US-Politik beflügelt EU-Tech-Firmen? Daten-Souveränität vs. US-Dominanz: Die Zukunft der Cloud in Europa
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Veröffentlicht am: 13. April 2025 / Update vom: 13. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

US-Politik beflügelt EU-Tech-Firmen? Daten-Souveränität vs. US-Dominanz: Die Zukunft der Cloud in Europa – Bild: Xpert.Digital
Cloud-Entscheidungen in Unternehmen: Was zählt wirklich – Preis, Innovation oder Datensicherheit?
Der Europäische Cloud-Markt: Zwischen US-Politik, EU-Regulierung und dem Streben nach digitaler Souveränität
Die digitale Transformation hat sich in den letzten Jahren rasant beschleunigt und die Cloud ist zum zentralen Nervensystem moderner Unternehmen und Organisationen geworden. Der europäische Cloud-Markt ist dabei ein besonders spannendes und dynamisches Feld, das von einer Vielzahl von Faktoren geprägt wird. Neben dem allgemeinen Trend hin zur Cloud-Nutzung spielen hier auch politische und regulatorische Einflüsse eine bedeutende Rolle.
Eine häufig geäußerte These ist, dass die US-Politik, insbesondere während der Amtszeit von Präsident Donald Trump, einen “Aufschwung” für europäische Technologieunternehmen, insbesondere im Cloud- und Softwarebereich, ausgelöst habe. Diese These basiert auf der Annahme, dass die von den USA ausgehende Unsicherheit und die protektionistische Handelspolitik europäische Unternehmen dazu veranlasst hätten, verstärkt auf heimische Anbieter zu setzen.
Dieser Artikel untersucht die Gültigkeit dieser These und analysiert die komplexen Zusammenhänge zwischen US-Politik, EU-Regulierung, Marktdynamiken und dem Streben nach digitaler Souveränität im europäischen Cloud-Markt. Dabei wird deutlich, dass die Realität weitaus komplexer ist als die einfache Gleichung “US-Politik gleich Aufschwung für europäische Anbieter”.
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Der europäische Cloud-Markt im Überblick: Wachstum, Wettbewerb und digitale Souveränität
Der europäische Cloud-Markt ist ein Markt mit enormem Wachstumspotenzial. Prognosen gehen davon aus, dass der Markt für Public Cloud Services (PCS) in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bis 2028 ein Volumen von 415 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 20,0 % im Zeitraum von 2023 bis 2028. Allein in Europa wurde der Markt im Jahr 2024 auf über 80 Milliarden US-Dollar geschätzt, mit einer erwarteten CAGR von 17,1 % bis 2034.
Dieses Wachstum wird vor allem durch folgende Faktoren angetrieben:
Die Notwendigkeit für Unternehmen, agiler und flexibler zu werden
Cloud-Technologien ermöglichen es Unternehmen, schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Der Wunsch nach Kosteneffizienz
Cloud-Lösungen können Unternehmen dabei helfen, ihre IT-Kosten zu senken, indem sie Ressourcen bedarfsgerecht nutzen und keine teure Hardware kaufen und warten müssen.
Der Bedarf an Innovation
Cloud-Plattformen bieten Zugang zu einer Vielzahl von innovativen Technologien, wie künstlicher Intelligenz (KI), Machine Learning (ML) und Big Data Analytics, die Unternehmen dabei helfen können, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Die steigende Nachfrage nach künstlicher Intelligenz (KI)
Insbesondere generative KI (GenAI), die laut Experten die Hälfte des Marktwachstums ausmacht.
Trotz des dynamischen Wachstums wird der europäische Cloud-Markt jedoch von einer Handvoll US-amerikanischer Hyperscaler dominiert. Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud halten zusammen einen Marktanteil von über 70 % in Europa. Diese Dominanz schafft eine inhärente Spannung zwischen der Nutzung globaler Cloud-Innovationen und dem Schutz europäischer Werte, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und regulatorische Kontrolle.
Vor diesem Hintergrund hat das Konzept der “digitalen Souveränität” in Europa zunehmend an Bedeutung gewonnen. Digitale Souveränität bedeutet, dass ein Staat oder eine Organisation die Kontrolle über seine eigenen digitalen Infrastrukturen und Daten hat und diese gemäß den eigenen Regeln und Werten gestalten kann. Das Streben nach digitaler Souveränität ist eng mit dem Wunsch verbunden, die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu verringern und die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten.
