Veröffentlicht am: 4. August 2025 / Update vom: 4. August 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Fliegende MotorrĂ€der zwischen Vision und Wirklichkeit â Das Airkbike von Volonaut und seine Konkurrenten – Videobild Screenshot: Volonaut
Urban Air Mobility: Wie fliegende MotorrÀder den Verkehr verÀndern können
Warum kommen fliegende MotorrÀder gerade jetzt ins GesprÀch?
Fliegende MotorrĂ€der sind eine zugespitzte Variante der Urban-Air-Mobility-Idee, mit der sich Ingenieure und Investoren seit Jahren befassen. Leichte Strukturwerkstoffe, kompakter Triebwerksbau, leistungsstarke Flugcomputer und vereinfachte Zulassungsklassen fĂŒr Ultraleichtluftfahrzeuge schaffen erstmals ein technisches und regulatorisches Umfeld, in dem Einzelpersonen ein solches GerĂ€t kaufen, steuern und versichern könnten. Gleichzeitig treibt mediale Aufmerksamkeit die Nachfrage nach spektakulĂ€ren Prototypen.
Welche Geschichte hat der Entwickler des Volonaut Airbike?
Tomasz Patan, Ingenieur aus Polen, wurde durch das elektrisch angetriebene eVTOL-Ultraleicht Jetson One bekannt, dessen Serienfertigung seit 2025 lĂ€uft. Patan war zuvor im Hubschrauber- und Drohnensektor tĂ€tig und wirbt damit, FluggerĂ€te so zu vereinfachen, dass âjeder Pilot sein kannâ.
Was macht das Airbike konstruktiv anders als klassische eVTOL-Drohnen?
- Antrieb: Eine lenkbare Mini-Gasturbine erzeugt Schub, wÀhrend die meisten eVTOLs auf verteilte Elektromotoren setzen.
- Gewicht: Laut Hersteller wiegt der komplett aus 3D-gedruckter Kohlefaser bestehende Rahmen nur 30 kg.
- Aerodynamik: Keine FlĂŒgel, keine frei drehenden Rotoren; Auftrieb entsteht allein durch Turbinenschub und Software gesteuerte VektordĂŒsen.
- Cockpit: Komplett offen; Fluginformationen sollen in den Helm projiziert werden.
- Steuerung: Ein Flugcomputer stabilisiert Lage und Gier, vergleichbar mit einer Kameradrohne.
Wie schnell, wie weit und wie hoch kann das Airbike fliegen?
Das Airbike erreicht im Prototyp eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h, wĂ€hrend das geplante Serienmodell auf 102 km/h begrenzt ist, um den Vorschriften fĂŒr Ultraleichtflugzeuge zu entsprechen. Die Flugzeit betrĂ€gt je nach Pilotengewicht bis zu 10 Minuten und bleibt im Serienmodell unverĂ€ndert. Das maximale Pilotengewicht liegt bei 95 kg. Beim Starten und Landen nutzt das Airbike das VTOL-Verfahren (senkrechter Start und Landung), wobei der Prototyp bis zum Bodenkontakt reicht und das Serienmodell ebenfalls VTOL verwendet.
Die Reichweite bleibt unter 20 km und hÀngt stark von Leistungsabforderung und Schubreserve ab.
Muss der Pilot einen Flugschein besitzen?
In den USA fĂ€llt das Airbike nach Herstellerangabe unter FAR Part 103 fĂŒr Ultralights; dort genĂŒgt eine Einweisung. In Europa wĂ€re mindestens die nationale Sportpilotenlizenz fĂŒr UL-Senkrechtstarter nötig. Die deutsche LTF-UL lĂ€sst Einsitzer mit maximal 600 kg Startmasse und 120 kW Dauerleistung zu. Das Airbike erfĂŒllt Massevorgaben locker, offen bleibt jedoch der LĂ€rmnachweis und die RettungsmittelÂpflicht.
Welche Treibstoffe kommen infrage und welche Umweltbilanz ergibt sich daraus?
Die Turbine akzeptiert Jet-A1, Kerosin, Diesel oder Biodiesel. WÀhrend Sustainable Aviation Fuel Emissionen um bis zu 80% senken kann, bleibt das Triebwerk lÀrm- und abgasintensiv verglichen mit Elektro-eVTOLs. Die kurze Flugzeit bedeutet allerdings auch relativ niedrige Gesamtemissionen pro Flug, solange das GerÀt nicht dauerhaft betrieben wird.
Welche Sicherheitsreserven bestehen bei Triebwerks- oder Softwareausfall?
- Kein Autorotations- oder Gleitflugmodus: Bei Turbinenausfall sinkt das Airbike ungebremst.
- Bisher keine Notfall-Schirme bekannt, wie sie Jetson One besitzt.
