Logistik-Beben in Deutschland? Wie eine Mega-Übernahme eine Kettenreaktion auslöst
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Veröffentlicht am: 12. Juli 2025 / Update vom: 12. Juli 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Logistik-Beben in Deutschland? Wie eine Mega-Übernahme eine Kettenreaktion auslöst – Bild: Xpert.Digital
Deutsche Logistik-Konsolidierung: Geis Gruppe zeigt den Weg zu strategischem Wachstum
Wachstum und Expansion in der Logistikbranche – Neue Strategien für eine dynamische Zukunft
Die Logistikbranche befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation und dynamischen Wachstums. Getrieben von technologischen Innovationen, geopolitischen Verschiebungen und veränderten Marktanforderungen, erleben wir derzeit eine Neuordnung etablierter Strukturen und die Entstehung innovativer Geschäftsmodelle. Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich, wie Unternehmen durch strategische Übernahmen, internationale Expansion und die Erschließung spezialisierter Nischen ihre Marktposition stärken und für die Zukunft sichern.
Die Konsolidierungswelle erfasst den deutschen Logistikmarkt
Die deutsche Logistiklandschaft erlebt gegenwärtig eine beispiellose Konsolidierungswelle, die maßgeblich von mittelständischen Unternehmen vorangetrieben wird. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese Entwicklung ist die Geis Gruppe aus Bad Neustadt, die innerhalb von nur sieben Monaten drei bedeutende Akquisitionen durchgeführt hat.
Den Anfang machte die Übernahme der Gras Gruppe mit Hauptsitz in Neuwied bei Koblenz zum Jahreswechsel 2025. Mit 470 Mitarbeitern an fünf Standorten in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg brachte diese Akquisition eine erhebliche Stärkung der regionalen Präsenz. Nur wenige Monate später, im April 2025, folgte die Übernahme der beiden Göttinger Standorte der Spedition Krüger mit 230 Mitarbeitern, die nun als Geis Krüger Internationale Spedition firmieren.
Den vorläufigen Höhepunkt dieser Expansionsstrategie bildete die Übernahme der agotrans Logistik GmbH in Rodgau bei Frankfurt zum 1. Juli 2025. Das seit 1972 etablierte Familienunternehmen mit rund 120 Mitarbeitern verfügt über ein breites Leistungsspektrum, das deutschland- und europaweite Stückgutverkehre, Teil- und Komplettladungen, Kontraktlogistik sowie spezialisierte Automotive-Lösungen umfasst.
Diese strategischen Übernahmen sind kein Zufall, sondern folgen einem klaren Muster. Die wirtschaftsstarke Region Frankfurt war für die Geis Gruppe schon lange von besonderem Interesse, da sie das bestehende Road-Netzwerk optimal ergänzt. Mit agotrans hat das Unternehmen nicht nur einen passenden Partner gefunden, um die Präsenz in dieser Region gezielt auszubauen, sondern auch einen Akteur, der die gleichen Unternehmenswerte wie Verlässlichkeit, Kundenorientierung, Verantwortung und nachhaltiges Wachstum teilt.
Strategische Neuordnung der Stückgutkooperationen
Die Übernahmen der Geis Gruppe haben weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Stückgutlandschaft, insbesondere auf das IDS-Netzwerk (Internationale Spediteure). Mit künftig 13 von 54 Depotgebieten zählt Geis zu den stärksten Partnern innerhalb dieser Kooperation. Die Integration von agotrans bedeutet auch, dass Geis zukünftig das IDS-Depotgebiet Aschaffenburg übernehmen wird, während die Krüger-Standorte in Göttingen das frühere DSV-Depot in Baunatal ersetzen.
Diese Entwicklung ist Teil einer größeren Umstrukturierung im deutschen Stückgutmarkt, die durch die Übernahme von DB Schenker durch DSV ausgelöst wurde. Der dänische Logistikkonzern sichert sich damit eine starke Präsenz im deutschen Markt mit knapp 50 Standorten und einem nahezu flächendeckenden Netzwerk. Diese Fusion bringt erhebliche Bewegung in die Branche: IDS Logistik verliert DSV als Gesellschafter, und die Kooperationen müssen sich neu aufstellen.
