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Grüne Intralogistik – für eine nachhaltige Supply Chain

Grüne Intralogistik

Shutterstock, Dieter Hawlan

Eine nachhaltige Produktion, der Schutz der Umwelt und die Verringerung von CO2-Emissionen sind für immer mehr Firmen zu einem fest verankerten Unternehmensziel geworden. Dieser sich quer durch alle Branchen ziehende Trend resultiert zum einen aus härteren staatlichen Auflagen und zum anderen aus einem gewandelten Umweltbewusstsein auf Kundenseite, von wo aus verstärkt nachhaltige Erzeugnisse gefordert werden.

Wenn sie nicht von Haus aus ihr unternehmerisches Handeln anhand ökologischer Gesichtspunkte gesteuert haben, satteln immer mehr Firmen zumindest teilweise auf eine grüne Produktion um. So gibt es in der Modeindustrie neben all der Fast Fashion großer Modeketten und -labels mit ihren zum Teil im zweiwöchentlichen Rhythmus wechselnden Kollektionen eine Reihe von Anbietern, die sich einer nachhaltigen Produktion verschrieben haben. Sie zeichnen sich durch die sparsame Verwendung ökologisch einwandfreien Rohstoffen, eine ressourcenschonende Herstellung und die Langlebigkeit ihrer Produkte aus. Ihr Ziel ist, den klimatischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten und die Umwelt auf diese Weise nicht unnötig zu belasten. Der Anteil dieser grünen Unternehmen, die die Nachhaltigkeit fest in ihren Grundsätzen und Strategien verankert haben, wächst beständig. Ähnlich verhält es sich mit Firmen aus der Lebensmittel-, Agrar- oder Konsumgüterindustrie.

Doch in Zeiten globaler Produktion und Nachfrage reicht es für ein ganzheitlich nachhaltig denkendes Unternehmen nicht mehr, die Waren bloß ökologisch herzustellen. Für eine durchgängig grüne Unternehmensphilosophie sollte darüber hinaus die gesamte Supply Chain auf die Einhaltung der hohen Ansprüche überprüft werden. Wird dies erfolgreich umgesetzt, ist schon eine Menge getan, denn die Logistik ist für etwa 10 Prozent der ausgestoßenen CO2-Emissionen verantwortlich. Dabei spielt der Bereich des außerbetrieblichen Transports mit 75 Prozent die mit Abstand größte Rolle.

Ressourcenschonende Logistik

Die Stromerzeugung erfolgt häufig durch fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas, oder Kohle und setzt in hohem Maße schädliche CO2-Emissionen frei. Ein erster Schritt des nachhaltig wirtschaftenden Unternehmens wäre somit die Wahl eines Anbieters regenerativer Energien aus Wind-, Wasser- und Solarkraft oder eines Logistikdienstleisters, der sich den Einsatz der alternativen Energieformen auf die Fahnen geschrieben hat. Doch auch diese Energie muss aufwändig und oft genug wenig umweltfreundlich erzeugt werden. Für die Durchsetzung einer grünen Logistik müssen folglich beides, Energieverbrauch und Anteil fossiler Brennstoffe reduziert werden.

Für Anbieter, die in Übersee produzieren, lassen sich energiezehrende Bereiche wie beispielsweise die Verschiffung durch internationale Reedereien nur schwer beeinflussen. Immerhin kann der Verbrauch durch die Wahl des Transportmittels Schiff gegenüber dem schnelleren, aber bei weitem umweltbelastenderen Flugzeug reduziert werden.

Aus Nachhaltigkeitsaspekten ist beim Transport über Land die Bahn den LKWs vorzuziehen. Jedoch lassen Letztere sich für kaum einen Anbieter völlig ausschalten. Hier kann der ökologisch wirtschaftende Produzent durch Wahl eines Logistikdienstleisters seine Bilanz verbessern. DHL bietet seinen Kunden beispielsweise mit GoGreen die Möglichkeit dazu, Waren klimaneutral zu verschicken. Innerhalb Deutschlands ist dies ein kostenfreier Standard bei allen Sendungen, im Ausland ist der Service gegen einen Aufpreis verfügbar.

Die externen Logistikdienstleister sind jedoch zumeist schon von sich aus bemüht, ihre CO2-Bilanz aufzubessern. Grund sind zum einen staatliche Vorschriften und die hochgesteckten Ziele der Bundesregierung zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Andererseits sind es die Kosten für Treibstoff und beispielsweise durch Staus verursachte Zeit- und Produktivitätsverluste, welche die Anbieter dazu drängen, ressourcenschonender zu operieren. Ausgefeilte Spritspartechniken helfen, ebenso wie eine vollvernetzte Kommunikation zwischen Fahrer und Zentrale, welche diesen immer auf der kürzestmöglichen staufreien Route zum Ziel führt.

