NATO & Militär: Übungsserie „Quadriga 2025″ und Verteidigungsübung „Thunder Strike”
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Veröffentlicht am: 5. August 2025 / Update vom: 5. August 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

NATO & Militär: Übungsserie „Quadriga 2025″ und Verteidigungsübung „Thunder Strike” – Kreativbild: Xpert.Digital
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Die Achillesferse der NATO: Suwalki-Lücke – An diesem 65-Kilometer-Streifen könnte sich Europas Schicksal entscheiden
Im Spätsommer 2025 wird der Ostseeraum zum Schauplatz einer der größten militärischen Machtdemonstrationen seit Ende des Kalten Krieges. Mit der Übungsserie „Quadriga 2025“ probt die Bundeswehr gemeinsam mit 13 NATO-Partnern und rund 8.000 deutschen Soldaten den Ernstfall: die Verteidigung der NATO-Ostflanke unter realistischen Kriegsbedingungen. Die Operation ist eine direkte und unmissverständliche Antwort auf das zeitgleich stattfindende russisch-belarussische Militärmanöver „Sapad-2025“, das im Westen erhebliche Besorgnis auslöst – nicht zuletzt, weil frühere Sapad-Übungen als Vorbereitung für reale Invasionen wie die in der Ukraine dienten.
Im Zentrum von Quadriga 2025 steht nicht nur die Verlegung von Panzerbrigaden nach Litauen und die Sicherung des Luft- und Seeraums, sondern auch ein fundamentaler Wandel in der Rolle Deutschlands. Vom ehemaligen Frontstaat hat sich die Bundesrepublik zur zentralen logistischen Drehscheibe der Allianz entwickelt, die im Ernstfall die Verlegung hunderttausender alliierter Soldaten koordinieren muss.
Währenddessen reagieren auch Partner wie Polen und Litauen mit eigenen Großmanövern und drastischen Maßnahmen wie der Verhängung von Ausgangssperren. Die Übungen sind somit mehr als nur ein Manöver: Sie sind ein Test für neue Kommandostrukturen, ein Lackmustest für die Bündnissolidarität und ein klares Signal der Abschreckung und Geschlossenheit in einer zunehmend angespannten Sicherheitslage.
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Die NATO-Übungsserie Quadriga 2025
Die Übung unter der Gesamtverantwortung des Marinekommandos in Rostock dient dem erklärten Ziel, die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu erhöhen und einen sichtbaren Beitrag zur gesamtstaatlichen Abschreckung zu leisten. Das neu aufgestellte Operative Führungskommando der Bundeswehr, das am 1. April 2025 seine volle Einsatzbereitschaft erreichte, übernimmt dabei erstmals die operative Führung einer solch komplexen Übungsserie.
Teilübungen und Schwerpunkte:
Grand Eagle – Verlegung der Panzerbrigade 37
Die Übung Grand Eagle bildet einen zentralen Baustein von Quadriga 2025. Dabei verlegt das Heer Kräfte der Panzerbrigade 37 „Freistaat Sachsen” nach Litauen. Diese Großverlegung demonstriert die Fähigkeit Deutschlands, schnell und effektiv Verstärkungen an die NATO-Ostflanke zu bringen. Die Panzergrenadierbrigade 37 übernimmt ab 2025 als Forward Land Forces die Rolle der Brigade mit der höchsten Einsatzbereitschaft im Heer.
Northern Coasts – Maritime Schlüsselrolle
Das Marinemanöver Northern Coasts findet vom 1. bis 12. September 2025 statt und übernimmt die Schlüsselrolle auf See. Unter deutscher Leitung üben multinationale Seestreitkräfte in der Ostsee, um ihre Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung weiterzuentwickeln. Die taktische Planung und Durchführung maritimer Operationen im küstennahen Raum steht dabei im Vordergrund. Neben Deutschland nehmen die Ostseeanrainerstaaten Schweden, Finnland, Dänemark, Polen, Estland, Lettland und Litauen sowie Frankreich, Großbritannien, USA, Belgien, Niederlande und Kanada teil.
