Veröffentlicht am: 21. Juli 2025 / Update vom: 21. Juli 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Microsoft bestĂ€tigt unter Eid: US-Behörden können trotz EU-Cloud auf europĂ€ische Daten zugreifen – Bild: Xpert.Digital
Unter Eid: Microsoft kann US-Zugriff auf EU-Cloud nicht verhindern - Datenschutz sieht anders aus trotz bisheriger vollmundiger Versprechen
Warum steht Microsoft plötzlich wieder in der Kritik bezĂŒglich des Datenschutzes?
Die jĂŒngsten Entwicklungen rund um Microsoft haben das Thema DatensouverĂ€nitĂ€t in Europa wieder in den Fokus gerĂŒckt. Im Juni 2025 gab Anton Carniaux, der Chefjustiziar von Microsoft France, in einer öffentlichen Anhörung vor dem französischen Senat eine ErklĂ€rung ab, die das Fundament der bisherigen Sicherheitsversprechen des US-Konzerns erschĂŒtterte.
Auf die direkte Frage des Berichterstatters Dany Wattebled, ob er unter Eid garantieren könne, “dass die Daten französischer BĂŒrger, die Microsoft ĂŒber UGAP anvertraut wurden, niemals auf Anordnung der amerikanischen Regierung, ohne die ausdrĂŒckliche Zustimmung der französischen Behörden, weitergegeben werden”, antwortete Carniaux unmissverstĂ€ndlich: “Nein, das kann ich nicht garantieren, aber es ist noch nie zuvor passiert”.
Diese Aussage wiegt besonders schwer, da sie unter Eid erfolgte und damit die rechtliche Bindung fĂŒr Microsoft verdeutlicht. Die UGAP (Union des Groupements d’Achats Publics) ist eine zentrale Beschaffungsstelle fĂŒr den französischen öffentlichen Sektor, die Schulen, RathĂ€user und kommunale Verwaltungen mit IT-Diensten versorgt. Carniaux erklĂ€rte weiter, dass Microsoft nur die Möglichkeit habe, Informationsanfragen der US-Regierung abzulehnen, wenn diese formal “unbegrĂŒndet” seien.
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Welche rechtlichen Grundlagen zwingen Microsoft zur Datenherausgabe?
Die rechtliche Verpflichtung zur Datenherausgabe basiert auf mehreren US-amerikanischen Gesetzen, die Microsoft als US-Unternehmen binden. Der Patriot Act von 2001 und der darauf aufbauende Cloud Act von 2018 verpflichten alle US-Cloudanbieter zur Zusammenarbeit mit der US-Regierung, der NSA und anderen US-Geheimdiensten – auch im Ausland.
Der Cloud Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act) entstand nach einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Microsoft und der US-Regierung. Die US-Behörden forderten Zugang zu Daten eines US-BĂŒrgers, die auf Microsoft-Servern in Irland gespeichert waren. Microsoft weigerte sich zunĂ€chst unter Berufung auf irisches und EU-Datenschutzrecht, musste aber letztendlich kapitulieren, als der Kongress 2018 den Cloud Act verabschiedete.
Der Cloud Act gewĂ€hrt US-Behörden weitreichende Befugnisse, von US-Unternehmen die Herausgabe von Daten zu verlangen – unabhĂ€ngig davon, wo diese Daten physisch gespeichert sind. Dies bedeutet, dass auch Daten in europĂ€ischen Rechenzentren von Microsoft, Amazon oder Google den US-Gesetzen unterliegen.
Andreas Mundt, Chef des Bundeskartellamts, warnte bereits im Juli 2025 vor diesen AbhĂ€ngigkeiten: “Es gibt bereits politische Eingriffe in die digitale Infrastruktur in den USA. Das demonstriert, welche Macht auf der anderen Seite steht und wie abhĂ€ngig wir von US-Unternehmen sind”. Als Beispiel nannte er eine Anweisung von US-PrĂ€sident Trump an Microsoft, dem ChefanklĂ€ger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, den Zugang zu seinem Microsoft-Mailkonto zu entziehen.
Was bedeutet dies fĂŒr Microsofts europĂ€ische Datenschutzversprechen?