Die transatlantische Politik: US-Maßnahmen und europäische Reaktionen
Um die komplexen Zusammenhänge im europäischen Cloud-Markt besser zu verstehen, ist es wichtig, die politischen und regulatorischen Einflüsse aus den USA und der EU zu analysieren.
US-Handelspolitik und ihre Auswirkungen auf den Technologiesektor
Die US-Handelspolitik hat sich in den letzten Jahren stark auf den Technologiesektor ausgewirkt, insbesondere durch protektionistische Maßnahmen und geopolitische Spannungen. Hier sind die wichtigsten Entwicklungen und ihre Auswirkungen:
Protektionistische Handelspolitik unter Trump
- Zölle auf Importe: Präsident Trump hat in seiner aktuellen Amtszeit Zölle auf Stahl, Aluminium, Autos und Autoteile sowie auf Technologien wie Halbleiter und Elektronikprodukte erhöht. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die heimische Industrie zu schützen, haben jedoch globale Lieferketten gestört und die Produktionskosten für US-Technologieunternehmen wie Apple und Amazon erhöht.
- Breite Auswirkungen auf den Technologiesektor: Die neuen Zölle, die auch wichtige Handelspartner wie die EU, China, Südkorea und Indien betreffen, haben zu höheren Preisen für Elektronikprodukte geführt. Experten schätzen, dass diese Zölle die Kaufkraft der US-Verbraucher für Technologieprodukte um bis zu 143 Milliarden US-Dollar reduzieren könnten.
Exportkontrollen und Technologiebeschränkungen
- KI-Chips und nationale Sicherheit: Die USA haben unter der Biden-Regierung strengere Exportkontrollen für KI-Chips eingeführt, um den Zugang Chinas und anderer Länder zu kritischen Technologien einzuschränken. Diese Politik wurde von der Trump-Regierung weiter verschärft. Ziel ist es, die technologische Führungsposition der USA zu sichern.
- Globale Auswirkungen: Diese Maßnahmen haben nicht nur China getroffen, sondern auch Länder im Nahen Osten und in Südostasien, die zunehmend in Datenzentren investieren. Dies hat zu geopolitischen Spannungen geführt, da Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate gezwungen wurden, Partnerschaften mit chinesischen Firmen aufzugeben.
Handelskonflikte mit der EU
- EU-Gegenmaßnahmen: Die EU hat auf US-Zölle mit eigenen Vergeltungsmaßnahmen im Wert von 26 Milliarden Euro reagiert. Zudem könnten Instrumente wie das Anti-Coercion Instrument (ACI) genutzt werden, um US-Technologiefirmen den Zugang zum europäischen Beschaffungsmarkt zu erschweren.
- Digitale Regulierung: Die EU hat strenge digitale Vorschriften eingeführt (z. B. Digital Markets Act), die US-Technologieunternehmen Milliarden an jährlichen Compliance-Kosten verursachen. Diese Regulierungen zielen darauf ab, Marktmissbrauch durch große Plattformen wie Google oder Meta zu verhindern.
Während die EU ursprünglich solche Maßnahmen angekündigt hatte, wurden diese aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und der EU vorerst ausgesetzt.
Am 10. April 2025 hat die EU-Kommission beschlossen, die geplanten Gegenzölle für einen Zeitraum von 90 Tagen auszusetzen, um Verhandlungen mit den USA eine Chance zu geben. Diese Entscheidung erfolgte als Reaktion auf eine ähnliche Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, der ebenfalls eine 90-tägige Pause für neue Zölle eingeräumt hat. Die EU betonte dabei ihre Bereitschaft, eine Verhandlungslösung zu finden, um eine Eskalation des Handelskonflikts zu vermeiden.
Die geplanten Gegenzölle, die ursprünglich ab dem 15. April 2025 in Kraft treten sollten, bleiben somit vorerst auf Eis gelegt. Diese Maßnahmen wären eine Reaktion auf die von den USA verhängten Zölle auf Stahl, Aluminium und andere Produkte gewesen und hätten Zollsätze zwischen 10 % und 25 % umfasst.
Zusammenfassend: Die EU hat zwar Gegenmaßnahmen vorbereitet, diese jedoch aufgrund der aktuellen Verhandlungssituation vorläufig ausgesetzt.
Auswirkungen auf globale IT-Ausgaben
- Verlangsamung des Wachstums: Die neuen Zölle haben das Potenzial, das Wachstum der globalen IT-Ausgaben erheblich zu bremsen. IDC schätzt, dass das Wachstum von ursprünglich prognostizierten 10 % auf 5 % fallen könnte.
