Sprachauswahl 📢


Würth im Krisenmodus: Analyse des 40 Prozent Gewinneinbruchs 2024/2025

Veröffentlicht am: 12. Mai 2025 / Update vom: 12. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Würth im Krisenmodus: Analyse des 4 -Prozent Gewinneinbruchs 2024/2025

Würth im Krisenmodus: Analyse des 4 -Prozent Gewinneinbruchs 2024/2025 – Kreativbild: Xpert.Digital

Zukunftsfragen bei Würth: Krisenjahr 2024 als Wendepunkt?

Kurseinbruch bei Würth: Prognosen und Erholungschancen für 2025

Der Handelskonzern Würth, weltbekannt als Spezialist für Befestigungs- und Montagetechnik, durchlebt derzeit eine der schwierigsten wirtschaftlichen Phasen seiner Unternehmensgeschichte. Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete der Konzern aus Künzelsau einen dramatischen Gewinneinbruch von über 40 Prozent, während gleichzeitig der Umsatz leicht zurückging. Diese Entwicklung steht in starkem Kontrast zu den vorherigen erfolgreichen Geschäftsjahren und wirft Fragen zur zukünftigen Positionierung des Unternehmens auf. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich das Management verhalten optimistisch für 2025, gestützt auf ein solides finanzielles Fundament und erste Anzeichen einer Erholung im laufenden Jahr.

Passend dazu:

Das Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs

Drastischer Gewinnrückgang bei stabilen Umsätzen

Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 offenbaren eine dramatische Situation für den Schraubenriesen Würth. Der Nettogewinn brach um über 40 Prozent ein und sank von 1,14 Milliarden Euro auf nur noch 673 Millionen Euro. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu früheren Erfolgsmeldungen des Unternehmens, das jahrzehntelang zweistelliges Wachstum als Standard betrachtete. Das Betriebsergebnis vor Steuern fiel ebenfalls drastisch um mehr als ein Drittel auf 940 Millionen Euro, nach 1,455 Milliarden Euro im Vorjahr.

Bemerkenswert ist, dass der Umsatz mit einem Minus von lediglich 0,9 Prozent auf 20,21 Milliarden Euro vergleichsweise stabil blieb. Dies deutet darauf hin, dass die Hauptprobleme des Unternehmens weniger in der Nachfrage als vielmehr in der Kostensituation und Effizienz liegen. Besonders auffällig ist der massive Rückgang der Rendite: Statt 7,1 Prozent im Vorjahr blieben 2024 nur noch 4,6 Prozent übrig. Diese Entwicklung stellt für ein Unternehmen, das auf Wachstum und hohe Margen ausgerichtet war, einen fundamentalen Einschnitt dar.

Regionale Unterschiede in der Geschäftsentwicklung

Die wirtschaftliche Situation zeigt deutliche regionale Unterschiede. Besonders stark betroffen war das Deutschlandgeschäft mit einem Rückgang von 3,9 Prozent auf knapp 8 Milliarden Euro. Deutschland bleibt mit einem Umsatzanteil von 39 Prozent zwar der wichtigste Einzelmarkt für Würth, trägt aber maßgeblich zur negativen Gesamtentwicklung bei. Im Ausland hingegen verzeichnete der Konzern ein leichtes Wachstum von 1,2 Prozent.

Hervorzuheben ist die positive Entwicklung in Südeuropa, dem zweitwichtigsten Markt des Konzerns, mit einem Wachstum von 3,8 Prozent auf über 3,1 Milliarden Euro. Dieses Wachstum wurde allerdings stark durch die Akquisition des italienischen Elektrogroßhändlers IDG 01 S.p.A. beeinflusst und spiegelt nicht unbedingt organisches Wachstum wider.

Ursachen der wirtschaftlichen Krise

Externe Belastungsfaktoren

Der Gewinneinbruch bei Würth lässt sich auf mehrere externe Faktoren zurückführen. Robert Friedmann, Sprecher der Konzernleitung, nennt eine Kombination aus schwacher Baukonjunktur, Rückgängen in der Industrie und geopolitischen Spannungen als Hauptursachen. Die anhaltend schwache Konjunktur in der verarbeitenden Industrie hat die Umsatzentwicklung stark negativ beeinflusst.

