Veröffentlicht am: 28. März 2025 / Update vom: 28. März 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Aktuelle Entwicklungen im Solarpark-Ausbau in Hessen – u.a. das Mega-Solarpark-Projekt in Büttelborn – Kreativbild: Xpert.Digital
Hessen treibt Ausbau der Solarenergie mit Rekordtempo voran
Photovoltaik in Hessen verdoppelt Ausbau: Was steckt dahinter?
Der Ausbau der Photovoltaik in Hessen schreitet mit beeindruckender Geschwindigkeit voran. Ende 2023 verfügte das Bundesland über 3.728,5 Megawatt installierte PV-Leistung verteilt auf 240.146 Anlagen. Mit 680 MW neu installierter Kapazität im Jahr 2023 – fast doppelt so viel wie im Vorjahr – entwickelt sich die Solarenergie zum Zugpferd der hessischen Energiewende. Dieser Bericht beleuchtet einige der bedeutendsten aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Solarenergie in Hessen.
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Büttelborn: Wegweisendes Mega-Solarpark-Projekt beschlossen
Die Gemeindevertretung in Büttelborn (Kreis Groß-Gerau) hat den Bau eines ambitionierten Solarparks einstimmig beschlossen. Das Projekt sticht durch seine beeindruckenden Dimensionen hervor: Auf einer Fläche von 48 Hektar im Ortsteil Worfelden soll eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 70 Megawatt Peak entstehen. Diese Größenordnung macht den Park zu einem der bedeutendsten in Südhessen.
Die Anlage ist so konzipiert, dass sie rechnerisch ausreichend Strom für alle rund 23.300 Haushalte sowie sämtliche Gebäude und Anlagen der Gemeindeverwaltung liefern kann. Tatsächlich wird sogar das Anderthalbfache der für ganz Büttelborn benötigten Strommenge erzeugt, wie Bürgermeister Marcus Merkel (SPD) betont. Diese Überproduktion ermöglicht es der Gemeinde, überschüssigen Strom in das regionale Netz einzuspeisen.
Die technische Umsetzung sieht vor, dass eine sechs Kilometer lange Erdleitung bis Darmstadt-Arheilgen verlegt wird, um den Solarpark ans Stromnetz anzuschließen. Nach Zustimmung des Regierungspräsidiums Darmstadt im Dezember 2023 plant die Gemeinde nun, zügig Baurecht zu schaffen. Das Ziel ist ambitioniert: Bereits Anfang oder Mitte 2026 soll der Photovoltaikpark die ersten Kilowattstunden Strom ins Netz einspeisen – laut Bürgermeister Merkel wäre dies “Rekordzeit”.
Bürgerbeteiligung als Schlüsselelement
Ein zentrales Element des Büttelborner Projekts ist die geplante Bürgerbeteiligung. Die Einbindung der lokalen Bevölkerung erfolgt durch eine Bürgerenergiegenossenschaft, die den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen soll, finanziell vom Solarpark zu profitieren und ihren eigenen Strombedarf zu decken. Die Energiegenossenschaft Starkenburg eG übernimmt dabei die Schlüsselrolle bei der lokalen Bürgerbeteiligung.
Diese Form der partizipativen Energiewende soll die Akzeptanz des Projekts in der Bevölkerung steigern und gleichzeitig den lokalen Verbrauch des vor Ort erzeugten Stroms maximieren. Bürgermeister Merkel unterstreicht: “Das Ziel ist, dass vor Ort so viel des lokal erzeugten Solarstroms verbraucht wird wie möglich”.
Ökologische und wirtschaftliche Bedeutung
Mit einer jährlichen Produktion von rund 70 Millionen Kilowattstunden Strom wird der Solarpark Büttelborn zu einem wichtigen Baustein der regionalen Energiewende. Die Anlage wird zur jährlichen Reduzierung von CO2-Emissionen in einer Größenordnung von etwa 35.000 Tonnen beitragen und Büttelborn damit deutlich auf dem Weg in die Klimaneutralität voranbringen. Diese Einsparung entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von mehr als 20.000 durchschnittlichen PKW.
Durch die bilanziell nahezu klimaneutrale Stromversorgung positioniert sich Büttelborn als Pionier in Sachen kommunaler Energiewende in Südhessen. Das Projekt verdeutlicht, wie Gemeinden durch strategische Investitionen in erneuerbare Energien nicht nur ökologische Verantwortung übernehmen, sondern auch langfristig planbare und stabile Energiekosten für ihren Haushalt sichern können.
Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll: Erfolgreiche Bürgerbeteiligung bei Solarprojekten
Die Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll eG hat sich seit ihrer Gründung 2011 als wichtiger Akteur für die Energiewende in Nordhessen etabliert. Mit rund 500 Mitgliedern setzt sie auf das Prinzip der lokalen Wertschöpfung durch erneuerbare Energien. Ein Erfolgsbeispiel ist der Solarpark MunDepot Allendorf, der seit März 2024 Sonnenstrom ins öffentliche Netz einspeist.
