierigen Bedingungen funktionsfähig bleibt.
Die deutsche und europäische Innovationslandschaft
Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Zentrum für militärische Automatisierungstechnologien entwickelt. Unternehmen wie Rheinmetall investieren massiv in KI-gestützte Systeme und autonome Plattformen. Das PATH A-Kit von Rheinmetall, ein KI-gestütztes Navigationssystem, das in nahezu jedes Fahrzeug integriert werden kann, demonstriert das Potenzial platform-agnostischer Lösungen. Bei internationalen Wettbewerben wie der European Land Robot Trial 2024 konnte Rheinmetall bereits erste Erfolge mit autonomen Konvoisystemen erzielen.
Gleichzeitig entstehen innovative Start-ups wie ARX Robotics, die Software-defined-Defense-Ansätze verfolgen und bestehende militärische Fahrzeugflotten durch nachträgliche Integration von KI-Systemen modernisieren. Diese modularen Lösungen bieten den Vorteil, dass sie kostengünstig in vorhandene Systeme integriert werden können, ohne komplette Neubeschaffungen zu erfordern.
Die europäische Forschungslandschaft arbeitet intensiv an der Weiterentwicklung militärischer Automatisierungstechnologien. Projekte wie RoX, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, zielen darauf ab, digitale Ökosysteme für KI-basierte Robotik zu entwickeln. Diese Initiativen verbinden Grundlagenforschung mit praktischer Anwendungsentwicklung und schaffen die technologische Basis für die nächste Generation militärischer Logistiksysteme.
Interoperabilität als Grundpfeiler der europäischen Verteidigungslogistik
Ein zentrales Problem der europäischen Verteidigungslogistik ist die mangelnde Interoperabilität zwischen den verschiedenen nationalen Systemen. Jedes Land hat über Jahrzehnte eigene Standards und Verfahren entwickelt, was zu erheblichen Ineffizienzen bei multinationalen Operationen führt. Die Initiative “Rearm Europe” bietet die Chance, diese Fragmentierung durch einheitliche automatisierte Standards zu überwinden.
Die NATO hat bereits wichtige Schritte in diese Richtung unternommen. Das Logistic Functional Area Services (LOGFAS) System und vergleichbare Initiativen zielen darauf ab, gemeinsame Datenstandards und Schnittstellen zu etablieren. Automatisierte Systeme können dabei helfen, diese Standards durchzusetzen, da sie von Natur aus auf standardisierten Protokollen basieren.
Besonders relevant ist dabei das Konzept der “Military Mobility”, das darauf abzielt, grenzüberschreitende Truppenbewegungen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Automatisierte Logistiksysteme können dabei nicht nur die physischen Transportvorgänge optimieren, sondern auch die bürokratischen Hürden durch automatisierte Dokumentation und Genehmigungsverfahren reduzieren.
Ihre Dual-Use Logistikexperten
Die Weltwirtschaft durchlebt derzeit einen fundamentalen Wandel, einen Epochenbruch, der die Grundpfeiler der globalen Logistik erschüttert. Die Ära der Hyper-Globalisierung, die durch das unerschütterliche Streben nach maximaler Effizienz und das “Just-in-Time”-Prinzip geprägt war, weicht einer neuen Realität. Diese ist von tiefgreifenden strukturellen Brüchen, geopolitischen Machtverschiebungen und einer fortschreitenden wirtschaftspolitischen Fragmentierung gekennzeichnet. Die einst als selbstverständlich angenommene Planbarkeit internationaler Märkte und Lieferketten löst sich auf und wird durch eine Phase wachsender Unsicherheit ersetzt.
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Herausforderungen bei der Implementierung
Die Einführung automatisierter Logistiksysteme in militärischen Kontexten bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Sicherheitsaspekte stehen dabei im Vordergrund: Automatisierte Systeme müssen gegen Cyberangriffe geschützt und in der Lage sein, auch bei partiellen Systemausfällen weiter zu funktionieren. Dies erfordert redundante Systeme und robuste Verschlüsselungsverfahren.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Ausbildung des Personals. Die Einführung automatisierter Systeme verändert die Arbeitsabläufe grundlegend und erfordert neue Kompetenzen von den Bedienkräften. Dies betrifft nicht nur die technische Bedienung der Systeme, sondern auch das Verständnis für die zugrundeliegenden Prozesse und die Fähigkeit zur Fehlerbehebung bei Störungen.