- Inflationäre Effekte: Die höheren Kosten für Hardware und Infrastruktur wirken sich auch indirekt auf Software- und Cloud-Dienste aus, da Anbieter gezwungen sind, Preissteigerungen weiterzugeben.
Die aktuelle US-Handelspolitik hat den Technologiesektor erheblich beeinflusst. Während sie darauf abzielt, nationale Interessen zu schützen und geopolitische Vorteile zu sichern, führt sie gleichzeitig zu höheren Kosten, gestörten Lieferketten und einer Verschärfung globaler Handelskonflikte. Besonders betroffen sind Unternehmen mit globalen Produktions- und Vertriebsnetzwerken sowie Verbraucher durch steigende Preise für Technologieprodukte.
Der CLOUD Act: Ein Gesetz mit weitreichenden Folgen
Ein weiteres zentrales Element der US-Politik mit direkten Auswirkungen auf den Cloud-Sektor ist der CLOUD Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act). Dieses Gesetz ermächtigt US-Behörden, von US-basierten Technologieunternehmen und deren Tochtergesellschaften die Herausgabe von Daten zu verlangen, unabhängig davon, wo diese Daten physisch gespeichert sind – also auch auf Servern in Europa.
Der CLOUD Act steht in direktem Konflikt mit den Grundsätzen der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), insbesondere hinsichtlich der strengen Regeln für internationale Datentransfers und der Beschränkung staatlicher Zugriffe. US-Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, Anfragen nach dem CLOUD Act nachzukommen, selbst wenn dies gegen europäisches Recht verstößt.
Der CLOUD Act ist wohl die US-Politikmaßnahme mit den weitreichendsten Folgen für den europäischen Cloud-Markt. Er schafft einen fundamentalen Rechtskonflikt mit der DSGVO und untergräbt das Vertrauen in die Fähigkeit von US-Anbietern, europäischen Datenschutzstandards gerecht zu werden, selbst wenn die Daten in europäischen Rechenzentren gespeichert werden. Dies befeuert direkt die Nachfrage nach “souveränen” europäischen Cloud-Alternativen, die versprechen, Daten ausschließlich europäischem Recht zu unterwerfen.
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Der EU-Regulierungsrahmen: Datenschutz, Souveränität und Wettbewerb
Die Europäische Union hat in den letzten Jahren eine Reihe von Gesetzen und Initiativen erlassen, um den digitalen Raum in Europa zu gestalten und die digitale Souveränität zu stärken.
Die DSGVO
Die 2018 in Kraft getretene DSGVO etablierte einen strengen und umfassenden Rechtsrahmen für den Schutz personenbezogener Daten in der EU. Ihre Kernprinzipien umfassen Transparenz, Zweckbindung, Datenminimierung, Gewährleistung von Betroffenenrechten und strikte Regeln für die Übermittlung von Daten in Drittländer. Die DSGVO legte die Messlatte für den Datenschutz sehr hoch und schuf die Grundlage für spätere Konflikte mit Gesetzen wie dem CLOUD Act.
Das Schrems-II-Urteil
Dieses Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) erklärte das EU-US Privacy Shield Abkommen für ungültig. Die Begründung lag darin, dass das US-Recht keinen ausreichenden Schutz für die Daten von EU-Bürgerinnen und -Bürgern vor staatlichem Zugriff biete. Das Schrems-II-Urteil war ein Wendepunkt mit direkten Konsequenzen für US-Cloud-Anbieter. Die Ungültigkeitserklärung des Privacy Shields beseitigte eine wichtige Rechtsgrundlage für transatlantische Datentransfers und erhöhte die Compliance-Last sowie die Rechtsunsicherheit für Tausende von Unternehmen erheblich.
Die EU-Digitalstrategie
Die EU hat eine Reihe weiterer Gesetze erlassen, um ihren digitalen Raum zu gestalten. Der Digital Markets Act (DMA) und der Digital Services Act (DSA) zielen darauf ab, die Marktmacht großer Online-Plattformen zu begrenzen, fairen Wettbewerb zu fördern und Online-Inhalte sowie -Dienste zu regulieren. Der Data Act und der Data Governance Act sollen den Datenaustausch und den Zugang zu Daten erleichtern und fördern. Der AI Act legt Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz fest. Diese Regulierungen formen gemeinsam den digitalen Markt in Europa neu, mit dem Ziel, Fairness, Wettbewerb, Innovation und Nutzersicherheit zu stärken.
