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Vom Discounter zum STACKIT Cloud-AI-Hyperscaler: Wie die Schwarz Gruppe mit einer Milliarden-Wette Amazon & Co. angreifen will

Vom Discounter zum STACKIT Cloud-AI-Hyperscaler: Wie die Schwarz Gruppe mit einer Milliarden-Wette Amazon & Co. angreifen will

Vom Discounter zum STACKIT Cloud-AI-Hyperscaler: Wie die Schwarz Gruppe mit einer Milliarden-Wette Amazon & Co. angreifen will – Bild: Xpert.Digital

Lidl-Mutter investiert 11 Milliarden: Was hinter dem gigantischen Rechenzentrum im Spreewald steckt

Europas Antwort auf US-Clouds? Dieses KI-Zentrum soll für digitale Unabhängigkeit sorgen – Mehr als nur für Lidl & Kaufland: Schwarz Gruppe wird mit STACKIT zum Cloud-Anbieter für alle

Mit einer Investition, die selbst Teslas Gigafactory in den Schatten stellt, wagt die Schwarz Gruppe, Mutterkonzern von Lidl und Kaufland, einen monumentalen Schritt in die digitale Zukunft. Für elf Milliarden Euro entsteht im brandenburgischen Lübbenau ein Rechenzentrum, das zu den größten Europas zählen wird. Dieses Vorhaben ist weit mehr als nur der Ausbau der IT-Infrastruktur eines Einzelhandelsriesen; es ist eine strategische Neuausrichtung mit dem Ziel, sich vom Händler zu einem europäischen Hyperscaler zu wandeln und den US-Giganten wie Amazon Web Services, Microsoft und Google Paroli zu bieten.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Kraftwerks plant der Konzern den Bau einer Anlage, die perspektivisch bis zu 100.000 hochmoderne Grafikprozessoren beherbergen soll – eine Kapazität, die für das Training und den Betrieb von Künstlicher Intelligenz (KI) im großen Stil ausgelegt ist. Während 2,5 Milliarden Euro in den Bau fließen, wird der Löwenanteil von 8,5 Milliarden Euro in die technologische Ausstattung investiert. Damit zielt die Schwarz Gruppe nicht nur darauf ab, die riesigen Datenmengen aus ihrem eigenen Handelsimperium souverän zu verwalten, sondern auch externen Kunden eine sichere, europäische Cloud-Alternative anzubieten. Unter dem Namen STACKIT positioniert sich die Digitalsparte Schwarz Digits als Garant für digitale Souveränität, Datensicherheit nach DSGVO-Standards und Unabhängigkeit von außereuropäischen Gesetzen wie dem US Cloud Act. Die ambitionierte Transformation birgt jedoch enorme Risiken: Kann sich ein europäischer Anbieter gegen die übermächtige Konkurrenz durchsetzen und ist die enorme Investition, die den Jahresumsatz der eigenen Digitalsparte um mehr als das Fünffache übersteigt, wirtschaftlich zu rechtfertigen? Die Elf-Milliarden-Wette im Spreewald wird somit zum Lackmustest für Europas digitale Ambitionen.

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Einzelhandelsriese plant digitale Emanzipation – oder sprengt er sich die Bilanz?

Die Schwarz Gruppe investiert elf Milliarden Euro in ein Rechenzentrum im brandenburgischen Lübbenau. Diese Summe übertrifft selbst die für Teslas Gigafactory in Grünheide veranschlagten sechs Milliarden Euro deutlich und markiert die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Handelskonzerns. Was auf den ersten Blick nach einer gewaltigen IT-Infrastrukturmaßnahme aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als strategische Neuausrichtung von weitreichender Bedeutung. Der Mutterkonzern von Lidl und Kaufland versucht nichts Geringeres, als sich vom reinen Lebensmittelhändler zum europäischen Cloud-Anbieter zu transformieren und damit eine Position einzunehmen, die bislang von amerikanischen Technologiegiganten dominiert wird.

Die Dimensionen des Vorhabens sind beeindruckend. Auf einer Fläche von dreizehn Hektar entsteht bis Ende 2027 ein Rechenzentrum mit einer Anschlussleistung von zunächst zweihundert Megawatt. In den sechs voneinander unabhängigen Modulen können perspektivisch bis zu hunderttausend Grafikprozessoren der neuesten Generation installiert werden. Zum Vergleich: Das Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom gemeinsam mit Nvidia derzeit in München baut, ist mit zehntausend Grafikprozessoren ausgestattet. Die Schwarz Gruppe plant somit ein Rechenzentrum, das um den Faktor zehn größer dimensioniert ist als vergleichbare aktuelle Projekte in Deutschland.

