Veröffentlicht am: 15. April 2025 / Update vom: 15. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Schluss mit teuren Robotern? Open-Source Spezialist für KI Hugging Face übernimmt das französische Startup Pollen Robotics – Bild: Xpert.Digital
Roboter für Alle? Hugging Face will mit Open Source die Robotik umkrempeln
Von KI-Modellen zu echten Robotern: Hugging Face’s großer Plan nach Übernahme und fordert Big Tech mit Open Source heraus
Die Übernahme des französischen Robotik-Startups Pollen Robotics durch die Open-Source-KI-Plattform Hugging Face markiert einen bedeutenden Schritt in der Integration von künstlicher Intelligenz und Robotik. Mit diesem strategischen Schritt, der am 14. April 2025 bekannt gegeben wurde, strebt Hugging Face an, die Robotik durch Open-Source-Ansätze ähnlich zu demokratisieren, wie es dem Unternehmen bereits im Bereich der KI-Modelle gelungen ist. Das Hauptziel: Die Entwicklung und Nutzung von Robotern soll transparenter, zugänglicher und gemeinschaftlicher werden, während gleichzeitig eine Alternative zu den proprietären Systemen großer, kapitalstarker Unternehmen geschaffen wird.
Passend dazu:
- Der humanoide open-source Roboter Reachy 2 von Pollen Robotics: Innovation und Offenheit in der Robotik
Die strategische Bedeutung der Übernahme
Hugging Face, bekannt als zentrale Plattform für Open-Source-KI-Modelle, erweitert mit der Übernahme von Pollen Robotics sein Portfolio um physische Robotersysteme. Diese Akquisition ist die fünfte in der Unternehmensgeschichte, nach bemerkenswerten Zukäufen wie Gradio und XetHub. Im Zentrum der Übernahme steht der humanoide Roboter Reachy 2, ein von Pollen Robotics entwickeltes System mit ausdrucksstarken Kulleraugen und zwei Roboterarmen.
Clément Delangue, CEO von Hugging Face, betont die besondere Bedeutung von Open-Source-Lösungen im Bereich der Robotik: “Bei physischen Objekten ist das Vertrauen noch wichtiger als bei Software”. Diese Philosophie spiegelt das grundlegende Ziel wider, Robotik nicht nur technologisch voranzubringen, sondern auch ethische Standards zu setzen und Transparenz zu fördern.
Die Übernahme folgt logisch auf die bisherigen Schritte von Hugging Face im Robotik-Bereich. Bereits im März 2024 holte das Unternehmen Remi Cadene an Bord, einen ehemaligen Wissenschaftler von Teslas Optimus-Programm, um ein neues Open-Source-Robotikprojekt zu leiten. Unter seiner Leitung wurde im Mai 2024 die LeRobot-Bibliothek eingeführt, die sich schnell zur meistgenutzten Open-Source-Bibliothek für Robotik entwickelte, mit über 12.000 Sternen auf GitHub und mehr als 100 Repositories auf der Hugging Face Hub.
Reachy 2: Der Open-Source-Roboter im Fokus
Reachy 2, das Flaggschiffprodukt von Pollen Robotics, steht im Mittelpunkt der Übernahme. Dieser humanoide Roboter verfügt über fortschrittliche Eigenschaften:
- Zwei menschenähnliche Arme mit sieben Freiheitsgraden, die Objekte bis zu 3 kg manipulieren können
- Ein einzigartiges Orbita-Gelenksystem für den Hals und die Handgelenke, das fließende, multidirektionale Bewegungen ermöglicht
- Eine mobile Basis mit Omniwheels und LiDAR für nahtlose Navigation
- VR-Teleoperation, die eine intuitive Fernsteuerung ermöglicht
- Ein freundliches, zugängliches Design, das natürliche Interaktionen fördert
Der Roboter kann bereits einfache Aufgaben wie das Aufheben von Obst oder das Wegräumen von Tassen erledigen. Mit einem Preis von 70.000 US-Dollar ist Reachy 2 zwar kein Massenprodukt, aber im Vergleich zu anderen kommerziellen humanoiden Robotern relativ erschwinglich.
