Bundeswehrbeschaffung 2025: Fragen und Antworten zur geheimen Einkaufsliste
Xpert Pre-Release
Sprachauswahl 📢
Veröffentlicht am: 7. September 2025 / Update vom: 7. September 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
81 Beschaffungen unter Verschluss: Was der Bundestag jetzt entscheiden muss
Was plant die Bundeswehr für 2025?
Welche Beschaffungsvorhaben stehen auf der geheimen Liste? Die Bundeswehr plant für 2025 die Beschaffung von 81 größeren Rüstungsprojekten, die dem Haushaltsausschuss des Bundestags zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Diese als „Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch” eingestufte Liste des Verteidigungsministeriums umfasst Projekte im Wert von jeweils mehr als 25 Millionen Euro. Acht Vorhaben wurden bereits dem Haushalts- und Verteidigungsausschuss zugeleitet, 73 weitere sollen bis Ende Dezember folgen.
Wie verhält sich die Beschaffung zu den Vorjahren? Mit 81 Vorhaben bleibt die Bundeswehr knapp unter dem Rekordwert von 2024, als 97 große Rüstungsprojekte genehmigt wurden. Diese Zahlen verdeutlichen die intensive Beschaffungstätigkeit der Bundeswehr in Zeiten erhöhter Sicherheitsanforderungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Was bedeutet die 25-Millionen-Euro-Grenze? Alle Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro oder mehr bedürfen vor Vertragsschluss der gesonderten Zustimmung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags. Das Bundesministerium der Verteidigung leitet seinen Beitrag an das Bundesministerium der Finanzen weiter, welches dann eine entsprechende Vorlage für die Parlamentarier erstellt.
Welche Hauptsysteme stehen auf der Liste?
Welche Kampfflugzeuge werden beschafft? Die Bundeswehr plant die Beschaffung einer fünften Tranche des Kampfjets Eurofighter. Diese Erweiterung der bereits bestehenden Eurofighter-Flotte soll die Luftverteidigungsfähigkeiten Deutschlands weiter stärken. Zusätzlich ist die Beschaffung von Laserzielbeleuchtung für den Eurofighter für 358 Millionen Euro vorgesehen.
Was ist bei den Hubschraubern geplant? Aus einer bestehenden Rahmenvereinbarung sollen leichte Kampfhubschrauber des Typs Airbus H145M abgerufen werden. Von diesem Hubschraubertyp will die Bundeswehr insgesamt 62 Exemplare beschaffen. Der erste H145M wurde bereits im November 2024 ausgeliefert, die restlichen 61 sollen bis Ende 2028 folgen. Die Gesamtkosten für bis zu 82 H145M-Hubschrauber belaufen sich auf über 4 Milliarden Euro.
Welche gepanzerten Fahrzeuge werden beschafft? Die Liste umfasst sowohl Radpanzer Boxer als auch Schützenpanzer Puma. Für die Radschützenpanzer des Typs GTK Boxer RCT30 sind 3,9 Milliarden Euro eingeplant. Diese sollen als Ausstattung der Grenadiere für die neu aufgestellte Kräftekategorie „Mittlere Kräfte” dienen. Zusätzlich soll ein weiteres Los an Schützenpanzern Puma aus einem bereits geschlossenen Rahmenvertrag abgerufen werden.
Welche innovativen Technologien werden entwickelt?
Was ist das Projekt Uranos KI? Ein besonders innovatives Vorhaben ist die Entwicklung eines KI-gestützten Systems zur Überwachung großer Räume an der NATO-Ostflanke. Das Projekt „Uranos KI” soll eine Art digitalen Gefechtsstand entwickeln, in dem in Echtzeit KI-ausgewertete Daten von Radaren, Drohnen, Kameras, Satelliten, Lasern und anderen Aufklärungseinheiten zusammenlaufen. Ab 2026 soll die Brigade zur Stärkung der Ostflanke in Litauen mit dem System ausgestattet werden. Der Auftragswert wird auf etwa 80 Millionen Euro geschätzt.
Wer bewirbt sich um das KI-Projekt? An der geheimen Ausschreibung für Uranos KI nehmen drei Rüstungsunternehmen sowie zwei Drohnen-Start-ups teil. Zu den Bewerbern zählen Airbus, Rheinmetall und Hensoldt sowie die Drohnen-Spezialisten Quantum Systems und Helsing. Die eingereichten Konzepte weichen in ihrer Qualität stark voneinander ab, und es soll bereits Favoriten für den Zuschlag geben.
Was wird bei Laserwaffen entwickelt? Die Entwicklung eines hochpräzisen Laserwaffensystems für die Marine steht ebenfalls auf der Liste. Die Bundeswehr hat bereits umfangreiche Erfahrungen mit Laserwaffen gesammelt: Ein Laserwaffendemonstrator wurde von Juni 2022 bis September 2023 erfolgreich auf der Fregatte „Sachsen” erprobt und überzeugte in mehr als 100 Testschüssen. Die Kooperation zwischen Rheinmetall und MBDA Deutschland wird fortgesetzt, um ein gemeinsames maritimes Laserprodukt zur Drohnenabwehr zu entwickeln.
