Veröffentlicht am: 27. April 2025 / Update vom: 27. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Microsofts KI-Strategie unter Druck: ChatGPT im Vorteil
KI-Wettlauf: Warum ChatGPT Microsoft Copilot abhängt
Eine interne Microsoft-Präsentation offenbart eine bemerkenswerte Entwicklung in der KI-Landschaft: Während ChatGPT ein kontinuierliches Wachstum verzeichnet, stagniert die Nutzerbasis von Microsoft Copilot. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Marktdynamik im KI-Bereich auf und hat weitreichende Implikationen für Microsofts Strategie.
Microsoft Copilot basiert derzeit hauptsächlich auf den Large-Language-Modellen (LLMs) von OpenAI, insbesondere auf GPT-4. In verschiedenen Copilot-Versionen – etwa für Microsoft 365, Windows, Edge oder Bing – kommt GPT-4 als zentrales Sprachmodell zum Einsatz. Durch die Integration von Microsoft Graph werden zudem Unternehmensdaten und Kontextinformationen genutzt, um die Antworten zu personalisieren.
Seit Anfang 2025 steht mit „Think Deeper“ auch das neue OpenAI-Modell o1 für Copilot-Nutzer zur Verfügung. Diese Funktion, die ursprünglich Copilot Pro-Abonnenten vorbehalten war, basiert explizit auf dem OpenAI o1-Modell und ist inzwischen für alle Nutzer kostenlos nutzbar. Sie ermöglicht tiefere Analysen und strukturierte Antworten bei komplexeren Fragestellungen.
Microsoft arbeitet aktuell daran, die Abhängigkeit von OpenAI zu verringern. Es werden bereits eigene KI-Modelle entwickelt und Alternativen wie DeepSeek, Meta Llama oder xAI Grok getestet, um langfristig mehr Flexibilität und Unabhängigkeit zu erreichen. Bislang jedoch ist GPT-4 von OpenAI das Hauptmodell hinter Copilot, ergänzt durch neue Modelle wie o1 für spezielle Funktionen.
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Die ernüchternden Zahlen
Bei einem jährlichen Führungskräftetreffen im März 2025 präsentierte Microsofts Finanzchefin Amy Hood eine Grafik, die das Wachstum beider Plattformen gegenüberstellte. Das Ergebnis war ernüchternd: Während Copilot bei etwa 20 Millionen wöchentlichen Nutzern stagniert, wächst ChatGPT stetig und erreicht mittlerweile rund 400 Millionen wöchentliche Nutzer. Das bedeutet, dass Microsoft Copilot nur etwa 5% der Nutzerbasis von ChatGPT erreicht.
Diese Zahlen sind besonders beunruhigend für Microsoft, wenn man bedenkt, dass es weltweit rund 1,5 Milliarden Windows-Nutzer gibt, von denen offenbar nur etwas mehr als 1% regelmäßig Copilot verwenden – trotz der tiefen Integration in das Betriebssystem. ChatGPT hingegen konnte allein im Juni 2024 einen neuen Besucherrekord mit 2,9 Milliarden Zugriffen verzeichnen.
Rasantes Wachstum bei ChatGPT
Die Wachstumsdynamik von ChatGPT ist beeindruckend. Während es neun Monate dauerte, von 100 Millionen wöchentlich aktiven Nutzern im November 2023 auf 200 Millionen im August 2024 zu wachsen, verdoppelte sich diese Zahl in den folgenden sechs Monaten erneut. Bis Februar 2025 war die Plattform auf 400 Millionen wöchentliche Nutzer angewachsen. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Akzeptanz und Verbreitung von ChatGPT in verschiedenen Nutzergruppen.
Strategische Bedeutung für Microsoft
Der Vergleich zwischen Copilot und ChatGPT ist aus mehreren Gründen von besonderem Interesse:
Massive Investitionen und Integration
Microsoft hat in den vergangenen Jahren Milliarden in die KI-Entwicklung investiert. Das Unternehmen hat Copilot in nahezu alle seine Produkte integriert – von Windows 11 über Microsoft 365 bis hin zum Edge-Browser. Zudem wurden spezielle Copilot+ PCs auf den Markt gebracht und sogar eine dedizierte Copilot-Taste auf Tastaturen eingeführt. Diese umfassende Strategie sollte eigentlich zu einer breiten Nutzerbasis führen.
Finanzielle Verflechtungen mit OpenAI
Besonders pikant ist die Situation, da Microsoft gleichzeitig einer der größten Investoren in OpenAI ist, den Entwickler von ChatGPT. Microsoft hat sich durch Investitionen exklusiven Zugang zu OpenAIs Modellen gesichert, die auch in Copilot zum Einsatz kommen. Dass nun ausgerechnet das Konkurrenzprodukt des eigenen Partners erfolgreicher ist, stellt das Unternehmen vor ein strategisches Dilemma.