Experten sprechen von einem Dominoeffekt, der die Konsolidierung im Stückgutverkehr beschleunigt. Die Frage, wie viele Stückgutverbünde in Zukunft noch bestehen können und ob der Mittelstand im Wettbewerb mit Großstrukturen bestehen bleibt, wird immer drängender. Die aktuelle Marktdynamik zeigt jedoch, dass gerade mittelständische Unternehmen wie Geis durch gezielte Akquisitionen ihre Position stärken und als Stabilisatoren im Markt agieren können.
Asien als Wachstumsmotor der globalen Logistik
Während in Europa die Konsolidierung voranschreitet, richtet sich der Blick vieler Logistikunternehmen verstärkt nach Asien. Der asiatisch-pazifische Logistikmarkt zeigt beeindruckende Wachstumszahlen: Von einem Marktvolumen von 4,56 Billionen US-Dollar im Jahr 2024 wird eine Steigerung auf 8,28 Billionen US-Dollar bis 2034 erwartet, was einer jährlichen Wachstumsrate von 6,1 Prozent entspricht.
Ein Paradebeispiel für die strategische Expansion in dieser Region ist die Militzer & Münch Gruppe, die im Juli 2025 eine neue Landesgesellschaft in Singapur gründete. Der Schweizer Logistikdienstleister mit Hauptsitz in St. Gallen setzt damit seinen konsequenten Wachstumskurs in Asien fort. Singapur gilt als einer der wichtigsten Logistik- und Wirtschaftsstandorte weltweit, wobei der Logistiksektor rund sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Stadtstaates beiträgt.
Die Wahl Singapurs als Standort ist strategisch durchdacht. Die geostrategische Lage zwischen den Wirtschaftsräumen Asien, Europa und Ozeanien macht die Stadt zu einem bedeutenden Umschlagpunkt für internationale Güterströme. Der Hafen zählt zu den fünf größten Containerhäfen weltweit, und mehr als 5.000 Logistikunternehmen sind offiziell in dem Stadtstaat ansässig.
Abdul Razzak, Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, und Direktor Asheeq Morris verantworten den Aufbau und die operative Leitung des Standorts. Das erklärte Ziel ist es, den lokalen Markt zu erschließen, ein starkes Team vor Ort aufzubauen und Singapur als regionalen Logistik-Hub für Südostasien zu etablieren. Mit der neuen Niederlassung profitieren Kunden von der gesamten Bandbreite an Dienstleistungen, darunter Landtransporte, Luft- und Seefracht, Projektlogistik sowie umfassende Zolldienstleistungen.
Die Expansion nach Singapur ergänzt das bereits bestehende Netzwerk von Militzer & Münch in Asien, das Gesellschaften in China, Malaysia, Indonesien, Vietnam, Indien, Sri Lanka, Taiwan, der Mongolei und Neuseeland umfasst. Diese breite geografische Aufstellung ermöglicht es dem Unternehmen, grenzüberschreitende Logistikdienstleistungen in einer der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt anzubieten.
Digitalisierung und technologische Innovation als Wachstumstreiber
Die Expansion in neue Märkte und die Konsolidierung bestehender Strukturen werden maßgeblich durch technologische Innovationen unterstützt. Die Digitalisierung hat sich zu einem der wichtigsten Wachstumstreiber in der Logistikbranche entwickelt. Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und fortschrittliche Datenanalyse revolutionieren die Art und Weise, wie Logistikunternehmen ihre Prozesse gestalten und optimieren.
Besonders der Einsatz von künstlicher Intelligenz sorgt für einen weitreichenden Wandel. KI-Systeme analysieren in Echtzeit Verkehrsdaten und optimieren Routen, während IoT-Sensoren den Zustand von Fahrzeugen und anderen Transportmitteln überwachen und proaktive Wartungen ermöglichen. Die Vernetzung von Daten führt zu mehr Produktivität und Transparenz im gesamten Logistikprozess.