Die Kosten für die Entwicklung und Implementierung automatisierter Logistiksysteme sind erheblich. Schätzungen gehen davon aus, dass die vollständige Automatisierung der europäischen Verteidigungslogistik Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe erfordern würde. Diese Investitionen müssen jedoch im Kontext der langfristigen Einsparungen betrachtet werden: Automatisierte Systeme können die Betriebskosten um 20 bis 30 Prozent senken und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit erheblich steigern.
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Technologische Schlüsselkomponenten
Die moderne militärische Intralogistik basiert auf einer Vielzahl ineinandergreifender Technologien. Autonome Fahrzeuge bilden das Rückgrat der physischen Transportkette. Diese reichen von kleinen Drohnen für die Versorgung isolierter Einheiten bis hin zu schweren unbemannten Lastkraftwagen für Massengütertransporte. Die Entwicklung dieser Systeme hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht: Moderne autonome Militärfahrzeuge können bereits komplexe Geländestrukturen navigieren und dabei feindlicher Aktivität ausweichen.
Intelligente Lagersysteme stellen eine weitere Kernkomponente dar. Diese nutzen eine Kombination aus Robotik, KI und fortschrittlicher Sensorik, um den gesamten Lagerprozess zu automatisieren. Moderne Systeme können nicht nur Ein- und Auslagerungsvorgänge automatisch durchführen, sondern auch den Zustand der gelagerten Güter überwachen und bei Bedarf Alarm schlagen.
Die Integration aller Systemkomponenten erfolgt über zentrale Steuerungsplattformen, die auf KI-Algorithmen basieren. Diese Systeme können komplexe Optimierungsprobleme in Echtzeit lösen, wie die optimale Routenplanung für Hunderte von Fahrzeugen oder die Verteilung von Ressourcen auf verschiedene Prioritäten. Dabei berücksichtigen sie nicht nur statische Parameter wie Entfernungen und Kapazitäten, sondern auch dynamische Faktoren wie Verkehrslage, Wetterbedingungen und Bedrohungsszenarien.
Vorausschauende Wartung als Effizienzfaktor
Ein besonders wichtiger Aspekt der automatisierten Militärlogistik ist die vorausschauende Wartung von Ausrüstung und Systemen. Militärische Fahrzeuge und Waffensysteme operieren oft unter extremen Bed
ingungen, was zu erhöhtem Verschleiß und unvorhersagbaren Ausfällen führen kann. Traditionelle Wartungskonzepte basieren entweder auf festen Intervallen oder reagieren erst nach eingetretenen Schäden – beide Ansätze sind ineffizient und kostspielig.
Moderne prädiktive Wartungssysteme nutzen eine Kombination aus IoT-Sensoren, maschinellem Lernen und fortschrittlicher Datenanalyse, um den Zustand von Ausrüstung kontinuierlich zu überwachen und Ausfälle vorherzusagen. Diese Systeme können Vibrationen, Temperaturen, Öldruck und andere Parameter in Echtzeit analysieren und dabei Muster erkennen, die auf bevorstehende Probleme hindeuten.
Die Vorteile dieser Technologie sind erheblich: Studien zeigen, dass prädiktive Wartung die Verfügbarkeit militärischer Ausrüstung um bis zu 25 Prozent erhöhen kann, während gleichzeitig die Wartungskosten um 10 bis 15 Prozent sinken. Für die europäische Verteidigung, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten muss, kann dies den Unterschied zwischen erfolgreichen und gescheiterten Missionen bedeuten.
Cybersicherheit und Resilienz
Die zunehmende Vernetzung und Automatisierung der militärischen Logistik schafft neue Angriffsvektoren für Cyberattacken. Gegnerische Kräfte könnten versuchen, automatisierte Systeme zu hacken, zu stören oder sogar zu übernehmen. Dies erfordert ein umfassendes Cybersicherheitskonzept, das sowohl präventive als auch reaktive Maßnahmen umfasst.
Moderne militärische Automatisierungssysteme müssen daher nach dem Prinzip “Security by Design” entwickelt werden. Dies bedeutet, dass Sicherheitsaspekte von Anfang an in die Systemarchitektur integriert werden, anstatt nachträglich hinzugefügt zu werden. Dazu gehören verschlüsselte Kommunikation, sichere Authentifizierung, regelmäßige Sicherheitsupdates und die Fähigkeit zur Isolation kompromittierter Systemteile.