Die EnthĂŒllungen der französischen Senatsanhörung stellen Microsofts jahrelange BemĂŒhungen um europĂ€ische Akzeptanz in Frage. Das Unternehmen hatte massive Investitionen in seine “EU Data Boundary” getĂ€tigt – ein Projekt, das ĂŒber zwei Jahre dauerte und im Februar 2025 abgeschlossen wurde. Diese Initiative sollte sicherstellen, dass Daten europĂ€ischer Kunden ausschlieĂlich in EU-Rechenzentren gespeichert und verarbeitet werden.
Microsoft-PrĂ€sident Brad Smith hatte noch im April 2025 vollmundig verkĂŒndet, man werde “die US-Regierung notfalls verklagen, um den Zugang europĂ€ischer Kunden zu seinen Diensten zu schĂŒtzen”. Smith, der stellvertretende Vorsitzende und oberste Justiziar von Microsoft, erklĂ€rte auf einem Treffen des Atlantic Council in BrĂŒssel, der Anbieter werde “jede behördliche Anordnung in den USA zur Einstellung von Clouddiensten fĂŒr europĂ€ische Kunden gerichtlich anfechten”.
Diese Zusicherungen erweisen sich jedoch als wertlos angesichts der rechtlichen RealitĂ€ten. Selbst wenn Microsoft gegen behördliche Anordnungen klagen wĂŒrde, mĂŒsste das Unternehmen diese “im Zweifel trotzdem sofort umsetzen – im besten Falle wird dann nach Monaten oder Jahren entschieden, dass es doch unrechtmĂ€Ăig war”, wie Experten kritisieren. Zudem ist nicht einmal garantiert, dass Microsoft betroffene Kunden ĂŒber erfolgte Datenzugriffe informieren darf oder will.
Wie hat der Fall des Internationalen Strafgerichtshofs die Problematik verdeutlicht?
Der Fall des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) illustriert die praktischen Auswirkungen dieser AbhĂ€ngigkeiten drastisch. Nach US-Sanktionen gegen den ICC verlor ChefanklĂ€ger Karim Khan den Zugriff auf sein Microsoft-basiertes E-Mail-Konto. Die Associated Press berichtete, dass Khan auch seine Bankkonten in GroĂbritannien verloren habe und zum Schweizer E-Mail-Anbieter Proton Mail wechseln musste.
Microsoft bestritt zwar, die Dienste fĂŒr den ICC “physisch gesperrt” zu haben, konnte aber nicht erklĂ€ren, wer dann fĂŒr die Sperrung verantwortlich war. Diese Verwirrung verdeutlicht die Intransparenz bei derartigen Eingriffen. Peter Ganten, Vorsitzender der Open-Source Business Alliance (OSBA), bezeichnete Microsofts Handlungen als “beispiellos in diesem Kontext und mit dieser Tragweite”. Die Sanktionen gegen den ICC, die von den USA angeordnet und von Microsoft umgesetzt wurden, mĂŒssten “ein Weckruf fĂŒr alle Verantwortlichen fĂŒr die sichere VerfĂŒgbarkeit staatlicher und privater IT- und Kommunikationsinfrastrukturen” sein.
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Welche Alternativen bietet Europa mit Gaia-X?
Angesichts dieser offenkundigen Risiken rĂŒcken europĂ€ische Alternativen wie Gaia-X in den Fokus. Gaia-X ist eine 2019 von Deutschland und Frankreich initiierte Initiative zum Aufbau einer “leistungs- und wettbewerbsfĂ€higen Dateninfrastruktur fĂŒr Europa”. Das Projekt zielt darauf ab, eine föderierte, sichere Dateninfrastruktur zu schaffen, in der Daten gemÀà europĂ€ischen Werten von Transparenz, Offenheit, Datenschutz und Sicherheit ausgetauscht werden können.
Das Kernprinzip von Gaia-X ist die Bewahrung der DatensouverĂ€nitĂ€t: Dateninhaber sollen die volle Kontrolle ĂŒber ihre Daten behalten und frei entscheiden können, mit wem sie diese teilen oder den Zugriff entziehen. Im Gegensatz zu den zentralisierten Strukturen der US-Hyperscaler basiert Gaia-X auf einem dezentralen, föderierten System aus vernetzten Knoten, das auf offenen Standards beruht.