Die Gaia-X Initiative
Gaia-X wurde als europäische Initiative ins Leben gerufen, um eine föderierte, sichere und interoperable Dateninfrastruktur zu schaffen, die auf europäischen Werten wie Transparenz, Datenschutz und Souveränität basiert. Das Ziel ist nicht, selbst ein Cloud-Anbieter zu werden, sondern Standards zu setzen und ein Ökosystem zu ermöglichen, das die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern reduziert.
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EU vs. USA: Wer bestimmt die Spielregeln im digitalen Raum?
Zukunftsszenarien: Digitalisierung, Regulierung und der europäische Cloud-Markt – Bild: Xpert.Digital
Die relativen Auswirkungen: Eine vergleichende Analyse
Bei der Bewertung der Auswirkungen von US-Politik und EU-Regulierung auf den europäischen Cloud-Markt ist es wichtig, zwischen direkten und indirekten Effekten zu unterscheiden. EU-Regulierungen wie die DSGVO und das Schrems-II-Urteil sowie der US CLOUD Act hatten direkte rechtliche Konsequenzen für die Datenverarbeitung und die Wahl von Cloud-Anbietern. Sie schufen unmittelbare Compliance-Anforderungen und rechtliche Risiken. Die US-Handelspolitik im engeren Sinne wirkte eher indirekt auf den Cloud-Markt, indem sie das allgemeine Geschäftsklima eintrübte, Unsicherheit schürte und die strategische Abhängigkeit von den USA problematisierte.
Die EU-Regulierungen und Initiativen können als proaktive Versuche interpretiert werden, den digitalen Raum nach europäischen Vorstellungen und Werten zu gestalten. Demgegenüber könnten Marktverschiebungen zugunsten europäischer Anbieter teilweise als reaktive Antworten auf die durch US-Politik (insbesondere CLOUD Act) und Rechtsunsicherheit (Schrems II) entstandenen Probleme gesehen werden.
Die kombinierte Wirkung, die direkte Anwendbarkeit und der langfristige Charakter der EU-Regulierungen sowie der strategischen Initiativen erscheinen als fundamentalere Treiber für die Gestaltung der Regeln und der Struktur des europäischen Cloud-Marktes im Vergleich zu den eher episodischen und oft indirekten Auswirkungen der US-Handelspolitik.
Die Entwicklung des europäischen Cloud-Marktes: Wachstum, Wettbewerb und Marktanteile
Der europäische Cloud-Markt hat in den letzten Jahren ein starkes Wachstum erlebt. Dieses Wachstum wird durch die fortschreitende digitale Transformation, die zunehmende Nutzung von Plattformen und Software-as-a-Service (SaaS), den Bedarf an Skalierbarkeit und Flexibilität sowie Kosteneffizienz getrieben.
Innerhalb des Marktes ist SaaS weiterhin das größte Segment, Platform-as-a-Service (PaaS) ist das am schnellsten wachsende Segment, gefolgt von Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Die Nutzung von Cloud Computing ist in europäischen Unternehmen weit verbreitet. Der Trend geht klar zu intensiverer Nutzung und viele Unternehmen verfolgen Multi-Cloud- oder Hybrid-Cloud-Strategien, um Flexibilität zu maximieren und Anbieterabhängigkeit zu vermeiden.
Trotz des starken Wachstums wird der europäische Cloud-Markt eindeutig von den drei großen US-Hyperscalern dominiert: AWS, Microsoft Azure und Google Cloud. Ihr kombinierter Marktanteil in Europa liegt bei über 70 %. Obwohl europäische Cloud-Anbieter ihre Umsätze seit 2017 mehr als verdoppeln konnten, ist ihr kollektiver Marktanteil im gleichen Zeitraum signifikant gesunken.
Zu den führenden europäischen Anbietern gehören Deutsche Telekom/T-Systems, SAP, OVHcloud, Orange und Telecom Italia sowie eine Reihe weiterer nationaler und regionaler Akteure. Der grundlegende Grund für den sinkenden Marktanteil europäischer Anbieter trotz steigender Umsätze liegt im massiven Skalen- und Investitionsvorteil der US-Hyperscaler. Ihre globalen Operationen, enormen Forschungs- und Entwicklungsbudgets und der kontinuierliche Ausbau ihrer Infrastruktur schaffen eine Wettbewerbssituation, die für europäische Konkurrenten extrem herausfordernd ist.