Die Investitionssumme verteilt sich dabei auf zwei wesentliche Bereiche. Zweieinhalb Milliarden Euro fließen in den physischen Bau der Anlage, während der überwiegende Teil von achteinhalb Milliarden Euro in die IT-Infrastruktur investiert wird. Diese Aufteilung verdeutlicht den eigentlichen Kern des Projekts: Es geht weniger um Beton und Stahl als vielmehr um hochspezialisierte Rechentechnik, die für das Training und den Betrieb von Künstlicher Intelligenz erforderlich ist. Die Schwarz Gruppe positioniert sich damit nicht als Betreiber eines gewöhnlichen Rechenzentrums, sondern als Anbieter von KI-Trainingskapazitäten auf Hyperscale-Niveau.

Strategische Neuausrichtung jenseits des Kerngeschäfts

Die strategische Motivation hinter dieser Investition erschließt sich erst vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung der Schwarz Gruppe. Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete der Konzern einen Gesamtumsatz von 175,4 Milliarden Euro bei 595.000 Mitarbeitern weltweit. Die beiden Handelstöchter Lidl und Kaufland betreiben zusammen rund 14.200 Filialen in 32 Ländern. Die Digitalsparte Schwarz Digits, zu der auch die Cloud-Plattform STACKIT gehört, hielt ihren Umsatz bei 1,9 Milliarden Euro stabil. Diese Zahl verdeutlicht eine wesentliche Diskrepanz: Während das Handelsgeschäft annähernd 170 Milliarden Euro Umsatz generiert, trägt die Digitalsparte nur einen Bruchteil bei.

Die Investition von elf Milliarden Euro entspricht damit mehr als dem fünffachen Jahresumsatz der gesamten Digitalsparte. Eine derartige Relation ist selbst im kapitalintensiven Technologiesektor außergewöhnlich und lässt sich nicht mit kurzfristigen Renditeerwartungen rechtfertigen. Die Schwarz Gruppe verfolgt offenkundig eine langfristige Strategie der vertikalen Integration, die weit über das klassische Handelsgeschäft hinausgeht. Diese Strategie orientiert sich am Vorbild von Amazon, das Mitte der Nullerjahre begann, eigene IT-Infrastruktur extern als Service anzubieten. Heute sind die Amazon Web Services weltweit führend im Bereich Cloud-Infrastruktur mit einem globalen Marktanteil von dreißig Prozent, noch vor Microsoft Azure mit zwanzig Prozent und Google Cloud mit dreizehn Prozent.

Die vertikale Integration bietet dem Handelskonzern mehrere strategische Vorteile. Zunächst ermöglicht sie vollständige Kontrolle über die eigenen Daten und Systeme. In einem Geschäftsfeld, in dem täglich Millionen von Transaktionen über Kassen laufen und riesige Datenmengen aus Lieferketten, Bestellprozessen und Kundenbindungsprogrammen entstehen, ist diese Datensouveränität von erheblichem strategischem Wert. Die Schwarz Gruppe verarbeitet nicht nur Warenbewegungen und Zahlungsströme, sondern verfügt auch über detaillierte Informationen zum Kundenverhalten, zu Präferenzen und Kaufmustern. Diese Daten bilden einen wertvollen Rohstoff für die Entwicklung eigener KI-Anwendungen und datengetriebener Geschäftsmodelle.

Darüber hinaus reduziert die eigene Cloud-Infrastruktur die Abhängigkeit von externen Anbietern erheblich. Die drei großen US-Hyperscaler kontrollieren in Europa rund 72 Prozent des Cloud-Marktes. Europäische Unternehmen, die ihre digitale Infrastruktur auf diese Anbieter aufbauen, geraten zwangsläufig in technologische und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Die Preisgestaltung liegt in den Händen der Hyperscaler, die Migration zu alternativen Anbietern ist aufwendig und kostspielig. Die Schwarz Gruppe entzieht sich dieser Abhängigkeit durch den Aufbau eigener Kapazitäten und schafft sich damit langfristige strategische Handlungsfreiheit.

Digitale Souveränität als Geschäftsmodell

Die Schwarz Gruppe positioniert ihr Rechenzentrum jedoch nicht ausschließlich für den Eigenbedarf. Christian Müller und Rolf Schumann, die beiden Vorstände der Digitalsparte Schwarz Digits, betonten beim Spatenstich, dass das Rechenzentrum in erster Linie dem eigenen Bedarf diene, jedoch durchaus auch Kapazitäten für externe Kunden bereitgestellt werden sollen. Diese Formulierung deutet auf ein hybrides Geschäftsmodell hin, bei dem die interne Nutzung Priorität genießt, die Vermarktung externer Cloud-Dienste aber als zusätzliche Erlösquelle erschlossen werden soll.