Mit den Gaia-X Digital Clearing Houses (GXDCH) ist die Initiative mittlerweile in eine operative Phase eingetreten. Diese Clearing Houses fungieren als Kontrollzentren fĂŒr Gaia-X-Dienste und zertifizieren die Einhaltung der Gaia-X-Standards. Bereits vier IT-Anbieter haben ihre ersten Clearing Houses gestartet: Aruba in Italien, T-Systems in Deutschland sowie Aire Networks und Arsys in Spanien. Weitere Anbieter wie OVH, Exaion, Orange, Proximus, A1.digital, KPN und Pfalzkom haben die Einrichtung zusĂ€tzlicher Clearing Houses angekĂŒndigt.
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- Industry-X: Förderung der europÀischen wie globalen Logistik und Supply Chain durch Industrie-Initiativen Catena-X und Gaia-X
Was ist Catena-X und warum ist es wichtig?
Catena-X stellt die erste groĂe Anwendung der Gaia-X-Prinzipien dar und zeigt, wie europĂ€ische DatensouverĂ€nitĂ€t in der Praxis funktionieren kann. Das Catena-X Automotive Network entwickelt ein kollaboratives, dezentrales Daten- und Service-Ăkosystem entlang der gesamten Automobil-Wertschöpfungskette.
Das Projekt wurde mit ĂŒber 100 Millionen Euro vom Bundesministerium fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und lĂ€uft von August 2021 bis Juli 2024. Mehr als 80 Unternehmen, hauptsĂ€chlich aus der deutschen Automobil- und IT-Industrie, arbeiten in diesem Projekt zusammen. Das Bundeskartellamt hat grĂŒnes Licht fĂŒr diese Kooperation gegeben und betonte, dass “richtig aufgesetzte Initiativen wie die vorliegende vielversprechend sind, da sie helfen können, den Wettbewerb bei Cloud-Services in Zukunft zu stĂ€rken”.
Catena-X ermöglicht es Unternehmen – von Herstellern ĂŒber mittelstĂ€ndische Zulieferer bis hin zu Recycling-Betrieben -, von den Vorteilen datenbasierter Verwaltung zu profitieren, wĂ€hrend sie gleichzeitig durch europĂ€isches Recht in Bezug auf DatensouverĂ€nitĂ€t und Datenschutz geschĂŒtzt werden. Das System basiert auf den Gaia-X-Konzepten und -Prinzipien und erweitert diese je nach Bedarf.
Zu den Kernwerten von Catena-X gehören:
- Vertrauensvolle digitale IdentitÀt: Verifizierte und einzigartige UnternehmensidentitÀten
- InteroperabilitÀt: Einheitliche Open-Source-basierte Standards und KITs
- SelbstsouverĂ€nitĂ€t: Dezentrale Architektur mit voller Kontrolle ĂŒber die eigenen Daten
- Branchengovernance: Ein globales Betriebsmodell und Framework
Integration einer unabhĂ€ngigen und Datenquellen-ĂŒbergreifenden KI-Plattform fĂŒr alle Unternehmensbelange
Integration einer unabhĂ€ngigen und Datenquellen-ĂŒbergreifenden KI-Plattform fĂŒr alle Unternehmensbelange - Bild: Xpert.Digital
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UnabhÀngige KI-Plattform: Integriert alle relevanten Unternehmensdatenquellen
- Diese KI-Plattform interagiert mit allen spezifischen Datenquellen
- Von SAP, Microsoft, Jira, Confluence, Salesforce, Zoom, Dropbox und vielen andere Daten-Management-Systmen
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- Flexible Infrastruktur: Cloud-basiert oder Hosting im eigenen Rechenzentrum (Deutschland, Europa, freie Standortwahl)
- Höchste Datensicherheit: Einsatz in Anwaltskanzleien ist der sichere Beweis
- Einsatz ĂŒber die unterschiedlichsten Unternehmensdatenquellen hinweg
- Wahl der eigenen bzw. verschiedenen KI-Modelle (DE,EU,USA,CN)
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Mehr dazu hier:
Exit US-Konzerne: Der groĂe Umstieg auf europĂ€ische Cloud-Alternativen
Welche konkreten Vorteile bieten europÀische Alternativen?
