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Virtual Reality im E-Commerce

Virtual Reality beim Autokauf

Virtual Reality beim Autokauf (Quelle: Volvo)

Potenziale für das Onlineshopping

Egal, ob im Gaming, Entertainment oder Marketing: Seit 2016 hält die virtuelle Realität ihren Einzug in unterschiedlichste Bereiche des digitalen und realen Lebens. Bei all der wachsenden Popularität des Mediums stellen sich inzwischen immer mehr Unternehmen die Frage, welche Rolle die Virtual Reality-Technik für das Onlinebusiness im Allgemeinen und im E-Commerce im Besonderen in naher Zukunft

VR-Einsatz auf Messen

spielen wird. Momentan wird Virtual Reality von vielen Unternehmen gerne als Marketinginstrument eingesetzt. So ist die Verwendung von VR-Geräten auf Messen ein gutes Mittel, um Besucher näher an das präsentierte Produkt des Ausstellers zu führen.

Im reinen E-Commerce hapert es im Vergleich dazu noch ein wenig mit der Umsetzung. Dies liegt zum Teil daran, dass sich viele Bereiche (Technik, Bücher, Weiße Ware) weniger für die neue Technik eignen – wobei vielleicht einfach nur noch DIE zündende Idee zur Präsentation derartiger Artikel fehlt. Wesentlich spannender und erfolg-versprechender wird der Einsatz von Virtual Reality-Komponenten, wenn es um Produkte oder Dienstleistungen geht, die mit Entertainment, Fashion, Lifestyle oder Reise verbunden werden. Die Frage, ob VR ein kurzer Hype ist, der schnell wieder verfliegt, oder ob die Technik das Shopping-Verhalten der Konsumenten nachhaltig verändern wird, verspricht also spannend zu werden.

VR bringt Realität ins Onlineshopping

VR-Brille HoloLens (Quelle: Microsoft)

Vieles spricht für Letzteres, denn mit Hilfe der virtuellen Technik nähert sich der Onlineverkauf von Waren seinem Pendant im realen Ladengeschäft weiter an. Dort ist die Technik bereits angekommen. So ermöglicht Microsofts HoloLens seit Anfang Dezember Virtual-Reality-Shopping im Hamburger Kaufhaus der Elektrokette Saturn. Dort eröffnete Microsoft seine bislang größte Verkaufsfläche, auf der die Waren mit Hilfe der HoloLens erlebbar gemacht werden, indem Kunden bei ihrem Gang durch den Store Bilder, Videos und zusätzliche Informationen wie Zubehör oder spezielle Features zu den ausgestellten Geräten von Xbox und Co. eingeblendet werden.

Auch beim Thema Möbelkauf tut sich einiges in dieser Richtung. Die US-Einrichtungskette Lowe’s bietet Besuchern beispielsweise mit dem Augmented-Reality-Headset von HoloLens ein interaktives Einkaufserlebnis, indem sie vor Ort virtuell ihre Wunschküche individuell designen können.

Im E-Commerce bietet Virtual Reality die Möglichkeit, einen Nachteil gegenüber dem stationären Handel zumindest teilweise wettzumachen: Die herrschende Distanz zwischen dem Online-Kunden und dem Produkt. Virtual Reality kann diese verringern und dem Konsumenten ein quasi-reales Einkaufserlebnis bieten. Dies ist auch der Grund, warum einige der großen Onlinehändler bereits mit der Technik experimentieren, oder diese bereits einsetzen.

Der potentielle Kunde honoriert derartige Anstrengungen. Einer Umfrage des Instituts Ipsos zufolge interessieren sich über fünfzig Prozent der Deutschen für Virtual Reality-Lösungen im Shoppingbereich.

Einen ersten Schritt machen Marken wie North Face, die ihre Kunden mit VR-Imagefilmen auf eine virtuelle Reise schicken. Doch das ist noch zu kurz gedacht, denn gerade im Modebereich verspüren viele Kunden das Verlangen, die Ware anprobieren oder zumindest eingehend in Augenschein nehmen zu können. Mit Produktfotos, seien sie auch noch so detailliert, ist dies schwer möglich. Hier kann Virtual Reality Abhilfe schaffen. So gibt es bereits virtuelle Ankleidekabinen, die es Usern ermöglichen sollen, Artikel online besser zu testen. Unternehmen wie Otto, Zalando oder Adidas experimentieren bereits mit dem System, in dem Kunden mit VR-Hilfe Kleidungsstücke anprobieren und dann in einer 360-Grad-Ansicht betrachten können. Im Idealfall wird der derart intensiv begutachtete Artikel sogleich gekauft, sodass der Händler ihn nur noch aus dem automatisierten Lager abrufen und an den Kunden versenden muss.

Onlineanwendung in virtuellen Shops

Onlineshoppen mit VR (Quelle: Pixabay)

Einen Schritt weiter gehen Anbieter, die sich an virtuellen Stores versuchen: In ihnen navigiert der Nutzer per VR-Brille durch den Online-Shop, wie durch ein stationäres Geschäft. Im Vergleich zu herkömmlichen Onlineshops bietet dieser Weg sehr viel mehr Möglichkeiten für Cross- und Up-Sells, da die Artikel bei weitem anschaulicher nebeneinander präsentiert werden können. Die Sortierung übernehmen dabei Algorithmen, die anhand der Customer Journey und vorheriger Einkäufe die Nachfrage des Kunden prognostizieren und dadurch dem individuellen User die Artikel mit der jeweils höchsten Verkaufschance nebeneinander präsentieren.