Durch die Wahl geeigneter Transportmittel und einem modernen Transportmanagement dort, wo sich keine energieschonenderen Lösungen finden lassen, kann der nachhaltige Produzent seine Supply Chain folglich bis zum Lager nach seinen Grundsätzen größtenteils gestalten.

Grüne Intralogistik

Sobald das eigene oder angemietete Lager erreicht ist, kommt einer grünen Intralogistik die Aufgabe zu, ebenfalls den ökologischen Grundsätzen des Unternehmens zu entsprechen. Da die Intralogistik mit einem Anteil von immerhin etwa 25 Prozent am Gesamtverbrauch der Logistik beteiligt ist, ist auch dieser Bereich von großer Bedeutung  für eine nachhaltige Gestaltung der Supply Chain.

Einer Untersuchung (Dobers, Schneider, Guba und A. Könneker, „Strommessungen an Logistikstandorten – Ermittlung von verbrauchsspezifischen Stromkennzahlen,“ 2012) zufolge teilt sich der Energieverbrauch in der Intralogistik folgendermaßen auf:

Für ökologisch orientierte Firmen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die betriebsinternen Prozesse in diesen Bereichen anhand nachhaltiger Gesichtspunkte zu optimieren. Dabei schließen sich ökologisches und gewinnorientiertes Handeln nicht gegenseitig aus. Im Idealfall ergänzen sie sich und führen dazu, dass sich auch nachhaltige Lösungen mit höheren Investitionskosten nach relativ kurzer Zeit amortisieren können.

So können schon durch Investitionen in die Installation moderner LED-Leuchtmittel im gesamten Lager die Stromkosten und CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Hinzu kommen Einsparungen durch ein intelligentes Beleuchtungskonzept: Anstatt das gesamte Lager ständig komplett auszuleuchten, kann durch eine moderne Lichtsteuerung viel Energie gespart werden. Eine effektive Anlage beleuchtet die Lagergassen lediglich dann, wenn sie von einem Kommissionierer aufgesucht werden. Auch werden die Leuchtquellen nicht mehr wahllos über das gesamte Lagerareal verteilt, sondern nur noch dort verwendet, wo sie auch benötigt werden: In den Gängen zwischen den Regalen, den Kommissionierstationen und Zufahrtswegen für An- und Abtransport der Waren. Allein durch derartige Maßnahmen lassen sich bis zu 40 Prozent des vorherigen Energiebedarfes für die Beleuchtung einsparen.

Kombiniert sind Lagerung und Kommissionierung für über zwei Drittel des Energieverbrauchs in der Intralogistik verantwortlich. Da macht es Sinn, nach einer nachhaltigen Lösung für diesen Bereich zu suchen. Wenn es darum geht, Nachhaltigkeit über die Stromrechnung zu messen, sind moderne Lagerliftsysteme oder Karusselllager eine optimale Alternative zu herkömmlichen Regallagern: Zum einen erlaubt ihre Konstruktion die hochverdichtete Lagerung vieler Artikel auf kleinen Raum. Das Unternehmen spart so Lagerflächen und damit die dafür anfallenden Energiekosten und CO2-Emmissionen. Zum anderen können mit den automatisierten Systemen Ein-, Auslagerung und Kommissionierung der Waren erheblich schneller und präziser durchgeführt werden. Dazu werden Öko-Bilanz und Verbrauch durch eine Reihe weiterer Merkmale wie beispielsweise Stand-by-Betrieb, energieeffiziente Antriebssysteme oder die Konstruktion der Geräte in Leichtbauweise weiter optimiert. » Mehr dazu hier

Aber es gibt auch Wege, die ökologische Bilanz mit nur geringem finanziellen Einsatz zu verbessern. Dazu gehören organisatorische Maßnahmen wie beispielsweise die Ausstattung der Lagerarbeiter mit passender Kleidung, um Temperaturschwankungen im Lager auszugleichen und auf diese Weise Stromkosten zu sparen. Auch Mitarbeiterschulungen helfen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsaspekte zu steigern, um dadurch die Ökobilanz zu verbessern.

Damit die Maßnahmen zur ökologischen Optimierung von der Belegschaft gelebt und dauerhaft umgesetzt werden, muss das Thema Nachhaltigkeit einen zentralen Punkt in der Unternehmenskultur einnehmen. Bei ökologisch wirtschaftenden Unternehmen mit eigenen Lagerkapazitäten sollte dies selbstverständlich und leicht umsetzbar sein. Bei der Nutzung externer Logistikdienstleister, müssten die eigenen Ziele in den Forderungskatalog mit aufgenommen und dem Anbieter gegenüber durchgesetzt werden. Denn erst mit Verwirklichung einer nachhaltigen Supply Chain samt einer grünen Intralogistik hat das umweltschonend operierende Unternehmen einen ganzheitlich ökologischen Ansatz.

 

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