Logistikkette: Fragile Lieferketten der Logistik – Supply Chain unter Druck
Veröffentlicht am: 29. März 2022 / Update vom: 29. März 2022 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Fragiles Supply Chain
Die weltweiten Lieferketten sind in den vergangenen zwei Jahren stark unter Druck geraten. Das zeigt die Grafik auf Basis von Daten der Federal Reserve Bank of New York. Demzufolge zeigt der Index in der Pandemie besonders starke Ausschläge. Im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2021 hat der Index die 4-Punkte-Marke überschritten. Berichten zufolge werden sich die Störungen durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine insbesondere in Europa weiter verstärken. Dem Deutschen Verkehrsforum zufolge wird der Krieg und die vom Westen beschlossenen Sanktionen weitreichende Auswirkungen auf den Transport von Hilfsgütern, auf die Beförderung von Flüchtenden sowie auf die Abwicklung des Außenhandels in Europa. Die Abwicklung des Außenhandels in Europa sei derzeit äußert kompliziert: es gäbe massive Verwerfungen in den Lieferketten, überlastete Grenzübergänge, blockierte Transportrouten sowie eine drohende Energieknappheit.
Die globalen Lieferketten sind immer noch durch die Pandemie belastet. Viele Länder haben zahlreiche Anti-Pandemie-Maßnahmen eingeführt, die starke Verzögerungen in den Wertschöpfungs- und Lieferketten ausgelöst haben. So haben etwa Kontroll- und Quarantänezonen in logistischen Knotenpunkten zu Lieferstaus von Waren geführt. In der Folge waren viele Zuliefererbetriebe in ihrer Produktion behindert und konnten ihren Lieferverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen. Und fehlende Zulieferteile können Produktionsabläufe schnell massiv beeinträchtigen. Hinzu kommen der Ausfall von Arbeitskräften durch Krankheit oder Reisebeschränkungen.
Grafik: Lieferketten unter Druck
Handlungsbedarf für weiterhin funktionierende Lieferketten
Laut dem DVF – Deutsches Verkehrsforum besteht Handlungsbedarf in den nachhaltigen Veränderungen in den Lieferketten der Logistik:
Veränderungen in den Logistikketten und Knotenpunkten
Die Abwicklung des Außenhandels in Europa ist derzeit äußert kompliziert: es gibt massive Verwerfungen in den Lieferketten, überlastete Grenzübergänge, blockierte Transportrouten sowie eine drohende Energieknappheit.
Ausbleibende Lieferungen von Vorprodukten aus der Ukraine führen auch in anderen europäischen Ländern und Deutschland teilweise zu eingeschränkter Produktionsfähigkeit und verändern somit auch hier das Export- und Importvolumen. Der russische Markt wird derzeit von fast allen großen Reedereien, Spediteuren sowie Kurier- und Expressdienstleistern nicht mehr bedient. Darüber hinaus steigen die Transportkosten in Europa erheblich: hohe Öl- und Gaspreise, verlängerte Wartezeiten aufgrund von Embargokontrollen, erschwerte Personaldisposition und Umwegverkehre, z.B. auch aufgrund der Sperrung des russischen Luftraums, sind die Hauptursachen.
Handlungsbedarf
- Ein europaweit abgestimmtes politisches Vorgehen und einheitliche Regeln sowie Erleichterungen für Transporte sind notwendig, um die Versorgung sowie auch Lieferketten aufrecht zu erhalten und Unsicherheiten über Sanktionsbestimmungen und deren Kontrollen zu minimieren.
- Die Branche braucht EU-weit einheitliche transparente Regeln hinsichtlich Transshipment, Embargovorgaben, Sperrungen für russische Schiffe und Grenzübergangsregime.
- Ähnlich wie bei den Hilfslieferungen müssen jegliche Vereinfachungen zum Zuge kommen, um grenzüberschreitende Verkehre zu erleichtern. Wichtig sind u.a. die stärkere Digitalisierung von Meldeverfahren, Vereinfachung der Covid-Testvorgaben und Green Lanes.
- Sonn- und Feiertagsbeschränkungen ebenso wie Erleichterungen bei Lenk- und Ruhezeiten sind notwendig, um die Verkehre im Fluss zu halten. Um alle vorhandenen Potenziale zu heben, bedarf es einer Vereinfachung der Kabotageregeln. Für ukrainische LKWs ist zudem die fehlende CEMT-Erlaubnis kritisch.
- Infrastrukturen in der Zuständigkeit von Bund und Ländern müssen abgestimmt den gleichen Regimen und Vorschriften unterworfen werden, was insbesondere bei Bundeswasserstraßen und landeseigene Hafeninfrastrukturen deutlich wird.
- Angesichts der Energiepreisentwicklung sind Deckelungen oder Unterstützungen zu prüfen.