Automatisierte Lager und Robotik ermöglichen es Unternehmen, ihre Effizienz zu steigern und Fehlerquoten zu minimieren. Autonome Systeme wie Roboter und Drohnen revolutionieren die Lagerlogistik und die Auslieferung. Es wird erwartet, dass Lager in naher Zukunft nahezu vollautomatisch arbeiten werden, was zu einer erheblichen Senkung der Betriebskosten führt.
Die Blockchain-Technologie erhöht die Transparenz in Lieferketten, hilft Fälschungen zu verhindern und ermöglicht die Nachverfolgung von Transportwegen in Echtzeit. Diese Technologie entwickelt sich zu einem integralen Bestandteil moderner Lieferketten und trägt wesentlich zur Erhöhung der Sicherheit bei.
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Geopolitische Risiken bedrohen globale Lieferketten: So reagiert die Logistikbranche
Nachhaltigkeit als strategischer Wettbewerbsvorteil
Neben der Digitalisierung prägt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend die Wachstumsstrategien der Logistikbranche. Der externe Druck durch gesetzliche Vorgaben zur CO₂-Reduktion, insbesondere durch die EU, sowie das globale Ziel von Net Zero bis spätestens 2050 machen die Umstellung auf nachhaltige Logistiklösungen unumgänglich.
Ein Kernelement dieser Entwicklung ist die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten. Emissionsfreie Elektro-Lkw werden zunehmend das Rückgrat moderner Lieferflotten bilden. Parallel dazu gewinnt Wasserstoff als alternativer Antrieb in der Fernlogistik an Bedeutung, um lange Strecken umweltfreundlich zurückzulegen. Aufgrund infrastruktureller Herausforderungen wird jedoch eine mehrgleisige Energiestrategie nötig, die Strom, Wasserstoff und weitere Technologien kombiniert.
Die Kreislaufwirtschaft setzt sich auch in der Logistik durch. Unternehmen richten ihre Verpackungsmaterialien und Transporteinheiten stärker auf Recyclingfähigkeit und Nachhaltigkeit aus, um Abfälle zu minimieren und Kosten zu senken. Green Supply Chain Management wird zunehmend zum Wettbewerbsvorteil, und Unternehmen, die eine grüne Lieferkette anbieten können, werden von ihren Kunden bevorzugt.
Spezialisierte Nischen und innovative Transportlösungen
Neben den großen Konsolidierungs- und Expansionstrends zeigt sich, dass auch kleinere, spezialisierte Logistik-Nischen wieder an Bedeutung gewinnen. Ein besonders interessantes Beispiel ist die Wiederaufnahme des Flugverkehrs zur Nordseeinsel Juist.
Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung nimmt die Fluggesellschaft Scandinavian Air Charter ab dem 14. Juli 2025 den Betrieb zwischen dem Küstenort Norddeich und Juist wieder auf. Die neue Verbindung wird mindestens viermal täglich mit Cessna-Maschinen vom Typ 206 bedient, die jeweils fünf Passagiere transportieren können.
Interessant ist dabei nicht nur die Wiederaufnahme des Flugbetriebs an sich, sondern auch die Innovation im Bodentransport. Statt der traditionellen Pferdekutschen kommen künftig Fahrrad-Rikschas für bis zu vier Menschen zum Einsatz. Alternativ stehen Leihräder zur Verfügung. Diese Entwicklung zeigt, wie selbst in spezialisierten Nischen innovative und nachhaltige Lösungen Einzug halten.
Der Fachkräftemangel als Wachstumsbremse
Trotz aller positiven Entwicklungen und Wachstumschancen steht die Logistikbranche vor einer erheblichen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Laut einer Umfrage des Münchner Ifo Instituts meldeten im dritten Quartal 2024 zwischen 44 und 59 Prozent der Betriebe aus verschiedenen Logistikbereichen, dass ihre Geschäftstätigkeit durch einen Fachkräftemangel behindert wird.
Besonders gesucht werden neben kaufmännischen Mitarbeitenden und Fachkräften für Qualitätsmanagement und Zoll vor allem Berufskraftfahrer. Diese Situation macht es für Logistikunternehmen umso wichtiger, ihre treuen und langjährigen Mitarbeitenden zu halten und ihnen echte Mehrwerte zu schaffen. Eine transparente interne Kommunikation über zeitliche und standortabhängige Grenzen hinweg wird dabei zu einer wichtigen Aufgabe.