Für dieses externe Geschäft positioniert sich Schwarz Digits mit seiner Cloud-Plattform STACKIT als Anbieter digitaler Souveränität. Das Konzept zielt auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die ihre Daten ausschließlich in Europa verarbeitet wissen wollen und höchste Anforderungen an Datenschutz und rechtliche Kontrolle stellen. STACKIT betreibt derzeit vier Rechenzentren in Deutschland und Österreich, das fünfte in Lübbenau würde die Kapazitäten deutlich erweitern. Die Schwarz Gruppe betont, dass Daten ausschließlich in Deutschland und Österreich gespeichert werden, dass die Infrastruktur vollständig DSGVO-konform arbeitet und dass keine extraterritorialen Gesetze wie der US Cloud Act Anwendung finden.

Diese Positionierung trifft auf eine wachsende Nachfrage. Insbesondere hochregulierte Branchen wie Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung und kritische Infrastrukturen suchen nach Cloud-Lösungen, die vollständige Datenhoheit garantieren. Der Marktanteil souveräner Cloud-Lösungen am gesamten Public-Cloud-Infrastrukturmarkt in Deutschland wird bis 2030 auf etwa zehn Prozent geschätzt. Bei einem erwarteten Marktvolumen von über zwanzig Milliarden Euro entspricht dies einem Segment von rund zwei Milliarden Euro, das für europäische Anbieter erreichbar erscheint.

Die Schwarz Gruppe ist dabei nicht der einzige Akteur, der auf digitale Souveränität setzt. SAP, Deutsche Telekom, Ionos und Siemens verhandeln über gemeinsame Bewerbungen für EU-geförderte KI-Rechenzentren. Die Bundesregierung hat das Thema digitale Souveränität zu einer politischen Priorität erklärt, und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kündigte im März 2025 eine Kooperation mit Schwarz Digits zur Entwicklung souveräner Cloud-Lösungen für die öffentliche Verwaltung an. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger lobte das Projekt in Lübbenau mit den Worten, Deutschland brauche Rechenpower, um in der ersten Liga bei Künstlicher Intelligenz mitzuspielen, und nur mit leistungsfähigen Rechenzentren könne die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.

Diese politische Unterstützung ist für das Projekt von erheblicher Bedeutung. Anders als bei gescheiterten Großprojekten wie der Intel-Fabrik in Magdeburg, die nach langwierigen Verhandlungen über Subventionen von 9,9 Milliarden Euro im Juli 2025 endgültig abgesagt wurde, fließen für das Rechenzentrum in Lübbenau keine staatlichen Fördermittel. Die Schwarz Gruppe finanziert das Projekt vollständig aus eigenen Mitteln. Dennoch ist die wohlwollende Begleitung durch die Politik von Vorteil, insbesondere bei Genehmigungsverfahren und regulatorischen Fragen. Die Tatsache, dass der Digitalminister persönlich beim Spatenstich anwesend war, signalisiert die strategische Bedeutung, die das Projekt für die digitale Infrastruktur Deutschlands besitzt.

Standortwahl zwischen Pragmatismus und Symbolik

Die Wahl des Standorts Lübbenau im Spreewald folgt pragmatischen Erwägungen. Das Grundstück liegt auf dem Gelände des ehemaligen Braunkohlekraftwerks Lübbenau, das im Sommer 1996 stillgelegt wurde. Die für das Kraftwerk errichtete Infrastruktur zur Stromversorgung ist jedoch weiterhin vorhanden und funktionsfähig. Hochspannungsleitungen und Umspannwerke, die ursprünglich für eine Kraftwerksleistung von mehreren hundert Megawatt ausgelegt waren, ermöglichen es, die für das Rechenzentrum erforderliche Anschlussleistung von zweihundert Megawatt ohne aufwendige Neuerschließung bereitzustellen. An vielen anderen potenziellen Standorten wäre der Ausbau derartiger Netzkapazitäten mit erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden.

Darüber hinaus bietet der Standort gute Voraussetzungen für die Integration in lokale Energiekreisläufe. Die bei der Rechenzentrumsnutzung entstehende Abwärme kann in das Fernwärmenetz des regionalen Energieversorgers eingespeist werden und damit nach Angaben der Schwarz Gruppe bis zu 75.000 Haushalte mit Wärme versorgen. Diese Abwärmenutzung verbessert die Gesamtenergieeffizienz des Projekts erheblich und trägt zur ökologischen Legitimierung bei. Der Konzern betont, dass das Rechenzentrum im Regelbetrieb vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Ob diese Versorgung tatsächlich zu hundert Prozent aus dedizierten Neuanlagen erfolgt oder ob dabei auf den allgemeinen Strommix mit entsprechenden Zertifikaten zurückgegriffen wird, bleibt allerdings offen.