Welche Probleme gibt es bei den Beschaffungen?
Was sind die Schwierigkeiten bei der Fregatte 126? Das Projekt der Fregatte 126 zeigt erhebliche Probleme auf. Es soll eine „Vertragsanpassung” geben, da das Projekt bereits außerhalb des geplanten Zeit- und Kostenrahmens liegt. Die Haushälter setzten eine Ausgabensperre für die in diesem Jahr veranschlagten 671 Millionen Euro durch. Die ursprünglich für 2028 geplante Auslieferung der ersten Fregatte wird sich voraussichtlich bis mindestens 2031 verzögern. Der niederländische Auftragnehmer Damen hat verspätete Ablieferungen aufgrund von Problemen mit IT-Schnittstellen bei der firmeneigenen Konstruktions- und Fertigungssoftware angezeigt.
Welche Kosten und Risiken entstehen? Die Verzögerungen bei der Fregatte 126 könnten sich um bis zu vier Jahre erstrecken. Bei einem Projektabbruch ergäben sich rechtliche und politische Herausforderungen, da Teile der Gelder zurückgefordert werden könnten. Alternativ könnten bereits begonnene Konstruktionspläne oder Rumpfsektionen für andere Programme übernommen werden.
Wie entwickelt sich der Verteidigungshaushalt?
Welche Summen stehen zur Verfügung? Der Verteidigungshaushalt für 2025 steigt im Vergleich zu 2024 um rund 10 Milliarden auf rund 62,43 Milliarden Euro. Zusätzlich sind Ausgaben in Höhe von rund 24 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr geplant. Insgesamt stehen der Bundeswehr damit mehr als 86 Milliarden Euro für 2025 zur Verfügung.
Wie entwickeln sich die langfristigen Planungen? Die Eckwerte für die kommenden Jahre sehen vor, dass der Einzelplan 14 in 2026 auf 82,69 Milliarden, in 2027 auf 93,35 Milliarden, in 2028 auf 136,48 Milliarden und in 2029 auf 152,83 Milliarden Euro steigen wird. Diese massive Steigerung zeigt die langfristige Ausrichtung auf eine deutliche Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten.
Was bedeutet das neue Beschaffungsgesetz? Das neue Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz soll Anfang 2026 in Kraft treten. Es erweitert ein erstes Gesetz aus 2022 und soll dazu beitragen, dass Ausrüstung und Material schneller bei der Truppe ankommen. Der Zwang zu Ausschreibungen bei Rüstungsaufträgen wird gelockert, und Beschwerden vor Gericht erhalten keine aufschiebende Wirkung mehr.
Hub für Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen
Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.
Passend dazu:
Start-ups gegen Branchenriesen: Wer gestaltet die Verteidigungsindustrie?
Welche Luftverteidigungssysteme werden beschafft?
Was wird bei Iris-T und Patriot geplant? Die Beschaffung von Lenkflugkörpern für die Luftverteidigungssysteme Iris-T und Patriot steht auf der Liste. Das Iris-T SLM-System kann Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung und 20 Kilometer Höhe bekämpfen. Es verwendet den Boden-Luft-Lenkflugkörper Iris-T SL und erreicht Geschwindigkeiten von rund 1020 m/s (Mach 3).
Welche Weiterentwicklungen gibt es? Diehl Defence entwickelt mit Iris-T SLX die nächste Evolutionsstufe, die durch einen neuen Dual-Pulse Motor eine Reichweite von rund 80 Kilometern bei einer Höhe von 30 Kilometern erreichen soll. Dieses System soll nicht nur zur Luftverteidigung, sondern auch zur Bekämpfung von Bodenzielen dienen.
Wie funktioniert die Patriot-Beschaffung? Mit vier neuen Patriot-Systemen können auch entsprechende Lenkflugkörper bestellt werden. Das Patriot-System trägt die Lenkflugkörper Pac-2 und Pac-3, die bis zu 5,31 Meter lang und 907 Kilogramm schwer sind. Nur Patriot kann strategische ballistische Raketen bekämpfen, wodurch die Interceptoren deutlich teurer sind als die von Iris-T.
Welche personellen Veränderungen sind geplant?
Wie entwickelt sich das Personal? Mit dem Haushalt 2025 werden rund 10.000 zusätzliche militärische und rund 1.000 zivile Planstellen geschaffen. Dies ermöglicht mehr Beförderungen und mehr Freiraum im Einstiegsbereich der Bundeswehr. Langfristig soll die Zahl der aktiven Soldaten um mindestens 60.000 erhöht werden und die der Reservisten auf 240.000 ansteigen.
Warum ist der Personalaufwuchs notwendig? Das neue Gerät muss bedient, Häfen bewacht und Truppe versorgt werden. Die Bundeswehr muss nicht nur materiell besser ausgestattet werden, sondern auch personell. Der Personalaufwuchs ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der ehrgeizigen Beschaffungspläne.
Welche internationalen Aspekte sind zu beachten?