Brave Blue und Safety Fuel – Logistische Meisterleistung
Die Übungen Brave Blue und Safety Fuel vom 29. August bis 12. September fokussieren sich auf die logistische Herausforderung, Truppen und Material über verschiedene Verkehrsträger wie Straße, Schiene und Seewege nach Litauen zu verlegen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der Versorgung mit Kraftstoff und Trinkwasser in Litauen sowie dem Schutz der notwendigen verteidigungswichtigen Infrastruktur.
Role2Sea – Sanitätsdienstliche Versorgung auf See
Vom 18. bis 29. August 2025 übt die Marine mit Role2Sea die seegestützte sanitätsdienstliche Versorgung im Rettungszentrum See. Das Rettungszentrum an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main” simuliert dabei die Versorgung von 30 Verwundeten nach einem Unfall. Die Übung umfasst die gesamte Rettungskette von der Erstversorgung an Bord über chirurgische Eingriffe bis zum Transport schwerverletzter Personen zu spezialisierten Einrichtungen an Land.
Silver Dagger – Spezialkräfte in Finnland
Vom 25. August bis 12. September trainieren Spezialkräfte verschiedener NATO-Nationen gemeinsam mit der Bundeswehr in Finnland im Rahmen der Übung Silver Dagger. Diese Übung demonstriert die erweiterten Möglichkeiten der NATO nach dem Beitritt Finnlands und nutzt die neue strategische Tiefe an der Nordostflanke des Bündnisses.
National Guardian – Schutz der Heimat
Die deutschlandweite Übung National Guardian vom 29. August bis 12. September bildet echte Unterstützungsleistungen für militärische Kräfte in der Verlegung ab. Die Heimatschutzkräfte des Heeres und Reserveeinsatzkräfte der Marine üben den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur. Erstmals werden dabei alle Unterstützungsleistungen in einem der Convoy Support Center von einem zivilen Vertragspartner bereitgestellt.
Air Mag Day
Vom 1. bis 4. September unterstützt die Luftwaffe im Rahmen des Air Mag Day die maritimen Operationen. Diese Integration von Luft- und Seestreitkräften unterstreicht den multidimensionalen Ansatz der Übung.
Das russisch-belarussische Manöver Sapad-2025
Das für September 2025 geplante gemeinsame Militärmanöver „Sapad-2025″ von Russland und Belarus sorgt bei der NATO für erhebliche Beunruhigung. Der Name „Sapad” bedeutet übersetzt „Westen” und deutet bereits die Stoßrichtung der Übung an. Westliche Militärexperten warnen eindringlich vor den möglichen Folgen dieser Übung.
Belarus hat angekündigt, das Manöver zu verkleinern und ins Landesinnere zu verlegen. Die Zahl der eingesetzten Soldaten soll halbiert werden, wobei aktuelle Schätzungen von etwa 13.000 beteiligten Soldaten ausgehen – deutlich weniger als die 200.000 Soldaten beim letzten Sapad-Manöver 2021. Der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin stellte diese Änderungen als Geste des guten Willens dar und betonte die friedliche Position Belarus.
Die Bedenken des Westens sind jedoch nicht unbegründet. Das vorherige Sapad-Manöver 2021 diente rückblickend als Vorbereitung für die russische Invasion in die Ukraine im Februar 2022. Russische Großmanöver haben in der Vergangenheit wiederholt als Deckmantel für echte Angriffe gedient – etwa auf Georgien 2008, die Krim 2014 oder die Ukraine 2022.
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Passend dazu:
Deutschlands logistische Herausforderungen und militärische Präsenz in Osteuropa
Strategische Bedeutung der Übungen
Die Suwalki-Lücke als neuralgischer Punkt
Die nur etwa 65 Kilometer breite Suwalki-Lücke zwischen Polen und Litauen gilt als Achillesferse der NATO. Dieser schmale Landkorridor trennt die russische Exklave Kaliningrad von Belarus und stellt die einzige Landverbindung zwischen den baltischen Staaten und den übrigen NATO-Partnern dar. Im Ernstfall könnte Russland innerhalb von 30 bis 60 Stunden die baltischen Staaten vollständig von ihren NATO-Partnern abschneiden.