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Leistungsanalyse ausgewählter europäischer Anbieter
SAP
SAP hat eine erfolgreiche Transformation hin zu einem Cloud-Unternehmen vollzogen, was sich in starkem Umsatzwachstum in diesem Segment zeigt. SAPs Cloud-Wachstum basiert stark auf der Migration seiner großen bestehenden Unternehmenskundenbasis auf Cloud-Lösungen.
OVHcloud
Als europäischer “Pure-Play”-Cloud-Anbieter meldet OVHcloud solides Wachstum und Profitabilität. Das Wachstum stützt sich auf beide Segmente (Private und Public Cloud), wobei das Unternehmen oft mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wirbt und von der Nachfrage nach souveränen Lösungen profitieren dürfte.
Deutsche Telekom / T-Systems
Als Teil des Telekom-Konzerns verfügt T-Systems über eine erhebliche Größe im europäischen Vergleich (außer SAP). Das Wachstum erscheint solide, aber moderater als der Gesamtmarkt. Die Strategie zielt klar darauf ab, durch Partnerschaften, Branchenfokus und Souveränitätsangebote eine führende europäische Alternative zu sein, insbesondere für regulierte Sektoren und die öffentliche Hand.
Nextcloud
Nextcloud positioniert sich als Open-Source-Alternative für On-Premises- oder Private-Cloud-Kollaboration mit starkem Fokus auf digitale Souveränität. Nextcloud profitiert direkt von Souveränitätsbedenken und den Problemen im Zusammenhang mit DSGVO und CLOUD Act. Die eigene Wachstumsgeschichte wird explizit mit diesen Faktoren verknüpft und als Gegenposition zu US-Hyperscalern dargestellt.
Kundenentscheidungen: Souveränität, Skalierbarkeit, Innovation und Kosten
Die Entscheidung für einen Cloud-Anbieter ist selten allein von Souveränitätsaspekten getrieben. Kunden müssen diese gegen andere kritische Faktoren abwägen:
Skalierbarkeit und Leistung
US-Hyperscaler bieten eine unübertroffene globale Reichweite, massive Infrastrukturkapazitäten und oft hohe Performance.
Funktionsumfang und Innovation
Hyperscaler sind häufig führend in der Breite und Tiefe ihres Serviceangebots, insbesondere bei fortschrittlichen Technologien wie KI und Maschinellem Lernen.
Kosten
Public Clouds bieten das Potenzial für Kosteneinsparungen und flexible Preismodelle.
Bestehende Ökosysteme/Kenntnisse
Viele Organisationen haben bereits in Hyperscaler-Plattformen investiert, verfügen über entsprechend geschultes Personal und nutzen Partnernetzwerke, was einen Wechsel erschwert und verteuert.
Trotz der Souveränitätsbedenken entscheiden sich viele europäische Kunden – insbesondere außerhalb stark regulierter Branchen – weiterhin für AWS, Azure oder Google Cloud, da sie deren Skalierbarkeit, Innovationskraft, Funktionsvielfalt und etablierte Ökosysteme priorisieren.
Die Nachfrage nach digitaler Souveränität ist nicht im gesamten Markt gleich stark ausgeprägt. Ihre Bedeutung variiert erheblich je nach Branche – der öffentliche Sektor, das Gesundheitswesen und der Finanzsektor sind typischerweise sensibler als andere Bereiche – und hängt auch von der spezifischen Sensibilität der Daten und Workloads ab.
Analysten betonen die Notwendigkeit, Souveränität gegen Funktionen, Kosten und Komplexität abzuwägen. Europäische Anbieter zielen oft gezielt auf regulierte Industrien oder öffentliche Auftraggeber ab, bei denen Souveränität höchste Priorität hat. Die Entwicklung “souveräner” Angebote durch US-Hyperscaler ist eine Anerkennung dieser segmentierten Nachfrage – sie versuchen, spezifische Compliance-Anforderungen zu erfüllen, um die Kunden nicht vollständig zu verlieren.
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Bewertung des „Aufschwungs“ – US-Politikeinfluss vs. breitere Trends
Die Analyse ergibt, dass direkte Zölle auf Cloud-Dienste kein wesentlicher Faktor waren. Die Streitigkeiten um Digitalsteuern erzeugten zwar Spannungen, blockierten aber die US-Anbieter nicht grundlegend.