Wie passt dies zur NATO-Strategie? Die NATO hat sich darauf geeinigt, ihre Verteidigungsausgaben bis 2035 auf fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts zu erhöhen – 3,5 Prozent für Militärausgaben und weitere 1,5 Prozent für militärisch nutzbare Infrastruktur. Diese Beschlüsse sind ein „historischer Meilenstein” und die richtige Antwort auf die Bedrohung durch ein aggressives Russland.
Welche europäischen Kooperationen gibt es? Die Realisierung des Boxer-Vorhabens erfolgt über die europäische Rüstungsagentur OCCAR. Neben Deutschland will auch die Niederlande 72 Radschützenpanzer erwerben. Diese größeren Stückzahlen können den Fahrzeugpreis senken und die Interoperabilität steigern.
Wie wird die Beschaffung beschleunigt?
Welche neuen Verfahren gibt es? Das erweiterte Beschaffungsbeschleunigungsgesetz findet nun auf alle Aufträge zur Deckung der Bedürfnisse der Bundeswehr Anwendung – also neben den militärischen auch alle zivilen Bedarfe wie Sanitätsmaterial und Bauleistungen. Größere Aufträge müssen nicht mehr in kleinen Ausschreibungen aufgeteilt werden.
Was ändert sich bei den Ausschreibungen? Die Beschaffung wird durch geänderte Verwaltungsvorschriften für die Vergabe öffentlicher Aufträge beschleunigt und die Vergabestellen entlastet. Die Produktion von Waffen, Munition und Kriegsmaterial auf dem Bundesgebiet erhält Vorrang, da sie ein „wesentliches Sicherheitsinteresse” darstellt.
Wie wird Bürokratie abgebaut? Zusammen entsteht durch die beiden Vorhaben eine Entlastungswirkung von rund 23 Millionen Euro für den Bund und 6,9 Millionen Euro für die Wirtschaft. Das neue Vorhaben sorgt für „deutlich mehr Tempo” bei der Beschaffung für die Bundeswehr.
Welche Herausforderungen bestehen?
Was sind die zeitlichen Probleme? Nach der Haushaltsbeschlussfassung in der zweiten Septemberhälfte endet die vorläufige Haushaltsführung auch für die Beschaffer der Bundeswehr. Dann können die geplanten 73 weiteren Vorhaben bis Ende Dezember dem Haushaltsausschuss zur Genehmigung vorgelegt werden.
Welche Industrie-Herausforderungen gibt es? Eine intensive Diskussion beschäftigt sich damit, ob sich die starke Lobby der etablierten „Heavy-Metal-Firmen” wie Rheinmetall, KNDS oder Airbus Defence durchsetzen kann, oder ob Start-ups wie Anduril, Helsing oder Quantum Systems als ernstzunehmende Herausforderer neue Wege in der softwaregesteuerten Verteidigung eröffnen.
Wie wird die Finanzierung sichergestellt?
Welche Rolle spielt das Sondervermögen? Aus dem Sondervermögen sollen alleine im Jahr 2025 insgesamt 24,06 Milliarden Euro fließen, davon 21,64 Milliarden Euro in die militärische Beschaffung. Die neue Verfassungsänderung setzt die Schuldenbremse für alle Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben aus, die über ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinausgehen.
Was bedeutet die unbegrenzte Verschuldung? Deutschland kann theoretisch unbegrenzt viel Geld in Verteidigung, Zivilschutz, Nachrichtendienste und Cybersicherheit investieren. Die Schuldenbremse gilt nur noch für einen Teil dieser Ausgaben, alles darüber hinaus kann beliebig durch Kredite finanziert werden. Zusätzlich soll es ein neues Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro geben.
Die umfassende Beschaffungsplanung der Bundeswehr für 2025 zeigt die Transformation der deutschen Streitkräfte von einer primär auf Auslandseinsätze ausgerichteten zu einer auf Landes- und Bündnisverteidigung fokussierten Armee. Mit 81 geplanten Großprojekten, innovativen Technologien wie KI-gestützter Überwachung und Laserwaffen sowie einem Rekordhaushalt von über 86 Milliarden Euro dokumentiert diese geheime Einkaufsliste den Wandel der deutschen Sicherheitspolitik in Zeiten erhöhter Bedrohungen. Gleichzeitig verdeutlichen die Probleme bei Projekten wie der Fregatte 126 die anhaltenden Herausforderungen bei der Umsetzung komplexer Rüstungsvorhaben. Die beschleunigte Beschaffung und die verfassungsrechtlichen Änderungen bei der Schuldenbremse schaffen neue Rahmenbedingungen für eine zügigere Modernisierung der Bundeswehr, während die Balance zwischen etablierten Rüstungskonzernen und innovativen Start-ups die Zukunft der deutschen Verteidigungsindustrie prägen wird.
Beratung - Planung - Umsetzung
Gerne stehe ich Ihnen als persönlicher Berater zur Verfügung.
Head of Business Development
Chairman SME Connect Defence Working Group
Beratung - Planung - Umsetzung
Gerne stehe ich Ihnen als persönlicher Berater zur Verfügung.
Sie können mit mir unter wolfenstein∂xpert.digital Kontakt aufnehmen oder
mich einfach unter +49 89 89 674 804 (München) anrufen.