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Alternative Zustellung auf der letzten Meile

Drohne für die Zustellung von Paketen

Amazon-Drohne – noch Zukunftsmusik (Quelle: Amazon)

Damit die Onlinekäufe auch wirklich ankommen

Jeder kennt es aus Erfahrung: Der online gekaufte Anzug oder das neue Kleid müssen unbedingt am nächsten Morgen angeliefert sein, sonst sieht man bei der Hochzeit alt aus. Oder: Die Zutaten für das exquisite italienische Dinner mit Freunden müssen endlich eintreffen, ansonsten gibt es abends Tiefkühl-Pizza. Jeder hat dieses oder ähnliches schon einmal erlebt und frustriert die Benachrichtigung über den erfolglosen Zustellversuch zerknüllt, die stattdessen im ansonsten leeren Briefkasten lag. Und diese Erlebnisse häufen sich, denn mehr und mehr kaufen wir online ein und lassen uns die Waren von den diversen KEP-Diensten an die Haustür bringen – wo sie jedoch oft genug auf keinen Abnehmer treffen. Findet sich kein hilfsbereiter Nachbar und auch kein Paketshop in der Nähe, geht der Artikel flugs zurück und wartet auf seinen erneuten Zustellversuch.

Um diese für den Kunden unbequeme und den Logistikdienstleister teure Prozedur besser zu gestalten, ersinnen die Kurierdienste oder junge Start-Ups ständig neue Wege, damit der Käufer das sehnlichst erwartete Paket am Abend auch tatsächlich in den Händen hält. Wir haben eine Reihe aktueller Lösungswege zusammengefasst.

Paketkasten

Die zur Zeit wahrscheinlich bekannteste Lösung sind Paketkästen, die vor Wohnhäusern aufgestellt werden und in die die Kuriere die Sendungen legen. Ganz unabhängig davon, ob der Käufer zu Hause ist, landen die Online-Bestellungen in der privaten Packstation. Teuer ist die Lösung nicht, denn laut DHL liegen die Anschaffungskosten bei 99 Euro oder einer monatlichen Miete von 1,99 Euro.

Paketkasten (Quelle: DHL)

Ein Problem liegt noch in der Wahl zwischen zwei miteinander konkurrierenden Systemen. So bietet DHL seinen Paketkasten exklusiv an, während konkurrierende Dienstleister sich zusammengeschlossen haben, um mit ParcelLock eine offene Lösung zu propagieren. Gestartet als Gemeinschaftsunternehmen der Paketdienste DPD, GLS und Hermes steht das Konzept mit seinem universell nutzbaren System für Paketkästen und Pakettaschen auch anderen Logistikern offen. Ziel ist es, mit ParcelLock einen neuen Standard im deutschen Paketmarkt zu schaffen. Sicher keine schlechte Idee, denn wer will sich schon mehrere Paketkästen in den Vordergarten stellen?

Neben der Lösung für Privathaushalte kommen Paketkästen vor Bürogebäuden oder direkt am Empfang großer Unternehmen, wo sich die Beschäftigten die bestellte Ware nach der Arbeit unkompliziert abholen und mit nach Hause nehmen können (siehe dazu auch Pakadoo weiter unten).

Pakettasche

Diese Lösung eines Start-Ups aus München richtet sich vor allem an Mieter einer Wohnung, die im Hausflur nur schlecht einen Paketkasten aufstellen können. Stattdessen können sie eine von der Firma entwickelte, faltbare Pakettasche aus Naturwollfilz an der eigenen Wohnungstür anbringen. Wird in Abwesenheit ein Paket zugestellt, entfaltet der Zusteller die Tasche und verstaut die Lieferung. Sodann wird die Tasche vom Kurier mit einem Vorhängeschloss gesichert, zu dem nur der Empfänger einen Schlüssel besitzt. Ein Nachteil der Lösung ist, dass nach der Erstbelegung kein weiteres Paket in die dann ja bereits verschlossene Tasche gelegt werden kann. Außerdem weiß der vergeblich unten an der Haustür klingelnde Bote nicht, dass oben überhaupt eine Pakettasche für die Sendung bereitsteht.

Lockbox

Eine ähnliche Variante ist die Lockbox, bei der das Paket in eine an die Wohnungstür des Empfängers angebrachte Box aus Hartplastik gelegt wird.

Paketkasten vor Wohnungstür (Quelle: Lockbox)

Aufgrund ihrer Isolierung ist dieses System auch für die Aufnahme von Frischware oder Tiefkühlkost geeignet.

Kofferraum als Umschlagplatz

Diese Lösung macht das eigene Auto zur Lieferadresse und damit zum Teil der Logistikkette. Die für das System notwendige Informations- und Kommunikationstechnologie gibt es in Form von GPS, Smartphone und sicheren mobilen Identifikationsmethoden bereits. Zur Zeit laufen mehrere Pilotprojekte, unter anderem von DHL, Amazon und Audi im Umkreis von München, Volvo in Schweden oder VW und T-Systems in Österreich. Die Projekte eint, dass die Fahrzeuge über eine Smartphone-App entriegelt werden können, um die Pakete dort zu deponieren.