Besonders belastend wirken sich die drastischen Kostensteigerungen aus. Rohstoffe wie Aceton kosten heute viermal so viel wie Ende 2020, Nickelpreise haben sich verdoppelt, und Erdgas verteuerte sich um 150 Prozent. Diese Preisentwicklungen beeinträchtigen die Margen erheblich und können nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden. Auch die Kosten für Verpackung, Transport und Personal sind deutlich gestiegen.

Die geopolitische Lage verschärft die Situation zusätzlich. Würth-Management spricht von einem “Rechtsruck” im Land, während gleichzeitig Aufrüstung in Europa, Handelskonflikte mit den USA und Zölle auf chinesische Produkte das Geschäft belasten. Besonders hart trifft Würth der US-Markt, der als zweitgrößter Absatzmarkt nach Deutschland stark von Importen aus China abhängig ist.

Interne Faktoren und strategische Investitionen

Neben den externen Faktoren tragen auch interne Entscheidungen zum Gewinnrückgang bei. Würth hat im Geschäftsjahr 2024 erhebliche Investitionen getätigt – 1,2 Milliarden Euro flossen überwiegend in IT-Infrastruktur, Lagerkapazitäten sowie in Produktionsgebäude und technische Anlagen. Diese Investitionen belasten kurzfristig das Betriebsergebnis durch erhöhte Abschreibungen, sollen aber langfristig das Wachstum sichern.

Konzernchef Friedmann betont die antizyklische Investitionsstrategie des Unternehmens: “Wir hielten 2024 an unserer antizyklischen Strategie fest und investierten, wo andere zurückgefahren sind”. Diese Strategie belastet zwar kurzfristig das Ergebnis, könnte aber langfristig zum Vorteil gereichen, wenn die Konjunktur wieder anzieht.

Auswirkungen auf Geschäftsbereiche und Unternehmensteile

Unterschiedliche Entwicklung in den Geschäftsbereichen

Die wirtschaftliche Krise trifft die verschiedenen Geschäftsbereiche von Würth unterschiedlich stark. Im Kerngeschäft entwickelten sich die Handwerksdivisionen der Würth-Linie mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau vergleichsweise zufriedenstellend, wobei vor allem die Divisionen Auto (+3,3 Prozent) und Holz (+2,0 Prozent) Wachstum verzeichneten.

Bei den Allied Companies, den Tochtergesellschaften außerhalb des Kerngeschäfts, trugen insbesondere der Elektrogroßhandel mit einem Plus von 8,1 Prozent sowie die Gesellschaften der Chemie-Branche mit einem Zuwachs von 11,7 Prozent zum Umsatzwachstum bei. Dies zeigt, dass Würths diversifizierte Unternehmensstruktur in Krisenzeiten stabilisierend wirkt, da nicht alle Bereiche gleichermaßen von der Konjunkturschwäche betroffen sind.

Personalsituation und strukturelle Anpassungen

Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat Würth im Jahr 2024 die Mitarbeiterzahl leicht erhöht. Ende 2024 beschäftigte der Konzern rund 88.400 Menschen weltweit, was einem Plus von 1,5 Prozent entspricht. Davon sind etwa 44.900 Mitarbeitende im Vertrieb tätig.

Diese Entwicklung zeigt, dass Würth trotz Gewinneinbruch an seiner langfristigen Personalstrategie festhält. Friedmann bekräftigte, dass man trotz der negativen Entwicklung am Kurs festhalten und weiterhin Mitarbeiter einstellen wolle. Dies deutet auf ein hohes Vertrauen in die langfristige Geschäftsentwicklung hin.

Strategische Anpassungen und Zukunftsausrichtung

Digitalisierung und E-Commerce als Wachstumstreiber

Würth setzt verstärkt auf die Digitalisierung seines Geschäftsmodells. Der Anteil des E-Business am Gesamtumsatz wächst kontinuierlich und macht inzwischen etwa ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus. Das Unternehmen investiert massiv in den Ausbau der IT-Infrastruktur, um die digitale Transformation voranzutreiben.

