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Container-Rekord-Schiff ONE Innovation: Ein Schiff, größer als der Eiffelturm – Effizienz-Wunder oder teures Risiko?

Container-Rekord-Schiff ONE Innovation: Ein Schiff, größer als der Eiffelturm – Effizienz-Wunder oder teures Risiko?

Container-Rekord-Schiff ONE Innovation: Ein Schiff, größer als der Eiffelturm – Effizienz-Wunder oder teures Risiko? – Kreativbild: Xpert.Digital

Mehr als nur ein Rekord: Wie die Hightech-Giganten der Meere unsere Welt verändern

Containerschifffahrt: Weltweite Containerkapazität erreicht neue Höhen

Die Containerschifffahrt hat mit der ONE Innovation einen neuen Meilenstein erreicht. Das gewaltige Schiff der Reederei Ocean Network Express transportiert derzeit die größte Containerladung in der Geschichte der modernen Schifffahrt und verdeutlicht gleichzeitig die immensen logistischen Herausforderungen der maritimen Megacarrier.

Der neue Weltrekord in Zahlen

Mit 22.233 Standardcontainern an Bord hat die ONE Innovation einen historischen Rekord aufgestellt. Das Schiff verließ den Hafen von Singapur und steuert über einen Zwischenstopp im britischen Felixstowe den Hafen Rotterdam an, wo es voraussichtlich Mitte Oktober eintreffen wird. Diese Ladung übertrifft den bisherigen Rekord, den dasselbe Schiff im Dezember 2023 mit 22.000 Containern aufgestellt hatte.

Die ONE Innovation gehört zur neuen Generation von Containerriesen mit einer theoretischen Maximalkapazität von 24.136 TEU. Mit einer Länge von 400 Metern und einer Breite von 61,4 Metern gehört sie zu den größten Containerschiffen der Welt. Das charakteristische magentafarbene Schiff wurde 2023 von der Japan Marine United Corporation in der Kure-Werft gebaut und ist das erste von sechs Megamax-Schiffen der ONE-Flotte.

Ocean Network Express: Japanische Macht auf den Weltmeeren

Ocean Network Express entstand 2017 aus der Fusion der Containergeschäfte dreier japanischer Traditionsreedereien: Nippon Yusen Kaisha (NYK), Mitsui O.S.K. Lines (MOL) und K Line. Diese strategische Zusammenlegung schuf sofort eine der größten Containerreedereien weltweit mit einer kombinierten Flotte von ursprünglich 1,4 Millionen TEU. Heute operiert ONE mit mehr als 260 Schiffen und einer Gesamtkapazität von rund 2,0 Millionen TEU.

Die Reederei ist mittlerweile die sechstgrößte Containerreederei weltweit und bedient über 165 Schiffsrouten zu mehr als 120 Ländern. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Singapur und beschäftigt über 8.000 Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern. Als Mitglied der Premier Alliance kooperiert ONE mit anderen großen Reedereien bei der Optimierung der Schifffahrtsrouten zwischen Asien und Europa.

Technische Innovation und Nachhaltigkeit

Die ONE Innovation verkörpert den neuesten Stand der maritimen Technologie. Das Schiff ist mit einem modernen Rumpfdesign ausgestattet, das sowohl die Ladekapazität maximiert als auch den Treibstoffverbrauch minimiert. Zu den umweltfreundlichen Technologien gehören ein Bug-Windschutz, energiesparende Vorrichtungen und ein Abgasreinigungssystem, das den Emissionsvorschriften der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation entspricht.

Diese technologischen Innovationen sind Teil der Green Vision von ONE, die bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen will. Die Reederei setzt auf Dual-Fuel-Technologie, die sowohl herkömmliches Schweröl als auch sauberes verflüssigtes Erdgas (LNG) nutzen kann. Durch diese Ansätze können Ultra Large Container Vessels die CO2-Emissionen pro Tonne Fracht erheblich reduzieren.

Die Herausforderungen der Superschiffe

Während die enormen Schiffe beeindruckende Skaleneffekte bieten, bringen sie auch erhebliche logistische Herausforderungen mit sich. Nicht alle Häfen können diese Giganten abfertigen – sie benötigen spezielle Tiefwasserliegeplätze, übergroße Kräne und erweiterte Terminalkapazitäten. Der Hafen Rotterdam, das Ziel der ONE Innovation, verfügt über vier vollautomatisierte Terminals und eine Wassertiefe von 24 Metern, was die Abfertigung der weltweit größten Containerschiffe ermöglicht.