Die europĂ€ischen Cloud-Alternativen bieten mehrere entscheidende Vorteile gegenĂŒber den US-Hyperscalern:
- Rechtliche Sicherheit: EuropĂ€ische Anbieter unterliegen ausschlieĂlich europĂ€ischem Recht und sind nicht den extraterritorialen Gesetzen wie dem Cloud Act oder Patriot Act unterworfen. Dies bedeutet, dass Datenzugriffe nur auf Basis europĂ€ischer Rechtshilfeabkommen erfolgen können.
- DSGVO-KonformitĂ€t: Da die Daten nicht die EU verlassen, sind die strengen Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung automatisch erfĂŒllt. Dies eliminiert das Risiko von DSGVO-VerstöĂen, die BuĂgelder bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes zur Folge haben können.
- DatensouverĂ€nitĂ€t: EuropĂ€ische Lösungen ermöglichen es Unternehmen und Behörden, die vollstĂ€ndige Kontrolle ĂŒber ihre Daten zu behalten. Bei Open-Source-basierten Lösungen können sogar der Quellcode ĂŒberprĂŒft und bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden.
- Wirtschaftliche UnabhĂ€ngigkeit: Die Nutzung europĂ€ischer Alternativen reduziert die AbhĂ€ngigkeit von wenigen marktbeherrschenden US-Konzernen und stĂ€rkt die europĂ€ische Wirtschaft. Geld flieĂt nicht ab, sondern blverbleibt im europĂ€ischen Wirtschaftskreislauf.
Warum scheitern bisherige BemĂŒhungen um digitale SouverĂ€nitĂ€t?
Trotz jahrelanger politischer Bekenntnisse zur digitalen SouverĂ€nitĂ€t hinkt Europa bei der praktischen Umsetzung deutlich hinterher. Die GrĂŒnde dafĂŒr sind vielfĂ€ltig:
- Fehlende politische Konsequenz: Obwohl die Bundesregierung digitale SouverĂ€nitĂ€t zum strategischen Ziel erklĂ€rt hat, fehlt eine “konsequente und strategische Ausrichtung auf Open Source Software”, kritisiert die Open Source Business Alliance. Stattdessen werden weiterhin massive VertrĂ€ge mit US-Anbietern abgeschlossen.
- Organisatorische Defizite: Der französische Senat stellte fest, dass “der Staat nicht in der Lage war, sich auf die Höhe der Herausforderungen zu begeben, wenn es darum ging, die nationale SouverĂ€nitĂ€t zu gewĂ€hrleisten”. Drei groĂe staatliche Akteure – die Direction des Achats de l’Ătat (DAE), die Direction des Affaires Juridiques (DAJ) und das Commissariat GĂ©nĂ©ral au DĂ©veloppement Durable (CGDD) – hĂ€tten alle versagt, eine kohĂ€rente Steuerungsstrategie durchzusetzen.
- Bestehende AbhÀngigkeiten: Microsoft hÀlt in Deutschland einen Marktanteil von knapp 70 Prozent bei Betriebssystemen und Office-Software. Diese historisch gewachsenen AbhÀngigkeiten erschweren den Wechsel zu europÀischen Alternativen erheblich.
- Mangelnde Bekanntheit europĂ€ischer Lösungen: Obwohl qualitativ hochwertige europĂ€ische Alternativen existieren, sind diese “weniger bekannt” und oft nicht so preisgĂŒnstig oder nutzerfreundlich wie die etablierten US-Angebote.
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Welche europÀischen Alternativen gibt es bereits?
Entgegen weit verbreiteter Annahmen existieren bereits heute zahlreiche konkurrenzfĂ€hige europĂ€ische Alternativen zu den dominierenden US-Diensten. Die Website European-Alternatives.eu bietet eine umfassende Ăbersicht ĂŒber europĂ€ische Pendants zu Microsoft Office, Google, Gmail, Microsoft Teams, Dropbox und weiteren Diensten.
