Russland & Ukraine: Eine globale Katastrophe für die Logistik und Supply Chain – Die Fortsetzung von Krieg und Frieden
Veröffentlicht am: 24. Februar 2022 / Update vom: 24. Februar 2022 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Für alle die es nicht kennen: Krieg und Frieden ist ein im realistischen Stil geschriebener historischer Roman des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi. Es gilt als eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Es ist eine Mischung aus historischem Roman und militär-politischen Darstellungen.
Auch ein Wirtschaftskrieg ist ein Krieg für den Supply Chain
Wie bereits unzählige Male schon beschrieben, hat die Globalisierung die Lieferketten-Struktur stark strapaziert und sie für außerhalb ihres Einflussbereiches stehende wie unerwartete Krisen empfindlich gemacht. Ebenso aber auch in der verhältnismäßig kurzen Zeit strategisch nicht sensibilisiert.
Das heißt, dass auch in Zukunft, sollte die Corona-Pandemie abflachen, keine Entspannung entlang der Lieferkette in Logistik wie Intralogistik in Sicht ist.
Während in den Medien immer wieder ein russischer Nationalismus ins Feld geführt wird, das den vermeintlich einseitigen Streit zwischen Russland und der Ukraine zu erklären versucht, hilft ein Blick hinter die Kulissen für die weitere Vorgehensweise und Planung neuer Logistik-Strategien in Bezug auf den Supply Chain.
Letztendlich sind es immer Wirtschaftsinteressen und Sicherung bestehender wie neuer Märkte. Hier in diesem Fall nicht nur um das Land Ukraine allein, sondern auch die Nivellierung potenzieller Wettbewerber, die Einfluss auf nationale Einnahmen wie Arbeitsplätze haben.
So ist Gazprom, das Top 1 Unternehmen in Russland, im internationalen Branchenvergleich nur auf Platz 7. Davor sind US Unternehmen wie ExxonMobil und Chevron. Auch Großbritannien und Frankreich sind vertreten. Und eben auch China auf Platz 5 mit PetroChina. Eine mögliche Erklärung, warum China in der Frage Ukraine sich nicht wie erwartet klar hinter Russland stellt?
Der Versuch Deutschlands, sich hier aus einer energiepolitischen Abhängigkeit durch Erneuerbare Energien zu befreien, rückt mit dieser Eskalation wieder in weite Ferne, wenn die deutsche Politik ihren Weg nicht konsequent weitergeht.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt – ist jetzt auch die Frage, warum Deutschland in einen Gasnotstand treten sollte, wenn Gazprom nach Marktkapitalisierung im weltweiten Vergleich gerade mal bei knapp 8 % liegt? Gasnotstand würde eintreten, wenn uns USA, Frankreich und UK, alle auch Mitglieder der NATO nicht beliefern würden und kein Geschäft mit uns machen wollten.
Der Energiemarkt gilt als die wichtigste Branche überhaupt. Wer hier nicht die Nase vorne hat, der verliert Einfluss und Einflussnahme auf die davon abhängigen Märkte. Es geht hierbei nicht um gut oder böse der politischen Akteure allein, sondern um Marktdominanz und unseren damit einhergehenden Wohlstand. Nüchtern betrachtet sind wir alle Profiteure und Spielball eines Systems, das sich verselbstständigt hat.
Ob der Krieg nun von Russland nationalistisch provoziert oder wirtschaftliche Interessen anderer Länder dahinter liegen, die aus diesem angeblich einseitigen Streit zwischen Russland und Ukraine bewusst oder unbewusst ziehen wollen, die Herausforderungen für Logistik wie Intralogistik während und nach der Corona-Pandemie in Bezug auf Globalisierung werden nicht weniger. Sie werden aufwendiger und komplizierter und stellen die meisten Strategien in Bezug auf den Supply Chain über den Haufen.
Passend dazu:
Führende Öl- und Gasproduzenten nach Marktkapitalisierung Oktober 2021
Exxon Mobil hat die höchste Marktkapitalisierung aller Öl- und Gasproduzenten weltweit. Am 4. Oktober 2021 hatte das in den Vereinigten Staaten ansässige Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 257,95 Milliarden US-Dollar. Von den zehn größten Unternehmen wurden fünf als Big Oil-Unternehmen eingestuft. Das indische Konglomerat Reliance Industries, das den größten Ölraffineriekomplex der Welt betreibt und auch im Einzelhandel und in der Telekommunikation tätig ist, lag mit einer Marktkapitalisierung von über 226 Milliarden US-Dollar an zweiter Stelle.
KPIs der führenden Öl- und Gasunternehmen
Während sich die Zahl der Unternehmen, die in ihrer Branche zu den größten zählen, kaum verändert hat, variiert ihre Platzierung je nach der verwendeten Kennzahl. Obwohl ExxonMobil in Bezug auf die Marktkapitalisierung häufig an erster Stelle steht, wurde die chinesische Sinopec als weltweit führendes Öl- und Gasunternehmen auf der Grundlage der Einnahmen im Geschäftsjahr 2020/2021 ermittelt, während ExxonMobil an dritter Stelle steht. Gleichzeitig sind staatliche Unternehmen wie Gazprom und PetroChina die weltweit führenden Öl- und Gasunternehmen gemessen an der Beschäftigung. Im Jahr 2021 beschäftigten sie jeweils mehr als 430.000 Menschen.