Die Beladung und Entladung solcher Megaschiffe stellt Hafenbetreiber vor besondere Herausforderungen. Die Abfertigung eines Schiffs mit 20.000 bis 24.000 TEU kann zwischen zwei und vier Tage dauern. Dabei werden Container mit einem Gesamtwert von über einer Milliarde Euro umgeschlagen. Diese Zeitspannen erfordern präzise Koordination und können bei Verzögerungen Dominoeffekte in globalen Lieferketten auslösen.

Singapur als Drehscheibe des Welthandels

Der Starthafen Singapur spielt eine zentrale Rolle in diesem System. Als zweitgrößter Containerhafen der Welt nach Shanghai hat Singapur 2024 ein neues Rekordvolumen von über 40 Millionen TEU abgewickelt. Der Hafen fungiert als wichtigste Umschlagsdrehscheibe der Welt und verarbeitet Container aus ganz Asien für die Weiterverteilung nach Europa und andere Kontinente.

Die anhaltenden Herausforderungen durch geopolitische Krisen, insbesondere die Krise im Roten Meer, haben Singapurs Bedeutung weiter verstärkt. Viele Reedereien umfahren den Suezkanal und nehmen stattdessen die Route um das Kap der Guten Hoffnung, was die Fahrtzeiten um etwa zwei Wochen verlängert. Dies führt zu zusätzlicher Belastung für Singapur als Zwischenstopp und logistische Drehscheibe.

Singapur investiert massiv in die Zukunft seiner Hafeninfrastruktur. Das Tuas Mega Port-Projekt wird schrittweise alle bestehenden Terminals ersetzen und bis 2040 eine jährliche Kapazität von 65 Millionen TEU erreichen. Das vollautomatisierte Terminal wird dann der größte Containerhafen der Welt sein.

 

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Diese innovative Technologie verspricht, die Containerlogistik grundlegend zu verändern. Anstatt Container wie bisher horizontal zu stapeln, werden sie in mehrstöckigen Stahlregalkonstruktionen vertikal gelagert. Dies ermöglicht nicht nur eine drastische Erhöhung der Lagerkapazität auf gleicher Fläche, sondern revolutioniert auch die gesamten Abläufe im Containerterminal.

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Smart Ports & Automatisierung: So verändert sich die Hafenlogistik

Die Wirtschaftlichkeit der Giganten

Ultra Large Container Vessels wie die ONE Innovation basieren auf dem Prinzip der Skaleneffekte. Durch das Transportieren enormer Containermengen in einer einzigen Fahrt können die Transportkosten pro Container erheblich gesenkt werden. Die Betriebskosten für ein 23.000-TEU-Schiff liegen bei etwa 5 Euro pro TEU und Tag, abhängig vom verwendeten Treibstoff.

Allerdings stoßen diese Skaleneffekte an ihre Grenzen. Experten argumentieren, dass bei Schiffen dieser Größenordnung die Kosteneinsparungen praktisch ausgeschöpft sind und weitere Vergrößerungen zusätzliche Infrastrukturkosten verursachen, die die Vorteile zunichte machen. Die hohen Anfangsinvestitionen für den Bau solcher Schiffe – oft mehrere hundert Millionen Euro pro Einheit – und die notwendigen Hafenmodernisierungen stellen zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen dar.

Rotterdam als europäischer Zielhafen

Der Hafen Rotterdam ist das ideale Ziel für die ONE Innovation. Als größter Hafen Europas verfügt Rotterdam über eine Hafenfläche von 100 Quadratkilometern und eine Gesamtlänge von 42 Kilometern. Die Hafentiefe von 24 Metern ermöglicht es den weltgrößten Containerschiffen, rund um die Uhr anzulegen.

Rotterdam operiert mit 14 Containerterminals für verschiedene Schiffstypen und verfügt über 20 Containerdepots auf einer Fläche von mehr als 120 Hektar. Der Hafen investiert kontinuierlich in den Ausbau seiner Kapazitäten. Die geplante Erweiterung des Maasvlakte II-Terminals wird ab 2026 zusätzliche 7 Millionen TEU jährlich abfertigen können.

Die strategische Lage Rotterdams macht ihn zu einem idealen Verteilzentrum für Europa. Der Hafen ist umgeben von Europas dichtesten Bevölkerungs- und Industriezentren, darunter das deutsche Ruhrgebiet, Paris und London. Diese Lage ermöglicht effiziente Weiterverteilung der Container per Bahn, Binnenschiff und LKW in ganz Europa.

Herausforderungen und Risiken der Überkapazitäten

Die Containerbranche steht vor dem Problem struktureller Überkapazitäten. Der weltweite Orderbestand für neue Containerschiffe erreichte 2025 mit 9,6 bis 10,4 Millionen TEU ein Rekordniveau. Dies entspricht mehr als 30 Prozent der aktiven Flotte. Für 2028 allein sind 3,3 Millionen TEU neue Kapazität geplant, was zu einem durchschnittlichen Flottenwachstum von über 6 Prozent pro Jahr führt.