- Flugzeitpuffer: Nur wenige Minuten Reserve, falls Gegenwind oder Fehlanflug auftreten.
- Belastungstestdaten fehlen in der Ăffentlichkeit; es existieren keine veröffentlichten Patentschriften.
Warum wird am Markt trotz der Risiken ein Preis von 880.000 US-Dollar aufgerufen?
- Handgefertigte Carbon-Strukturen, 3D-Druck in Kleinserie.
- Flugtaugliche Mini-Turbinen aus dem Modell-Jet-Bereich kosten fĂŒnf- bis sechsstellige BetrĂ€ge je StĂŒck.
- Zertifizierungstests, Versicherung und Herstellerhaftung verteuern das EinzelstĂŒck.
Welche Konkurrenzmodelle gibt es und wie schneiden sie im Vergleich ab?
Es gibt verschiedene Konkurrenzmodelle, die sich in Konzept, Antrieb, Geschwindigkeit, Flugzeit, Preis und Entwicklungsstand unterscheiden. Das Volonaut Airbike ist ein Einsitzer mit VTOL-Turbine und einem Jet-Antrieb, erreicht eine Geschwindigkeit von 102 km/h, fliegt bis zu 10 Minuten und kostet 880.000 Dollar; es ist vorbestellbar fĂŒr 2026. Der JetPack Aviation Speeder besitzt 4 bis 8 Jet-Turbinen, erreicht bis zu 240 km/h und hat eine Flugzeit zwischen 10 und 22 Minuten bei einem Preis von 380.000 Dollar; er befindet sich im Prototypenstatus P2. Der Aerwins XTurismo verwendet zwei Prop-Rotoren und vier Stabilisatoren, wird hybrid mit Kawasaki ICE und Elektroantrieb betrieben, erreicht 100 km/h, fliegt bis zu 40 Minuten, kostet 777.000 Dollar und wird in Kleinserie in Japan produziert. Das Aero-X von Aerofex hat einen Doppelmantelrotor, wird von einem Kolben-ICE angetrieben, fliegt 72 km/h und bis zu 75 Minuten, der Preis liegt bei 85.000 Dollar; das Modell ist angekĂŒndigt, aber wurde noch nicht gelauncht. Der Jetson One verfĂŒgt ĂŒber acht elektromotorbetriebene Propeller, erreicht 102 km/h, hat eine Flugzeit von 20 Minuten, kostet 98.000 Dollar und befindet sich in der Serienauslieferung ab 2024.
Welche technischen HĂŒrden haben frĂŒhere Projekte scheitern lassen?
- Vibrationen und unbeherrschte Resonanzen bei Mantelrotoren (Aerofex).
- GerĂ€uschpegel ĂŒber 120 dB bei Jet-Turbinen (Speeder).
- Batteriegewicht versus Reichweite bei Elektro-Hoverbikes wie Lazareth LMV 496.
- Unzureichende Flight-Control-Software fĂŒr stabilen Schwebezustand (MilitĂ€rhoverbike-Programme).
- Fehlende GeschĂ€ftsmodelle fĂŒr Wartung, Ersatzteile und Pilotentraining.
Wie realistisch ist eine Serienfertigung bis 2026?
Volonaut nennt weder Lieferanten noch ProduktionskapazitĂ€t. Vergleichbare eVTOL-Start-ups benötigen oft fĂŒnf bis sieben Jahre von Erstflug bis Zulassung. Die Jetson-One-Linie fertigt 300 StĂŒck pro Jahr, aber mit wesentlich einfacherer Technik. FĂŒr ein Turbinen-Airbike fehlen bisher:
- vibroakustische Zulassung nach ICAO Annex 16
- ein zugelassenes Rettungssystem
- detaillierte HandbĂŒcher fĂŒr Instandhaltung
- transparente Finanzierung.
Welche rechtlichen Stolpersteine drohen im europÀischen Luftraum?
- LufttĂŒchtigkeitsnachweis: Das Luftfahrt-Bundesamt fordert Bauteil-Nachweise, LĂ€rm- und Abgasdaten.
- Rettungssystempflicht: In Deutschland mĂŒssen einsitzige UL ĂŒber Gesamtrettung verfĂŒgen, sofern keine Ausnahme erteilt wird.
- FlugbeschrĂ€nkungsgebiete ĂŒber StĂ€dten: Viele Metropolen planen U-Space-Korridore fĂŒr Drohnen, in denen Jet-Turbinen aus LĂ€rmgrĂŒnden unerwĂŒnscht sein könnten.
- Versicherungspflicht: Haftungsdeckung fĂŒr TurbinengerĂ€te liegt deutlich ĂŒber der von Motorschirmen; Tarife sind noch unklar.