Gleichzeitig müssen automatisierte Logistiksysteme auch bei partiellen Ausfällen funktionsfähig bleiben. Dies erfordert redundante Systeme, dezentrale Entscheidungsstrukturen und die Fähigkeit zur automatischen Rekonfiguration bei Störungen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Versorgung auch unter widrigen Umständen aufrechterhalten wird.
Integration ziviler und militärischer Logistikstrukturen
Ein innovativer Ansatz zur Stärkung der europäischen Verteidigungslogistik liegt in der besseren Integration ziviler und militärischer Logistikkapazitäten. Zivile Logistikunternehmen verfügen über fortschrittliche automatisierte Systeme und umfangreiche Infrastrukturen, die in Krisenzeiten für militärische Zwecke genutzt werden könnten.
Diese zivil-militärische Fusion (Civil-Military Fusion) nach chinesischem Vorbild könnte Europa erhebliche Effizienzgewinne bringen. Zivile Logistikunternehmen haben bereits umfangreiche Erfahrungen mit automatisierten Lagersystemen, KI-gestützter Routenoptimierung und prädiktiver Analytik gesammelt. Diese Expertise könnte durch geeignete Kooperationsmodelle auch der militärischen Logistik zugutekommen.
Gleichzeitig könnten militärische Technologien auch zivile Anwendungen finden. Robuste, für militärische Zwecke entwickelte automatisierte Systeme könnten in zivilen Logistikzentren eingesetzt werden, während zivile Innovationen militärische Anwendungen finden. Diese Synergie-Effekte könnten die Entwicklungskosten senken und die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen.
Hub für Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.
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Europäische Industrie- und Technologiestrategie
Der Erfolg von “Rearm Europe” hängt entscheidend davon ab, ob Europa eine eigenständige industrielle und technologische Basis für automatisierte Logistiksysteme entwickeln kann. Die Abhängigkeit von außereuropäischen Technologieanbietern würde die strategische Autonomie untergraben und Europa in kritischen Situationen verwundbar machen.
Die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) und nationale Forschungseinrichtungen arbeiten bereits an der Entwicklung europäischer Standards und Technologien für militärische Automatisierung. Parallel dazu investieren europäische Rüstungsunternehmen massiv in KI-Forschung und autonome Systeme. Rheinmetall beispielsweise hat angekündigt, in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro in die Entwicklung digitaler Verteidigungstechnologien zu investieren.
Besonders wichtig ist dabei die Entwicklung europäischer Champions in kritischen Technologiebereichen. Unternehmen wie Rheinmetall, Thales oder Leonardo müssen zu global führenden Anbietern von militärischen Automatisierungslösungen werden, um Europas technologische Souveränität zu gewährleisten. Dies erfordert nicht nur finanzielle Investitionen, sondern auch die Schaffung geeigneter regulatorischer Rahmenbedingungen und die Förderung von Forschung und Entwicklung.
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Ausbildung und Personalentwicklung
Die erfolgreiche Implementierung automatisierter Logistiksysteme erfordert eine grundlegende Neuausrichtung der militärischen Ausbildung. Soldaten müssen nicht nur lernen, mit hochkomplexen technischen Systemen umzugehen, sondern auch die zugrundeliegenden Prinzipien und Prozesse verstehen.
Dies betrifft verschiedene Qualifikationsebenen: Auf der operativen Ebene müssen Soldaten lernen, automatisierte Systeme zu bedienen, zu überwachen und bei Störungen einzugreifen. Auf der taktischen Ebene müssen Offiziere verstehen, wie sie automatisierte Logistikkapazitäten optimal in ihre Operationsplanung einbeziehen können. Auf der strategischen Ebene müssen Führungskräfte die Möglichkeiten und Grenzen automatisierter Systeme kennen, um fundierte Entscheidungen über Investitionen und Einsatz treffen zu können.
Die Ausbildung muss dabei praxisorientiert erfolgen und realistische Szenarien umfassen. Simulatoren und virtuelle Trainingsumgebungen können dabei helfen, komplexe Situationen zu üben, ohne teure Ausrüstung zu riskieren. Gleichzeitig müssen kontinuierliche Weiterbildungsprogramme sicherstellen, dass das Personal mit der schnellen technologischen Entwicklung Schritt halten kann.
Internationale Kooperation und Standardisierung
Die Automatisierung der militärischen Logistik kann nur durch enge internationale Kooperation erfolgreich umgesetzt werden. Die meisten modernen militärischen Operationen sind multinationale Unternehmungen, die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Streitkräften erfordern.
