Veröffentlicht am: 25. Juni 2025 / Update vom: 25. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
NATO-Gipfel in Den Haag | „Europe is going to pay“: Trump blamiert NATO-Chef mit privater SMS – Was kann heute noch passieren? – Bild: Xpert.Digital
NATO-Gipfel 2025: Wie Trump die europäischen Verbündeten in die Enge treibt
Den Haag unter Spannung: Trump fordert mehr Geld von europäischen NATO-Partnern
Der NATO-Gipfel in Den Haag am 24. und 25. Juni 2025 steht vollständig im Zeichen von US-Präsident Donald Trump und seinem Druck auf die europäischen Verbündeten. Der Gipfel wurde strategisch geplant, um Trump zu hofieren und größere Konflikte zu vermeiden, während er gleichzeitig seine zentralen Forderungen durchsetzte.
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Verkürzte Agenda und maßgeschneiderte Diplomatie
NATO-Generalsekretär Mark Rutte gestaltete den Gipfel bewusst als „Donald-Trump-Gipfel”, um den US-Präsidenten bei Laune zu halten. Die Agenda wurde auf das Minimum reduziert: nur eine einzige Arbeitssitzung von zweieinhalb Stunden am Mittwoch, während normalerweise NATO-Gipfel deutlich länger dauern. Diese Verkürzung sollte verhindern, dass Trump – wie beim letzten G7-Treffen – frühzeitig abreist.
Trump erhielt während des Gipfels eine königliche Behandlung, indem er als Gast des niederländischen Königspaares im Schloss Huis ten Bosch übernachtete, wo bereits die britische Königin Elizabeth II. und Bill Clinton logiert hatten. Das Abendessen beim niederländischen König am Dienstagabend war ebenfalls Teil der Strategie, Trump zu umschmeicheln.
Das 5-Prozent-Ziel als Trumps Haupterfolg
Der zentrale Punkt des Gipfels war die Einigung auf eine massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben von bisher zwei auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2035. Dabei sollen mindestens 3,5 Prozent für klassische Militärausgaben verwendet werden, während 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur wie panzertaugliche Brücken, Bahnstrecken und Häfen angerechnet werden können.
Trump hatte bereits vor dem Gipfel klargestellt, dass dieses neue Ausgabenziel nicht für die USA gelten solle, die bereits 3,5 Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben. „Ich denke, sie sollten das machen. Ich denke nicht, dass wir das sollten”, sagte Trump und begründete dies damit, dass Washington „fast 100 Prozent der Kosten getragen” habe.
Spanien als Störfaktor und Trumps Kritik
Ein besonderer Streitpunkt entwickelte sich um Spanien, dessen Ministerpräsident Pedro Sánchez das 5-Prozent-Ziel als „unzumutbar” und mit dem Sozialstaat unvereinbar bezeichnete. Trump kritisierte Spanien scharf und bezeichnete dessen Haltung als „unfair” gegenüber den anderen NATO-Partnern. Auf seinem Flug nach Den Haag postete Trump auf Truth Social eine Grafik der Verteidigungsausgaben, in der Spanien ganz unten rangierte.
Letztendlich konnte eine Lösung gefunden werden: NATO-Generalsekretär Rutte sicherte Spanien schriftlich zu, dass das Land das 5-Prozent-Ziel nicht erreichen müsse, wenn es die geforderten militärischen Fähigkeiten auch mit weniger Geld bereitstellen könne. Zudem wurde für 2029 eine Überprüfung der Zielvorgabe vereinbart.
Veröffentlichung privater SMS und Selbstinszenierung
Besonders bemerkenswert war Trumps Veröffentlichung einer privaten SMS von NATO-Generalsekretär Rutte auf Truth Social. In der Nachricht schrieb Rutte: „Donald, du hast uns wirklich zu einem sehr, sehr wichtigen Moment für Amerika, Europa und die Welt gebracht. Du wirst erreichen, was jahrzehntelang KEIN US-Präsident geschafft hat”. Die SMS endete mit den Worten in Großbuchstaben: „Europe is going to pay in a BIG way, as they should, and it will be your win”.
Diese Veröffentlichung unterstrich Trumps Machtposition und zeigte, wie die NATO-Führung bereit war, ihn öffentlich zu hofieren, um seine Unterstützung für das Bündnis zu sichern.
Zweifel an Artikel 5 und NATO-Verpflichtung
Trotz aller Bemühungen um Appeasement säte Trump weiterhin Zweifel an der amerikanischen Verpflichtung zur Beistandsklausel des NATO-Vertrags. Auf seinem Flug nach Den Haag stellte er infrage, ob er sich an Artikel 5 gebunden fühle, und sagte: „Es hängt davon ab, wie man Artikel 5 definiert”. Diese Äußerungen verstärkten die Unsicherheit darüber, wie stark die USA der NATO wirklich verpflichtet bleiben.
Ukraine an den Rand gedrängt
Ein weiterer Aspekt von Trumps Druckausübung war die Marginalisierung der Ukraine. Anders als bei früheren NATO-Gipfeln spielte die Ukraine nur noch eine Nebenrolle. Auf Trumps Druck hin verzichtete die Abschlusserklärung auf jegliche Beitrittszusagen für die Ukraine, und neue Waffenlieferungen oder finanzielle Zusagen wurden nicht beschlossen. Der ukrainische Präsident Selenskyj war zu den eigentlichen Arbeitssitzungen am Mittwoch nicht eingeladen.
Erfolgreiche Machtdemonstration
Letztendlich kann der Gipfel als erfolgreiche Machtdemonstration Trumps betrachtet werden. Er erreichte sein Hauptziel – die Erhöhung der europäischen Verteidigungsausgaben – während er gleichzeitig die NATO-Partner zwang, sich seinem Willen zu beugen. Die „große Trump-Appeasement-Show” in Den Haag zeigte deutlich, dass die europäischen Verbündeten bereit waren, erhebliche Zugeständnisse zu machen, um die USA im Bündnis zu halten.
Der Gipfel markierte einen Wendepunkt in der NATO-Geschichte, bei dem die traditionelle Partnerschaft durch ein Verhältnis ersetzt wurde, in dem Trump die Bedingungen diktierte und die Europäer sich diesen unterwarfen, um die amerikanische Sicherheitsgarantie nicht zu verlieren.
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