Die geografische Lage bietet weitere Vorteile. Lübbenau liegt im Strukturwandelgebiet der Lausitz, in dem der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen verursacht. Die Ansiedlung eines Großprojekts dieser Dimension wird regional begrüßt, auch wenn die direkte Beschäftigung begrenzt bleiben wird. Rolf Schumann erklärte gegenüber der Presse, dass vor Ort überwiegend Sicherheitspersonal und Gärtner benötigt würden. Die eigentlichen Betriebsabläufe eines modernen Rechenzentrums sind hochautomatisiert und erfordern nur eine begrenzte Zahl hochqualifizierter Fachkräfte. Die regionalökonomischen Effekte ergeben sich weniger aus direkter Beschäftigung als vielmehr aus Bauinvestitionen, Gewerbesteuern und möglichen Ansiedlungseffekten im Umfeld.

Gleichzeitig birgt die zentrale Lage Deutschlands Vorteile für die Latenzzeiten. Die Nähe zum Internetknoten in Frankfurt am Main, einem der weltweit größten Knotenpunkte für Datenverkehr, ermöglicht schnelle Datenübertragungen. Für Cloud-Dienste und insbesondere für KI-Anwendungen, bei denen große Datenmengen übertragen werden müssen, ist die Netzanbindung von kritischer Bedeutung. Die Distanz zum Hauptsitz der Schwarz Gruppe in Neckarsulm von über vierhundert Kilometern gewährleistet zudem geografische Redundanz. Im Fall regionaler Ausfälle oder Katastrophen bleibt die Verfügbarkeit kritischer IT-Systeme durch räumliche Trennung der Rechenzentren gesichert.

Energieökonomische Herausforderungen des KI-Zeitalters

Die Energiedimension des Projekts verdient besondere Aufmerksamkeit. Ein Rechenzentrum mit zweihundert Megawatt Anschlussleistung verbraucht im Volllastbetrieb so viel Strom wie eine mittelgroße Stadt. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstromverbrauch von etwa 3.500 Kilowattstunden pro Jahr entspricht die dauerhafte Volllast von zweihundert Megawatt einem Jahresverbrauch von rund 1,75 Terawattstunden, was dem Strombedarf von etwa einer halben Million Haushalten entspricht. Diese Dimension ist bemerkenswert, zumal das Rechenzentrum in zwei Bauabschnitten modular erweiterbar konzipiert ist und die Anschlussleistung perspektivisch weiter gesteigert werden könnte.

Der hohe Energiebedarf resultiert aus der spezifischen Nutzung für KI-Training und Inferenz. Moderne Hochleistungsgrafikprozessoren wie der Nvidia H100 haben eine thermische Verlustleistung von 700 Watt. Ein Rechenzentrum mit hunderttausend derartigen Prozessoren benötigt allein für die Rechenoperationen eine elektrische Leistung von siebzig Megawatt. Hinzu kommt der Energiebedarf für Kühlung, Netzwerkinfrastruktur und Betriebssysteme, der die Gesamtleistung leicht verdoppeln kann. Die Schwarz Gruppe plant mit einer Anschlussleistung von zweihundert Megawatt, was für die geplanten Kapazitäten realistisch erscheint.

Die Kostenstruktur wird maßgeblich durch die Stromkosten bestimmt. Deutschland weist im europäischen Vergleich die höchsten Stromkosten für Rechenzentren auf. Im Jahr 2019 betrugen die Stromnebenkosten für Rechenzentren-Betreiber in Deutschland 113,11 Euro pro Megawattstunde, während sie in den Niederlanden bei nur 17,08 Euro pro Megawattstunde lagen. Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen in Deutschland rund siebzig Prozent des Strompreises aus, wobei die EEG-Umlage der größte Preistreiber ist. Rechenzentren sind im Gegensatz zu anderen energieintensiven Industrien nicht von der EEG-Umlage befreit.

Bei einem Jahresverbrauch von 1,75 Terawattstunden und einem konservativen Industriestrompreis von 15 Cent pro Kilowattstunde ergeben sich jährliche Stromkosten von rund 262 Millionen Euro. Über eine angenommene Nutzungsdauer von zehn Jahren summieren sich allein die Energiekosten auf 2,6 Milliarden Euro. Diese Größenordnung verdeutlicht, dass die Betriebskosten über die Lebensdauer eines Rechenzentrums die Investitionskosten deutlich übersteigen können. Die Schwarz Gruppe muss daher langfristig wettbewerbsfähige Strompreise sicherstellen, um wirtschaftlich operieren zu können. Die Versorgung mit grünem Strom aus erneuerbaren Quellen könnte hier Kostenvorteile bieten, wenn entsprechende langfristige Lieferverträge mit Erzeugern abgeschlossen werden.