NATO und EU haben bereits wichtige Schritte zur Harmonisierung von Logistikstandards unternommen. Die NATO Logistics Stock Exchange (LSE) und ähnliche Initiativen zielen darauf ab, gemeinsame Beschaffungsverfahren und Lagerstandards zu etablieren. Automatisierte Systeme können dabei helfen, diese Standards durchzusetzen und zu überwachen.
Besonders wichtig ist die Entwicklung gemeinsamer Schnittstellen und Protokolle für automatisierte Systeme. Nur wenn die Systeme verschiedener Nationen nahtlos zusammenarbeiten können, lassen sich die vollen Effizienzgewinne der Automatisierung realisieren. Dies erfordert nicht nur technische Standardisierung, sondern auch rechtliche und organisatorische Harmonisierung.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Effizienzgewinne
Die Automatisierung der militärischen Logistik verspricht erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass die vollständige Automatisierung der europäischen Verteidigungslogistik die Betriebskosten um 20 bis 30 Prozent senken könnte, während gleichzeitig die Leistungsfähigkeit um 40 bis 50 Prozent steigt.
Diese Effizienzgewinne resultieren aus verschiedenen Faktoren: Automatisierte Systeme arbeiten präziser und schneller als menschliche Operateure, sie benötigen keine Pausen und können rund um die Uhr eingesetzt werden. Gleichzeitig reduzieren sie menschliche Fehler, die in der militärischen Logistik besonders kostspielig sein können.
Die eingesparten Ressourcen können dann für andere kritische Bereiche verwendet werden, wie die Beschaffung moderner Waffensysteme oder die Verbesserung der Soldatenausrüstung. Dies schafft einen positiven Kreislauf, bei dem Effizienzgewinne in der Logistik zusätzliche Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit ermöglichen.
Zukunftsperspektiven und Entwicklungstrends
Die Entwicklung automatisierter militärischer Logistiksysteme steht noch am Anfang. In den kommenden Jahren werden weitere technologische Durchbrüche erwartet, die das Potenzial für noch größere Effizienzgewinne bieten.
Besonders vielversprechend sind Entwicklungen im Bereich der schwarm-intelligenten Systeme, bei denen Hunderte oder Tausende von autonomen Einheiten koordiniert zusammenarbeiten. Solche Systeme könnten komplexe Logistikaufgaben vollständig autonom lösen, ohne menschliche Eingriffe zu benötigen.
Auch die Integration von Quantencomputing und fortschrittlicher KI verspricht weitere Verbesserungen. Quantencomputer könnten komplexe Optimierungsprobleme lösen, die mit herkömmlichen Computern nicht berechenbar sind, während fortschrittliche KI-Systeme noch präzisere Vorhersagen und Entscheidungen ermöglichen.
Die Entwicklung geht in Richtung vollständig autonomer Logistikökosysteme, die selbstlernend und sich selbst optimierend funktionieren. Diese Systeme würden nicht nur auf vorprogrammierte Szenarien reagieren, sondern kontinuierlich aus neuen Situationen lernen und ihre Leistung verbessern.
Fazit: Automatisierung als Enabler europäischer Verteidigungsfähigkeit
Die automatisierte militärische Intralogistik ist nicht nur ein technisches Upgrade bestehender Systeme, sondern der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der “Rearm Europe”-Initiative. Ohne eine fundamentale Transformation der Logistikprozesse durch Automatisierung und künstliche Intelligenz wird Europa nicht in der Lage sein, seine Verteidigungsziele in der gebotenen Zeit und mit der erforderlichen Effizienz zu erreichen.
Die Herausforderungen sind erheblich: technische Komplexität, hohe Investitionskosten, Cybersicherheitsrisiken und die Notwendigkeit umfassender Personalschulung. Doch die Vorteile überwiegen bei weitem: drastische Effizienzsteigerungen, reduzierte Kosten, verbesserte Reaktionsfähigkeit und letztendlich eine stärkere Verteidigungsfähigkeit Europas.
Der Erfolg wird davon abhängen, ob Europa die notwendigen Investitionen tätigt, die erforderlichen technologischen Kompetenzen entwickelt und die organisatorischen Veränderungen umsetzt. Die Zeit drängt: Geopolitische Spannungen nehmen zu, und Europa muss schnell handeln, um seine strategische Autonomie zu sichern. Die automatisierte militärische Logistik bietet den Weg dorthin – es liegt an den politischen und militärischen Führungskräften, diesen Weg zu beschreiten.
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