- E-Mail und Kommunikation: Mit ProtonMail aus der Schweiz, Posteo aus Deutschland und Tutanota gibt es ĂŒberzeugende Alternativen zu Gmail und Outlook. Diese bieten oft sogar bessere Sicherheitsfeatures wie End-zu-End-VerschlĂŒsselung.
- Cloud-Speicher: EuropÀische Anbieter wie Proton Drive, pCloud aus der Schweiz, Internxt aus Italien und OVHcloud aus Frankreich konkurrieren erfolgreich mit amerikanischen Lösungen.
- BĂŒrosoftware: Deutsche Unternehmen wie Nextcloud und Ionos entwickeln gemeinsam eine BĂŒrosoftware-Alternative zu Microsoft Office, die auf Open-Source-Technologie basiert. Bereits etabliert ist LibreOffice als Alternative zu Microsoft Office.
- Messaging und Kollaboration: Mit Threema aus der Schweiz gibt es eine sichere Alternative zu WhatsApp, die kontinuierlich steigende Nutzerzahlen verzeichnet.
- Cloud-Infrastruktur: Deutsche Anbieter wie IONOS, OVHcloud aus Frankreich und weitere europÀische Provider bieten Cloud-Infrastructure-as-a-Service-Lösungen an, die mit AWS, Azure und Google Cloud konkurrieren können.
Was können Schleswig-Holstein und andere Vorreiter lehren?
Schleswig-Holstein zeigt als erstes deutsches Bundesland, wie der Ausstieg aus der Microsoft-AbhĂ€ngigkeit praktisch umsetzbar ist. Digitalisierungsminister Dirk Schrödter kĂŒndigte an, dass das Bundesland “auf dem besten Weg ist, in Bezug auf die Office-Anwendung bis zum September 2025 einen groĂen Schritt in die UnabhĂ€ngigkeit gemacht zu haben”.
Konkret bedeutet dies:
- Ersatz von Microsoft Office durch LibreOffice
- Ersatz von Outlook durch Open-Source-Lösungen wie Thunderbird
- Ersatz von Microsoft Exchange durch Open Exchange
- Aufbau eigener, öffentlich kontrollierter IT-Infrastruktur
Schleswig-Holstein ist nicht allein: Auch die Niederlande, die Schweiz und Frankreich arbeiten an der Reduzierung ihrer Microsoft-AbhÀngigkeit. Die Niederlande, Deutschland und Frankreich kooperieren sogar offiziell bei der Entwicklung freier Office-Software.
Die Schweiz testet bereits die deutsche openDesk-Lösung, wĂ€hrend DĂ€nemark nach Trumps Grönland-Drohungen eine verstĂ€rkte Debatte ĂŒber die Microsoft-AbhĂ€ngigkeit fĂŒhrt.
Welche Rolle spielt Open Source fĂŒr die digitale SouverĂ€nitĂ€t?
Open Source Software bildet das Fundament echter digitaler SouverĂ€nitĂ€t. Die Open Source Business Alliance (OSBA) definiert digitale SouverĂ€nitĂ€t als “die FĂ€higkeit, Kontrolle ĂŒber die eigenen digitalen Systeme und Infrastrukturen ausĂŒben zu können, diese gestalten, anpassen und im Zweifel auch austauschen und von einem Anbieter zu einem anderen wechseln zu können”. Dies sei nur mit Open Source Software möglich.
Die vier essentiellen Freiheiten von Open Source Software ermöglichen es:
- Die Software zu verstehen (Einblick in den Quellcode)
- Diese uneingeschrÀnkt zu verwenden
- Sie zu verÀndern
- Sie in verÀnderter oder unverÀnderter Form weiterzuverbreiten
Open Source gewĂ€hrleistet, dass verwendete Systeme unabhĂ€ngig ĂŒberprĂŒfbar, gestaltbar und austauschbar sind. In Zeiten geopolitischer Turbulenzen ist dies auch “eine Frage der Resilienz und der inneren und Ă€uĂeren Sicherheit, um kritische AusfĂ€lle in Wirtschaft und Verwaltung zu verhindern”.
Wie können Unternehmen und Behörden handeln?