Wertvollste Anbieter von Ölausrüstung und -dienstleistungen
Das in Kanada ansässige Unternehmen Enbridge ist gemessen an der Marktkapitalisierung der größte Öl- und Gasausrüster und -dienstleister der Welt, dessen ausstehende Aktien am 4. Oktober 2021 einen Wert von 80,97 Milliarden US-Dollar hatten. Ölfelddienstleister sind in der Regel nicht an der Ölförderung beteiligt, sondern erbringen stattdessen Dienstleistungen für Unternehmen, die in der Exploration und Produktion tätig sind, wie z. B. das Ausleihen von Bohrinseln oder den Transport von Öl und Gas zu Raffinerien und Verbrauchermärkten.
Weltweit führende Öl- und Gasunternehmen auf Basis der Marktkapitalisierung im Oktober 2021
- ExxonMobil, USA – 257,95 Mrd. US-Dollar
- Reliance Industries, Indien – 226,5 Mrd. US-Dollar
- Chevron, Vereinigte Staaten – 201,77 Milliarden US-Dollar
- Royal Dutch Shell, Großbritannien – 173,36 Mrd. US-Dollar
- PetroChina, China – 161,02 Milliarden U.S. Dollar
- TotalEnergies, Frankreich – 126,24 Milliarden U.S. Dollar
- Gazprom, Russland – 117,56 Milliarden U.S. Dollar
- ConocoPhillips, U.S. – 93,87 Milliarden U.S. Dollar
- BP, Großbritannien – 91,19 Mrd. US-Dollar
- Rosneft, Russland – 89,95 Milliarden U.S. Dollar
Aktionärsstruktur des Gaskonzerns Gazprom
Die Statistik stellt die Aktionärsstruktur des Gaskonzerns Gazprom im Jahr 2020 dar. Im genannten Jahr besaß die Bank of New York Mellon rund 17 Prozent der Aktien des weltweit größten Erdgasförderunternehmens Gazprom. Gazprom wurde im Jahr 1992 zur Aktiengesellschaft und war vorher ein russischer Staatskonzern. Im Jahr 2020 beliefen sich die aggregierten Anteile des russischen Staates an Gazprom auf knapp über 50 Prozent.
¹ Zum 31.12.2020 hielt der russische Staat 100 % der Aktien der Rosneftgaz.
² Zum 31.12.2020 hielt OAO Rosneftgaz insgesamt 74,55 % der Aktien von OAO Rosgazifikatsiya.
³ American Depositary Receipt (ADR), von den US-amerikanischen Depotbanken ausgegebene Aktienzertifikate bzw. Hinterlegungsscheine. Zum 31.12.2020 handelte die Bank of New York Mellon mit ADR auf Gazprom-Anteile in angegebener Höhe.
Aktionärsstruktur des russischen Gaskonzerns Gazprom im Jahr 2020
- Russischer Staat – 38,37 %
- OAO Rosneftegaz¹ – 10,97 %
- OAO Rosgazifikatsiya² – 0,89 %
- ADR Zertifikate³ – 16,71 %
- Sonstige Aktionäre – 33,06 %
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der NATO im Vergleich zu Russland
Ein weiterer Erklärungsversuch für den wirtschaftlichen Hintergrund, warum Russland jeglichen Einfluss der NATO auf die Ukraine verhindern will, solange es noch Zeit ist: Die NATO Osterweiterung hat auch einen wirtschaftlichen und nicht nur rein sicherheitspolitischen Aspekt.
Das Bruttoinlandsprodukt zeigt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Es errechnet sich aus allen Waren und Dienstleistungen, die über einen bestimmten Zeitraum innerhalb der Landesgrenzen erbracht wurden. Im Vergleich dazu ist die einst politische Großmacht Russland ein Zwerg, im Energiesektor aber kann es sich noch strategisch positionieren und Einfluss erhalten. Zeigt der Krieg nun, dass Russland zum letzten Mittel greift und mit seinem Latein am Ende ist?
Die Mitgliedsländer der NATO erwirtschafteten im Jahr 2020 zusammen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von geschätzt rund 37,17 Billionen US-Dollar. Damit entfallen rund 45 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts auf die Nato-Staaten. Die Mitgliedsstaaten der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) verfügen mit einem BIP von rund 17,93 Billionen US-Dollar über eine wesentlich geringere Wirtschaftskraft.
Was ist die NATO – North Atlantic Treaty Organization?
Die NATO ist ein militärisches Bündnis, dem aktuell 30 europäische und nordamerikanische Staaten angehören. Hauptaufgaben der NATO liegen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung sowie der Abrüstung und Rüstungskontrolle. Im Jahr 2014 hat sich die NATO das Ziel gesetzt, dass jedes Mitgliedsland bis zum Jahr 2025 mindestens zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investiert. Bislang erreichen lediglich die USA, Griechenland, Estland, Lettland und das Vereinigte Königreich dieses Ziel. Siehe auch die Statistik zum Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt in den NATO-Staaten .
Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) wurde 2002 mit dem Ziel gegründet, das Vertrauen und die Zusammenarbeit der acht Mitgliedsstaaten in verschiedenen Bereichen wie der Handels- und Sicherheitspolitik zu stärken. Die SOZ umfasst circa 40% der Weltbevölkerung und wird von manchen Beobachtern als internationales Gegengewicht zur NATO verstanden. Folgende Staaten sind Mitglieder der Organisation:
- China
- Kasachstan
- Kirgisistan
- Russland
- Tadschikistan
- Usbekistan
- Indien (seit 2017)
- Pakistan (seit 2017)
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der NATO und Russland im Vergleich im Jahr 2020
- NATO Gesamt – 37.165 Milliarden US-Dollar
- NATO Europa und Kanada – 17.931 Milliarden US-Dollar
- SOZ Gesamt – 17.970,35 Milliarden US-Dollar
- China – 14.860,78 Milliarden US-Dollar
- Indien – 2.592,58 Milliarden US-Dollar
- Russland – 1.464,08 Milliarden US-Dollar
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