Wie reagieren potenzielle KĂ€ufer auf das Nischenprodukt?
Erste Reservations-Listen zielen auf zahlungskrĂ€ftige Enthusiasten in den USA und im Nahen Osten. Der Markt erinnert an frĂŒhe Jahre der Helikopter-Heimkits, in denen wenige hundert StĂŒck ausgereicht haben, um einen Hersteller profitabel zu betreiben.
Doch die Kombination aus hohem Preis, kurzer Flugzeit und LĂ€rmbelastung begrenzt Einsatzfelder auf Show-Events, WĂŒstenresorts oder PrivatgelĂ€nde.
Welche Einsatzszenarien werden hĂ€ufig genannt â und halten sie einer PrĂŒfung stand?
HĂ€ufig genannte Einsatzszenarien fĂŒr Drohnen werden auf ihre PlausibilitĂ€t ĂŒberprĂŒft. Im Pendlerverkehr in der Stadt wird die Nutzung als sehr gering eingeschĂ€tzt, da LĂ€rm, eine begrenzte Reichweite von zehn Minuten und fehlende StartflĂ€chen dagegen sprechen. Beim Extremsport und in der Freizeit ist die PlausibilitĂ€t mittel, da der Spektakelfaktor hoch ist, die verfĂŒgbaren Wetterfenster jedoch eng begrenzt sind. MilitĂ€rische Versorgungsdrohnen gelten als wenig praktikabel, da die Nutzlast zu klein und die GerĂ€te ungeschĂŒtzt sind. FĂŒr den schnellen Einsatz im Rettungsdienst wird die Nutzung als sehr gering eingeschĂ€tzt, da keine Ausfallsicherheit besteht und keine Zulassung fĂŒr nĂ€chtliche IFR-FlĂŒge vorliegt. Im Luxus-Tourismus Offroad ist die PlausibilitĂ€t mittel, denn auf PrivatgelĂ€nde ist der Einsatz erlaubt und SandwĂŒsten reduzieren LĂ€rmklagen.
Welche offenen Fragen bleiben aus regulatorischer Sicht?
- Wie wird die Abgas-Emissionsgrenze nach LTF-UL S 113 fĂŒr Turbinen-ULs interpretiert?
- Kann die Deutsche Flugsicherung das GerÀt in LuftrÀumen-E und -G bei 102 km/h ohne Transponder sicher integrieren?
- Bedarf es einer europaweiten Harmonisierung neuer UL-Hubschrauberkategorien, die VTOL-Jets abdecken ?
- Welche Schulungsstunden verlangt der Gesetzgeber, wenn ein Auto-Hover-Modus existiert, aber im Notfall manuelles Throttle-Management nötig wird?
Wie beurteilen Fachportale und Luftfahrtmagazine die Erfolgschancen?
Sie betonen gleichermaĂen die Ingenieursleistung, Ă€uĂern aber Zweifel an Patenten, Finanzierung und konkreten Testdaten. Experten verweisen darauf, dass trotz vieler PR-Videos noch kein unabhĂ€ngiger Beobachter ein vollstĂ€ndiges Flug-, Schub- oder LĂ€rmprotokoll sehen konnte.
Was bedeuten die Airbike-Projekte fĂŒr die breitere Urban-Air-Mobility-Debatte?
Fliegende MotorrĂ€der sind Testlabore fĂŒr:
- leichte Faserverbund-Strukturen fĂŒr VTOL-Anwendungen
- Turbinen-Hybridkonzepte, bis Energiespeicher leichter werden
- automatisierte Stabilisierung, die auch groĂen Lufttaxis zugutekommt
- Gleichzeitig verdeutlichen die GerĂ€te, dass Akustik, Absturzfolgen und LufttĂŒchtigkeitsnachweis ungelöste UAM-Probleme bleiben.
Kommt 2026 wirklich das persönliche Jet-Bike?
Technisch möglich, finanziell elitÀr, regulatorisch komplex: Das Volonaut Airbike veranschaulicht sowohl den Sprung nach vorn in Sachen Mini-Turbinen und Carbon-Leichtbau als auch die Kluft zwischen Prototyp und alltagstauglicher MobilitÀt.
Ohne belastbare Rettungssysteme, Zertifizierungs-ZeitplĂ€ne und Kostenreduktion wird das Airbike ein spektakulĂ€res, aber randstĂ€ndiges Sport- und ShowgerĂ€t bleiben. Die Zukunft der stĂ€dtischen LuftmobilitĂ€t hĂ€ngt daher weniger von sensationellen EinzelstĂŒcken ab als von leisen, effizienten eVTOL-Flotten, die Akzeptanz, Infrastruktur und Zulassung in Einklang bringen.
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