Mittels einer Smartphone-App informiert sich der Kurier über den genauen Standort des Fahrzeugs des Empfängers. Über die App erhält er dann Zugang zum Kofferraum des Wagens. Wurde das Paket abgelegt und der Kofferraum geschlossen, wird das Auto automatisch verriegelt. Danach wird der Kunde per E-Mail, SMS oder WhatsApp über die Zustellung informiert. Allerdings muss dafür das Fahrzeug in der Nähe (also beispielsweise nicht am Arbeitsplatz) geparkt sein. Dazu sind einige technische Hürden zu nehmen, bis diese Lösung weitreichend marktfähig ist – ganz zu Schweigen von dem Vertrauen, das der Kunde dem Zusteller entgegenbringen muss.

Amazon

Viel wurde über die Paketzustellung per Drohne geschrieben, die der Versandmulti aus Kalifornien angeblich plant. Viel näher liegt jedoch ein Konzept dezentraler, kleiner Lagereinrichtungen, in denen sich Kunden des Onlinekaufhauses ihre bestellte Ware abholen. Diese Lagerhäuser könnten beispielsweise an Ausfallstraßen errichtet werden, an denen die Kunden auf dem Nachhauseweg sowieso vorbeikommen. Ähnlich wie beim kurzen Schlenker zum Supermarkt, würde hier die Ware abgeholt und im Kofferraum verstaut werden. Gerüchten zufolge müsste der Käufer dabei das Auto überhaupt nicht mehr verlassen, sondern würde die Pakete an einem zentralen Schalter nach Identifikation in Empfang nehmen: Abholung im Amazon Drive-Inn.

Anlieferung ins Büro

Ein Großteil der Käufer arbeitet tagsüber im Büro oder in einem Unternehmen mit einem zentralen Empfang. Wieso also nicht die Artikel dahin liefern lassen, wo man sowieso schon ist? Das Unternehmen Pakadoo macht’s möglich, indem es interessierten Unternehmen die Möglichkeit gibt, einen zentralen Anlieferungs- (für die Paketdienstleister) und Abholort (für die Angestellten, die die Ware bestellt haben) einzurichten. Dafür käme beispielsweise der Empfang in Betracht, der während der Bürozeiten zumeist besetzt ist und den die Mitarbeiter zumeist mehrmals täglich passieren. Die Zeit erfolgloser Zustellversuche an der Haustür gehört so der Vergangenheit an. Der Vorteil für die Unternehmen? Motivierte Mitarbeiter, die sich über den zusätzlichen Service ihres Arbeitgebers freuen.

Alternative zur Zustellung per Roboter

Das von den früheren Skype-Gründern Ahti Heinla und Janus Friis gegründete Unternehmen Starship Technologies soll die Paketzustellung auf der letzten Meile revolutionieren. Die Basis stellt eine Flotte autonomer Roboter, welche die Auslieferung der Sendungen übernehmen.

Autonomer Transportroboter (Quelle: Starship Technologies)

Nach Angaben der Firma zeichnen sich die kleinen Helfer durch ihre geringe Größe, ihre hohe Sicherheit und kaum anfallende Emissionen aus. Mit ihrer Geschwindigkeit von etwa 6,4 km/h sollen sich die Roboter problemlos in ihr Umfeld einfügen können.

Dabei sollen sie in der Lage sein, ein Gewicht von etwa zwei gefüllten Einkaufstaschen in einem abschließbaren System zu transportieren. Dies macht die Technik vor allem für lokale Auslieferungen vom nahen Supermarkt oder Einzelhändler attraktiv, da sie Starship Technologies zufolge nur etwa ein Zehntel der Kosten wie konventionelle Lösungen verursachen.

Die Bewegungen können von Kunden per App in Echtzeit verfolgt werden. Durch ihr integriertes Navigationssystem samt diverser Kameras und einer zentralen Steuerstation für Notfälle können die Roboter Hindernisse automatisch umfahren und sich autonom bewegen. Sollte doch einmal ein Problem auftauchen, greift ein Mitarbeiter vom zentralen Steuerstand aus ein.

Auswirkungen auf die Distribution

Die Maßgabe einer schnellen und pünktlichen Zustellung wird dazu führen, dass KEP-Dienste und große Onlinehändler dazu übergehen müssen, ihre Verteilungslager zu dezentralisieren. Einhergehend damit ist der Trend zu kleineren Distributionszentren, die über das ganze Land verteilt sind und von denen aus die Waren zügig (Stichwort: Same Day Delivery) zum Kunden transportiert werden können.

Da gerade in Städten der Platz für derartige Lager knapp und kostbar ist, können in diesen Einrichtungen kompakt gebaute Bereitstellungssysteme mit ihrer hochverdichteten Lagerung ihre Vorteile gegenüber herkömmlichen, vergleichsweise viel Raum benötigenden Regallagerlösungen ausspielen. Eine umfassende Automatisierung der Geräte (bspw. Lagerlifte oder Vertical Buffer Module) führt zudem dazu, dass die Waren noch schneller und mit annähernd einhundert prozentiger Präzision kommissioniert und für den Versand bereitgestellt werden können.

 

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