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Wie der Mittelstand Krisen mit Flexibilität meistert: International Roundtable on SMEs | Institut für Mittelstandsforschug – IfM Bonn

Wie der Mittelstand Krisen mit Flexibilität meistert: International Roundtable on SMEs | Institut für Mittelstandsforschug – IfM Bonn

Wie der Mittelstand Krisen mit Flexibilität meistert: International Roundtable on SMEs | Institut für Mittelstandsforschug – IfM Bonn – Bild: Xpert.Digital

Auf dem International Roundtable on SMEs diskutierten Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die aktuellen Herausforderungen

Mittelstand profitiert von seiner Flexibilität in geopolitisch unsicheren Zeiten

Die geopolitische Situation und die zunehmend fragileren Handelsbeziehungen fordern aktuell besonders exportorientierte kleine und mittlere Unternehmen heraus. “Zugleich bietet der expandierende Verteidigungsbereich aber auch Chancen für Unternehmen, die bereit sind, ihr Geschäftsmodell entsprechend zu verändern. Aufgrund ihrer flachen Hierarchieebenen können kleine und mittlere Unternehmen dabei deutlich flexibler als Großunternehmen agieren, was sich wiederum auf ihre Innovativität auswirkt”, erklärte Dr. Dr. h.c. Friederike Welter am Mittwoch im Rahmen des International Roundtable on SMEs. Rund 20 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutierten mit internationalen Entrepreneurshipforscherinnen und -forschern über die aktuelle Situation im europäischen Mittelstand.

Wie sich Wirtschaftsbereiche unter extremem geopolitischem Druck technologisch schnell verändern können, zeigt nach Untersuchungen von Professor Pontus Braunerhjelm und Dr. Maryna Brychko (Royal Institute of Technology Karlskrona/Schweden) die ukrainische Drohnenindustrie: “Schon vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine stellten die technische Ausbildung und die kompetenten IT-Fachkräfte eine wesentliche Stärke des Landes dar. Durch den Krieg sind weitere wichtige Faktoren dazu gekommen, die zur schnellen Entwicklung der Drohnenindustrie beigetragen haben: die Mobilisierung der Zivilbevölkerung, beschleunigte Regierungsreformen, gezielte Beschaffungsanreize, erzwungene Kapitalbindung und ausländische Partnerschaften, die den Technologietransfer erleichtert haben”, berichteten die beiden Wissenschaftler. Dadurch sei ein dezentrales Innovationsökosystem entstanden, das eine effiziente Brücke zwischen dem militärischen und dem zivilen Bereich schlägt.

Damit die mittelständische Wirtschaft in Deutschland ebenso schnell wie in der Ukraine agieren kann, bedarf es aus Sicht des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) einer integrierten Außen-, Handels- und Industriepolitik, die sowohl strategisch auf wirtschaftliche Sicherheit und europäische Interessen setzt als auch klare Prioritäten vorgibt. “Wenn wir politischen Pragmatismus, wirtschaftliche Resilienz und Nachhaltigkeitsanforderungen in Einklang bringen, schaffen wir die Grundlage dafür, dass die Unternehmen in Deutschland den technologischen Wandel aktiv gestalten und zugleich ihre internationale Führungsrolle behaupten können. Doch dazu muss die Bundesregierung endlich ins Handeln kommen: Ankündigungen reichen nicht – wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen, die Planungssicherheit schaffen und Investitionen ermöglichen”, führte Cedric von der Hellen, Referent für Außenwirtschaftspolitik beim BDI, aus.

Auf europäischer Ebene hat die SME Connect Defence Working Group bereits eine Wissenssammlung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erarbeitet, um die Beteiligung von KMU an den europäischen Verteidigungslieferketten zu beschleunigen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und strategische Autonomie zu stärken. “Im Mittelpunkt stehen dabei Dual-Use-Anwendungen – automatisierte Lager- und Transportsysteme, robuste Datenebenen in der Lieferkette und fortschrittlicher leichter Schutz. Unserer Ansicht nach bietet sich dadurch eine Überholspur für die Skalierung ziviler Innovationen auf Verteidigungsniveau”, erläuterte Markus Becker, Vorsitzender der SME Connect Defence Working Group.