Die allgemeinen Handelskonflikte, die politische Unberechenbarkeit und die „America First“-Rhetorik während der Trump-Administration trugen wahrscheinlich dazu bei, dass einige europäische Kunden ihre Abhängigkeiten überdachten und die Verlässlichkeit der USA als Partner in Frage stellten. Dieses Klima der Unsicherheit könnte die Attraktivität europäischer Alternativen erhöht haben.
Der US CLOUD Act hatte, insbesondere im Zusammenspiel mit der DSGVO und verstärkt durch das Schrems-II-Urteil, erhebliche und direkte negative Auswirkungen auf die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit und Compliance von US-Anbietern im Umgang mit sensiblen Daten. Dies schuf klare Marktchancen für europäische Alternativen, die Datensouveränität betonen.
Es muss jedoch betont werden, dass die EU selbst durch ihre Gesetzgebung (DSGVO, Schrems II) und ihre strategische Agenda (DMA, DSA, Data Act, Gaia-X) die Regeln des digitalen Marktes in Europa maßgeblich gestaltet, das Bewusstsein für Datenschutz und Souveränität geschärft und die Nachfrage nach konformen Lösungen aktiv gefördert hat. Diese europäischen Rahmenbedingungen waren fundamentaler für die Marktentwicklung als externe politische Einflüsse.
Das Wachstum europäischer Anbieter fand in einem Marktumfeld statt, das insgesamt durch die digitale Transformation massiv expandierte. Ein Teil des Umsatzwachstums ist daher auf das allgemeine Marktwachstum zurückzuführen, von dem alle Anbieter profitierten. Der übergeordnete Trend zur Verlagerung von IT-Workloads in die Cloud zur Steigerung von Effizienz, Skalierbarkeit und Innovationsfähigkeit (insbesondere durch KI/ML) war der Hauptmotor des Marktwachstums.
Die Behauptung, dass die US-Handelspolitik die Hauptursache für einen „Aufschwung“ europäischer Technologieunternehmen war, ist weitgehend nicht haltbar oder zumindest eine deutliche Vereinfachung. US-datenschutzbezogene Politik (CLOUD Act) und die während der Trump-Ära geförderte Unsicherheit trugen jedoch bedeutsam zur Verschärfung von Souveränitätsbedenken bei und verschafften bestimmten EU-Anbietern, die diese Nachfrage bedienten, spezifische Vorteile. Dieser Effekt war jedoch eng verwoben mit und wahrscheinlich sekundär gegenüber den Auswirkungen der EU-Regulierungen und der allgemeinen Marktexpansion durch die digitale Transformation.
Es gab keinen allgemeinen „Aufschwung“, der die Marktdominanz verschoben hätte. Vielmehr fanden spezifische europäische Anbieter einen fruchtbaren Boden für Wachstum, indem sie auf Souveränitätsbedenken eingingen, die sowohl durch US-Maßnahmen als auch durch EU-Regulierungen verstärkt wurden. Gleichzeitig setzte der Gesamtmarkt seine rasante Expansion fort, angeführt von den US-Hyperscalern, die von Skaleneffekten und Innovationsführerschaft profitierten.
Strategischer Ausblick und Empfehlungen
Für EU-Technologieanbieter
Der Fokus sollte auf Differenzierung durch garantierte Souveränität liegen, der gezielten Ansprache regulierter Branchen und des öffentlichen Sektors, dem Aufbau starker Partner-Ökosysteme, Innovationen in Nischenbereichen und potenziell der Zusammenarbeit bei föderierten Lösungen.
Für EU-Politikgestalter
Die Förderung des digitalen Binnenmarktes sollte fortgesetzt werden, ebenso die Unterstützung von Initiativen wie Gaia-X. Wichtig sind die Klärung von Regulierungen, die Förderung von Interoperabilitätsstandards und Investitionen in digitale Kompetenzen und Infrastrukturen.
Für Cloud-Kunden in Unternehmen
Es ist ratsam, klare Multi-Cloud- oder Hybrid-Strategien zu entwickeln, die auf der Sensibilität der Workloads, Compliance-Anforderungen und Geschäftszielen basieren. Souveränitätsversprechen der Anbieter sollten sorgfältig geprüft werden.
Zukünftige Trends
Zu beobachten sind die Auswirkungen von KI auf den Cloud-Wettbewerb, die Weiterentwicklung souveräner Cloud-Angebote durch alle Akteure, die praktische Implementierung und Akzeptanz von Gaia-X sowie die anhaltende Stabilität transatlantischer Datentransferabkommen.
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