Drohender Lockdown der Lieferketten
Infektionsschutzgesetz muss nachgebessert werden:
Berlin, 22. November 2021 – Die Neuerungen im Infektionsschutzgesetz zur 3G-Regelung am Arbeitsplatz und der 3G-Pflicht im öffentlichen Verkehr treten am 24. November 2021 in Kraft. Für den Mobilitäts- und Logistiksektor sind die Vorschriften in der Umsetzung nicht praktikabel. Dr. Florian Eck, Geschäftsführer des DVF dazu:
„Die neu im Infektionsschutzgesetz vorgeschriebene 3G-Regelung für Arbeitsstätten macht für stationäre Arbeitsplätze Sinn. Im mobilen Bereich droht ein Lockdown der Lieferketten. Problematisch wird es vor allem bei der grenzüberschreitenden Belieferung. Oftmals ist das Personal mit in Deutschland nicht zugelassenen Impfstoffen immunisiert, Tests vor der Belieferung nicht möglich. Die bisher berechtigte Ausnahme von Transportpersonal von der Testpflicht wird damit faktisch außer Kraft gesetzt. Betriebsgelände und Logistikzentren können somit nicht befahren oder betreten werden, die Lieferketten werden lahmgelegt.“
„Wichtig sind jetzt pragmatische Ausnahmeregelungen für das Transportpersonal. Seit März 2020 haben die Unternehmen erfolgreich Schleusenkonzepte aufgebaut und eigene Hygienestandards entwickelt. Darauf muss aufgesetzt werden. Analog zur Einreiseverordnung müssen Transportmitarbeiter*innen von der Testpflicht ausgenommen werden, soweit der Aufenthalt in der jeweiligen Betriebsstätte nur vorübergehend ist und Hygiene- sowie Schutzmaßnahmen getroffen werden. Die Schleusenkonzepte sehen in der Regel auch separate Toiletten für betriebsexternes Transportpersonal vor. Auch diese Lösung wird durch das neue Gesetz aufs Spiel gesetzt. Gleichermaßen müssen die Testkapazitäten an den Grenzen ausgebaut werden.“
Im öffentlichen Verkehr dürfen ab Mittwoch aufgrund des Bundesgesetzes nur noch Geimpfte, Genesene und negativ auf Corona Getestete befördert werden. Eck dazu: „Die 3G-Pflicht für Passagiere in Bussen und Bahnen tritt in Kraft, ohne dass sich der Bund zu einer aktiven Begleitung der Maßnahmen bekannt hat. Die Verkehrsunternehmen werden mit den neuen Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes alleine gelassen. Es fehlen die Ressourcen für die nun notwendigen Kontrollen, soweit sie in einem offenen System überhaupt möglich sind. Hier muss der Bund nachsteuern, beispielsweise durch Übernahme der Kontrollaufgaben im ÖPNV durch die Bundespolizei. An dieser Stelle wird auch deutlich, dass im Zuge der laufenden vierten Welle eine Ausweitung des Rettungsschirms nach 2022 hinein notwendig wird.“
„Es ist jetzt Aufgabe der geschäftsführenden Bundesregierung, insbesondere von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gemeinsam, schnell und pragmatisch zu handeln. Die Zeit drängt, die neuen Regeln gelten ab dem 24. November 2021. Wenn keine Ausnahmeregeln kommen, drohen diesmal keine Staus an den Grenzen, sondern an den Toren der Logistikzentren. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln geht es um eine Einbeziehung der Bundespolizei in Kontrollkonzepte, auch das muss schnellstmöglich entschieden werden.“
Lieferschwierigkeiten nachhaltig lösen - Supply Chain neu organisieren
- Erhöhung der Sicherheitsbestände – Pufferlager
- Regionale dezentrale Lager/Logistikzentren
- Regionale Logistik-Verteiler (Microhubs)
- Einsatz von Hochregallager oder automatisierte Paletten-Hochregallager (HRL)
- Lieferanten in verschiedene Regionen, Vermeidung Single-Sourcing
- Aufbau/Ausbau Supply-Chain-Management mit Kompetenzen
- Ausbau der Supply Chain Visibility – Die Sichtbarkeit der Lieferkette (Supply Chain Visibility, SCV) ist die Möglichkeit, die Lieferung auf ihrem Weg vom Lieferanten über den Hersteller bis zum Verbraucher zu verfolgen
Ein weiterer wichtiger Punkt für den Supply Chain ist die Erhöhung der Flexibilität:
- Herstellung von Versorgungssicherheit
- Durchgängige Planungsprozesse
- Flexibles Fertigungs- und Montagenetz
- Management von Produktneueinführungen
- Kundenorientierung durch Supply-Chain-Segmentierung
- Vereinheitlichte Supply-Chain-Strukturen
- Schlanke Prozesse
- Personal- und Talentmanagement
Flexibilität in der Lieferkette:
- Lieferantenrisiko besser managen
- Ganzheitlich planen
- Aufbau flexibilisieren
- Produktstrategien schneller anpassen
Passend dazu:
Xpert.Digital – Konrad Wolfenstein
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