Laut Matthieu Lapeyre, Mitgründer und CEO von Pollen Robotics, nutzen bereits mehrere führende KI-Unternehmen Reachy 2 für die Erforschung der Robotermanipulation, obwohl er aus Vertraulichkeitsgründen keine Namen nennen kann. Renommierte Institutionen wie Accenture, CEA, CNRS, Cornell University und Carnegie Mellon University haben den Roboter bereits adoptiert.
Der Open-Source-Ansatz revolutioniert die Robotik
Die Open-Source-Strategie von Hugging Face für Reachy 2 umfasst mehrere Dimensionen:
- Offenlegung des Quellcodes für die Steuerungssoftware
- Veröffentlichung von Bauplänen, Komponentenlisten und 3D-Modellen
- Ermöglichung der gemeinschaftlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Systems
Dieser Ansatz bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Entwickler können kaputte Teile selbst ersetzen oder 3D-drucken, eigene Verbesserungen einbauen und bestehende Designs um neue Funktionen erweitern. Die Transparenz fördert zudem das Vertrauen in die Technologie, was laut Delangue besonders wichtig ist, wenn Roboter physische Aufgaben im Arbeitsumfeld oder zu Hause übernehmen sollen.
“Mit Open Source kann man nicht tricksen”, betont das Unternehmen. Diese Philosophie steht im Kontrast zu proprietären Systemen, bei denen Nutzer oft von den Herstellern abhängig sind und wenig Einblick in die Funktionsweise der Technologie haben.
KI als Schlüssel zur Demokratisierung der Robotik
Die Integration von künstlicher Intelligenz spielt eine entscheidende Rolle bei der Demokratisierung der Robotik. Traditionell erfordert der Einsatz von Robotern umfangreiches Spezialwissen und aufwändige Programmierung. Regelbasierte Systeme müssen mit Hunderten von Parametern konfiguriert werden, was für die meisten Unternehmen eine große Hürde darstellt.
Moderne KI kann diese Probleme durch implizites und zirkuläres Lernen beseitigen. Neuronale Netze können mit synthetischen Daten trainiert werden, um Objekte zu erkennen und zu manipulieren, ohne dass eine manuelle Parametrisierung erforderlich ist. Zudem können sie im laufenden Betrieb mit realen Daten kontinuierlich weitertrainiert werden.
Durch die Kombination von Open-Source-Robotik und fortschrittlicher KI will Hugging Face die Einstiegshürden senken und die Technologie einem breiteren Publikum zugänglich machen. Thomas Wolf, Mitgründer und Chief Scientist bei Hugging Face, fasst diese Vision zusammen: “Wir glauben, dass Robotik die nächste Grenze sein könnte, die durch KI erschlossen wird – und sie sollte offen, erschwinglich und privat sein. Unsere Vision: eine Zukunft, in der jeder in der Community, von Hobbyisten bis zu Unternehmen, Roboterassistenten oder -spiele bauen oder nutzen kann, ausgehend von offenen Lösungen statt geschlossener, ferngesteuerter Hardware.”
Hugging Face’s wachsendes Robotik-Ökosystem
Die Übernahme von Pollen Robotics ist Teil einer umfassenderen Strategie von Hugging Face im Bereich der Robotik. Das Unternehmen hat ein beeindruckendes Portfolio an Robotik-Projekten aufgebaut:
- März 2024: Remi Cadene, ehemaliger Wissenschaftler bei Teslas Optimus-Projekt, tritt Hugging Face bei, um das neue Open-Source-Robotikprojekt zu leiten
- Mai 2024: Einführung der LeRobot-Bibliothek, die schnell zur größten und umfassendsten Open-Source-Bibliothek für Robotik wird
- Juni 2024: Zusammenarbeit mit Pollen Robotics an Reachy 2, dem ersten Open-Source-Roboter, der von LeRobot angetrieben wird
- Oktober 2024: Kooperation mit @therobotstudio zur Veröffentlichung des SO-100-Arms, eines Hochleistungs-Roboterarms für etwa 100 USD
- November 2024: NVIDIA kündigt Zusammenarbeit mit Hugging Face an, um LeRobots Datenerfassungs-, Trainings- und Verifizierungsworkflow zu beschleunigen
- März 2025: NVIDIA stellt GR00T N1 vor, das erste offene Grundlagenmodell für humanoide Roboter, das auf den LeRobot SO-100-Roboterarm abgestimmt ist
Diese Entwicklungen zeigen, dass Hugging Face systematisch an einem umfassenden Ökosystem für Open-Source-Robotik arbeitet und dabei sowohl Hardware als auch Software abdeckt.
