Veröffentlicht am: 21. März 2025 / Update vom: 21. März 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

XXL-Solarparks: Der Boom der großflächigen PV-Freilandanlagen in Deutschland: Entwicklungen, Trends und Perspektiven – Bild: Xpert.Digital
Zukunft der Freiflächen-PV: Ausbauziele bis 2040
Wie Deutschlands Photovoltaik boomt: Fakten und Prognosen
Die Solarenergie in Deutschland erfährt aktuell einen beispiellosen Ausbau, insbesondere im Bereich der Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Die wachsende Größe und Anzahl von Solarparks ist ein deutliches Zeichen für die Transformation der Energieversorgung. Bis Ende 2024 waren etwa 99 GW Photovoltaik in Deutschland installiert, wobei rund ein Drittel davon auf Freiflächenanlagen entfällt. Die Gesamtleistung aller in Deutschland installierten Solarstromanlagen hat zum Jahreswechsel 2024/2025 erstmals die Marke von 100 GW überschritten. Im Laufe des Jahres 2024 wurden etwa eine Million neue Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 16-17 GW in Betrieb genommen, was einem Zuwachs von etwa 10% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ab 2025 sollen jährlich 9,9 GW neue Freiflächenanlagen zugebaut werden, um das EEG-Ziel von 200 GW Freiflächen-PV bis 2040 zu erreichen.
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Der Trend zu XXL-Solarparks
Aktuelle Großprojekte in Deutschland
In den letzten Jahren wurden in Deutschland mehrere beeindruckende Großprojekte realisiert. Der Solarpark Weesow-Willmersdorf in Brandenburg gilt mit einer Leistung von 187 MW und einer Fläche von 164 Hektar lange als Deutschlands größtes Solarkraftwerk. Mit mehr als 465.000 Solarmodulen kann die Anlage bis zu 50.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen und spart jährlich 129.000 Tonnen CO₂ ein. Bemerkenswert ist, dass der Solarpark ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) realisiert wurde, was die wirtschaftliche Tragfähigkeit moderner Solarparks unterstreicht.
Im Rahmen der Energiewende entstehen laufend neue Rekordprojekte. Rund 30 Kilometer südlich von Leipzig wurde der Spatenstich für das bislang größte Photovoltaik-Kraftwerk Deutschlands gesetzt. Auf rund 500 Hektar zusammenhängender Flächen im ehemaligen Braunkohletagebau “Witznitz II” sowie 150 Hektar weiteren Ausgleichsflächen entsteht ein Solarpark mit einer Gesamtleistung von 650 Megawatt. Die Installation von 1,1 Millionen Solarmodulen soll das Projekt zum größten Photovoltaik-Kraftwerk nicht nur Deutschlands, sondern möglicherweise ganz Europas machen.
Regionale Entwicklungen
In Niedersachsen wurde kürzlich der Hybride Energiepark Sande eröffnet, der als größte Photovoltaik-Freiflächenanlage des Bundeslandes gilt. Mit einer Leistung von rund 83 Megawatt in der ersten Ausbaustufe und auf einer Fläche von etwa 95 Hektar produziert die Anlage durchschnittlich rund 80.000 Megawattstunden Strom pro Jahr und versorgt so rechnerisch mehr als 26.600 Haushalte mit CO₂-freier Energie. Die Integration in einen bestehenden Windpark macht die Anlage zu einem hybriden Energiesystem, das die Vorteile beider erneuerbaren Energiequellen kombiniert.
Weitere bedeutende Projekte umfassen den Solarpark Görlsdorf in der Gemeinde Vierlinden mit einer Leistung von 87,6 MW, der auf einer Fläche von rund 91 Hektar entsteht und etwa 35.000 Haushalte versorgen wird. Bei Göttingen ging ein neuer Solarpark auf dem Gelände einer früheren Mülldeponie ans Netz, der auf einer Fläche von 40 Fußballfeldern jährlich 31,5 Millionen Kilowattstunden Strom produziert und damit etwa 9.000 Haushalte versorgen kann.
Agri-PV: Die innovative Doppelnutzung von Flächen
Konzept und Umsetzung
Agri-PV-Anlagen stellen eine besonders innovative Entwicklung dar, da sie die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen mit der Erzeugung von Solarenergie kombinieren. In Tützpatz, nahe der Mecklenburgischen Seenplatte, entsteht auf einer Fläche von 93 Hektar (entspricht 130 Fußballfeldern) eine der größten Agri-PV-Anlagen Europas mit einer Leistung von rund 80 Megawatt. Das Projekt ist in drei Abschnitte unterteilt: Ein Abschnitt wird für Geflügelhaltung mit mobilen Hühnerställen genutzt, während auf den anderen Abschnitten Nutzpflanzen angebaut werden.