Der globale Trend zum verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz treibt den Energiebedarf von Rechenzentren weltweit in die Höhe. In den USA stieg der Stromverbrauch von Rechenzentren von 176 Terawattstunden im Jahr 2023 auf prognostizierte 325 bis 580 Terawattstunden bis 2028, was sieben bis zwölf Prozent des gesamten Stromverbrauchs der USA entsprechen würde. KI-Anwendungen verursachen etwa zwanzig Prozent des Strombedarfs von Rechenzentren, Tendenz steigend. Eine einzelne Anfrage an ein KI-Modell wie ChatGPT verbraucht etwa zehnmal so viel Energie wie eine herkömmliche Google-Suche. Beim Training großer Sprachmodelle werden zehntausende Grafikprozessoren über Wochen hinweg im Dauerbetrieb genutzt, was zu extremen Energiespitzen führt.

Diese Entwicklung stellt nicht nur die Energieversorgung vor Herausforderungen, sondern wirft auch Fragen der Klimabilanz auf. Die Schwarz Gruppe betont zwar die Nutzung erneuerbarer Energien, doch der schiere Umfang des Energiebedarfs steht im Spannungsverhältnis zu den Klimazielen der Unternehmensgruppe. Im Rahmen der Science Based Targets initiative hat sich die Schwarz Gruppe verpflichtet, bis spätestens 2050 alle Emissionen auf Netto-Null zu reduzieren. Auf dem Weg dahin sollen die betriebsbedingten Emissionen in Scope 1 und 2 bis 2030 um 48 Prozent reduziert werden. Ein Rechenzentrum mit dem Energiebedarf einer halben Million Haushalte erschwert die Erreichung dieser Ziele erheblich, selbst wenn die Stromversorgung formal aus erneuerbaren Quellen erfolgt.

 

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Digitale Souveränität: Schwarz Gruppe setzt auf deutsche Cloud-Power

Marktdynamik zwischen Hyperscaler-Dominanz und europäischen Alternativen

Die strategische Herausforderung für die Schwarz Gruppe besteht darin, sich gegen die etablierten Hyperscaler zu behaupten. Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud kontrollieren weltweit 63 Prozent des Cloud-Infrastrukturmarktes, in Europa liegt ihr Marktanteil sogar bei 72 Prozent. Diese Dominanz beruht auf jahrzehntelangen Vorsprüngen in Technologieentwicklung, globaler Infrastruktur und Marktdurchdringung. Die drei Konzerne investieren jährlich zweistellige Milliardenbeträge in den Ausbau ihrer Rechenzentren und die Entwicklung neuer Dienste. Sie verfügen über riesige Entwickler-Ökosysteme, umfangreiche Service-Portfolios und eine globale Präsenz, die europäische Anbieter nicht kurzfristig replizieren können.

Die Schwarz Gruppe muss sich daher auf spezifische Marktsegmente konzentrieren, in denen sie Wettbewerbsvorteile besitzt. Das Konzept der digitalen Souveränität zielt auf Kunden, die bereit sind, für Datenschutz und rechtliche Kontrolle einen Aufpreis zu zahlen. Für hochregulierte Branchen, kritische Infrastrukturen und öffentliche Verwaltungen kann die Gewissheit, dass Daten ausschließlich in Europa verarbeitet werden und europäischem Recht unterliegen, ein ausschlaggebendes Kriterium sein. Die Schwarz Gruppe argumentiert, dass bei US-Hyperscalern die Gefahr besteht, dass amerikanische Behörden aufgrund des Cloud Act Zugriff auf Daten erhalten, selbst wenn diese physisch in Europa gespeichert sind.

Allerdings ist die Gemengelage komplexer, als die Marketingbotschaften suggerieren. Die europäische Initiative Gaia-X, die ab 2020 eine vernetzte europäische Dateninfrastruktur aufbauen sollte, ist weitgehend gescheitert. Interne Streitigkeiten, unklare Zielsetzungen und die Tatsache, dass US-Hyperscaler als Mitglieder aufgenommen wurden, führten dazu, dass Gaia-X keine nennenswerten Marktveränderungen bewirkte. Europas kollektiver Marktanteil im Cloud-Bereich ist weiter gefallen. Die politische Ambition, europäische Alternativen zu schaffen, konnte bislang nicht in wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle überführt werden.

Die Schwarz Gruppe unterscheidet sich von Gaia-X durch ihren pragmatischen Ansatz. Anstatt auf Konsortien und staatliche Förderung zu setzen, investiert der Konzern aus eigener Kraft und nutzt die Skalierungseffekte seines Handelsgeschäfts. Die IT-Infrastruktur, die Lidl und Kaufland für ihre 14.200 Filialen benötigen, bietet eine solide Grundauslastung. Schwarz IT betreut mit 4.000 Mitarbeitern die digitale Infrastruktur und alle Softwarelösungen für 595.000 Anwender im Konzern. Diese interne Expertise und das Volumen schaffen eine Basis, auf der externes Cloud-Geschäft aufbauen kann. Der Konzern hat über 23.000 Server, 30 Petabyte Daten und eines der größten SAP-Retail-Systeme weltweit im Betrieb.

