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Otto Group übernimmt Hermes Germany vollständig zurück – Advent verkauft 25-Prozent-Anteil

Otto Group übernimmt Hermes Germany vollständig zurück – Advent verkauft 25-Prozent-Anteil

Otto Group übernimmt Hermes Germany vollständig zurück – Advent verkauft 25-Prozent-Anteil – Bild: Xpert.Digital

Keine eigenen Fahrer mehr? Hermes in der Krise – jetzt greift die Otto Group durch

231 Millionen Euro Verlust: Die bittere Wahrheit hinter dem Not-Rückkauf bei Hermes

Der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group übernimmt den Paketdienstleister Hermes Germany wieder vollständig. Nach einer nur fünfjährigen Partnerschaft verkauft der Finanzinvestor Advent International seinen 25-prozentigen Anteil zurück an den Mutterkonzern. Dieser strategische Schritt erfolgt jedoch nicht aus einer Position der Stärke, sondern inmitten einer tiefen wirtschaftlichen Krise bei Hermes. Mit einem alarmierenden Jahresfehlbetrag von 231 Millionen Euro und einem auf null abgeschriebenen Buchwert kämpft der Logistiker ums Überleben, geplagt von sinkenden Paketmengen und einem ruinösen Wettbewerb.

Als Reaktion wurde bereits ein drastisches Sanierungsprogramm eingeleitet, das nicht nur den Abbau von bis zu 850 Stellen vorsieht, sondern auch einen radikalen Strategieschwenk beinhaltet: Hermes wird die Paketzustellung künftig komplett an Subunternehmer auslagern und keine eigenen Fahrer mehr beschäftigen – ein von Gewerkschaften scharf kritisierter Schritt. Entgegen aller Verkaufsgerüchte stellt die Otto Group mit dem Rückkauf klar, dass sie die Sanierung selbst in die Hand nehmen und Hermes als essenziellen Baustein für ihr E-Commerce-Geschäft erhalten will.

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Die Otto Group wird wieder alleiniger Eigentümer des Paketdienstleisters Hermes Germany. Der Finanzinvestor Advent International verkauft seine 25-Prozent-Minderheitsbeteiligung zurück an den Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern. Die entsprechende Vereinbarung wurde Anfang November 2025 geschlossen, der Abschluss der Transaktion wird noch vor Jahresende erwartet. Finanzielle Details der Rückkaufvereinbarung wurden nicht veröffentlicht.

Hintergrund der strategischen Partnerschaft

Die Zusammenarbeit zwischen Advent und der Otto Group begann im Jahr 2020. Damals erwarb Advent International 25 Prozent der Anteile an Hermes Germany und 75 Prozent an Hermes UK (später in Evri umbenannt). Der Kaufpreis für die gesamte Transaktion betrug damals Medienberichten zufolge rund 1 Milliarde Euro. Ziel der Partnerschaft war es, Hermes bei der digitalen Transformation und dem Ausbau der Logistikkapazitäten zu unterstützen und dem Unternehmen weiteren finanziellen Spielraum für Investitionen im hart umkämpften Paketgeschäft zu verschaffen.

Ranjan Sen, Managing Partner bei Advent, erklärte zum Ende der Partnerschaft: „Gemeinsam haben wir Hermes Germany in einer wichtigen Phase seiner Entwicklung unterstützt”. Kay Schiebur, Vorstandsmitglied der Otto Group für den Bereich Services, betonte: „Durch die sehr vertrauensvolle Partnerschaft mit Advent konnte Hermes Germany in den letzten fünf Jahren erfolgreich weiterentwickelt werden. Wir sind überzeugt, dass wir nun die nächsten wichtigen Schritte eigenständig und zielgerichtet umsetzen können”.

Dramatische wirtschaftliche Situation bei Hermes Germany

Der Rückkauf erfolgt vor dem Hintergrund erheblicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Im Geschäftsjahr 2024/2025 (endete im Februar 2025) verzeichnete Hermes Germany einen Jahresfehlbetrag inklusive Abschreibungen von 231 Millionen Euro bei einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Fehlbetrag noch bei 63 Millionen Euro gelegen. Der Buchwert der Beteiligung im Otto-Konzern wurde auf null gesetzt.

