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Die PickUp-Logistik von Morgen?

Warum die Möbel aus dem Regallager abholen, wenn es nicht auch per Pick-Station geht? (Quelle: Pixabay)

Warum die Möbel aus dem Regallager abholen, wenn es nicht auch per Pick-Station geht? (Quelle: Pixabay)

Möbel bei Ikea am Drive-in-Schalter abholen

Wer kennt das nicht? Man ist im Auto unterwegs, der Hunger nagt und kurzentschlossen biegt man bei einer der großen Fastfood-Kette ab, bestellt sich am Drive-in-Terminal eines der Burger-Menüs und bekommt die prall gefüllte Tüte wenige Meter später durch das offene Fenster gereicht. Wie bequem wäre es, auf die gleiche Art den Einkauf sperrigerer Güter wie Möbel oder Baumarkt-Artikel erledigen zu können?

Nachdem die ersten Drive-Ins in Deutschland in den Fünfziger Jahren in Form der Autokinos aufgetaucht waren, dauert es noch bis weit in die Achtziger, ehe McDonald’s in Berlin den ersten Drive-in zum Verkauf seiner Burger eröffnete. Seitdem haben Drive-ins hierzulande einen imposanten Siegeszug angetreten und ihr Erfolg hat dazu geführt, dass die praktischen Schalter schon längst nicht mehr nur von Fastfood-Restaurants genutzt werden.

Einen Schwerpunkt bildeten Supermarkt-Ketten wie Rewe, Metro oder Real, welche die Abholung von online zuvor gekauften Artikeln in ihren Märkten testeten. Der Aktionismus der Händler hat einen guten Grund, hat sich der Onlinegigant Amazon doch mit seinem Fresh-Programm für Lebensmittel und den dazugehörigen Abholstationen in den USA bereits in Position gebracht. Beobachter sehen im Lebensmittelsegment deshalb auch einen der wichtigsten Einsatzbereiche für Click & Collect und andere Pickup-Lösungen, bei denen Käufer ihre Waren ganz nach Drive-in-Art ins Auto laden.

Bisher stehen handliche Artikel im Vordergrund – was ist mit Möbeln und Sperrgut?

Aber es müssen nicht nur Artikel des täglichen Bedarfs sein. Viele, die sich an einem Samstag durch einen vollen Baumarkt oder ihren sperrigen Einkaufswagen durch eines der großen Möbelhäuser schieben, haben sich sicherlich irgendwann einmal gewünscht, Ihre zuvor bestellten Waren bequem an einer Pickup-Station so eines Geschäfts abzuholen, anstatt sich in das Wochenendgetümmel stürzen zu müssen.

Jeder kennt sie, die riesigen Hochregallager von Möbelhäusern a la Ikea und Co., in denen all die Billy-, Raka- und Kalla-Schränke gelagert werden, bevor sie von den Käufern auf ihre Einkaufswagen gewuchtet werden. Von ihrer Konstruktion her eignen sich automatisierte vertikale Karusselllager ideal zur Lagerung derart großformatiger und schwerer Waren. Mit ihren geringen Abmessungen lassen sie sich optimal auf begrenztem Raum unterbringen und in der Höhe auf zehn Meter und mehr ausdehnen. Warum sollte ein solcher Lagerlift nicht in den Eingangsbereich oder gleich direkt ins Parkhaus des Geschäfts integriert werden? Konsumenten könnten sich den langwierigen Gang durch den Bau- oder Möbelmarkt sparen und den gewünschten Artikel direkt abholen. Doch Kunden von Ikea und seinen Konkurrenten müssen sich vorerst gedulden, denn noch zeigt keines der Unternehmen Bestrebungen, derartige Abholstationen einzurichten. Kein Wunder, profitieren die Möbelhäuser doch immens von den vielen Impulskäufen ihrer Kunden, die mit ihren Einkäufen auf ihrem langen Weg zur Kasse unzählige verlockende Angebote passieren.

Obwohl gleiches für Baumärkte gilt, sind diese bereits weiter. Insbesondere wenn es um die Abholung schwerer Waren wie beispielsweise Fliesen oder Baumaterial geht, macht eine Pickup-Station durchaus Sinn. Große Player wie Hornbach oder Bauhaus haben in dieser Hinsicht bereits reagiert, bieten sie doch Verbrauchern vereinzelt Märkte mit integrierten Drive-in-Bereichen an.

Von der Vision zur Realität: Walmart lässt Kunden ihre Einkäufe aus einem Shuttle abholen

Egal ob Möbel oder Lebensmittel, im Vergleich zum Versand hat das Pickup-System den Vorteil, dass der Kunde zwar einen Umweg fahren und die Ware selbst abholen muss, dafür aber frei über die Abholzeit entscheiden kann und die teils happigen Versandkosten spart. Angesichts der breiten geografischen Abdeckung von Supermarktketten in Deutschland dürfte der Umweg für die meisten Kunden nicht weiter ins Gewicht fallen. Technisch ist eine solche Lösung inzwischen dank modernster Lagersysteme problemlos machbar, da sie teilweise auch gekühlte Waren aufnehmen können.

Wie dieser Pickup gekaufter Waren in der Realität funktionieren kann, präsentiert der US-amerikanische Handelsriese Walmart. Das Unternehmen hat begonnen, in seinen US-Geschäften „Pickup Tower“ zu errichten, aus denen die Kunden ihre zuvor online getätigten Einkäufe abholen. Die Abholstationen vom Format eines Lagershuttles sind inzwischen in den Eingangsbereichen von 200 Läden aufgestellt, wobei bis Ende 2018 weitere 500 dieser Einheiten hinzukommen sollen.

Lagergeräte wie der von Walmart eingesetzte Tower haben den Vorteil, dass sie auf vergleichsweise kleiner Grundfläche eine sehr große Anzahl heterogener Artikel sicher einlagern und bei Bedarf äußerst schnell bereitstellen können. Auch die bei der Herausgabe der Einkäufe erforderliche Genauigkeit bleibt bei diesen Systemen mit ihrer Pick-Präzision von annähernd einhundert Prozent gewahrt.

Nach dem Kauf erhalten Kunden eine E-Mail mit dem Barcode, der am Tower gescannt wird. Die Bereitstellung der Ware erfolgt dann in unter einer Minute. Um auch größere Artikel wie Fernseher auf diese Weise verkaufen zu können, werden die Geräte nun mit zusätzlichen verschließbaren Boxen ausgestattet. Mit der Kundenakzeptanz ist Walmart sehr zufrieden, denn bisher sind über 500.000 Orders über die Tower erfolgt. Es bleibt abzuwarten, ob und wann sich Ikea & Co. von einer solchen Lösung überzeugen lassen. Der Dank ihrer Kunden wäre ihnen sicher.

 

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