Die Kooperation mit SAP verdeutlicht die Marktpotenziale. Im Oktober 2024 kündigten Schwarz Digits und SAP an, RISE with SAP auf der STACKIT-Cloud anzubieten. Diese Partnerschaft ermöglicht es SAP-Kunden, ihre ERP-Systeme in die souveräne Cloud der Schwarz Gruppe zu migrieren, anstatt auf US-Clouds zurückzugreifen. Für SAP-Nutzer im deutschsprachigen Raum, die ihre Datenhoheit wahren wollen, bietet STACKIT damit eine attraktive Alternative. Die Schwarz Gruppe selbst migriert die SAP-Systeme von Lidl und Kaufland in die eigene Cloud, was die Glaubwürdigkeit des Angebots unterstreicht.

Weitere Partnerschaften zeigen die Bemühungen, ein Ökosystem aufzubauen. Im Oktober 2024 gründeten Schwarz Digits und die Deutsche Bahn die Plattform DataHub Europe, die Daten aus Industrie und Medien zusammenführt, um KI-Modelle rechtskonform zu trainieren. Aleph Alpha, ein deutsches KI-Unternehmen, in das die Schwarz Gruppe investiert hat, stellt seine KI-Modelle über die STACKIT-Cloud als Software-as-a-Service bereit. Das erste produktive System AuditGPT, eine KI-Lösung zur Automatisierung von Revisionsarbeiten, wird bereits bei der Deutschen Bahn und der Schwarz Gruppe eingesetzt. Diese Kooperationen schaffen Anwendungsfälle und demonstrieren die praktische Nutzbarkeit souveräner Cloud-Lösungen.

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Vergleichende Betrachtung internationaler Rechenzentrum-Investitionen

Die elf Milliarden Euro der Schwarz Gruppe ordnen sich in einen globalen Investitionsboom bei Rechenzentren ein. Google kündigte im November 2025 an, in den kommenden vier Jahren 5,5 Milliarden Euro in den Standort Deutschland zu investieren, darunter den Bau eines neuen Rechenzentrums in Dietzenbach und die Erweiterung des bestehenden Datacenters in Hanau. Die Deutsche Telekom und Nvidia investieren gemeinsam etwa eine Milliarde Euro in ein Rechenzentrum in München. In den USA plant der Facebook-Konzern Meta ein einzelnes Rechenzentrum mit fünf Gigawatt Leistung, während OpenAI mit verschiedenen Partnern Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von über zwanzig Gigawatt aufbauen will.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Investition der Schwarz Gruppe zwar für europäische Verhältnisse außergewöhnlich ist, im globalen Maßstab aber keineswegs überdimensioniert wirkt. Der globale KI-Boom treibt eine massive Ausweitung der Rechenzentrums-Kapazitäten voran. In Deutschland werden die Investitionen in Rechenzentren im Jahr 2025 voraussichtlich zwölf Milliarden Euro erreichen. Die installierten Kapazitäten sollen von derzeit 2.980 Megawatt bis 2030 auf über 5.000 Megawatt steigen. KI-Rechenzentren, die aktuell fünfzehn Prozent der Gesamtkapazität ausmachen, sollen ihren Anteil bis 2030 auf vierzig Prozent ausbauen.

Deutschland ist dabei der führende Rechenzentrumsstandort in Europa mit einer Gesamtleistung von rund 2,4 Gigawatt. Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik allerdings deutlich hinter den USA mit etwa vierzig Gigawatt und China zurück. Die zentrale Lage in Europa, die Nähe zum Internetknoten Frankfurt und die stabilen Netze mit geringer Ausfallgefahr machen Deutschland attraktiv. Als Nachteile gelten die hohen Stromkosten, langwierige Genehmigungsverfahren und regulatorische Vorgaben, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.

Die Schwarz Gruppe profitiert in Lübbenau von der bereits vorhandenen Infrastruktur des ehemaligen Kraftwerks, was Genehmigungsverfahren und Netzanschluss vereinfacht. Dennoch bleiben die hohen Stromkosten ein struktureller Standortnachteil. Im europäischen Wettbewerb konkurriert Deutschland mit Ländern wie den Niederlanden, Irland oder skandinavischen Staaten, die deutlich niedrigere Energiepreise bieten. Die Tatsache, dass die Schwarz Gruppe dennoch in Deutschland investiert, unterstreicht die strategische Bedeutung der Nähe zum Hauptgeschäft und zur Kundenbasis.