MunDepot Allendorf: Modernes Solarkonzept mit Biodiversität
Der Solarpark MunDepot Allendorf verfügt über eine Gesamtleistung von 2.154 kWp, was ausreichend Strom für rechnerisch 600 Haushalte produziert. Die Anlage spart jährlich rund 1.035 Tonnen CO2 ein und trägt damit wesentlich zum Klimaschutz in der Region bei. Bemerkenswert ist das integrierte Biodiversitätskonzept: Die Fläche wird von einem Schäfer mit 25 Schafen beweidet, was die ökologische Aufwertung des Areals unterstützt.
Die Standortwahl auf einer ehemaligen Sonderfläche – dem früheren Munitionsdepot – zeigt, wie sinnvoll die Umnutzung von vorbelasteten Flächen für Solarparks sein kann. “Man muss die Köpfe zusammenstecken und offen diskutieren, was möglich ist,” erklärt Horst Kaisinger, Vorstand der Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll. Die Kooperation mit der Stadt Schwalmstadt als Flächenbesitzer ermöglichte die Realisierung des Solarparks unter Berücksichtigung von Biodiversitätsstandards.
Lokale Wertschöpfung durch Energiegenossenschaften
Die Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll hat in den letzten zehn Jahren etwa sieben Millionen Euro an direkter Wertschöpfung in der Region erzielt. Diese wirtschaftlichen Vorteile werden durch Zahlungen von Dividenden, Zinsen, Pachten und Gewerbesteuern vor Ort realisiert. Dieses Modell zeigt, wie erneuerbare Energien nicht nur ökologisch sinnvoll sind, sondern auch ökonomisch zur Stärkung ländlicher Räume beitragen können.
Die Genossenschaft plant bereits weitere Projekte, darunter eine Kooperation mit der Stadt Schwarzenborn und den Städtischen Werken AG aus Kassel zur Errichtung eines Energieparks mit Windkraftanlagen und möglicherweise einer weiteren Photovoltaik-Freiflächenanlage.
Sicherheitsrisiken bei Solarparks: Diebstahl in Malsfeld
Neben den positiven Entwicklungen gibt es auch Herausforderungen bei der Sicherung von Solarparks. Ein aktuelles Beispiel ist der Diebstahl von Kupferkabeln aus einem Solarpark in Malsfeld-Ostheim (Schwalm-Eder-Kreis).
In der Nacht vom 11. auf den 12. November 2024 verschafften sich unbekannte Täter gewaltsam Zutritt zu einem Solarpark an der Rotdornstraße in Malsfeld-Ostheim. Sie durchtrennten und entwendeten annähernd 1000 Meter verbauter Kupferkabel mit einem geschätzten Gesamtwert von 40.000 EUR. Der durch das gewaltsame Abtrennen der Kabel entstandene Sachschaden konnte zunächst nicht beziffert werden. Die Anzeige wurde am 22. November 2024 bei der Polizeistation Melsungen erstattet.
Dieser Vorfall steht nicht allein: In einem ähnlichen Fall haben Unbekannte im Dezember 2024 aus einem Solarpark in Gudensberg (ebenfalls Schwalm-Eder-Kreis) Kupferkabel und Wechselrichter im Gesamtwert von etwa 50.000 Euro gestohlen. Die Täter überwanden den Zaun, durchtrennten mehrere hundert Meter Stromkabel und demontierten einige Wechselrichter.
Diese Vorfälle verdeutlichen, dass die Sicherheit von Solarparks ein zunehmendes Problem darstellt. Die wertvollen Materialien und Komponenten machen die Anlagen zu attraktiven Zielen für Diebstähle. Betreiber sollten daher verstärkt in Sicherheitsmaßnahmen wie Überwachungssysteme, verbesserte Umzäunungen und regelmäßige Kontrollen investieren, um ihre Anlagen zu schützen.
Opels “grEEn-campus”: Unternehmensstandort mit nachhaltiger Energieversorgung
Der Automobilkonzern Stellantis, zu dem auch die Marke Opel gehört, treibt am Standort Rüsselsheim ein ambitioniertes Zukunftsprojekt voran: den “grEEn-campus”. Dieser soll als Herzstück der künftigen Stellantis Germany- und globalen Opel-Zentrale dienen und dabei konsequent auf Nachhaltigkeit setzen.
Umfassende Solarenergienutzung
Ein zentrales Element des “grEEn-campus” ist die geplante Photovoltaikanlage mit rund 7.000 Panels, die auf den Dächern installiert werden sollen. Diese sollen den gesamten Strombedarf der Bürogebäude decken. Durch diese regenerative Energieerzeugung soll sich der Komplex bilanziell klimaneutral betreiben lassen, ohne den Einsatz fossiler Energieträger.
Das Projekt ist Teil einer größeren Initiative: Stellantis und Prosolia Energy haben eine Vereinbarung zur Entwicklung, dem Bau, dem Betrieb und der Wartung von insgesamt acht neuen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland und Frankreich geschlossen. In Deutschland sollen drei der Photovoltaik-Projekte entstehen – an den Stellantis-Werken in Kaiserlautern, Rüsselsheim und Bochum – mit einer gemeinsamen Leistung von zehn Megawatt.
Ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept
Der “grEEn-campus” geht über die reine Solarenergienutzung hinaus und umfasst weitere Nachhaltigkeitskomponenten. Die Gebäudeklimatisierung erfolgt durch effiziente Wärmepumpentechnologie; die Bewässerung der Grünflächen wird mit Regenwasser vorgenommen, um den Wasserverbrauch zu senken. Zur Steigerung der Biodiversität trägt auch die Begrünung von Bauteilen bei.
Der erste Spatenstich für den “grEEn-campus” ist noch für dieses Jahr geplant. Das Projekt unterstreicht das Bekenntnis des Konzerns zu Opel als deutscher Marke und soll einen bedeutenden Beitrag zum Ziel von Stellantis leisten, bis 2038 CO2-neutral zu werden.
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Photovoltaik-Ausbau in Hessen: Trends und politische Rahmenbedingungen
Der Ausbau der Photovoltaik in Hessen erlebt einen bemerkenswerten Aufschwung. Im Jahr 2023 wurden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 680 Megawatt installiert, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 398 MW des Vorjahres. Die vorläufigen Ausbauzahlen für das erste Halbjahr 2024 lassen auf einen erneuten Rekordzubau für das Jahr 2024 schließen (358 MW).
Politische Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen
Die hessische Landesregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Ausbau der Solarenergie zu fördern. Der hessische Landtag hat am 16.11.2022 die Novelle des Energiegesetzes verabschiedet, die unter anderem vorsieht, dass auf neuen Parkplätzen mit mehr als 50 Stellplätzen sowie landeseigenen Gebäuden verpflichtend eine Photovoltaikanlage errichtet werden muss.
Ein wichtiges Instrument zur Förderung von Freiflächen-Solaranlagen ist das neu aufgelegte Solarkataster Hessen, das um Freiflächen ergänzt wurde. Es ermöglicht mit wenigen Klicks die Berechnung der Solarenergiepotentiale, beispielsweise auf dem eigenen Dach, und wurde als erfolgreichstes kostenfreies Informations- und Planungsangebot dieser Art mit über 330.000 Nutzern seit Ende 2016 bewertet.
Für die Ausweisung von Solarflächen sind in Hessen nach dem Inkrafttreten des Solarpakets der Bundesregierung am 15. Mai 2024 neue Regelungen gültig. Demnach sind in ganz Deutschland die landwirtschaftlich benachteiligten Gebiete für die Förderung von PV-Freiflächenanlagen nach dem EEG geöffnet. In Hessen gelten daher ca. 530.000 Hektar der landwirtschaftlichen Flächen als benachteiligt, was etwa 60% des Acker- und Grünlands des Bundeslandes entspricht.
Freiflächenanlagen im Fokus: Biodiversität statt Monokultur
Trotz des Booms bei der Solarenergie gibt es auch Herausforderungen und Kontroversen, insbesondere bei Freiflächenanlagen. Der Bau von Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen wird kontrovers diskutiert. Kritische Stimmen unter den Bauern und Umweltverbänden warnen vor einem unwiederbringlichen Verlust an landwirtschaftlichen Flächen. Ackerland solle primär der Nahrungs- und Futtermittelproduktion dienen, fordert beispielsweise der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Brandenburg.
Um diese Bedenken zu adressieren, haben der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) gemeinsam Kriterien für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen erarbeitet. Diese sehen vor, dass PV-Freiflächenanlagen durch eine Extensivierung der Flächennutzung eine Kombination von Natur- und Klimaschutz ermöglichen können. Insbesondere wenn die Flächen vorher konventionell landwirtschaftlich bewirtschaftet wurden, ist eine signifikante Verbesserung der Biodiversität erreichbar.
Die Zukunft der Solarenergie in Hessen
Die vorgestellten Projekte und Entwicklungen zeigen, dass Hessen auf einem guten Weg ist, die Energiewende durch den massiven Ausbau der Solarenergie voranzutreiben. Mit einem Anteil von 28,1 Prozent am Bruttostromverbrauch spielen erneuerbare Energien eine zunehmend wichtige Rolle in der hessischen Energieversorgung.
Der Erfolg der Energiewende hängt nicht nur von technischen und wirtschaftlichen Faktoren ab, sondern auch von der gesellschaftlichen Akzeptanz. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass Bürgerbeteiligung durch Energiegenossenschaften ein Schlüsselelement für die erfolgreiche Umsetzung von Solarprojekten sein kann. Gleichzeitig müssen Sicherheitsaspekte stärker berücksichtigt werden, um Anlagen vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen.
Die Integration von Biodiversitätskonzepten und die sorgfältige Auswahl geeigneter Standorte – vorzugsweise vorbelastete Flächen oder landwirtschaftlich weniger wertvolle Gebiete – können dazu beitragen, Konflikte zwischen Energieerzeugung, Landwirtschaft und Naturschutz zu minimieren. Mit diesem ausgewogenen Ansatz kann Hessen seinen Beitrag zur nationalen Energiewende leisten und gleichzeitig lokale Wertschöpfung und Umweltschutz fördern.
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