Der Umstieg auf europĂ€ische, souverĂ€ne IT-Lösungen erfordert strategische Planung und politischen Willen. Verschiedene MaĂnahmen sind möglich:
- Kurzfristig: Unternehmen können bei bestehenden US-Cloud-Providern zumindest auf EU-Server setzen, auch wenn ein Restrisiko durch den Cloud Act bestehen bleibt. Gleichzeitig sollten Standard Contractual Clauses (SCCs) mit Transfer Impact Assessments abgeschlossen werden.
- Mittelfristig: Der schrittweise Wechsel zu europÀischen Alternativen sollte eingeleitet werden. Dabei können zunÀchst weniger kritische Systeme migriert werden, um Erfahrungen zu sammeln.
- Langfristig: Der Aufbau einer vollstÀndig europÀischen IT-Infrastruktur unter Nutzung von Gaia-X-Prinzipien und Open-Source-Software sollte angestrebt werden.
- Exit-Strategien entwickeln: Unternehmen sollten fĂŒr den Fall vorbereitet sein, dass das EU-US Data Privacy Framework suspendiert wird oder andere geopolitische Verwerfungen auftreten.
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Was bedeutet dies fĂŒr die Zukunft Europas?
Die jĂŒngsten EnthĂŒllungen ĂŒber Microsofts UnfĂ€higkeit, europĂ€ische Daten vor US-Zugriff zu schĂŒtzen, markieren einen Wendepunkt in der Debatte um digitale SouverĂ€nitĂ€t. Europa steht vor der Wahl: Entweder es akzeptiert eine dauerhafte digitale AbhĂ€ngigkeit von geopolitisch motivierten US-Konzernen, oder es investiert konsequent in eigene, souverĂ€ne Alternativen.
Die Infrastruktur fĂŒr europĂ€ische DatensouverĂ€nitĂ€t existiert bereits mit Gaia-X und deren praktischen Anwendungen wie Catena-X. Die Digital Clearing Houses sind operational, europĂ€ische Cloud-Anbieter stehen bereit, und Open-Source-Alternativen zu proprietĂ€rer Software sind verfĂŒgbar und ausgereift.
Was fehlt, ist der politische Wille zur konsequenten Umsetzung. Solange Behörden und Unternehmen aus Bequemlichkeit oder vermeintlichen Kostenvorteilen weiterhin auf US-Anbieter setzen, bleibt Europa digital verwundbar. Die Erkenntnis, dass Microsoft keine Garantien fĂŒr den Schutz europĂ€ischer Daten geben kann, sollte der finale Weckruf sein.
Europa muss jetzt handeln – nicht aus anti-amerikanischem Ressentiment, sondern aus rationaler Sorge um die eigene digitale Zukunft. Die Alternative zu Gaia-X und Catena-X ist nicht der Status quo, sondern eine zunehmende digitale Unterwerfung unter fremde Gesetze und Interessen. Die Wahl liegt bei uns.
Der Weg zur digitalen UnabhÀngigkeit
Die unter Eid abgegebene ErklĂ€rung von Microsoft France, dass der Konzern keinen Schutz europĂ€ischer Daten vor US-Behörden garantieren kann, beendet Jahre der Scheinsicherheit. Der Cloud Act und der Patriot Act machen jede technische SicherheitsmaĂnahme zunichte, wenn US-Behörden Datenzugriff fordern.
Gaia-X und Catena-X sind nicht nur theoretische Konzepte, sondern operative RealitĂ€ten, die echte Alternativen zur US-amerikanischen Cloud-Dominanz bieten. Mit den Digital Clearing Houses, ĂŒber 200 Mitgliedsunternehmen in europĂ€ischen VerbĂ€nden und wachsenden Investitionen in souverĂ€ne Infrastrukturen ist die technische Grundlage fĂŒr digitale UnabhĂ€ngigkeit gelegt.
Der Ăbergang zur digitalen SouverĂ€nitĂ€t ist keine utopische Vision mehr, sondern eine praktische Notwendigkeit. Europa hat die Wahl: digitale Selbstbestimmung durch eigene Lösungen oder dauerhafte AbhĂ€ngigkeit von Unternehmen, die letztendlich fremden Gesetzen und Interessen unterworfen sind. Die Zeit fĂŒr halbherzige Kompromisse ist vorbei – Europa muss sich entscheiden.
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