Risikobewertung zwischen Technologie-Vision und wirtschaftlicher Realität

Die Investition von elf Milliarden Euro stellt die Schwarz Gruppe vor erhebliche wirtschaftliche Risiken. Der Betrag entspricht mehr als sechs Prozent des Jahresumsatzes des gesamten Konzerns und dem fast Sechsfachen des Jahresumsatzes der Digitalsparte. Selbst für einen Konzern dieser Größenordnung ist eine derartige Investition eine Belastung für die Bilanz. Die Schwarz Gruppe erhöhte ihre Gesamtinvestitionen im Geschäftsjahr 2024 um 7,5 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2025 sind Investitionen von 9,6 Milliarden Euro geplant. Das Rechenzentrum in Lübbenau würde diese Investitionsquote deutlich erhöhen und beansprucht über mehrere Jahre hinweg erhebliche Kapitalressourcen.

Die Refinanzierung dieser Investition setzt voraus, dass die Schwarz Gruppe tatsächlich als Cloud-Anbieter am Markt erfolgreich ist. Die interne Nutzung durch Lidl und Kaufland mag einen Teil der Kapazitäten auslasten, doch um die Investition wirtschaftlich zu rechtfertigen, müssen substanzielle externe Umsätze generiert werden. Der souveräne Cloud-Markt in Deutschland wird bis 2030 auf etwa zwei Milliarden Euro geschätzt. Selbst wenn die Schwarz Gruppe einen Marktanteil von zehn Prozent erreicht, entspricht dies einem Jahresumsatz von zweihundert Millionen Euro. Bei einer typischen Bruttomargen-Struktur im Cloud-Geschäft von etwa dreißig Prozent ergäbe sich ein jährlicher Bruttogewinn von sechzig Millionen Euro, was eine Amortisationszeit von deutlich über einhundert Jahren bedeuten würde.

Diese vereinfachte Rechnung zeigt, dass die Investition allein durch Cloud-Umsätze nicht zu rechtfertigen ist. Die Schwarz Gruppe muss daher auf zusätzliche Wertschöpfung setzen. Dazu gehören Kosteneinsparungen durch Vermeidung externer Cloud-Ausgaben, der Aufbau strategischer Positionen in Zukunftsmärkten und die Möglichkeit, KI-Anwendungen zu entwickeln, die das Kerngeschäft optimieren. Beispielsweise können KI-gestützte Systeme Lieferketten effizienter steuern, Bestandsmanagement verbessern, Warenschwund reduzieren oder personalisierte Marketingmaßnahmen ermöglichen. Wenn derartige Anwendungen zu messbaren Verbesserungen im Handelsgeschäft führen, kann sich die Investition indirekt amortisieren.

Ein weiteres Risiko besteht in der technologischen Dynamik. Die Entwicklung im KI-Bereich verläuft rasant, und heutige Spitzentechnologie kann in wenigen Jahren veraltet sein. Die Schwarz Gruppe investiert in Grafikprozessoren, deren Lebensdauer auf etwa fünf Jahre geschätzt wird, bevor Leistungssteigerungen durch neuere Generationen eine Modernisierung erforderlich machen. Die Investition von achteinhalb Milliarden Euro in IT-Infrastruktur muss daher als kontinuierliche Verpflichtung verstanden werden, da regelmäßige Reinvestitionen notwendig sind, um technologisch wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zudem besteht das Risiko, dass sich souveräne Cloud-Lösungen am Markt nicht durchsetzen. Wenn europäische Unternehmen trotz Datenschutzbedenken weiterhin US-Hyperscaler bevorzugen, weil diese ein breiteres Service-Portfolio, bessere Performance oder niedrigere Preise bieten, bleibt die Nachfrage nach STACKIT begrenzt. Die bisherigen Umsätze der Digitalsparte von 1,9 Milliarden Euro zeigen, dass externe Erlöse noch nicht das Niveau erreicht haben, das für die Refinanzierung derartiger Investitionen erforderlich wäre. Die Schwarz Gruppe befindet sich in einer Aufbauphase, deren Erfolg erst in einigen Jahren beurteilt werden kann.

Strukturpolitische Einordnung und gesamtwirtschaftliche Perspektive

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist die Investition der Schwarz Gruppe ambivalent zu bewerten. Einerseits stärkt sie die digitale Infrastruktur Deutschlands und trägt zur strategischen Autonomie bei. Europa ist in hohem Maße von amerikanischen Technologiekonzernen abhängig, was wirtschaftliche und sicherheitspolitische Risiken birgt. Der Aufbau eigener Kapazitäten reduziert diese Abhängigkeit und ermöglicht es europäischen Unternehmen, Datensouveränität zu wahren. Die politische Priorität der Bundesregierung, Deutschland zu einem führenden Standort für Rechenzentren zu machen, wird durch derartige Investitionen unterstützt.