Im Fokus stehen dabei die Warenverfügbarkeit und Lieferfähigkeit für die über vier Millionen Kunden weltweit. Die Vertriebsaktivitäten werden über alle drei Kanäle hinweg ausgebaut: Außendienst, Niederlassungen und E-Business. Diese Multichannel-Strategie soll die Kundenbindung stärken und neue Märkte erschließen.

Verbesserung des Supply Chain Event Managements

Um die Lieferperformance zu optimieren, hat Würth ein Monitoring-System des Softwareanbieters AEB implementiert. Dieses System hilft den Logistikern auf taktischer und strategischer Ebene, die Lieferperformance zu analysieren und Optimierungspotenzial zu identifizieren. Im Fokus steht dabei nicht mehr die individuelle Bereichsproduktivität, sondern das Lieferversprechen gegenüber den Kunden.

Diese Anpassung zeigt einen Paradigmenwechsel bei Würth: Statt Kundenaufträge produktivitätsorientiert abzuarbeiten, stehen nun Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Transparenz gegenüber dem Kunden im Fokus. Dieser Mentalitätswechsel könnte langfristig zur Stabilisierung des Geschäfts beitragen, da er die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt stellt.

Wirtschaftliche Herausforderungen: Wie Unsicherheiten Würth beeinflussen

Prognosen für das Geschäftsjahr 2025

Trotz der aktuellen Krise blickt Würth verhalten optimistisch in die Zukunft. Für das Geschäftsjahr 2025 peilt der Konzern ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich an. Diese Prognose stützt sich auf erste positive Entwicklungen im laufenden Jahr. “Wir sind im ersten Quartal um knapp vier Prozent gewachsen”, sagte Würth-Chef Robert Friedmann.

Besonders positiv entwickeln sich die Gesellschaften im Bereich Chemie, die im ersten Quartal 2025 an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen konnten. Auch die eiSos-Gruppe, einer der größten europäischen Hersteller von passiven elektronischen und elektromechanischen Bauelementen, verzeichnet aktuell vor allem in Asien und Nordamerika steigende Auftragseingänge. Da die eiSos-Gruppe zu den Frühzyklikern der Würth-Gruppe zählt, könnte dies ein Indikator für eine breitere Erholung sein.

Wachstumsprognosen sinken: Wieviel Unsicherheit verkraftet die Wirtschaft?

Trotz des vorsichtigen Optimismus bleiben erhebliche Herausforderungen bestehen. Die wirtschaftlichen Prognosen für Deutschland wurden jüngst deutlich nach unten korrigiert. Laut dem Ifo Institut dürfte das Bruttoinlandsprodukt kaum mehr als 0,1 Prozent ansteigen. Auch die Weltwirtschaft soll laut Internationalem Währungsfonds mit 2,8 Prozent deutlich langsamer wachsen als noch im Januar 2025 erwartet.

Eine besondere Herausforderung stellen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle dar. Friedmann betont die Schwierigkeit, unter diesen Umständen verlässliche Prognosen abzugeben: “Aufgrund der Trump-Zölle ist es einigermaßen schwierig, eine Prognose abzugeben. Niemand hat gerade einen Überblick, wo welcher Zoll wirkt”. Diese Unsicherheiten könnten die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr beeinträchtigen.

Passend dazu:

Bewertung der Unternehmensposition

Finanzielle Stabilität trotz Krise

Trotz des massiven Gewinneinbruchs betont Würth die grundsätzliche finanzielle Stabilität des Unternehmens. Mit einer Eigenkapitalquote von 48 Prozent und 9 Milliarden Euro Eigenmitteln in der Bilanz steht das Unternehmen auf solidem Fundament. Die Ratingagentur S&P Global bestätigte im Juni 2024 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A/outlook stable.