Die strategische Bedeutung dieses Korridors zeigt sich in den Übungsszenarien von Quadriga 2025. Die Sicherung der Suwalki-Lücke und die Überquerung strategisch wichtiger Flüsse wie der Weichsel sind zentrale Übungselemente. Die NATO probt intensiv, wie im Ernstfall Verstärkungen durch diesen kritischen Korridor gebracht werden können.
Deutschland als logistische Drehscheibe
Deutschland hat sich von einem Frontstaat des Kalten Krieges zur zentralen logistischen Drehscheibe der NATO entwickelt. Der „Operationsplan Deutschland” sieht vor, dass im Ernstfall bis zu 800.000 alliierte Soldaten sowie 200.000 Fahrzeuge durch Deutschland verlegt werden müssen. Diese gigantische logistische Herausforderung erfordert die Einrichtung von Convoy Support Centers entlang der Hauptverkehrsrouten.
Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall erhielt einen Rahmenvertrag über 260 Millionen Euro für den Betrieb dieser Rast- und Sammelräume. Die Leistungen umfassen Unterkunft, Verpflegung, Betankung, technischen Support und sogar Bewachung – auch im Verteidigungs- und Bündnisfall.
Passend dazu:
Deutsche Eurofighter in Polen
Als direkte Reaktion auf Sapad-2025 verlegt Deutschland erstmals fünf Eurofighter-Kampfjets nach Polen. Die Jets des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 operieren vom Militärflugplatz Minsk Mazowiecki östlich von Warschau aus. Rund 150 Bundeswehrsoldaten unterstützen diesen knapp einmonatigen Einsatz, der ein deutliches Signal der Solidarität innerhalb der NATO darstellt.
Polnische und litauische Reaktionen
Polen plant als direkte Antwort auf Sapad-2025 eigene Großmanöver mit 34.000 Soldaten. Die Übung „Tarassis 25″ findet zeitgleich mit dem russisch-belarussischen Manöver statt und bezieht NATO-Soldaten der Joint Expeditionary Force ein.
Litauen führt seine nationale Verteidigungsübung „Thunder Strike” durch. Diese umfasst eine Reihe kleinerer Übungen wie Thunder Bastion, Vigilant Falcon, Thunder Storm und Cyber Shield. Während der dreiwöchigen Übung werden 10.000 Soldaten der Reserve und des aktiven Dienstes einberufen, wobei etwa 2.500 Soldaten aktiv trainieren. Die Übung beinhaltet auch die Verhängung temporärer Ausgangssperren in bestimmten Gebieten der Hauptstadt Vilnius und der Stadt Kaunas.
Strukturreformen und neue Kommandos
Das Operative Führungskommando
Mit dem am 1. Oktober 2024 aufgestellten Operativen Führungskommando der Bundeswehr wurde die nationale und streitkräftegemeinsame Operationsführung grundlegend neu organisiert. Unter Führung von Generalleutnant Alexander Sollfrank bündelt das Kommando mit 1.400 Dienstposten die operative Planung, Führung und Auswertung aller Bundeswehroperationen.
Das Kommando übernimmt bei Quadriga 2025 erstmals die operative Führung einer Großübung und koordiniert dabei auch die Umsetzung des Operationsplans Deutschland. Diese neue Struktur ermöglicht eine einheitliche Führung aus einer Hand und verbessert die Reaktionsfähigkeit in allen Szenarien – von hybriden Bedrohungen bis zur Bündnisverteidigung.