Als Antwort auf den Fachkräftemangel setzen viele Unternehmen verstärkt auf Automatisierung und künstliche Intelligenz. Diese Technologien können nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch dazu beitragen, den Bedarf an manueller Arbeit zu reduzieren und bestehende Mitarbeiter zu entlasten.
Die Zukunft der letzten Meile
Ein besonders dynamisches Wachstumsfeld ist die Letzte-Meile-Logistik, getrieben durch den anhaltenden E-Commerce-Boom. Die explosive Zunahme des Online-Handels erfordert effiziente Lösungen für die finale Zustellung an den Endkunden. Logistikdienstleister setzen dabei verstärkt auf innovative Konzepte wie Drohnen, autonome Lieferfahrzeuge und intelligente Schließfachlösungen.
Bis 2025 werden weitere innovative Konzepte zur Optimierung der letzten Meile auf den Markt kommen. Autonome Lieferfahrzeuge und Drohnen könnten eine effiziente Lösung für die letzte Meile in städtischen Gebieten bieten. Diese Technologien versprechen nicht nur eine Steigerung der Effizienz, sondern auch eine Reduzierung der Umweltbelastung durch optimierte Routen und elektrische Antriebe.
Geopolitische Herausforderungen und Resilienz
Die globale Logistikbranche muss sich zunehmend mit geopolitischen Unsicherheiten auseinandersetzen. Handelsstreitigkeiten, potenzielle Zollerhöhungen und sich verändernde internationale Beziehungen erfordern von Logistikunternehmen ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
Besonders die möglichen Auswirkungen der US-Handelspolitik auf die globalen Lieferketten bereiten der Branche Sorgen. Massive Zollerhöhungen und entsprechende Vergeltungsmaßnahmen könnten das Wachstum des Sektors, insbesondere im Seetransport, erheblich beeinträchtigen. Unternehmen reagieren darauf mit dem Aufbau resilienterer Lieferketten und der Diversifizierung ihrer Transportrouten und -modi.
Eine Branche im Umbruch
Die Logistikbranche steht vor einer vielversprechenden, aber auch herausfordernden Zukunft. Die Konsolidierungswelle in Europa, die Expansion in Wachstumsmärkte wie Asien, die fortschreitende Digitalisierung und der Fokus auf Nachhaltigkeit werden die Branche in den kommenden Jahren maßgeblich prägen.
Unternehmen, die frühzeitig auf diese Veränderungen reagieren und proaktive Maßnahmen ergreifen, können sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Die erfolgreichen Beispiele der Geis Gruppe mit ihrer gezielten Akquisitionsstrategie und der Militzer & Münch Gruppe mit ihrer Expansion nach Singapur zeigen, wie mittelständische Unternehmen durch strategisches Wachstum ihre Position im Markt stärken können.
Gleichzeitig demonstriert die Wiederaufnahme des Flugverkehrs nach Juist mit innovativen Transportlösungen, dass auch spezialisierte Nischen Raum für Wachstum und Innovation bieten. Die Branche beweist damit ihre Fähigkeit, auf unterschiedlichste Marktanforderungen flexibel zu reagieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Die Herausforderungen durch Fachkräftemangel, geopolitische Unsicherheiten und steigende Nachhaltigkeitsanforderungen werden die Branche weiterhin fordern. Doch gerade diese Herausforderungen treiben Innovationen voran und führen zu effizienteren, nachhaltigeren und kundenorientierteren Logistiklösungen.
Die Zukunft der Logistikbranche wird von Unternehmen gestaltet, die bereit sind, traditionelle Geschäftsmodelle zu überdenken, in neue Technologien zu investieren und gleichzeitig die Balance zwischen globalem Wachstum und lokaler Verantwortung zu finden. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Branche auf einem guten Weg ist, diese Transformation erfolgreich zu meistern und sich für die Anforderungen der kommenden Jahrzehnte zu positionieren.
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