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Unabhängig von den geforderten wirtschaftspolitischen Gegebenheiten betreiben aber auch die Familienunternehmen selbst aktives Risikomanagement: “Durch ihre Fähigkeit, komplexe, organisationsübergreifende Vermögenswerte in Krisensituation schnell neu zu organisieren, schützen Familienunternehmen nicht nur die unternehmerische Grundlage für die nachfolgenden Generationen, sondern sie sichern dadurch auch ihre Liquidität und können sich zugleich für neue Wachstumswege aufstellen”, berichtete Professor Alfredo De Massis (IMD Business School und Universität Chieti-Pescara/Italien) in seinem Vortrag. Anhand verschiedener Fallbeispiele veranschaulichte er, wie die Unternehmen zugleich ihre Netzwerke mobilisieren, um sich aus Abhängigkeiten zu lösen, absehbare Risiken zu managen und Innovationen zu initiieren. Auf Basis seiner wissenschaftlichen Forschung zeigte er anschließend auf, dass die Politik diese Unternehmensnetzwerke in der aktuellen geopolitischen Situation beispielsweise durch die Förderung sektorübergreifender Allianzen unterstützen kann.

Geopolitische Alternativen sind gefragt

Der industrielle Mittelstand agiert in einem zunehmend schwierigen geopolitischen Umfeld: China hat sich zu einem starken Wettbewerber entwickelt und beschränkt gleichzeitig den Zugang zu wichtigen Ressourcen. In Deutschland wertet die staatliche Institution Germany Trade & Invest (GTAI) statistische Daten zu potenziell relevanten Ländern aus, um die Unternehmen bei der Suche nach alternativen Produktionsstandorten beispielsweise in Ostasien zu unterstützen. In seinem Vortrag stellte GTAI-Bereichsleiter Achim Haug verschiedene Alternativen zu China vor.

Aus strategischer Sicht ist es wichtig zu wissen, wo die Stärken der deutschen Wirtschaft liegen. “Wenn Deutschland den Export bestimmter Güter dominiert, sind andere Länder in gewissem Maße von diesem Land abhängig. Angesichts der US-amerikanischen Zollpolitik und der stetigen Verschärfung der Exportbedingungen für Seltene Erden durch die chinesische Regierung kann dies ein Trumpf sein, um selbst politischen Druck auszuüben”, erklärte Jürgen Matthes, Leiter des Themenclusters Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte im Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Zwar schneide Deutschland bei der Anzahl der Produktgruppen mit Exportdominanz alleine deutlich schlechter ab als die USA und China. Betrachtet man jedoch die EU oder G7 und EU zusammen, dann weisen diese Ländergruppen deutlich mehr export-dominante Güter auf als China.

 

Hub für Sicherheit und Verteidigung - Beratung und Informationen

Hub für Sicherheit und Verteidigung - Bild: Xpert.Digital

Der Hub für Sicherheit und Verteidigung bietet fundierte Beratung und aktuelle Informationen, um Unternehmen und Organisationen effektiv dabei zu unterstützen, ihre Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu stärken. In enger Verbindung zur Working Group Defence der SME Connect fördert er insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Verteidigung weiter ausbauen möchten. Als zentraler Anlaufpunkt schafft der Hub so eine entscheidende Brücke zwischen KMU und europäischer Verteidigungsstrategie.

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Dual-Use-Technologien: Die Überholspur für deutsche KMU

Krisen als Katalysator: Wie der deutsche Mittelstand seine Resilienz neu erfindet

In einer Welt geopolitischer Verwerfungen und brüchiger Handelsbeziehungen steht der exportorientierte deutsche Mittelstand vor enormen Herausforderungen. Doch anstatt in Schockstarre zu verfallen, erweisen sich viele Unternehmen als erstaunlich anpassungsfähig. Ein hochkarätig besetzter “International Roundtable on SMEs” des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn hat gezeigt: Flexibilität, strategische Neuausrichtung und innovative Allianzen sind die Schlüssel, um aus der Krise gestärkt hervorzugehen.

Die Kernkompetenz des Mittelstands: Agilität in unsicheren Zeiten

Der entscheidende Vorteil kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) liegt in ihrer Struktur. “Aufgrund ihrer flachen Hierarchien können KMU deutlich flexibler als Großkonzerne agieren, was sich unmittelbar auf ihre Innovationskraft auswirkt”, betonte Dr. Friederike Welter, Präsidentin des IfM Bonn. Während Konzerne oft langwierige Entscheidungsprozesse durchlaufen, können Mittelständler ihr Geschäftsmodell schnell anpassen – eine Fähigkeit, die in der aktuellen Lage überlebenswichtig ist.