Als zentrale Ursache für die Verluste gelten sinkende Paketmengen. In der Zustellbranche gilt als Faustregel: Zehn Prozent weniger Pakete bedeuten einen Rückgang im Vorsteuergewinn um 50 Prozent bei gleicher Netzinfrastruktur. Hinzu kommen steigende Energiekosten und ein intensiver Wettbewerb unter den fünf großen deutschen Paketdienstleistern – Deutsche Post/DHL, DPD, GLS, UPS und Hermes.

Im Geschäftsbericht der Otto Group wird zudem gewarnt: „Im Segment Services bestehen insbesondere in der Logistik noch signifikante Risiken”. Es bestehe „ein Risiko, dass die Otto Group neue Turnaround-Prozesse oder Schließungen anstoßen muss”.

Full Potential Program mit massivem Stellenabbau

Als Reaktion auf die Krise hatte Hermes Germany im April 2025 ein umfassendes Restrukturierungsprogramm angekündigt, das sogenannte Full Potential Program. Im Rahmen dieses Programms werden bis zu 850 Stellen abgebaut – zu gleichen Teilen im kaufmännischen wie im gewerblichen Bereich. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi wurden konkret 700 Arbeitsplätze gestrichen.

Besonders einschneidend: Hermes gibt die Eigenzustellung komplett auf und verlagert diese auf Subunternehmen. Ende 2024 beschäftigte der Paketdienstleister rund 5.500 eigene Angestellte, während etwa 10.000 bis 10.500 Zusteller über Fremdfirmen tätig waren. Zukünftig soll die Zustellung vollständig von externen Fahrern übernommen werden. Auch die Servicetouren zur Belieferung von Paketshops werden nicht mehr von eigenen Fahrern durchgeführt, sondern fremdvergeben.

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert diesen Schritt massiv: „Wir halten diesen Weg für grundverkehrt und sind weiterhin davon überzeugt, dass ein Unternehmen mit Eigenzustellung und starker Marktpräsenz bessere Chancen auf nachhaltigen Erfolg hat”. Gleichzeitig warnt Verdi: „Der Druck auf die verbleibenden Kolleginnen wird steigen. Wenn mit weniger Personal gleiche oder bessere Ergebnisse erzielt werden sollen, bleibt das nicht aus”.

Keine Verkaufsabsicht – Fokus auf eigene Sanierung

In den Wochen vor dem angekündigten Rückkauf waren Spekulationen über einen möglichen Verkauf von Hermes Germany an ausländische Investoren aufgekommen. Vorstandsvorsitzende Petra Scharner-Wolff stellte jedoch im Oktober 2025 klar: „Wir haben nicht vor, Hermes Germany abzugeben”. Stattdessen will die Otto Group den Logistikdienstleister vollständig zurückholen und eine eigene Sanierung umsetzen: „Diesen Anteil werden wir zeitnah zurückkaufen und eine eigene Sanierung umsetzen”.

Die Otto Group betrachtet Hermes als essenziellen Bestandteil ihrer digitalen Infrastruktur und sieht in einer stabilen Logistik eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum im E-Commerce. Kay Schiebur erklärte dazu: „Durch die sehr vertrauensvolle Partnerschaft mit Advent konnte Hermes Deutschland in den letzten fünf Jahren erfolgreich weiterentwickelt werden. Wir sind überzeugt, dass wir nun die nächsten wichtigen Schritte eigenständig und zielgerichtet umsetzen können”.

Advent bereits aus britischem Geschäft ausgestiegen

Der Ausstieg von Advent bei Hermes Germany erfolgt ein Jahr, nachdem sich der Investor bereits aus dem britischen Geschäft zurückgezogen hatte. Im Jahr 2024 verkaufte Advent seine Mehrheitsbeteiligung an Evri (ehemals Hermes UK) an den US-Investor Apollo Capital Management. Kurz darauf gaben Evri und DHL eCommerce UK im Mai 2025 eine strategische Fusion bekannt. Die britische Wettbewerbsbehörde CMA genehmigte die Fusion im September 2025 bedingungslos, ebenso wie die EU-Kommission. Das fusionierte Unternehmen liefert jährlich über 1 Milliarde Pakete und zusätzlich über 1 Milliarde Geschäftsbriefe aus.

Mit dem nun beschlossenen Verkauf der deutschen Anteile endet die seit 2020 bestehende strategische Partnerschaft zwischen Advent und der Otto Group endgültig.

 

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