Die neue Heimatschutzdivision
Zum 1. April 2025 stellt das Heer mit der Heimatschutzdivision einen vierten Großverband auf. Die Division bündelt alle bisherigen Heimatschutzregimenter und -kompanien unter einer zentralen Führung. Mit zunächst 6.000 Soldatinnen und Soldaten, überwiegend Reservisten, übernimmt sie den Schutz kritischer Infrastruktur in Deutschland.
Die Heimatschutzdivision spielt eine zentrale Rolle bei der Absicherung der „Drehscheibe Deutschland”. Während das Feldheer im Verteidigungsfall an der NATO-Ostflanke operiert, sichern die Heimatschutzkräfte Verkehrswege, Convoy Support Center und andere verteidigungswichtige Einrichtungen im Inland.
Baltic Sentry – Schutz der Unterwasserinfrastruktur
Als Reaktion auf wiederholte Angriffe auf kritische Unterwasserinfrastruktur startete die NATO im Januar 2025 die Operation Baltic Sentry. Deutschland beteiligt sich mit Kapazitäten der Marine, darunter Korvetten, Fregatten, Minenjagdboote und Seefernaufklärer. Die Bundeswehr-Drohne Heron TP kam dabei zu ihrem ersten Einsatz zur Überwachung der Ostsee-Küstengewässer.
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Technologische und taktische Innovationen
Die Abwehr von Drohnen ist in allen Phasen von Quadriga 2025 fest integriert. Die Bundeswehr testet dabei neu beschaffte Ausrüstung und entwickelt Taktiken zur Bekämpfung unbemannter Systeme weiter. Die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg zeigen die wachsende Bedeutung dieser Bedrohung.
Bei der Übung Role2Sea werden erstmals die neuen medizinischen Rüstsätze der „Flexible Stretcher Installation Unit” im NH-90 Hubschrauber unter realen Bedingungen eingesetzt. Das System ermöglicht den gleichzeitigen Transport von sechs kreislaufstabilen Patienten und verbessert die Verwundetenversorgung erheblich.
Gesamtstaatliche Dimension
Quadriga 2025 demonstriert, dass moderne Verteidigung eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Der Transport von Personal und Material durch Deutschland kann nur mit Unterstützung ziviler Behörden, der Polizei und privater Unternehmen gelingen. Die erstmalige Einbindung ziviler Dienstleister beim Betrieb von Convoy Support Centers markiert einen Paradigmenwechsel in der deutschen Verteidigungsplanung.
Die Übungsserie verdeutlicht Deutschlands gewandelte Rolle von einem Frontstaat des Kalten Krieges zur logistischen Drehscheibe der NATO. Mit der Fähigkeit, im Ernstfall hunderttausende alliierte Soldaten aufzunehmen und an die Ostflanke zu verlegen, übernimmt Deutschland eine Schlüsselrolle in der kollektiven Verteidigung des Bündnisses.
Die zeitgleiche Durchführung von Quadriga 2025 mit den nationalen Übungen Polens und Litauens als Reaktion auf Sapad-2025 sendet ein klares Signal der Geschlossenheit und Entschlossenheit. Die NATO-Partner demonstrieren ihre Fähigkeit zur koordinierten Verteidigung und unterstreichen, dass jeder Angriff auf einen Mitgliedstaat eine gemeinsame Reaktion des gesamten Bündnisses zur Folge hätte.
Die Weltwirtschaft durchlebt derzeit einen fundamentalen Wandel, einen Epochenbruch, der die Grundpfeiler der globalen Logistik erschüttert. Die Ära der Hyper-Globalisierung, die durch das unerschütterliche Streben nach maximaler Effizienz und das “Just-in-Time”-Prinzip geprägt war, weicht einer neuen Realität. Diese ist von tiefgreifenden strukturellen Brüchen, geopolitischen Machtverschiebungen und einer fortschreitenden wirtschaftspolitischen Fragmentierung gekennzeichnet. Die einst als selbstverständlich angenommene Planbarkeit internationaler Märkte und Lieferketten löst sich auf und wird durch eine Phase wachsender Unsicherheit ersetzt. Passend dazu:Ihre Dual-Use Logistikexperten
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