Auch der Branchenprimus hat das Potenzial von VR für den E-Commerce erkannt, denn gleichlautenden Gerüchten zufolge plant Amazon den Aufbau einer Virtual-Reality-Plattform.

Ebay mit VR in Australien

Konkurrent Ebay ist da schon weiter. In Australien eröffnete der Internetkonzern in Zusammenarbeit mit der Kaufhauskette Myer ein virtuelles Warenhaus, in dem Nutzer eine Vielzahl von Produkten ansehen und einkaufen können. Im Gegensatz zur teuren HoloLens-Lösung benötigen Nutzer hier lediglich eine VR-Halterung für ihr Smartphone, mit der sie in das virtuelle Erlebnis eintauchen, beziehungsweise direkt einkaufen können. Als Halterung kommen dabei diverse Möglichkeiten in Betracht: Entweder eine „richtige VR-Brille“ wie Samsung Gear VR, oder aber auch einfachere Lösungen wie Google Cardboard und andere.

Dank einer integrierten „Sight Search“-Technologie können Kunden bei Ebay die Produkte mit den Augen fixieren, auswählen, begutachten oder direkt in den Warenkorb legen. Der Shop umfasst mehr als 12.500 Artikel, wobei die jeweils 100 meistverkauften Produkte einer Kategorie sogar in 3D-Form dargestellt werden. Mit Hilfe diverser Personalisierungsfeatures soll sichergestellt werden, den persönlichen Geschmack eines jeden Kunden optimal zu treffen, was eine individuelle Anpassung des Sortiments bei jedem virtuellen Besuch möglich macht. Bisher ist das Angebot nur auf Australien beschränkt.

Kombination von VR und Interaktion im Onlineshop

Voraussichtlich ab Mitte 2017 wird der japanische Onlinehändler Kabuki seinen Shop um einen Virtual Reality-Bereich erweitern, der zudem einen Voice-Chat beinhaltet. Mit Hilfe einer App können Nutzer beim Tragen des VR-Headsets in dem Angebot shoppen und sich durch Einsatz der Chat-Funktion mit Freunden über diese auszutauschen. Wie in einem stationären Geschäft sollen sich die Kunden so vor dem Kauf untereinander beraten und beliebig weitere Artikel zur Auswahl hinzufügen können. Diese Funktion einer sozialen Interaktion soll es Kunden letztendlich leichter machen, sich für ein Produkt zu entscheiden.

Der Sportbekleidungsanbieter Moosejaw will mit seiner App die Interaktion fördern, indem Kunden in seiner VR-App virtuelle Outdoor-Aktivitäten erleben, durch einen Nationalpark klettern oder Laufstrecken erkunden können. Auf diesen Parcours gibt es immer wieder Produkte zu entdecken oder Quizfragen zu beantworten und damit etwas zu gewinnen. Durch die Kommunikation hofft das Unternehmen, die Kundenbeziehung zu intensivieren. Natürlich können die Artikel dabei direkt in der App gekauft werden.

Autoverkauf 5.0

Autokauf per VR (Quelle: Volvo)

Warum noch in ein Autohaus gehen, wenn ich sämtliche Modelle in allen erdenklichen Farben und Ausstattungsvarianten von zu Hause aus realitätsnah per VR-Brille erleben und mir dazu mein Wunschmodell gleich konfigurieren kann? Volvo bietet in dieser Richtung bereits eine App an, mit der Kunden auf virtuelle Entdeckungstour gehen können. Das amerikanische Start-up Vroom geht in dieselbe Richtung und verkauft künftig Gebrauchtwagen über virtuelle Showrooms – dreidimensionale Darstellung aller Fahrzeuge sowie die Möglichkeit des virtuellen Probefahrens inklusive. Statt endlos Besichtigungstermine abzuklappern, kann der potentielle Käufer bequem von zu Hause aus innerhalb von zehn Minuten bis zu fünf verschiedene Autos probefahren.

Fazit

Der Einsatz von Virtual Reality kann für Onlinehändler durchaus profitabel sein. Nicht erst seit Microsofts HoloLens wird das Thema für den E-Commerce-Bereich immer interessanter. Angesichts des hohen Kaufpreises von über 5.000 Euro dürfte sich die Nachfrage für dieses Produkt jedoch in Grenzen halten. Doch mit der Verbreitung günstigerer Lösungen kann damit gerechnet werden, dass die Nutzung rasch zunehmen wird.

Natürlich muss die Technologie im Hinblick auf die angebotenen Produkte (beispielsweise aus dem Fashion- oder Lifestyle-Segment) Sinn machen. Auch sollte die angepeilte Zielgruppe über diesen Kanal erreichbar sein. Ist jedoch beides gegeben, wird VR das Onlineshopping für Nutzer zu einem ganz neuen Erlebnis wandeln. Webhändler werden im Gegenzug ihre Conversion Rate steigern können, denn durch die realitätsnahe Erfahrung wird ein wichtiger Grund für bisherige Kaufabbrüche (und spätere Retouren) minimiert.

 

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