Eine Besonderheit dieser Anlage ist die Installation der Module auf Trackern, die während der Ernte und des Anbaus in eine fast senkrechte Position gebracht werden können und somit Platz für landwirtschaftliche Maschinen schaffen. Dieses System ermöglicht eine effiziente Doppelnutzung der Fläche und trägt dazu bei, potenzielle Nutzungskonflikte zwischen Energieerzeugung und Landwirtschaft zu minimieren.
In Butzhausen entsteht ebenfalls ein großer Agri-Solarpark, den Landwirt Henning Kruse über einen Bankkredit in Höhe von zehn Millionen Euro komplett selbst finanziert hat. Solche Projekte zeigen, dass auch einzelne Landwirte zu wichtigen Akteuren der Energiewende werden können.
Potenziale und Herausforderungen
Laut Studien des Öko-Instituts könnten allein auf Seitenrandstreifen, über Parkplätzen sowie auf Industrie- und Gewerbeflächen 287 Gigawatt Solarenergie installiert werden, was deutlich mehr ist als die Zielgröße des EEG von 200 Gigawatt Freiflächen-PV-Anlagen bis 2040. Landwirtschaftliche Flächen mit geringerem Ertrag müssten dann nur in sehr geringem Umfang in Anspruch genommen werden.
Darüber hinaus stünden knapp 5.000 GW zur Verfügung, wenn technische Potenziale ausgeschöpft würden, die Synergien mit Moorflächen, Gewässern oder weiteren landwirtschaftlich hochwertigen Flächen herstellen. Agri-PV-Anlagen können insbesondere über Dauerkulturen wie Trauben oder Obstbäume gleichzeitig zuverlässigen Schutz vor Hagelschäden und Sonnenbrand bieten, wodurch teure und wartungsintensive Schutzvorrichtungen überflüssig werden.
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Technologische Innovationen in modernen Solarparks
Integrationstechnologien
Moderne Solarparks werden zunehmend mit ergänzenden Technologien ausgestattet, die ihre Effizienz und Netzintegration verbessern. So wird der Solarpark Görlsdorf mit einem Batteriespeicher von insgesamt rund 13,4 Megawattstunden ausgestattet, um die Einspeisung flexibler gestalten zu können. Auch der Agri-PV-Park in Tützpatz integriert einen Batteriespeicher, der dazu beiträgt, den erzeugten Solarstrom flexibler und bedarfsgerecht ins Stromnetz einzuspeisen, sodass der Solarstrom beispielsweise auch nachts genutzt werden kann.
Diese Integration von Speichertechnologien ist ein wesentlicher Schritt zur Lösung eines Hauptproblems erneuerbarer Energien: der fluktuierenden Einspeisung. Durch die Kombination von Photovoltaik mit Energiespeichern kann die Versorgungssicherheit erhöht und die Netzbelastung reduziert werden.
Ökologische Gestaltung
Bei vielen neuen Solarparkprojekten steht neben der Energieerzeugung auch die ökologische Gestaltung im Vordergrund. Ein Beispiel ist der geplante Bürgersolarpark in Dedendorf (Niedersachsen), der als “Biodiversitäts-Solarpark” konzipiert ist. Hier werden die Abstände zwischen den Modulreihen großzügig geplant, damit mehr Licht auf den Boden dringen kann und sich Pflanzen besser ansiedeln können. Die Fläche wird mit einer heimischen Saatenmischung begrünt und von Schafen beweidet.
Auch im Solarpark Görlsdorf wird über eine Vielzahl von Umweltmaßnahmen der Bau kompensiert und der Erhalt der vorhandenen Lebensräume für die heimischen Tierarten sichergestellt. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, die Biodiversität auf den Flächen zu fördern und die lokale Ökologie zu verbessern.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte
Finanzierungsmodelle und Bürgerbeteiligung
Die Finanzierung von Solarparks hat sich in den letzten Jahren diversifiziert. Während einige Großprojekte von Energieversorgern wie EnBW oder Vattenfall realisiert werden, setzen andere auf innovative Beteiligungsmodelle. Der in Dedendorf geplante Solarpark wird gemeinsam von einem Ökoenergieversorger und einer Bürgerenergiegenossenschaft entwickelt, wobei sich die ansässigen Bürger:innen beteiligen können. Dieser Ansatz fördert die lokale Akzeptanz und ermöglicht eine demokratische Teilhabe an der Energiewende.