Der 89-jährige Unternehmenspatriarch Reinhold Würth, der zum 1. Januar 2025 den Vorsitz des Stiftungsaufsichtsrats an seinen Enkel Benjamin Würth übergeben hat, macht sich keine Existenzsorgen um das Familienunternehmen: “Das Unternehmen ist sehr gesund. Wir haben 9 Milliarden Euro Eigenmittel in der Bilanz stehen”. Diese solide Kapitalausstattung ermöglicht es Würth, auch längere Durststrecken zu überstehen.

Langfristige Perspektiven und Herausforderungen

Langfristig sieht sich Würth mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert, die über die aktuelle Konjunkturschwäche hinausgehen. Die Schließung eines Werks für Leiterplattenproduktion in Schopfheim mit 300 Arbeitsplätzen im Oktober 2024 unterstreicht den Druck durch internationale Wettbewerber, insbesondere aus China. Würth selbst sprach dabei von einer Wirtschaftskrise mit “historischen Ausmaßen”, insbesondere in der unter erheblichem Kostendruck stehenden Industrie-Elektronik.

Gleichzeitig bietet die heterogene Struktur des Konzerns über verschiedenste Branchen und Regionen hinweg sowie das etablierte Geschäftsmodell die erforderliche Stabilität, um diese Herausforderungen zu meistern. Robert Friedmann betont: “Unser oberstes Ziel ist, den Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe basierend auf einem gesunden und nachhaltigen Wachstum langfristig zu sichern”. Mit über vier Millionen Kunden weltweit und dem Rückhalt der Familie Würth verfügt das Unternehmen über eine solide Basis für die Zukunft.

Gewinneinbruch, Digitalisierung und globaler Wettbewerb: Würths Kampf um Stabilität

Der drastische Gewinneinbruch bei Würth im Jahr 2024 markiert einen bedeutenden Einschnitt in der Unternehmensgeschichte und spiegelt die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wider. Die Kombination aus schwacher Konjunktur, steigenden Kosten und geopolitischen Spannungen hat das Geschäftsmodell des traditionsreichen Familienunternehmens auf eine harte Probe gestellt. Dennoch zeigt sich Würth widerstandsfähig, was auf die solide finanzielle Basis, die diversifizierte Unternehmensstruktur und die langfristig ausgerichtete Strategie zurückzuführen ist.

Die antizyklischen Investitionen in Digitalisierung und Logistik sowie der Fokus auf Kundenorientierung und Supply Chain Management könnten sich langfristig auszahlen, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Die ersten positiven Signale im Jahr 2025 deuten auf eine allmähliche Erholung hin, wobei externe Faktoren wie Zollkonflikte und geopolitische Unsicherheiten weiterhin Risiken darstellen.

Der Generationenwechsel an der Spitze des Stiftungsaufsichtsrats von Reinhold Würth zu seinem Enkel Benjamin Würth markiert gleichzeitig einen Übergang in eine neue Ära, in der sich das Unternehmen an veränderte wirtschaftliche Realitäten anpassen muss. Die Fähigkeit, diese Transformation erfolgreich zu gestalten, wird maßgeblich für die zukünftige Positionierung des Konzerns im globalen Wettbewerb sein.

Passend dazu:

 

Ihr AI-Transformation, AI-Integration und AI-Plattform Branchenexperte

☑️ Unsere Geschäftssprache ist Englisch oder Deutsch

☑️ NEU: Schriftverkehr in Ihrer Landessprache!

 

Digital Pioneer - Konrad Wolfenstein

Konrad Wolfenstein

Gerne stehe ich Ihnen und mein Team als persönlicher Berater zur Verfügung.

Sie können mit mir Kontakt aufnehmen, indem Sie hier das Kontaktformular ausfüllen oder rufen Sie mich einfach unter +49 89 89 674 804 (München) an. Meine E-Mail Adresse lautet: wolfensteinxpert.digital

Ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.

 

 

☑️ KMU Support in der Strategie, Beratung, Planung und Umsetzung

☑️ Erstellung oder Neuausrichtung der KI-Strategie

☑️ Pioneer Business Development


⭐️ Smart & Intelligent B2B / Industrie 4.0 (u. a. Maschinenbau, Bauindustrie, Logistik, Intralogistik) - Produzierendes Gewerbe  ⭐️ XPaper