Diese Überkapazitäten können zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen führen. Während Perioden geringer Nachfrage können die Betriebskosten von Ultra Large Container Vessels die Einnahmen übersteigen, was zu finanziellen Verlusten führt. Reedereien müssen die Größe ihrer Flotten sorgfältig mit den globalen Handelsvolumen abstimmen, um Überkapazitäten zu vermeiden, insbesondere während wirtschaftlicher Abschwünge.

Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeit

Trotz ihrer Größe bieten Megaschiffe wichtige Umweltvorteile. Durch ihre hohen Transportkapazitäten können sie die CO2-Emissionen pro Tonne Fracht erheblich reduzieren. Die Seeschifffahrt bleibt das nachhaltigste Transportmittel für den internationalen Handel. Moderne Ultra Large Container Vessels verwenden fortschrittliche Motoren mit Dual-Fuel-Technologie, die sowohl herkömmliches Schweröl als auch sauberes verflüssigtes Erdgas nutzen können.

Die Schiffe sind zudem mit Systemen zur Luftschmierung ausgestattet, die den Wasserwiderstand reduzieren, sowie mit Abwärmerückgewinnungssystemen für die Stromerzeugung an Bord. Emissionskontrollsysteme wie Scrubber und selektive katalytische Reduktion reduzieren Schwefeloxide und Stickoxide erheblich.

Globale Handelsströme und geopolitische Einflüsse

Die Route der ONE Innovation von Singapur über Felixstowe nach Rotterdam spiegelt die wichtigsten globalen Handelsströme wider. Die Asien-Europa-Route ist eine der verkehrsreichsten Containerschifffahrtsrouten der Welt und transportiert alles von Elektronikprodukten bis zu Automobilen und Rohstoffen.

Geopolitische Spannungen beeinflussen diese Handelsrouten erheblich. Die anhaltende Krise im Roten Meer zwingt viele Reedereien, ihre Routen zu ändern und das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren. Dies verlängert die Fahrtzeiten um etwa 18 Tage und erfordert zwei bis drei zusätzliche Schiffe pro Rotation. Handelskriege und Sanktionen zwingen Unternehmen zudem, neue Logistikstrategien zu entwickeln.

Technologische Trends und Automatisierung

Die Zukunft der Containerabfertigung liegt in der Automatisierung. Rotterdam plant vollautomatische Terminals, die mit autonomen Kränen und fahrerlosen Bodenfahrzeugen arbeiten. Singapurs Tuas Mega Port setzt bereits über 200 automatisierte Fahrzeuge ein, die rund um die Uhr mit RFID-Technologie für präzise Positionierung und Kollisionsvermeidung operieren.

Smart Port-Technologien nutzen Internet-der-Dinge-Geräte, künstliche Intelligenz und digitale Zwillinge zur Verwaltung von Liegeplätzen und Optimierung von Hafenoperationen. Diese Systemen ermöglichen Echtzeitdatenverarbeitung und sofortige Kommunikation für unterbrechungsfreie Abläufe.

Die Zukunft der Containerschifffahrt

Die ONE Innovation markiert sowohl den Höhepunkt als auch einen Wendepunkt in der Entwicklung der Containerschifffahrt. Während das Schiff beeindruckende Effizienzgewinne und Rekorde aufstellt, verdeutlicht es auch die Grenzen des Gigantismus in der Schifffahrt. Die Branche steht vor der Herausforderung, das richtige Gleichgewicht zwischen Größe, Effizienz und Flexibilität zu finden.

Zukünftige Entwicklungen werden sich wahrscheinlich auf nachhaltigere Antriebstechnologien, verbesserte Hafenautomatisierung und flexiblere Flottenstrukturen konzentrieren. Die Diversifizierung der Schiffsgrößen gewinnt an Bedeutung, wie der Anstieg der Bestellungen für kleinere Feeder-Schiffe zeigt. Gleichzeitig investieren Reedereien weiterhin in Ultra Large Container Vessels, um von Skaleneffekten zu profitieren und die wachsende globale Nachfrage nach Containertransporten zu bedienen.

Die ONE Innovation und ähnliche Megaschiffe werden noch viele Jahre die Haupthandelsrouten dominieren, aber ihre Rolle wird sich in einem sich wandelnden globalen Handelsumfeld weiterentwickeln müssen. Die Balance zwischen Effizienz, Nachhaltigkeit und operativer Flexibilität wird entscheidend für den langfristigen Erfolg dieser maritimen Giganten sein.

 

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