Andererseits zeigt das Scheitern von Projekten wie Gaia-X, dass politischer Wille allein nicht ausreicht, um wettbewerbsfähige Alternativen zu etablieren. Die Marktmacht der Hyperscaler beruht auf jahrzehntelangen Investitionen, technologischer Exzellenz und Skaleneffekten, die schwer zu replizieren sind. Europäische Anbieter müssen sich auf Nischen konzentrieren und können den US-Konzernen nicht in der Breite Paroli bieten. Die Schwarz Gruppe verfolgt mit ihrer Fokussierung auf souveräne Lösungen eine kluge Nischenstrategie, doch ob diese ausreicht, um elf Milliarden Euro zu amortisieren, bleibt ungewiss.

Die regionalökonomischen Effekte für Lübbenau und die Lausitz sind begrenzt. Rechenzentren schaffen kaum direkte Arbeitsplätze, da der Betrieb hochautomatisiert ist. Die Wertschöpfung konzentriert sich auf die Bauphase und auf Dienstleistungen wie Wartung und Sicherheit, die jedoch kein nennenswertes Beschäftigungsvolumen generieren. Die symbolische Bedeutung, ein zukunftsweisendes Projekt in einer Strukturwandelregion anzusiedeln, ist politisch wertvoll, ersetzt aber nicht die Arbeitsplätze, die durch den Kohleausstieg verloren gehen.

Die Energiedimension verdient besondere Aufmerksamkeit. Ein Rechenzentrum mit dem Stromverbrauch einer halben Million Haushalte stellt die Energieversorgung vor Herausforderungen, insbesondere wenn tatsächlich hundert Prozent grüner Strom genutzt werden sollen. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss Schritt halten, damit die Klimabilanz positiv bleibt. Die Nutzung der Abwärme für Fernwärme ist ökologisch sinnvoll, doch sie kann den hohen absoluten Energiebedarf nicht kompensieren. Im Kontext der Klimaziele muss hinterfragt werden, ob der gesellschaftliche Nutzen von KI-Anwendungen den enormen Ressourcenverbrauch rechtfertigt.

Strategische Neupositionierung als Langfristspiel

Die Investition der Schwarz Gruppe in Lübbenau ist kein isoliertes Großprojekt, sondern Teil einer umfassenden strategischen Neuausrichtung. Der Konzern transformiert sich vom reinen Handelsunternehmen zu einem diversifizierten Technologiekonzern mit Geschäftsfeldern in Produktion, Recycling, IT und Cloud-Services. Diese Diversifikation folgt dem Vorbild erfolgreicher Konzerne wie Amazon, die durch vertikale Integration Wertschöpfungsketten kontrollieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Die Schwarz Gruppe nutzt die Skaleneffekte ihres Handelsgeschäfts, um Kapazitäten aufzubauen, die anschließend auch extern vermarktet werden können.

Die langfristige Vision ist erkennbar: Die Schwarz Gruppe will sich als erster europäischer Hyperscaler etablieren und damit eine Position einnehmen, die derzeit ausschließlich amerikanische Konzerne innehaben. Ob dieses Ziel realistisch ist, wird die Zukunft zeigen. Die Herausforderungen sind immens, die Erfolgsaussichten ungewiss, doch der strategische Ansatz ist kohärent. Anstatt auf staatliche Förderung oder Konsortien zu setzen, investiert der Konzern aus eigener Kraft und schafft Fakten.

Die elf Milliarden Euro sind dabei weniger als kurzfristige Rendite-Investition zu verstehen, sondern als langfristiges Spiel um strategische Positionen in der digitalen Ökonomie. Für einen Konzern mit 175 Milliarden Euro Jahresumsatz ist der Betrag zwar erheblich, aber nicht existenzbedrohend. Die Schwarz Gruppe verfügt über solide Cashflows aus dem Handelsgeschäft und kann diese Investition schultern, auch wenn sich die Amortisation über Jahrzehnte erstrecken mag. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, ein tragfähiges Ökosystem aufzubauen und genügend Kunden zu gewinnen, die digitale Souveränität als strategischen Wert erkennen und dafür zu zahlen bereit sind.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Wette aufgeht. Bis Ende 2027 soll der erste Bauabschnitt fertiggestellt sein. Dann wird sich abzeichnen, ob die Nachfrage nach souveränen Cloud-Diensten tatsächlich so groß ist wie erhofft, ob die Kosten im Rahmen bleiben und ob technologische Entwicklungen die Investition nicht überholen. Die Schwarz Gruppe spielt ein hochriskantes Spiel, doch sie spielt es mit Entschlossenheit und finanzieller Kraft. Ob die elf Milliarden Euro sich als weitsichtige Zukunftsinvestition oder als kostspielige Fehlspekulation erweisen, wird erst in einem Jahrzehnt abschließend zu beurteilen sein.

 

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