Ein weiteres Finanzierungsmodell sind langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs), wie sie beispielsweise für den Hybriden Energiepark Sande mit der Salzgitter Flachstahl GmbH abgeschlossen wurden. Solche Verträge bieten sowohl dem Anlagenbetreiber als auch dem Stromabnehmer Planungssicherheit und machen die Projekte unabhängig von staatlichen Förderungen.
Regionale Wertschöpfung und Gemeindefinanzen
Solarparks können einen erheblichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten. Im Fall des Solarparks Görlsdorf wird betont, dass die Photovoltaik-Anlage über Jahrzehnte neben Strom auch wertvolle Einnahmen für die Gemeinde generieren wird. Vierlindens Bürgermeister Constantin Schütze erklärt: “Der Solarpark mit seinen Batteriespeichern trägt nicht nur zur Sicherung unserer Energieversorgung bei. Er stärkt die Finanzkraft unserer Gemeinde und schafft für uns über Jahrzehnte wertvolle Handlungsspielräume.”
Diese finanziellen Vorteile für Kommunen sind ein wichtiger Faktor für die lokale Akzeptanz von Solarparks und können dazu beitragen, strukturschwache ländliche Regionen zu stärken.
Solarparks der nächsten Generation: Potenzial und Integration
Flächenpotenziale und Expansionsmöglichkeiten
In Deutschland stehen deutlich mehr Flächen für den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen zur Verfügung als nach aktuellen Abschätzungen für ein vollständig erneuerbares Stromsystem benötigt werden. Dies eröffnet große Potenziale für den weiteren Ausbau der Solarenergie. Besonders vielversprechend ist die Nutzung von bereits versiegelten oder vorbelasteten Flächen, wie im Fall des Solarparks bei Göttingen, der auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet wurde.
Auch die Revitalisierung ehemaliger Tagebauflächen, wie beim Projekt “Witznitz”, bietet großes Potenzial. Hier führt die Errichtung des Photovoltaik-Kraftwerks zu einer Revitalisierung der bislang wenig genutzten Fläche und schafft zusätzlich neue Rad- und Reitwege zur touristischen Nutzung der Region.
Integration in das Energiesystem
Die zunehmende Größe der Solarparks und ihre technologische Weiterentwicklung, insbesondere durch die Integration von Batteriespeichern, verbessern die Möglichkeiten zur Netzintegration. Einige Projekte, wie der Hybride Energiepark Sande, planen bereits die Produktion von grünem Wasserstoff mithilfe des erzeugten Solarstroms. Auch beim Projekt “Witznitz” ist aufgrund der bestehenden Netzinfrastruktur die Koppelung von Erneuerbaren-Anlagen mit Elektrolyseuren für die Herstellung von grünem Wasserstoff angedacht.
Diese Sektorenkopplung – die Verbindung von Stromproduktion mit anderen Energiesektoren wie Wärme, Verkehr oder Industrie – wird zukünftig eine noch wichtigere Rolle spielen, um die Effizienz und Flexibilität des Energiesystems zu erhöhen.
Solarparks der Zukunft: Synergien zwischen Energie, Landwirtschaft und Naturschutz
Der starke Ausbau von Solarparks in Deutschland zeigt die zunehmende Bedeutung der Photovoltaik für die Energiewende. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung von immer größeren Projekten, die neue Maßstäbe setzen und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel sind. Die innovativen Konzepte wie Agri-PV und Biodiversitäts-Solarparks adressieren potenzielle Konflikte bei der Flächennutzung und schaffen neue Synergien zwischen Energieerzeugung, Landwirtschaft und Naturschutz.
Die zunehmende Integration von Batteriespeichern und die Erschließung neuer Finanzierungsmodelle zeigen, dass sich der Solarsektor technologisch und wirtschaftlich weiterentwickelt. Mit dem geplanten jährlichen Zubau von 9,9 GW Freiflächenanlagen ab 2025 wird die Bedeutung der Solarenergie für das deutsche Energiesystem weiter wachsen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Ausbauziele wird entscheidend davon abhängen, ob es gelingt, potenzielle Flächennutzungskonflikte zu lösen und die lokale Akzeptanz durch Beteiligungsmodelle und regionalwirtschaftliche Vorteile zu sichern.
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