Ein eindrucksvolles Beispiel für solche technologische Dynamik unter Extrembedingungen lieferte die Analyse der ukrainischen Drohnenindustrie von Professor Pontus Braunerhjelm und Dr. Maryna Brychko. Der Krieg zwang das Land zu einer radikalen Beschleunigung von Innovationen. Ein dezentrales Ökosystem aus IT-Fachkräften, zivilem Engagement und gezielten staatlichen Anreizen schuf eine hocheffiziente Brücke zwischen militärischem Bedarf und ziviler Technologieentwicklung.

Der entscheidende Brückenschlag: Markus Beckers Vision für Dual-Use-Technologien

Während das ukrainische Beispiel durch extreme Not getrieben wurde, bedarf es in Deutschland strategischer Ansätze, um ähnliche Innovationssprünge zu ermöglichen. Einen besonders pragmatischen und zukunftsweisenden Lösungsansatz präsentierte hier Markus Becker, Vorsitzender der SME Connect Defence Working Group.

Becker rückte das Konzept der Dual-Use-Anwendungen ins Zentrum der Debatte. Dabei handelt es sich um Technologien, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich einsetzbar sind. Er argumentierte, dass hier eine riesige Chance für den Mittelstand liegt, um zivile Innovationen auf das anspruchsvolle Verteidigungsniveau zu heben und gleichzeitig neue, krisensichere Märkte zu erschließen.

“Wir sehen hier eine Überholspur für die Skalierung ziviler Innovationen”, erklärte Becker. Konkret nannte er drei Schlüsselbereiche:

  • Automatisierte Lager- und Transportsysteme: Technologien, die heute die zivile Logistik revolutionieren, sind für die Effizienz militärischer Lieferketten von entscheidender Bedeutung.
  • Robuste Dateninfrastrukturen: Sichere und widerstandsfähige Datennetze sind das Rückgrat moderner Industrien und zugleich eine Grundvoraussetzung für die vernetzte Verteidigung.
  • Fortschrittlicher Leichtbau-Schutz: Materialien und Schutzsysteme aus der zivilen Luft- und Raumfahrt oder dem Automobilbau können militärische Anwendungen revolutionieren.

Beckers Beitrag macht deutlich, dass die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit keine isolierte Aufgabe ist, sondern eine strategische Chance für den gesamten Wirtschaftsstandort. Indem man zivile und militärische Bedarfe intelligent verknüpft, können KMU ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und gleichzeitig einen Beitrag zur strategischen Autonomie Europas leisten.

Der Ruf nach politischer Flankierung

Doch unternehmerische Agilität allein genügt nicht. Vertreter aus Wirtschaft und Verbänden waren sich einig, dass die Politik jetzt handeln muss. Cedric von der Hellen vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte eine integrierte Außen-, Handels- und Industriepolitik. “Ankündigungen reichen nicht – wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen, die Planungssicherheit schaffen und Investitionen ermöglichen”, so sein Appell an die Bundesregierung.

Auch die besondere Stärke von Familienunternehmen wurde beleuchtet. Professor Alfredo De Massis zeigte auf, wie diese durch ihre langfristige Perspektive und ihr aktives Netzwerkmanagement Risiken abfedern und sich schnell neu aufstellen. Die Politik könne dies unterstützen, indem sie beispielsweise sektorübergreifende Allianzen fördert.

Strategische Weichenstellungen: Diversifizierung und wirtschaftliche Hebelwirkung

Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch China und dessen Kontrolle über wichtige Rohstoffe wird die Suche nach Alternativen zur strategischen Notwendigkeit. Achim Haug von Germany Trade & Invest (GTAI) stellte konkrete Analysen zu alternativen Produktionsstandorten vor, um die Abhängigkeit von einzelnen Märkten zu reduzieren.

Gleichzeitig, so argumentierte Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, dürfe Deutschland seine eigenen Stärken nicht unterschätzen. In vielen Produktgruppen besitzt die deutsche und europäische Wirtschaft eine “Exportdominanz”. Diese wirtschaftliche Stärke kann als politischer Trumpf genutzt werden, um in Verhandlungen mit Partnern wie den USA oder China eigene Interessen durchzusetzen.

Fazit: Der “International Roundtable on SMEs” zeichnete das Bild eines Mittelstands im Wandel. Die aktuellen Krisen sind schmerzhaft, wirken aber auch als Katalysator für Innovationen und strategische Neuausrichtungen. Ansätze wie die von Markus Becker forcierte Dual-Use-Strategie zeigen, wie durch intelligente Vernetzung von zivilen und sicherheitspolitischen Interessen neue Wachstumspfade entstehen können. Damit dieses Potenzial voll ausgeschöpft wird, ist jedoch ein verlässlicher und vorausschauender politischer Rahmen unerlässlich.

 

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