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Humanoide Roboter im Fokus: David gegen Goliath in der Tech-Branche
Der Markt für humanoide Roboter gilt als schwierig. Die Systeme sind oft fehleranfällig, und die Anwendungsfälle sind häufig unklar. Derzeit dominieren kapitalkräftige Firmen wie Tesla, Figure oder Agility Robotics den Markt.
Reachy 2 ist in seinem aktuellen Zustand noch relativ einfach; er kann nicht laufen, sondern bewegt sich auf einer rollenden Basis oder bleibt stationär. Im Vergleich zu kommerziellen Modellen wie Neura Robotics’ 4NE-1, Apptroniks Apollo, Figures Figure 02, Teslas Optimus oder Agility Robotics’ Digit wird er noch als Proof-of-Concept betrachtet.
Dennoch bietet der Open-Source-Ansatz ein enormes Potenzial. Lapeyre sieht in der Übernahme eine Chance, die bislang schwer zugängliche Robotik praxisnäher zu machen. Mit der Unterstützung von Hugging Face hofft Pollen Robotics, den Zugang zu dieser Technologie zu demokratisieren und ein Gegengewicht zu den dominierenden Großunternehmen zu schaffen.
Die Verschmelzung von KI und Robotik: Ein neuer Standard
Die langfristige Vision von Hugging Face und Pollen Robotics ist es, humanoide Roboter zu entwickeln, die in unserem Alltag integriert werden können. Laut Delangues Prognose für 2025 werden “mindestens 100.000 persönliche Roboter vorbestellt”, was ein massives Wachstum in diesem Bereich signalisiert.
Die aktuelle Welle der KI-Innovation hat zu einer erneuten Begeisterung für Robotik geführt, da Fortschritte in der KI die Fähigkeiten physischer Systeme verbessern. Einige führende Forscher argumentieren, dass KI eine physische Präsenz benötigen wird, um menschliche Intelligenz zu erreichen oder zu übertreffen, da dieses Wachstum ein direktes Verständnis der physischen Umgebung erfordern könnte.
Die Kombination von Open-Source-Strategien mit fortschrittlicher Robotik könnte den Weg für eine neue Ära der Automatisierung ebnen, in der humanoide Roboter zunehmend in unseren Alltag integriert werden. Die Möglichkeit, dass Entwickler weltweit an der Verbesserung von Reachy 2 arbeiten können, könnte zu einem schnelleren Fortschritt in der Robotik führen und neue Standards für die Branche setzen.
Demokratisierte Robotik: Die Zukunft der offenen Technologien
Die Übernahme von Pollen Robotics durch Hugging Face markiert einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung einer offenen, zugänglichen und transparenten Robotik-Ökosystems. Durch die Kombination von Open-Source-Hardware, fortschrittlicher KI und einer engagierten Entwicklergemeinschaft schaffen die Unternehmen eine Alternative zu den geschlossenen Systemen der großen Technologiekonzerne.
Die Demokratisierung der Robotik durch Open Source und KI hat das Potenzial, Innovation zu beschleunigen, Vertrauen zu fördern und die Technologie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Während noch Herausforderungen bestehen, zeigt die Strategie von Hugging Face einen vielversprechenden Weg auf, wie Robotik in Zukunft entwickelt und eingesetzt werden könnte – offen, kollaborativ und im Dienste der Gemeinschaft.
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