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Ursachen für die Diskrepanz
Die Gründe für den unterschiedlichen Erfolg beider Plattformen sind vielschichtig:
Nutzerakzeptanz und Mehrwert
Ein zentrales Problem scheint die Bereitschaft der Nutzer zu sein, für KI-Funktionen zu bezahlen. Microsoft hat Ende 2024 eine Preiserhöhung von 30% für Microsoft 365 angekündigt und dies mit neuen KI-Funktionen begründet. Diese Preiserhöhung stieß bei vielen Nutzern auf Kritik, besonders da der Mehrwert der KI-Funktionen für viele Anwender nicht klar ersichtlich ist.
Qualität und Benutzerfreundlichkeit
Kritische Berichte deuten darauf hin, dass die von Copilot produzierten Ergebnisse häufig als experimentell oder qualitativ minderwertig wahrgenommen werden. Die aggressive Integration in bestehende Produkte wird teilweise als aufdringlich empfunden, was die Nutzerakzeptanz weiter verringert.
Unterschiedliche Stärken
Während Copilot vor allem in der Microsoft-Umgebung seine Stärken ausspielt und im Office-Management überzeugt, wird ChatGPT für seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in verschiedenen Kontexten geschätzt. Diese Vielseitigkeit könnte ein entscheidender Faktor für den größeren Erfolg von ChatGPT sein.
Reaktionen und Gegenmaßnahmen von Microsoft
Microsoft hat auf die Herausforderungen mit verschiedenen Strategien reagiert:
Personelle Umstrukturierung
Microsoft hat Mustafa Suleyman, Mitbegründer von Google DeepMind und ehemaliger CEO des KI-Start-ups InflectionAI, angestellt, um weniger abhängig von OpenAI zu werden und Copilot neu zu konzipieren. Suleyman konzentriert sich dabei auf die “Rate der erfolgreichen Sitzungen” (SSR) als wichtige Metrik für die Verbesserung von Copilot.
Neue Funktionen und kostenlose Angebote
Im Januar 2025 hat Microsoft “Think Deeper” eingeführt, eine auf dem o1-Modell von OpenAI basierende Funktion, die kostenlos für alle Copilot-Nutzer verfügbar ist. Zudem wurden bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens neue Funktionen für Copilot angekündigt, darunter verbesserte Proaktivität und Aktionsfähigkeiten.
Fokus auf geschäftliche Anwendungen
Microsoft betont verstärkt den geschäftlichen Nutzen von Copilot. Laut Quartalsbericht vom Oktober 2024 hat sich die Anzahl der täglichen Nutzer von Microsoft 365 Copilot im Vergleich zum Vorquartal mehr als verdoppelt, und fast 70% der Fortune 500-Unternehmen nutzen inzwischen Microsoft 365 Copilot.
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Warum der Vergleich so interessant ist
Der Wettbewerb zwischen ChatGPT und Copilot ist aus mehreren Gründen von besonderer Bedeutung:
Richtungsweisend für die KI-Landschaft
Die Entwicklung zeigt, dass technologische Integration allein nicht ausreicht, um Nutzer zu überzeugen. Trotz massiver Investitionen und der Integration in weit verbreitete Produkte kann Microsoft nicht mit dem Wachstum von ChatGPT mithalten. Dies könnte ein Indikator dafür sein, wie sich der KI-Markt in Zukunft entwickeln wird.
Strategisches Dilemma für Microsoft
Microsoft befindet sich in einer komplexen Situation: Als Investor in OpenAI profitiert das Unternehmen vom Erfolg von ChatGPT, gleichzeitig konkurriert das eigene Produkt Copilot direkt damit. Diese Doppelrolle führt zu interessanten strategischen Überlegungen und könnte langfristig die Partnerschaft beeinflussen.
Frage nach dem richtigen Geschäftsmodell
Der Vergleich wirft grundlegende Fragen zum Geschäftsmodell für KI-Produkte auf. Sollten sie als eigenständige Dienste angeboten werden, wie ChatGPT, oder in bestehende Produkte integriert werden, wie bei Microsoft? Die unterschiedlichen Erfolgsraten beider Ansätze könnten richtungsweisend für die gesamte Branche sein.
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KI-Zukunft: Was Microsoft von ChatGPT lernen muss
Die stagnierende Nutzerentwicklung bei Microsoft Copilot im Vergleich zum kontinuierlichen Wachstum von ChatGPT stellt eine bedeutende Herausforderung für Microsofts KI-Strategie dar. Trotz massiver Investitionen und umfassender Integration in bestehende Produkte scheint das Unternehmen Schwierigkeiten zu haben, Nutzer von seinem KI-Assistenten zu überzeugen.
Die Entwicklung verdeutlicht, dass in der KI-Branche nicht nur die technologische Leistungsfähigkeit entscheidend ist, sondern auch Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, wahrgenommener Mehrwert und ein überzeugendes Geschäftsmodell. Der Wettbewerb zwischen diesen beiden Plattformen wird maßgeblich beeinflussen, wie sich der Markt für KI-Assistenten in den kommenden Jahren entwickelt und welche Strategien andere Unternehmen verfolgen werden.
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